Die Freiheit der Rhapsodie und das Wesen der Nationen - Liszt, Enescu, Ravel, Gershwin
Es bedarf der
freien Form, um das Wesen der Völker einzufangen, um diesem künstlerisch Ausdruck
zu verleihen - über Musik.
Unübertroffen - Liszt:
Seine „ungarischen“ Rhapsodien“ - tief,
wie ein Gebet!
Die Komposition erschüttert[1]
nicht nur Ungarn!
Nicht zufällig
bestimmen nationale Eigenheiten diese Form, erhöhte charakteristische
Wesenszüge, die oft der Volksmusik entstammen
und tief im Volk verwurzelt sind. Die Wiedererkennung und die Identifikation
mit dem Volkston ergeben sich
intuitiv - sind gefühlt im eigenen Volk - doch auch von anderen wird das
Typische bald ausgemacht und begeistert aufgenommen.
So rezipierte ich
- zwischen den Völkern aufgewachsen - Jahre hindurch diverse große Tondichtungen in freier Form -
die „ungarischen“ Rhapsodien von Franz Liszt,
dann, angelehnt an den großen Ungar und Weltbürger, George Enescus „rumänische“ Rhapsodien,
ebenso die „spanische“
Rhapsodie des Franzosen Maurice Ravel, jene
„Rapsodie espagnole“, die baskisches Liedgut in sich aufnimmt.
Volksmusik wird
zu Kunstmusik veredelt - in jeder dieser Rhapsodien!
Noch deutlicher
erfolgt dieser - nahezu alchemistisch anmutende - Verschmelzungsprozess in der motivisch
vielschichtigen „Rhapsodie in Blue“
des George Gershwin, die spezifische
Eigenheiten dreier Kontinent in sich aufnimmt und Afrikanisches, Amerikanisches
und Europäisches harmonisch miteinander versöhnt - im symphonischen
Zusammenklag.
Was den Völkern
eigen ist, wurde von großen Söhnen aus dem Volk in Musik gesetzt und der Welt
verkündet.
Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert schrieben keine Rhapsodien, aber sie
wiesen den Weg dorthin.
Die Rhapsodie - eine
emanzipierte, noch freiere[2] Antwort der
neuen Zeit auf die Strenge der - an sich schon freien, motivisch-ideell
richtungweisenden - Symphonie?
[1]
Zufall oder höhere Fügung? Gerade jetzt, am 23. März 2018, kurz vor zehn Uhr,
erklingt - melancholisch-heiter - im Bayerischen Rundfunk eben diese -
ergreifende Musik! (Zweite ungarische Rhapsodie von Franz Liszt.)
[2] Der fünfte Satz meiner „Symphonie der
Freiheit“ in Prosa, 2008, trägt die Überschrift „Rhapsodie … in Moll“.
Vgl. dazu
den Internet-Auszug des seit Jahren vergriffenen Werkes unter:
Vgl. dazu
auch das Nachwort zur „Symphonie der Freiheit“:
Publiziert
im zweiten Band des Werkes: Allein in der Revolte“, 2013, bzw. im Internet
unter:
„Der Rhapsodische Block verweist noch
einmal auf die Priorität der freien Form des Dionysischen vor der Begrenztheit
des apollinischen Systems.“
Copyright: Carl Gibson 2018.
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