"Was kostet unsere Republik"? Lobbyismus, Parteispenden und Korruption aus wirtschaftsethischer und moralischer Sicht
Pecunia non olet -
Zu diesem Thema bzw. zu den verwandten,
mitschwingenden Phänomenen Lobbyismus, indirekte, legale
"Korruption"sowie Korrumpierung von Entscheidungsträgern über
Sponsoring wollte ich bereits früher einen Blog-Beitrag verfassen. Als ich dann
aber sah, dass eine Grundsatzdiskussion noch wenig Akzeptanz finden, habe ich
das Projekt vorerst zurückgestellt.
Trotzdem beschäftigte mich die Frage:
Sollten die
Parteispenden gänzlich abgeschafft werden, bevor die Republik käuflich wird?
(nach dem ich in einer Verknüpfung zusätzlich gefragt
hatte, ob auch alle "Lobbyismus-Aktivitäten,
die auf Interessenkonflikte schließen lassen, transparenter gemacht und offen
gelegt werden sollen. )
Ein heikles Thema ist das, zudem brisant, umstritten,
nicht erst seit heute.
Wer den gesunden Menschenverstand walten lässt, wird
das nicht viel anders sehen,
denn:
Wer Parteien oder
Individuen aus diesen Parteien einen substanziellen Geldbeitrag zukommen lässt,
erwartet etwas von dieser Partei.
Pecunia non olet –
Das wussten die Römer bereits vor der eintretenden „Dekadenz“!
Oder war das gar ihr Auslöser?
Oder war das gar ihr Auslöser?
Diese Erkenntnis ist nicht neu. Wer die PR-Branche
kennt, der weiß, dass
jeder Prominente aus Politik, Wirtschaft, Medien seinen Preis hat:
Wir können "Mister Tageschau Ulrich Wickert"
buchen,
aber auch gleich den ehemaligen Präsidenten der USA Bill Clinton.
aber auch gleich den ehemaligen Präsidenten der USA Bill Clinton.
(Ob sie zur Hausparty kommen, ist eine andere Frage -
aber im Prinzip kann jeder anfragen, der die Protagonisten"bezahlen"
kann!) Bill Clinton ist zwar etwas teurer als Ulrich Wickert - aber
vielleicht auch zugkräftiger, effizienter bei der Durchsetzung von Interessen!
Es gelten die Gesetze des Marketing.
Wenn ein Unternehmen ein Produkt "vermarkten" will,
dann sind alle
Werbe-Mittel "legitim", insofern sie nicht gegen die guten Sitten
verstoßen.
In der Politik aber ist es „hochgradig suspekt“, wenn
Personen, etwa paradiesvogelartige Parteiführer oder Ministerpräsidenten indirekt über Honorare Gelder
für sich und für ihre Partei einsammeln.
Aus meiner Sicht ist das eine "unmoralische Angelegenheit", zumindest
in diesen Breiten, die zu Lobbyismus-Aktivitäten führen und als Korruption
ausgelegt werden kann.
Wer da keine Interessenkonflikte sieht, ist einfach nur naiv.
Neben "rein
moralischen Bedenken", die mir als "Wirtschaftsethiker" auffallen,
gibt es da noch eine Menge "verfassungsrechtlicher Bedenken", die wie
oben in der Presse zu erörtern wären und die nachträglich auch formaljuristisch
abgeklärt werden sollten.
Das Alte Europa ist in Sachen Lobbyismus, "Parteispenden", direkte Einflussnahme nicht identisch mit den USA. Hier herrschen „andere Traditionen“ und eine andere "politische Kultur".
Was dort selbstverständlich ist, ist es hier noch lange nicht.
In den Vereinigten Staaten ist es gängige politische Praxis, dass Milliardäre
lange vor einer anstehenden US-Präsidentenwahl "den Hut herumgehen
lassen", um Geld für den Wahlkampf "ihres Kandidaten" einzusammeln.
Das Großkapital will das künftige politische Schicksal
der USA nicht dem "Zufall" überlassen - also greift es ein und
fordert die Reichen und Superreichen auf, viele Millionen in den Hut zu legen,
damit ein guter Wahlkampf ausgetragen werden kann und damit der "Kandidat ihrer
Wahl" Präsident wird –
Wen wundert es dann, wenn der Präsident
gerade die Branchen und Konzerne favorisiert, die ihn gemacht haben?
So wurde George W. Busch zum Präsidenten der USA - und
einige Bereiche der Wirtschaft bzw. Einzelkonzerne aus Energie, Rüstung,
Sicherheit etc. profitierten direkt.
"Moralisch
suspekt" all dies?
Vielleicht! Oder sicher!
Aber immerhin "offen" und "transparent" -
Die Amerikaner, etwa
die Öl-Texaner-Familie Bush, die zwei Präsidenten hervorgebracht hat, haben keine Schwierigkeit
damit, das zuzugeben - das ist so in Amerika! Open society!
(Hier aber verharren
wir immer noch im Zustand der Verlogenheit und der Heuchelei, weil keiner offen
zugeben will, dass mittelbar oder unmittelbar Einfluss ausgeübt wird - über
Kapital oder sonst wie.)
In Mittelamerika ist es anders - und in Südamerika
auch!
Doch hier?
Hier gelten andere
"Maximen" der Politik, die eng durch das Grundgesetz der BRD
definiert und eingegrenzt sind.
Es
darf nicht sein, dass über so genanntes "Sponsoring" Parteien
gefördert werden, denn substanzielle Sponsoring-Gelder stellen nichts anderes
dar als "verdeckte Parteispenden", Zuwendungen, die eine
Gegenleistung erwarten lassen.
In
Sport, Kultur etc., wo Fördermittel knapp sind, wo es oft auch nur um Ehre,
Ruhm und immaterielle Werte geht, ist "Sponsoring" legitim, nicht
aber dort, wo politische Entscheidungen getroffen werden.
Sonst wird die
Republik käuflich.
Ich kaufe mir
einen Politiker?
Das erinnert nicht nur
an Diogenes von Sinope, der auf einem antiken Sklavenmarkt ausgerufen haben
soll: „Ich kaufe mir einen Herrn“,
, dass gemahnt auch schmerzlich
an die Aussprüche jenes "Schönen Konsuls", der angeblich mit seinen
Millionen gleich mehrere südafrikanische Präsidenten "auf dem Tisch
tanzen" lassen wollte..
Die Bundesrepublik
Deutschland - eine Bananenrepublik, wie von den Narren im Karneval gesehen?
Es
ist höchst bedenklich, wenn bundesdeutsche Spitzenpolitiker (Bundeskanzler,
Außenminister, Wirtschaftsminister) bereits kurze Zeit nach dem Ausscheiden aus
dem Amt in die Wirtschaft wechseln, als Berater agieren oder gar im nicht
demokratischen Ausland beratend tätig werden.
Gerhard
Schröder, Joschka Fischer, Wolfgang Clement und andere habe es auf ihrem
schnellen weg ins Unternehmer- und Beratertum vorgemacht. Jeder muss
zusehen, wo er bleibt, wenn es um das liebe gute Geld geht, auch wenn man sich
als überzeugter Demokrat in den Dienst von Autokraten und Despoten begibt.
Der Verdacht,
bestimmte politische Entscheidungen gerade so getroffen zu haben,
um sich selbst für
eine spätere Zusammenarbeit zu empfehlen,
quasi als
Selbstreferenz,
ist nicht ganz
abwegig.
Ethisch
sind solche Praktiken, die eine Loyalität gegenüber Volk und Staat vermissen
lassen, jedenfalls nicht.
Die Verzahnung von
Wirtschaft und Politik ist an sich schon ein Problem. Wenn der Zynismus aber
auch noch schamlos ausgelebt wird, hat der Staat, der das duldet, ein
Problem.
Silvio Berlusconi ist
ein warnendes Beispiel, wohin die arrogante, selbstherrliche und nicht einmal
von der Justiz einzuschränkende Machtfülle führen kann – in die schrankenlose
Bunga-Bunga- Gesellschaft, in das Sodom und Gomorra des 21. Jahrhunderts.
Die Sache ist ernst.
In diesen Punkten gilt
es, Klarheit zu schaffen!
Mehr
Transparenz - "Glasnost" und Perestroika auch hier, sonst bestraft auch
uns das Leben.
Wenn wir "Un- Moral" und Amoral wollen
in der Politik,
offenen Lobbyismus,
Interessenkonflikte,
dann müssen wir in diesem Staat,
wo alles geregelt ist,
auch diese manipulativen, instrumentalisierenden
Grenz-Bereiche definitiv klären und regeln :
Entweder – Oder:
Liberalität also auch in den Bereichen
des Ethisch- Moralischen?
Oder gleich Sodom und Gomorra und das
Recht des Stärkeren,
der Wille zur Macht in der Politik?
Schließlich hat Gott den Wolf über das Schaf gestellt,
und das Schaf muss einsehen, dass es einige Dinge ändern kann und andere nicht.
und das Schaf muss einsehen, dass es einige Dinge ändern kann und andere nicht.
Machtphilosoph Friedrich Nietzsche in Naumburg.
"Glück" stellt
sich nach Nietzsche ein, wenn das Gefühl der "Macht" wächst.
Trotzdem:
Nietzsche dachte moralisch - bei aller
(Pseudo-)Moralkritik:
"Innere
Wahrhaftigkeit" und "intellektuelle Redlichkeit" -
darauf legte Nietzsche großen Wert,
ganz zum Verdruss der Machiavellisten aus der Politik
von heute.
©Carl Gibson. Alle Rechte vorbehalten.
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