Lenau - Sonette,
Der Seelenkranke,
Nikolaus Lenau:
Sonette
Der Seelenkranke
Ich trag im Herzen eine tiefe Wunde
Und will sie stumm bis an mein Ende tragen;
Ich fühl ihr rastlos immer tiefres Nagen,
Und wie das Leben bricht von Stund zu Stunde.
Nur eine weiß ich, der ich meine Kunde
Vertrauen möchte und ihr alles sagen;
Könnt ich an ihrem Halse schluchzen, klagen!
Die eine aber liegt verscharrt im Grunde.
O Mutter, komm, laß dich mein Flehn bewegen!
Wenn deine Liebe noch im Tode wacht,
Und wenn du darfst, wie einst, dein Kind noch pflegen,
So laß mich bald aus diesem Leben scheiden.
Ich sehne mich nach einer stillen Nacht,
O hilf dem Schmerz, dein müdes Kind entkleiden.
Lenaus Dichtung "lebt und webt" in der Natur.
Der Dichter weilte oft in der Alpenregion, im Salzkammergut, oft in Bad Ischl, Gmunden und Bad Aussee.
Die Ausarbeitung der Poeme erfolgte allerdings oft in der düsteren Spelunke der Großstadt Wien oder im damals noch nahezu dörflichen Stuttgart.
Mehr über
Nikolaus Lenau
unter
Interpretationen zur Dichtung Lenaus in meinem Werk:
Carl Gibson, Lenau. Leben - Werk - Wirkung.
Heidelberg 1989, 321 Seiten.
Dieses viel zitierte Standardwerk der Lenau-Forschung ist -
laut World Cat Identities und neben einer Studie des Freud Schülers Isidor Sadger über das Liebesleben Nikolaus Lenaus -
das weltweit am meisten verbreitete Werk über den Spätromantiker und Klassiker der Weltliteratur Nikolaus Lenau .
Der leider viel zu früh verstorbene Germanist und Nietzsche-Forscher Prof. Dr. Theo Meyer erkannte in diesem Werk
"einen Markstein der Lenau-Forschung.
Es
ist überhaupt die prägnanteste Lenau-Monographie. es dürfte zum Besten
gehören, was über Lenau überhaupt geschrieben worden ist."
Das
Werk, das mir, dem Autor bisher noch kein Einkommen generiert hat,
wurde in acht Teilauflagen gedruckt. Die Leinen-Ausgabe ist seit vielen
Jahren vergriffen. Ein Restbestand der kartonierten Ausgabe liegt -
ungeachtet anderer Meldungen im Internetbuchhandel - noch vor und kann
beim Winter Verlag, Heidelberg bezogen werden.
Trotzdem ist eine grundlegend überarbeite Neu-Edition dieser Monographie ist angesagt,
da die Werke und Briefe Lenaus inzwischen in einer historisch-kritischen Ausgabe vorliegen.
©Carl Gibson
Fotos: Monika Nickel und Carl Gibson
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