Mittwoch, 26. Juli 2023

Nachdenkliches und Material zur Thematik Herta Müller aus aktuellem Anlass: Gezielt „totgeschwiegen“? 15 Bücher aus der Feder Carl Gibsons wurden in der landsmannschaftlichen Presse der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen nicht rezipiert, ignoriert, ausgegrenzt, obwohl diese Bücher - des aus dem Banat stammenden Literaten, Historikers und Zeitzeugen - sich auf deutsche Identität und auf die Aufarbeitung der kommunistischen Geschichte Rumäniens beziehen

https://carl-gibson-essays.blogspot.com/2015/02/die-so-genannte-herta-muller-forschung.html?m=0

 

 

 

Gezielt „totgeschwiegen“? 

15 Bücher aus der Feder Carl Gibsons wurden in der landsmannschaftlichen Presse der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen nicht rezipiert, 

ignoriert, 

ausgegrenzt, obwohl diese Bücher - des aus dem Banat stammenden Literaten, Historikers und Zeitzeugen - sich auf deutsche Identität und auf die Aufarbeitung der kommunistischen Geschichte Rumäniens beziehen

Weshalb ist das so? Und muss das so sein?

Vom fernen England aus, kündet der Blinde aus Durham, den mit dem Hund von Baskerville vielleicht das Heulen verbindet, gleich den wilden Wölfen im Wald bei Mondschein, aber auch im Internet bei Tag, Carl Gibsons Werke werden von den Landsleuten – und damit meint er Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen – abgelehnt, weil sie nicht gut sind, nichts taugen; und er als Person und Autor ebenso!

Wie der Seher Tiresias manche Entwicklungen sah und drohendes Unheil, anderes aber auch nicht sah, weil die Götter ihm das Schauen versagten, so ist es auch mit der tieferen Wesensschau des Blinden aus Durham, der wohl von den anderen Göttern geschlagen wurde, um das nicht zu sehen, was ist und um dann, über das – vor seinen Studenten im alten England - zu reden und im Internet zu schreiben, was er nicht bei Carl Gibson gelesen hat.

Also weissagt der Blinde aus Durham wie einst Nostradamus oder der bayerische Seher Irlmaier[1], der in gewissen Kreisen gerade Hochkonjunktur hat, macht aus dem „Aufklärer“ Carl Gibson einen Verschwörungstheoretiker und belehrt die erst recht staunenden Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen, dass die 15 Bücher dieses Autors, der an andere Stelle und wahrscheinlich aus rechten Kreisen zu „faulen Zigeuner“ erklärt wird, Makulatur sind, nicht wert sind, gelesen, gar wissenschaftlich rezipiert zu werden!

Und doch versucht er selbst darüber zu schreiben! Wenn auch negativ! Aber auch das ist mehr als nichts!

Die armen Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen!

Woher sollen sie wissen, was in den 15 Büchern des Carl Gibson steht, wenn ihre eigenen Presseorgane ihnen verschweigen, dass es diese Bücher überhaupt gibt?

Manchmal fehlt der „lokale Bezug[2]“, wie mir die Journalisten in Tauberbischofsheim erklärten, als ich ihnen, frisch von Bad Mergentheim, hierhergezogen, die drei letzten Politik-Bücher vorlegte, die ich vor meiner schweren Erkrankung publiziert hatte, (Leben ohne Würde, Rufe in der Wüste, Endzeit, alle im Jahr 2018 erschienen) – und das Buch über Heines Atta Troll noch dazu!

Was hat Heinrich Heine mit Tauberbischofsheim zu tun?

Natürlich nichts!

Ergo muss die FN (Fränkische Nachrichten) vor Ort auch nichts über ein Buch mit dieser Materie berichten!

Und was dieser Carl Gibson aus dem fernen Bad Mergentheim (ganze 20 Kilometer tauberaufwärts) politisch zu sagen hat, interessiert hier sowieso keinen!

Ähnlich dachten sicher auch die Akteure der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen, als es, lange nach meiner Ankunft im Westen (1979), über die nichts berichtet wurde, obwohl ich aus dem antikommunistischen Widerstand kam, mit meinen Publikationen losging.

„Lenau“, ein Buch, das um die Welt ging, wurde seinerzeit 1989, in der „Banater Post“ ignoriert.

In den USA schrieb man darüber (1994, Herz) ausführlich, in Frankreich, (1992, Jean-Pierre Hammer, in Études Germaniques), Fachzeitzeitschriften Österreichs und Deutschlands, nicht aber bei den Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen, denn:

was hat Lenau mit Banat zu tun?

Was hat Lenau, der auf Eminescu wirkte und diesen beeinflusste, mit Rumänien zu tun?

Die Liste meiner Buch-Publikationen[3] – über mein in beiden Blättern bis zu einem gewissen Grad rezipierten Testimonium hinaus – ist lang! Die Werke sehr speziell!? Wer will die teuren Bücher kaufen? Vor allem: Wer soll das alles lesen?

Der Blinde aus Durham vielleicht, der Bursche, der über Dinge redet und schreibt, die er weder wissenschaftlich rezipierte, noch das Wenige, was er überflog, verstanden hat?

Oder Leporello?

Wen interessiert ein Werk über Einsamkeit, das in der Französischen Nationalbibliothek steht, das seit Jahren vergriffen ist, ausverkauft hauptsächlich im Deutschland der Einsamen nach Lenau und Nietzsche, das aber in Rumänien keiner kennt, obwohl schon der große Ovid in Tomi am Pontus sehr einsam war?

Was ist nicht weiß, macht mich nicht heiß!

Von Carl Gibson weiß ich nichts, also ist dieser Carl Gibson, der angeblich einige Bücher geschrieben hat, auch kein bekannter, kein wichtiger Autor!

Das, was er aussagt, kann also nicht bedeutend sein, auch wenn ich nicht beurteilen, wie er es aussagt.

So etwa denken und argumentieren einige aus dem Gros der Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen, wenn der Name des „faulen Zigeuners“ dann irgendwann doch noch fällt.

Kurz, Carl Gibson, der sich sowieso nur aufbläht, ist auch als Geist unwichtig!

Doch es gibt da auch nur ein paar andere, Fans natürlich, die meinen, diesem Carl Gibson könne keiner aus Rumänien in Deutschland intellektuell das Wasser reichen!

Ist das so?

Im Boxsport lässt sich das überprüfen, denn dort entscheidet die Faust, die Schlagkraft, nicht die geistige Potenz! Auch auf der Rennstrecke gibt es Auslese-Kriterien und ein Trabbi kann kein Formel -1-Rennen gewinnen wie die literarische Analphabetin Herta Müller den Nobelpreis! Und sogar im Fußball, wo nicht nur Individuen, sondern ganze Nationen gegeneinander antreten und sich messen, gibt es Regeln

Sollen nun die Vielen, die mit Kultur, Literatur und Denken nicht viel am Hut, haben, nun über den wahren Wert der „Aristokraten des Geistes“ entscheiden?

Oder sollen sie sich doch lieber dem Urteil eines Blinden anvertrauen, der ihnen etwas von der Sonne erzählt, weil ihre Medien es versäumt haben, rechtzeitig über den Fortgang der Dinge zu berichten?

Die Schuldigen an diesen Missständen sitzen jedoch nicht immer in den Redaktionstuben der Zeitungen, der „Banater Post“ oder der „Siebenbürgischen Zeitung“, die gerne berichten würden, wenn nur dürften!

Ehrenhafte Journalisten wurden zurückgepfiffen[4] von den Chefs der Landsmannschaften – sowohl bei den Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen, weil die noch höhere Politik aus CDU und CSU, der man dient und vorn der man abhängig ist, nicht wollte, dass über diesen Querulanten Carl Gibson berichtet wird, schon gar nicht über das, was er in seinen 6 Büchern gegen Herta Müller aussagt, gegen die Vorzeige-Ikone des deutschen Staates, die kein rechtes Deutsch spricht noch schreibt, der man aber trotzdem einen Nobelpreis zugeschanzt hat!

Auch sollen Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen nicht wissen, was er in vier Büchern gegen Merkel schreibt, gegen Trump, gegen moralischen Zerfall, gegen Heuchelei, gegen Pseudo-Werte und Dekadenz, gegen den demokratischen Niedergang und mehr.

Also schweigt man ihn tot – mit allem, was er geschrieben hat, über Lenau, über Heine, über Einsamkeit, über sich, seinen Kampf und seine – allzu menschlichen – Mitmenschen in einer Zeit, die so ist, wie sie eben ist.



[2] Vgl. dazu meinen Beitrag. Da die FN oft und viel und Gutes über mich berichtet hat, wollte ich mit dieser kleinkarierten Provinzposse, die die gesamte Zeitung diskreditiert hätte, nicht an die Öffentlichkeit gehen.

[3] Die genauen Buchtitel nach der „Symphonie“ in zwei Bänden findet man in der Deutschen Nationalbibliothek:

hier, unter:

https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&query=111591457

 

[4] Darauf wies ich schon vor Jahren hin, was in meinen Büchern auch nachzulesen ist. So funktioniert die Demokratie in Deutschland.

 

 

Viel Feind, viel Ehr‘! 

Carl Gibson am Pranger 

Oder 

Der Aufklärer im Fadenkreuz der Dunkelmänner - 

Anfeindungen gegen den Dissidenten aus Bukarest (seitens der Ceausescu-Regierung seit 1980/81), 

aus der „Literaturwissenschaft“ (ab 1989) sowie aus dem Herta -Müller -Netzwerk (ab 2008). 

Über die Rolle der Landsmannschaften der Banater Schwaben und der Siebenbürger Sachsen sowie des IKGS und der Medien beim Ausgrenzen, Stigmatisieren und Totschweigen des unliebsamen Buchautors der kritischen Sorte - mit dem Plazet der deutschen Politik!

 

 



Seit 43 Jahren, also seit meiner Ausreise aus Temeschburg im rumänischen Banat nach Deutschland im Oktober 1979, tobt ein politischer Kampf gegen mich, denn ich kam – unmittelbar aus dem kommunistischen Gefängnis – als Bürgerrechtler, der weiter für menschen- und Bürgerrechte in der Ceausescu-Dikatur eintrat, ein Kampf, aus dem seit dem Jahr 2008 mehr und mehr eine Verschwörung wurde, denn die Akteure der vielfältigen Aktionen gegen mich, meine früheren taten und geistig-schriftstellerischen Werke wurden zunehmen unbekannter. Diese ehrenwerte Leute, die heute noch am werk sind und deren Schmutzkampagne in einem im Februar 2023 an mich abgeschickten „Schmähbrief“ rassistischer Art mit diversen Gewaltandrohungen eine späten Gipfelpunkt erreichte – und das ohne auf meine schwere Krebserkrankung im Jahr 2019 – verstecken sich in der Anonymität, werfen von dort aus mit Dreck, um mir persönlich psychisch wie physisch zu schaden und um auf diese weise den genesenden, der sich immer noch gegen Verunglimpfungen zur Wehr setzt, vom schrieben und vom Publizieren anzuhalten.

Der Kampf meiner politisch-weltanschaulichen Gegner begann gleich nach meiner Einreise als politischer Kampf. Die Kommunisten Ceausescus, die ich vom freien Westen aus weiterhin bekämpfte, wehrten sich auf ihre Weise, nachdem ich die – angeblich das Image Rumäniens schädigenden - RFE-Interviews im November 1979 gegeben und die Klage der CMT über die ILO der UNO als SLOMR-Sprecher im westen auf den Weg gebracht hatte, wohlgemerkt unter Lebensgefahr; die Regierung des roten Diktators stellte international ihre Sicht der Dinge dar, wobei die Existenz von SLOMR, der ersten freien Gewerkschaft in Osteuropa mehr als ein Jahr vor „Solidarnosc“ in Polen, geleugnet wurde und meine Rolle als Begründer von SLOMR-Temeschburg ebenso.

Die Fronten waren klar. Die Positionen ebenso.

Als man dann im Jahr 1089 eine Rezensentin auf mein weltweit gestreutes Werk „Lenau“ ansetzte, de facto auf meine „Dissertation“ vor der formalen Promotion in Würzburg, wo ich dozierte, um einen “Verriss „ zu fabrizieren, ein Machwerk der boshaften Art, das bald durch richtige Besprechungen der positiven Art abgelöst wurde, das  mich aber die Dozentur und mögliche Laufbahn als Literaturwissenschaftler kosten sollte, war mir der Name diese „Wadenbeißers aus Graz“ der schäbigen Art, auch noch zugänglich.

Das änderte sich jedoch nach der Publikation meines politischen Testimoniums „Symphonie der Freiheit“, als ganze Heerscharen von kommunistischen Kanalratten und Schmeißfliegen aus dem Obskuren heraus über mich herfielen, um mein Werk zu „zerreißen“, mich und alles, was mit mir zusammenhing, zu beschmutzen, aus der Verborgenheit heraus, hinter Masken versteckt.

Vieles davon ist auch heute noch nachzulesen auf der Diskussionsplattform der „Siebenbürgischen Zeitung“ in den Jahren 2008/ 2009 und bald, 2010, auf Jakob Augstein „Freitag“ in Berlin, dessen linke Community ich mit meinen differenzierten Beiträgen so lange aufmischte, bis ich dort unter einem grotesken Vorwand gestoppt und gesperrt wurde.

Regulär berichtete die „Siebenbürgische Zeitung“ über mich, meine Publikationen und meine Dissidenz bis ins Jahr 2013.

Dann war Schluss.

Über die 12 Bücher, die ich seitdem veröffentlichte, hat die „Siebenbürgische Zeitung“ nicht mehr berichtet, wahrscheinlich, weil sie nicht mehr berichten durfte.

Die Redakteure wurden zurückgepfiffen, von dem Chef der Landsmannschaft Fabritius, einem Anwalt auf der CSU-Liste, der ein Mandat erringen wollte?

Also wurde es still um mich in jener Zeitung. Und die Landmannschaft der Banater Schwaben zog gleich, stoppte ebenso die Berichterstattung über mich.

Beide Landsmannschaften, ergeben Diener der CDU und der CSU, hatten sich wohl in der Causa Herta Müller mit der hohen Politik arrangiert, wobei Carl Gibson, der kritische Autor, zum Kollateralschaden wurde, zum gezielt Ausgegrenzten und somit zu einem Zustand, der nunmehr schon seit mehr als 10 Jahren anhält.

Was in den 12 Büchern des Carl Gibson steht, sollten – über die vertrauten Presseorgane – weder die Banater Schwaben etwas erfahren, noch die Siebenbürger Sachsen.

Das IKGS, das ja der Wissenschaft verpflichtet sein will, hat sich dem politischen Druck ebenso gebeugt und den Zwängen der Politik nachgeben, auf der Seite der Etalierten und Regierenden bleibend, wobei alles, was mit Wahrheit zu tun, hat auf der Strecke blieb[1].

Von Ceausescu kommend, machten sie in Deutschland so weiter, wie man es ihnen in der rumänischen Diktatur beigebracht hatte: Capul aplecat sabia nu- l taie!

Das gebeugte Haupt bleibt vom Schwert verschont!

Eine byzantinische Weisheit aus den Türkenkriegen, die Walachen und Moldauer 200 Jahre am Leben gehalten hatte, unterwürfig überlebend.

Das haben wir heute in Deutschland, wo ein ganzes Volk kuscht, sich duckt und mit der Lüge lebt, mit ganz großen Lügen und Täuschungsmanövern in vielen Formen, die gelegentlich durchschaut und vielleicht die Aufrechten doch noch auf die Barrikaden treiben werden.

Im Land Eichen und der Linden, wird niemals sich ein Brutus finden, klagte Heine! Oder doch?



[1] Darüber und noch über viel mehr, schrieb ich in den 12 Büchern nach meiner Aussperrung aus der deutschen Öffentlichkeit, Werke, die nicht nur der Blinde aus Durham nicht rezipiert hat.

 

Bei dem Blinden aus Durham, der eben schreibt wie ein Blinder sieht, ist indirekt zu lesen, mein Werk werde von den Landsleuten nicht akzeptiert, weil es schlecht sei, langweilig, ausschweifend! Die Symphonie der Freit ist nun einmal kein kurzweiligen Wildwestroman und auch keine obszöne Kurzgeschichte á la Herta Müller mit „Ilije muss scheißen.“

Was der Blinde aus Durham meinen Landsleutenn und den Siebenbürgern, wo ich auch immer Freunde hatte, nicht sagt, ist die Tatsache, dass die Carl Gibson – nicht nur nach eigener Einschätzung“ mundtotgemacht wurde (has been silenced!), sondern „an sich“ aus der Diskussion genommen wurde, weil die Politik es so wollte – und weil alle sich fügten!

 

Vgl. auch:

 

 

Eine  Rezension über  

Carl Gibsons:  

„Allein in der Revolte. Eine Jugend im Banat. Aufzeichnungen eines Andersdenkenden –Selbst erlebte Geschichte und Geschichten aus dem Securitate-Staat!", 

die von Dieter Michelbach  für die „Banater Post“  geschrieben, 

aber dort nicht gedruckt wurde! 

Weshalb?

 

 

Dieter Michelbach: 

 

Rezension von:

 

Carl Gibson: „Allein in der Revolte. Eine Jugend im Banat. Aufzeichnungen eines Andersdenkenden –Selbst erlebte Geschichte und Geschichten aus dem Securitate-Staat“, 

Gast-Beitrag


Allein in der Revolte – Memoiren eines Andersdenkenden im Securitate-Staat

Von Dieter Michelbach

Der zweite Band der Autobiographie des im Banater Sackelhausen aufgewachsenen Carl Gibson (*1959) trägt den Titel „Allein in der Revolte“.

Ebenso wie im ersten Teil „Symphonie der Freiheit“ politisiert und polarisiert der in Bad Mergentheim u.a. als Journalist und Schriftsteller tätige Gibson mit seinen Erfahrungen als Bürgerrechtler und Gewerkschaftsgründer („Freie Gewerkschaft rumänischer Werktätiger“ – in rumänischer Sprache „Sindicatul liber al oamenilor muncii din Romania“, abgekürzt: SLOMR) in seinem zweiten Memoiren-Band die Lebenssituation im kommunistischen Ceausescu-Rumänien verpackt als zeitspezifische Kultur- und Gesellschaftskritik.

„Mit den Verbrechen des braunen Diktators hatte ich genau so wenig zu tun wie die kommunistischen Utopisten meines Umfelds mit den Gräueln des roten aus dem Kreml. Statt meine Energien gegen die eigene Identität’ einzusetzen, konzentrierte ich mich auf die Bekämpfung der kommunistischen Ideologie und Gesellschaft, die mir in ihrem Wesen heuchlerisch und vielfach verlogen erschien.“ 
 Gibson beschreibt in seinen Aufzeichnungen seine Entwicklung als Kritiker der „kommunistisch-atheistischen Weltanschauung“ im Gegensatz zu seinem Sackelhausener Freund und Gesprächspartner Gerhard Ortinau, den er „als modern abstrakte[n], avantgardistische[n] Lyriker mit eindeutig linker Gesinnung, als  „Marxisten“, geistig den rebellierenden Achtundsechzigern in der Bundesrepublik verbunden“ charakterisiert. Gibson registriert: „Das 68ger-Modell mit „Macht kaputt, was euch kaputtmacht“, wurde von jener kleinen ,Elite’ auch im Banat nachvollzogen, nur in Absetzung von der konservativen Mehrheit der Donauschwaben und in eklatanter Verkennung deswahren Feindes.

Gibson kritisiert – wie er sie nennt – insbesondere die „Mitläufer, Systemprofiteure und Opportunisten“ und fährt unter dieser Überschrift fort: „Der tatsächliche Feind, das mussten sie alle viel später [...] anerkennen, selbst Genosse Richard Wagner und Herta Müller, lauerte nicht in den deutschen Gassen des Banater Dorfes, nicht in den Hütten der entrechteten und stigmatisierten, sondern in den morbiden Palästen der Kommunisten in der Großstadt. [...] Viele „Genossen’ glaubten noch lange an das Eiapopeia aus dem Bolschewikenhimmel und sie hofften noch lange darauf, obwohl die Wüste wuchs – mit Gulag und KZ vor der Haustür.“
Gibson bekennt: „Für mich war und blieb die „Kommunistische Partei Rumäniens’ unter der Führung von Präsident Ceausescu von Anfang an ein ,rotes Tuch’, weil sie ein totalitäres Machtinstrument war. Trotzdem wurde die RKP noch im Herbst 1984, als das bitter verarmte Land vor dem ökonomischen Exitus stand, von der angehenden Schriftstellerin Herta Müller, von ihrem damaligen Gatten Richard Wagner und anderen aus der ehemaligen Aktionsgruppe als legitime ,Führungskraft im Staat’ anerkannt. [...]
Das wird heute unter den Tisch gekehrt. Und wer es hervor holt, dem droht man mit Anwälten und Gericht oder rückt ihn in die Nähe von ,Securitate-'Machenschaften, obwohl bekannt ist, dass andere mit dem Einsatz ihres Lebens den Unrechtstaat bekämpften und im Gefängnis litten, statt privilegiert in den Westen zu reisen wie Müller und Wagner, sogar dann noch, 1985, als ihr großer Mentor und KP-Mann sich ,abgesetzt’ hatte.“

Gibson, der selbst als politischer Häftling in Rumänien eingesperrt war, stellt sich die Frage zur Aufarbeitung einiger Akteure aus jener Zeit: „Weshalb schwiegen einige, während andere aus den linken Reihen in eine ,neue Identität’ schlüpften und sogar noch Karriere als ,Widerständler’ machten?“

Gibson schlussfolgert: „Im Gegensatz zu Gerhard [Ortinau] blieben andere überzeugte Marxisten aus der Aktionsgruppe Banat und dem ,Adam-Müller-Guttenbrunn-Kreis’der rumänischen Kommunistischen Partei treu [...] unter ihnen Genosse Richard Wagner, Poet, ideologischer Vordenker und Literaturmanager, ferner Dramaturg Johann Lippet sowie Kulturredakteur und AMG-Kreis-Sekretär Horst Samson.
Noch im Jahr 1984, nach der Flucht von Übervater und Mentor Nikolaus Berwangers in die Bundesrepublik, standen sie zur Partei – in “loyaler Kritik’ zwar, [...] doch ohne sie als solche, sprich als autoritäre, ja totalitäre Machtstruktur infrage zu stellen.“

Gibson benennt – aus seiner Perspektive namentlich folgende „Akteure“ 

„Zusammen mit Herta Müller hatten sie der RK Partei schließlich einiges zu verdanken: Ihr Werdegang als Dichter war von den Kommunisten gutgeheißen und gefördert worden. Wagner, Müller und Samson hatten jeweils den Förderpreis der Jungkommunisten (UTC) erhalten; darüber hinaus auch noch den Debütpreis des kommunistisch ausgerichteten, linientreuen Rumänischen Schriftstellerverbandes, den weder Wagner noch Müller verschmähten. Herta Müller wurde von den Kommunisten gerade für ,Niederungen’ ausgezeichnet, also für ihre Totenrede auf die Wertewelt des deutschen Banats. Die stark stilisierten Lebensläufe von heute – gerade die unvollständige Vita von Herta Müller – verschweigen gerne jenes Mitläufertum von vorgestern.“
Gibsons Schlussfolgerung zu dieser Situation setzt sich wie folgt zusammen:
„,Die Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei! Das war doch nicht so schlimm!’ so argumentieren die Akteure heute – und einige blauäugige Literaturwissenschaftler, darunter auch Karrieristen mit dem Segen der Partei, pflichten ihnen noch bei. Unbequemes und Unpassendes wird einfach ignoriert [...]. Wer spricht schon gern von fernen ,Jugendsünden’, von falschen Wegen und vom moralischen Versagen, wo doch auch der erhebende ,Widerstand’ betont werden kann – vor allem mit der unendlich oft gehörten, abgedroschenen und nichtssagenden Floskel Herta Müllers, die ,Zusammenarbeit mit dem rumänischen Geheimdienst ,Securitate’ verweigert’ zu haben.
Selbst mancher deutschstämmige Dozent, der die inneren Verhältnisse einer Diktatur gut kennt, der aber unter den Kommunisten am Sessel klebte und aus Angst vor der ,Securitate’ nicht gerade auf den vordersten Barrikaden kämpfte, entwickelt heute viel Verständnis für gesellschaftliches Duckmäusertum und politische Feigheit, ohne in den so zahlreich geführten Interviews entlarvende Fragen zu stellen [...] – und ohne zu bedenken, dass jeder, der die Schuldigen deckt, mitschuldig wird.
Politische Bücher über die Zeit der Diktatur in Rumänien, sollten womöglich ohne „weltanschaulichen Ballast’ geschrieben werden, weil es stört, dass die Pseudowiderstandskämpfer von gestern über ein Jahrzehnt hinweg mit den roten Wölfen heulten’.“

Diese teils sehr ausführlichen Zitate verdeutlichen Gibsons Gedankengänge zu diesem Thema, weitere zu anderen rumäniendeutschen Sujets schließen sich ihnen an. Leider sind im Buchtext auch einige Flüchtigkeitsfehler enthalten. Ein ausführliches Nachwort zur Entstehung dieser politisch gefärbten Erinnerungsliteratur Gibsons runden das Buch ab.


Carl Gibson: „Allein in der Revolte. Eine Jugend im Banat. Aufzeichnungen eines Andersdenkenden –Selbst erlebte Geschichte und Geschichten aus dem Securitate-Staat“, 
Röll Verlag, Dettelbach, 409 S., 39,90 Euro, ISBN 978-3-89754-430-7


Hinweis:

Dieter Michelbachs Buch-Besprechung - in ausgewählten Zitaten des 400-Seiten Opus über das Leben im Banat während der kommunistischen Diktatur - wurde dem Publikations-Organ der Banater Schwaben in Deutschland,  
„Banater Post“ 
 
im Oktober des Jahres 2013 vorgelegt.

Gedruckt wurde Michelbachs Rezension nicht.

Die Zeitung der Landmannschaft der Banater Schwaben in Deutschland 
„Banater Post“ 
berichtet inzwischen wohlwollend über Herta Müller, 
torpediert aber das realistische Schrifttum des 
Kommunismus-Opfers Carl Gibson!

Weshalb?

 Carl Gibson aktuell in der Presse





http://www.swp.de/bad_mergentheim/lokales/bad_mergentheim/Carl-Gibson-bezichtigt-Literatur-Nobelpreistraegerin-der-Luege-und-des-Plagiats;art5642,2725468




Werke von Carl Gibson: 
http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

Soeben erschienen:

Carl Gibson: 

Plagiat als Methode - Herta Müllers „konkreative“ Carl Gibson-Rezeption


Wo beginnt das literarische Plagiat? Zur Instrumentalisierung des Dissidenten-Testimoniums „Symphonie der Freiheit“ – 

Selbst-Apologie mit kritischen Argumenten, Daten und Fakten zur Kommunismus-Aufarbeitung 

sowie mit  kommentierten Securitate-Dokumenten zum politischen Widerstand in Rumänien während der Ceaușescu-Diktatur.


Rezeption - Inspiration - Plagiat!?






Herausgegeben vom Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa, Bad Mergentheim. Seit dem 18. Juli auf dem Buchmarkt.
399 Seiten.


Publikationen des
Instituts zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa,
Bad Mergentheim











Zur Geschichte des Kommunismus,
zu Totalitarismus
und zum Thema Menschenrechte





Copyright © Carl Gibson 2014

 

 

 

 

Herta Müller im Gespräch mit Stefan Sienerth, 1997. 

Brückenbauer im Dienst der Lüge. 

Auszug aus:   Carl Gibsons Fundamentalwerk:   Herta Müller im Labyrinth der Lügen:  „Wir ersäufen dich im Fluss“ –  Mythen, Märchen, Münchhausiaden im „authentischen“ Lebensbericht der deutschen Nobelpreisträgerin für Literatur! 


A.      1997 - Brückenbauer im Dienst der Lüge. 

Zur Zementierung von erfundenen Legenden im Namen der Wissenschaft und Aufklärung:  

Herta Müller im Gespräch mit Stefan Sienerth, 1997.

Lange bevor Herta Müller im ZEIT-Magazin im Juli 2009 ihre total entstellte, grob verfälschte „Autobiographie“ in Fratzen und Zerrbindern abliefern wird, erfuhr die Welt Details aus ihrer Kindheit, Jugend, dem Studium, der ersten Ehe und den Debütjahren als Schriftstellerin in dem Porträt:
 
„Diese Bilder tragen mir die Tage zu“
 
Das wohl bereits 1996 geführte und im Jahr darauf publizierte „Gespräch“[1] mit dem ausgewiesenen und besonders guten Kenner der rumäniendeutschen Materie Stefan Sienerth gehört wohl zu dem Besten und Aussagekräftigsten, was überhaupt in diesem Bereich von der Autorin selbst artikuliert wurde.
Auch wenn Sienerth, schwer beeindruckt von Herta Müllers Erfolg im Westen, vorsichtig, konziliant, ja überhöflich tolerant agiert und darauf verzichtet, nachzuhaken, wenn etwas nicht ganz plausibel klingt, werden in dem Dialog wesentliche Fragen und Aspekte angesprochen, etwa Motivationen, überhaupt zu schreiben oder Hassgründe, gegen den deutschen Wertekanon anzuschreiben
Im Gegensatz zu den - in dieser Sache nur oberflächlich informierten und nur marginal mit der Ostblock-Kultur beschäftigten - Journalisten des SPIEGEL oder der gutgläubigen Dora Fitzli aus der Schweiz, sitzt Herta Müller in diesem Fall ein „Experte“ gegenüber, der als langjähriger Philologe und Germanistik-Dozent an der Universität Klausenburg (Cluj) nicht nur die rumäniendeutsche Literatur der Gegenwart genau kennt, sondern auch persönliche Kontakte zu einzelnen Mitgliedern der so genannten Aktionsgruppe Banat und wohl zu allen namhaften Literaten aus Siebenbürgen unterhält, also ein „Insider“, von dem man aber auch erwarten darf, dass er – bei allem Respekt vor dem momentanen Ruhm einer einseitig Hochgeschaukelten – die Wahrheit nicht aus den Augen verliert!
Herta Müller kann ihm also – so scheint es - nichts vormachen!
Sie kann nur ihre Sicht der Entwicklungen schildern, für ihre – in der Regel ausgeschmückten, oft maßlos übertriebenen Darstellungen – in diesem Fall sogar recht nah an der Realität.[2]
Markant sind einzelne, bereits wertende und interpretierende Aussagen des Philologen – und zugleich mit der Aufarbeitung[3] der kommunistischen Vergangenheit in Rumänien von deutschem Boden aus betrauten - IKGS-Leiters, denen Herta Müller nicht widersprechen wird, weil sie in diesem Fall dem Insider und Connaisseur nicht widersprechen kann. Genaue, differenzierte und fundierte Kenntnisse der Fakten sowie der historischen Abläufe während des Stalinismus und der Ceauşescu-Diktatur in Rumänien lassen Gaukeleien – wie sie Herta Müller im SPIEGEL[4] auftischte und in der ZEIT noch ganz grob und unglaubwürdig auftischen wird – einfach nicht zu.
Künftige Biographen und kritische Herta Müller-Forscher sollten sich an Quellen dieser Art orientieren, statt blind den zufälligen, oft wirren Aussagen der Autorin an irgendeiner Stelle zu vertrauen.

a.       Das Faktum „Schikane“ steht im Widerspruch zu den nachträglich, ein Jahrzehnt danach, erfundenen Folter-Märchen Müllers in der „ZEIT“.

Was in diesem „Gespräch“ direkt oder auch indirekt von beiden Seiten formuliert wurde, steht oft im krassen Widerspruch zu Aussagen Herta Müllers, die an anderer Stelle vorgenommen werden, um den angeblichen „Widerstand“ gegen die Securitate oder die angebliche Opposition zu inszenieren und zu stilisieren.
So wie sie die - mit groben Lügen und Zerrbildern aller Art gespickteZEIT-Münchhausiade „Die Securitate ist noch im Dienst“, publiziert am 23. Juli 2009 und weltweit verbreitet, auch autorisierte, obwohl in dem Bericht die an sich volksverhetzende Zwischenüberschrift
„Die Verleumdung gehört zum Brauchtum der Banater Schwaben“
enthalten war, so autorisierte Herta Müller bestimmt auch den später in Buchform publizierten Text, trug also die dort artikulierten Aussagen beider Seiten voll mit – ohne zu widersprechen.
Das ist eminent wichtig, denn an anderer Stelle behauptet die Autorin, die es mit der Wahrheit und der Wissenschaftlichkeit nie ernst nahm, oft andere Dinge, nicht selten das Gegenteil, je nach Bedarf, je nach Lust und Laune!
Stefan Sienerth, der Herausgeber dieses - in der Tat sehr guten und nützlichen - Buches zur Materie, das dem noch nicht Eingeweihten einen differenzierten Einblick in die literarische Landschaft deutscher Zunge während der letzten Jahrzehnte im südosteuropäischen Raum bietet, ein Werk, das ich seinerzeit bald nach dem Erscheinen mit Lust rezipierte und später dann auch einsetzte, um Herta Müllers Gatten und Mann fürs Grobe, Richard Wagner die eigenen Worte wach zu rufen, kein Dissident gewesen zu sein, stellt fest:
 
„Anfang der achtziger Jahre vom rumänischen kommunistischen Repressionsapparat zunehmend schikaniert, reiste Herta Müller 1987 in die Bundesrepublik aus.“
 
Wie verhält sich diese Aussage, die Herta Müller unwidersprochen so stehen lässt, mit der Mord-Androhung der Securitate, 
 
„Es wird dir noch leidtun, wir ersäufen dich im Fluss“
 
die, laut ZEIT-Münchhausiade, bereits im Jahr 1979, also als ich im Gefängnis saß, erfolgt sein soll?
Sienerth weiß zum Zeitpunkt des Gesprächs (1996/97) wohl noch nicht, dass die Securitate eine „Beobachtungsakte“ Herta Karl (Müller) erst im Jahr 1983 eröffnete, da es die rumänische Gauck-Behörde CNSAS, deren Dokumente er später im Fall Oskar Pastior konsultierte[5], so noch nicht gab; Doch dem Forscher ist sehr bewusst, dass Herta Müller von vier Westreisen zurückkam, in Ceauşescus Kommunisten-Staat – und erst nach Richard Wagners Rückkehr aus der BRD im Jahr 1985 die endgültige Ausreise – Details weiter unten - ins Auge fasste.
Die in der ZEIT 2009 verkündete, unglaubwürdige Aussage:
 
„Es wird dir noch leidtun, wir ersäufen dich im Fluss“,
 
ist also reine Fiktion, eine nachträgliche „Erfindung“ aus falscher Eitelkeit heraus!
 
Es bleibt damit – auch im Jahr 1997 bei der kurz nach der Einreise 1987 im SPIEGEL formulierten - Aussage:
Herta Müller wurde im kommunistischen Rumänien „schikaniert“!
Eine vierfache Westreisende wurde „schikaniert“! Was auch immer man darunter verstehen will:
Das hier bestätigte Schikane-Niveau der Belästigung entspricht – wie oben erläutert - dem im SPIEGEL-Interview 1987 beschriebenen Zustand und dem – wie hier noch gezeigt wird – dem später, 2001, geführten Gespräch in der Schweiz.
Weshalb muss Herta Müller dann bis ins Jahr 2009 abwarten, um dann erst „Klartext“ zu reden und, um die angebliche Mord-Androhung in das Jahr 1979 zurück zu verlegen?
Vielleicht, weil die Bringschuld erst seit Carl Gibsons Anfrage[6] im Jahr 2006 besteht. Erst seit diesem Zeitpunkt sieht sich Herta Müller gezwungen, massiv aufzusatteln, schweres Geschütz aufzufahren und noch viel dicker aufzutragen.
Dass die - außer Rand und Band, enthemmt und irrational verfasste -Münchhausiade einmal kritisch überprüft und einzelne Aussagen mit früheren Interview-Positionen verglichen werden würden, daran denkt Herta Müller, die nie wissenschaftlich gearbeitet hat, nicht. Mit Auszeichnungen verwöhnt und in öffentlichen Ehrungen bestätigt, erwartet die Autorin, dass man ihr glaubt und alles so hinnimmt, wie sie es gerade darlegt!
Sienerth fasst weiter zusammen:
„Ihr Debütband „Niederungen“ – 1982 zunächst in Bukarest und zwei Jahre später in einer ergänzten Fassung in Berlin erschienen -, der stofflich in der Banater Dorfwelt angesiedelt ist und eine neue Sicht auf deren Realitäten bietet, wurde von der deutschen kritischen Öffentlichkeit als literarische Sensation gefeiert, nicht immer zur Freude eines beträchtlichen Teils ihrer banatschwäbischen Landsleute. In deren Lesart Herta Müllers Prosa eine Verunglimpfung ihrer Lebensform und Wertvorstellungen darstellte.“
Neben dem gewichtigen, hier mit exponierten Aspekt, dass es Herta Müller ist, die mit ihrer „neue(n) Sicht“ bestimmter „Realitäten“ über ihre Literatur den ersten Stein wirft, provoziert, um sich selbst auszugrenzen, hört man an dieser Stelle nichts von „Zensur“, Verstümmelung“, Manuskriptschmuggel und ähnlichen Ammenmärchen.
Bevor er in medias res geht, erwähnt der IKGS-Direktor, mit dem ich – rund um das Projekt „Symphonie der Freiheit“ in mehrjährigem E-Mail-Austausch stand, die „Werke“ der Skandalautorin und zitiert die - bis zu jenem Zeitpunkt vorliegenden - Titel, ohne jedoch die – aus meiner Sicht in keiner Weise legitimen, doch üblichen und allgemein akzeptierten – Gattungsbezeichnungen[7] „Essays“ und „Romane“ kritisch zu hinterfragen[8].

b.       Herta Müller zu ihrem „Erfolg“ und der „Kritik“ an ihrem Werk. Stehen selbstbegründeter Mythos und falsche Rücksichtnahme der Wahrheitsfindung entgegen? Zum Umgang der „Forschung“ mit einer „berühmten Schriftstellerin“!



Wie seinerzeit nur noch Paul Celan habe Herta Müller alle anderen Schriftsteller deutscher Zunge aus Rumänien hinter sich gelassen, stellt Sienerth fest. Mit viel kritischem Lob bedacht, erfreue sie sich eines hohen Bekanntheitsgrades, ja sie sei jetzt berühmt. Müller stimmt dem – fast bescheiden – zu:
Die Freude über Anerkennung, ein bißchen trag ich sie mir nach, ein paar Tage macht sie leicht, wie jede Freude es tut. Aber sie geht schnell.“
Aber sie wird sofort ergänzen:
„Viel länger bleibt die Verbitterung vor negativer Kritik. Ich werde ein schwerer Klumpen, tags vergeht mir der Hunger und nachts der Schlaf. Ich möchte unempfindlich sein an diesen Tagen und bin umso empfindlicher.“
Herta Müller kommt also mit der Kritik an ihrem „Werk“ nicht klar. Sie reagiert mimosenhaft, eitel, gekränkt, vergisst aber, dass sie selbst alles verursacht und berechtigte Kritik provoziert hat, vor allem, indem sie den ersten Stein warf und viele Unschuldige, einfache Menschen, die nichts mit Literatur im Sinn haben, beleidigte und in ihrem Sein verunsicherte.
Darüber hinaus – und davon weiß ich als einer ihrer zähesten Interpreten ein Lied zu singen – raubte auch ihr Tun und Agieren nicht nur ihren Kritikern den Schlaf.
Den Erfolg von „Niederungen“ in dem - damals von der Heimat-Welle getragenen – Deutschland, in krassem Gegensatz zur praktisch hundertprozentigen Ablehnung des Debütwerks im Banat, in der Region der Betroffenen, erklärt Müller mit vielen kleinen Zufällen:
„Was ich weiß, ist, daß man überrascht war, aus einer deutschen Enklave ein Buch mit einem kritischen Blick auf die eigene Herkunft zu lesen. Man hat es mir oft gesagt, daß man den kritischen Blick auf sich selbst von deutschen Minderheiten im Ausland nicht nur nicht gewohnt war, sondern ihn für ausgeschlossen hielt.“
Ohne Sinn für eine „deutsche Identität“, die kulturelle und existenzielle Selbsterhaltung bedeutete, begrüßten die linken Intellektuellen Deutschlands, die ewigen Gutmenschen, die „Mea-culpa-Haltung“ Herta Müllers, die der geistigen Haltung der Stalin-Verehrer ihres „geistig-literarischen“ Umfelds entsprach.
So dachten die Mitglieder jener Aktionistengruppe ohne Aktion, die allesamt Mitglieder der Kommunistischen Partei waren, während ich seinerzeit, diesen Positionen diametral entgegengesetzt, den Feind im kommunistischen Lager ausgemacht hatte, diesen politisch bekämpfte und auch erwartete, dass die Literaten deutscher Zunge diesen – nicht nur für die ethnische Selbsterhaltung - notwendigen Kampf mittragen, denn es war ein Kampf für allgemeine Menschenrechte in einer sich immer deutlicher anbahnenden Diktatur.
Die Linken aus der Aktionsgruppe wollten nicht nur, wie es damals hieß, die offiziellen Kommunisten auf der linken Spur überholen: Sie verkannten vollkommen den verbrecherischen Charakter der kommunistischen Diktatur, die einst „idealistisch“ gestartet war. Auch moderate Kommunisten wie Stefan Sienerth, der als Dozent Mitglied der einzigen Partei im Land Ceauşescus sein musste, trugen diese Politik mit, wenn auch nicht in der radikalen – nestbeschmutzenden – Art, wie sie von Herta Müller in „Niederungen“ praktiziert wurde.
Der bundesdesdeutsche Linke hat mit der Verhöhnung des Deutschtums über schmutzige, obszöne und besonders boshafte Literatur - „Meine Mutter ist ein vermummtes Weib“ – kein Problem.
Die unmittelbar Betroffenen aber hatten da große Probleme – und sie haben sie auch heute noch, weil ein Land, das sich für eine liberale, tolerante Demokratie hält, falsche Prinzipien auf den Thron hebt und prämiert, namentlich Hass und Hetze in der Form, wie sie vielfach und an vielen – von mir immer wieder exponierten Stellen – im „Werk“ Herta Müllers zu finden sind.
Wenn einige - auch heute noch marxistisch-leninistisch ausgerichtete - Intellektuelle in Deutschland, die nicht ganz zufällig an Schlüsselpositionen in großen Medien und Verlagen sitzen, auch noch mit Macht, Geld und Einfluss solche Unwerte fördern, dann spricht das eindeutig für die geistige Situation Deutschlands seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts, ist aber nicht deckungsgleich mit dem Denken und sittlichen Empfinden weiter Teile des deutschen Volkes.
Herta Müller bleibt ein Aushängeschild dieser Linken, die es inzwischen sogar schaffen, über geschickte Manöver und pragmatische Politik konservative Kreise und Parteien wie CDU und CSU zu unterwandern und zu korrumpieren.
Ohne Absicht und ohne es wirklich zu wollen, wird auch ein aufrichtiger Forscher und integrer[9] Charakter zum Handlanger und Vollstreckungsgehilfen fremder Interessen, eben, weil er Teil des Apparates ist, ein Rädchen im Getriebe, von dem erwartet wird, dass es funktioniert und – wie vorgegeben - seinen Dienst tut, in vorauseilendem Gehorsam[10]wie früher bei den Kommunisten.

c.        Zur Motivation Müllers, aus Rumänien endgültig auszureisen.


Etwas heuchlerisch und ohne kritische Akzente zu setzen, fragt Sienerth nach Herta Müllers Motivation, Rumänien endgültig zu verlassen, nachdem sie sich dort bei der deutschen Leserschaft vollkommen unbeliebt gemacht, ins Abseits geschrieben und sogar die böse Securitate (ab 1983) auf den Plan gerufen hatte.
„Inwiefern hat die Anerkennung Sie in ihrem Vorsatz bestätigt, hinfort betonter auf Konfrontationskurs mit dem rumänischen kommunistischen Regime zu gehen? Haben ihre Enttäuschung und Verbitterung über die desolate Lage im Land, dessen Perspektivlosigkeit unter Ceauşescu und nicht zuletzt die Reaktion, in der breiten banatschwäbischen Leserschaft ausgelöst hat, ihren Entschluss, Rumänien zu verlassen, auch beeinflußt?“
Was heißt hier „betonter auf Konfrontationskurs mit dem rumänischen kommunistischen Regime zu gehen?“
Wann und wo hat Herta Müller jemals vor ihrer Ausreise 1987 die Kommunisten kritisiert?
Genauso wie sie nie die deutsche Regierung kritisierte, so kritisierte die ewig angepasste Opportunistin auch nie die verbrecherische Politik der Kommunisten in Rumänien!
Kritiker landeten im Gefängnis! Meine Systemkritik ist belegt und findet sich in meiner Securitate-Opfer-Akte, eine Kritik, die ich im Alter von 17 und 18 Jahren öffentlich formulierte.
Herta Müller hat nach dem Verlassen Rumäniens mit Reisepass nur das „Feindbild“ verändert:
Aus der Hassgetriebenen und Hetzenden gegen das Deutsche in allen seinen Formen wurde - über Nacht - eine Kalte Kriegerin[11] gegen Ceauşescu, gegen einen dämonisierten „Diktator“ und gegen einen „verzerrt“ gestalteten Geheimdienst, gegen den „Dämon“ „Securitate“!
Herta Müller, zum Zeitpunkt des Gesprächs schon als Kalte Kriegerin etabliert, und in den „Romanen“ (!!!) „Herztier“ und „Heute wär ich mir lieber nicht begegnet“, fünf beziehungsweise sieben Jahre nach dem Fall des Kommunismus forciert aufgesetzt, ja zwangsinszeniert, wird nicht groß Ursachenforschung betreiben und tiefere Beweggründe für ihren Frontenwechsel nennen.
Dafür macht sie einige biographische Angaben, die ihren Werdegang und die Genese ihrer literarischen Produktion etwas transparenter machen; sie benennt Ausgangspunkte und Vorbilder, sagt aber auch Dinge, die im Widerspruch zu späteren Selbst-Stilisierungen stehen.

d.       Herta Müller schreibt Jugend-Gedichte und orientiert sich an der so genannten Aktionsgruppe Banat


„Ich schrieb Gedichte als Gymnasiastin, dann ließ ich es sein, sah darin nur eine Verführung aus dem Gelesenen, die zu meinem damaligen Alter gehörte“. (…) Ich schrieb nicht, als ich Studentin war. Ich heiratete einen Ingenieur, wollte ins Gewöhnliche, aber es gelang mir nicht.
Die Leute von der „Aktionsgruppe Banat“ hatten mehr und andere Bücher, als man sonst im Land bekam, sie gaben sie mir zum Lesen, stückweise, nacheinander, wie einer, der später dazukommt und etwas nachzuholen hat. Ich kriegte, wenn ich mit ihnen zusammen war, große Ohren vom Zuhören, und mit der Zeit auch eine leichtere Zunge beim Mitreden. Ich fühlte mich mit ihnen wie sonst nirgends in diesem Land. Ich dachte: Mit denen bist du genauso wie du sein willst.
Das Schreiben fing ich nach dem Studium wieder an, als mein Vater gestorben und ich Übersetzerin war in der Fabrik.“
Auf den Punkt gebracht bedeutet das:
Vor 1973 verfasst Herta Müller lyrische Texte[12]. Sie dichtet, wie andere Epigonen[13] auch.
In den Jahren 1973 – 1976, während des Studiums, also in einer Zeit, in welcher man sonst viel schreibt und geistig agiert, ist Herta Müller literarisch unproduktiv.
Intellektuell - und leider auch ideologisch - orientiert sie sich an den Vorgaben des Freundeskreises „Aktionsgruppe Banat“[14], die allesamt einseitige, orthodoxe Kommunisten sind – allen voran der Propagandist und Scharfmacher Richard Wagner – „hier ist alles in ordnung“ – Initiator der „Gruppe“.
Herta Müller wird mit diesem späteren „Mann fürs Grobe“ den Bund der Ehe eingehen (1982), lange nachdem ihr „erster Mann“, Herbert Karl, Rumänien verlassen hat (1979).
Politisch naiv und ein Leben lang ahistorisch ausgerichtet, wird Herta Müller in ideologischer Abhängigkeit verharren und das nachplappern, was ihr die Kommunisten vorkauten.
Aus diesem Grund findet bei ihr auch nie eine Kommunismus-Kritik[15] statt, sondern – wie in dem roten Haufen üblich – wird sie versuchen, „nur“ die Securitate für alle Missstände im Ceauşescu-Staat verantwortlich zu machen, vergessend, dass der repressive Geheimdienst „kein Staat im Staat“ war, sondern ausschließlich als „Exekutive“ – explizit und weisungsgebunden als „Vollzugsorgan der kommunistischen Partei[16] agierte – wie die Staatssicherheit der DDR der SED als Schutzschild und Schwert diente.
Da Herta Müller - ihren vielen Interview-Aussagen - nie alles logisch unter einen Hut zu bringen weiß und da sie oft vergisst, was sie früher einmal gesagt hat, schlagen die Aussagen immer wieder zurück!
Die zahlreichen Widersprüche, um die die so genannte Forschung oder Wissenschaft bisher immer einen breiten Bogen gemacht hat, torpedieren dann auch ihre späteren Versuche, sich doch noch eine „Widerstandsbiographie“ zurechtzuzimmern, indem immer neue, unglaublichere, ja hochgradig absurde Verfolgungs- Folter-Eskapaden erfunden und verbreitet werden.
Die Erfindungsmanie verselbstständigt sich – aus Dichtung wird Biographie!
Da Stefan Sienerth - als Mensch und Hochschuldozent - die Gesamtverhältnisse im Rumänien der Ceauşescu-Diktatur aus eigener Erfahrung heraus sehr genau kennt, kann Herta Müller in diesem Gespräch nicht so dick auftragen, wie sie es im Dialog mit ahnungslosen deutschen Journalisten praktiziert.
Sie muss sich weitestgehend an die Fakten halten, was dazu führt, dass in dem Gespräch mit dem Zeitexperten Sienerth das Thema „Verfolgung“ mager bleibt und sich auf das Wenige beschränkt, was man als „Schikane“ versteht, also auf Unannehmlichkeiten jenseits von Verhaftung, Verhör, Folter und Gefängnishaft.
Das im SPIEGEL-Gespräch im Jahr 1987 präsentierte „Schikane-Niveau“ bleibt also im Jahr 1997 noch konstant – die ganz groben Münchhausiaden müssen noch ein gutes Jahrzehnt warten!

e.        „So schrieb ich, ganz für mich, während der acht Stunden Arbeitszeit in der Fabrik.“ – Zur Genese von „Niederungen“.


Herta Müller verplaudert sich dann auch, wenn sie – zur Genese von „Niederungen“ während ihres Angestellten-Daseins in der großen Maschinenfabrik „Technometal“ in Temeschburg - sagt:
So schrieb ich, ganz für mich, während der acht Stunden Arbeitszeit in der Fabrik. Die Suche wurde später zu „Niederungen“.
Herta Müller, die – gemäß ihrer späteren Darstellung in der ZEIT-Münchhausiade - in dieser Fabrik die wahre Hölle erlebt[17] haben will, gemobbt, ausgegrenzt, stigmatisiert, als Spitzel denunziert und beschimpft, sagt nun seelenruhig:
„So schrieb ich, ganz für mich, während der acht Stunden Arbeitszeit in der Fabrik.“
Das klingt wie der kontemplative Aufenthalt einer frommen Nonne in der Abgeschiedenheit eines Klosters, nicht nach rühriger sozialistischer Aufbauarbeit in einem staatlichen Betrieb!
Also schob Herta Müller als Angestellte tatsächlich eine sehr ruhige Kugel im Betrieb des Volkes – im Herzen von Temeschburg, in einem Unternehmen, in welchem zufällig dutzende meiner Landsleute aus Sackelhausen beschäftigt waren.
Doch statt die Produktion über Eigenleistung anzukurbeln, statt etwas für das fette Salaire zu tun, das sie dort – wofür auch immer - bezog, statt zu „übersetzen“, fabrizierte die mit aller Welt Unzufriedene „Literatur“ der Frustration
Herta Müller schrieb sich den Ärger vom Hals, und artikulierte, getrieben vom Hass, in einem selbstreinigenden Verbalisierungsprozess alles, was sie ihrer eigenen Familie, dem Vater aus der SS, der prügelnden Mutter aus der Russland-Deportation und der gesamten deutschen Gemeinde des Dörfchens Nitzkydorf sowie der Familie des ersten Gatten vorzuwerfen hatte, in „Kurzgeschichten“.
Die später arg dämonisierte, sozialistische Gesellschaft machte es möglich!

f.        Woher kommt Herta Müllers Hass auf Vater und Mutter, auf die deutsche Gemeinde, auf die deutsche Herkunft, ja praktisch auf alles Deutsche?


Auch auf diese wesentlichen Fragen gibt es in dem tiefer gehenden Gespräch mit der vertrauten, empathischen Person aus der alten Heimat richtungweisende Antworten.
Sie verweisen auf eine unglückliche Kindheit in Disharmonie, ohne Geborgenheit, in Einsamkeit und Arbeitszwang, die das Heranwachsen einer eigenwilligen, eigenbrötlerischen Persönlichkeit bedingen.
Das Schreiben fing ich nach dem Studium wieder an, als mein Vater verstorben und ich Übersetzerin war in der Fabrik. (…) ich musste schrittweise zurückdenken in meine Kindheit, zu Mutter, Vater, Großeltern, Dorf. Und es kam mir alles klein und verschlossen vor wie eine Schuhschachtel.
Ich wollte wissen, was die alle und ihre Umgebung aus mir gemacht haben.
Und überall, wohin ich zurück, Schweigen – ohne das Wort zu kennen, Angst – ohne das Wort zu kennen, Dazugehörenwollen zu ihrem Fleiß im Maisfeld und hundsmüde sein ohne es zu zeigen.
Beim Kühehüten allein im grünen Tal stehen und weinen müssen ohne Grund.
Überfordert sein von der Polka und zu Freude nicht imstande, und es nicht zeigen. Dieses Dreinfinden aller in alles, damit ja nichts auseinanderbricht.“
Signifikant ist: Bevor die Autorin gegen die Gemeinschaft und gegen die Wertvorstellungen der deutschen Gemeinde rebellierte und im Bruch[18] auf Distanz ging, um sie dann so vehement wie möglich, aber – über die Grenzen der Satire hinaus – auch boshaft zynisch zu bekämpfen, fügt sie sich, redlich bemüht, dem konventionellen, aus intellektueller Sicht stumpfsinnigen und langweiligen Dasein, den Erwartungen und Werten der Vielen zu entsprechen.
Diese Passage enthält zwei Schlüsselsätze, die die Abgrenzung des Individuums von der Gesellschaft, die es sich nicht ausgesucht hat, prägnant erklären.
Auf der Suche nach der Eigentlichkeitund dem entsprechenden Entfliehen aus der Uneigentlichkeit des Seins – kommt die Einzelne, die sich als Einsame[19] begreift, zur Schlussfolgerung, des Jean-Jacques Rousseau und der Milieu-Theorie, dass das frei geborene Individuum von der Gesellschaft in Ketten gelegt, geistig vergewaltigt und zu einem Sein ohne Selbst, zu einem uneigentlichen Dasein als Nummer, Rädchen, Marionette in der Masse gezwungen wird.
Die Schuldzuweisung ist bei Herta Müller, die sich als – andersdenkende, modern denkende - Frau auf dem Land von einer engstirnigen Menge mit einfachsten Werten besonders gegängelt fühlt, eindeutig:
„Ich wollte wissen, was die alle und ihre Umgebung aus mir gemacht haben.“
Die Schuldigen – das sind „die alle und ihre Umgebung“, also die eigene Familie und die deutsche Gemeinschaft des deutschen Dorfs in einem deutschen Siedlungsgebiet, das – seit dem Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 von Rumänen und seit 1945 von „rumänischen Kommunisten“ beherrscht und verwaltet wird.
Anders als in meinen Fall, als ich im gleichen Alter – ebenso ausbrechend – in Selbstemanzipation und politischer Selbstfindung – aus der deutschen Identität heraus gegen die Pseudo-Welt des realexistierenden sozialistischen Landes rebelliert und jahrelang opponierte, sieht Herta Müller das übergeordnete System, den Staat, nicht.
Sie verharrt geistig in den „Niederungen“ der Dorfwelt, auf der niederen Ebene ihres Umfelds, doch ohne tieferen Sinn für die existenziellen Bedürfnisse ihrer Mitmenschen, die sich über ihre Sitten definieren, und auch ohne Sinn für historische und politische Zusammenhänge.
Nicht die regierenden Kommunisten, die alle Missstände im Land zu verantworten haben, sind in ihren Augen der eigentliche Feind, sondern die Deutschen vor Ort, die eigene Familie, die determinierende deutsche Gesellschaft mit ihren einfachen, zum Teil schon antiquierten Werten, die - nach Müllers, aus linken Kreisen übernommener Auffassung - einen latenten Faschismus in sich bergen und konsequenterweise auch in den Faschismus münden – mit verbrecherischen Kriegen und Massenmord!
Wie aus den Beiträgen in „Niederungen“ ersichtlich, wird Herta Müller im Rahmen ihrer Selbstbefreiung die Auseinandersetzung mit den determinierenden Faktoren ihrer Herkunft und ihres Milieus in einer - bis dahin noch nicht gekannten, radikalen, schonungslosen und rücksichtslosen - Art austragen, die von einfachen Menschen nicht mehr verstanden wird, die aber auch von ethischer Warte aus – gerade im Hinblick auf die verheerenden symbolischen Wirkungen und falschen Signale – in der praktizierten Form abgelehnt werden muss.
Herta Müllers übertriebene, andere beleidigende, kränkende „künstlerische Freiheit“ setzt sich an vielen Stellen krass über den kategorischen Imperativ hinweg, der die Freiheit des Einzelnen dort begrenzt, wo die Freiheit des Anderen, des Nächsten, des Mitmenschen beginnt!
Egomanisch[20], ja pathologisch bedingt, wird sich Herta Müller über alle moralischen Schranken hinwegsetzen, weil sie davon überzeugt ist, als Opfer immer im Recht zu sein – und das bis zum heutigen Tag!
Dass sie mit ihrem Tun selbst Opfer schafft, wurde dieser einmalig Rücksichtslosen nie bewusst!

g.       Zum – von der Aktionsgruppe übernommenen - Selbstverständnis Herta Müllers als Autorin, die die deutsche Kultur des Banats nicht akzeptiert, sie dafür aber, aus einem Missverständnis heraus, umso vehementer bekämpft.



In der Absetzung von der großen Mehrheit der Deutschen im Banat, der Dorfbewohner in dutzenden Dörfern mehrheitlich deutscher Zunge und des deutschen Bildungsbürgertums in den Städten, besonders im Universitätszentrum Temeschburg, übernimmt Herta Müller die Sichtweise und Distanzierung des Freundeskreises „Aktionsgruppe“ „ohne Aktion[21] und fühlt sich zugleich berufen, die deutsche Mehrheit mit Schmutz zu bewerfen, indem die zentralen Tugenden und Wertvorstellungen wie „Fleiß, Tüchtigkeit und Sauberkeit“ demonstrativ angegriffen und grotesk ad absurdum geführt werden - (Das schwäbische Bad, Grabrede, Ein deutscher Scheitel) – zum Teil noch leicht selbstironisch (Meine Familie), zum überwiegenden Teil aber nur boshaft im krankhaftem Selbst-Hass, den Herta Müller, die bis zum heutigen Tag nicht aus ihrer Haut heraus kann, in nahezu krankhafter Weise zum Gipfel treibt.
„Wir paar Autoren wollten diese Minderheit nicht vertreten, und hätten es auch gar nicht gekonnt, denn sie wollte sich von uns nicht vertreten sehen. Das war gegenseitig. Die Unterschiede waren zu groß, da strebte im Denken alles auseinander.“
Was sie, die den Vorgaben ihrer kommunistischen Gewährsleute ewig hörig bleibt und sich von diesen – mit Faschismus-Vorwürfen an alle Deutsche – garnierten Sprüchen selbst dann nicht distanzieren kann, nachdem man sie in Deutschland zur Antikommunistin und Vorzeige-Aussiedlerin um geschmiedet hat, hier aussagt, ist ganz wesentlich:
Die Mehrheit der Banater Schwaben wollte von diesem kleinen unerschütterten Haufen alter Stalin-Verehrer und Scheuklappen-Marxisten orthodoxer Schule nach Marx, Engels, Lenin und Mao nicht vertreten sein, inklusive meiner Person, denn diese Kommunisten, die, wie mein Nachbar und Aktionsgruppenmitglieder der ersten Stunde, Gerhard Ortinau[22] aus Sackelhausen, die Deportation der Deutschen rechtfertigten, waren die einzigen „Schreibenden“ in der Ceauşescu-Diktatur, die Wenigen, die ihre Ergüsse und Loblieder auf das System á la
„hier ist alles in ordnung“
auch veröffentlichen durften, in den Blättern des Systems!
Als Regimekritiker und antikommunistischer Oppositioneller deutscher Nationalität konnte ich in Rumänien keine einzige Zeile veröffentlichen.
Das wird in Deutschland verkannt, weil die Linken es verkennen wollten - und weil diesen und anderen aus den Medien und aus der Politik jede Affinität für die Situation und das Los der existenziell exponierten Deutschen in Rumänien – mitten in Agonie und Exodus – ganz und gar abging!
Ein weiterer Aspekt, der in diesem Gespräch deutlich wird, den aber die deutschen Professoren immer noch nicht begriffen haben, besteht darin, dass die von Anfang an systemprivilegierte Herta Müller, die sogar ihre hochgradig abstruse, obszön pornographische und epigonale „Literatur“ unbehelligt und unzensiert veröffentlichen kann, ihre – an sich beschränkte - Perspektive zum Maßstab nimmt und, entsprechend ihrer engen und zugleich engstirnigen Sicht „das deutsche Dorf“ angreift, statt die übergeordnete Struktur, den Staat der Kommunisten zu sehen, um diesen dann als Grund allen Übels anzugehen!
So habe ich es damals gehalten – in direkter Opposition zum Kommunistenstaat, nicht in der kleinkarierten[23] Auseinandersetzung mit der Dorfwelt, mit der – wie auch immer gearteten – Familie, mit dem unmittelbaren Umfeld.
Herta Müller hat explizit, dezidiert und von Anfang an später noch unterstützt von dem linken Hassprediger F. C. Delius aus Berlin in einer Niederungen-Rezension in eigener Sache – das Deutschtum bekämpft,
auf üble Art, von Hass und Bosheit getrieben und von der eigenen Beschränktheit, im „Tunnelblick“ auf das Kleine fixiert und unfähig, über den Tellerrand hinaus zu blicken, den tatsächlichen „Feind“ im kommunistischen System zu erkennen!
Das haben, mit Sienerth, der es genauer wusste, alle deutschen Professoren, die sich mehrheitlich auch noch zum Schutz und zur Verteidigung Herta Müllers berufen fühlten, bis zum heutigen Tag verkannt.
Die später ins Feld geführte Formulierung Müllers, das Dorf aus „Niederungen“ sei nur ein fiktives Dorf, ein erfundenes, das nur in ihren Erzählungen existiere, formuliert, um den Angriff auf alles Deutsche etwas abzuschwächen und leicht zurückzunehmen, ist nichts weiter als die billige „Schutzbehauptung“ einer rücksichtslosen Opportunistin, die sich im Nachhinein mit gewissen konservativen Kreisen, denen sie seit der KAS-Inszenierung bis hin zum Nobelpreis einiges verdankt, doch noch arrangieren will.

h.       „Zweierlei Feindseligkeit“ – Herta Müller reaktiviert ihre beiden Feindbilder „Banater Schwaben“ und „Securitate“.


Wie bereits zehn Jahre davor, unmittelbar nach ihrer Einreise in die Bundesrepublik Deutschland, praktisch zu einem Zeitpunkt, als der BND die der kommunistischen Agitation verdächtigte Autorin angeblich tagelang „verhörte“, im SPIEGEL-Interview – wie oben dargelegt – und mit Hilfe der Redakteure dort breit exponiert, wärmt Herta Müller jetzt ihre Doppel-Verfolgung wieder auf, wohlgemerkt, nachdem sie nunmehr schon zehn Jahre in Berlin lebt.
Sienerth, höflich und vornehm, zudem sehr beeindruckt von der Unterstützung in medialen, literarischen und sogar wissenschaftlichen Kreisen, wird nicht widersprechen. Er wird das, was Herta Müller erneut an Hassparolen und undifferenzierten Schuldzuweisen auftischt, hinnehmen und unkommentiert weiter transportieren wie es früher bei den Kommunisten üblich war. Welcher Forscher, der sich eines guten Jobs erfreut, wird sich mit seinen Wohltätern anlegen, nur um der Wahrheit zu dienen?
Herta Müller, deren Literaturverständnis irgendwann nach 1945 beginnt, die ohne die großen Epochen der Menschheitsgeschichte, ohne Antike, Renaissance, Humanismus, Aufklärung, ohne Klassik und Romantik, ohne Weltliteratur auskommt, der Malerei nichts sagt und die nie Musik erwähnt oder sich auf das Höchste, was die Menschheit überhaupt hervorgebracht hat, beruft, die schlechthin jenseits von Bildung und Kultur operiert, nennt schließlich einen Gewährsmann, um ihren Hass gegen die Deutschen des Banats in Kanäle zu lenken:
„Thomas Bernhards Bücher führten mir die banatschwäbische Welt als kleinen Käfig vor.
Und Kogons SS-Staat das Land als großen Käfig.
Und die Schmähungen der Banater „Landsleute“[24] über die „Niederungen“ zeigten deutlicher, als ich es geahnt hatte, welch braunen Schaum diese Leute in der Wut um den Mund trugen.
Mir wurde öfter regelrecht ins Gesicht gespuckt, meine Mutter machte man in diesem kleinen Dorf, wo sie lebte, die Tage zur Hölle. Die Landsleute wünschten mir das an den Hals, womit der Geheimdienst mir drohte.
Auf verrückte Weise paarte sich zweierlei Feindseligkeit.“
Hier spricht in der Tat eine hasserfüllte Furie, die sechzehn Jahre nach ihren Provokationen immer noch nicht begreifen will, was sie seinerzeit, als sie den ersten Stein warf, mit ihrer „Literatur“ – um die die Forschung[25] einen breiten Bogen macht – angerichtet hat.
Die Beweise bleibt Herta Müller, die wie immer maßlos übertreibt und alles irreal verzerrt, auch diesmal schuldig!
Wer spuckte ihr ins Gesicht? Wer hatte den braunen Schaum um den Mund? Und wer verunglimpfte die Mutter?
War es nicht Herta Müller selbst, die von dem Vater sprach, den sie sich nicht ausgesucht habe und von der Mutter, die sie nicht wollte?
Beginnt nicht der erste Satz ihrer Niederungen-Kurzgeschichte „Meine Familie“ mit der einmalig boshaften, ja niederträchtigen Aussage:
„Meine Mutter ist ein vermummtes Weib.“?
Kann man die eigene Mutter noch schlimmer herabwürdigen[26], noch wüster beschimpfen, als es Herta Müller tut?
Sienerth, im Verlauf des sonderbaren Dialogs immer unkritischer in seiner Haltung gegenüber Herta Müller, ja schon servil, lässt das so stehen, auch wenn die um ihre kulturelle, ethnische Identität ringenden, teils mitten im Exodus aus dem Kommunismus einer Diktatur begriffenen Banater Schwaben mit dem repressiven Geheimdienst Ceauşescus auf eine Stufe gestellt werden.

i.         Waren die Banater Schwaben und die Siebenbürger Sachsen nur willige Handlanger Hitlers?



In den Augen Herta Müllers, deren Auffassung von Weltgeschichte beim Großvater beginnt, waren sie das!
Das Vorurteil ihrer kommunistischen Freunde und Stalin-Verehrer schlägt hier voll durch und wird genauso übernommen, wie die Methode, alles über einen Kamm zu scheren und alles Deutsche, die Werte und die Menschen, in Bausch und Bogen zu verdammen.
Mit viel Empathie für Paul Celans Schicksal und das Los seines Volkes, der Juden in der Bukowina, doch mit einer Mea-culpa-Haltung zum spezifischen Sein der Deutschen Rumäniens, stellt Herta Müller – nachträglich - fest:
Wir, die wir aus dem Banat oder Siebenbürgen kommen, haben eine Geschichte, die Hitler beim Begraben der Bukowina behilflich war. So sehe ich uns.“
Ja, so kurzsichtig sieht eine ahistorisch Argumentierende historische Abläufe, ohne vom „Hitler-Stalin-Pakt“ zu wissen und ohne zu wissen, dass die - in ein Großrumänien strebenden -Rumänen die Pogrome und Judenverfolgungen in Jassy und in der Bukowina eigenmächtig und in eigener Regie durchgeführt hatten.
Sienerth, wie andere Dozenten an deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen dafür bezahlt, Beruf und Pflicht mit Anstand und mit der Würde eines integren, aufrichtigen, redlichen Forschers auszuüben, lässt auch das so stehen – und allmählich kann man den Eindruck gewinnen, man befinde sich – hier in diesem Gespräch - in einem Gottesdienst, in welchem der ergebene, servile Diener und Hohepriester die Fragen so stellt, dass die hehre, unantastbare Göttin nach Belieben darauf antworten kann.

j.         Herta Müller entdeckt den Staat und die Kritik des kommunistischen Staates, den sie verlassen hat, alles, vom sicheren Hafen und – wie immer – post festum!



Ob sie dem „banatschwäbischen Milieu“ nunmehr den Rücken endgültig zugewandt habe, um ihre Blicke auf die „Wirklichkeit Rumäniens in jenen letzten und bösesten Jahren der Ceauşescu-Diktatur“ zu konzentrieren, erkundigt sich Sienerth und fragt nach dem Anlass für die Erweiterung“ in der Fabel „Der Fuchs war damals schon der Jäger“[27], 1992. „Oder war es die Absicht, ein möglichst exhaustives, vielschichtiges und facettenreiches Bild einer tristen, verlogenen und korrupten Gesellschaft zu bieten – wie auch der Erniedrigungen, Ängste, und Obsessionen der in ihr geschundenen „Kreatur“?“
Müller, die an anderer Stelle einmal opportunistisch betont, das Dorf ihrer Geschichten sei eben nur ein fiktives Dorf, also kein „deutsches Dorf im Banat“ in Rumänien, genauso wie sie aus der Not heraus und beim Stehlen erwischt in Selbstverteidigung ausruft, alles sei Plagiat und beim Lügen erwischt, sie sei keine Dissidentin gewesen, so betont sie jetzt:
„Ich habe zwischen banatschwäbischem Dorf und rumänischer Stadt in meinen Büchern nicht bewusst unterschieden.
Daß in den ersten das Banatschwäbische den Hintergrund bildet, hat chronologische Gründe. Die Zeit der Kindheit war vor der Zeit des Staates.“
Wenn Herta Müller sich so verlogen aus der Affäre ziehen will und nicht einmal merkt, wie sie ins Fettnäpfchen tappt und ihre boshafte, gezielt dem Deutschtum des Banats zugeordnete „Literatur“ der „Fiktion“ enthebt, dann ist das der missglückte Versuch, ihren Wandel von der Antideutschen zur Kalten Kriegerin gegen den Kommunismus plausibel zu machen. Wer das so hinnimmt, ist naiv, auch wenn der „Brückenbauer“ ihr eine goldene Brücke baut, damit der Wendehals die Kurve doch noch kriegt, ohne gleich von allen durchschaut zu werden.
So vollzieht sich das Lügen mit System.
Nicht nur die aus der kommunistischen Diktatur 1987 mit importierte Lügen-Helfer-Truppe tut guten Dienst, auch der ehrenwerte „Professor“ macht mit und ebnet das, was nicht geebnet werden sollte!
Fakt ist: Ich opponierte mit 17, frei und ohne Nachhilfe, gegen jenen Staat, dessen Existenz - die dem Mikrokosmos und dem Tunnelblick verhaftete - Herta Müller erst entdeckte, nachdem sie ihn 1987 mit Mann und Maus verlassen hatte,
ohne Risiko,
ohne im Fluss ertränkt worden zu sein –
ganze zehn Jahre nach meinem oppositionellen[28] Agieren!
Statt kritisch zu bohren, statt unbequeme Fragen zu stellen, glättet der IKGS-Mann die Unebenheiten, so „als ob“ man gerade das von ihm erwarten würde.
Der Wissenschaft erweist er damit keinen Dienst – ebenso wenig wie alle anderen Dozenten, Herta Müller-Forscher und Juroren auch, die in einer Sache an den Verstand appellieren und in anderer Sache denselben Verstand an der Pforte abgeben und alles Unbequeme, Herta Müller belastende, Schmutzige, Obszöne, Unlogische umschiffen wie ein guter Kapitän die Klippen auf hoher See im Sturm.
Die Selbstinszenierung, 1987 im SPIEGEL begonnen, nimmt ihren Lauf. „Gespräche“ dieser Art, die „Wissenschaft“ sein wollen, die echte Wissenschaft aber ins Labyrinth und auf Irrwege führen, verkümmern so zum billigen Instrument einseitiger Selbstdarstellung.
Herta Müller darf ihre sonderbare und eigenwillige Sicht der Dinge weiter ausbreiten, ihre „Geschichtlein“ erzählen, die, wie Sienerth wissen kann und muss, voll gespickt sind mit dreisten Lügen und Verdrehungen aller Art.

k.       Genealogie der Lügen bei Herta Müller … im Crescendo! - Widersprüche am laufenden Band und Aussagen im Dissens zu anderen Interviews.


Nach ihren vier Deutschland-Reisen und der einen Deutschlandreise ihres Gatten, des Kommunisten Richard Wagner im Jahr 1985, kurz bevor das Pärchen den endgültigen Ausreiseantrag stellte, hatte Herta Müller eine spezielle Erfahrung aus dem Westen mitgebracht, etwas, dem auch der wendefreudige Kommunist aus Angst, nein nicht um das Seelenheil, doch um den vollen Bauch, gerne bereit war, zuzustimmen: Nicht nur das mit Marketing-Strategien vertraute Verleger-Umfeld des F.C. Delius und des SPIEGEL, auch viele andere Kontaktpersonen aus Medien und Gesprächspartner aller Art, erwarteten von Herta Müller nicht nur das profane Denunzieren der Banater Schwaben als latente und tatsächliche Faschisten, nein, man erwartete mehr, man erwartete, politische Dissidenz und Opposition, man erwartete einen konkreten Verfolgungsnachweis, der eine medienwirksame Inszenierung ermöglichte – denn ohne ein lautes Klappern, kein Geschäft!
Herta Müller, die keine Dissidentin war, die nie opponiert hatte, musste also liefern, um als Dissidentin gelten zu können. Das und nicht weniger erwartete man von ihr!
Und da Herta Müller teilweise auch schon „als Dissidentin wahrgenommen“ wurde, war sie auch bereit, zu liefern – und zwar auf ihre Art: via „Erfindung“!
Ganz nach dem Motto: Was nicht ist, was nicht war, kann erfunden werden!
Herta Müller hat es immer so gehalten – das Ertappt-Werden beim Lügen nahm sie von Anfang an in Kauf, intuitiv vielleicht schon ahnend, dass sich „mächtige Freunde“ aus Medien, Kultur und einige Hanswürste aus der deutschen Politik finden würden, alle noch zu erfindenden Lügen zu decken!
Herta Müller wurde mehr oder weniger sogar „ermutigt, zu lügen“, Geschichten zu erfinden, die reißerisch aufgebläht und in hoher Auflage vermarktet werden können – in Büchern und in Zeitungen und Zeitschriften, auch das nach dem Motto:
Auch, wenn es nicht so war, sage einfach: Es war so!
Auf diese Weise entsteht eine „Als-ob-Widerstandsbiographie aus der Retorte“!
Wer wird schon widersprechen? Die servile „Wissenschaft“ bestimmt nicht! – Und selbst wenn einzelne Kritiker dagegen sind, ja, selbst wenn die gesamten Banater Schwaben[29] dagegen angehen sollten, wir werden sie alle – mit Macht und Geld und Einfluss – niederhalten und unsere Zwecke konsequent weiterverfolgen!
Also konnte Herta Müller ihre Ammenmärchen und immer frecher werdenden Lügen auftischen – wie von mir seit langem betont – im Crescendo!
Was moderat beginnt (SPIEGEL-Variante 1987), kann gesteigert werden (IKGS-Sienerth-Gespräch, 1997), skurrile Variationen ermöglichen (Schweiz-Gespräch, 2001), um dann in absolut abstrusen Münchhausiaden zu gipfeln (DIE ZEIT 2009).
Wer wird dagegen angehen, außer Carl Gibson, ein Aufklärer, der seine Werke selbst verlegen muss, damit ihm ein feiger Verleger – trotz Vertrag – die Edition seiner Memoiren – nicht - fünf Jahre hinauszögert und erst nach juristischer Intervention drucken lässt?
Wer wird, außer dem Literaturwissenschaftler, Zeitzeugen und Mitgestalter rumänischer Oppositionsgeschichte während der Ceauşescu-Diktatur, Carl Gibson, eine „komparatistische Sisyphus-Arbeit“[30] auf sich nehmen und die Genealogie der Lügen Herta Müllers in Angriff nehmen, detailgerecht, im minutiösen Vergleich!
Wer wird alle Themen ansprechen, um welche die verlogene Herta Müller-Forschung, die genauso verlogen ist wie das „Werk“ der Autorin aus dem Banat, einen breiten Bogen macht?

l.         Die „Bringschuld“ nach der Intervention des Aufklärers.


Bis zu dem Tag, als dieser Carl Gibson, zum Schrecken von Richard Wagner und dessen Gattin, plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht, im Jahr 2006 in einem Brief an Herta Müller nach der tatsächlichen Verfolgung der Heroine fragte, nach eventuellen Repressalien und „Folter“[31], also bis zu jenem Tag, als dieser impertinente Kreise-Störer, der zufällig im Ceauşescu-Gefängnis saß, weil er in Temeschburg, im Banat eine freie Gewerkschaft ins Leben gerufen hatte, gerade als Müller und Wagner so schön mit der KP des Diktators paktierten, bestand keine „Bringschuld“!
Das große Lügen erfolgte freiwillig – und wurde nicht kontrolliert, weil alle, die dazu fähig gewesen wären, mit im Boot saßen, Dreck am Stecken hatten oder ihnen Kraft und Ausdauer fehlten sowie die notwendigen Fähigkeiten, Durchblick und Kompetenz.
Seit 2006 aber trat dieser Querulant auf - wachgerüttelt durch den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung im Jahr 2004 an die antideutsche Hassgetriebene Herta Müller - und forderte, unbeeindruckt durch das frisch erstellte Widerstandsporträt der Jeanne d’Arc aus dem Banat, abgesegnet durch den KAS-Laudator Joachim Gauck, diese „Bringschuld“ ein!
Ein Unding!? Doch bis dahin hatte Herta Müller noch mehrfach Gelegenheit, ihre merkwürdige „Als-ob-Widerstandsgeschichte aus der Retorte“, zu pflegen.
Diese „Legende“, trotz meiner Gegenbeweise als konstanter PR-Baustein ihres Großverlages von diesem bis zum heutigen Tag aufrechterhalten, wird von Ahnungslosen immer wieder öffentlich wiederholt[32] und in Variationen aufgetischt, einmal so, einmal anders[33], so wie es ihr gerade einfiel!
Was meinte der Berliner Hassprediger F.C. Delius in seiner Pro domo-Rezension zu „Niederungen“ – Man müsse sich an die Schriftsteller halten, wenn es um Wahrheit gehe!
Nur ist Wahrheit ein Wert, um den sich Herta Müller nie gekümmert hat – sie lügt einfach vor sich hin, ganz egal ob man sie dabei ertappt oder nicht.
Rücksichtslos wie immer, hat sie auch damit kein Problem. Schließlich hat sie „mächtige Freunde“, die mit Macht und Geld das amoralische Verhalten billigen und stützen.
m.     „Du wirst die Folgen sehen.“ - Die „Widerstands-Story“ aus der Fabrik, eine Legende, die jahrzehntelang gehalten hat: Der angebliche Anwerbeversuch der Securitate.
Eine Lüge bleibt an sich eine Lüge, auch wenn man sie tausendfach wiederholt. Doch eine Lüge, die immer wieder als Wahrheit angepriesen und verkauft wird, die wird – in den Köpfen moderater Denker – irgendwann wirklich zur Wahrheit.
Darauf spekulierten die Macher Herta Müllers von Anfang an und wiederholten - so oft wie möglich und an den unmöglichsten Stellen - die dummdreisten Lügen dieser Hochstaplerin des Widerstands, in der Hoffnung, dass man sie irgendwann glaubt – dem „Credo“ gleich und den Wundern der Kirche!
„Tema con variazioni“ in der „Technometal“: Man erinnere sich:
So schrieb ich, ganz für mich, während der acht Stunden Arbeitszeit in der Fabrik.“
Das betont Herta Müller und fährt – ununterbrochen – fort:
„In der Zeit begannen in der Fabrik die regelmäßigen Besuche des Geheimdienstlers. Der mich in Angst jagte durch Drohungen, um mich, wie sich zwei Wochen später herausstellte, als Spitzel gefügig zu machen.
Ich sollte eine IM-Erklärung unterschreiben und lehnte ab.
Er schmiß die Blumenvase von meinem Bürotisch an die Wand und sagte:
Du wirst die Folgen sehen.
So war es, ich wurde jeden Morgen vom Direktor und Parteisekretär bearbeitet, die Fabrik zu verlassen. Da ich mich weigerte, wurde ich nach vielen Schikanen entlassen.“
Wie lange hat Herta Müller ungestört an ihren Kurzgeschichten geschrieben? – Es müssen ganze zwei, ja drei Jahre gewesen sein!?
Dieses besonders privilegierte „Angestellten-Dasein“ in einem sozialistischen Betrieb, damals typisch nur für „Leistungssportler“ und andere „Systemdiener“, muss man sich vergegenwärtigen:
Ganze zwei, drei Jahre hat man sie dort in Ruhe gelassen, in Ruhe schreiben lassen – und plötzlich, über Nacht, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, erscheint der Geheimdienst und will die Übersetzerin Müller, eine von mehreren Tausend Mitarbeitern im dem Großbetrieb, gefügig machen, sie zwingen, Informantin des Geheimdienstes zu werden, um als solche – wen auch immer – auszuspionieren!
Auch die Logik dieser – nachträglich aufgesetzten, vielfach variierten konfusen, in sich widersprüchlichen Widerstands-Story – lässt viel zu wünschen übrig.
Wie so oft bei Herta Müller verschweigt die Autorin genaue Daten und Namen, um alles, was sie sagt, im Unüberprüfbaren[34], im Nebulösen zu belassen.
Da ich zufällig - zum gleichen Zeitpunkt (1976/77), am gleichen Ort Temeschburg (Timisoara) in einer ähnlich großen Fabrik („1. Juni“, Trikotwaren) - angestellt war und dort „arbeiten“ musste, um abends die 11. Klasse des Gymnasiums besuchen zu dürfen, kann ich in diesem Punkt nicht als Literaturwissenschaftler, sondern als oppositionell aktiver Zeitzeuge[35] – mitreden.
Wie heißt der ominöse Geheimdienstler[36]? Welche Position hatte er inne?
Securitate-Mitarbeiter in Aktion ohne Namen! Das habe ich so nie erlebt!
Während meiner dreijährigen Opposition mit U-Haft, Verhören, Folter hatten alle Geheimdienstler, die nie ohne Anlass, nie ohne Grund kamen, immer einen Namen, einen Rang.
Weshalb ließ man Herta Müller ganze zwei, drei Jahre lang in Ruhe und bot ihr die Möglichkeit, während der Arbeitszeit, statt zu übersetzen, für sich zu schreiben, antideutsche „Literatur“ zu produzieren?
Und weshalb änderte sich dieser privilegierte Zustand, dessen ich mich auch erfreute, die Zeit aber nutzte, um andere Arbeiter und Arbeiterinnen gegen die bestehenden Verhältnisse aufzubringen, ja aufzuwiegeln, schlagartig?
Weshalb sollte eine Person und Mitarbeiterin eines sozialistischen Betriebs, die bisher nicht aufgefallen war, auf einmal zum potenziellen IM auserkoren und zu einer Tätigkeit gezwungen werden, für die es keine logisch nachvollziehbaren Gründe gab?
Wen hätte Herta Müller in dem riesigen Maschinenbau-Betrieb überhaupt ausspionieren können?
Die Arbeiter?
Das ist lächerlich! Was hätte sie von diesen erfahren können? Eventuelle oppositionelle Pläne?
An den zahlreichen Widerstandsaktionen[37] im Land, die es in den Jahren 1976/77 gab, (Minenarbeiterstreik, Paul Goma-Bewegung) hat sich Herta Müller weder beteiligt, noch hat sie seinerzeit dazu Stellung bezogen.
Opposition war für sie und für alle anderen aus dem Aktionsgruppe-Umfeld kein Thema!
Da ich – bis zu meinem Hinauswurf aus der Fabrik nach dem Schauprozess vor 150 Arbeitern aufgrund der Mitwirkung an der Goma-Menschenrechtsbewegung – selbst fast ein ganzes Jahr in einer ähnlichen Situation zugebracht hatte, ständig im Dialog mit den Beschäftigten, kann ich aus eigener Erfahrung heraus bestätigen, dass es dort „nichts auszuspionieren“ gab.
Dass Herta Müller auch in diesem Punkt lügt beziehungsweise – wie so oft bei ihrem völlig aus der Luft gegriffenen biographischen Angaben„schlecht erfindet“, vollkommen an der Realität vorbei, beweisen ihre zahlreichen „Variationen“ bei der nachträglichen Beschreibung dieses Anwerbe-Versuches der Securitate.
Nach eigenen Angaben befand sich Müller im Jahr 1978 in einer existenziellen Krise, aus der heraus sie „Niederungen“ schrieb.
Ihre erste Ehe mit Herbert Karl war gescheitert und stand vor der Auflösung. Herbert Karl wollte in die BRD auswandern, Herta Karl, geborene Müller, hatte an einer Ausreise[38] kein Interesse.[39]
Geht es nach Herta Müllers Angaben, dann waren die 1982 als „Niederungen“ erschienenen Kurzgeschichten, die angeblich 4 Jahre lang beim Verlag lagen – aber teilweise in „Neue Literatur“ publiziert wurden, im Jahr 1978 praktisch fertig geschrieben.
Also entstanden die Kurzgeschichten in den Jahren 1976 – 1978.
Als Opponentin oder Systemkritikerin war Herta Müller bis zu diesem Zeitpunkt nicht aufgefallen.
Weshalb soll also eine unauffällige Staatsbürgerin, eine loyale Mitarbeiterin, ein harmloses Blatt, je, wie Herta Müller es selbst von sich in der Schweiz sagen wird, eine „belanglose Gestalt“ von der Securitate zu Spitzeldiensten angeworben, bedroht, gefügig gemacht werden?
Da, wie bereits betont, die Selbst-Inszenierung als Oppositionelle, Dissidentin, Systemkritikerin, ja später sogar als „Staatfeind(in)“ Ceauşescus und des kommunistischen Rumänien mehrere Jahrzehnte gehalten hat und dafür ausschlaggebend war, dass Herta Müller – als moralisch und politisch integre Person – politisch vereinnahmt, ja sogar als Aushängeschild der wertkonservativen CDU eingesetzt wurde, ist das genaue Verfolgen der Genese dieser merkwürdigen „Widerstands-Legende“, die erst obsolet wurde, nachdem ich sie öffentlich lächerlich gemacht und als „Fake“ entlarvt hatte, eminent wichtig.
Wie manche „Forscher“ annehmen, eher glauben, das – holographisch gesprochen – ein Bild der Autorin auf das Ganze verweist, so verweist jede kleine Lüge Herta Müllers auf ihr großes Gefüge der Lüge, das leider nicht systematisch und „kongruent“ ist, sondern unstimmig, voller Widersprüche und in weiten Teilen wirr chaotisch.

m.     Spionage-Mission - Der angebliche Anwerbe-Versuch der Securitate mit Mordandrohung in der Traktoren-Fabrik „Technometal“ in Temeschburg, Banat, im Jahr 1978/79.

Das Ausspionieren … in Variationen! – Herta Müller soll für den Geheimdienst als „Spitzel“ tätig werden. Wer soll ausgehorcht werden?
Im Vergleich: Die Selbst-Darstellungen in mehreren Varianten:
„In der Zeit begannen in der Fabrik die regelmäßigen Besuche des Geheimdienstlers. Der mich in Angst jagte durch Drohungen, um mich, wie sich zwei Wochen später herausstellte, als Spitzel gefügig zu machen.
Ich sollte eine IM-Erklärung unterschreiben und lehnte ab. Er schmiß die Blumenvase von meinem Bürotisch an die Wand und sagte:
Du wirst die Folgen sehen.
So war es,
ich wurde jeden Morgen vom Direktor und Parteisekretär bearbeitet, die Fabrik zu verlassen.
Da ich mich weigerte, wurde ich nach vielen Schikanen entlassen.“
Es mutet fast schon amüsant an, festzustellen, wie willkürlich und selbstgefällig Herta Müller in ihrer Selbst-Inszenierung als Opfer der Diktatur mit der Darstellung von Wirklichkeit umspringt:
Die aufgestellte Behauptung erfährt aus gleichem Munde anschließend die Bestätigung:
„So war es.“
Herta Müller bestätigt die eigene Erfindung!
So kann man die eigene Biographie nachträglich erfinden und die Geschichte umschreiben! Via Nonsens-Literatur!
Die Groteske nimmt dann auch ihren Lauf in der Episode mit dem Betriebsleiter (Direktor) und dem obersten KP-Mann (Parteisekretär) in der Fabrik:
„ich wurde jeden Morgen vom Direktor und Parteisekretär bearbeitet.“[40]
Realitätsferne[41] Ausschmückungen werden nachträglich erfunden und an dieser Stelle (IKGS-Gespräch) eingefügt, in der ZEIT-Fassung dann wieder weggelassen, ganz nach dem Motto:
Man bediene sich vom reich – mit Lügen aller Art – bestückten Büffet und nehme davon, was beliebt.
So hat es die akademische „Wissenschaft“ in Deutschland dann auch gehalten und nur das erörtert, was in den Kram passte als eine Art „Rosinen-Picken“ im Namen der Forschung und Lehre.
1.       Das Objekt des angedachten Aushorchens, das potenzielle Opfer und das „Umfeld“ der Übersetzerin in der Fabrik

Das Interview im SPIEGEL, 1987:










Die Legende ist noch nicht geboren!

Keine Story, kein IM-Auftrag!


Das Gespräch mit Stefan Sienerth (IKGS):







Keine Aussage über die künftige Aufgabe.


Das Interview in der Schweiz, 2001:

Das persönliche und literarische Umfeld soll ausspioniert werden. (Richard Wagner, Mitglieder der „Aktionsgruppe“, aber
keine Fabrikarbeiter oder Büro-Angestellte.

Die Münchhausiade in der ZEIT, 23. Juli 2009:








Mitarbeiter der „Technometal“, also das Arbeits-Umfeld in der Fabrik!



Die Anwerbe-Aktion in der Fabrik - Herta Müller soll für den Geheimdienst als „Spitzel“ tätig werden und andere ausspionieren wen?
Die Rolle des anzuwerbenden Spitzels - Wer soll ausspioniert werden? – Der „Anwerbe-Versuch der Securitate in Variationen.
Die Jahre 1976/77 – 1978/79[42]. Herta Müller ist als „Übersetzerin“ in der „Traktorenfabrik Technometal in Temeschburg (Timisoara) tätig. Da Herta Müller in der Regel vergisst, was sie in früheren Interviews zum Besten gegeben und der Welt vorgelogen hat, sagt sie einmal das, ein anderes Mal etwas anderes, auch das Gegenteil des früher Gesagten.
Wer wird schon genau hinsehen, ihre Aussagen hinterfragen, die Aussagen einer Heroine aus der Diktatur, einer „Unbeugsamen“, die trotzig der Macht des Diktators widerstand.
Das Objekt variiert: In dem Gespräch in der Schweiz, soll das persönliche und literarische[43] Umfeld der Gegenstand des Ausspionierens gewesen sein! In der ZEIT-Münchhausiade aber sind es die Mitarbeiter der „Technometal“, also das Arbeits-Umfeld in der Fabrik!
Beides ist konstruiert und a posteriori an den Haaren herbeigezogen, um eine Widerstands-Vita vorzuzeigen, die den Opportunismus während der Ceauşescu-Zeit und das Paktieren mit den Kommunisten verschleiert und verdrängt.

n.       Die Mord-Drohung der Securitate in der Fabrik und die Konsequenzen – Von „Du wirst die Folgen sehen“ zu „Es wird dir noch leidtun, wir ersäufen dich im Fluss“ – Lügen im Crescendo!


Das Interview im SPIEGEL,


1987:














Die Legende ist noch nicht geboren!


















Keine Legende – keine Todesdrohung!


Das Gespräch mit Stefan Sienerth (IKGS,

1997:


Ein Anwerbeversuch ohne Namen des Akteurs.




























„Du wirst die Folgen sehen“

Das Interview in der Schweiz,


2001:


Kein
Anwerbeversuch.

Bei all den traurigen und grausigen Geschichten vergisst Herta Müller, dieses gewichtige – aber noch nicht erfundene - Detail Mord-Drohung“ auch den Schweizern mitzuteilen. Wer nur dieses Gespräch rezipiert, erfährt nie davon, wie schlimm die böse Securitate mit der Übersetzerin umhergesprungen ist! Herta Müller fällt bei den - skeptischen –Eidgenossen auf das alte „Schikane“- Niveau zurück!


Keine Morddrohung

Die Münchhausiade in der ZEIT, 23. Juli

2009:


Zwei Anwerbeversuche mit dem Namen des Akteurs.



























„Es wird dir noch leidtun, wir ersäufen dich im Fluss“

Unabhängig von den zahlreichen widersprüchlichen Details[44], die auffallen, wenn man die - hier nur auf vier Quellen -begrenzten Interviews bzw. Selbstdarstellungen vergleicht, fallen höchst markante Unterschiede auf, die man als kritischer Geist einfach nicht ignorieren oder übergehen kann.
Die Drohung,
„Du wirst die Folgen sehen“,
klingt - zwölf Jahre später - in der ZEIT so:
„Es wird dir noch leidtun, wir ersäufen dich im Fluss“[45]
Das ist ein substanzieller Unterschied. Ganz allgemein auf potenzielle Folgen einer Auflehnung hinweisen ist eine Sache, auch wenn die Securitate so nie redete, eine konkrete Todesdrohung aber ist eine andere.
Herta Müller hat inzwischen die „Symphonie der Freiheit“ dieses Ruhestörers Carl Gibson gelesen, und weiß nun, wie die Securitate spricht und droht, geht also – wie von mir ausführlich belegt[46] – zum „Wir“ über!

o.       Die Konsequenzen der Morddrohung: „Es wird dir noch leidtun, wir ersäufen dich im Fluss“[47]


p.       Die dicke, freche Lüge:

Wenn Herta Müllers Leben bereits im Jahr 1979 durch den repressiven und äußerst brutal agierenden Geheimdienst Securitate tatsächlich bedroht gewesen wäre, dann wäre die – nach eigener Darstellung unter Angst und Bedrohung leidende - junge, angehende Schriftstellerin Herta Müller sicher
nicht von ihren vier West-Reisen zurückgekehrt,
die sie in den Jahren 1984 – 1985 unternommenen hatte.
Es ist unlogisch und unvorstellbar, dass eine Person, deren Leben von der Staatsmacht täglich bedroht wird, sich freiwillig in einem autoritären, ja totalitären Staat aufhält, sich selbst exponiert, ohne das eigene Leben zu retten, ohne sich, einmal in die Welt der Freiheit gelangt, für immer in Sicherheit zu bringen.
Geht es nach den Darstellungen von Herta Müller, dann hat sie tatsächlich von 1979 – 1987 mit der Perspektive gelebt, jederzeit im Fluss ertränkt zu werden!
Angeblich hat sie sich an die Morddrohungen gewöhnt! Das ist hochgradig absurd!
Herta Müller lügt und erfindet nach Bedarf.
In jahrelanger Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung an vielen Stellen und in mehreren Büchern habe ich nachgewiesen, wie das von Fall zu Fall erfolgt, teils grotesk, teils absurd, wen kümmert es!
Wenn der antikommunistische Bürgerrechtler und ehemalige politische Häftling während der Ceauşescu-Diktatur in Rumänien öffentlich fragt:
„Sind Sie gefoltert worden, Frau Müller?“,
dann liefert die Nobelpreis-Kandidatin der Bunderepublik Deutschland auch die Story, dass es so war in einer plagiatorisch erstellten Huren-Eier-Folter-Geschichte, die selbst Eugen Ionesco zu absurd vorgekommen wäre.
Trotz aller Offenlegung – und vor allem auch deshalb, weil die so genannte „Herta-Müller-Forschung“ bisher noch nicht in der Lage war, Realität und Fiktion im Leben und Werk Herta Müllers zu trennen, zu unterscheiden, was Dichtung ist und was Wahrheit, müssen diese Diskrepanzen auch im biographischen Aufriss immer wieder angesprochen und erläutert werden.
Die allen Lesern und Interpreten zugänglichen, deutschen Quellen reichen durchaus aus, um einfach komparatistisch auf die zahlreichen Widersprüche, Lügen, Inszenierungen, Verdrehungen und obskurantistischen Manöver zu kommen, die Herta Müller ungeniert vor ihrem Publikum ausbreitet.
Wer tiefer gehen will, der muss die „Akte Cristina“ studieren, die noch mehr offenlegt – in rumänischer Sprache, vor allem den Kennern der kommunistischen Materie.

q.       Geschichtsklitterung und politische Implikationen.



Da Herta Müller mit ihren „Zerrbildern“ via „Literatur“ in die bundesdeutsche Gesellschaft hineinwirkt und Fratzen von Banater Schwaben, Ceauşescu und der Securitate abliefert, also Geschichte verfälscht, kann man diese „Fiktion“, die zugleich Auto-Biographie sein will, so nicht stehen lassen.
Besonders schlimm und verwerflich ist der Aspekt, dass dieser selbstgestrickte, unglaubwürdige „Mythos“ – trotz aller Defekte und Diskrepanzen – fast vier Jahrzehnte lang aufrechterhalten werden konnte und schließlich zu der fatalen Fehlentscheidung in Stockholm (2009) geführt hat, obwohl die nicht integre Pseudo-Dissidentin Herta Müller seinerzeit – von mir und auch von anderen – als pathologische Lügnerin überführt war.

r.        Die vier Deutschland-Reisen während der Diktatur waren keine Privilegien! Zur angeblichen Opposition der pathologischen Lügnerin Herta Müller in Rumänien, garniert mit einer äußerst unglaubwürdigen Aussage.

Die Publikation ihres Bändchens im Westen (1984) habe sie letztendlich geschützt, betont Müller. Dann formuliert sie einige folgenschwere Sätze, die ihre späteren Erfindungen als nackte Lügen entlarven:
„Man mußte ab nun damit rechnen, daß jede Schikane[48], die man mir oder den Freunden antut, im Westen öffentlich wird.
Ich durfte viermal zur Entgegennahmen eines Preises nach Deutschland reisen, ich tat es.
Aber ich sagte bei allen Gelegenheiten, die sich boten, woher ich komme, was in diesem Land tagtäglich passiert.
Der Geheimdienst wusste nach jeder Rückkehr, was ich in Deutschland geäußert hatte. Ich wurde damit konfrontiert, ich leugnete nicht.
Ich sagte dem Geheimdienstler, „Meinungsfreiheit und Reisefreiheit stehen in der Verfassung, sind also mein Recht! Sie irren, wenn Sie das als Privileg betrachten, nur weil sie mir mein Recht so lange vorenthielten.“
Was in all den Jahren nie an die große Glocke gehängt wurde, was den vielen Lesern auf den Buchdeckeln verschwiegen und selbst vielen Landsleuten, die sich mit der Materie irgendwie beschäftigten, praktisch unbekannt blieb, findet sich auf einmal ganz plakativ und als die normalste Sache der Welt vorgetragen in dem Satz:
„Ich durfte viermal zur Entgegennahmen eines Preises nach Deutschland reisen“!
Sie durfte es zu einem Zeitpunkt, als ihre nach Freiheit strebenden Landsleute auf der Flucht an der grünen Grenze erschlagen wurden.

s.        Heroine Herta Müller beruft sich auf Rechte und Gesetz – in der Diktatur! Chapeau!


Dieses Reisen soll nun kein „Privileg“ gewesen sein, sondern ein - in der Verfassung Rumäniens - garantiertes Recht[49], das die selbstbewusste Heroine nach der Schlacht nun sogar mutig für sich reklamiert!
Man höre und staune! Eine vollkommen angepasste Bürgerin, die ganz konventionell und ohne anzuecken Abitur machen und drei, vier Jahre lang Philologie an der Hochschule studieren konnte, die, alles was sie schrieb, seit 1972 veröffentlichten konnte – und die sogar 1989, zwei Jahre nach der Ausreise und kurz vor Ceauşescus Sturz, immer noch in Rumänien veröffentlichte, beruft sich auf einmal auf ihre Rechte!
Mutig geworden, erteilt sie dem Geheimdienstler, dessen Namen sie uns allen hier verschweigt, Nachhilfe in Staatsrecht und Staatsbürgerkunde.
Herta Müller ist zu diesem Zeitpunkt 31 Jahre alt. Als ich öffentlich Kritik übte und in die politische Opposition ging, war ich 17.
Weshalb schwieg Herta Müller so lange, um dann auf einmal keck zu werden?
Was aber eminent wichtig ist an dieser verlogenen Inszenierung post festum, die keiner glaubt, der die sozialistische Wirklichkeit im ehemaligen Ostblock im Alltag erlebt hat, ist der genaue Zeitpunkt, das Jahr, wann dieses berühmte Statement einer „mündigen Bürgerin“ der Sozialistischen Republik Rumänien - mit Westerfahrung - erfolgt sein soll!
Wies Herta Müller den – bestimmt sehr konsternierten - Securitate-Mann nach ihrer ersten West-Reise zurecht?
Las sie, die berühmte Schriftstellerin, die doch schon im Jahr 1979 „im Fluss“ ersäuft (O-Ton Müller) werden sollte, dem bösen Burschen erst nach der zweiten Deutschland-Reise die Leviten?
Oder erst, nachdem sie Paris gesehen hatte, nach dem dritten Ausflug in die lange verachtete kapitalistische Welt der echten und der latenten Faschisten?
Oder war sie erst nach der vierten Reise, wie immer mit den Nerven am Ende, bereit, der inzwischen eingeschüchterten Securitate endlich den Marsch zu blasen!
Eine Groteske der Sonderklasse, zu der nur die scharfe Denkerin Herta Müller fähig ist!
Von dieser berühmten Auseinandersetzung für Recht und Freiheit, geführt irgendwo in den Katakomben von Temeschburg, wo später noch andere makabre Geschichten stattfinden werden, steht natürlich nichts in der Akte!
Wie hätte die Securitate sich eine Blöße geben und sich selbst belasten können? Der Terror-Apparat des blutigen Diktators Ceauşescu: Eine Versagertruppe? Herta Müller macht es möglich! Fiktion, die geglaubt werden soll – und Fiktion, die, irgendwann, nach der fünften Wiederholung, auch geglaubt wird!

t.         Von der „notorischen Lügnerin“ zur „pathologischen Lügnerin“? Der Wissenschaftler schweigt, ohne zu widersprechen!

Der Philologe Sienerth, lange Zeit auch ein Schwimmer mit dem Strom, schweigt zu dieser Heldengeschichte der freien Meinungsäußerung in der roten Diktatur und lässt die „berühmte Schriftstellerin“ weiter schwafeln, ohne zu bedenken, wohin es führt, wenn eine - von Anfang an - als „notorische Lügnerin“ auftretende Person nun mehr und mehr zur „pathologischen Lügnerin“ wird.
Da nie überprüft und nie gestoppt, wird Herta Müller ungehemmt weiter übertreiben und auf eine dicke Lüge eine weitere aufsetzen, bis daraus eine Chinesische Mauer der Lügen entsteht, deren, kaum noch überschaubaren Einzelteile auf die ganz große Lüge verweisen, auf das – von den Kommunisten erfolgreich importierte - Werte erneuernde System!
Unmittelbar darauf wird es noch bunter:
Ich verließ das Land, nachdem ich viele Jahre darauf bestanden hatte, es müsse nur einer (Ceauşescu) gehen, dann könnten alle anderen bleiben. Sicher war ich verbittert und mit den Nerven am Ende. Und Ceauşescu schien 1985, als ich die Ausreise beantragte, für immer und ewig installiert.“
So redet eine wahrhaftige Dissidentin, die heroische Frau jenes Sancho Panza aus der KP Ceauşescus, jenes berühmten Poeten aus Lowrin mit der Zeit-Diagnose im Jahr 1978,
„hier ist alles in ordnung“,
jenes Burschen, der im Gespräch mit dem gleichen Stefan Sienerth betonen wird, dass er seinerzeit „kein Dissident“ sein wollte!
So ändern sich die Zeiten!
Zehn Jahre nach der Ausreise und nach dem Fall des Kommunismus kann man jede Vita schönfärben, auch wenn es absurd klingt wie bei Herta Müller, die das Denken nie gepachtet hat und auch vergisst zu betonen, dass sie nicht allein auszureisen beabsichtigte und auch nicht ausgereist ist, sondern mit dem Burschen, der „kein Dissident“ sein wollte, nachdem auch dieser das golden-helle Leuchten des Westens „live“ erfahren hatte!
Die „Forschung“ hatte für die tausend Diskrepanzen und Widersprüche Herta Müllers, für die vielen frechen Lügen, ausgebreitet in mehr als drei Jahrzehnten, bisher kein Ohr!
Man überspringt das, was nicht passt, und nennt diese Vorgehensweise dann „Wissenschaft“!
Was will die Jeanne d’Arc aus dem Banat gesagt haben? Worauf hat sie angeblich „viele Jahre“ „bestanden“? - es müsse nur einer gehen (Ceauşescu), dann könnten alle anderen bleiben.
Lächerlich, völlig aus der Luft gegriffen und nirgendwo belegt: Die Floskel, der Diktator müsse gehen, dann wäre alles in Butter und Friede, Freude, Eierkuchen und das Eiapopeia vom Himmel im Land der Holz- und Blechschafe mit dem stinkenden Mond, ist aufgeschnappt, aber in sich nicht stimmig, denn Ceauşescu, der spätere der Lynch-Justiz überlieferte und wildwestartig exekutierte Sündenbock-Diktator nach billigem Schauprozess war nur eine Marionette.
Der Schuldige im Land – das war das kommunistische System!
Das war die eine Partei, in der Richard Wagner und alle anderen aus der so genannten Aktionsgruppe Banat Mitglieder und Stützen waren, auch Stefan Sienerth, der spätestens zu diesem Zeitpunkt die Maskerade hätte beenden müssen, im Namen der Wissenschaft, der geistigen Redlichkeit und der inneren Wahrhaftigkeit.
Spätere Biographen und Literaturhistoriker werden angesichts solcher Interviews, geführt von Böcken, die man zum Gärtner[50] gemacht hat, die höchst offiziell und über die deutsche Alma Mater zu München die Geschichte eklatant und krass verfälschen, nur bedenklich das Haupt schütteln, sich wundernd, was in Deutschland am Ende des 20. Jahrhunderts nach der Erfahrung roter und brauner Diktaturen noch möglich ist.
Noch einmal zur Verdeutlichung: Müller sagt:
„Ich verließ das Land, nachdem ich viele Jahre darauf bestanden hatte, es müsse nur einer (Ceauşescu) gehen, dann könnten alle anderen bleiben.“
Diese Behauptung, wenn sie denn wahr wäre, hätte tatsächlich Herta Müllers Dissidenz begründet!
Nur ist sie nicht wahr, sie ist an den Haaren herbeigezogen, nachträglich erstunken – um bei Müllers Termini zu bleiben – und erlogen.
Diese frech a posteriori konstruierte Aussage ist nirgendwo belegt, noch gibt es Zeugen, die eine konkrete politische Aktivität Herta Müllers während der Ceauşescu-Diktatur glaubhaft machen können.
Als der Phänomenologe und Leiter des Humanitas-Verlages in Bukarest, Gabriel Liiceanu, der Herta Müllers Bücher in Rumänien verlegt, ihr im Rahmen ihres PR-Auftritts im Rumänischen Athenäum – ironischerweise gerade zu einem Zeitpunkt, als ich in Bukarest weilte, um meine und ihre Akte einzusehen – die gewichtige Frage stellte, ob sie denn während der Diktatur wirklich eine Dissidentin gewesen sei, ruderte Herta Müller schnell zurück und bestätigte - vor dem nicht unkundigen Publikum der Hauptstadt, keine Dissidentin gewesen zu sein!
Jetzt, nach dem Nobelpreis, ging das!
Wie ihr Gatte Richard Wagner, ein Scharfmacher und Einschleicher, der vom roten Saulus zum schwarzen Paulus mutierte, der in der „Jungen Freiheit“ Interviews gab und – als eingefleischter Marxist gegen den Kapitalismus – schließlich für die „Bild-Zeitung“ aktiv wurde, seinerzeit „kein Dissident“ sein wollte und auch – obwohl als solcher herumgereicht und dafür mit dem Verdienstkreuz geehrt - nie einer war, so war auch die pathologische Lügnerin nie eine Dissidenten oder eine aktive Kämpferin im Widerstand gegen den Kommunismus.
Das habe ich, aus dem „echten Widerstand“ kommend, immer wieder verkündet, wie ein Rufer in der Wüste – und
Herta Müller, die sich mit allen angelegt hat, nur nie mit mir,
hat mir nie widersprochen!

Über verfälschte Biographien zur verfälschten Geschichte: Der Wissenschaftler als Kollaborateur und die „Aufklärung“ als Farce – Zur Mitschuld der „Forschung“ an Herta Müllers Lügen-Konstruktionen und absurden Ammenmärchen von „Folter“ und erlebtem „Terror“.


Die Ergebnisse der Interviews sind immer nur so gut, wie die Interviewenden kompetent sind. Werden „gute Fragen“ gestellt zeitigt das Gespräch, insofern es nicht abgekartet[51] ist – wie so oft bei Herta Müller – interessante Ergebnisse.
Macht der gelangweilte Journalist jedoch nur Dienst nach Vorschrift, weil ihn die Materie nicht besonders anspricht, dann plätschert der „Dialog“ so dahin, und die interviewte Person sagt nur das aus, was sie - auf einer bestimmten Bühne - aussagen will.
Man kann der Schweizerin Dora Fitzli nicht den Vorwurf machen, keine guten Fragen gestellt und nicht oft genug nachgehakt zu haben, als es sonderbar wurde in dem logischen Ablauf der biographischen Entwicklungen, denn eine Schweizerin ist nun mal nicht ganz so mit den historischen Prozessen in der kommunistischen Diktatur Ceauşescus und in Rumänien vertraut, wie es etwa die beiden SPIEGEL-Redakteure hätten sein müssen.
Trotzdem versuchte die Schweizerin - mit einer gewissen Grundskepsis ausgestattet und leicht bohrend - das Maximale aus Müller herauszuholen, ohne indiskret oder gar impertinent zu werden, während die beiden SPIEGEL-Profis ihr mieses Spiel durchzogen und dabei die objektiven Fakten vollkommen aus den Augen verloren.
Am Durchboxen eigener linker, ideologischer Vorstellungen ausgerichtet, interessierte die historische Wahrheit überhaupt nicht – es blieb beim „Als-ob“, ohne dass – radikal im positiven Sinn - nach der Wurzel der Dinge und Abläufe gefragt worden wäre. Das Ganze war mehr ein Spaß, eben Gaudi nach SPIEGEL-Manier und keine exakte Wissenschaft!
Doch eben die genaue wissenschaftliche Vorgehensweise erwartet man bei Stefan Sienerth, der – als Institutsleiter einer öffentlich finanzierten Aufklärungseinrichtung ja im Dienst der Wissenschaft „sein Buch“ veröffentlicht und so den Diskurs weiterbringen will.
In diesem Punkt aber versagt das Interview mit Herta Müller, auch das mit ihrem Gatten aus der KP, Wagner, mit Werner Söllner, Franz Hodjak und anderen dort im Werk Interviewten, weil das kritische Nachfragen und Aufklären aufgrund des guten Kenntnisstands der Verhältnisse im kommunistischen Rumänien vollkommen ausbleibt.
Wer einmal mit den Wölfen heulte, wer immer schon mit dem Strom schwamm, der weiß nicht nur, wie es geht, er weiß auch, dass das mit dem Mainstream Surfen den eigenen Interessen am besten dient, dem gerade ausgeübten Job und der späteren wohlverdienten Rente im Altersruhestand.
Weshalb setzt man – hier ist es Sienerth - das alles aufs Spiel, nur um der Wahrheit zu dienen, wenn es doch viel bequemer ist, den Lügen einer „berühmten Schriftstellerin“ freien Lauf zu lassen, statt der Wahrheit dienend, sich in die Nesseln zu setzen, vielfach anzuecken, um dann, jenseits aller Seilschaften, im Abseits zu landen!?
Die echten Forscher erwarten von Leuten wie Sienerth, dass sie wunde Punkte ansprechen und eben, der Wissenschaft verpflichtet, den Dingen auf den Grund gehen.
Das hat Sienerth in dem Gespräch mit Herta Müller nicht getan. Obwohl er sehr gute Fragen gestellt hat, teils die beschwichtigende, harmonistische Antwort schon vorbereitend und antizipierend, hat er – wider besseres Wissen- das Ungerade nicht geradegerückt.
Er, der Siebenbürger Sachse, ließ Herta Müller buchstäblich das Blaue vom Himmel herunter lügen und machte sich dabei mitschuldig am Status Quo! Beziehungsweise er schuf - mit diesem ja als wissenschaftlich ausgegebenen Gespräch und Werk - die Voraussetzungen weiterer Lügen, die, nach 1997, auf das nunmehr Etablierte frech aufgepackt wurden.
Ermutigt durch die Akzeptanz ihres - scheinbar zurechtgebogenen und oft mit nicht stichhaltigen Argumenten nachträglich – ebenso scheinbar – konsolidierten „Lebenslaufs“, hat Herta Müller ihre Lügen und biographischen Verzerrungen dann auch „weiter gestrickt“, das Lügen-Netz weitergesponnen, noch moderat zunächst, aber trotzdem widersprüchlich in der Schweiz (2001), dann aber schon pathologisch-schizophren, in der Münchhausiade im ZEIT-Magazin.
Dazu wäre es nie gekommen, wenn akademische Zeit-Experten, die die Welt des Kommunismus als Mensch und Forscher erlebten, die Dinge rechtzeitig beim Namen genannt und somit ein Verbreiten absurder und abstruser Lügen in nie dagewesener Form (Huren-Eier-Folter-Geschichte etc.) unmöglich gemacht hätten.
Genauso heuchlerisch wie die so genannte Herta-Müller-Forschung von Anfang an (1991) das verschwieg[52], was ideologisch deplatziert und nicht systemkonform war, so machte auch Sienerth einen Bogen – wie die Katze um den heißen Brei, ohne Lust, sich selbst die Zunge zu verbrennen.
„Das geduckte Haupt bleibt vom Schwert verschont“, lehrt eine – auch von Deutschen längst verinnerlichte - Lebensweisheit der Rumänen aus ihren - Jahrhunderte hindurch durchgefochtenen - Kämpfen gegen die Türken des Osmanischen Reiches.
Sienerth und andere IKGS-Leute haben, statt aufzuklären, statt kritisch zu forschen und zu publizieren, die Essenz dieser Weisheit im Kapitalismus umgesetzt!
Und sie haben auch billigend in Kauf genommen, dass das Werk dieses einen Dissidenten aus der Ceauşescu-Diktatur, ein Werk, welches man eigentlich doch „fördern“ wollte, zum „Kollateralschaden“ wurde – und sein Autor, den man – über Boykott und Desavouierung - ja mit bekämpfen musste, ebenso!
Gedient hat das alles den Lügen Herta Müllers und ihrem System dahinter, die aus der fatalen Mischung – jenseits von Ethos und Moral - einen Nobelpreis und viel Geld fabrizierten.
Die Literaturwissenschaft und Ethikgeschichte der Zukunft wird auch darüber zu richten haben. Aus meiner Sicht aber besteht jetzt schon Gewissheit: Die vielen Lügen werden nicht lange halten!
Was für die zynischen Macher noch schlimmer ist: Kein Werk dieser forcierten Nobelpreisträgerin für Literatur wird die Zeit überdauern.
In der Schweiz: Herta Müllers Lügen sind


[1] Diese vierte, wichtige biographische Quelle, angesiedelt zwischen dem SPIEGEL-Gespräch 1987 und dem weiter unten näher beleuchteten Interview in der Schweiz, ist abgedruckt in dem Band: „Daß ich in diesen Raum hineingeboren wurde...“ Gespräche mit deutschen Schriftstellern aus Südosteuropa. Südostdeutsches Kulturwerk, München 1997. S. 319ff.
[2] Trotzdem wird Herta Müller auch in diesem Fall ihre Mythen und Legenden in eigener Sache voll ausbreiten und Stefan Sienerth, der als Teil des Systems (IKGS) nicht anders kann, wird ihr nicht widersprechen, ja er, dessen Forschungsschwerpunkt die deutsche Gegenwartsliteratur – nicht - ist, wird alles unkritisch so stehen lassen, ja abnicken, was an sich verheerend ist, weil die Außenwelt die auch indirekt erfolgende Zustimmung einer akademischen Autorität als Bestätigung der - so en passant - abgelieferten - Story ansieht.

Auf diese Weise bleiben freche Lügen als Fakten und historische Wahrheiten bestehen.
Neu einzementiert bilden sie - nunmehr seit 1997 - dann auch die Basis für konservative Kreise, besonders für die Konrad-Adenauer-Stiftung der CDU, die von Anfang an „nicht integre“ Hassgetriebene zu ihrem Aushängeschild zu machen, also Müller politisch einzusetzen, zu instrumentalisieren.

Das hätte nie passieren dürfen, da Deutschland damit ganz offen auf ein „falsches Symbol“ gesetzt und „falsche Werte“ in alle Welt gesendet hat!

[3] In dieser Eigenschaft förderte Stefan Sienerthgegen den Widerstand aus eigenen Reihen, namentlich gegen Peter Motzan, seinerzeit Sienerths Vorgesetzter an der Universität in Rumänien, den Druck meiner Aufklärungsschrift zur Gründung der ersten freien Gewerkschaft in Osteuropa SLOMR im Rumänien des Jahres 1979 „Symphonie der Freiheit“, erwartete aber von mir – mit Rücksicht eben auf Herta Müller - das Ausklammern literarischer Aspekte sowie, da früher selbst in der KP, das nähere Erörtern der KP-Implikationen rumäniendeutscher Autoren aus der Aktionsgruppe Banat.

Aus meiner Sicht war das nicht machbar. Da ich mich an diesen „vorauseilenden Gehorsam“ nicht hielt und vor allem nicht bereit war, die Wahrheit zu beugen oder die Wahrheitsfindung durch das Verschweigen erheblicher Tatsachen und Entwicklungen zu verschleiern und zu verzögern, kam es zu einem – nie erörterten oder direkt ausgetragenen -Zerwürfnis mit dem IKGS nach der Publikation des ersten Bandes meiner „Erinnerungen“.
Statt, wie vereinbart, das Projekt weiter zu fördern, distanzierte sich das IKGS von mir, torpedierte die Publikation, statt sie – wie besprochen – mit Lektor mit zu betreuen und in „Spiegelungen“ zu rezensieren und verhinderte – im obskuren Dialog mit meinem damaligen Verleger Josef Röll aus Dettelbach – die Edition des zweiten Bandes „Allein in der Revolte“, der dann - erst mit fünfjähriger Verspätung und nach juristischer Intervention - erscheinen konnte.
Näheres zu dieser Verhinderung von Aufklärung in meinem Nachwort zu „Allein in der Revolte“, publiziert in: Plagiat als Methode - Herta Müllers „konkreative“ Carl Gibson-Rezeption. Bad Mergentheim 2014.
[4] Berufsverbot, Publikationsverbot etc.
[5] Seinerzeit, lange vor dem Nobelpreis und vor meiner Reise nach Bukarest im Jahr 2010, ermächtigte ich den Forscher, auch meine Securitate-Opfer-Akte einzusehen.
[6] Herta Müller beantwortete meinen Brief, in welchem ich nach ihrer konkreten Verfolgung und Folter frage, nicht. Das Schreiben wurde publiziert in: Plagiat als Methode - Herta Müllers „konkreative“ Carl Gibson-Rezeption. Bad Mergentheim 2014. Der Wortlaut der Anfrage findet sich weiter unten, im KAS-Kapitel unter: Dokumentation.
[7] Da Herta Müller sich an keine Roman-Theorie hält, diese Theorien auch nicht kennt, und nur einfach drauflos schreibt, so, wie es ihr gerade einfällt, da sie, darüber hinaus, auch das Wissen und die Bildung nicht hat, um einen echten „Essay“ zu schreiben, muss man, objektiv betrachtet und an echten Romanen und Essays ausgerichtet, solche Bezeichnungen in ihrem Fall ablehnen. Die weniger an Mode und Zeitgeist, dafür aber mehr an tatsächlicher Substanz ausgerichtete Literaturgeschichte wird das noch zu richten haben und auch richten!

[8] Das unterstreicht den wohlwollenden, ja harmonistischen Charakter des Gesprächs, was auch für andere „Bewunderer“ typisch ist. Die Mainstream-Meinung wird kritiklos mitgetragen, gerade in der Presse, wo es nicht selten an Sachverstand fehlt.
Sienerth, der noch nicht allzu lange in der Bundesrepublik weilt, spricht, beindruckt und übertrieben von „literarische(r) Sensation“, ohne zu bedenken, dass die SPIEGEL-Rezension des F.C. Delius eine Besprechung in eigener Sache war, eine schlau verkaufte Werbung oder dass der eine oder andere Literaturpreis an Herta Müller (etwa der in Bremen) unter Kollegen und über Seilschaften eingefädelt worden war. Die aufgebauschte „literarische Sensation“ wurde also geschickt inszeniert und herbeigeredet wie die Kursmanipulation einer substanziell wertlosen Aktie an der Börse durch Betrüger und Gauner aller Art!
[9] Das betone ich ausdrücklich, obwohl das IKGS mir beim Projekt „Symphonie der Freiheit“ massiv in den Rücken fiel und so die Aufklärung kommunistischer Vergangenheit behinderte, ja sie Jahre zurückwarf, weil die Edition des zweiten Bandes fünf Jahre lang verzögert wurde. Es ging wohl nicht anders, da höhere Interessen bestimmend waren.

[10] Meine Kritik an Herta Müller wollte Sienerth seinerzeit nicht ganz gelten lassen.
Sie sei – wie oben im Text auch betont – inzwischen eine berühmte Schriftstellerin, ergo sakrosankt und über jede Kritik erhaben. Ich solle mir die Linken – also Herta Müller und die „Aktionsgruppe“ - zu einem anderen Zeitpunkt - und in einem anderen Werk - vornehmen, suggerierte mir der IKGS-Direktor „mündlich“, wohl wissend, dass er sich mit dem Projekt „Symphonie der Freiheit“ schon zu weit aus dem Fenster gelehnt, in die Nesseln gesetzt und auf massiven Widerstand gestoßen war, intern und aus dem Dunstkreis der Betroffenen (Herta Müller und Aktionsgruppe), also bei Autoren, denen man seitens des IKGS doch freundschaftlich verbunden bleiben wollte.
[11] Diesen gesamten Komplex, der das Feindbild Banater Schwaben bis zuletzt (2009) aufrechterhalten und sich letztendlich gegen Rumänien und gegen die Rumänen richten wird, wurde weder von der Forschung, noch von den Rumänen von Rumänien aus erörtert oder gar angemessen aufgearbeitet.
Herta Müller begibt sich so – wie von mir oft in den letzten Büchern ausgeführt - auf die primitive Ebene billiger Propaganda, verzerrt die Realität und macht mit ihren grotesken Übertreibungen alles viel schlechter und schrecklicher, als es in Wirklichkeit war.
[12] Die Gedichte „Am Schwengelbrunnen“ und „Legende“ werden in die 1972 publizierte Anthologie „Wortmeldungen“ aufgenommen.

[13] Auch ich gehörte im gleichen Alter zum Kreis der Dichtenden und Schreibenden, doch die „Veröffentlichung“ meiner – in der Regel kritischen - Texte war Illusion. Schließlich stand ich auf der anderen Seite und mir fehlte das Vertrauen zu dem Müller- und Wagner-Mäzen Nikolaus Berwanger aus der KP, der als erste Instanz entscheiden konnte, ob literarische Texte gedruckt werden konnten oder nicht. Mehr dazu in „Allein in der Revolte“.

[14] Mein schon damals sehr kritisches Verhältnis zu diesem roten Haufen beschreibe ich in der „Symphonie der Freiheit“, 2008.
[15] In Deutschland hat man – in Erwartung einer nie stattfindenden Kommunismus-Kritik – diese mit der verzerrt aufgetischten Securitate-Thematik gleichgesetzt, so die Fakten verkürzend und verfälschend.

[16] Dieses „J‘ accuse“ an die Adresse der KP wird in der „Symphonie der Freiheit“ erhoben und in mehreren Abschnitten, mit Beweisen untermauert, differenziert begründet. Aus meiner Opfer-Akte ist genau zu erkennen, dass die Partei die treibende Kraft war – und der Geheimdienst nur das ausführte, was ihr die Genossen auftrugen. Bei Herta Müller, die sich – an der tatsächlichen Wirklichkeit vorbei – ihre eigene Version erdichtet, erfindet, fallen solche Details unter den Tisch.
[17] An Stellen wie dieser ist zu erkennen, dass die Autorin die gleiche Situation einmal so deutet und einmal anders, nach Belieben, nach Bedarf! So wie das „Werk“ tausend Mängel und Peinlichkeiten aller Art aufweist, so ist die Biographie voller Widersprüche und Ungereimtheiten. Wie man am Verhalten Sienerths erkennt, toleriert die „wissenschaftliche Forschung“ alles, nimmt das Chaos stoisch hin, ohne Lust, aufklärend die Dinge zu ordnen.
[18] Meinen Weg der Selbstemanzipation und Distanzierung vom Dorfleben, ohne eine radikale Zäsur der Zurückweisung aller anderen zu praktizieren, beschreibe ich in den beiden Bänden meiner Erinnerungen explizit.
[19] allein im grünen Tal stehen“ und „weinen müssen ohne Grund“ verweist auf einen melancholischen Zug, der die Eigenbrötlerin Herta Müller mit eigensinnigen Perspektiven und eigensinnigen Bildern, die oft irreale Bilder, Zerrbilder und Fratzen sind, wesenhaft charakterisiert und bestimmt.
Wie ausgeprägt die entgegengesetzte „manische Phase“ bei ihr ausfällt und welche Wirkungen sie zeitigt, ist ein Feld, das noch näher untersucht werden sollte. Herta Müller wird ferner das weltbekannte Werk „Hundert Jahre Einsamkeit“ von Gabriel Garcia Marquez rezipieren.
Einige ihrer Beiträge, publiziert in „Neue Literatur“, verweisen ebenso auf die Beschäftigung mit den – ihr wesensgemäßen, seit der frühen Kindheit vertrauten - Phänomenen Alleinsein, Einsamkeit und Vereinsamung. Mehr zur Thematik in meinem Opus zur Melancholie und Einsamkeit in dreitausend Jahren Menschheitsgeschichte, (2015).
[20] Herbert Karl, ihr erster Ehemann, wird diesen prägnanten Wesenszug, der sich durch die gesamte Vita zieht, bestätigen. Vgl. dazu die biographischen Ausführungen weiter unten.

[21] Eine oft und gern zitierte Formulierung aus der „Symphonie der Freiheit“, die das Pseudo-Gehabe und die „A-posteriori-Selbstinszenierung“ als kulturelle Widerstandsgruppe auf den Punkt bringt.
[22] Näheres dazu in der Dokumentation am Ende des Buches, in welche ein Auszug aus „Allein in der Revolte“ aufgenommen wurde. Mein damaliges Verhältnis zur „Aktionsgruppe ohne Aktion“ und zum Adam-Müller-Guttenbrunn-Literaturkreis aus der Sicht der nichtkommunistischen, oppositionellen Seite ist dort ausführlich beschrieben.
[23] Vgl. dazu meine differenzierten Ausführungen in „Allein in der Revolte“ in mehreren Kapiteln.
[24] An dieser Stelle wird sehr deutlich, dass Herta Müller ihren blinden Hass auf alle Banater Schwaben ausdehnt, nicht nur auf die Landsmannschaft – wie 2009 in der Richtigstellung der ZEIT hervorgehoben, nachdem Herta Müller in ihrer den gleichen entlarvenden Fehler noch einmal gemacht hatte.
Sie kann die fixe Idee der Feindbilder Banater Schwaben und Securitate nicht aufgeben – und ihr wilder Irrationalismus führt immer wieder dazu, dass sie ihre tieferen Beweggründe in deplatzierten Formulierungen verrät.
Keine Richtigstellung kann diesen Ungeist, der schon im SPIEGEL-Gespräch 1987 in diesem Punkt deutlich wird und in der ZEIT (2009) immer noch weiterwirkt, aus der Welt schaffen oder verniedlichen.

Herta Müllers Hass auf alles Deutsche sitzt tief und wird wohl nie zu überwinden sein!

[25] Vgl. dazu etwa das eindeutige „Pro“ des Nobert Otto Eke, ein integrer Forscher der ersten Stunde und Gastgeber Herta Müllers seinerzeit in Paderborn, der, obwohl er von der Kritik weiß, nur um ein positives Gesamtbild zu erstellen, gerade die - von mir immer wieder erörterten, belastenden Niederungen-Beiträge wie Grabrede, deutscher Scheitel, Faule Birnen u. a. - einfach ignoriert, nicht angesprochen übergeht. Ganz wissenschaftlich ist das nicht! In: „Augen/Blicke oder: Die Wahrnehmung der Welt in den Bildern. Annäherung an Herta Müller. (1991).
[26] Das durch und durch negative, pejorativ gestaltete „Frauenbild“ Herta Müller ist, ich verwies darauf, noch nicht untersucht worden, ob wohl es sich durch das „Gesamtwerk“ zieht, über die Familienangehörigen hinaus. Da haben emanzipierte Germanistinnen, die mir den Kampf gegen eine „Frau“ zum Vorwurf machen, noch erheblichen Nachholbedarf.
[27] Mit wahren Perlen deutscher Sprachkunst wie: „Ilije muss scheißen … es stinkt, der Mond stinkt“.
[28] Meine politisches und menschliches Reifen vollzog sich – beginnend mit der ersten Verhaftung im Alter von 17 bis zur Entlassung aus dem Gefängnis drei Jahre danach – in einem konkreten Oppositionsprozess, im aktiven Kampf gegen ein totalitäres System. Vgl. dazu auch die Einschätzungen der beiden RFE-Moderatoren in den 1979 geführten Interviews, abgedruckt weiter unten.
[29] Man beachte die Reaktion der Konrad-Adenauer-Stiftung auf den Protest meiner Landsleute, drei Jahre vor meiner Intervention. Die kritischen Einwände wurden ignoriert.

Und auch von mir, dem direkten Opfer der kommunistischen Diktatur erwartete man bei der KAS, dass ich die vollendeten Tatsachen - mit dem zurechtgebogenen Lebenslauf Herta Müllers - hinnehme und die Inszenierung der Mächtigen akzeptiere, obwohl die Fakten nicht der historischen Wahrheit entsprachen. (Vgl. dazu das weiter unten abgelichtete Schreiben der KAS an mich aus dem Jahr 2007.

Dass auf diese Weise - im Abwürgen berechtigter Kritik - die politische Kultur in Deutschland zerstört wird: Das sah der -Weisungen von oben ausführende - Apparat der KAS nicht!
[30] Gemeint ist „Plagiat als Methode“. Es ist kaum zu erwarten, dass ähnliche Werke noch einmal angegangen werden, denn der Aufwand ist enorm und setzt das genaue Kennen der - wenig verbreiteten, komplexen - „Symphonie der Freiheit“ voraus.
Während die spezifischen Entlehnungen Herta Müllers aus Oskar Pastiors Werk ins Auge stechen, die ihr „aufspringenden“ Worte aus den Dichtungen nur übernommen oder marginal verändert wiedergegeben werden müssen, „rezipiert“ Müller mein Werk auch ideell.
[31] Vgl. dazu meinen – an vielen Stellen veröffentlichten „Offenen Brief an Herta Müller“, u. a. in: Plagiat als Methode - Herta Müllers „konkreative“ Carl Gibson-Rezeption. Bad Mergentheim 2014.
Der Text der Anfrage an Müller aus dem Jahr 2006 ist weiter in dem KAS-Beitrag in der Dokumentation nachzulesen.
[32] So beruft sich etwa die Stadt Wittlich noch in diesem Jahr (2016) darauf und ignoriert Gegendarstellungen aus der bundesdeutschen Öffentlichkeit. Vgl. dazu auch meine im Internet publizierten Portes-Beiträge gegen diese zynische Praxis.

[33] Keiner aus der Forschung hat bisher gegen dieses unredliche Verwirrspiel der Diva deutscher Nonsens-Literatur, das exakte Wissenschaft unmöglich macht, verhindert, mutwillig torpediert, Einwände erhoben oder gar protestiert!
[34] Das „negative Labyrinth“, der Irrgarten, ist bewusst angelegt, um den – konventionellen, systemloyalen - Lebenslauf vor 1987 vollkommen zu verschleiern, um Nachforschungen unmöglich zu machen. Das hat gut funktioniert! Der bequeme deutsche Forscher hat es vorgezogen, zu glauben, statt Behauptungen zu überprüfen und den Dingen auf den Grund zu gehen. Mich ärgert diese gezielt eingesetzte Taktik der Irreführung seit den ersten Nachforschungen ab 2005.
[35] Details zum Arbeitsalltag und meiner Opposition in der Fabrik bis hin zum stalinistischen Schauprozess vor 150 Arbeitern, organisiert von der Betriebsleitung, der KP und der Securitate, in mehreren Kapiteln in der „Symphonie der Freiheit“, 2008.

[36] Erst in der ZEIT-Fassung 2009 fügt Herta Müller – wohl als Reaktion auf mein mehrfaches Nachfragen - den Namen „Stana“ ein, ohne genauer zu werden, einen Namen, den sie der - erst 1983 angelegten Beobachtungs-Akte „Cristina“ - entnommen haben könnte, denn sie kennt diese Akte inzwischen.
[37] Vgl. dazu meinen Beitrag „Widerstandsbewegungen gegen die Ceausescu-Diktatur“, publiziert als Brief an die Herausgeber der FAZ im Jahr 1988, wo ich den echten Widerstand schildere, ohne „unsere“ freie Gewerkschaft SLOMR in Temeschburg explizit hervorzuheben.
[38] Nur wenige Bürger der DDR oder aus anderen Ostblockstaaten hatten, bevor sie einen Ausreiseantrag stellten, die Möglichkeit, in den Westen zu reisen, um sich „ein Bild zu machen“!
Viele, die die Freiheit erstrebten, haben für dieses hohe Ziel gelitten, gekämpft, Folter an der Grenze und Gefängnis auf sich genommen – sind dabei umgekommen!
Nicht aber Herta Müller!
Begleitet von ihrem Gatten aus der KP spazierten sie in die Freiheit, um dann, von Berlin aus, den bösen Ceausescu zu beschimpfen und wilde Storys aller Art zu erfinden!

[39] Details dazu aus erster Hand in dem Dokument weiter unten, in welchem Herbert Karl die Ausreise-Situation – nicht für mich, sondern für die nachfragende „Wissenschaft“ – schildert.
[40] Die Erörterung dieser Groteske eigener Art erfolgt weiter unten im Rahmen des Schweiz-Gesprächs. Wer die Verhältnisse in einem sozialistischen Großbetrieb kennt, ganz egal ob in der ehemaligen DDR oder in Rumänien, der kommt sofort auf die irreale Komponente dieser Farce.

[41] Fakt ist: Ein Betriebsleiter (Direktor) einer 6000-Mitarbeiter-Fabrik hatte Besseres zu tun, als sich mit Personalangelegenheiten täglich herumzuschlagen.
Obwohl ich der Betriebsdirektorin Pasca Iulia meine Anstellung als „Arbeiter“ in dem Großbetrieb „1. Juni“ zu verdanken hatte, bekam ich diese Person während meiner gesamten Tätigkeit nie zu Gesicht, selbst dann nicht, als mir vor 150 Arbeitern, der – nach einer generellen Weisung Ceausescus erfolgte – „Schauprozess“ gemacht wurde. Details weiter unten in der Dokumentation.
[42] Das ist gerade die Zeitspanne meiner aktiven, antikommunistischen Opposition – mit Verhören, Haft, Folter und Gefängnis.

[43] Gemeint die so genannte Aktionsgruppe und ihr künftiger Mann Richard. In der ZEIT sollen es Personen aus dem Betrieb sein, die irgendwie ans Messer geliefert werden sollen, nur wird dieses betriebliche Umfeld dann – wieder logisch unpassend – mit Personen bestückt, die mit der Kommunistischen Partei und der Securitate bereits so oder anders verbandelt sind.
[44] Gegenstand einer künftigen Dissertation.

[45] Bereits in: Plagiat als Methode - Herta Müllers „konkreative“ Carl Gibson-Rezeption. Bad Mergentheim 2014, S. 295ff, habe ich diese nachträglich erfundene, hinzu gedichtete Zusatz-Lüge als solche angesprochen und auch dargelegt, wie Herta Müller darauf kam, auch in diesem Punkt maßlos übertreibend der Welt erneut etwas vorzugaukeln, was sich nie ereignet hat, was reine Fiktion ist, die konstruiert und in Umlauf gebracht wurde – auch von dem Magazin „Cicero“, das „politische Kultur“ für sich reklamiert, um die Menschen zu täuschen. Vgl. dazu das Kapitel:

a.       „Wir ersäufen dich im Fluss“ – eine Morddrohung der Securitate, die keine ist. Herta Müllers dreiste, „just in time“ aus dem Hut gezauberte, eklektisch kompilierte Securitate-„Drohung“ als billiger PR-Gag.

Einem Temeschburger, der die Tage des Ceaușescu-Kommunismus bewusst erlebt hat, wird die im „Cicero[45]“-Magazin – quasi als Nacharbeit zum Nobelpreiscoup von Michael Naumann und Michael Krüger - reißerisch inszenierte Schlagzeile und angebliche Securitate-Androhung gleich suspekt vorkommen:
„Wir ersäufen dich im Fluss“,
soll die böse Securitate Herta Müller angedroht haben!
In der Online- Fassung des Lügen-Berichts: „Die Securitate ist noch im Dienst“ aus der Feder von Herta Müller und ihrer unbekannten Ghostwriter aus der Zeit-Redaktion erfahren die Leser die – angeblich vollständige Androhung. Dort heißt es:
„Dann sollte ich offenbar für dieses Büro tauglich gemacht werden durch zwei Anwerbeversuche des Geheimdienstlers Stana.

Nach der zweiten Verweigerung war der Abschiedsgruß:

Es wird dir noch leid tun, wir ersäufen dich im Fluss.“

Selbst wenn diese Drohung – inklusive der aus meinem Werk geklauten Formulierung – ich sollte gemacht werden[45] -  irgendwann tatsächlich erfolgt worden wäre, dann hätte sie im Temeschburger Securitate-Jargon bestimmt ganz anders geklungen, etwa, nahe an der Umgangssprache: „Wir werden dich in die Bega[45] werfen!“
 
Abbildung: Auszug aus „Cicero“,
Doch die angebliche Androhung ist – nach meiner Auffassung – genau so frei erfunden wie dutzendfach andere Details des verlogenen Securitate-Artikels aus der ZEIT, dessen Teil sie ist.
Da der angebliche Securitate-Anwerbeversuch in Herta Müllers-Technometal-Zeit fällt und die Androhung, sie zu ersäufen, dann um oder vor 1979 anzusiedeln ist, hätte die Securitate der RKP mehrere Jahre Zeit gehabt, Herta Müller von der Bildfläche verschwinden zu lassen, also noch rechtzeitig bevor die noch unbekannte Schreibende göttlich inspiriert, von der Muse geküsst und unbehelligt vom bösen Geheimdienst Ceaușescus mehrere Jahre hindurch ihre Kurzgeschichten ausarbeiten konnte, um dann im Jahr 1982 - mit dem Segen der Kommunistischen Partei - das Hassbändchen „Niederungen“ gegen die deutschen Landsleute im Banat zu veröffentlichen.
Also ist die Androhung schon zeitlich unglaubwürdig.
Darüber hinaus ist sie plump und entspricht nicht den Zielsetzungen der Securitate, die nur dort erpressen und anwerben konnte, wo es etwas zu erpressen gab.
Ein operettenhaftes Lamento wie Es wird Dir noch leid tun“, ist nicht nur logisch abwegig, sondern entspricht auch von der Diktion her nicht dem Jargon der Geheimdienstler.
Dass dieser – von anderen PR-Gag- Artikeln garnierte - Cicero-Ausschnitt „von langer Hand“ vorbereitet wurde, ist auch an den Details zu erkennen: Der Satz ohne Subjekt ist immer noch ein Satz ohne Subjekt: „Ein kleiner knochiger war der Chef“! Halleluja! Die äußerst plumpe Formulierung aus der Druck-Fassung aber wurde verändert:
Herta Müller.
Mit acht arabischen Studenten sollte ich Sex gehabt und mich mit Strumpfhosen und Kosmetika
bezahlen lassen haben.“
Sie lautet nun:
Herta Müller.
„Mit acht arabischen Studenten sollte ich Sex gehabt und mich mit Strumpfhosen und Kosmetika bezahlt lassen haben.“

Kosmetik auch hier? (Wie oben bereits dargelegt, wird es in dem Hanser-Band noch eine weitere, eine dritte stilistische Abwandlung geben, die genauso genial ist wie die vorhergegangenen!) Herta Müller produziert ihre Lügen dann, wenn sie verlangt werden, quasi wie in der modernen Logistik - „just in time“. Nur geht sie bei ihrer Lügen-Fabrikation – wie bereits hier dutzendfach nachgewiesen – äußerst unprofessionell, ja stümperhaft dilettantisch vor: Das ärmliche, ja erbärmliche logische Denken macht nicht mit – während das leider noch nicht erfolgte kritische Mitdenken der Leser ihr lügnerisches Kartenhaus zum schnellen Einsturz zu bringen vermag. Wo bleiben die deutschen Germanisten in diesem Punkt? Die ehrenwerten Professoren aus Paderborn, die Herta Müller einen Ehrendoktor hinterherwerfen, ohne sich kritisch mit ihrem Lügenwerk, mit ihrem Potjomkinschen Fassaden und mit ihrer schamlosen Selbstinszenierung als Opfer einer Diktatur auseinandergesetzt zu haben? Ist das noch „Wissenschaft“, Herr Eke[45]? Beschränken sich die gut bezahlten, trotz mangelnder Leistung unkündbaren Literatur-Beamten der deutschen Alma Mater– wie so oft – aufgrund philosophischer Schmalbrüstigkeit nur auf den philologisch-ästhetisch- stilistischen Bereich und ignorieren dabei logische, moralische wie politische Implikationen, Fragestellungen, Ansätze und Methoden? Wenn die Kuh aufs Eis geht, wird sie ausrutschen, das steht fest. Und keine noch so windige „Richtigstellung“ in der ZEIT bringt die einmal Ausgerutschte wieder vom Eis und heil aufs Parkett zurück. Eigentlich hätte der Nobelpreis für alle Zeiten abgehakt werden können, wenn denn die kritische Überprüfung der gestreuten Legenden erfolgt wäre – und wenn man mich und andere bei der damals spontan einsetzenden Aufklärungsarbeit nicht mit Macht gestoppt hätte. Doch kein Lügenwerk währt ewig. Herta Müllers transparentes Vorgehen lässt sich gut rekonstruieren und ihr Machwerk ist nachweisbar.
[46] Zahlreiche Textparallelen in meinem Werk, wo ich die zur Einschüchterung eingesetzten Morddrohungen im Securitate-Verhör schildere, verweisen darauf. Das „Wir“ entspricht dem „Verhör“, nicht dem (anwerbenden) Einzelgespräch.
Da Herta Müller jedoch nie ein „Verhör“ erlebt hat und die deutsche Sprache deshalb auch um das - von ihr in Dummheit kreierte und von Michael Naumann (SPD) nachgeplapperte Unwort -„Verhörer“ bereichert, kennt sie den feinen Unterschied nicht. Näheres Vgl.: Plagiat als Methode - Herta Müllers „konkreative“ Carl Gibson-Rezeption. Bad Mergentheim 2014.
[47] Ebenfalls in „Plagiat als Methode“ habe ich offengelegt, woher Herta Müller die Idee, im Fluss ertränkt zu werden, hergeholt hat, nämlich aus einer meiner Rezensionen zu einer Securitate-Publikation eines Landsmannes, der das tatsächlich so erlebt hat.

Da ich nicht in jeder Publikation zu Herta Müllers Labyrinth der Lügen alles wiederholen, doppelt und dreifach ausführen kann, sei hier auf die beiden Abschnitte verwiesen – im zweiten Kapitel wird auch die Inszenierung Müllers a posteriori als „Staatsfeindin“ behandelt. Vgl. dazu (S. 299ff) die Kapitel:
Ein „Staatsfeind aus dem Banat“ und ein Securitate-Buch rezensiert von Carl Gibson Oder Wo greift Herta Müller noch zu, wenn es um die Securitate-Materie geht?

Im heißen Sommer des Jahres 2009, zu dem Zeitpunkt, als Herta Müller an ihrem eklektizistischen Securitate-Lügen-Artikel bastelte, ein wirres wie konfuses Kompilat an Einzellügen, in welchem sie gierig alles aufnahm, was zur Securitate-Thematik zu gebrauchen war, erschien in der „Siebenbürgen Zeitung“ vom 8. Juli 2009 eine Rezension aus meiner Feder zum öffentlich gerade beackerten Thema „Securitate“. Herta Müller lasaus dem Verborgenen heraus - seinerzeit interessiert, vor allem aber beunruhigt mit, was ich und andere Kritiker von ihr, der vermeintlichen Dissidentin, an Aufklärung forderten, nachdem sie bereits in der so genannten „Spitzelaffäre in Berlin[47] heftig polarisiert und meinen „ethischen“ Protest[47] herausgefordert hatte. Da Herta Müller in eigener Sache Aspekte zur Securitate-Thematik rezipierte und zusammentrug, um daraus ihren in jeder Hinsicht verunglückten ZEIT-Münchhausiade-Kuchen zu backen, wird sie seinerzeit auch auf meine „Buch-Besprechung“ gestoßen sein. Möglicherweise hat sie sich vielleicht auch das Werk besorgt. Besprochen wurde ein im Selbstverlag „BoD“ edierter Band des Banater Schwaben Johannes Kappes aus Sanktanna „In den Fängen der Securitate“ mit dem Untertitel Erinnerungen eines „Staatsfeindes aus dem Banat“, Norderstedt 2008, bearbeitet von Ortrun Irene Martini-Dengler.[47] Ich zitiere aus meiner Buchbesprechung:
Carl Gibson: „Im jugendlichen Enthusiasmus und von Abenteuerlust bestimmt, entschließt sich Kappes zur Flucht nach Deutschland – im Waggondach. Soldaten stöbern ihn auf und holen ihn am Grenzbahnhof Curtici aus dem Zug. Die Eskapade misslingt also wie bei so vielen damals hinter dem Eisernen Vorhang – und der arglose Jüngling muss ins Gefängnis, gleich in eines der schrecklichsten im kommunistischen Rumänien, nach Aiud. Er überlebt den grausamen Alltag dort bei Arpakasch und Turtoi, sitzt seine Strafe ab, gerade zum Zeitpunkt, als sowjetische Panzer im Jahr 1968 die Warschauer Pakt-Doktrin umsetzten und den „Prager Frühling“ niederrollen. Nach der Haft darf er in einer großen Möbelfabrik in Arad als resozialisierter Homo novus den Sozialismus der Ceaușescu-Diktatur wieder aufbauen. Das geht einigermaßen gut, bis 1977 – im Gefolge der KSZE in Helsinki und der Charta 77-Bewegung – der Appell Paul Gomas über den Sender Freies Europa (RFE) publik wird und Kappes sich spontan entschließt, sich mit dem Regimekritiker solidarisch zu erklären. Er ruft Goma von Arad aus an und bittet ihn in knappen Worten, ihn mit auf die Liste der „Sympathisanten“ der Protestbewegung aufzunehmen. Goma kommt dem Wunsch nach. Nach Verlesung der neuen Unterzeichner beginnt für Kappes der „eigentliche“ Ärger mit der „Securitate“. Bemüht, die Menschenrechtsbewegung so schnell wie möglich abzuwürgen, um einen Imageschaden Präsident Ceaușescus zu verhindern, versucht der Repressionsapparat, Kappes zum Widerruf zu bewegen. Er soll seine Unterschrift zurückziehen. Kappes sträubt sich und provoziert damit


die selbstherrliche Staatsmacht, die auch gleich zurückschlägt, indem sie ihm mit physischer Vernichtung droht.

Man werde sich mit ihm, dem „stinkenden Arbeiter“ „ohne Fakultät“, nicht die „Finger schmutzig machen“.
Ein Schwerverbrecher werde ihm einen Liter Weinbrand einflößen und


ihn dann in den See werfen.


 Kappes bekommt es mit der Angst zu tun, geht aber in die Offensive und erzählt seinen deutschen Landsleuten in Sankt Anna von den Absichten der Securitate, ihn auszulöschen. Der Mut, zu widerstehen, zahlt sich aus. Die intuitive Strategie geht auf. Er wird nicht gleich umgebracht, nur auf Raten zermürbt. Während Goma verhaftet wird und die Repressalien gegen seine Sympathisanten einsetzen, wirft man Kappes aus der Fabrik. Er weiß nicht, dass Partei- und Staatschef Ceaușescu es persönlich angeordnet hatte, Goma-Anhänger in den Betrieben abzuurteilen. Ein „Tribunal der Arbeiter“ bleibt Kappes zwar erspart, doch lässt man ihn wissen, willige Kollegen seien bereit, ihn im Auftrag der Securitate zu kriminalisieren.“[47]

Dieser „Staatsfeind“ hatte den rumänischen Geheimdienst herausgefordert, indem er auf seine natürliche Weise vielfach - über Jahre - aneckte und opponierte. Ihm Angst einjagen zu wollen, ihn mit Mordandrohungen einzuschüchtern, machte Sinn, da man ihn so von künftigen Protestaktionen abzuhalten gedachte.
 Abbildung, Titelbild, Rezension in SbZ.
Doch weshalb hätte die Securitate die angehende Literatin Herta Müller im Fluss ertränken sollen? Eine Person, die seinerzeit im Jahr 1979, als ich Rumänien für immer verließ, es ablehnte, in die BRD oder in den Westen auszureisen, die sich von ihrem- zur Ausreise bereiten - ersten Mann Herbert Karl trennte um dann erst acht Jahre später hier in der Bundesrepublik anzukommen, nachdem sie sich persönlich – in realistischer Anschauung und Wahrnehmung – mehrfach ein Bild vom dekadenten Freien Westen gemacht hatte, ja sogar bis nach Paris gereist war, wohlgemerkt, zu Ceaușescus Zeiten! Nur weil sie eine freie Mitarbeit bei der Securitate als inoffizielle Informantin, als Spitzel, verweigert haben soll? Das ist illusorisch, an den Haaren herbeigezogen und überzeugt vor allem echte Opfer des Kommunismus nicht! Ihr Helfershelfer Helmuth Frauendorfer, ein fragwürdiger „Journalist“ aus der MDR-Redaktion, der mich öffentlich einen „pathologischen Neider“ nennt, der mich also öffentlich zu einem psychisch Kranken reduziert, unterschrieb seinerzeit als Securitate-Spitzel und Informant – nach eigener Aussage - bereits nach einer Ohrfeige, weil er dem Druck im Verhör wohl nicht gewachsen war[47].
Und Herta Müller – widerstand sie wirklich gleich zwei Anwerbeversuchen? Wurde anschließend nach 1979, als ihre literarische Laufbahn mit dem Segen der KP erst begann, auch noch bedroht? Das kann keinen kritischen Kopf überzeugen, wenn man bedenkt, dass die angeblich bedrohte Autorin Herta Müller noch weitere acht Jahre in Rumänien blieb, obwohl ihr die Securitate die Perspektive eröffnet hatte, man werde sie im Fluss ersäufen.
Wer bleibt in einem Land, wo täglich die Ermordung droht?
Wer verharrt weiterhin viele Jahre in einer Diktatur, wo er mehrfach körperlich misshandelt wurde, wo man ihn umbringen will, obwohl er schon mehrfach in der Welt der Freiheit war und von dort nicht in die rote Hölle zurückkehren musste? Das alles glaube, wer will!
Herta Müller nahm das frisch gefundene Fressen über meine Rezension gierig auf und kombinierte die Elemente des Bratens mit den von mir in der „Symphonie der Freiheit“ formulierten Drohungen und Beschimpfungen der Securitate und formte daraus – ähnlich wie in ihren fragwürdigen Schnipsel-Collagen, die Erpresserbriefen ähneln, die sie, nach Michael Krüger[47] sogar von der Securitate zugeschickt bekam,– ein Neues, eine gut inszenierte Legende nach Maß, die alle Leser konsterniert ausrufen lässt: „Was hat diese arme Frau doch alles erdulden und erleiden müssen in Ceaușescus Securitate-Diktatur!“ „Was hat man diesem fragilen Wesen dort alles angetan!“ Aus zwei fremden Vorlagen machte sie schnell ein Eigenes, ein Original! Erneut habe ich mir die Mühe gemacht, das rezensierte Buch aus dem Bücheregal zu holen, um die indirekt von mir zitierte, paraphrasierte Stelle zu überprüfen, eine Passage, die Herta Müller seinerzeit auch zugänglich war. Dort, auf Seite 118, ist folgende Ausführung des Oppositionellen als Antwort an die Securitate zu lesen:
Johann Kappes:

Wenn ihr vorhabt,
mich im See zu ertränken,
müsst ihr es heute schon tun,
denn wenn ich heute nach Hause gehe, werde ich allen Leuten in Sankt Anna erzählen, dass ihr das gewesen sein werdet,

wenn man mich eines Tages tot im See findet.“



Bauernschlau überlebte der freiheitsliebende Ausreisewillige und Querulant die – nicht ganz ernst gemeinte und somit auch nie umgesetzte – Mordandrohung der Securitate, die von Herta Müller schließlich Anno Domini 2009, als die Not groß und der öffentliche Rechtfertigungsdrang hoch war, zum literarischen Motiv umfunktioniert werden sollte. Wie Herta Müller auf rücksichtslose Weise in einem Umwerten und Auf-den-Kopf-Stellen aus meinem „lange, gertenschlanken Hageren“ einen „kleinen Knochigen“ machte, so wurde bei ihr nun der „See“ zum „Fluss“! In Temeschburg fehlte der See – dafür gab es ein anderes zahmes Gewässer mit stinkendem, braunem Wasser, das langsam dahinfloss – eben der Bega-Kanal! Ja, so einfach geht das bei ihr: Die „Mord-Drohung“, auf die es der Autorin ankommt, um ihre einmalige Verfolgungs- und Leidensgeschichte öffentlich zu untermauern, wird beibehalten, nur drastisch intensiviert – aus „ertränken“ wird ein nach Müllerscher Art derb „ersäufen“! Basta!
Und schon ist ein neuer Mythos geboren, den Michael Krüger vom Carl Hanser Verlag in München und Verlagsmanager wie Publizist Michael Naumann gleich als echtes Erlebnis und historische Wahrheit in alle Welt transportieren! Herta Müller, die bitter Verfolgte, die von der Securitate gezwungen worden war, hartgekochte Eier und grüne Zwiebeln zu essen, der man darauf hin noch ins Kreuz trat und die man am Bahnhof in den Dreck stieß, um sie dann unbehelligt weiter reisen zu lassen, sollte … schließlich … auch noch im Fluss ertränkt werden! Welch ein Martyrium! Welch eine Passion! Diese Securitate-Ungeheuer! Da lachen ja die Hühner! Einfach grotesk, das Ganze – und ebenso absurd wie fast die gesamte Herta Müller-Literatur. Aber der Deutsche Michel wird ihr das alles als authentisch und selbst erlebt abnehmen und sie auch für diese imaginären Leiden aufs Podest heben, dank Leuten wie Michael Naumann und Michael Krüger, die bisweilen mehr engagiert als halbherzig beim Großen Lügen mitmachen, einfach deshalb, weil sie etwas davon haben! Ehre bestimmt nicht, dafür aber bare Münze!
Dass diese beiden Mit-Lügner „Kollateralschäden[47]“ wie Carl Gibson auf diese Art „fertig machen“, fällt den rücksichtslosen Machiavellisten nicht auf. „Kollateralschäden“ werden eben hingenommen, nicht nur in der Schlacht im Krieg, sondern auch im knallharten Geschäft, wo Geister schnell auf dem Schafott landen.
Doch die abgekupferte Drohung, die Securitate werde sie im Fluss ersäufen, wird nicht die einzige Anleihe aus dem Buch bzw. meiner Rezension bleiben. Herta Müller hat es noch auf ein Detail abgesehen, dass sie schon aus dem Dissidenten-Kapitel der „Symphonie der Freiheit“ kennt, nämlich auf den von mir deutlich exponierten „Staatsfeind“, den sie – erneut deutlich von mir herausgestrichen – in der Besprechung vorfindet, in mehrfacher Erwähnung:
Carl Gibson:
„Während Goma verhaftet wird und die Repressalien gegen seine Sympathisanten einsetzen, wirft man Kappes aus der Fabrik. Er weiß nicht, dass Partei- und Staatschef Ceaușescu es persönlich angeordnet hatte, Goma-Anhänger in den Betrieben abzuurteilen. Ein „Tribunal der Arbeiter“ bleibt Kappes zwar erspart, doch lässt man ihn wissen, willige Kollegen seien bereit, ihn im Auftrag der Securitate zu kriminalisieren. Mit einigen Landsleuten wagt er einen weiteren Fluchtversuch an der Donau – und läuft einem Grenzsoldaten vor die Flinte. Das Ergebnis der Mutprobe: Nachdem er schon früher erfahren hatte, wie sich ein Tischbein auf dem Rücken eines Verhörten anfühlt, wurde er jetzt zusammen mit den Kameraden mit Gummiknüppeln grün und blau geschlagen, kahl geschoren, von Anina nach Arad überführt und dort wieder auf freien Fuß gesetzt. Eine neue Bestimmung, Grenzflüchtlinge nicht mehr einzusperren, ersparte ihm einen weiteren Gefängnisaufenthalt. Nach einigem Hin und Her mit der „Securitate“, die in dem Buch teilweise recht bieder dargestellt und somit verharmlost wird, erhält Kappes, der „Staatsfeind aus dem Banat“ – wie es im Untertitel heißt – ein Besuchervisum für Österreich. Die Eltern sollen – wie in anderen Fällen erfolgreich praktiziert – als Geiseln zurückbleiben, damit der vom willkürlichen Staat herangezüchtete Oppositionelle nicht etwa auf den Gedanken kommt, bei RFE Interviews zu geben. Kappes, „Staatsfeind“ wider Willen, darf ausreisen. Er erreicht Wien, das Lager Traiskirchen, dann Salzburg. Da er kein deutsches Visum hat, läuft er – diesmal unbehelligt – über die „grüne Grenze“ bis in die Heilbronner Gegend, wo er sein neues Zuhause und seine „Geschichte“ ein glückliches Ende findet. Nach Rumänien darf er nicht mehr zurück – bis zur Revolution. Tiefere Reflexionen fehlen in dem Buch, ebenso jeder Bezug zur Kultur. Trotzdem werden einige substanzielle Aussagen auf den Punkt gebracht – die Freiheit erscheint als Triebfeder. Das ist tief gefühlt. Kappes will mit dem Buch seiner, in der Freiheit geborenen Tochter erklären, weshalb er im kommunistischen Gefängnis war. Er will die Menschen im Westen über die Verbrechen der Securitate aufklären und darlegen, dass der Wert Freiheit keine Selbstverständlichkeit ist, sondern stets neu erstrebt, erkämpft und errungen werden muss. Carl Gibson. Johann Kappes: In den Fängen der Securitate. Erinnerung eines „Staatsfeindes“ aus dem Banat, BoD, Norderstedt 2008, 196 Seiten, 12,00 Euro, Siebenbürgische Zeitung, 8. Juli 2009“

Wenn dieser Kappes als „Staatsfeind“ gelten kann – und auch noch als solcher bei dem rezensierenden Dissidenten Carl Gibson durchgeht, also akzeptiert wird, dann können die bitter verfolgte Herta Müller und ihr Gatte aus der KP doch auch als „Staatsfeinde“ auftreten? Oder? Das dachte die Autorin vielleicht, bevor sie sich als „Staatsfeind(in)“ publikumswirksam über die Kolumnen der ZEIT in Szene setzte! Herta Müller entging aber der Aspekt, dass ich den – objektiv vollkommen überzogene, an sich deplatzierten Ausdruck „Staatsfeind“ nicht tadelte, sondern mit ironischem Verständnis hinnahm, weil die Lebensbeschreibung dieses deutschen Landsmannes aus dem Banat kein tiefer gehendes, gar wissenschaftliches Werk war oder sein wollte, sondern lediglich – und dies im Gegensatz zu Herta Müllers Fabulierungen - eine aufrichtige Lebensbeschreibung, in welcher „einige substanzielle Aussagen auf den Punkt gebracht“ werden. „Die Freiheit erscheint als Triebfeder. Das ist tief gefühlt.“ Echte „Staatsfeinde“ waren im sozialistischen Rumänien Ceaușescus selten. Selbst ich war nach mehrjähriger, intensiver Opposition, in die ich als ausreisewilliger Bürger geschlittert war, kein wirklicher „Staatsfeind“, sondern lediglich ein Andersdenkender und deklarierter Regime-Gegner – im Inland wie nachher auch im Ausland. Deshalb inszenierte ich mich in dem Tausend-Seiten-Werk nicht selbst als „Staatsfeind“, bis auf die oben zitierte Ausnahme in der Gefängnis-Episode mit den schrillen Wärter, wo ich als einer aus der Schar von Opponenten erscheine, die als Staatsfeinde eingestuft worden waren. Lediglich Leute wie Paul Goma, Nicolae Dascalu oder Fenelon Sacerdoteanu konnten als „Staatsfeinde[47] gelten, genuine Rumänen, die nicht ausreisen, sondern bleiben und verändern wollten, und als solche wurden sie auch von der Securitate behandelt. Doch um Nuancen dieser Art schert sich eine Herta Müller nicht.“
[48] Da die „Erfinderin“ Herta Müller in diesem Gespräch im Jahr 1996/97 noch nicht weiß, dass sie ihre – meinem Werk entlehnte – Huren-Eier-Folter-Geschichte noch erfinden wird (2009!), bleibt es hier vorerst auf dem „Schikane“-Niveau!
[49] Nachdem sie zehn Jahre lang in der Bundesrepublik gelebt hat, verwechselt Herta Müller offenbar das Recht-System dieses Landes mit der Willkür-Herrschaft der KP-Diktatur, mit dem Unrecht-Staat, in welchem sich der Bürger und Untertan in keinem Bereich des konkreten Lebens auf Recht und Gesetz berufen konnte. Die Lächerlichkeit ihrer Behauptung ist der realitätsfremden Müller nicht recht bewusst, doch auch die „Forschung“ hatte bisher nichts gegen abstruse Behauptungen dieser Art, die alle Selbst-Darstellungen Herta Müllers als Leitmotiv durchziehen, einzuwenden.
[50] Andere Ammen-Märchen, die, da nicht plausibel, auch beim IKGS-Gespräch unter den Tisch fallen: Zensur und Verstümmelung des Debütwerks, Arbeits- und Publikationsverbot. Aus Platzgründen verzichte ich an dieser Stelle auf eine Parallelisierung der Widersprüche in Tabellenform.
[51] Vgl. dazu meine Beiträge in den Studien.
[52] Vgl. dazu den von Norbert Otto Eke herausgegebenen und überaus positiv eingeleiteten Sammelband mit Aufsätzen zu Herta Müllers „Literatur“ aus unterschiedlicher Feder.


Auszug aus:

Carl Gibsons Fundamentalwerk:  

Herta Müller im Labyrinth der Lügen:  „Wir ersäufen dich im Fluss“ –  Mythen, Märchen, Münchhausiaden im „authentischen“ Lebensbericht der deutschen Nobelpreisträgerin für Literatur!  

Die „Unbeugsame“ als „Politikum“, ihre „Als ob“-Biographie aus der Retorte und DER FALL OSKAR PASTIOR: Nobelpreis für ein Plagiat!?


Neuerscheinung,

seit dem 14. Oktober 2016 im Buchhandel:


Carl Gibson


Herta Müller im Labyrinth der Lügen: 
„Wir ersäufen dich im Fluss“ – 
Mythen, Märchen, Münchhausiaden im „authentischen“ Lebensbericht der deutschen Nobelpreisträgerin für Literatur!

Die „Unbeugsame“ als „Politikum“,
ihre „Als ob“-Biographie aus der Retorte
und
DER FALL OSKAR PASTIOR:
Nobelpreis für ein Plagiat!?

Vom medialen „Phänomen“ zur unantastbaren Staatsschriftstellerin - Wie eine falsche „Ikone“ „gemacht“ wurde und über politische Protektion immer noch am Leben erhalten wird: Zur Rolle und Mitwirkung des „SPIEGEL“, der „ZEIT“, der unkritischen Forschung und der hohen Politik (SPD und KAS der CDU) bei der Konstruktion der Pseudo-Vita einer Hassgetriebenen aus der Ceauşescu-Diktatur zwecks Instrumentalisierung – auf Kosten der Ehre der Banater Schwaben und zu Lasten der historischen Wahrheit. Gegenargumente, Daten, Fakten.


Kritische Studien, Interpretationen und Essays zum „Leben“, „Werk“ und zur fragwürdigen „Wirkung“ der forcierten Nobelpreisträgerin für Literatur Herta Müller (2009) unter Berücksichtigung historisch relevanter-Dokumente (Securitate-Akten) zum Zeitgeschehen.


ISBN 978-3-00-053835-3

1.   Auflage, Oktober 2016
Copyright© Carl Gibson. Alle Rechte vorbehalten. Umschlaggestaltung, Cover/Titelbild: Gesamtkonzeption Carl Gibson unter Verwendung einer Graphik von Michael Blümel. Bilder im Innenteil und Graphik Buchrückseite: Michael Blümel. Copyright © Michael Blümel.




Aus der Reihe:
Schriften zur Literatur, Philosophie, Geistesgeschichte und Kritisches zum Zeitgeschehen, Dritter Jahrgang, Band 3, 2016.


Herausgegeben vom Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa.





Links, Bücher von Carl Gibson in wissenschaftlichen Bibliotheken, national und international:

WordCat:






DNB (Deutsche Nationalbibliothek):


KIT KVK (Virtueller Katalog Karlsruhe)




Deutsche Digitale Bibliothek:

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/entity/111591457



Zur Person/ Vita Carl Gibson - Wikipedia:
























 

 

 


 

Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,

Naturfotograf, im August 2021





Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2021.



 

Über Carl Gibsons neuestes Buch „Allein in der Revolte“,

Luzian Geiers „Mehr als „eine Jugend im Banat“,

eine Rezension, die keine ist

Gegendarstellung des Autors Carl Gibson mit Richtigstellungen und wesentlichen Zusatzinformationen.



 Carl Gibson, Allein in der Revolte, 


Online-Fassung (nach meiner Intervention bereits redaktionell abgeändert, korrigiert) hier:

http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/13649-allein-in-der-revolte-carl-gibsons.html



Ist Luzian Geiers „Mehr als „eine Jugend im Banat“ über Carl Gibsons neuestes Buch „Allein in der Revolte“, 

besprochen in der „Siebenbürgischen Zeitung“ (Druckausgabe!) vom 15. August 2013,

 eine gut gemeinte Gefälligkeitsrezension?


Gefälligkeitsrezensionen sind bekanntlich kontraproduktiv – sie schaden dem Autor und dem Rezensenten, weil sie auf Anhieb als konstruiert durchschaut werden und in der Regel an des Pudels Kern vorbei gehen, auch wenn sie scheinbar kritisch daherkommen.
Eine Buchbesprechung dieser Art ist zweifellos Luzian Geiers jüngster Schnellschuss.
Obwohl der Journalist Luzian Geier, der sein Handwerk bei KP-Genosse Nikolaus Berwanger in Temeschburg im Banat bei der „Neuen Banater Zeitung“ erlernte, mein Werk bestenfalls quergelesen, also nur oberflächlich durchblättert hat, tut er in seiner „Besprechung“ so „als ob“ das Gegenteil der Fall sei.
Statt den essentiellen Fragen auf den Grund zu gehen, statt die Leistung einer mehrjährigen, intensive Forschungsarbeit herauszustellen, sie zu würdigen oder zu tadeln, verbeißt sich der Rezensent haarspalterisch-pedantisch am Akzidentiellen.
Dabei lenkt vom – gewollt oder ungewollt – vom Wesentlichen ab, von der eigentlichen Substanz des Buches, von seiner Botschaft und dem ihm immanenten Geist.
Namentlich wird das besondere Anliegen der Publikation in zwei Bänden, namentlich die Aufklärung kommunistischer Verbrechen und grober Menschenrechtsverletzungen während der Ceausescu-Diktatur in Rumänien, praktisch unterschlagen – mit Absicht oder nicht!?
Die wichtigsten Sach-Informationen zur Publikation, die zur Lektüre ermuntern sollen, bleiben ebenfalls auf der Strecke
So erfährt der werte Leser, der eine angemessene Auseinandersetzung mit aufklärenden Materie aus der Insider-Sicht eines oppositionellen Antikommunisten erwartetet, in dieser etwas merkwürdigen Buchpräsentation nicht explizit, dass mit dem fünf Jahre verspätet vorgelegten Band
„Allein in der Revolte“
eben der lange ausstehende, nur durch Intrigen verhinderte, zweite Teil der „Symphonie der Freiheit“ der Öffentlichkeit präsentiert wird –
und somit ein weiteres Werk zur Geschichte der konkreten politischen antikommunistischen Oppositionen in Rumänien während der Ceausescu-Diktatur, zum Widerstand bzw. zur Gründung der freien Gewerkschaft rumänischer Arbeiter SLOMR.

Die Veröffentlichung der Publikation, die im eigentlichen Sinne des Wortes nicht „neu“ ist, sondern dem Ausausarbeitungsstand der „Symphonie der Freiheit“ (2008) entspricht, musste – trotz eindeutiger vertraglicher Regelung nach jahrelangem Hin und Her zwischen Autor und Verlag – letztendlich juristisch durchgesetzt werden.

Wer dieser Autor Carl Gibson ist, erfahren die bundesdeutschen Leser (auch jene der Online-Ausgabe der SbZ) in Luzian Geiers Rezension ebenfalls nicht, vermutlich weil der aus der Nachbargemeinde Jahrmarkt im Banat herstammende Rezensent davon ausgeht, dass die aus Rumänien ausgesiedelten Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben ihre Pappenheimer wohl kennen … wie jenen bunten Hund.

Ob hier ein reiner „Schriftsteller“ aus der Langeweile heraus nur fiktionale, „schöngeistige Literatur“ produziert und postdadaistische Experimente in die Welt setzt oder ob ein durch mehrere einschlägige Buchveröffentlichungen ausgewiesener „Historiker“ ein weiteres Sachbuch veröffentlicht, ein „zeitkritischer Philosoph“ einen tausend Seiten-Essay über Freiheit und Widerstand, Material, aus dem eine Herta Müller wohl zehn bis zwanzig dünne Büchlein fabriziert hätte, oder ob letztendlich ein ganz normaler, (unbedeutender) Zeitzeuge spricht, der bestimmte Ereignisse während der Zeit des kalten Krieges und der Konfrontation zweier ideologisch antagonistischer Blöcke miterlebt hat, um diese dann a posteriori subjektiv darzustellen, erfahren die Leser ebenso wenig, obwohl der zweite, doppelte Untertitel das aussagt:

Aufzeichnungen eines Andersdenkenden –
Selbst erlebte Geschichte und Geschichten aus dem Securitate-Staat

Nach Geier artikuliert sich da nicht etwa ein „ehemaliger Bürgerrechtler“, der in die „antikommunistische Opposition schlitterte“, weil ein repressives, totalitäres System ihn in diese Rolle gedrängt hatte - und der dann mehrere Jahre seines Lebens die Kommunisten und die Unterdrückungsformen der verbrecherischen kommunistischen Partei bekämpfte, sondern ein ganz beliebiger Autor, der sich quasi selbstgefällig selbst zum „Andersdenkenden“ stempelt und der ein beliebiges Buch vorlegt, das er als gar als „Lebenswerk“ verstanden wissen will.
Diese undifferenzierte Ambivalenz, die mich in ein falsches, ja hybrishaftes Licht rückt, kann ich so nicht stehen lassen, vor allem deshalb nicht, weil daraus eine unberechtigt erscheinende Selbststilisierung herausgelesen werden kann und weil die Relevanz der Publikationen so en passant untergraben wird. Auf diese Weise kann man Bücher kleinreden

Es mag sein, dass Luzian Geier, wie im Internet auf der Plattform Kulturraum Banat selbstdarstellend zu erfahren ist, in landsmannschaftlichen Kreisen, wo die „Pipatsch“ als Quintessenz der Intellektualität gilt, ein vielgefragter Referent und vielbeschäftigter Schreiber agiert.
Wenn er aber ein zeit- und ideologiekritische Buch zur Besprechung annimmt, dann sollte er –auch ohne Honorar - sauber und gewissenhaft arbeiten -wie etwa der journalistische Kollege Hans-Peter Kuhnhäuser von der „Tauber-Zeitung“, der zwei Monate seiner Zeit in die Lektüre von „Allein in der Revolte“  investierte , sich als Bundesdeutscher wacker durch die diffizile Materie kämpfte, um dann nach sechs weiteren Stunden des persönlichen, vertiefenden Gesprächs mit dem Autor Carl Gibson seinen umfassenden Bericht anzugehen.


Die am 22. Juni 2013 veröffentlichte Buchbesprechung „Auf der Suche nach Freiheit“ ist ein gründlich recherchierten Bericht, in welchem alles Wesentliche nachgelesen werden, namentlich gerade das, was bei Geier –mehr oder weniger bewusst - unter den Tisch fällt, nämlich die „Revolte“ eines Jugendlichen im Banat gegen realkommunistische Missstände.

Während der Bad Mergentheimer Journalist mein Werk aus eigenem Antrieb heraus rezensieren wollte, eben weil er sich mit der „Idee der Revolte“ gegen das Etablierte identifizierte, hat man den Eindruck, anderen Journalisten aus der systemkonformen Ecke liege das Thema Widerstand im Kommunismus überhaupt nicht, nicht zuletzt deshalb, weil sie, bevor sie die chamäleonhaft die Fronten wechselten, opportunistisch mit dem Strom schwammen wie tote Fische und nicht „gegen den Strom“!

Dann aber sollten diese ehemaligen direkten und indirekten Handlanger des Kommunismus – „cu musca pe caciula“ - konsequent bleiben, zu ihrer früheren Mitläufer-Rolle als KP-Mitglieder und Kommunismus-Rechtfertiger stehen, ohne aus falsch verstandener, vom schlechten Gewissen getriebener Kompensation die Biographie der echten Opfer des Kommunismus „würdigen“ zu wollen, auch nicht, um etwas wieder gut zu machen, denn Halbheiten verfälschen mehr als ein radikaler Verriss.
Leider Gottes tummeln sich im journalistisch-literarisch-intellektuellen Bereich überwiegend Leute mit KP-Vergangenheit, die schon aus Selbstrechtfertigungsgründen immer wieder den Bock zum Gärtner machen. Die Geschichte der echten Opfer des Kommunismus wird heute allzu oft von Tätern und Mitläufern geschrieben, die, ohne Verständnis für das Engagement, die Perspektive und Moralität des Opfers nur selten in der Lage sind, tatsächliche Leistungen der anderen Seite objektiv zu würdigen. Den kleinkarierten, oft von Neid und Missgunst und Ressentiments angetriebenen Opportunisten und Karrieristen vorn gestern fehlen in der Regel das intellektuelle Format und die menschliche Größe, den Einsatz und sie Leistungen anderer und konkret Politischen oder im Geistigen anzuerkennen. Wer selbst nichts Großes hervorgebracht hat, missgönnt dies anderen.

Viele Lügen und Mythen aus der Welt der Securitate und des Kommunismus wurden erst möglich, weil recherchefaule Journalisten nicht sauber arbeiteten. Der überwiegend positiv-wohlwollende Duktus einzelner Ausführungen der Besprechung, mit der vielleicht andere gut leben könnten, wird nicht darüber hinwegtäuschen.
Gefällige, ja schmeichelnde Bemerkungen, Carl Gibsons neues Buch sei „lesenswert und sogar empfehlenswert“ sind zwar gut gemeint, machen die Sache aber nicht besser.
Ganz im Gegenteil - sie lenken von der eigentlichen Substanz und Botschaft des Werkes ab – und sie wirken auch deshalb unglaubwürdig, weil das dagegengehaltene „Kritische“ keine Kritik ist, sondern, wie noch zu zeigen sein wird, nur an den Haaren herbei gezogene Unterstellung.

Meine Intention, im Nachwort, das einer Selbstrezension des Gesamtwerkes gleichkommt, ausführlich dargelegt, bestand nicht nur darin, das allgemeine wie politische Leben in Rumänien nach 1944 einzufangen, es plastisch zu beschreiben und zu werten – das können andere Autoren auch … und vielleicht auch besser, als ich es schilderte.

Meine eigentliche Absicht war und ist, in dem Gesamtwerk „Symphonie der Freiheit“ und „Allein in der Revolte“  einige Jahrzehnte real existierender Kommunismus-Realität einzufangen.

Darüber hinaus galt es, einige Jahre intensiv erlebter und durchlittener antikommunistischer Opposition zu schildern, aus der Sicht eines der selten gewordenen echten Securitate-Opfer der nachstalinistischen Zeit, mit einprägenden existenziellen Ereignissen, mit Securitate-Verhör, mit Folter, mit Haft, mit Menschenrechtsverletzungen unterschiedlicher Art.

Mir kam es nicht auf Unterhaltung an, auf die Fabrikation effekthaschender Belletristik, sondern vielmehr auf die „objektive Aufklärung kommunistischer Verbrechen während der Diktatur in Rumänien, die immer noch nicht erfolgt ist, nicht zuletzt deshalb, weil die öffentliche Debatte darüber noch nicht angemessen stattfand, ja verhindert wurde – unter anderem durch das systematische Boykottieren und Totschweigen einzelner Werke wie „Symphonie der Freiheit“.

Die sogar mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Belletristin Herta Müller war sich nicht zu schade, gerade diese authentischen Passagen aus meiner „Symphonie der Freiheit“ und aus den vorab veröffentlichten Teilen aus „Allein in der Revolte“  zu lesen, auf ihre Art zu rezipieren, sie umzumünzen und sie – hochgradig plagiatsverdächtig – in eigenen Beiträgen quasi als selbst gemachte Erfahrungen mit der Securitate auszuschlachten.

Das hätte dem kritischen Rezensenten auffallen können, wenn er denn wirklich akribisch und mit literaturhistorisch-analytischem Sachverstand vorgegangen wäre. Das ist in Geiers „Besprechung“ leider nicht der Fall.

Nichts von dem eminent Wichtigen aus „Allein in der Revolte“ kommt in seiner Buchrezension vor, weder die Schilderung der Ereignisse des „Prager Frühlings“ im Jahr 1968 und die Auswirkungen, noch die Goma-Menschenrechtsbewegung, der ich angehörte oder mein lebensgefährlicher Fluchtversuch an der Donau.
Nahezu alle Schlüsselwörter fehlen, Begriffe und Ausdrücke wie Diktatur, Repression, Kommunismus-Kritik, Revolte, Opposition, Nicolae Ceausescu, SLOMR, deutsche Identität, Widerstand etc.

Wasch mir den Pelz, doch mach mich nicht nass?
Wer Angst vor der brisanten Materie hat, vor der Securitate- und Kommunistenvergangenheit, wer Angst vor Herta Müller hat und vor ihrem Seilschaften, wer Ross und Reiter nicht beim Namen nennen will, der sollte die Finger von politische heißen Buchbesprechungen lassen!

Statt den in meinem Buch dargelegten Oppositionskampf anzusprechen, die Bedingungen von Widerstand im Kommunismus zu erörtern,  das Ringen um Freiheit und deutsche Identität, relevante Themen, denen ich viele Kapitel widme, hält sich Geier, der seinerzeit, als wir opponierten, ein systemloyaler Journalist war – von Haus aus Lehrer - mit Marginalien auf, unter anderem mit dem undifferenzierten Hinweis, ich würde eine Pauschalschelte betreiben und unter anderem meine einstigen Lehrer tadeln.
Wo betreibe ich eine Pauschalschelte?
Meine Lehrer, und das waren bestimmt nicht die staatstragenden Säulen des Systems und der kommunistischen Ideologie, werden in dem Buch durchaus gewürdigt, gerade jene Lehrer und Vorbilder, die mir frühzeitig den Sinn für Freiheit schärften, für das „Lieber tot als in Sklaverei“ der alten Germanen. Angeprangert habe ich nur einen ominösen „Lehrer“ mit Parteibuch und einige weitere, die ihre Schutzbefohlenen prügelten, züchtigten und psychisch quälten, statt sie zu unterrichten.
Wenn der Rezensent mehr und genauer gelesen hätte, dann wäre ihm bestimmt noch einiges mehr aufgefallen.

Dass Luzian Geier das Buch, das er unbedingt besprechen wollte, auf keinen Fall besonders intensiv gelesen haben kann, spricht aus dem meinem Werk zugeordneten Titel
 „Gegen den Strom“,
ein Titel, der überhaupt nicht mehr existiert.

Der zweite Band der „Symphonie der Freiheit“ trägt in großen Lettern die Überschrift
„Allein in der Revolte“.
Es ist rätselhaft, wie dieser die Gesamtkonzeption vorgebende Haupttitel übersehen werden konnte!
Wie konnte das passieren? Peinlich, peinlich!

Statt bei mir das Haar in der Suppe zu suchen, andeutend man hätte gründlich gelesen und besitze Insider-Wissen, hätte Geier den Pfahl in eigenen Auge erkennen müssen.

(In der Online-Ausgabe der Rezension in der SbZ vom 16. August wurde der verräterische Fauxpas redaktionell korrigiert – aber erst nach meiner Intervention! )

Doch woher kam der der Drang, gerade mein kommunismuskritisches Werk besprechen zu wollen, nachdem der Rezensent doch schon vorgewarnt war?

Luzian Geier wollte bereits seinerzeit (2008) die „Symphonie der Freiheit“ für die „Siebenbürgische Zeitung“ besprechen.

Laut Röll-Verlag bekam er damals zwei Exemplare. Wenn er seinerzeit auch darin gelesen hat, kannte er die Materie, die Sprache, den Stil, die Konzeption, die Intention.
Eine Besprechung aber, mit der ich als im öffentlichen Focus stehender Autor fest gerechnet hatte, wurde Monate lang hinausgezögert blieb damals schließlich gänzlich aus, aus welchen Gründen auch immer. Der antikommunistische Bürgerrechtler und Zeitzeuge hatte das Nachsehen! Rezensiert haben damals andere, auf die dann aber auch Druck ausgeübt wurde.

(Vielleicht hatte die von Richard Wagner und Herta Müller verkündete Vendetta-Enthüllungs-Kampagne, die in dem Lügen-Artikel im Wochenmagazin DIE ZEIT gipfelte, einige Leute so sehr zurückgescheucht und sie abgehalten, für den Aufklärer Carl Gibson Partei zu ergreifen.
Jedenfalls freuten sich die von mir in der „Symphonie der Freiheit“ heftig kritisierten Kommunisten aus der so genannten Aktionsgruppe Banat, dass einiges an Fakten nicht an die große Glocke kam und dass die vielen Lügen der Herta Müller nicht weiter beachtet wurden.

So, durch verhinderte Aufklärung, wurde schließlich ein Nobelpreis möglich!)

Bis zum heutigen Tag weiß ich nicht, weshalb Geier mein Werk rezensieren wollte und weshalb der den Auftrag nicht zurückgab, als er feststellte, dass er nicht liefern kann oder will.

Auf diese Weise wurde eine wichtige Besprechung blockiert und verhindert, die ein anderer Rezensent vielleicht sachkompetent erstellt und abgeliefert hätte.

Auf diese Weise wurde seinerzeit auch die kritische, von mir öffentlich geführte  Diskussion um Herta Müllers „moralische Integrität“ ausgehebelt, da die breitere Debatte vereitelt und verhindert wurde.

Auf diese Weise wurde die Nobelpreisehrung einer verlogenen Plagiatorin möglich, die nicht nur aus meinem Aufklärungswerk dreist abgeschrieben hat.


Weshalb bemühte sich Geier dann noch um den zweiten Band?

Wollte Luzian Geier nunmehr etwas wieder gut machen, wo der Kelch doch an einigen vorbei gegangen war und das Racheschwert einige Köpfe geschont hatte?

Als eine Art Kompensation?
Also war ich nicht sehr „amused“, als mir die SbZ-Redaktion den Namen des Rezensenten mitteilte, da mich das monatelangen Abwarten und endgültige Ausbleiben der mehrfach zugesagten Symphonie-Rezension (2008) irritiert und belastet hatte.

Angesetzt waren nun ab März 2013 ein bis zwei Monate Bearbeitungszeit. Als nach vier Monaten Wartezeit immer noch keine Ausarbeitung vorlag, befürchtete ich schon den bereits erlebten Präzedenzfall eines dilatorischen Hinauszögerns ins Nichts.

Nach dem Nachhaken kam dann dieser inadäquate Schnellschuss, der sich nur ganz wenigen Abschnitten widmet, der aber über Struktur, Form, Stil und Sprache meines Werkes nichts aussagt. Ein Buch besteht jedoch nicht nur aus Inhalt!
Und wer ein komplexes Werk angemessen besprechen will, der sollte vielleicht selbst einmal einen anspruchsvolle Buchpublikation vorgelegt haben.

Wie auch immer …
Von meiner Enttäuschung – nach einer Wartezeit von immerhin fünf Monaten – über den nun vorgefundenen kurzen Abriss, berichtete ich auch der „SbZ“-Redaktion.

Ja, in der Tat: Die knappen kritischen Zeilen von Geier erinnern – wie man an der deutschen Alma Mater zu spotten pflegt -  an den kreisenden Berg, der eine Maus gebären wird – und das nach einem halben Jahr!
Doch wir sind bescheiden geworden - Diese Besprechung sei immer noch besser als überhaupt keine Besprechung, meinen einige! Andere könnten mit einer Besprechung dieser Art leben – ich kann es nicht.
 (…)
Luzian Geier weiß wohl nicht, welches Buch er besprochen hat!

Ich habe es bisher noch nicht erlebt, dass ein Rezensent den Haupt-Buchtitel nicht beachtet, wenn er es bespricht.
"Gegen den Strom" ist längst Makulatur.
Darüber hinaus hat Geier in seiner höchst oberflächlichen Besprechung, die jede Opposition und alle Kommunismus-Kritik unterschlägt, einiges behauptet, was falsch ist und von mir widerlegt werden kann. Etwa die Sache mit Ortinau. Und z. B. die Einschätzung seines Chefs Berwanger - Ich gab meine damalige Sicht wieder (1977- 1979) und nicht die historische  Wertung an sich nach CNSAS-Akteneinsicht.
Heute bin auch ich schlauer und könnte viel umschreiben, da ich auch in meiner Sache mehr weiß.
Wesentliche Informationen fehlen in der Besprechung, etwa der Hinweis, dass das Buch Bd. 1 der Symphonie der Freiheit ist, dessen Edition rechtlich durchgesetzt werden musste.
Was die vielen von Geier als noch“ offenen Fragen“ angeht – gerne würde ich noch einige beantworten.

Von den von Geier monierten „Fehler“ trifft nur die Unachtsamkeit „k.u.k“ zu.

Alles andere ist an den Haaren herbei gezogen, ja sogar üble Unterstellung.
Zu meinem Landsmann Gerhard Ortinau aus Sackelhausen, dem ich drei Abschnitte widme, die mehr als 30 Jahre nach den Ereignissen aus dem Gedächtnis erstellt wurden.


Dass er, das Opfer, die Dinge gerade so sah, vergleichbar mit Herta Müllers Haltung in „Niederungen“ zur gleichen Thematik und nicht anders, fand ich später in einer knappen Erzählung bestätigt, die Horst Fassel und Josef Schmidt in dem „Banater Lesebuch“ „An Donau und Theiß“ im Jahr 1986 veröffentlichten. Unter der Überschrift „Kleine Geschichte“ beschreibt Gerhard Ortinau die Situation seiner Geburt in der Verbannung: „Den Erzählungen meiner Eltern ist zu entnehmen, dass ich am späten Abend in einer Art schilfgedeckten Erdhütte geboren wurde. Im Zimmer befand sich das Wichtigste. Draußen hatten die Leute tagsüber Tunnels in den mannshohen Schnee geschaufelt, mittlerweile hatte sie aber der Sturm schon wieder zusammengewirbelt. (…) Ich erblickte am 17. März des Jahres 1953 in dem Weiler Movila Gildaului das Licht des Bărăgans. Alles andere erfuhr ich aus Büchern und aus Zeitungen: die Fehler, die Zufälle. Ich habe vieles begriffen, nicht aber meine Eltern. Sie, die sie ihre Erinnerungen haben, fragen immer noch: warum? Erklärt ihr es ihnen, sie könnten ansonsten noch einen Irrtum mit ins Grab nehmen. (Es wäre der einzige nicht, aber es wäre einer mehr.)“ Soweit Gerhard in der Rückschau, in einer Betrachtung, die er wohl nach unserem Zusammentreffen im Jahr 1980 in Berlin verfasste? Denn damals besaß er wohl noch keine Schreibmaschine, ein – im Text oben mit erwähntes –„Luxusgerät“, das im kommunistischen Rumänien während der Ceauşescu -Diktatur zu den verbotenen Dingen gehörte – wie Waffen, eben weil es eine Waffe war. Im Gegensatz zu seinen Eltern, die nicht aufhören wollten zu fragen, warum, kannte Gerhard, der aufgeklärte Dichter, die richtige Antwort. Dieses „Darum“ und ein „Deshalb“ markierten den Unterschied zwischen uns. Eine Gesamtverantwortung für eine deutsche Gesamtschuld lehnte ich aus meiner damaligen Erfahrungswelt heraus ab. Eigenverantwortlich sah ich nur mein Tun und die Taten meiner Vorväter aus meiner Familie, die rein waren und nichts Verwerfliches an sich hatten. Was konnte ich mehr verantworten als das eigene Handeln? Mit den Verbrechen des braunen Diktators hatte ich genau so wenig zu tun wie die kommunistischen Utopisten meines Umfelds mit den Gräueln des roten aus dem Kreml. Statt meine Energien „gegen die eigene Identität“ einzusetzen, konzentrierte ich mich auf die Bekämpfung der kommunistischen Ideologie und Gesellschaft, die mir in ihrem Wesen heuchlerisch und vielfach verlogen erschien.

Statt auf die Brisanz der Aussage zu achten, dass hier ein echtes Opfer des Stalinismus die eigene Opfer-Rolle und somit die gesamte Deportation der Banater Schwaben in den Baragan rechtfertigt, ist Geier um das Entstehungsdatum der Kurzgeschichte besorgt, um mir unterstellen zu können, ich hätte das besagte Werk nie gelesen.

Dem Rezensenten entgeht, dass ich zusammenfassend keinen Aussagesatz konstruiere, sondern eine Frage – und er kommt auch nicht darauf, dass ich das Motiv „Schreibmaschine“ nur einsetzte, um die Thematik einer zu „registrierenden Schreibmaschine – als Waffe“  exponieren zu können.
(Zudem wird aus dem Zitat noch deutlich, dass ich als Autor, dem fehlende Quellenangaben unterstellt werden, zahlreiche Quellen in den Text einfließen lasse, um das Werk nicht mit Fußnoten zu belasten.)


Besonders schäbig empfinde ich die Unterstellung, ich hätte die Deportation der deutschen aus Rumänien in das Jahr 1946 verlegt, ein Datum, das als Tippfehler nur im Zusammenhang mit dem Schicksal meines damals deportierten Vaters vorkommt.
Auf die allgemeine Deportation bezogen schreibe ich aber explizit:



Die Deutschen in Rumänien hatten nach 1945 schlechte Karten. Generell galten sie als „Hitleristen“ und Faschisten. Als „Feinde des Vaterlandes“, also der neu entstehenden „Volksrepublik“, standen sie unter Generalverdacht. Wer seinerzeit als Volksfeind denunziert wurde - und jeder Deutsche war aufgrund seiner „ungesunden nationalen Herkunft“ ein potenzieller Volksfeind - war schnell im Gefängnis und manchmal rasch ein toter Mann. Gleichzeitig war dies die Zeit der von langer Hand noch vor Kriegsende in Moskau beschlossenen und vorbereiteten Deportationen. Von den mehr als vierhunderttausend Deutschen in Rumänien wurden ab Januar 1945, einem Befehl Stalins folgend, etwa siebzig- bis achtzigtausend Personen, Männer wie Frauen im arbeitsfähigen Alter, in die Zwangsarbeitslager der Sowjetunion deportiert, Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen. Unter ihnen war auch mein Vater; ein unbescholtener, kaum neunzehn Jahre zählender junger Mann, der nunmehr fünf Jahre seines Lebens in einem tristen Arbeitslager in der Dnepr-Region bei Kriwoj Rog in der heutigen Ukraine verbringen sollte - als Sühne für eine Schuld, die er nicht auf sich geladen hatte..


Trotzdem will der Rezensent kleinlich-pedantisch einen Kasus daraus machen.
Wird man auf diese Weise einem vielschichtigen Buch gerecht, dessen Haupttitel man nicht einmal zu Kenntnis nimmt?
Solche Rezensenten lobe ich mir!

Zu Luzian Geiers Chef aus der NBZ-Redaktion und der  Kommunistischen Partei Nikolaus Berwanger:

Da es mir in meinem Werk auf die Darstellung der „geistigen Situation der Zeit“ in Temeschburg im rumänischen Banat ankommt, widme ich dem System- und Kulturrepräsentanten Nikolaus Berwanger ebenso mehrere Kapitel wie dem Poeten aus der Aktionsgruppe Ortinau, Kapitel, die durchaus konziliant  und keinesfalls apodiktisch sind.
Ein aufmerksamer Leser oder Rezensent kann dort (Siehe unten!) die  Sätze vorfinden:

Einiges an guten und nützlichen Dingen hat Berwanger sicherlich auch bewirkt und umgesetzt, doch um welchen Preis?
Manche, die ihm näher standen und auch den Kulturbetrieb der Stadt näher kannten, unter ihnen seine Protegierten und Mitarbeiter bei der NBZ, die heute allesamt in der Bundesrepublik leben, könnten und sollten, schon aus historischen Überlegungen heraus, seine Taten ansprechen und seine eventuellen Meriten aus heutiger Sicht bewerten. Reden wir doch darüber, was er „angerichtet“ hat!

Ergo delegiere ich die Einschätzung an diejenigen Akteure, die den Repräsentanten der deutschen im Banat besser kannte als ich.


Da Geier sich scheut, viele im Werk kritisch angegangene Phänomene und Personen beim Namen zu nennen und oft diffus ausweichend bleibt, selbst im positiven, würdigenden Duktus, wo auf tiefere Einblicke verwiesen wird, wird der Materie die Brisanz genommen, die ihr innewohnt, ja sie wird indirekt verniedlicht, sogar abgewertet und trivialisiert.
Als Autor kann ich nur hoffen, dass nicht allzu viele potenzielle Leser von der Lektüre angehalten werden und jeder kritische Geist sich selbst ein Bild macht.

Jeder Rezensent kann nur das hermeneutisch vermitteln, was er erfasst –im Rahmen seiner Kompetenz und Möglichkeiten. Komplexere Sachverhalte bedürfen eines umfassenderen Instrumentariums.
Bevor rein subjektive Meinigen artikuliert werden wie „langatmig“, „weitläufig“ etc., sollte das erörtert werden, was objektiv an Materie vorgelegt wurde, z. B. die „Destruktion des Ideals Freiheit“ im Freien Westen, der den letzten Teil des Buches einnimmt, statt nach terminologischen Spitzfindigkeiten zu suchen oder Zitate aus dem Kontext zu reißen.
Zur „politisch korrekten“ bzw. Überkorrekten Terminologie, die mir von Geier vorgeworfen wird.
Dem ehemaligen NBZ-Journalisten ist wohl nicht aufgefallen, dass ich zwanzig Seiten meines Buches „Allein in der Revolte“.
 anderen Andersdenkenden widme, namentlich den „Zigeunern“, ihrer Freiheit und ihrer Musik.
Und was den Terminus meiner Geburtsstadt „Temeschburg“ angeht: ich setze diesen historisch begründeten Begriff systematisch ein und werde ihn auch künftig beibehalten, weil ich ihn der ungarischen Bezeichnung „Temesvar“ oder dem umgangssprachlichen „Temes(ch)war“ aus vielen Gründen vorziehe.

Doch solche Kleinkariertheiten sind nicht signifikant. In meinem Buch geht es um weitaus relevantere Dinge.
Es geht um die kritische Aufarbeitung des Kommunismus, um den auf eigener Haut erlebten Securitate-Terror, um Folter, um Flucht, um existenzielle Belange, um Geist und Kunst, um Werte und Moral.
Von alle diesen Dingen hat Luzian Geier nichts bemerkt – kein Wunder, dass letztendlich auch der Haupttitel des Buches „Allein in der Revolte“.
unter den Tisch fiel.
Aufgrund meiner Intervention, konnte der Buchtitel noch in die Online-Ausgabe hinüber gerettet werden.
Ich würde es begrüßen, wenn die Redaktion der „Siebenbürgischen Zeitung“ das ihr von mir zur Verfügung gestellte Material zu einer weiteren vertiefenden Konkretisierung nutzen würde.

Nachdem er sich durch meine 409 großformatigen Buchseiten in Kleinschrift durchgearbeitet hatte, legte der professionelle Journalist Luzian Geier, der heute die Seiten der aus der Bukowina vertrieben Deutschen betreut, seine ultimativen Erkenntnisse der Redaktion der „Siebenbürgischen Zeitung“ vor, aber ohne die sonst üblichen „bibliografischen Daten“ der Rezension voranzustellen.
Wenn diese Daten nicht noch rechtzeitig vom Autor nachgereicht worden wären, dann hätte Geier ein Buch besprochen (Gegen den Strom), das es de facto nicht gab, das jedenfalls nicht unter diesem Titel erschienen war.
Fakt ist: Ein Autor, der als Jugendlicher im Kommunismus rebellierte und sich gegen totalitäre Willkür eines repressiven Systems zur Wehr setzte, muss sich auch heute noch wehren, wenn ihm – auch unbeabsichtigt - Unrecht geschieht, etwa in einer richtigstellenden „Gegendarstellung“ wie dieser, zu der ich, Gott sei’s gedankt, als „selbstbewusster Autor“ durchaus noch in der Lage bin.
Seinerzeit, vor Jahren, als ich die Aufklärungsarbeit aufnahm und die 1000 Seiten erstellte, gab ich alles, um allein und aus eigener Kraft ohne Seilschaften und Protektion eine – mir notwendig erscheinende - Aufklärung über die vor mir erlebten Verbrechen des Kommunismus aufzuzeichnen.
Also werde ich es nicht zulassen, dass meine Arbeit entstellt und trivialisiert wird.
Wird uns die Aufklärung kommunistischer Verbrechen schwer gemacht?
In der Tat, es ist so!
Und die Zurückweisung und Ausbremsung der wenigen Opfer des Kommunismus, die ihr „Testimonium authenticum“ literarisch-wissenschaftlich darlegen, beginnt bereits mit einer „Rezension“!
Fazit des Ganzen:
Wer Angst vor Brandwunden hat, der sollte eine heißes Eisen nicht anfassen!
Wer ein halbes Leben angepasst war und mit roten Wölfen geheult hat, der sollte nicht über Revolte und Widerstand schreiben.
Und wer ein Buch nicht gründlich gelesen und angemessen durchreflektiert hat, der sollte es auch nicht „besprechen“.
Die „Oberleichthindrüberschuscher“ aus der Rezensenten-Kaste, gegen die bereits der im Banat geborene Dichter vom Weltformat Nikolaus Lenau wettert, sind noch nicht ausgestorben. Eine einfach redaktionelle Notiz ist solch irreführenden Besprechungen sicher vorzuziehen.
Der Wahrheitsfindung in einer Welt ohne Moral in der Zeit der Chamäleons  dient solch fragwürdiger Journalismus jedenfalls nicht.






Carl Gibson, Allein in der Revolte

Eine Jugend im Banat

Aufzeichnungen eines Andersdenkenden –Selbst erlebte Geschichte und Geschichten aus dem Securitate-Staat


J.H. Röll Verlag, Dettelbach, 409 S.

ISBN 978-3-89754-430-7


Preis: 39,90
Eine Edition des Autors als E-Book ist vorgesehen.

Deutsche Nationalbibliothek:


Das Buch kann über Amazon oder direkt beim Röll-Verlag in Dettelbach  bezogen werden:




 
(Die Titelabänderung von „gegen den Strom“ wird hier begründet,
ebenso in dem Ihnen vorliegenden Interview-Material.

Material eventuell für eine zusätzliche redaktionelle Notiz:



Carl Gibson, Allein in der Revolte

Eine Jugend im Banat

Aufzeichnungen eines Andersdenkenden –Selbst erlebte Geschichte und Geschichten aus dem Securitate-Staat

J.H. Röll Verlag, Dettelbach, 409 S.

ISBN 978-3-89754-430-7



„Allein in der Revolte“ –

Ein Buch über individuelles Freiheitsstreben während der kommunistischen Diktatur Ceausescus,
über Rumänien,
über deutsche Identität und Exodus,
über kritische Kommunismus-Aufarbeitung, Vergangenheitsbewältigung und Neubeginn in Europa

Der Leser wird in „Allein in der Revolte“ Erinnerungen vorfinden, Aufzeichnungen, die sich zum fragmentarischen „Lebensroman“ zusammenfügen, zum „autobiografischen Roman“, der literaturtheoretisch bewertet nur bedingt einer ist, weil das „Romanhafte“ fehlt, das Romantisch-Versponnene und Irreale.

Das Buch ist vielmehr eine „realistisch gehaltene Zeitstudie“, die zwar nicht die gesamte Existenz einfängt, aber repräsentative Teile daraus in einer bestimmten Zeit, wobei möglichst viel von der damaligen Erkenntnisweise herübergerettet werden soll - die „Perspektive eines jungen Menschen in der Revolte“ gegen einen selbstherrlichen Staat.
Dargestellt werden allerdings nur jene biografischen Abschnitte, die zur Erklärung von Regimekritik, Dissidenz und Widerstand notwendig sind. Dabei erschließt sich dem Leser das „Psychogramm einer Diktatur.

Die Kerngeschichte von „Allein in der Revolte – Eine Jugend im Banat“, der Weg eines Jugendlichen deutscher Herkunft in die Auseinandersetzung mit einem totalitären Staat und das „unfreiwillige Hineinschlittern in Dissidenz und Opposition“, wird, umrahmt von Elementen einer musikalischen Komposition - wie im 2008 voraus gegangenen Band des Gesamtwerkes „Symphonie der Freiheit“ - in mehreren Sätzen einer sprachlichen Symphonie eingefangen.
Der Symphonie-Begriff markiert die offene Struktur des Ganzen, während die Freiheit das tragende Thema ist, das Hauptphänomen, dem alle anderen Motive, auch der Widerstand, nachgelagert sind:
Freiheit - großes Thema mit Variationen bis hin zur Destruktion des Ideals in der freien Welt des Westens.
Die vielen Facetten und Nuancen der großen Thematik werden dabei literarisch zum Zusammenklang gebracht.
Die Geschichte selbst, in welcher der Name des Protagonisten unwichtig ist, steht repräsentativ für vergleichbare Schicksale, speziell im zweiten Band, die von anderen Menschen aus dem ehemaligen Ostblock und in anderen Diktaturen der Welt ähnlich erlebt wurden.
Neben der Gewerkschaftsgründung, die eine reale Einzelgeschichte ist, umkreisen die zahlreichen Miniaturen, Erzählungen und Essays, das Kernmotiv wie Planeten ihre Sonne, und bilden zwischen Prolog und Epilog angesiedelt, einen Rahmen des Gesamtgeschehens, das die jüngste rumänische Vergangenheit und die aktuelle Situation in Rumänen einzufangen sucht.
Der Rhapsodische Block verweist noch einmal auf die Priorität der freien Form des Dionysischen vor der Begrenztheit des apollinischen Systems. Auf diese Weise entsteht ein Ausschnitt aus einer intensiv erlebten Zeit und einer Welt, Vergangenheit spiegelnd und in die Zukunft ausstrahlend.
Ohne den Anspruch, eine ausführliche Autobiografie sein zu wollen, wurde diese Sammlung von Geschichten und Essays in erster Linie für den westlichen Leser geschrieben, für den Deutschen, den Österreicher, den Schweizer, den Franzosen, der sich für das noch ferne Volk der Rumänen interessiert - aber auch für das Schicksal der deutschstämmigen Landsleute vor seiner Haustür, die unter den Völkern des Ostens aufwachsen und die Kriegsfolgen austragen mussten.
Das Buch soll eine geistige „Heranführung“ sein an eine noch junge europäische Nation, an das Kulturvolk der Rumänen, die durch die Jahrhunderte der Geschichte ihrer Selbstwerdung oft selbst Opfer mächtigerer Konstellationen waren, aber auch ein Element der inneren Versöhnung unter Deutschen.
Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen werden hier etwas von ihrem Ringen um die schwer zu wahrende, eigene „Identität“ wieder finden und einiges, was ihnen vielleicht „aus der Seele spricht“, während die genuinen Rumänen selbst, denen hier nochmals aus der Ferne die versöhnende Hand gereicht wird, gerade in „Allein in der Revolte“ mit der Perspektive eines Deutschen konfrontiert werden, der sie aus einer Minderheit heraus, aber auch von der eigenen kulturellen Warte aus betrachtet.
Keiner aus den im Werk thematisierten Völker und Volksgruppen wird nur Harmonisches vorfinden, dem er uneingeschränkt zustimmen kann - doch das liegt im Wesen der Sache. Im Blickpunkt des Autors steht, fern von schöngefärbtem Harmoniestreben, die tatsächlich erlebte realsozialistische Gesellschaft in ihrem Querschnitt darzustellen - immer aus der Perspektive des Ankämpfenden, des politisch Andersdenkenden, der manches anders sah, der aber auch heute weit davon entfernt ist, eine ideologische Abrechnung betreiben zu wollen.

Geisteswissenschaftlich betrachtet wird versucht, zusätzlich die Sicht des Philosophen einzubringen. Da dieser der historischen Wahrheit und dem Ethos mehr verpflichtet ist als der absolut frei und somit wertungsfrei gestaltende Dichter, wird er - bis zu einem gewissen Grad auch aus südosteuropäischer Sicht - politisch-gesellschaftlich doch wesentlich anders werten, indem er aufgrund seiner Erfahrungen existenzielle wie ethische Prioritäten setzt, wobei die Klarheit eines Descartes zum Vorbild wird:
Nicht Verdunkelung ist angesagt, kein Obskurantismus im neuen hermetischen Gewand des Irrealen, Surrealen und Unmoralischen, sondern ein spätaufklärerisches Erhellen - als Existenzerhellung und als Welterhellung.

Diese Pressemitteilung wurde auf openPR veröffentlicht.

Carl Gibson
Ketterberg 8
D-97980 Bad Mergentheim
Tel. 07931 99 27 176

Carl Gibson, M.A., geboren 1959 in Temeschburg, Rumänien, aufgewachsen im Banat. Von 1976 bis 1979 engagierte sich Gibson als Bürgerrechtler und Dissident in in Rumänien. Nach seiner Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland (1979) setzte er sich weiter für demokratische Strukturen in Rumänien ein und trat als Sprecher der SLOMR im Westen auf. Ab 1982 studierte er Politik, Geschichte und Philosophie an den Universitäten Erlangen-Nürnberg, Tübingen, Wien, Freiburg und Würzburg. Nach seinem Abschluss (Philosophie, Germanistik, Geschichte) arbeitete er als Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter.
Carl Gibson veröffentlicht seit 1982 und ist journalistisch tätig. Neben wissenschaftlichen Buchpublikationen schreibt Gibson Essays. Gibson lebt seit 1992 überwiegend in Bad Mergentheim, wo er 1993 ein Institut für Wirtschaftsethik begründete, das 2005 zur philosophischen Praxis ausgeweitet wurde. Gibson publiziert auch online und betätigt sich als Blogger.

Veröffentlichungen:
Nikolaus Lenau, Leben – Werk – Wirkung. Heidelberg 1989, Carl Winter Universitätsverlag, Beiträge zur neueren deutschen Literaturgeschichte, Folge 3, Bd. 100.
Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur. Chronik und Testimonium einer tragischen Menschenrechtsbewegung in literarischen Skizzen, Essays, Bekenntnissen und Reflexionen, J. H. Röll Verlag, Dettelbach, 2008. 418 S. Mit 16 Tuschezeichnungen von Michael Blümel.

Aufsätze:
"Nietzsches Lenau-Rezeption" In: Sprachkunst,1986,
"Auftakt mit einer Bestie – oder: Zuckerbrot und Peitsche", In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik.
"Ion Caraion: Der Konflikt zwischen dem Bleibenden und dem Vergehenden." In: Matrix. Zeitschrift für Literatur und Kunst. Herausgeber Traian Pop. Nr. 2
"Das kurze Aufleuchten von Widerstand. Die Gründung und Zerschlagung der ersten freien Gewerkschaft in Rumänien." In: Horch und Guck: Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur.
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(Die Gauck-Behörde hat den bereits  Titel angeschafft.)



Von Freidorf aus in die Unfreiheit – Verschleppung Deutscher in die Sowjetunion


Die Deutschen in Rumänien hatten nach 1945 schlechte Karten. Generell galten sie als „Hitleristen“ und Faschisten. Als „Feinde des Vaterlandes“, also der neu entstehenden „Volksrepublik“, standen sie unter Generalverdacht. Wer seinerzeit als Volksfeind denunziert wurde - und jeder Deutsche war aufgrund seiner „ungesunden nationalen Herkunft“ ein potenzieller Volksfeind - war schnell im Gefängnis und manchmal rasch ein toter Mann. Gleichzeitig war dies die Zeit der von langer Hand noch vor Kriegsende in Moskau beschlossenen und vorbereiteten Deportationen. Von den mehr als vierhunderttausend Deutschen in Rumänien wurden ab Januar 1945, einem Befehl Stalins folgend, etwa siebzig- bis achtzigtausend Personen, Männer wie Frauen im arbeitsfähigen Alter, in die Zwangsarbeitslager der Sowjetunion deportiert, Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen. Unter ihnen war auch mein Vater; ein unbescholtener, kaum neunzehn Jahre zählender junger Mann, der nunmehr fünf Jahre seines Lebens in einem tristen Arbeitslager in der Dnepr-Region bei Kriwoj Rog in der heutigen Ukraine verbringen sollte - als Sühne für eine Schuld, die er nicht auf sich geladen hatte.. Nach dem Debakel bei Stalingrad im Jahr 1943 kämpften neu rekrutierte Volksdeutsche, nahezu 55 000 an der Zahl, - wie es oft plakativ hieß und heißt - freiwillig in Verbänden der Waffen-SS für das Deutsche Reich gegen den Bolschewismus, gerade an jenen Fronten, wo es am härtesten zuging. Entsprechend hoch waren die Opfer. Von den sechshundert eingezogenen sogenannten „Freiwilligen“ aus Sackelhausen fielen bis zum Kriegsende einhundertfünfzig Mann für Volk und Vaterland - und, mehr gedrängt als freiwillig, für einen von Anfang an kranken Führer sowie für Hitlers aberwitzige Wahnvorstellungen von germanischem Übermenschentum und Lebensraum im Osten.
Vater Jakob Gibson, 1926 in Sackelhausen geboren und dort aufgewachsen, ein junger Mann mit visionärem Blick und stets freundlichem Antlitz, war nicht unter den Eingezogenen - vielleicht, weil er ziemlich klein und schwächlich war; weil er nicht ausreichend nationalistisch fanatisiert war; vielleicht aber auch nur deshalb, weil er „kein Held“ sein wollte, zumindest nicht in einer Sache, die ihm fremd war und die nicht die eigene war. Doch büßen sollte er trotzdem als Teil der deutschen Minderheit - nach den sonderbaren Gesetzmäßigkeiten der Kollektivschuld der Attischen Tragödie, die einen Urahn fehlen und dann tausend Nachkommen büßen lässt, über Generationen hinweg! Schließlich hatten alle deutschen Siedler irgendwann gebüßt, seitdem die Ansiedlung sie zwischen die Nationen der Ungarn, Serben und Rumänen versetzt hatte. So betrachtet waren die Deutschen im Banat nicht weniger eine stigmatisierte Minderheit in Rumänien als die verfemten und auch heute noch verfolgten Zigeuner aus Hinterindien. Sie saßen alle im gleichen Boot - und viele genuine Rumänen, die keine Kommunisten waren, mit ihnen.
Der Zufall wollte es, dass Vater, dessen Familie im Herbst 1944 auf Geheiß der Wehrmacht nicht „heim ins Reich“ geflüchtet war, vielleicht deshalb, weil sie bereits eine Heimat hatten, zusammen mit weiteren einhundertvierundzwanzig Personen aus Sackelhausen zunächst zehn Kilometer zu Fuß nach Freidorf marschieren durfte – bei Wind und Wetter in der Eiseskälte eines Januarmorgens, damit nicht alle mitbekamen, was da vor sich ging. Viele bürgerliche Juden waren aus deutschen Städten ebenso still und leise aus ihren Betten geholt, im Morgengrauen zu den Zügen gebracht und dann in zweitausend Kilometer entfernte Vernichtungslager ins Baltikum verschickt worden. Das war bekannt. Doch die hehren Kommunisten, die eigentlich bessere und gerechtere Menschen sein wollten, waren sich nicht zu schade, das ganze „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ noch mehrfach zu wiederholen, getreu nach Plänen, die Stalin bereits ein Jahr zuvor selbst ausgeheckt hatte. Die Vergeltung an den Deutschen, wo immer man ihrer habhaft werden konnte, ob im Banat oder an der Wolga, hatte System. Die den Nazis in effizienter Diversion vielfach vorgeworfene „Menschenvernichtung in Arbeitslagern“ praktizierten die Kommunisten nun selbst; und dies sogar im Bewusstsein, das „moralische Recht“ auf der eigenen Seite zu wissen. Stramme Antifaschisten der ersten Stunde – sogar aus den Reihen der deutschen Minderheit – sahen die Dinge – mit den Linken der Bundesrepublik und den Offiziellen der DDR - ähnlich. Recht so sagten sie. Und einige ihrer Nachgeborenen Bert Brechts wiederholten die gleichen Worte, als sie die Pforte der roten Alma Mater überschritten gute zwanzig Jahre später. Was an jenem Januarmorgen 1946 geschehen war, interessierte sie nicht weiter.
Vater, ein Jüngling in den besten Jahren wie viele Millionen in der Wehrmacht, die gerade erst in blindem Gehorsam gen Osten marschiert waren, stapfte ergeben durch den Schnee, dem nahen Temeschburg entgegen, er, einer aus der Hundertschaft der anderen Opfer aus Sackelhausen, die nur des Verbrechens bezichtigt wurden, deutsche Zivilisten zu sein, Menschen, die sich ihrer Unschuld bewusst, nicht „heim ins Reich“ geflohen waren. Sie waren zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Fügung des Schicksals? Göttlicher Wille? Welcher Sinn stand dahinter, Unschuldige zum Schafott zu führen? In Freidorf endete für ihn - wie für alle anderen aus der Gruppe der zum Leiden Auserkorenen – jede Form von Freiheit! Oder, anders formuliert: Die Unfreiheiten und Qual eines fünfjährigen Martyriums in Straflager-Verbannung für eine fiktive, unbekannte Schuld, begann in zynischerweise in Freidorf. Von „Freidorf“ aus sollte es noch am gleichen Tag auf „Große Fahrt“ gehen – an den Dnepr, sozialistisch korrekt und human in einem Viehwaggon, in dessen Ecke ein kleines Loch für die Erledigung der Notdurft eingeschnitten worden war. Der Transport von neunzig Menschen, eingepfercht in einem Waggon mit zugenagelten Türen, kam zehn Tage später am Zielort an, in der Ukraine bei Kriwoj Rog. Wenn einer dem Stress schier unerträglicher Bedingungen nicht gewachsen war, der durfte ableben – wie die Juden auf dem Weg nach Lettland oder wie das Vieh auf neuzeitlichen Tiertransporten. Auch „Dezimierung“ war integraler Bestandteil der Vergeltung an den Deutschen.





Zu G. Ortinau

Dass er, das Opfer, die Dinge gerade so sah, vergleichbar mit Herta Müllers Haltung in „Niederungen“ zur gleichen Thematik und nicht anders, fand ich später in einer knappen Erzählung bestätigt, die Horst Fassel und Josef Schmidt in dem „Banater Lesebuch“ „An Donau und Theiß“ im Jahr 1986 veröffentlichten. Unter der Überschrift „Kleine Geschichte“ beschreibt Gerhard Ortinau die Situation seiner Geburt in der Verbannung: „Den Erzählungen meiner Eltern ist zu entnehmen, dass ich am späten Abend in einer Art schilfgedeckten Erdhütte geboren wurde. Im Zimmer befand sich das Wichtigste. Draußen hatten die Leute tagsüber Tunnels in den mannshohen Schnee geschaufelt, mittlerweile hatte sie aber der Sturm schon wieder zusammengewirbelt. (…) Ich erblickte am 17. März des Jahres 1953 in dem Weiler Movila Gildaului das Licht des Bărăgans. Alles andere erfuhr ich aus Büchern und aus Zeitungen: die Fehler, die Zufälle. Ich habe vieles begriffen, nicht aber meine Eltern. Sie, die sie ihre Erinnerungen haben, fragen immer noch: warum? Erklärt ihr es ihnen, sie könnten ansonsten noch einen Irrtum mit ins Grab nehmen. (Es wäre der einzige nicht, aber es wäre einer mehr.)“ Soweit Gerhard in der Rückschau, in einer Betrachtung, die er wohl nach unserem Zusammentreffen im Jahr 1980 in Berlin verfasste? Denn damals besaß er wohl noch keine Schreibmaschine, ein – im Text oben mit erwähntes –„Luxusgerät“, das im kommunistischen Rumänien während der Ceauşescu -Diktatur zu den verbotenen Dingen gehörte – wie Waffen, eben weil es eine Waffe war. Im Gegensatz zu seinen Eltern, die nicht aufhören wollten zu fragen, warum, kannte Gerhard, der aufgeklärte Dichter, die richtige Antwort. Dieses „Darum“ und ein „Deshalb“ markierten den Unterschied zwischen uns. Eine Gesamtverantwortung für eine deutsche Gesamtschuld lehnte ich aus meiner damaligen Erfahrungswelt heraus ab. Eigenverantwortlich sah ich nur mein Tun und die Taten meiner Vorväter aus meiner Familie, die rein waren und nichts Verwerfliches an sich hatten. Was konnte ich mehr verantworten als das eigene Handeln? Mit den Verbrechen des braunen Diktators hatte ich genau so wenig zu tun wie die kommunistischen Utopisten meines Umfelds mit den Gräueln des roten aus dem Kreml. Statt meine Energien „gegen die eigene Identität“ einzusetzen, konzentrierte ich mich auf die Bekämpfung der kommunistischen Ideologie und Gesellschaft, die mir in ihrem Wesen heuchlerisch und vielfach verlogen erschien.



Gebt Gedankenfreiheit - oder: von der unfreien Presse im real existierenden Sozialismus


Die rumäniendeutschen Politiker der Ceauşescu-Zeit sind alle tot: Nikolaus Berwanger, Ernst Breitenstein, Eduard Eisenburger. Der interessanteste von ihnen, der widersprüchlichste, war sicher Berwanger. Durch ihn konnten wir am Anfang der achtziger Jahre manches innerhalb des Adam-Müller-Guttenbrunn-Kreises machen, Regimekritisches, andererseits hat er auch manchen Schaden angerichtet. Was seine wirkliche Rolle war, lässt sich auch heute nicht feststellen, sagt Richard Wagner in einem Gespräch mit Stefan Sienerth. Damit ist eine Richtung markiert, die auf eine „höchst ambivalente Figur“ der Temeschburger Neuzeit verweist. Nikolaus Berwanger, Chefredakteur des deutschsprachigen Regionalblattes „Neue Banater Zeitung“, die er selbst mit dem Segen und unter der Ägide der kommunistischen Partei in die Welt hatte setzen dürfen, war zweifellos der Mittelpunkt des Wortgeschehens. Doch, wem diente und nutzte jene Miniaturzeitung mit dem Sitz in Temeschburg, die eine Alternative, doch kein regionales Gegengewicht zum landesweit erscheinenden Neuen Weg, darstellte?
Den Freunden der Mundart vielleicht? Die sich an ihrer literarisch unterhaltsamen Beilage erfreuten; an der „Pipatsch“, in welcher der leitende Redakteur, der auch ein Mundartdichter war, am liebsten eigene Beiträge druckte? Einem Temeschburger Bildungsbürger bot die NBZ kaum mehr als ein Mitteilungsblatt. Der Dialekt war ihm unzugänglich. Aber auch auf dem Land, wo es sehr verschiedene Dialekte gab, war es nicht immer einfach, das nachzuvollziehen, was gerade gedruckt wurde. Dessen ungeachtet war die Zeitung in gewissen Kreisen recht populär und wurde überwiegend in den Hecke- und Heidedörfern gelesen. Mir entsprach sie nicht, da sie neben der stark provinziellen Ausrichtung auch noch eine Tendenz ins Seichte aufwies und oft unkritisch im Unerheblichen verflachte. Heute behagt mir das zur Beilage zusammengeschrumpfte Blättchen noch weniger, da ich über dieses Medium, also von Rumänien aus von Richard Wagner angegriffen und verleumdet wurde, ein Blättchen, das von dem Aktionsgruppenkollegen Wagners Werner Kremm redigiert wird.
An dem damaligen Blatt, das immerhin einigen wenigen, weitgehend „angepassten“ Journalisten aus der Region eine gewisse, wenn auch nicht adäquate Wirkungsstätte bot und auch Mal den Beitrag eines frei Schaffenden abdruckte, störte mich seinerzeit nicht nur die kurzsichtige Innenschau, die einer Volksverdummung Vorschub leistete, sondern der grundsätzliche Aspekt, dass die NBZ als Presseorgan zu keinem Zeitpunkt wirklich frei war und nie an ein „journalistisches Ethos“ appellierte. Jetzt, nach drei Jahrzehnten ein solches von Redakteuren wie Werner Kremm einfordern zu wollen, der sich, fern von internationalem Presserecht weigerte, meine legitime „Gegendarstellung“ auf Wagners Replik zu drucken, wäre vergebliche Liebesmüh.
Es ist heute nur schwer vorstellbar, dass kritische und konsequente Journalisten wie taz- Autor William Totok, Horst Samson, Luzian Geier, Eduard Schneider und andere, die jahrelang in der Redaktion der NBZ agierten, dort zuständig für Literatur und Kultur, unter den gegebenen Verhältnissen über Jahre geistig überleben konnten - solange bis etwa Totok, offiziell als Übersetzer tätig, aus „Inkompetenz“ und „mangelndem patriotischen Geist“ rausgeworfen wurde. Die „Neue Banater Zeitung“ war ungeachtet einer gewissen Nischenexistenz genau so wenig souverän und frei wie die größere Tageszeitung aus Bukarest, der „Neue Weg“, in dessen Redaktionstuben mein Landsmann aus Sackelhausen Heinrich Lauer sein Brot verdiente. Beide Zeitungen deutscher Zunge und die Blätter aus Siebenbürgen waren genau so unfrei wie alle Zeitungen und Zeitschriften im Land oder im gesamten Ostblock. Schließlich waren Zeitungen und Zeitschriften „Instrumente der Meinungsbildung“, die sich nicht in Freiheit vollziehen sollte. Inzwischen ist einiges vom Ungeist des Journalismus in den Redaktionen westlicher Publikumszeitungen angekommen, wo es auch längst nicht mehr um „Wahrheit“ geht, sondern nur noch um die Durchsetzung bestimmter Positionen, die gerade opportun und zweckdienlich sind.
Wenn es gesellschaftspolitische Entwicklungen von hoher politischer Brisanz gab - wie bei der freien Gewerkschaftsgründung SLOMR in Bukarest und bald darauf durch uns in Temeschburg oder beim Ausbruch von Studentenunruhen - durfte einfach nicht berichtet werden. Realsozialistische Zeitungen waren reine Mittel der Machtausübung und des Machterhalts. An den Schalthebeln der Macht in den Zentralen saßen loyale Stützen des Systems, Handverlesene, die an der Partei- und Journalismushochschule „Stefan Gheorghiu“ ausgebildet worden waren, leider Gottes auch Deutsche.
KP- Mann Nikolaus Berwanger war eine der tragenden Säulen des Systems. Kraft seiner Position als „Chefredakteur“ und Vertrauensmann hatte er ein serviler Diener des Systems zu sein. Alle Bürger im Land, die sich des gesunden Menschenverstandes bedienten, wussten, dass die Partei alle Führungsfunktionen ausschließlich mit loyalen Kräften bestückt hatte, vom kleinen Meister in der Fabrik aufwärts bis zum „Direktor“, der auch nur Direktor sein durfte, wenn es der Partei gefiel. Persönlichkeiten, die auf die politische Meinungsbildung Einfluss nehmen konnten, die besondere Presseaufgaben umzusetzen hatten, wichtige Multiplikatoren wie er und seine leitenden Mitarbeiter, mussten „ganz auf Linie“ sein. Das waren die oft ungeschriebenen „Spielregeln“, ostblockweit - und das war allen bekannt. Überall im kommunistischen System war dies so - also war das auch jedermann bewusst, der in einem der osteuropäischen Staaten lebte und „offenen Auges durch seine Welt schritt“. Die potjomkinschen Fassaden waren da – man brauchte nur dahinter zu gucken!

„Gegen den Strom“? „Repräsentant“ ohne Legitimation und Kulturfunktionär im Auftrag


Da jede Medaille zwei Seiten hat und die komplexe Existenz eines Menschen in schwieriger Zeit viele Facetten aufweist, kann, je nach veränderter Perspektive, auch das hervor gekehrt werden, was andere nicht sahen. Es gab viele Möglichkeiten und Gründe, zum Kollaborateur zu werden und sich in individuelle Schuld zu verstricken, vor allem dann, wenn man erpressbar war. Und Schriftsteller und Dichter, die ihre Werke veröffentlicht sehen wollten, waren - viele Beispiele verweisen darauf - tatsächlich erpressbar.
In den Augen seiner damaligen Gefolgsleute und Anhänger war Berwanger ein sozialistisches Vorbild; eine Person, die sich aus einfachen Anfängen heraus auf der vielversprechenden Welle des Antifaschismus mit Parolen in eine soziale Stellung hochgedient hatte, die ihm Ehre und Macht verlieh; die ihm - im Rahmen einer tolerierten Narrenfreiheit - auch die Möglichkeit bot, „einiges für das Deutschtum in der Region zu tun, speziell für die Beibehaltung der deutschen Sprache und der deutschsprachigen Literatur.“ Einiges an guten und nützlichen Dingen hat Berwanger sicherlich auch bewirkt und umgesetzt, doch um welchen Preis? Manche, die ihm näher standen und auch den Kulturbetrieb der Stadt näher kannten, unter ihnen seine Protegierten und Mitarbeiter bei der NBZ, die heute allesamt in der Bundesrepublik leben, könnten und sollten, schon aus historischen Überlegungen heraus, seine Taten ansprechen und seine eventuellen Meriten aus heutiger Sicht bewerten. Reden wir doch darüber, was er „angerichtet“ hat!
Ein kleines Symposion zu dem Thema „Berwanger“ beim IKGS in München, dessen Essenzen eigentlich veröffentlicht werden sollten, brachte laut Presse nicht viel Neues. Das Thema wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Je nach Interessenlage wurde auch ich in den letzten Jahren kräftig munitioniert – von beiden Seiten, wobei es an gegenseitigen Verfehlungen und Schuldzuweisungen nicht mangelte. Der vielsagende und in manchen Punkten erhellende Briefwechsel Berwangers mit früheren „Genossen“ und Freunden - etwa mit Dieter Schlesak - verstaubt noch unausgewertet in den Literaturarchiven. Anderes unterliegt dem Datenschutz – Nahrung für neue Mythen.
Mir erschien Berwanger seinerzeit im Jahr 1978 aus meiner systemkritischen und deshalb nicht gerade objektiven Sicht nur als ein Typus, den die Rumänen „lichea“ nennen, als ein saturierter Bonze und ein systemtreuer Opportunist, der auch als willfähriger Literaturfunktionär agierte. Als solchen hat ihn selbst Richard Wagner in „Ausreiseantrag“ skizziert. Wagner, damals serviler Untertan seines Herrn, müsste es genau wissen. Er, der Lyriker, diente ihm, dem Chef, dem Chefredakteur und Mundartdichter, als Chauffeur!
Nur Berwanger heute posthum gar als „Schwimmer gegen den Strom“ stilisieren zu wollen, was auch schon erfolgt ist, übersteigt jedoch jeden Realitätssinn, jeden guten Geschmack, ist hochgradig absurd, eine Verhöhnung all jener, die unter solchen Handlangern der Diktatur bis in die Gefängnisse hinein zu leiden hatten. Wenn Berwanger „gegen den Strom“ schwamm – wogegen schwamm ich dann selbst in meinem jahrelangen Ankämpfen gegen Totalitarismus und kommunistische Diktatur? Etwas Aberwitzigeres lässt sich dem Titel dieses Buches „Gegen den Strom“ kaum noch entgegenstellen!? Berwanger, der, mit einem sehr bescheidenen Talent ausgestattet, selbst dichtete, menschlich sogar jovial und bisweilen vielleicht sogar integer sein konnte, war jedoch nicht nur ein serviler Zuträger des Systems und ein Literaturverwalter. Er war darüber hinaus - und das wird oft vergessen – ein „waschechter kommunistischer Politiker deutscher Nationalität“ mit klar definierten Aufgaben. Er war ein klarer Funktionsträger und der beratende Ansprechpartner der Kommunistischen Partei schlechthin, wenn es um Minderheitenangelegenheiten der Deutschen im Banat ging und Fragen, die uns alle betrafen, auch jenseits der Literatur und Kultur. In dieser Eigenschaft, das wussten wenige und vergaßen nach dem Umsturz viele Zeitgenossen, griff er direkt in die Existenz seiner donauschwäbischen und Temeschburger Landsleute ein und bestimmte ihr Schicksal mit.
Für die von ihm wahrgenommenen Aufgaben, die deutsche Minderheit im Banat kulturell und indirekt auch politisch zu vertreten, hatten viele ehemalige Banater überhaupt kein Verständnis, da sie zu keinem Zeitpunkt demokratisch legitimiert war. Mit den Wölfen zu heulen war eine Haltung, die vielen einfachen Menschen zutiefst fremd war, da das Mitjaulen nur den Schrecken verstärkt, den das Rudel verbreitet. Für mich, den politisch wie historisch Festgelegten, waren „Charaktere“, die „ihre Identität“ preisgaben, um ehrgeizig Karriere zu machen und ihre Selbstverwirklichung zu betreiben nicht mehr als seelenlose Vehikel der Macht, Marionetten im Tanz, die um den Despoten Ceauşescu rotierten.
Berwanger, dessen angebliche „antifaschistische Haltung“ ich durch keine entsprechenden Taten belegt und bestätigt sah, war nur einer unter den sanktionierenden Stützen des Systems - und er lebte gut dabei. Die Partei dankte es ihm und den anderen in ähnlicher Position mit Privilegien aller Art.
Immer wenn ich seinerzeit als Jugendlicher über diese Ungerechtigkeiten nachdachte, kam Wut auf und heftige Erregung. Verrat aus den eigenen Reihen? Da rebellierte es in mir. Doch Berwanger war nicht nur Journalist, Berufsantifaschist, Mundartdichter und Politiker; er war ein Tausendsassa und - man mag es gar nicht aussprechen - er repräsentierte sogar die „Kultur“ in der Region. Er, das Proletarierkind aus dem Zuckerfabrikhof in Freidorf, bestimmte über die Kultur eines ganzen Raumes, schlechthin über unsere Köpfe hinweg, selbst den Gang des Geistes in den Köpfen bestimmte er mit. Als Kultur-„Macher“ war er mir vor allem deshalb unerträglich, weil er, ähnlich der Schlange im Paradies, als verkappter Kulturimperialist auftrat, der andere, vor allem junge Künstler, die sich noch nicht festgelegt hatten, verlockend korrumpierte, einen Köder einsetzend, den die Partei genehmigt hatte.
Im Umfeld, wo er mir begegnete, kam ihm die von den Oberen auferlegte Aufgabe zu, den losen Kreis kreativer Menschen, die dichteten und schrieben, an sich zu ziehen, ihn zu binden und ihn so zu instrumentalisieren, dass von seinen Mitgliedern keine geistige Gefahr mehr ausgehe. Mich wunderte es nur, wie gerne die „sonst so kritischen Geister“ dem „Rattenfänger“ folgten.
Zuviel Macht war in seiner Person gebündelt. Er stand dem „Adam Müller Guttenbrunn-Kreis“ vor und bestimmte über diesen die Literaturpolitik der Region. An ihm vorbei konnte kaum ein Schriftsteller debütieren. Er war früher Lektor, Liktor und Zensor zugleich. Er war der Mann mit der großen Schere, von dem Heine spricht, er war der Metternich Lenaus. Er war die Kontrollinstanz, die das „Plazet“ aussprach, der allem seine Weihe und damit die indirekte Sanktion der Partei gab.
Während meiner seltenen Begegnungen mit diesem selbst ernannten Mäzen kam es zu keinen Erkenntnissen mit nachhaltiger Wirkung. Kurz: Berwanger beeindruckte mich nicht, da er nur durch seine Position präsent war, nicht aber als Persönlichkeit von Format. Vielmehr scheute ich ihn, da mir nichts einfiel, was ich mit ihm hätte erörtern können, ohne zu heucheln und ohne mich selbst verbiegen zu müssen.
Weshalb ich ihm und dem Kreis meine damals verfassten Texte vorenthalten habe, fragt man mich heute? Was hätte ich damals im Dialog erörtern können oder sollen? Mein „antistalinistisches Zeitromanprojekt“ vielleicht, „Die Flucht in die Heimat“, in welchem es um stalinistische Geschichtsschreibung und primär um die Verbrechen der Roten ging, um den Genozid an Deutschen? Wie hätte Berwanger das unzeitgemäße und ketzerische Werk aufgenommen? Hätte er geschwiegen? Oder hätte er doch gleich diskret zum Telefon gegriffen und kurz Hauptmann Pele oder Major Köppe von der „Securitate“ informiert, im typisch vorauseilenden Gehorsam und als potenzielle Empfehlung? Solch ein Risiko konnte ich nicht eingehen. Mir fehlte einfach das Vertrauen. Nie konnte ich herausfinden, ob er wirklich integer war.
Als „Mann des Systems“ unterhielt Berwanger exzellente Kontakte zum Geheimdienst „Securitate“, namentlich zu ihrem damaligen Chef Mortoiu. Er soll auch - in einem Anflug von schriftstellerischer Solidarität - einzelne Dichter, deren Verse gerade auf dem Prüfstand der Sicherheit standen, aus der Untersuchungshaft herausgeholt haben. Mag sein. Doch sollte man deshalb auch den verbrecherischen NS-Bonzen Hermann Göring sympathisch finden, nur weil er von den Vielen auf der „Liste zur Vernichtung im KZ“ einige Wenige gerettet hat - und dies vielleicht nur aus dem perversen Antrieb, um seine Macht voll auszukosten?
Aus solchen Überlegungen heraus verhielt ich mich Berwanger gegenüber stets reserviert, mied seinen Umgang, seine Nähe und reduzierte meine Rolle in dem weiten, losen Kreis auf die untätige Präsenz eines Statisten, der alles aus der relativen Ferne einer Ecke beobachtete und auf diese Weise seine Konsequenzen zog. Lieber im Obskuren ausharren, als mitschuldig werden an einem geistigen Verrat, der die Gesellschaft bedrohte.
Berwangers Verhalten erschien besonders dann hochgradig suspekt, wenn er, ungeachtet der Mangelgesellschaft, in der wir lebten, einem generösen Pascha gleich, im Bierkeller großzügige Bestellungen für alle aussprach und ebenso selbstgefällig wie leger die dicke Zeche beglich, aus welchen Mitteln auch immer. Entsprach das nicht einer „direkten Vereinnahmung“ junger Menschen? Einer Vorform zur Ermöglichung einer Buchproduktion? Wer konsequent war, hatte wenig Verständnis für solche Formen materiellen Bezirzens, die irgendwann in eine weitere Kollaboration münden konnten. Wer „A“ sagte, musste später auch „B“ sagen; zunächst zur „Partei“ – und dann, das vergaßen die Dichter, auch zur „Securitate“.
Selbst die erste Stufe der Mitarbeit über Vereinnahmung und Privilegien hatte nach meiner damaligen Auffassung bereits etwas „Verräterisches“ an sich. Zahlreiche Menschen aus meinem Umfeld lehnten diese Art des unterwürfigen und speichelleckerischen Vasallentums ebenfalls ab, weil es weitgehend dafür verantwortlich war, dass die Heuchelei im Land weiterhin triumphieren und regieren konnte. Es waren die Gleichen, die es ablehnten, der „einzigen Partei“ beizutreten und die vielen daraus folgenden Konsequenzen negativer Art ertrugen.
Berwanger, der zeitweise im bescheidenen Maße literarisch aktiv war, publizierte und irgendwann, nachdem ihn seine Minderheit verlassen hatte, noch vor seinen Schützlingen in der Bundesrepublik ankam, empfand sich selbst als Mäzen und Protektor junger Dichter, selbstherrlich und freigiebig wie ein barocker Fürst im Absolutismus. Dank seiner guten Kontakte zur Partei hat er auch die Edition des einen oder andern Lyrikbändchens ermöglicht. Wer waren die Nutznießer? Eine „Handvoll Leute“ aus dem Partei-Umfeld, deren Büchlein in kleiner Auflage allesamt gedruckt wurden, die aber auch die Preise der Jungendorganisation dieser totalitären Partei einheimsten – ohne Scham, „Preise“, die später andere Preise ermöglichen sollten! Als lohnte sich die unethische System-Kollaboration doch?
Über den literaturhistorischen Wert solcher Lyrikeditionen, die kaum ein Publikum fanden, mag man diskutieren. Vielleicht glaubte Berwanger daran, so auf dem richtigen Weg zu sein und im Rahmen seiner Möglichkeiten das herauszuholen, was machbar war. Ihm und seinem Umfeld standen alle Verlagstüren im sozialistischen Rumänien offen; und er durfte sich als einer der wenigen „ein paar Zwischentöne“ erlauben wie früher der Hofnarr am Königshof, „leise Kritik“, die anderen Akteuren sicher eine Verfolgung wegen „antisozialistischer Propaganda“ und somit „einige Jahre Haft“ eingebracht hätten, ganz nach dem Motto: Quod licet Iovi … Immerhin fand ich in einigen seiner kleinen, unerheblichen Geschichtlein aus dem realsozialistischen Alltag mit satirischem Unterton mehr „Kritik“ vor, als in Herta Müllers „Niederungen“, wo nur die „deutsche Gemeinschaft“ des Banats unter Anklage stand. Weshalb ließ Berwanger dieses Spott-Bändchen gegen das eigene Volk zu? Weshalb förderte er es gar direkt oder indirekt? Vielleicht um mit den rumänischen „Genossen“ aus der Kommunistischen Partei einmal genüsslich über die „dummen Deutschen“ im Land zu lachen?



Januskopf - Ein Bild im Wandel


Nikolaus Berwanger, der eigentlich erst sehr spät als „Poet“ debütierte, eigentlich als „Mundartdichter“, erst 1976, zu dem Zeitpunkt, als ich mit seinem erstmals Kreis in Berührung kam, wurde von der späteren „regionalen Literaturkritik“ recht schonend behandelt, verständnisvoll, ja gnädig - selbst von Personen, die unter dem von ihm gestützten System als Literaten zu leiden hatten wie Herbert Bockel, dessen Dissertation am Anfang der siebziger Jahre nach Faschismustendenzen untersucht wurde. Bockel, dem die zahlreichen ambivalenten und fragwürdigen Verhaltensweisen Berwangers sehr wohl bewusst sind, findet in einem 1997 gehaltenen, veröffentlichten Vortrag auch manches Positive und Lobenswerte an dem Mundartdichter, bisweilen auch ein paar tiefgründige Zeilen.
Berwanger, der glaubte, seine Zeit gelebt zu haben - und nicht sein Leben, wurde ein Opfer seiner Zeit, weil er ihren „Ungeist“ mittrug und sich vom billigen „Zeitgeist“ tragen ließ. Als er seine „herausgehobene Stellung des einzigartig Privilegierten“ doch noch aufgab, was für eine gewisse menschliche Größe spricht, für späte Einsicht und Reue - und von einer Besuchsreise in die Bundesrepublik nicht mehr nach Temeschburg zurück reiste - katapultierte er sich selbst in die Bedeutungslosigkeit und in die Isolation. Die Anfeindungen in der Bundesrepublik aus konservativen Kreisen gingen über die Würdigung der spärlichen Meriten hinaus. Die Kompromisshaltung des Paktierers, der aus dieser Haltung heraus vielleicht auch etwas an Gutem bewirken konnte, wurde von vielen ausgereisten Landsleuten genauso wenig verstanden und geachtet wie einst von mir im zarten Alter von achtzehn Jahren. Doch Berwanger wurde nicht nur von seinen früher oft übergangenen Landsleuten geschnitten, gar bestraft und von seinen marxistischen Zöglingen, die sich allesamt von ihm abwandten, sondern auch von der bundesrepublikanischen Gesellschaft, die ihn der Anonymität und der Bedeutungslosigkeit preisgab. Das Resultat war existenzielle Verbitterung, die aus einer späten, in der Bundesrepublik entstanden Lyrik herausgelesen werden kann. Nach seiner Flucht 1984 saß er nicht nur „zwischen den Stühlen“; er geriet sogar zwischen die gnadenlosen Mühlenräder aus Stein, die ihn letztendlich zermalmten. Ob er noch eine späte Würdigung erfahren wird für das Positive, was er in einem ausgefüllten Leben „zwischen den Fronten“ als „ehrlicher Makler“ geleistet hat? In seiner Heimatstadt Temeschburg hat man immerhin eine Straße nach ihm benannt, nicht in „Freidorf“, sondern zentral, im Herzen der Stadt. Wenn das nicht mehr ist, als nur der Wink einer alten Seilschaft? Viele Fragen bleiben offen – Raum für die Forschung!?
Ob eine aktive „Kollaboration“ der deutschen Minderheit mit der RKP überhaupt sein musste, um das Überleben der Kultur zu sichern und im Interesse vieler Menschen, das ist eine Grundsatzfrage, die hier nicht zu Ende diskutiert werden kann. War sie notwendig? Wie weit konnte, durfte man gehen? Wurde sie von den richtigen Personen wahrgenommen? Und hat Berwanger das Maximale herausgeholt, bevor er sich 1984 von den „Kommunisten“ endgültig absetzte? Ob er auch „über seinen Schatten springen“ konnte, ob er es „durfte“, um sich dabei „Freiheiten herauszunehmen“ wie andere Protegés in anderen Diktaturen, Narrenfreiheiten, die gar „Regimekritisches“ ermöglichten?“ Ob Berwanger gar die „schwere Last des Amtes“ nur aus „Altruismus“ angenommen hatte, um, sich selbst aufopfernd, für die „Deutschen im Banat Gutes zu tun“? Vielleicht! Vielleicht auch nicht! Ob er das, was er tat, vor seinem Gewissen rechtfertigen konnte? Später scheint er wirklich einiges bereut zu haben? Ob er nur da war, eingesprungen war, um einen „Schlimmeren an gleicher Stelle zu verhindern“?
Das alles sind Denküberlegungen beruhend auf Fakten, die jedem von uns, ob Schriftsteller, Dissident oder normaler Staatsbürger, mehr oder weniger bewusst waren. Vieles aber, was beim Wägen der Meriten und Verfehlungen wichtig wäre, ist noch nebulös und unbeantwortet. All das wird auch noch eine Weile im Bereich der Spekulation verbleiben, nicht zuletzt deshalb, weil enge Wegbegleiter, die Licht ins Dunkel bringen könnten, nur das zu seiner Person aussagen, was ihnen aktuell in den Kram passt, Leute wie Richard Wagner, die nicht „historisch aufklären“, sondern rücksichtslos bis impertinent die „Version“ und „Interpretation“ der Ereignisse in die Welt setzen, die den „eigenen Interessen“ dient. Das habe ich in meiner Auseinandersetzung mit ihm auch in der Sache Herta Müllers innerhalb von zwei Jahren immer wieder erfahren müssen.
„Regimekritisches“ jedenfalls hat – nach meinem Erkenntnisstand – weder Berwanger ermöglicht, noch einer aus dem kommunistischen Umfeld, am wenigsten der von ihm geförderte KP-Genosse Richard Wagner, der „kein Dissident“ sein wollte und deshalb mit der „Metapher“ opponiert haben will, nach eigener Aussage unter einer Tarnkappe versteckt. Grotesk! „Regimekritisches“!? Ein schönes Thema für eine Abhandlung, für eine Apotheose oder eine Apologie. Schon seit längerer Zeit warte ich auf einen Bericht über die regimekritischen Aktivitäten der Linksintellektuellen aus Berwangers Umfeld vor 1985. Bisher ist er ausgeblieben - vielleicht kommt er noch!
Ironie des Schicksals: Gerade diejenigen unter den linken Literaten, die Berwanger als Mäzen, Mentor und Protektor wohl am meisten verdanken, ignorieren ihn heute fast vollkommen und tun so, als ob sie ihn und seinen Kreis nie gekannt hätten. Undank ist der Welt Lohn – Unser oberster Repräsentant im  Ceauşescu -Staat könnte ein Lied davon singen, auch eines von „kommunistischer Solidarität“, wenn er denn nicht bereits verstorben wäre. Bereit „auszupacken“ war er in jedem Fall, zumal er die Selbstinszenierungen, Stilisierungen und Retuschierungen gerade in der Vita von Herta Müller nach ihrer Ankunft 1987 in der BRD nicht mittragen wollte. In einem weitgehend nur Insidern bekannten Interview an entlegener Stelle in der Zeitschrift für Politik „Düsseldorfer Debatte“, namentlich in dem Gespräch mit Volker Kaukoreit, plaudert der einst mächtige Mann des Banats aus dem Nähkästchen und sagt dort mehr, als Herta Müller angenehm sein kann. Auszüge aus dem brisanten Dialog wurden von mir in der internationalen Presse mehrfach zitiert und kommentiert – trotzdem: Die Karawane zieht weiter … ohne dass bestimmte historische Details weite Kreise interessieren würden.
Nikolaus Berwanger, von mir und anderen Oppositionellen seinerzeit als reiner Funktionsträger der KP wahrgenommen, interessiert heute primär als „Zeitzeuge“. Da er eine Schlüsselposition innehatte, kann sein Schrifttum viel über das „Innenleben des Systems“ aussagen; darüber hinaus auch noch einiges zum literarischen Werdegang früherer Systemzöglinge, deren Lebenslauf gerade in Sachen Opportunismus und Kollaboration manche dunklen Stellen aufweist.
Weshalb er sich absetzte und wie es ihm gelang zu fliehen, ohne dass die „Securitate“ dem langjährigen Vertrauensmann der KP in hoher Stellung ein Mordkommando hinterherschickte, das ist eine andere Geschichte. Vielleicht gelang es ihm, sich zu arrangieren? Vielleicht baute man ihm eine „goldene Brücke“ und ließ ihn ziehen, wohl wissend, dass er zwischen den Fronten und in der Bedeutungslosigkeit landet? Wie auch immer! Fakt ist allerdings, dass Berwanger floh, als der Exodus der Deutschen im Banat über doppelte Freikaufzahlungen auf seinen Höhepunkt zustrebte. Ein interessanter Zeitpunkt, denn Herta Müller und ihr KP-Gatte Richard Wagner sagten damals noch „Nein“ zu einer Ausreise in die BRD. Sie wollten in Ceauşescus Staat bleiben!
Weshalb? Weil es ihnen dort schlecht ging? Weil sie verfolgt wurden? Weil sie gar gemartert wurden? Ganz im Gegenteil! Ceauşescu ließ sie reisen! Herta Müller kam seit 1984 bis zu ihrer Ausreise mehrfach in die Bundesrepublik, während ihr KP-Gatte 1985 zum Schriftstellerkongress nach Münster in Westfalen durfte – vier Jahre vor der Wende. Berwanger lief davon – seine Zöglinge Müller und Wagner blieben! Weshalb?











Zur Geschichte des Kommunismus in Rumänien,

Securitate- Dokumente aus der "Opfer Akte" des Oppositionellen
Carl Gibson bei der CNSAS



Original-Dokumente können wesentlich zur Vergangenheitsaufarbeitung beitragen.

So mancher informelle Mitarbeiter des kommunistischen Geheimdienstes "Securitate" hat inzwischen unter der erdrückenden Last veröffentlichter Dokumente eingeräumt, für die "Securitate" tätig gewesen zu sein.

Unliebsames oder Aussagen, die nicht in das aktuelle Image passen oder dem eigenen Mythos zuwiderlaufen, einfach als "gefälscht" abzutun, wird bei genauerer Betrachtung nicht funktionieren.

Wichtig:

In meiner Akte aus dem Zeitraum 1977 - 1981 sind nach meiner Einschätzung keine Dokumente zu finden, die nachträglichvon der "Securitate" eingefügt worden wären.

Das nachträgliche Fälschen von Dokumenten ist zwar denkbar und möglich, doch nicht wahrscheinlich.

Das "Verfälschen" von "historischer Wahrheit" erfolgt primär durch das

"Weglassen"und "Entfernen" von Dokumenten in den Akten, also durch systematisches "Säubern" bzw. durch das Tilgen (Eliminieren) von ganzen Dossiers.

Es ist bekannt, dass "Dossiers" sogar vollständig verschwanden.

Gerade Akten von Personen aus Politik und Wirtschaft, heute in Amt und Würden und seit dem Umsturz bzw. dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems im Ostblock in einflussreichen Positionen, sind einfach unauffindbar.

Noch vor dem Einblick in die eigene Opfer-Akte habe ich wichtige Dokumente auf meiner Homepage veröffentlicht, u. a.
Urteil, Entlassungsschein aus dem Gefängnis etc. sowie Fotos vom Ort des Oppositionsgeschehens in Temeschburg im Banat, unter:

http://www.gibsonpr.de/

- Bilddokumentation.

An dieser Stelle präsentiere ich der interessierten Öffentlichkeit weitere Dokumente.

Der rumänische Text ( für viele Leser leider sprachlich nicht nachvollziehbar!) wird knapp erläutert.

(Zur Ansicht bitte das einzelne Dokument anklicken oder aufzoomen!)




In diesem zweiten Band, der nur einen Torso darstellt, fehlt die Dokumention meiner Aktivitäten im "rumänischen Exil",
namentlich die Vorgänge um die Beschwerde der ILO der UNO (Vereinte Nationen) über die CMT ( Confederation Mondial du Travail), wo ich 1981 als Auslandssprecher der unterdrückten SLOMR auftrat und als Hauptzeuge der ILO/CMT gegen die Regierung Ceausescus aussagte.

Die mehrsprachige Dokumentation ist auch heute noch im Internet abrufbar, unter:

http://webfusion.ilo.org/public/db/standards/normes/libsynd/LSGetParasByCase.cfm?PARA=2657&FILE=1066&hdroff=1&DISPLAY=CONCLUSION,BACKGROUND










In diesem Dokument wird beantragt, den im westlichen Exil seit 1979 staatsfeindlich aktiven Carl Gibson auf die Liste der "unerwüschten Personen" zu setzen.

Bezeichnend:

Der - sonst strikt vermiedene Begriff "SLOMR" für die freie Gewerkschaft rumänischer Arbeiter, die 
ich in Temeschburg nach der Niederschlagung in Bukarest neu ins Leben rief, wird explizit erwähnt.

(Schließlich schrieb die "Securitate" an sich selbst - und konnte so "Klartext" reden.)

Ferner heißt es, ich ( Carl Gibson) würde andere Ausreisewillige ermutigen und aufhetzen.
Typisch Securitate:

Der "Feind" kam immer aus dem Ausland - eine bequeme Art, das Versagen des sozialistischen Systems zu rechtfertigen

Ein Zusammenbruch des kommunistischen Systems in Osteuropa war 1981 noch nicht absehbar.




Dem Antrag wird entsprochen -

Der Nichtdiplomat Carl Gibson wird zunächst für "5 Jahre" de facto zur "persona non grata" im Rumänien Ceausescus - faktisch aber bis zur Rumänischen Revolution im Herbst 1989 und noch darüber hinaus, da die Kommunisten um den Altstalinisten Ion Iliescu als Präsident noch weitere 7 Jahre das politische Sagen hatten.

Mitglieder der SLOMR- Temeschburg, die nach ihrer Ausreise (ab 1979) versuchten,
ihre zurück gelassenen Verwandten im kommunistischen Rumänien zu besuchen,
wurden allesamt an der Grenze abgewiesen - bis 1989.


Da mir vielfach massiv seitens der Securitate gedroht worden war, unternahm ich nie den Versuch, nach Rumänien zu reisen.

Erst in diesem Jahr (2010) wurde die "Heimkehr ins Banat" möglich - nach mehr als 30 Jahren Abwesenheit.



Foto: Carl Gibson

Denkmal für die Opfer der antikommunistischen Revolution von 1989, die in Temeschburg ihren Anfang nahm.
Im Hintergrund die Oper.

Widerstand gegen die kommunistische Diktatur in Rumänien -

Aus Carl Gibsons Securitate- "Opfer- Akte" -

Dokumente zur frühen Regimekritik



In den Jahren 1976/1977 - ich war damals 17 Jahre alt - wurde es ernst.

Wie viele andere Jugendliche aus meinem Umfeld im deutschsprachigen Banat,
wollte ich in die Bundesrepublik ausreisen,
während die Linken, Marxisten, Antifaschisten aus der Literaturszene noch eine Weile "bleiben" wollten.

Gehen oder bleiben?
Das war damals die Frage!

Die Einen "arrangierten" sich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen im Land, auch mit der Kommunistischen Partei (KP),
denn sie wollten Karriere machen!
Gut leben!

Die Anderen opferten alles, um frei zu sein,
um die Diktatur Ceausescus zu verlassen,
selbst um den Preis ihres Leben an der "Grünen Grenze".

Die Vielen aus der deutschen Gemeinschaft der Banater Schwaben standen dem Kommunismus skeptisch gegenüber -
und sie standen uneingeschränkt zur Bundesrepublik Deutschland.

Ich war einer aus der großen Schar, jung, rebellisch, kritisch, direkt.

Ein Brief an die "Deutsche Liga für Menschenrechte", in welchem ich 1976 betonte,
ich wolle das Land "so oder anders" verlassen,
rief erstmals die "Securitate" richtig auf den Plan,
namentlich Untersuchungsrichter Hauptmann Petre Pele und Major Rudolf Köpe
(beide ausführlich in meinem Werk "Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur",2008 porträtiert!)
Der zweite Band (Gegen den Strom) konnte aus Gründen, die ich nicht zu verantworten habe, leider noch nicht veröffentlicht werden.


Das Dossier "Gibson Karol" NR. I 257 993 Bd. 1 wurde unmittelbar nach meiner Ausreise im Jahr 1980 "mikroverfilmt".



Carl Gibson ist nunmehr im "Visier der Securitate".
Er wird von Hauptmann Petre Pele und Major Köpe verwarnt, nachdem seine Fluchtabsichten bekannt geworden waren.

Carl Gibson muss sich verpflichten, während des Unterrichts am Nikolaus Lenau-Gymnasium nicht weiter regimekritische Äußerungen vorzunehmen und Vergleiche mit der Bundesrepublik herzustellen.


Foto: Carl Gibson

Das "Nikolaus-Lenau-Lyzeum" in Temeschburg, Banat, im Herbst 2010

Ein Spitzel ("Rodica") hatte die kritischen Aktivitäten des aufmüpfigen Schülers der "Securitate" gemeldet.




Spitzelbericht der Quelle "Rodica" über Äußerungen des Lehrers am Lenau-Gymnasium
Rudolf Richter-
Richter hatte im Gespräch mit einem Kollegen die permanenten regimekritischen Äußerungen eines Schülers (Carl Gibson) und seine Vergleiche Rumänien mit der BRD erwähnt.

RKP - Mitglied Rudolf Richter wird bald darauf in einem Gespräch mit der Securitate ( Pele, Köpe) die Identität von Carl Gibson preisgeben müssen.

Sonst hätte er seine gute Position als Lehrer an einer der wenigen Elite-Schulen im Land eingebüßt.


Der kaum achtzehn Jahre alte "Regimekritiker" Carl Gibson ist jetzt als staatsfeindlicher Bürger (1977) aktenkundig.


Foto:Carl Gibson

Der Domplatz in Temeschburg, in unmittelbarer Nähe von Lenau-Schule, Gericht und Bastei

Andere linke Studenten und Schriftsteller aus Carl Gibsons Umfeld standen seinerzeit noch viele Jahre loyal zur Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP) (als Mitglieder) und zum System,
das sich mehr und mehr zur Diktatur wandelte.




Foto: Carl Gibson

Die Synagoge - Temeschburg, immer schon ein Ort der Toleranz.






Major Rudolf Köpe legt fest, dass der potenzielle Staatsfeind Carl Gibson ab sofort "observiert" wird.

Gleichzeitig ist Untersuchungsrichter Hauptmann Petre Pele bereit, ein "Strafverfahren" gegen Carl Gibson vorzubereiten.

Ab diesem Zeitpunkt sammelt die Securitate Spitzelberichte, in welchen dem Regimegegner Carl Gibson Straftaten bescheinigt werden (Fluchtplanung für andere, Devisenvergehen etc.).

Offenbar wurde Druck auf Personen aus dem weiten Bekanntenkreis Carl Gibsons ausgeübt, um solch belastende Erklärungen ( die sich in der Akte finden) zu beschaffen.


Foto: Carl Gibson

Die alte Bastei aus der k. u. k. -Zeit - Treffpunkt Andersdenkender, Ort der "Konspiration" und der Aushorchung durch Spitzel der Securitate.


Zur
Opposition von Carl Gibson -
Sympathisant der Menschenrechtsbewegung von Paul Goma

Original-Erklärung Carl Gibsons
als Anhänger der
Menschenrechtsbewegung
von Paul Goma
im Frühling 1977




Im März 1977 bebte in Bukarest die Erde.
Die Naturkatastrophe richtete schwere Schäden an.


Foto: Carl Gibson

Sitz der Regierung Rumäniens in Bukarest, Oktober 2010

Gleichzeitig gab es in der rumänischen Hauptstadt ein kleines "politisches Beben",
das die regierende Kaste um Nicolae Ceausescu zutiefst verunsicherte.

Im Gefolge der "Charta '77"-Bewegung von Vaclav Havel und Pavel Kohout
in der Tschechosklowakei hatte der
rumänische Schriftsteller Paul Goma
zur Solidarität mit der Bürgerbewegung im Bruderstaat aufgerufen und nationale Reformen angemahnt.

Daraus entwickelte sich die so genannte "Paul Goma Menschenrechtsbewegung".

Einer der Sympathisanten und potenzieller Unterzeichner der von Goma ausgearbeiten und veröffentlichten "Petition", die sich an Ceausescu und die KP richtete,
war der Jugendliche Carl Gibson aus dem Banat.


Foto: Carl Gibson

Die langjährige Machtzentrale von Diktator Nicolae Ceausescu:

Das ehemalige Zentralkomitee der Rumänischen Kommunistischen Partei,
heute Sitz von diversen Ministerien.


Carl Gibson wurde vor Gomas Appartement im Viertel "Drumul Taberei", Bukarest verhaftet
und musste die oben publizierte Erklärung abgeben.

Wie es heißt, wurde er "eingeladen", eine Erklärung abzugeben,
"freiwillig"!

Teile der Erklärung wurden dem jungen Deutschen aus dem Banat in die Feder diktiert,
speziell der Passus, er wolle "nur" ausreisen,
diese Ausreise durch den Protest und die Unterzeichnung der Petition Gomas beschleunigen -
er strebe aber keine "politisch-gesellschaftlichen Veränderungen" an.


Foto: Carl Gibson

Der Triumphbogen in Bukarest,
unweit das Diplomatenviertel mit der Deutschen Botschaft,
der Carl Gibson auf der Suche nach Unterstützung seit 1976 regelmäßig Besuche abstattete.

Die Aktion, an Paul Gomas kommunismuskritischer Menschenrechtsbewegung mitwirken zu wollen, sollte für Carl Gibson noch zahlreiche Konsequenzen haben,
Verfolgung, Bespitzelung, ein "Schauprozess" in der Vorzeige-Fabrik "1. Juni" , Verhöre, U-Haft u. a. mehr.



"Schauprozess" nach stalinistischer Art in der Fabrik "1 "Juni" -

Kritik und Autokritik Dokumente CNSAS




Stalins Erben in Rumänien - vor dem "Tribunal der Arbeiter"

Es war Partei - und Staatschef Nicolae Ceausescu persönlich,
der anordnete, alle Unterzeichner und Sympathisanten der
"Paul Goma-Menschenrechtsbewegung"
sollten vor ein "Arbeiter-Tribunal" in den Betrieben gestellt,
kritisiert und moralisch verurteilt werden .

Carl Gibson erlebte seinen "Schauprozess" nach stalinistischem Muster in der Trikotwarenfabrik "1 Iunie" in Temeschburg.

Vor einer Abordnung von "Securitate", Partei ( Rumänische Kommunistische) , Betriebsleitung und einer Anzahl von etwa 150 Arbeitern ( die Zahl stammt aus dem Report von Securitate-Major Köpe) sollten Arbeiter des Unternehmens den Rebellen aus ihren Reihen
"demaskieren",
ordentlich kritisieren und zur Räson rufen.

Die Veranstaltung wurde durchgeführt - sie brach aber in sich zusammen und musste bald abgebrochen werden, als die Fabrikarbeiter sich mit dem angeklagten Kollegen Carl Gibson solidarisierten, dafür aber tatsächliche Probleme des sozialistischen Alltags anzusprechen begannen.

Carl Gibson wurde nach der Maskerade aus dem Betrieb entfernt und ohne jede Kündigung entlassen.



Das Arbeitsverhältnis bricht im Juli 1977 abrupt ab.
Damit wird Carl Gibson die Grundlage entzogen, den Weg zum Abitur im "Nikolaus Lenau-Gymnasium" (Abendkurs) weiter zu beschreiten.


Das hier weiter unten publizierte Dokument ist "schön gefärbt" und enthält
die "Kritik-Berichte" loyaler Arbeiter und der Betriebsleiterin,
Direktorin Iulia Pasca, die bei der sonderbaren Veranstaltung nicht einmal anwesend war.

Die Schönfärberei wurde dann von der Securitate in Timisoara (Temschburg) ins Innenministerium nach Bukarest übermittelt.



Es war die Rumänische Kommunistische Partei selbst,
die auf ihrem Parteitag zu Kritik und Autokritik aufgerufen hatte -
nur am obersten Führer der RKP Nicolae Ceausescu war keine Kritik zugelassen - wie bei Kim und Mao!



Securitate- Major Köppe vermerkt den Vorgang in einem Bericht:



Nach der Entlassung aus dem Betrieb war Carl Gibson "vogelfrei"
und konnte jederzeit wegen "Parasitismus" verhaftet
und auf der Grundlage des Dekrets 153 abgeurteilt und ins Gefängnis geworfen werden.

Köpe bestätigt mein Festhalten an der Ausreise in die BRD.




Die Rumänische Kommunistische Partei Ceausescus ist Auftraggeber der "Securitate" -

Wichtiges Dokument

In linken Kreisen wurde bereits 1985 und dann nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa die These in Umlauf gebracht,

der repressive Geheimdienst der Ceausescu-Diktatur "Securitate"sei "ein Staat im Staat" innerhalbdes real sozialistischen Systems gewesen.

Das war und ist eine Selbstlüge im Versuch, die eigene Mitgliedschaft in der Rumänischen Kommunistischen Partei klein zu reden,

zu verniedlichen,

um so von der Mitverantwortung aller Partei-Mitglieder abzulenken.

Die Kommunistische Partei -

und das ist die Summe aller Mitglieder und Funktionäre -

ist für den ökonomisch-politischen Niedergang des Landes und den totalen Ruin in Rumänien allein verantwortlich.

Die Linken und langjährigen KP-Mitglieder auch deutscher Zunge,

die ursprünglich wohl von idealistischen Antrieben geleitet eigentlich die unzulängliche "real sozialistische" Gesellschaft über Kultur und Literatur positiv zu verändern gedachten,

wollen nun, nachdem sie die Fronten gewechselt haben und im Freien Westen Aufnahme und ein Auskommen gefunden haben,

plötzlich nur noch quasi apolitische "Mitläufer"gewesen sein, Opportunisten, die allein aus Laufbahngründen der Kommunistischen Partei Ceausescus beitraten.

10, 15 Jahre Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei sind über Nacht vergessen?


Altkommunisten,

die seinerzeit die "Zeichen der Zeit"eklatant verkannten

und auf eine totalitäre Monopol-Partei Nicolae Ceausescus setzten,

wollen nun selbst als Verfolgte gelten,

als Widerständler -

und, wie damals schon, wieder als die "Guten und Gerechten",

wo sie doch nur opportunistische Wendehälse sind, schnöde Pharisäer,

die Fakten verdrehen, um eigene Ziele zu verfolgen - jenseits der historischen Wahrheit.

Dass einige aus ihren Reihen "ideologische Scharfmacher" waren,

echte Propagandisten der Kommunisten-Partei

wie Herta Müllers zweiter Ehemann, Dichter Richard Wagner aus Perjamosch im Banat,

wird verschwiegen, verdrängt und der deutschen Öffentlichkeit vorenthalten.


Foto: Carl Gibson


In diesem Palazzo hatte sich die Arbeiter- und Bauern-Partei der Kommunisten wohlig eingenistet.

Das Beste war für die Parvenus aus dem Nichts gerade gut genug.

Als Carl Gibson seinen Bürgerprotest in dieser Machtzentrale loswerden wollte, quittierten RKP und "Securitate" das mit Entrüstung - non licet!


Aus dem unten publizierten Dokument, wo der Fall Carl Gibsons auf dem Schreibtisch des

"Ersten Sekretärs der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP) "Genosse Telescu"

landet,

der dann "genehmigt", wie weiter zu verfahren sei,

wird ein gewichtiger Aspekt überdeutlich:


Es ist allein die "Kommunisten-Partei" von Diktator Nicolae Ceausescu ,

die im "sozialistischen Rumänien" nach 1965 das Sagen hat.

Der repressive Geheimdienst "Securitate" ist als Teil der Exekutive der Kommunisten-Partei untergeordnet und ein Vollzugsorgan, dass Ideologie umsetzt und Befehle der obersten Parteiführung ausführt.


In der DDR war es nicht anders:




Die "Staatssicherheit der DDR"war "Schwert und Schild der Partei" -

und die SED mit ihren Vasallen-Parteien "hatte immer recht"!







Nach der Mitwirkung Carl Gibsons an "Paul Gomas Menschenrechtsbewegung" ist Aktionismus angesagt.



Um das seinerzeit noch positive Image von Partei- und Staatschef Nicolae Ceausescus auf der politischen Weltbühne nicht zu gefährden, wird Druck aus dem Kessel abgelassen -

Paul Goma wird im Jahr 1978 ausgewiesen.

Er lebt bis heute in Paris, im Exil.



Unterzeichner und Sympathisanten der mit Gomas Namen verbundenen Menschenrechtsbewegung dürfen zum Teil ausreisen.


Carl Gibson soll "allein" ausreisen,
 ohne Eltern und Bruder.

Die Familie soll quasi als Geisel in Rumänien zurück bleiben, um den Ausgereisten im Westen mundtot zu machen.

Carl Gibson lehnt diese bei anderen aus einem Umfeld erfolgreich praktizierte Methode ab und setzt seine Regimekritik unbeirrt fort.

Ab diesem Zeitpunkt übernimmt der große KP-Chef im Kreis Temesch das Heft des Handels, "Genosse Telescu "-



Er wird bald bestimmen, dass die gesamte Familie Jakob und Anna Maria Gibson aus Sackelhausen, unmittelbar neben Temeschburg gelegen, die so genannten "großen Formulare" erhalten wird.

Dessen ungeachtet wird Bukarest diese Ausreise nach lange Zeit blockieren.

Die Unterschriften "Major Köpe" etc. beweisen, dass die "Securitate"

der "politischen Führung im Land" ,

der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP), den Fall Carl Gibson unterbreitete

und Weisungen abwartete.

Kurioserweise wird der Name "Gibson Karl" im oben veröffentlichten Dokument einmal sogar "richtig" geschrieben,

nach diversen Abweichungen "Gipson", "Gybson", "Chibson"

bzw. "Carol" oder Karol" etc. etc.






Das lange erwartete Ausreisedokument Carl Gibsons -
Ein "Reisepass für Staatenlose",
ausgestellt vom Innenministerium der Sozialistischen Republik Rumänien am 21.Mai 1979.
(Carl Gibson saß zu diesem Zeitpunkt im Gefängnis Popa Sapca in Timisoara ein.)



"Hungerstreik" in Bukarest -

Verzweifelter Bürgerprotest im Innenministerium Rumäniens 1977



Carl Gibsons Hungerstreik-Erklärung im Innenministerium, Bukarest, 21. September 1977




Verzweiflungstaten dieser Art waren ohnmächtige Formen des Bürgerprotests gegen selbstgefällige Parteifunktionäre und einen ignoranten Staat auf dem Weg in die Diktatur.



Verwarnung nach dem "erklärten Hungerstreik" beim Innenministerium in Bukarest (21. September 1977) bzw. nach dem Verhör von Vater Jakob Gibson durch Capitan Petru Petre Pele (Untersuchungsrichter) und Securitate-Offizier Major Balan.





Securitate-Bericht zur "Hungerstreik"-Aktion von Carl Gibson am 21. September im Innenministerium in Bukarest.

Das Vorbild schlechter Berater aus dem Ausland wird ebenso hervorgehoben wie künftige "Maßnahmen der Bearbeitung und Überwachung" von Carl Gibson und der gesamten Familie.

Verzweiflungstaten im Versuch, elementare Menschen- und Bürgerrechte gemäß den KSZE-Beschlüssen von Helsinki durchzusetzen, kulminierten gar in Selbstverbrennungen nach dem Vorbild von Jan Palach in Prag beim Einmarsch der Sowjets 1968.


Foto: Carl Gibson

Bürgerprotest im "demokratischen Rumänien" Anno Domini 2010, 3. Oktober
vor dem Gebäude des ZK der RKP, der ehemaligen Machtzentrale Ceausescus.

An diesem Ort lief die "Revolution"ab, die zum Sturz des Diktators führte:

Eine Gruppe Oppositioneller ruft die "Miscarea verzilor" ins Leben -
es ist der Versuch, eine bewegung bzw. Partei der "Grünen" in Rumänien zu gründen,
um eine alternative, vor allem gegen Korruption gerichtete Politik durchzusetzen.
Zufällig erlebt und fotografisch dokumentiert.


Für mich bedeutete die direkte Konfrontation mit der Staatsmacht seinerzeit 1977 eine Radikalisierung des konkreten politischen Kampfes und der offenen Regimekritik.

Die Freie Gewerkschaft SLOMR -

Geschichte und Dokumente zur SLOMR- Gründung in Temeschburg, Banat



Um es vorweg zu nehmen:

Der Geheimdienst "Securitate" war bestrebt, das Bürger-Protest-Phänomen

Freie Gewerkschaft rumänischer Werktätiger" SLOMR,

ein wichtiger Vorläufer der ein Jahr später entstehenden
Freien Gewerkschaft "Solidarnosc" in Polen,
von Anfang an aus der Öffentlichkeit zu verbannen.

Nachdem die Bürger- und Menschenrechtsbewegung SLOMR
die erste "koordinierte", überindividuelle ihrer Art in Rumänien -
niedergeschlagen worden war, bemühte sich die Securitate,
"SLOMR" auch aus den "Akten" der Dissidenten, Regimekritiker und Oppositionellen zu verbannen,
auch aus meiner Akte.

Es sollte nicht aktenkundig werden, dass es diese erste frrei gewerkschaft größeren Ausmaßes in osteuropa überhaupt gegeben hatte, denn die Idee einer Freien Gewerkschftsgründung war gefährlich und konnte überspringen.
(Mir ist nicht bekannt, ob die polnischen Intellektuellen seinerzeit ( Februar/März 1979) möglicherweise über den Sender Radio Freies Europa von der SLOMR-Gründung in Bukarest und temeschburg erfuhren und sich insspirieren ließen.
Eines steht aber fest:

Ende und Untergang des Kommunismus in Osteuropa nahmen ihren Anfang bereits im Rumänien des Jahres 1979!


Wie mir vor Ort mitgeteilt wurde, lagern bei der rumänischen Gauck-Behörde CNSAS in Bukarest noch 6 weitere Bände Aktenmaterial zur Thematik SLOMR, die noch nicht ausgewertet sind.


In meiner "Opfer-Akte" ist noch einiges zu SLOMR übrig, auch wenn kräftig "gesäubert" wurde.



Davon ausgehend, dass mein "Beitrittsschreiben zur SLOMR Bukarest" an den Initiator Ionel Gheorghe Cana von der "Securitate" abgefangen wird, fügte ich dem Brief mit der Erklärung noch folgenden Zusatz bei:

"Mein Fall ist bei der UNO in Genf bekannt, ebenso bei westlichen Gesellschaften für Menschenrechte. Wenn dieser Brief seinen Bestimmungsort nicht erreicht, werde ich selbst zum Adressaten reisen".

Damit war die bald darauf erfolgende Vierer-Fahrt nach Bukarest - zu Botschaften (BRD, USA, GB) und den Dissidenten dort sogar angekündigt.




Original-Briefumschlag - Schreiben an SLOMR-Begründer Cana, Bukarest, Rückseite: Abs. Carl Gibson




Der "Rückschein" des "Einschreibens" an SLOMR-Gründer Ionel Gheorghe Cana, Bukarest.
Er wurde mit dem Brief abgefangen bzw. auf der Poststelle der "Securitate" ausgehändigt.


Zu Ionel Cana: http://www.romanialibera.ro/opinii/aldine/s-l-o-m-r-lupta-celor-putini-46265.html

Auch d inzwischen "demokratischen" ie Rumänen haben es bisher versäumt, die Geschichte der ersten größeren freien Gewerkschaft in Osteuropa aufzuarbeiten.

Der Arzt und Gründer von SLOMR lebt noch und betreibt ein Blog zur Thematik:

http://iocan-drcanaionel-slomr.blogspot.com/2010/06/cronica-la-o-serata-regala-pe-15-iunie.html

Immerhin wurde Ionel Cana von König Michael empfangen, nachdem Präsident Traian Basescu bereits SLOMR-Mitstreiter Vasile Paraschiv die Ehre erwiesen hatte.

König Michael erinnerte im Jahr 1981 in seiner Botschaft an das Land aus dem Genfer Exil auch an SLOMR, zum gleichen Zeitpunkt, als Carl Gibson in Genf die UNI-Beschwerde gegen das Ceausescu-Regime als SLOMR-Auslandssprecher vorbereitete.

Wie Ionel Cana auf einem seiner Blogs berichtet, erfuhr er erst kürzlich übers Internet bzw. über diese Veröffentlichungen von Carl Gibsons Beitritt zur SLOMR und die SLOMR-Gründung in Timisoara im März/April 1979.




Beitrittserklärung von Carl Gibson zur SLOMR ( Freie Gewerkschaft rumänischer Werktätiger).

Eine Übersetzung des Textes werde ich bei Gelegenheit noch einfügen.
Der Text enthält Gesellschaftskritik bzw. die MotivationsgründeSLOMR beizutreten.


Foto: Carl Gibson

Das Königsschloss.

König Michael und die Königliche Familie leben heute wieder in Rumänien.
Einige Besitztümer wurden ihnen zurückgegeben, nicht aber der "Palast", heute als Kunstmuseum genutzt, wo neben großen Meistern Europas auch die wichtigsten rumänischen Gemälde ausgestellt sind.



Foto: Carl Gibson

Eine Einfahrt zur Residenz des Rumänischen Staatspräsidenten, Cotroceni, Bukarest


Inzwischen normalisiert sich das Leben in der Hauptstadt, die zur Zeit Ceausescus eher als Zentrale von Terror, Angst und Schrecken erlebt wurde.

Geschichte der "Freien Gewerkschaft rumänischer Werktätiger" "SLOMR" im Banat -

Dokumente aus den Securitate-Akten der CNSAS



Das Gründungsdokument von SLOMR- Temeschburg (Timisoara) ist nie von der Securitate gefunden worden.
Es wurde von Erwin Ludwig und Carl Gibson nach der Entlassung aus dem Versteck geholt und vernichtet.

Ein "Offener Brief" mit Namen von Ausreisewilligen, rumänische Staatsbürger überwiegend deutscher Nationalität, ging der Gründungserklärung von SLOMR- Temeschburg voraus,
gewissermaßen als ein "eiserner Kern" der neu zu gründenden Bürgerprotest-Bewegung:


Je eine Kopie dieser Liste Ausreisewilliger,
die sich auf die
universelle Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte berufen,
die nach der KSZE-Konferenz in Helsinki auch von Rumänien unterzeichnet bzw. ratifiziert worden war,
händigten Erwin Ludwig und Carl Gibson Botschaftsvertretern der BRD; der USA und des Vereinigten Königreichs Großbritannien eigenhändig aus,
mit dem Hinweis,
dass diese Personen sich bereit erklärt hätten, auch der freien Gewerkschaft rumänischer Arbeiter SLOMR beitreten zu wollen.

Die Securitate orientierte sich bei ihren Verhaftungen an diesen Dokument, das wohl im Rahmen einer der Hausdurchsuchungen nach dem 4. April 1979 gefunden worden war.


Vor der Gründung von SLOMR.Temeschburg nahm Carl Gibson eine Tätigkeit als "Hilfsarbeiter" in dem Elekrtobetrieb "ELBA" (Electrobanat) an,
wo Mitstreiter Erwin Ludwig bereits arbeitete.


Fast alle Unterzeichner durften unmittelbar nach der SLOMR- Niederschlagung mit ihren Familien in die BRD ausreisen.

SLOMR - der Weg in die Freiheit!

Exemplarisch abgeurteilt und ins Gefängnis geworfen wurden nur Erwin Ludwig und Carl Gibson

Auf der Liste: Zwei bis drei "rumänische" Namen.

Noch fehlt der Name des späteren Präsidenten von SLOMR- Temeschburg:

Prof. Dr. Fenelon Sacerdoteanu.

Er sollte zwei Wochen später dazu stoßen und das Ehren-Amt übernehmen.

Die "Securitate" hat später in der Bereinigung der SLOMR-Akten alles getan,
um den prominenten rumänischen Repräsentanten der Oppositionsbewegung SLOMR zu tilgen.

Prof. Dr. Fenelon Sacerdoteanu war als Opfer des Stalinismus mehr als 10 Jahre in kommunistischer Haft - Details in meinem Buch "Symphonie der Freiheit".






Bericht von Securitate-Oberst Colonel Istrate über die "Gründung von SLOMR" in Temeschburg/ Timisoara,
verkürzt dargestellt "aus der Sicht der Securitate".

Da die Securitate nach den Verhören aller der mehr als 20 Unterzeichner und deren Familienangehörigen nicht heraus gefunden hatte, wie die Gründungs-Nachricht zu Radio Freies Europa (RFE) nach München gelangt war, wurde willkürlich ein Name aus dem fernen Bekanntenkreis als "Kurier" eingesetzt.

Immerhin wird die Oppositionsbewegung ( in dem internen Papier) beim Namen genannt :

"so genannte SLOMR"!



Der "Entlassungsschein" carl Gibsons aus dem Gefängnis Popa Sapca in Temeschburg/ Timisoara.

Das Dokument wurde von Carl Gibson beim Abflug von Bukarest in einer Zigarettenpackung in den Westen geschmuggelt.


Bespitzelung in kommunistischer Gefängniszelle -

Aus Carl Gibsons Securitate-Opfer-Akte bei der CNSAS




Nach einem "kurzen Prozess" ohne "Verteidiger" in "öffentlicher Verhandlung"
mit ausschließlich Securitate- und Miliz-Kader als Zuschauer und Publikum,
wurden Erwin Ludwig und Carl Gibson in das Gefängnis Popa Sapca
( nur 300 Meter von Gericht und der Securitate-Zentrale am damaligen Leontin-Salajan Boulevard entfernt) eingeliefert.


Foto: Carl Gibson

Im neuen Glanz - Die "Folterkammer der Securitate" am damaligen Leontin Salajan- Boulevard. heute.

Nach "Stalinisten" benannte Straßen wurden inzwischen in Rückbesinnung auf bürgerliche und monarchische Traditionen umbenannt,
Fassaden wurden neu gestrichen -
das Innenleben der Gebäude ist aber oft noch identisch mit dem der Geist der alten Zeit.

Polizei und Miliz (links im Bild) nutzen das Bollwerk der Unterdrückung und massiver Menschrechtsverletzungen weiter.


Hauptmann und Untersuchungsrichter Petre Pele verbrachte die Verurteilten Erwin Ludwig und Carl Gibson in seinem Dienst- PKW "Dacia" in die Haftanstalt -

ein bis dahin einmaliger Vorgang.

Gefängnisdirektor Deleanu ordnete eine Audienz mit Ludwig und Gibson an - ein weiterer, nie dagewesener Vorgang, meinten alt einsitzende Häftlinge.


Foto: Carl Gibson

Das Gericht (Dikasterialgebäude) in Temeschburg, Banat heute.

Hinter diesen Mauern wurden Erwin Ludwig und Carl Gibson,
die Gründer der
"Freien Gewerkschaft rumänischer Werktätiger "SLOMR" in Timisoara "
am 6. April 1979 zu je sechs Monaten Gefängnishaft verurteilt.

Das Gerichtsurteil von Richter Nicolae Busuioc fehlt in der Akte Carl Gibsons.

Es wurde aber in den Westen geschmuggelt und auf der Homepage Carl Gibsons veröffentlicht,
- nachdem alle Ereignisse in dem Buch zur Geschichte von "SLOMR"

"Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur", 2008

vom Autor beschrieben worden waren,
(neben Entlassungsschein und anderen Dokumenten.).





Der "Securitate- Beauftragte" im Gefängnis erhält Carl Gibsons "Akte" (62 Blatt mit allen bisherigen Schandtaten).

Direktor Deleanu verfügt, die beiden eng befreundeten Häftlinge
Erwin Ludwig und carl Gibson
für die gesamte Haftzeit von einander zu trennen.
um jede Kommunikation zu unterbinden bzw. um sie besser
professionell von eingeschleusten Spitzeln ausspionieren und aushorchen zu lassen.

Die Spitzel des Geheimdienstes Securitate warteten bereits in der Gefängniszelle,
bereit, als "agent provocateurs" die Intentionen der politischen Häftlinge auszuloten.






Den eindeutig "politischen Häftlingen" Erwin Ludwig und Carl Gibson war beim Haftantritt "absolutes Schweigen" über SLOMR, Widerstand, Opposition, Unzufriedenheit mit dem kommunistischen System im Land Nicolae Ceausescus auferlegt worden.

Aus den Spitzelberichten, die sich in Carl Gibsons Securitate- Opfer-Akte finden,
ist zu erkennen,
dass die beiden "Politischen" -
die es "offiziell im sozialistischen Rumänien" überhaupt nicht hätte geben dürfen,
trotz des Verbotes und der angedrohten Konsequenzen (Haftzeit-Ausweitung etc.) über die "freie Gewerkschaftsbewegung" ( Sindicatul liber al oamenilor muncii din Romania) redeten und ihre Mitgefangenen über die oppositionellen Ereignisse informierten.

Das war im April 1979.

Weiterführendes zur Gründung und Geschichte der Freien Gewerkschaft SLOMR:

http://de.wikipedia.org/wiki/Sindicatul_Liber_al_Oamenilor_Muncii_din_Rom%C3%A2nia

bzw: http://istoriabanatului.wordpress.com/2010/02/21/mircea-rusnac-s-l-o-m-r-sindicatul-liber-al-oamenilor-muncii-din-romania-1979-aspecte-banatene/

http://en.wikipedia.org/wiki/SLOMR

http://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Gewerkschaften_(Osteuropa)


http://origin.europalibera.org/content/article/1458425.html (Audio)

http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4191832,00.html


(Leider sind viele Quellen, Dokumente, Interviews, Beiträge etc. in rumänischer Sprache, was die rezeption der materie in Westeuropa deutschlich einschränkt.)


Die erfindungsreichen "Quellen" "Prolog" "Doraimanu" u. a. schmücken ihre Spitzelberichte aus,
um sich interessant, ja unverzichtbar zu machen und tragen so zur Verfälschung der Angaben bei.

So wird etwa Carl Gibson der belastende Satz in den Mund gelegt,
er wollte "ein zweiter Paul Goma werden".

In den Akten legt sich die Securiate ihre Variante zurecht.
So behauptet die Securitate mehrfach, die Gründung von SLOMR sei vom Sicherheits-Apparat selbst gestoppt worden,
was so nicht zutrifft.


Foto: Carl Gibson

Der "Knast" oder "Bau" in der Popa Sapca-Straße, heute -

Das Gefängnis, wo immer schon "politische Häftlinge" einsaßen.
Eine Tafel am Eingang erinnert heute daran.

Ein seltenes Foto - Freunde weigerten sich mehrfach, die Haftanstalt auf meine Bitte hin zu fotografieren;
die Angst vor Repressalien steckt immer noch in den Knochen ehemaliger Staatsbürger.




Die Abenteuerliche Reise zur CNSAS nach Bukarest



"Keine zehn Pferde bringen mich wieder nach Rumänien",
meinte mein alter Mitstreiter Erwin Ludwig von SLOMR Temeschburg, als ich auszuloten versuchte, ob ich vielleicht auch ihn zu dieser "Heimkehr" bewegen könnte.

Heinrich Heine war irgendwann heimgekehrt aus dem fernen Paris in das in fast 40 Staaten zerspliltterte Deutschland, obwohl die Grenzer nach Konterbande suchten und der frivole Poet mit "scharfer Feder und Zunge" vielleicht sogar steckbrieflich gesucht wurde.
Daraus entstand schönste Dichtung - "Deutschland, ein Wintermärchen".

friedrich Nietzsche war einst heimgekehrt in seine Einsamkeit von Sils-Maria!
Weshalb, das beschreibt er nicht in seiner Polemik gegen Richard Wagner,
sondern in "Zarathustra", in dem Buch "für alle und keinen".

Weshalb sollten wir es nicht auch noch wagen, nach 30 Jahren "Exil" in der Fremde,
die nie richtig "Heimat" werden konnte,
trotz "Vaterland " und "Mutterland?

Endlich wollte ich es wissen:

Was war aus Rumänien geworden?
Nach Nicolae Ceausescus Sturz,
nach dem Fall des Kommunismus, den wir von der freien Gewerkschaft SLOMR bereits 1979 mit eingeleitet hatten?
War die "Securitate immer noch im Dienst"?

Herta Müller hatte sich dort im Land ihrer Herkunft erneut verfolgt gefühlt im Jahre Domini 2008!
Und sie war trotzdem hingereist, mutig, wie sie ist!

Ungeachtet vieler Gefahren am Wegrand und auf noch unbekannten Bahnhöfen war sie mit ihrem früheren Gatten aus Perjamosch bzw. der RKP Richard Wagner bald darauf wieder in die ehemalige Diktatur Ceausescus gereist!

Um Brücken zu bauen?

Um dort mit der Konrad Adenauer-Stiftung (KAS) an einem Tisch in Hermannstadt (Sibiu) zu sitzen,
zu tafeln und dabei über die
EU-Integration Rumäniens zu reden,
namentlich mit KAS-Präsident Dr. Bernhard Vogel,
Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen a. D.,
um zu diskutieren,
wohin Rumäniens Reise geht - noch vor dem Nobelpreis!

Von der "Securitate" und ihrer Nachfolgeorganisation SRI,
die bei der CNSAS die Dossiers der Verfolgten nachträglich gefälscht haben soll,
berichteten Herta Müller und die KAS seinerzeit nichts.

( Ich schrieb darüber auf http://www.siebenbuerger.de/ ellenlange Kommentare . umsonst!)

Einmal wurde sie von der alten oder neuen Securitate (SRI) verfolgt - und einmal nicht!?

Mein Mistreiter Erwin Ludwig blieb bei seiner Meinung:

"In Rumänien regieren immer noch die Kommunisten!

Traian Basescu ist nicht besser als Ion Iliescu!
Hat einer seine CNSAS-Akte zu Gesicht bekommen?"

Wohl kaum!

Was konnte ich erwidern?
Nicht viel!

Ich konnte nur reisen, mir selbst ein Bild von der "neuen", veränderten Lage im "EU-Land Rumänien" machen oder es gleich bleiben lassen!

Die CNSAS hätte mir die Kopien meiner Akte auch per Post zugeschickt!

Doch wollte ich Gewissheit haben, um Ruhe zu finden, dann musste ich schon selbst dahin,
in die Höhle des Löwen,
in die Mausefalle, um kritisch zu überprüfen,
wie die rumänische Gauck-Behörde CNSAS tatsächlich arbeitet und
ob die demokratisch geläuterten Rumänen es diesmal ernst meinen mit der
kommunistischen Vergangenheitsaufarbeitung.

Ein Versuch war der
"Bericht zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien", auch "Raport final" oder "Raportul Tismaneanu" genannt.

Der Koordinator des von Präsident Traian Basescu in Auftrag gegebenen Berichts, Professor Vladimir Tismaneanu, heute in Maryland, USA,
an der dortigen Universität mit der Geschichte des Kommunismus in Osteuropa beschäftigt, auch mit Dissidenz und Widerstand,
wurde hundert-, ja tausendfach angefeindet : für diese Aufklärungsarbeit!

Er macht weiter, unter anderem auf seinem Blog: http://tismaneanu.wordpress.com/

während andere zwielichtige Gestalten der Zeitgeschichte, die Vergangenheit auf den Kopf stellen, nur um das eigene Versagen unter den Roten zu verdecken, vergessen zu machen.


Was hatte da eine dieser zwielichtigen Gestalten öffentlich gemeint?
Seine Akte will er nicht sehen - und unsere will er auch nicht sehen ...

Doch, doch!

Mich interessieren alle Akten, die etwas zur Wahrheitsfindung beitragen, Genosse Tarnkappendichter!

Und ich analysiere und interpretiere die Akten auch gerne selbst - über die ausgewählten und vorgesetzten erlesenen Zitate hinaus!

Nachdem ich als "Forscher bei der CNSAS akkreditiert" und eine erste Kurzvisite ins Banat und nach Siebenbürgen im Mai dieses Jahres erfolgt war, wagte ich es im September noch einmal -
die Fahrt in die "Mausefalle" bzw in die "Höhle des Löwen" ,
der zu meiner Zeit noch quicklebendig war und kräftig zubeißen konnte,

diesmal begleitet, nicht von der Malerin Monika Nickel, wie im Frühling,
sondern von Maler, Graphiker und Buch-Illustrator Michael Blümel aus Bad Mergentheim.

Monika kannte die "Mausefalle" bereits aus eigener Anschauung - und Michael, der waschechte Bundesbürger und Illustrator der "Symphonie der Freiheit" wollte sie erst kennen lernen -

und mit ihr den "A-posteriori-Kitzel" einer roten Diktatur.

Die "Mausefalle" als Schreckens-Phänomen an sich hatte ich schon mehrfach erlebt
:
Im großen Gefängnis Ostblock,
im Land Rumänien ,
in der "Folterkammer der Securitate" mit und ohne Erwin Ludwig,
dann
- nach meiner Ausreise - bei einer Fehlausfahrt vor Berlin in der DDR,
wo nach mir gefahndet wurde (1984),
schließlich in Kiew (1995), wo ich nie richtig wissen konnte, ob ich noch einmal "entrinnen" werde, ohne von einer allmächtigen Katze aufgefressen zu werden, die am Ausgang der Mausefalle wartet.

Also reiste ich mit Michael, dem Maler, 2000 Kilometer gen Osten, nach Bukarest.

Nach mehreren Tagen und zum Teil unfreundlichen Berührungen mit der allpräsenten Polizei in Rumänien erreichten wir schließlich das Ziel, Bukarest, die Hauptstadt Rumänies,
die in Sachen Verkehr "das vollendete Chaos" ist - noch jenseits von Italien und Kairo.

Wir waren da - zwei Tage vor dem Termin am 4. Oktober bei der CNSAS,
in der Matei Basarab Straße Nr. 41.

Da war noch viel Zeit für Malerei, Kultur, Stadtbesichtigung und Architektur, auch wenn mir stressbedingt die Muße fehlte:

Bauten vom Feinsten zogen uns magisch an:


Foto: Der freundliche Taxifahrer Emil


Diktator Ceausescus Protzbau im stalinistischen Stil.
Die halbe Nation arbeitete jahrelang, um diesen Prestigeklotz zu vollenden.

Heute: Sitz des Parlaments, Leute wie Emil sind stolz darauf, dass Rumänien das zweitgrößte Gebäude der Welt aufweisen kann - später Dank an den Führer der Nation!?


Nach der Prolet-Kultur des schlechten Geschmacks sahen wir uns noch ein paar historische Sehenswürdigkeiten an, Bauten, die Bukarest zum "Kleinen Paris" machten:


Foto: Michael Blümel

Imposanter Jugendstil-Bau - Das Museum "George Enescu"



Foto: Carl Gibson

Die Ienei-Kirche.
Das Schicksal von Vacaresti blieb ihr erspart - sie überdauerte auch Ceausescu, der andere Kirchen niederreißen ließ.


Foto: Carl Gibson

Eine Adresse für Bonzen - Offizierskasino, auch heute?


Foto: Carl Gibson

Die "Dimbovita" - Fluss und Kanal



Foto: Carl Gibson

Der "Cismigiu"-Park


Foto: Carl Gibson

Einer darf nicht fehlen: Graf Dracula - Rumänien gedenkt "Vlad Tepes" - dem Vorbild für "Dracula"

Vor der Pflicht kam die Kür - Wir sahen uns die berühmten Gemälde an, im Königsschloss, fanden aber keine Zeit mehr für den berühmten "Pfähler"!


In der "Höhle des Löwen" -

Bukarest zwischen Pflicht und Kür im Intermezzo mit einer Herta Müller- Lesung


Nach mehr als 30 Jahren!
Bukarest zwischen Pflicht und Kür im Intermezzo mit einer Herta Müller- Lesung


Wer in einem Land entwürdigt, gedemütigt, misshandelt, gefoltert und ohne Grund in ein Gefängnis geworfen wurde, der wird es sich gut überlegen, ob er sich noch einmal exponiert, ob er noch einmal die schwer errungene "Freiheit" aufs Spiel setzt, sich in Gefahr begibt und riskiert, aufs Neue "alles" zu verlieren.

Was brachte mir die "Heimkehr"?
Die anschließende Fahrt zur CNSAS in die "Höhle des Löwen" nach Bukarest, an den Ort,
wo ich mehrfach verhaftet, verprügelt, gedemütigt worden war?
Die Ruhe der Seele?

Ein kluger Kopf begibt sich nicht ohne Grund in die Höhle des Löwen,
wenn er denn Äsops Fabel gelesen und die Botschaft auch verstanden hat?

Der "Horror-Trip" in das "Land aller Möglichkeiten", Rumänien, das auch heute noch ein von Polizei durchsetzter Staat ist, begann mit einer ersten Polizei-Kontrolle und dem Ruf nach einer "Vignette".

Das moderne Wegelagerertum der Weststaaten,
ausgerichtet, den Autofahrer überall zur Kasse zu bitten und zu melken, wo es nur geht (Maut, Toll!!!) via "Vignette"
hat nun auch den EU-Staat Rumänien erreicht. Abkassieren ist angesagt in Zeiten knapper Kassen.

Die Rumänen erheben eine Straßenbenutzungsgebühr - fällig für alle Straßen,
denn Autobahnen haben sie nicht, bis auf ein kleines Stück zwischen Pitesti und Bukarest, kaum 150 Kilometer.

Wer keine Vignette hat, riskiert sehr hohe Geldstrafen.
Wir hatten Glück - der Polizist wurde durch einen Anruf abgelenkt, und wir durften weiter fahren, bis zu einer Tankstelle, wo eine "Vignette" erworben werden konnte.

Dann fuhren wir in eine der zahlreichen Radar-Falle!
(Die Behörden der Rumänen haben schnell begriffen, wie man Geld verdient, ohne zu arbeiten: Mit Vignetten und Radar - nicht anders als hier überall! )

Der Dorfpolizist in Traian Vuia auf dem Weg vom Banat nach Siebenbürgen wollte gleich den Wagen stilllegen, nachdem wir die "Grüne Versicherungskarte" nicht auf Anhieb finden konnten, die in einem EU-Land nicht einmal benötigt wird, oder?

Ein Horrorszenario - mit Angstschweiß und viel Adrenalin!

Was hätten wir getan in der Einöde vor Transsylvanien "ohne Auto"?

Mit "Furcht und Zittern" ging es weiter,
durch Roma-Siedlungen bei Tirgoviste und neue Polizei-Kontrollen, bis nach Bukarest in das alte "Miliz- Ghetto" im Umfeld der Matei Basarab-Straße.

In dieser Stress-Konstellation erlebte ich Bukarest - nach mehr als 30 Jahren!

Es wurde ein Deja- Vu mit hoher emotionaler Belastung!
Überall Spuren früherer Verfolgung - überall Polizei!
Das Gehirn regte sich, ich erinnerte mich, auch an viel Unerquickliches.

Trotzdem begaben wir uns auf Spurensuche - ich wollte die Stellen sehen,
wo ich früher "opponiert" "protestiert" hatte,
damals als einige meiner deutschen Landsleute noch hier an der

Partei-Kaderschmiede "Stefan Gheorghiu" studierten.

Die deutschen "KP-Genossen" von gestern" leben heute saturiert in der Bundesrepublik Deutschland
- ihren Opportunismus von einst, als sie noch mit den "roten Wölfen" heulten,
haben sie längst verdrängt, ja vergessen.

Die Unverschämtesten aus ihren Reihen beschimpfen heute von scheinbar sicherer, protegierter Warte aus sogar die ehemaligen antikommunistischen Dissidenten,
die Aufrechten des Widerstands gegen die Diktatur, als Helfershelfer der Securitate und als "nützliche Idioten",

ohne zu bedenken, dass sie selbst über viele Jahre "nützliche Idioten der Kommunisten" waren.

Aber, weil sie selbst der verbrecherischen Partei Ceausescus als "Mitglied" angehörten und dem System, diesem huldigten und stützten, waren sie damals für all die Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen blind.

Nur noch ein paar Dissidenten und "Betroffene" erinnern an das,
was in der Ceausescu-Diktatur Alltag war.


Foto: Carl Gibson


Die Kader-Schmiede der Rumänischen Kommunistischen Partei -

Die marxistisch- leninistische Hochschule "Stefan Gheorghiu" -
Wer als RKP- Politiker, Journalist, Historiker etc. im Rumänien Ceausescus
Karriere machen wollte, musste hier studiert haben.
Davor: "Der Löwe"!

In dem kommunistisch-nationalistischen Hymnus "Pui de lei" werden die Rumänen
als "Junge Löwen" glorifiziert, die, aus dem Fels gebrochen, überall wachsen und gedeihen -

vivat, crescat, floreat!?

Ja, ich erinnerte mich!

Vis – à-vis des Löwen liegt der Präsidentenpalast Traian Basescus – und
nicht sehr weit entfernt …. „Cartierul Primaverii“, das „Stadtviertel des Frühlings“,
wo Ceausescu und sein Clan lebten
und wo heute immer noch die Bonzen hausen,
die Nomenklatura der Neuzeit, Wölfe im Schafsfell, Wendehälse und Chamäleons aller Art, Demagogen der Sonderklasse, oft als lupenreine Demokraten kaschiert.

Fürst Potjomkin lässt grüßen, mit neuen Fassaden 
und der Pawlowsche Hund auf der Straße,
der fügsam den Schweif absenkt und nach dem Knochen schnappt,
den man ihm gnädig zuwirft – für gute Dienste!

Foto: Carl Gibson

Wachturm vor der Residenz des Präsidenten der Republik.
Vom Palast sieht der Bürger nichts.


Foto: Carl Gibson

Das "Rumänische Athenäum"


Der Zufall wollte es, dass in diesen Tagen am 27. und 28 September die aus Rumänien stammende Herta Müller in diesen "heiligen Hallen" lesen sollte -
in dieser "Arena" oder "Circus" wie die Nobelpreisträgerin im Gespräch mit
Gabriel Liiceanu (Phänomenologe und Chef des Verlagshauses "Humanitas) sagte.

Eine "Dissidentin", betonte Herta Müller vor Ort,
sei sie nicht gewesen,
aber sie hätte im Kindergarten mit der Leiterin des Kindergartens lebhaft kritisch diskutiert.

Ob sie auch der RKP und der "Securitate" seinerzeit etwas "Kritisches" zu berichten hatte, damals zu Ceausescus Zeiten,
das sagte Herta Müller nicht.


Foto: Michael Blümel

Carl Gibson, einer der schärfsten Kritiker von Herta Müllers Werk,
vor der "Humanitas"-Buchhandlung neben der Ienei-Kirche im Herzen der Hauptstadt Bukarest.

Eine Teilnahme an der Werbeveranstaltung im "Rumänischen Athenäum" wollte ich mir dann doch nicht zumuten.

Gabriel Liiceanu von der Phänomenologischen Gesellschaft in Rumänien und Kopf des Verlages "Humanitas", der gerade Herta Müllers "Atemschaukel" in rumänischer Sprache herausgab,
dachte wohl mehr ans Geschäft, als an "kritische Fragen" und historische Wahrheiten.

Den "Dingen auf den Grund gehen", die "Wesenheit schauen", "des Pudels Kern" entlarven - das wollte dieser wohlwollende Intellektuelle nicht.