Meine Weihnachtsgans aus Polen hat zwei Herzen, aber keine Leber,
vielleicht, weil das neue Polen uns, den Deutschen, viel Liebe vermitteln will!
Oder: Weil die Gen-Forschung uns eine neue Spezies generiert, eine Art siamesische Gans der neuen Art, eine Über-Gans mit zwei Herzen, aber ohne Fettleber!
Oder weil die Stopfleber nach Frankreich gewandert ist, in ein EU-Land, wo man lebt wie ein Gott mit Austern und Champagner – traditionell auch mit der Gänsestopfleber und die „foie gras“ durchaus noch zu schätzen weiß!
Mein Weihnachtsmenü fiel in diesem Jahr ins Wasser – zwei stinkende Gockel-Schlegel aus der Massenzucht: das war es!
Am Tag danach hatte ich den Gestank aus den Stallungen der geschundenen Kreatur noch in der Nase!
Lidl macht es möglich!
Die Gans aus Polen von Edeka blieb vorerst eingefroren, bis heute!
Eigentlich wollte ich nur die Leber genoeßen! Entsprechend groß war die Enttäuschung, als ich das, was ich haben wollte, in der Mogelpackung aus Polen nicht vorfand!
An Silvester gedachte ich die Leber zuzubereiten, mit Portwein!
Eine Vorahnung – sie wurde leider war!
Die Gans aus Polen hatte keine Leber!
Wo war die Gänseleber geblieben?
Nach Frankreich verkauft zum Preis der ganzen Gans?
Und die Gans für die Deutschen, die alles schlucken und alles essen, Hauptsache es ist billig und kommt von Edeka, aus einem Laden, der auch nicht mehr besser ist als Aldi und andere Discounter, wo das Geld der Armen, die dort kaufen müssen eingesammelt wird, während sich die Konten der Milliardäre der Aldi-Gründer und Erben sowie die des Christen Schwarz von der Lidl-Stiftung bis zum Bersten anfüllen.
Und die armen Polen?
Hat man die Leber vielleicht etwa geklaut wie zur Zeit der Kommunisten, wo man überall klaute und klauen musste, um nicht unterzugehen?
Es ist schwer, einem Volk, dem man in Jahrzehnten kommunistischer Misswirtschaft das Stehlen beigebracht hat, diesse Stehlen auch wieder auszutreiben.
Bei Gänsen, die aus Ungarn kamen, fehlte in der regel die halbe Leber;
die Polen entnehmen sie nun ganz.
Die Gänseleber – ein Verlust, ein kulinarischer Verlust der kurz verärgert nach all den Verlusten im Leben.
Das werde ich es verkraften wie ich schon Schlimmeres verkraftete und ich werde fatalistisch an der zähen Gans knabbern wie ein genügsamer Philosoph, wie Diogenes von Sinope an einem Rinderknochen knabberte und daran starb, nachdem auch die gerade produzierten Grieben etwas zäh ausfielen.
Das Fleisch der Gans ist gut. Ein Trost.
Doch industrielle Art, Gänse zu brühen und zu rupfen lässt die Freunde am Essen, den Genuss, weichen.
Ein deutscher Betrieb - mit abgeblich 85 000 Gänsen Jahresproduktion - weiß nicht mehr, wohin mit der Ware, erzälte mir ein Freund, der eine Bericht dazu gehört hatte!
Also werden Gänse billiger in Corona-Zeiten, kombinierte ich. Und die Obdachlosen kriegen auch wieder ihren Schlegel ab in Berlin, mit Kloß und Rotkraut!
Wie man sich irren kann!
Die Obdachlosen gingen leer aus in diesem Jahr!
Und die Dithmarschen Gänse im Handel waren immer noch zu teuer für mich, selbst gefroren.
Also erwarb ich eine günstige Gans aus Polen, vier Wochen vor den Festtagen, für alle Fälle!
Nun trauere ich der Leber nach, freue aber, dass die Gänse ohne Haberstroh vor meiner Haustür tatsächlich das Fest überlebt haben.
Ein Wunder ist geschehen:
ich habe nachgesehen: die Gänse leben noch und erfreuen sich des Daseins, während die Polen ihre Züchtungen nach Deutschland verscherbeln, denn nur der Deutsche nimmt alles hin, auch eine Gans ohne Leber, dafür aber mit zwei Herzen!
Als ich von dem Fleisch etwas verzehrte, knirschte es in den Zähnen, so, als ob man Sand im Getriebe hätte - und dabei hatte ich die Gans aus Polen nach dem Tranchieren gründlich gewaschen.
Mehr zu Carl Gibson, Autor, Philosoph, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/person/gnd/111591457
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/Copyright: Carl Gibson 2021.
Vgl. auch:
Warten auf Weihnachten - "Drei Gäns' im Haberstroh saßen da und waren froh!"
Der Hafer fehlt, auch das Stroh
Die Gänse von Nitzkydorf, im Banat
Gänse im Main
Es klingt zynisch - doch die Erlösung kommt vor Weihnachten.
In Corona-Zeiten bleiben viele Geflügelzüchter auf ihren Vögeln aus der Massenzucht sitzen, denn die Gastronomie ist dicht.
Freie Wildgänse an der Nordsee
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