Freitag, 5. Mai 2023

Die „Königin der Herzen“ gegen die Hartherzige Oder Über das Unmenschliche im Herrscherhaus und den Monarchen als Opfer

 

 

      Die „Königin der Herzen“ gegen die Hartherzige 

Oder 

Über das Unmenschliche im Herrscherhaus und den Monarchen als Opfer

Es gab ein Deja-Vu - einen Präzedenzfall, der über den Spielfilm in die breite Öffentlichkeit transportiert wurde, im Kaiserhaus der Habsburger, als „Sissi“, Elisabeth von Österreich, dargestellt von der jungfräulich, jugendfrischen, unverdorbenen Romy Schneider, als „Mensch“ die seit Jahrhunderten gefestigte Machtzentrale in Wien auf den Kopf und zugleich in Frage stellte in der Zurückweisung des „spanischen“ Hofprotokolls, das selbst die Höchsten zu Marionetten reduzierte, zu Dienern der höheren Ordnung Staat, in dem – praktisch zur gleichen Zeit - ein Nietzsche das „kälteste aller Ungeheuer“ erblickte.

Eine Ironie der Geschichte: Elisabeth II., Königin von Großbritannien und Oberhaupt der ehemaligen Kolonien Australien und Kanada, geriet – im Konfrontationskurs mit der Schwiegertochter „Lady Di“ – in die gleiche Situation, wurde Opfer der Position, indem sie funktionierte und dabei die gesamte eigene Familie mitopferte, den Gatten Philipp ebenso wie die Kinder, allen voran Charles, den designierten Thronfolger, der noch besser funktionieren musste als alle anderen Königskinder, die nicht recht glücklich werden konnten, weil es Pflichten gab, die erfüllt werden mussten.

Die interessierte Welt halt die Tragödie mitverfolgt, das Hin und Her der beiden Damen in höchster Position zwischen Pflicht und Kür, wobei Diana frei sein wollte und human und glücklich, was die Queen, auf ihre Art auch den Menschen zugetan, gerne auch gewollt hätte, aber nicht durfte.

Wie Tausend Monarchen vor ihr, wurde sie ein Instrument der Macht und ein Opfer der Mensch in ihr, dessen „Glück“ vielleicht auch mit einem zynischen Wort Nietzsches umschrieben werden kann: Glück ist, wenn das Gefühl der Macht wächst!

Einmal in die fast allerhöchste Position gelangt und mit der Aussicht, an der Seite des Thronfolgers Charles bald Königin aller Briten zu werden, wollte die „Königin der Herzen“ vor allem eins, ein Eigenleben, persönliches Glück, ein harmonisches Familienleben, was mit Pflichten für Volk und Staat kollidierte, die zerstörerisch sind.

Die in die Pflicht genommene „Elisabeth II. hat, ihrem Staat dienend, unterstützt von dem nicht weniger loyalen und pflichtbewussten „deutschen“ Prinzgemahl, diese Pflichten getreu ihrem Auftrag erfüllt, um viel Undank zu ernten. „Hartherzig“ erschien sie vielen ihrer Untertanen, während die „Königin der Herzen[1]“ schon zu Lebzeiten höchst populär war, nach dem Unfalltod sogar mythisch verklärt wurde.

Das Leben der Royals – bei allem Ruhm und Reichtum ein unglückliches Leben, ein Trauerspiel?



[1] Die mein Herz nie erreicht hat.

  

 

 

 

 Entwurf:

 

 

 

 

      „Habits“ – Oder Wenn der frisch Inthronisierte Zähne zeigt!

Wie Charles, der ewige Thronfolger, der jetzt, in alten Tagen, doch noch König geworden ist – von Gottesgnaden Herr und Herrscher aller Briten – und das auch noch mit Pfaffensegen! Ein gütiger Monarch, einer, der englische „Habits“ und „Manners“ verinnerlicht und sich noch voll im Griff hat, auch im Umgang mit den Domestiken?

Nicht ganz!

Charles III. ist alt geworden und müde; also ist es nur allzumenschlich, wenn er nicht mehr ganz nach Protokoll funktioniert – und wenn er, der immer funktionieren musste, seinem innersten Wesen entsprechend, auch einmal Zähne zeigt, die Zähne fletscht wie die schlesischen Weber des Heinrich Heine beim Weben des deutschen Leichentuchs, hier im Umgang mit Domestiken, die zwar auch Menschen sind, aber jahrhundertelang niedergehaltene Menschen, Menschen zweiter, dritter Ordnung, wie es sie unter Nationen auch gibt, die von Weltreichen beherrscht wurden und werden, untertänigste Diener, die sich ihrem Lord unterwerfen, wie der Lord sich dem Staat unterwirft, der geschriebenen oder ungeschriebenen Magna Charta und dem Allmächtigen, der im Irdischen von Pfaffen vertreten wird, auf der grünen Insel von einer Kirche, die anders sein will als die einzig wahre Kirche der Christenheit.

Wer sich mit Hunden umgibt, nimmt manchmal auch das Verhalten der Hunde[1] an – und zeigt, intuitiv, die Zähne, wenn ihm etwas nicht passt!

So auch Charles III. vor den Augen der Welt, als er – etwas klaustrophobisch irritiert - mit königlicher Unterschrift den Eid besiegelte, den er seinen Nationen geschworen hatte. Der böse Blick in Richtung Domestiken mit der Aufforderung, das wegzuräumen, was zu viel war auf dem kleinen Tisch mit der großen Urkunde, musste auffallen, noch mehr die fletschenden, maßregelnden Zähne des neuen Monarchen, der schön längst gewohnt war zu herrschen und zu befehlen.

Die Königin war tot; also blickte die Welt gespannt und neugierig auf den „König“, kritisch[2] beobachtend und zugleich wertend.

Die Botschaft dahinter: das inhumane System, das Menschen zu Puppen reduziert, zu Marionetten, „niedere“ Menschen wie höhere, hat sich längst selbst überlebt und muss abgeschafft werden.

Das Auseinanderdriften der Nationen Großbritanniens, vor allem der Schotten[3], die eine souveräne Republik anstreben, zeugt davon, dass viele Bürger die Botschaft verstanden haben! Vox populi – vox dei?



[1] Türkischen Männern nimmt man es übel, wenn die Ehefrau öffentlich drei Meter hinter ihnen hinterherläuft. Wenn Prinzgemahl Philipp es ebenso hält, nicht viel anders als ein braves Hündchen im Gefolge des Herrn, weil das Protokoll dies so vorsieht, so nimmt man das hin und beugt sich den Sitten, nur, weil diese alt sind und es im guten alten England immer schon so war.

Wie lange noch? Den Russen schnitt man die Zöpfe ab, um der neuen Zeit Rechnung zu tragen – die Briten aber haben ihre Perücken behalten, auch Puder und Schminke!

 

[2] Nachdem mir der unwillkürliche Fauxpas aufgefallen war, sah ich in den weiteren Nachrichtensendungen noch mehrfach hin, um festzustellen, ob das peinliche Detail ausgemerzt, unterschlagen wird. Nein, die modernen Medien sind gnadenlos: es kam wieder und wieder! Und, obwohl allzumenschlich, entschuldbar, verweisend auf ein verzopftes, antiquiertes System, das nicht mehr in die neue Zeit passt und auf ein Menschenbild, das – ungeachtet aller Heuchelei – auf den Zynismus und die Arroganz der Aristokraten hindeutet, deren Selbstverständnis auf den Huldigungen der Massen beruht.

Die Reaktionen in der Presse sind nicht ausgebleiben. Die peinliche Angelegenheit wurde sogar schon parodiert. (Gesehen bei CNN.)

[3] In diesen Tagen der Pietät, der Trauer und des Abschieds noch vor der Bestattung der Monarchin und des Rummels um den neuen König Charles III., wo selbst in der BBC, die doch Weltfernsehen machen will, seit dem Todestag der Königin alles nur um diese Themen kreist, scheinen die Befürworter der Abspaltung etwas besänftigt zu sein und vorerst abgedrängt. Doch werden die Auswirkungen des „Brexit“ letztendlich über Schottlands Zukunft entscheiden. Einmal im hohen Norden der Insel und vor Ort, ist König Charles III. auch in Nordirland aufgetaucht und versuchte in Belfast die Wogen zu glätten. 

 

 

Die Queen – moralische Instanz in unmoralischer Zeit

Das Volk braucht etwas, zu dem es hochblicken kann, gerade dann, wenn es niedergedrückt und hoffnungslos am Boden liegt, ohne Perspektive, ohne Hoffnung auf bessere Tage und eine glückliche Zukunft!

Religiöse Menschen haben einen Gott, zudem sie hochschauen; oder viele Gottheiten, verehren die Natur als Gottheit – und wenn sie keine Götter über sich dulden, dann schauen sie zu lebenden Göttern hoch, zu Staatschefs und Politikern, die sich friedlich geben, obwohl es Despoten, gar Diktatoren sind oder als „lupenreine Demokraten“ die sich martialisch geben und über souveräne Nachbarstaaten herfallen, um ganze Völker auszurotten wie einst im Alten Testament.

Zu wem schaut der Deutsche hoch, der geläuterte Deutsche nach Hitler, der nun gut ist und gut bleiben will, dem Ethos und der Moral verpflichtet, brav und folgsam in Dienst seines Staates unterwegs?

Schaut er zu Christian Wulff hoch, zu dem Präsidenten aus christlichen Reihen, der im hohen Amt und als erster Mann im Staat schnell reich werden wollte, um sich ein bescheidenes Häuschen zu leisten, das er mit seiner lieben Frau bewohnt?

Schaut er zu Horst Köhler hoch, den man – nach vielen guten Taten für Volk und Staat – schäbig aus dem Amt jagte, um ihn in die Wüste zu schicken, nur weil er den Stallgeruch nicht angenommen hatte, noch annehmen wollte, den Bocksgeruch der Politik, der auch gegen den Wind stinkt und den Wanderer zu Umwegen veranlasst?

Manche, die nicht genau hinschauten, schauten einst zu Richard von Weizsäcker hoch, selbst ich als Historiker, wobei auch ich immer den Vater des Präsidenten aus der CDU hätte sehen müssen, Ernst von Weizsäcker, den Staatssekretär im Auswärtigen Amt Hitlers, der dort – nach Ribbentrop – der mächtigste Mann im Ministerium war, wahrscheinlich mitverantwortlich für den hochgeheimen Hitler-Stalin-Pakt, der die Aufteilung Polens nach dem Überfall von beiden Seiten vorsah?

Nicht nur die Amerikaner haben es besser – auch die Briten hatten es besser als die - nach zwei verlorenen Weltkriegen - schwer gedemütigten und geknickten Deutschen!

Sie hatten eine Queen - und sie konnten zu einer Queen aufschauen, die – von der Herkunft her – eine Deutsche war, eine aristokratische Deutsche wie der Prinzgemahl Philipp auch, die aber ihr Deutschsein demonstrativ abgelegt hatte, um sich und ihrem Haus eine neue Identität zu geben unter dem Namen „Windsor“ – und das aus Gründen der Moral, sich von dem absetzend, was aus den Deutschen ein unmoralisches Volk gemacht hatte.

15 Premierminister hat Queen Elisabeth II. erlebt, teils ins Amt berufen – bis hin zu Liz Truss zwei Tage vor ihrem Ableben; und sie hat  diesen Politkern das Los der konstitutionellen Monarchie anvertraut, stets neutral, ohne Partei zu ergreifen, ohne sich in die politischen Abläufe und Alltagsgeschäfte einzumischen, stets im Vertrauen auf das Geschick der Premiers und auf deren Moral, die nicht immer gegeben war.

Was machte Boris Johnson aus der Downing Street Nr. 10 – eine „Jauchegrube“[1]? Waren die kriegführenden Premiers Margret Thatcher und Tony Blair immer moralisch und integer?

Die Queen aber zeigte Haltung und Flagge bis zuletzt, auch als die Politik des Königreichs versagte und sogar die eigene Familie, die auch nur aus Menschen bestand und besteht – sie hielt das Fähnchen der Moral aufrecht – über das „annus terribilis“ 1992 – hinaus, bis jetzt, auch in unmoralischer Zeit.

Das müssen auch die Kritiker des monarchischen Systems anerkennen – diese Haltung macht die Queen groß; und mit ihr die Insel und das Volk, für das sie steht. Eine moralische Nation ist immer, selbst im Niedergang, auch eine große Nation.

Die Vereinigten Staaten von Amerika, die Trump zum Präsidenten machten, haben das, woran sie sich ein Beispiel nehmen und sich künftig orientieren sollten, noch nicht so recht begriffen, aber auch die Deutschen nicht, die sich von Wendehälsen regieren und von Heuchlern international repräsentieren lassen, obwohl die ersten Figuren im Staat Ethos und Moral mit Füßen treten, indem die die Lügen fördern und kommunistische Stützen der Diktatur ehren!

Da lobe ich mir die Queen, die zwar auch einen Ceausescu empfangen hatte und durch Londons kutschieren ließ, als der kleinkarierte Schuster noch kein Diktator war, die aber doch zu unterscheiden wusste zwischen Mensch und Schuft oder Pferd und Hund.



[1] Vgl. dazu meinen Beitrag zu Boris Johnson.

  

Als die Queen mit Ceausescu durch London kutschierte – wohlgemeinte Gesten und politische Naivität

Kann man repräsentieren und doch neutral bleiben? Ceausescu, der eitle Geck, der selbst gerne ein „Dissident“ gewesen wäre, kein Streiter für universelle Bürger- und Menschenrechte, aber wenigstens einer in der „roten Baracke“, im kommunistischen Lager, nahe an Tito und den „Blockfreien“, dafür aber ferner vom Moskau des Leonid Breschnew, hatte es sich so ausgemalt – er wollte gesehen werden[1] von der ganzen Welt und in der ganzen Welt, er, der liberale Kommunist, an der Seite der Königin des vereinten Königreichs Großbritannien – und die Queen hat mitgemacht!

Wie ein kleines Kind, das endlich sein Lieblingsspielzeug geschenkt bekommt, freute sich der Schuster aus Bukarest auf kindliche Weise, während der – nicht minder naive - Westen einen Keil in den starren Holzblock zu treiben glaubte, um so das östliche Politik- wie Militärbündnis zu sprengen! Eine Illusion, eine Selbsttäuschung!

Aus Ceausescu wurde kein bunter Schmetterling, der, zehn Jahre nach dem „Prager Frühling“ mit Panzern nun, beflügelt von der Freundlichkeit und dem wohlwollenden Entgegenkommen der Queen, einen neuen Frühling einläuten würde – ganz im Gegenteil: die stalinistische Raupe zeigte ihr hässliches Antlitz, wo ein „menschliches“ erwartet worden war: aus dem Führer der Rumänen Ceausescu wurde ein finsterer Diktator, während die fügsamen Rumänen zum Sklavenvolk mutierten, ein Modell, das sich viel später unter Putin, den man vergeblich auch ins Boot zu locken versuchte, wiederholen sollte, wobei das unterwürfige Volk der Russen den geschundenen Hungerleiden aus Rumänien folgte, ohne Aufruhr, ohne Protest, ohne Widerstand!

Auf Aussöhnung und auf Versöhnung bedacht, hat die Queen auch noch anderen Diktatoren die Hand gereicht, durchaus nicht „neutral“ – und dabei, mit einem „Herz für Afrika“, aber auch der historischen Verantwortung der Kolonialmacht heraus, mehr erreicht als die unversöhnliche, überkonsequente Margret Thatcher, die solches Tun missbilligte.



[1] Solche Täuschungsmanöver, wie man sie später im Kokettieren Trumps mit Putin erleben durfte, sind eigentlich nur billige Inszenierungen, Shows, die das Volk umnebeln und die Machthaber nach innen stärken. Mein Mistreiter bei SLOMR, Nicolae Dascalu, der nach der Ausreise aus rumänischer Haft im amerikanischen Exil angekommen, sang und klanglos von der Bildfläche verschwand, nachdem er zu mir Kontakt aufgenommen hatte – (näheres in „Symphonie der Freiheit, 2008) – hatte sich im Vorfeld der Ceausescu-Visite mit Kutschfahrt in London aufgehalten und Gespräche geführt, war aber von der „Securitate“ mit diversen Versprechungen zurück, nach Bukarest, gelockt worden, um den Staatsbesuch nicht zu gefährden.

 

Inzwischen, einige Tage nach dem Ableben der Monarchin, ist es der sensationslüsternen Presse der Briten aufgefallen, dass die deplatzierte Show mit dem rumänischen Diktator Ceausescu noch ein ähnliches Nachspiel hatte: auch Putin ließ sich auf die gleiche Art „aufwerten“, an der Seite der Königin in der Kutsche!

Und wieder machte die Queen, die doch immer neutral sein wollte, mit, natürlich nur, um Großbritannien zu dienen.

 


Wo sind die Pferde? Marbach oder Marbach? Anekdotisches aus dem Umfeld der Queen auf Deutschland-Reise

Wer als Forschender mit Literatur zu tun hat, den zieht es nach Marbach am Marbach, wo, neben dem Schiller-Nationalmuseum auch das „Deutsche Literaturarchiv“ beheimatet ist; den Pferdeliebhaber aber zieht hinauf, auf die Alb, wo das Landesgestüt zu Hause ist und friedlich auf den Wiesen weidet.

Also zog es auch die Queen nach Marbach – und man zeigte ihr, so die Legende, die Exponate der Ausstellung, Handschriften, von Schiller, von Goethe, bis der Gelangweilten angeblich der Ausspruch entfuhr:

„Where are the horses“?

Schließlich war sie Marbach, wo es doch Pferde geben sollte!?

Ohne nach ihrem wahren Kern zu forschen, kam mir die amüsante Geschichte kam mir immer wieder in den Sinn, wenn ich nach Marbach unterwegs war, an den Neckar oder wenn ich über die Alb fuhr, am anderen Marbach vorbei, das in die Landschaft harmonisch eingebettete Gestüt betrachtend, über Bücher nachsinnend, auch über Pferde und Hunde, über alte und junge Leidenschaften, über den Sinn des Lebens und über Menschen, die das Wohl des Hundes über menschliches Sein gestellt haben, selbst über das Selbst!

 

 

  

 


Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, politischer Essayist,

Naturfotograf, im März 2022



Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2022.

 

 


 

 

„Back to the roots“ – ohne Herkunft keine Zukunft! Deutsch-englische Identitätssuche zwischen Wahrhaftigkeit und Ressentiments, eine schizophrene Angelegenheit?

Wer bin ich? Wer bin ich wirklich? Weiß ich, woher ich stamme?

Das ist ein Themenkomplex, den ich in meinen „Erinnerungen[1]“ an mehreren Stellen abgehandelt habe – und zugleich ein Thema, das meine Existenz mit dem Sein und leben der Royals irgendwo verbindet. Einen „englischen“ Namen tragend, lebte ich in der deutschen Minderheit des Banats, in Rumänien, zwanzig Jahre und fristete danach mein Dasein in Deutschland unter Deutschen, wobei sich die Frage der Herkunft immer wieder stellte – für andere und für mich.

Die Royals haben das gleiche Problem, nur umgekehrt. Bin ich ein Engländer? Und sind die Königlichen aus Buckingham-Palace Deutsche? Die Tradition englischer Könige deutscher Provenienz ist lang, reicht weit zurück, in die Tage der Hannoveraner, dann in das Fürstenhaus Coburg-Gotha. Entsprechend lang ist auch die weniger positive Tradition antideutscher Ressentiments, die, bedingt durch die beiden Weltkriege, immer wieder aufflammen, die Atmosphäre vergiften und für böses Blut sorgen; und dies ungeachtet der Versöhnungsbemühungen zwischen Deutschen und Briten, die die Queen selbst in all den Jahren unternommen hat, Gräben zuschüttend und brücken bauend in eine bessere Zukunft, die, nach dem Brexit, so gemeinsam nicht sein wird.

Werte werden uns vielleicht doch noch verbinden und eine Herkunft, die gemeinsame Wurzeln hat über Generationen zusammenwachsend in einer menschlichen Familie, die die – an sich spaltende - Kategorie „Nation“ überwindet und im Humanen auflöst.



[1] Näheres in „Symphonie der Freiheit, 2008, bzw. in „Allein in der Revolte“, 2013.

 

 

„Victoria“ und „Hurra“ - Antideutsche Ressentiments und antirussische Kampagnen auffällig unauffällig

Wer als guter Deutscher, also als aufgeklärter Humanist, als Verstandes- und Vernunftmensch und somit als Patriot und zugleich auch als Europäer seine Zeit kritisch beobachtet, in der Mitte stehend, betroffen und doch nicht Partei ergreifend, wird beides feststellen: die Machwerke der einen wie der anderen Seite, der Deutschen-Hasser, die es – bei aller Freundschaft – nicht nur in Russland oder im fernen Amerika gibt, sondern auch im nahen Frankreich und auf der englischen Insel, und der Russen- oder Kommunisten-Hasser in Deutschland, die als ewige Kalte Krieger nicht davon ablassen können, den ideologischen Erbfeind über Wissenschaft, vor allem aber über überlegene „Kultur“ zu bekämpfen, speziell in den Medien Buch und Film.

Einiges erfolgt aufgesetzt, plakativ, primitiv und dumm, etwa in dem sechsteiligen Fernsehfilm über die englische Königin „Victoria“[1], wo man permanent mit antideutschen Seitenhieben[2] der nicht ganz feinen englischen Art konfrontiert wird; anderes erschließt sich erst dem Kundigen, der historische Details[3] kennt oder der genauer hinschaut, wenn bestimmte Kräfte – geleitet von obskuren Interessen und Zielsetzungen – gegen Putins Russland vorgehen, dabei aber -statt den selbst- und machtsüchtigen Diktator – nur das russische Volk zu treffen und somit die immer noch nicht ganz überwundene Kluft zwischen Deutschen und Russen ausweiten, vergrößern.

Ein Element in dieser großen antirussischen Kampagne, die von langer Hand und über Jahre ausgedehnt betrieben wird, ist beispielsweise – und kaum von einem bemerkt – die Rolle, die eine Herta Müller dabei spielt, jene Marionette obskurer Kräfte, der man ein „Buch“ und dazu auch noch einen Nobelpreis zugeschanzt hat, um – auf subtile Weise – ein antirussisches Programm abrollen zu lassen: „Atemschaukel“ – Nobelpreis für Literatur, Kampagne gegen das neue Russland[4] unter Putin, wobei der Esel gemeint ist und man den Sack schlägt.

Die Getäuschten dahinter: das sind die arglosen Deutschen, die nicht merken, was da – in diesem großen Verwirrspiel der Propaganda und der psychologischen Kriegsführung gegen den ideologischen Feind - gespielt wird, wer was inszeniert und zu welchem Zweck.



[1] Im Februar 2022 ausgestrahlt auf dem Sender „arte“ unter:

https://www.arte.tv/de/videos/RC-022077/victoria/

 

[2] Es gibt bessere Verfilmungen des Stoffes. Es mag sein, das man im englischen Königshaus, wo allen bewusst sein dürfte, in welchem Maße sie von Deutschen abstammen, über dieses würzende Salz in der langatmigen, überfrachten Suppe „amused“ ist oder auch „not amused“. Einem Deutschen jedenfalls stoßen die – nicht immer witzigen – Zutaten auf und verweisen darauf, dass mancher Engländer mit dem kontinuierlichen Niedergang seiner Nation nicht fertig wird.

 

[3] Vgl. dazu meinen Beitrag zu der Marguerite Duras-Verfilmung, in welcher die fiktive Zahl von 150 000 im KZ Buchenwald erschossenen Kriegsgefangenen, die von der Autorin völlig aus der Luft gegriffen ist, weiterverbreitet wird, obwohl man es heute besser weiß:

„Weshalb zeigt der deutsch-französische Kulturkanal „arte“ seinen Zuschauern ein antideutsches Machwerk, nämlich den Spielfilm „Der Schmerz“ nach Marguerite Duras, der im Wesentlichen nur schlecht gemachte, billige Propaganda ist?“

[4] Angeblich ausgestattet mit Mitteln der Robert-Bosch-Stiftung, die die Erkundungsreise finanzierte, reisten seinerzeit, wohl um den Nobel-Preis-Coup 2009 vorzubereiten, drei Akteure in die Ukraine, um den Ort des Geschehens, den Ort der Zwangsarbeit deportierter deutscher aus dem Banat und Siebenbürgen zu inspizieren: der Deportierte und eigentliche Verfasser von „Atemschaukel“, Oskar Pastior, die umstrittene Herta Müller, die dann im Jahr 2009 den Nobelpreis für Literatur für das unter ihrem Namen veröffentlichte Buch erhalten hat und schließlich Ernest Wichner, der Bälle-Zuwerfer der Autorin, ohne dessen Mitwirkung Herta Müller kaum öffentlich auftreten kann. Was sahen die drei Touristen vor Ort? Eine grüne Wiese! Seinerzeit schrieb ich darüber – ungehört!

 


Vgl. auch:

 

 

 

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