Unwort
„Volksverräter“ – Stigma totalitärer Systeme gegen Andersdenkende: Zum
Nachdenken über Individuum und Masse ... und eine instrumentalisierte Hetzparole!
Du bist nichts, dein Volk ist
alles, hieß es im
Dritten Reich der Deutschen, als es ideologisch darum ging, das Individuum
seiner Selbstbestimmung zu entziehen und es dem Befehl der Mächtigen
unterzuordnen.
Im Stalinismus war
der „Feind des Volkes“ zugleich der Feind des Staates, der Sowjetunion und der
Satelliten-Staate des ehemaligen Ostblocks.
Dissidenten aller
Art und allen Ecken wurden mit diesem Ausdruck in Variationen stigmatisiert,
ausgegrenzt, ja sogar vor den Richter geschleppt, als „Staatfeinde“ abgeurteilt
und für lange Jahre ins Gefängnis[1] geworfen
oder gar gleich exekutiert.
Was bis in Gorbatschows Zeiten und bis zum
Fall des Kommunismus in Osteuropa gängige Praxis war, besteht heute noch in
China fort.
Bei 1, 2 Milliarden Menschen gilt der
einzelne Staatsbürger nicht viel – wenn es sich gegen das System stellt,
opponiert, wird er unschädlich gemacht, so oder anders.
Im Deutschland von
heute kommen die Schimpftiraden und Hassparolen, an die Adresse der Politiker
gerichtet, aus der rechten Ecke und überwiegend aus dem Osten Deutschlands, um
Verdruss, Überdruss, Politikverdrossenheit zu verbalisieren, zu artikulieren.
Das totalitäre
Erbe der DDR wirkt hier propagandistisch fort, ohne dass von den Akteuren
erkannt wird, dass sie ein berechtigtes Anliegen, das Gängeln des Bürgers durch die Politik, in falscher Form[2]
transportieren.
„Wir schaffen das“
Volk ab.
Das las ich auf einem
Transparent aus dem rechten Lager.
Nationalsozialisten,
Stalinisten, Maoisten, Kommunisten reklamierten immer für sich, das „Volk[3]“ zu
sein, als Partei dieses Volk im Alleinanspruch zu vertreten.
Merkels Kritiker
aus dem rechten Lager glauben nun auch, das Volk zu sein, und wie -einst in den
Tagen der Demostationen gegen die SED-Diktatur in der DDR – allein die Stimme
des Volkes zu sein und die Stimmung im Volk auszudrücken.
[1] Als Bürgerrechtler in der
Ceausescu-Diktatur stand ich selbst als angeblicher Feind des Volkes und Feind
der sozialistischen Ordnung vor dem Richter, nachdem man mir schon im Betrieb
vor 150 Arbeitern einen Prozess gemacht hatte. (1979)
Ich schrieb darüber mehrfach, u. a, in:
Allein in der Revolte bzw. in Symphonie der Freiheit, auch im
Internet:
https://carlgibsongermany.wordpress.com/tag/du-bist-nichts-dein-volk-ist-alles/
[2] Das „Unwort“ des Jahres soll als eine Art
Weckruf zum Nachdenken anregen, zur Reflexion des Verhältnisses zwischen freiem
Individuum und – instrumentalisierter, manipulierter, unfreier – Masse.
[3] Nationalsozialisten definierten „Volk“ „völkisch“,
während Kommunisten seit Lenin und Stalin die -
ideologisch ausgerichtet -kommunistische Weltanschauung dem gesamten Volk
aufstülpten.
Mehr in: Allein in der
Revolte, 2013. Bzw. im Internet:
Dreißig Jahre nach den vielversprechenden Umstürzen in den
Staaten des Ostblocks nach dem Zweiten Weltkrieg schienen die Proletarisierung
der Welt und die Errichtung des Weltkommunismus erreichbare Ziele. Das Mittel
auf dem Weg hinauf war der „Homo novus“ des
Sozialismus. Dieser aber war – nicht anders als die Vision
des Kommunismus selbst – ein irreales Konstrukt, eine Art „Idee fixe“, ja eine neurotisch-paranoide Idee
kommunistischer Ideologen, die bis zum totalen Zusammenbruch des Kommunismus in
Osteuropa aufrecht erhalten wurde, was sehr viel menschliches Leid und Unglück
verursacht hat. Das Monstrum selbst jedoch sollte keine Kreatur Frankensteins
sein, kein höher gearteter „Übermensch“, der sich vom früheren Menschen abhebt
wie der gegenwärtige Mensch vom Affen; keine blonde Bestie sollte
es werden, kein Borgia-Machtmensch der Renaissance, der
alle Schranken niederreißt, auch die der Moral, sondern ein
vollkommen „neuer Mensch“, ein „sozialistischer Mensch“
sollte entstehen – aber auch ein anderer als jener, den die Expressionisten
erträumten! Weil sie nicht genau wussten, wie er auszusehen hatte, definierten
sie ihn negativ, indem sie zu wissen glaubten, was er nicht verkörpern soll.
Die roten Ideologen glaubten an einen
Homunkulus aus dem Reagenzglas, der in einer Nährlösung materialistischer
Dialektik heranwächst wie die Holland-Tomate im Gewächshaus, am besten noch als
Klon, dem alle bürgerlichen Erbkrankheiten entfernt wurden. Sie glaubten an den
glücklichen Maya des Sozialismus, der gern Sklave ist und gern zum Schafott
trottet, an ein altruistisches Individuum, das sich selbst opfert, um das Ideal
einer glücklichen Gesellschaft in einer noch glücklicheren Menschheit zu
ermöglichen; an ein willenloses Objekt, das sich, insofern es überhaupt noch
denkt, als ein Teil eines Heeres von kommunistischen Sklaven versteht, die den
weisen Weisungen eines absolutistischen Führers gehorchen und folgen.
Soweit
die Theorie. Nur fiel den halbgebildeten Ideologen der Neuzeit, deren
philosophischer Eklektizismus noch dilettantischer war als jener ihrer Abgötter
Marx, Engels und Lenin, nicht auf, dass der Homo sapiens der letzten
sechstausend Jahre eine Gattung ist, die selbstständig denken kann und die –
schon aus Gründen der Selbsterhaltung und des Fortschritts – den Egoismus ausgebildet
hat.
https://carlgibsongermany.wordpress.com/2011/01/21/der-%E2%80%9Ehomo-novus%E2%80%9C-des-sozialismus-oder-der-%E2%80%9Eunfreie-mensch%E2%80%9C/
Carl Gibson, Paradigmen der Zeitkritik, Neue Folge.
Mehr zur aktuellen Politik und Geschichte in:
Quo vadis, Germania, wohin steuert Europa? ,
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Paradigmen der Zeitkritik – Analysen, Kommentare, Essays zur aktuellen Innen- und Außenpolitik.
Herausgegeben vom
Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa.
Buchrückseite Carl Gibson
Quo vadis, Germania, wohin steuert Europa?
Motto:
„Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht“
Heinrich Heine, Nachtgedanken
1. Auflage, Januar 2016
Copyright © Carl Gibson. Alle Rechte vorbehalten.
Aus der Reihe: Schriften zur Literatur, Philosophie, Geistesgeschichte und Kritisches zum Zeitgeschehen, Bd. 1, 2016.
Herausgegeben vom Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa.
Woher kommt die Politikverdrossenheit der Deutschen, der Franzosen, die Euro-Skepsis vieler Osteuropäer? Regieren die Verantwortlichen, arrogant und realitätsfern über die Köpfe der Bürger hinweg? Ist der Krieg immer noch ein Mittel der Politik? Wer ist für die Kriege und die Destabilisierung im Irak, in Libyen und Syrien verantwortlich? Ernten wir jetzt das, was wir – unvernünftig und kurzsichtig – politisch gesät haben?
„Wohin gehst, Du, Deutschland, in Europa“? – Wohin geht die Reise der Europäer? In die „Vereinigten Staaten von Europa“ oder bleibt es bei einem „Europa der Nationen“?
Aufbauend auf seinen historisch-dokumentierenden Beiträgen zu den Umbrüchen und Entwicklungen während des „Arabischen Frühlings“, fragt Autor Carl Gibson - hier und jetzt - nach den Ursachen der internationalen Konflikte. In exponierten Thesen analysiert er die unmittelbaren Auswirkungen der Ereignisse auf Europa, schwerpunktmäßig in dem - mit massiven Flüchtlingsströmen konfrontierten und vielfach an seine Grenzen stoßenden – Deutschland sowie im mit betroffenen Frankreich. Wurzelt der aktuelle Terror gegen Frankreich in einer verfehlten Innen- und Außenpolitik? Der – die Politik der Supermächte USA und Russland permanent einbeziehenden - politologischen und völkerrechtlichen Betrachtungsweise schließt sich im zweiten Teil des Buches eine umfassende „Werte-Diskussion“ an, in welcher, rund um das leitmotivische Makro-Thema tradierte Normen und Wertvorstellungen (Würde, Freiheit, Meinungsfreiheit etc.) im Wandel erörtert werden. „Deutsche Werte“ – was sind sie noch wert? Verabschiedet sich das „neue, wiedervereinte Deutschland“ nach der politischen und geistigen Wende zunehmend von den aufklärerisch-humanistischen Paradigmen eines Luther, Kant und Goethe? Sind „deutsche Kultur“, „deutsche Identität“, „deutsche Nation“ noch Werte an sich oder verkamen sie inzwischen zu antiquierten, zur Disposition stehenden Begriffen? Wer, gerade im Ausland ,erfahren will, was in der deutschen Politik und Gesellschaft schon seit Jahren nicht mehr stimmt, wie – sicherheitspolitisch unverantwortlich - heute mit der Flüchtlingsproblematik umgegangen wird oder ob der freie Westen den Herausforderungen der internationalen „terroristischen Bedrohung“ gewachsen ist, der blättere kritisch nachdenkend in diesem Buch.
Carl Gibson, sozial engagierter Philosoph, Zeitkritiker, Bürgerrechtler, Gründer und Leiter des „Instituts zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa“. Hauptwerke: Lenau. Leben – Werk – Wirkung. Heidelberg 1989, Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceaușescu-Diktatur. 2008. Allein in der Revolte: Eine Jugend im Banat. 2013, Die Zeit der Chamäleons, 2014, „Ohne Haftbefehl gehe ich nicht mit“ – Herta Müllers erlogenes Securitate-Folter-Martyrium, 2014. „Plagiat als Methode – Herta Müllers „konkreative“ Carl Gibson-Rezeption“. Vom Logos zum Mythos!?Die Herta Müller-Maskerade im Brenn-SPIEGEL der ZEIT-Kritik, 2015, Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie und Dichtung aus Antike, Renaissance und Moderne, von Ovid und Seneca zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche, 2015.
Erschienen am 28. Januar 2016.
Überall im Buchhandel erhältlich.
Hardcover, über 500 Seiten.
Hardcover, über 500 Seiten.
Buchpreis: 55,90 Euro.
Direkt-Bestellungen und Vormerkungen
auch über Email: carlgibsongermany@gmail.com
Foto: Copyright ©
Monika Nickel
Carl Gibson, Philosoph, Autor, im Jahr 2016
Pressemitteilung veröffentlicht bei openpr
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