Die Erstausgabe ist seit Jahren vergriffen.
Carl Gibson, Symphonie der Freiheit,
2008,
Nachwort
Nachwort zur „Symphonie der Freiheit“
Zur Konzeption und Genese eines politischen Buches in künstlerischer Form
Das Ringen um den Wert der Freiheit zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Die Freiheit, das Leitelement der Humanität, ist der Wert schlechthin, aus dem alles hervorgeht, die „Conditio sine qua non“
der menschlichen Existenz - ohne sie ist wahres Menschsein unmöglich.
Das ist eine selbst gemachte Existenzerfahrung. Die Sehnsucht nach Freiheit ist der Motor, der alles antreibt. Um diese Botschaft weiter zu geben, schrieb ich dieses Buch.
Als
Präsident Traian Băsescu am 18. Dezember, dem Vorabend des EU-Beitritts
seines Landes, vor das rumänische Parlament trat, um, gestützt auf
einen wissenschaftlichen Kommissionsbericht, den mehr als vierzig Jahre
herrschenden Kommunismus im Land als „illegitim“ und „kriminell“ zu verurteilen, war dieses Buch bereits geschrieben. Es ist eines von vielen Zeugnissen, die den Mitgliedern der Präsidentenkommission zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien die
Möglichkeit boten, ihren Auftrag zu erfüllen; eine jener Biografien
individueller Opposition, die in ihrer Gesamtheit auf das Phänomen der „Dissidenz“
verweisen, die es als solche in Rumänien nach Meinung mancher
„Experten“ überhaupt nicht gegeben hat. In der wohl repressivsten aller
Diktaturen des Ostblocks, wo man noch in den 80er Jahren während der
Zeit von „Glasnost“ und „Perestroika“ für das Anbringen einer „Nieder mit Ceauşescu-“ Losung gleich mit fünf, sechs, ja selbst fünfzehn Jahren Haft rechnen musste, war weder eine „systematisch koordinierte Opposition“,
noch eine liberale, gesellschaftsverändernde Dissidenz möglich, eben
weil dem totalitären Staat Ceauşescus und seiner KP in dem Geheimdienst „Securitate“ ein unüberbietbar repressives Instrument zur Verfügung stand. Möglich
waren oft nur verwegene Einzelaktionen, die von mutigen Menschen
ausgetragen wurden, von Menschen, die sich, oft um den Preis ihres
Lebens, für Ideale einsetzten und für Werte, die heute nur in wenigen
Teilen der Welt zut Selbstverständlichkeit gehören: für Freiheit und für Menschenwürde.
Bevor
ich mich durchringen konnte, dieses Buch auszuarbeiten, habe ich mir in
den letzten fünfundzwanzig Jahren immer wieder die Frage gestellt, ob
das seit Langem angedachte Projekt „überhaupt“ realisierungswürdig ist.
War mein Zeugnis, mein „Testimonium authenticum“ noch notwendig, gar
wichtig? War es sinnvoll, die höchst intensiv durchlebte Zeit von damals
mit all dem, was ich an sozialpolitischen Entwicklungen erfahren hatte,
noch einmal wachzurufen und zu schildern? War es mir selbst gegenüber
gerechtfertigt, noch einmal „substanzielle Lebensenergie“ aufzubringen
und weitere Jahre ausschließlich in ein Projekt zu investieren, das
zudem noch finanziert werden musste wie eine wirtschaftliche
Unternehmung? Würde es objektiv gebraucht werden, Anklang finden oder
doch nur „böses Blut“ verursachen,
da es manch unbequeme Fakten und „Wahrheiten“ anzusprechen galt und an
Tabus gerüttelt werden musste? Früher, zur Zeit der Pharaonen und
Cäsaren, ließen die Herrscher ihre Chronisten kommen, um ihnen das
Vermächtnis an die Nachwelt in die Feder zu diktieren, so, wie sie es
haben wollten – mit Glanz und Gloria. Die Tradition währte bis zu
Ceauşescu und seinen „Genossen“, die, wie alle Diktatoren der Welt,
Herkunft und Geschichte umschreiben ließen. Was historisch wahr war,
bestimmten sie selbst, auch wenn vieles sich anders ereignet hatte. War
es in den Demokratien des Westens viel anders? Bestimmten
nicht die Medien, allen voran die großen Tageszeitungen,
Wochenzeitschriften und die mächtigen Verlagshäuser der Republik, was
wahr ist und was falsch, indem sie einer Meinung und Richtung den Vorzug
gaben und alle anderen Meinungen abwürgten, unterdrückten, trotz
Meinungsfreiheit, Pressefreiheit und fehlender Zensur? Hatte man
nicht schon ein paar „Auserwählte“ auserkoren, die als Handlanger der
Macht sagen durften, was opportun war und was „als Wahrheit“ gelten
durfte? Wenn
das denn so war, weshalb sollte ich mich selbst wieder quälen, alle
verschütteten und verdrängten Schrecknisse der Vergangenheit mehrfach
wachrufen und - über die bloße Niederschrift hinaus - bei jeder
Überarbeitung der Szenen und Kapitel all die albtraumweckenden Prozesse
wie Verhör, Folter und Haft erneut nacherleben, sisyphusartig wie im
Bolero als unselige Wiederkunft des Gleichen? Nur um ein Buch über
„totalitäre Phänomene“ zu schreiben, wo diese doch bereits an anderer
Stelle vielfach ausführlich dargestellt und analysiert worden waren? Ein weiteres Buch
über eine „kommunistische Diktatur“, die bereits Teil der Geschichte
ist, in einer Zeit, wo das Ende des Weltkommunismus fast überall schon
zum Greifen nahe scheint? Die Zweifel blieben bis zuletzt. Sie
wollten auch nicht weichen als - den nicht üppigen Schaffensbedingungen
zum Trotz alles festgehalten war, in einem Lebenswerk auf tausend
Seiten, aus welchen andere - kommerziell orientiert - vielleicht einen
„Rougon-Macquart-Zyklus“ in zehn Bänden gemacht hätten.
Kurz
vor der Edition der „beiden Bände“, in die mein umfangreiches Werk
aufgeteilt werden musste, mit erheblichen Konzession an die „künstlerische Konzeption“
fiel mir während des fortgesetzten Quellenstudiums das Zeugnis eines
Landsmannes aus Sackelhausen auf, in welchem er die tragische Zeit
seiner Existenz und die eigene Opferrolle zusammengefasst hatte. „1945
wurde ich im Kessel von Budapest von Russen gefangen genommen. Eine
halbe Stunde später hatte ich kein Gewehr mehr, keine Uhr und keine
Stiefel. Dann ging es für zehn Jahre in die russische Gefangenschaft. In
der Zeit habe ich viel gesehen, erlitten und erlebt. Würde ich das
alles aufschreiben, wäre es ein ganzes Buch.“ Der potenzielle Autor
und „Zeitzeuge“ beschränkte sich auf die Andeutung der Möglichkeit,
schrieb aber nichts auf - wie neunundneunzig Prozent der Opfer in
ähnlicher Situation, vielleicht aus der Einsicht heraus, dass
wahrhaftiges „Schreiben“ auf einem bestimmten ästhetisch-geistigen Niveau „Schwerstarbeit“
gleichkommt, womöglich aber auch aus der Einsicht heraus, nach Krieg
und zehn vergeudeten Jahren in Kriegsgefangenschaft künftig im Leben
„besseres“ zu tun zu haben. Die meisten „Zeitzeugen“ nahmen ihr tristes
Schicksal hin und schwiegen beharrlich, der eigene Vater nicht
ausgenommen. Durch
ihr Schweigen aber schützten sie die Täter – und sie nahmen dabei in
Kauf, dass sich all das Unselige und Unfassbare, das im Verborgenen
weiter Wühlende, da nicht bewältigt, wiederholt.
In diesem Punkt wollte ich dagegen halten und „etwas mehr“ zu Papier bringen als die fünf prägnanten Sätze meines Landsmannes - als
„Zeitzeuge“ und als „aktiv handelnder Augenzeuge“, der bestimmte
Entwicklungen und Prozesse selbst erlebt hatte, Ereignisse, die zum Teil
„singulär waren“ und deshalb schon aus historischen Gründen
festgehalten werden mussten wie die „Gründung und Niederschlagung der
ersten größeren freien Gewerkschaft in Osteuropa, SLOMR.
Darüber
hinaus sprachen noch viele andere Gründe und Fakten „für die
Niederschrift des Zeugnisses“, für ein positives Dagegenhalten, für „ein
entschiedenes Pro“ - nicht
zuletzt die jüngsten makropolitischen Entwicklungen in der freien Welt,
wo die Ethik der Nationen, das für alle Staaten verbindliche
Völkerrecht, mehr und mehr in die Defensive gedrängt wird! Aber auch die nur dem aufmerksamen Ostbeobachter auffallende Erkenntnis, dass im schon niedergerungen geglaubten, einstigen „Reich des Bösen“ die Stalin-Statuen wieder aus der Mottenkiste geholt und auf die Podeste russischer Städte gestellt werden. Ein
Menschheitsverbrecher der Sonderklasse wird einmal mehr retuschiert und
als historische Persönlichkeit verklärt - wie im gleichen Atemzug damit
eine anderswo als illegitim und kriminell verurteilte Ideologie des
Klassenkampfes eindeutig rehabilitiert wird. - Etwas von dem Ungeist der Lüge ist inzwischen unbemerkt in den Westen übergeschwappt und ist schon kräftig am Wirken. Waren
die großen Verbrechen, die scheinbar präventiv im Interesse des
Vaterlandes begangen wurden, doch nicht so schlimm? Große Individuen,
aber auch reine Machtmenschen in entsprechender Position und mit Macht
ausgestattet, können das Rad der Geschichte beschleunigen. Und sie
können auch das gleiche Rad zurückdrehen und den Status quo ante wieder
herstellen. Kommt das bald auf uns zu? Das
„Gespenst des Kommunismus“ lebt noch wie der „untote“ Graf Dracula aus
dem fernen Transsilvanien; es ist quicklebendig wie die schon tot
geglaubte „Securitate“. Solange auf unserer Erde ein Großteil der
Menschen in Armut und Elend verharren müssen, wird das „Rote Gespenst“
weiter umgehen; und mit ihm wird die Forderung „Proletarier aller Länder vereinigt euch“ uns allen erhalten bleiben.
Während
im Westen die Erinnerungen an das, was der diktatorische Kommunismus in
Osteuropa war, bereits verblasst, müssen ganze Kontinente nach wie vor
in totalitären Verhältnissen und unter autoritären Systemen leben - in
Diktaturen, die, von starken Führerpersönlichkeiten durchgesetzt,
jederzeit überall wieder möglich werden können, selbst in
hochkultivierten Nationen, in Völkern von Dichtern und Denkern, wenn das
Bewusstsein der Bürger dies zulässt. Freiheitliche Völker und Staaten
stützen heute aus Gründen der Staatsraison und von realpragmatischen
Überlegungen ausgehend, menschenverachtende Diktaturen in Afrika und
Asien, statt prinzipiell an den wankelmütig erscheinenden, jungen
Demokratien festzuhalten.
Makropolitische
Fehlentwicklungen beginnen oft mit Fehleinschätzungen im Kleinen, weil
Prinzipien leichtfertig aufgegeben und wie unnützer Ballast von Bord
geworfen werden. Schließlich konnte auch ich mehr als fünfundzwanzig
Jahre hindurch staunend selbst beobachten, wie
„historische Wahrheiten“, die ich konkret miterlebt hatte, vergessen
und ignoriert wurden; wie Tatsachen, die meine Existenz mitprägten, ganz
oder partiell entstellt und somit verfälscht wurden, selbst in der
sonst so gründlichen Wissenschaft. Und ich durfte mit verfolgen wie
manches zwischen Dichtung und Wahrheit angesiedelte politische Thema in
belletristischen Fiktionen sogar auf den Kopf gestellt und ad absurdum
geführt wurde. Doch Ignoranz und Vermengung von Wahrheit und Fiktion
sind Irrwege, Holzwege, die in die Sackgasse führen, wenn nicht gar ins
Nichts.
Jeder
Wertezerfall, und wir erleben heute einen dramatischen Zerfall von
Wertstrukturen, hat auch sozialpolitische Auswirkungen. Gerade deshalb muss der „Philosoph“ in Erscheinung treten und dort ansetzen, wo Dichter - wie
schon seit Platons Zeiten - mehr oder weniger bewusst lügen, indem er
aufklärt und widerspricht, eben weil er nicht selbstverliebt dichtet,
sondern verantwortungsvoll denkt, indem er nicht die Freiheit der
Dichtung beschneidet, sondern ihre Grenze aufzeigt, damit nicht der
Mythos zur Wahrheit wird.
Nach meinem Weltverständnis ist
es eine „Bürgerpflicht“ und eine „Pflicht vor der Welt“, dort
aufzuklären und zu widersprechen, wo Täuschung, Heuchelei und bewusste
Verfälschung den Blick auf die Wahrheit verstellen, auf die historische,
politische und existenzielle Wahrheit; vor allem dann, wenn die Mittel gegeben sind, den Kraftakt zu schultern.
Das
eigene Gewissen, das ein Vierteljahrhundert nicht schweigen wollte,
drängte mich schließlich, eine durch Skepsis, Lethargie und Schwäche „vor mir hergeschobene Aufgabe zu Ende zu bringen“,
einem Gelübde gleich, das man sich selbst auferlegt hat - doch nicht
die Eitelkeit, selbst noch einmal im Rampenlicht stehen zu wollen. Dazu
hatte ich damals, 1981, als ich als Sprecher der Freien Gewerkschaft
rumänischer Werktätiger SLOMR von Genf aus die Beschwerde der Vereinten
Nationen gegen das Regime von Diktator Ceauşescu mit auf den Weg
brachte, ausreichend Gelegenheit, allerdings ohne davon Gebrauch zu
machen. Schrieb ich dieses Buch auch aus solipsistischen Gründen, um
über einen reinigenden Prozess, über eine Katharsis die Vergangenheit
endgültig ad acta zu legen und um letztendlich psychisch zur Ruhe zu
kommen, weil eine bewusste Verdrängung dies nicht schafft? Oder aus der
Sicht des „moralisierenden Besserwissers“? Keinesfalls!
Die „Symphonie der Freiheit“ und ihr zweiter Band „Gegen den Strom“ entsprechen
weder der Emanzipationsbestrebung eines prometheischen Sisyphus, der
irgendwann von Überdruss und Ekel bedrängt den Fels, den er den Berg
hinan schiebt, von sich stößt, um, der Last des Schicksals entledigt,
endlich befreit aufzuatmen; noch verkörpert das Werk die Sicht des
Weisen, der sich im Besitz der Wahrheit weiß. Das Dokumentieren
realsozialistischer Wirklichkeiten entspringt primär pflichtethischen
Überlegungen, die bescheiden darauf abzielen, von Hass und Hetze
ausgelöste totalitäre Bedingungen künftig verhindern zu wollen. Das: „Wehret den Anfängen“ mahnender Seher motivierte auch mich. Meine „Symphonie der Freiheit“ wurde von moralischen Impulsen ausgelöst. Sie wird von „historischen Notwendigkeiten“
geleitet und bestimmt, von Phänomenbeschreibungen, die über das
individuelle Geschick, über die Existenz des Berichtenden, hinausgehen.
Sie waren konzeptionsprägend und formbestimmend.
Als
sich vor zwei Jahren - mitten in einer existenziellen Krise - plötzlich
die Chance bot, das lange hinausgezögerte Projekt doch noch in Angriff
zu nehmen, nutzte ich die Gunst des Augenblicks, von dem ich nicht
wissen konnte, ob er wiederkehrt und brachte mein Testimonium zu Papier,
aufgewühlt und eilig und nicht immer im Einklang mit meinem
ästhetisch-literarischen Anspruch. Ein Lebenswerk braucht Zeit, Muße und
Einkehr - Faktoren, die mir lange Zeit nicht zur Verfügung standen.
Doch die Notwendigkeit, Fakten darzustellen, wog schwerer.
Bestärkt von Freunden, die immer wieder zur Aufnahme der Dokumentation gedrängt hatten, hämmerte ich „mein Zeugnis“
in den Computer, wohl wissend, dass solche Phasen rar sind im Leben und
günstigere Schaffensbedingungen wohl nie mehr auftreten würden. Die
trügerische Hoffnung darauf, die
politisch-historische Wissenschaft werde ihre Hausaufgaben erledigen
und die Dissidenzthematik in Rumänien aufarbeiten, „falsche
Bescheidenheit“ und die Selbstachtung, die es mir untersagte, am
Portal oft nur kommerziell orientier Publikumsverlage antichambrieren zu
müssen, waren verantwortlich dafür, dass mein „Zusammenklang der Ideen in Worten“ nicht früher realisiert werden konnte.
Der
ersten Textfassung, die, gemessen am Endprodukt, nur ein Entwurf war,
folgten sieben Überarbeitungen mit Ausweitungen und Differenzierungen,
wobei deutlich wurde, dass Prioritäten gesetzt und nicht alle Themen
ausführlich und vertieft dargestellt werden konnten. Erfreulicherweise
fand die frühe Fassung des Textes bereits im Frühling 2006 die
wohlwollende Anerkennung der Experten, namentlich von Professor Stefan
Sienerth und seinen Wissenschaftskollegen vom Institut für
südosteuropäische Kultur und Geschichte, IKGS, eine Institution, die das
Projekt, speziell den ersten Band, über die Gewährung eines
Druckkostenszuschusses auch materiell gefördert hat. Für beide Formen
der Unterstützung, ohne die eine rasche Umsetzung des Projektes kaum
hätte möglich sein können, bin ich außerordentlich dankbar. Ebenso danke
ich für die begeisterte Akklamation meiner „Testleser“ aus zwei
Generationen unterschiedlicher Herkunft, die mich auf ihre Weise
ermutigten, das Werk an die Öffentlichkeit zu bringen.
Mit
der Niederschrift meines Erlebnisberichts, der keine vollständige
Lebensbeschreibung sein will und kann, sondern nur ein zweckdienlicher
Extrakt daraus, ein Auszug, der weitgehend das wiedergibt, was von
öffentlichem Interesse ist, melde ich mich als „Zeitzeuge“
zurück, als ein Mitgestalter politischer Umbruchprozesse, der sich
fragend der Vergangenheit stellt, wissenschaftlich-analytisch wie
essayistisch-literarisch. Was geschah damals unter bestimmten
Bedingungen in Temeschburg, in Bukarest? Und weshalb geschah es
ausgerechnet so? Wie war es wirklich? Was ist Wahrheit und was Mythos?
Vielleicht
wirken einige meiner Aussagen wie der Bericht eines
„Überraschungszeugen im Gericht“, der unerwartet aus der Versenkung
auftaucht, der dem Prozessverlauf eine neue Wendung gibt und dessen
Faktendarstellungen dazu führen, dass die wahren Schuldigen für ihre
Taten zur Rechenschaft gezogen und verurteilt werden; dessen Zeugnis aber zumindest ausreicht, um das, wozu er Position beziehen kann, „in einem neuen Licht“ erscheinen zu lassen, um „veränderte Perspektiven“ oder „neue Aspekte“
hinzuzufügen, damit - über eine denkbare Neubewertung - die
Gerechtigkeit ihren Lauf nimmt und die lange noch nicht abgeschlossene
Vergangenheitsbewältigung wie Versöhnung möglich werden.
Viele
Kernaussagen von Zeugen der Geschehnisse objektivieren historische
Entwicklungen. Die Aufarbeitung einer schwierigen Vergangenheit ist nur
dann möglich, wenn ihre Abläufe authentisch rekonstruiert, dokumentiert
und im Dialog der sozialen Schichten oder der involvierten Völker
untereinander erörtert werden. Wie es einer staatsbürgerlichen Pflicht entspricht, eine Straftat anzuzeigen, von der man erfährt, entschied auch ich mich - über das Gewissen hinausgehend und aus einer „Ethik der Pflicht“ heraus - nicht weiter zu schweigen wie der eigene Vater, der nichts von den fünf Jahren seiner Deportation nach Kriwoj Rog preisgab, vielmehr über bestimmte Erlebnisse so „wahrhaftig und vollständig wie möglich“ zu berichten. Andere politisch-geistige Vorbilder waren mir dabei vorausgegangen.
Solschenizyn
hatte über den siebten Kreis der Hölle berichtet und über das Inferno
selbst, über die Strafkolonien des Gulag und das große Völkergefängnis
Sowjetunion. Paul Goma, einer der wenigen kommunismuskritischen
Schriftsteller Rumäniens, schrieb über „Gherla“
und andere rumänische Gefängnisse. Als Temeschburger und Banater
Schwabe habe ich andere Dinge erlebt, aus anderer Sicht, Phänomene, die
nicht verschwiegen werden dürfen. Und als glücklich Entsprungener
schulde ich dies den Opfern, denen keine Stimme gegeben war, zu reden.
Das Schweigen des Philosophen und aktiven Zeitzeugen hätte in meinem
Fall nur ein Decken der Täter bewirkt. Die ungesühnten Opfer am Wegrand schreien mahnend nach Gerechtigkeit. Wo das Gewissen der Welt nach „historischer Wahrheit“ verlangt, ist Silber wichtiger als Gold. Denn zum „falschen Zeitpunkt schweigen“ bedeutet „Billigung aller Schandtaten und Verbrechen gegen die Menschlichkeit“,
die es im totalitären System des Kommunismus zuhauf gegeben hat – vor
meiner Zeit und nach meiner aktiven Dissidenz. Wo die starre
Verweigerung der Aussage bestimmt, sind destruktiven Legendenbildungen
und Mythisierungen weiterhin Tür und Tor geöffnet. Die
vielen Untaten, ja Verbrechen, von denen ich auf meinem Weg in die
Freiheit erfuhr, dürfen nicht unbestraft der Anonymität verfallen, weil
sie, einmal durch die Nichtahndung belohnt, wiederkehren und vielleicht
noch schlimmeres Unheil anrichten wie in der jüngsten Vergangenheit mit
Genozid und vielfachem Tod. Solschenizyn sah die Dinge so, Sacharow,
Havel, die polnischen Dissidenten um Michnik und Kuron, Paul Goma, viele
Andersdenkende und Menschenrechtler aus der DDR und nicht zuletzt auch
ich selbst. Solange die Oppositionsprozesse, hinter welchen sich
Menschenschicksale verbergen, nicht dokumentiert, vielfach gespeichert
und verbreitet waren, konnte ich nicht ruhig schlafen. Die verschwiegene
Missetat von gestern ermöglicht das Konzentrationslager von morgen.
Die in der „Symphonie der Freiheit“ und in „Gegen den Strom“ geschilderten Abläufe und Phänomene sind keine „Kopfgeburten“ der Imagination, keine
Kreationen eines fantasiebegabten Dichterhirns, surreale Welten
schildernd, nur weil man mit der „realexistierenden“ nicht klarkommt;
sie entstammen auch nicht der „Perspektive eines Voyeurs“, der von
sicherer, saturierter Warte aus über Zeitungen, Zeitschriften, über
Radio, Fernsehen oder heute auch über neue Medien wie das „Internet“ die
Ereignisse aus der Ferne betrachtet und dann bestimmte Phänomene, die
er nur „vom Hörensagen her“ kennt, frei thematisiert. Die von mir präsentierte Erlebniswelt entstammt der „Sicht des konkret politisch Handelnden, der ein Teil des Geschehens“ war, der dieses rege mitgesteuert und beeinflusst hat
- und der, im Gegensatz zu vielen, die Ähnliches und viel Schlimmeres
erlitten haben, über die geistig sprachlichen Möglichkeiten verfügt,
wenigstens etwas von den menschenunwürdigen Schrecknissen der Jetztzeit
festzuhalten.
Die „Symphonie der Freiheit“ ist das Werk eines langjährigen Dissidenten, das die „Sichtweise eines Andersdenkenden“ transportiert, der sich an „tatsächlichen Wahrheiten“ orientiert, nicht an „Fiktion“.
Ein Aufklärer nach der Aufklärung, ein Philosoph der Jetztzeit,
schreibt anders als der verspielte Ästhet, auch ohne den moralisierenden
Zeigefinger zu erheben - und ohne dabei unliterarisch schreiben zu
müssen. Historische, politologische, psychologische und philosophische
Kapitel oder Passagen können - vom aufmerksamen Leser gut voneinander zu
unterscheiden - durchaus als eigenständige Betrachtungen, Analysen und
Essays neben rein literarischen Texten stehen. Die zu vermittelnde Botschaft ist dabei wichtiger als die Form. Deshalb setzt mein Erinnerungswerk nicht auf „Selbstmythisierung“, diese wäre vor dreißig Jahren im Kalten Krieg besser inszenierbar gewesen, sondern auf die Authentizität der Ereignisse und faktischen Abläufe sowie auf die phänomenologische Beschreibung selbst gemachter Erfahrungen auf unterschiedlichen Ebenen. Das entspricht dem sachlichen Anspruch dieses Werkes. Insofern ist das Dargestellte der „Bericht eines Zeit- und Augenzeugen“,
der durch die Präsentation von objektiven Gegebenheiten aus etwa fünf
höchst intensiv erlebten Jahren über historisch-politische Spiegelungen
einen fünfzigjährigen Abschnitt neuester Zeitgeschichte, was der
Lebenszeit des Autors gleichkommt, einzufangen sucht. Die vom Gehirn
bereits stark zusammen komprimierten Jahre 1976-1981 mussten wieder
auseinandergezogen und im Detail rekonstruiert werden, wobei die „damalige Sicht der Dinge“
- mit allen ihren Vorurteilen und unreifen Unzulänglichkeiten - herüber
gerettet werden sollte. Das Gehirn erinnert sich und leistet diesen
Akt, wobei
der Autor, das braucht kaum betont zu werden, als wissenschaftlich
denkender Hermeneut von heute natürlich mit seinem gegenwärtigen
Geistesinstrumentarium agiert.
Dem
Wirklichkeitsnahen und somit einer „empirisch objektivierbaren
Wahrheit“ wird dabei Priorität vor dem „ästhetisch-literarischen
Komplex“ eingeräumt. Der Verfasser der „Symphonie der Freiheit“ beschreibt einzelne Phänomene zwar auch literarisch - und er erklärt Phänomene, wo es notwendig erscheint, auch in abstrakter Metadiskussion, Phänomene, die „nur aus der Perspektive des Insiders“, aus dem „inneren Erleben der Wirklichkeit“ und der „inneren Schau heraus“ thematisiert werden können. Doch auch dieses Vorgehen entspricht der „Methode des philosophischen Schriftstellers“, der im Zugang und in der Darstellung „anders gewichtet und wertet“ als weniger „existenziell“ orientierte Autoren: Wer
die einzelnen Kreise der Hölle noch nicht auf eigener Haut verspürt
hat, kann leicht über die Teufel mit den Mistgabeln spotten. Doch wer
den Schmerz des Stiches einer dieser Folterinstrumente in seinem
Allerwertesten fühlte, den Gummiknüppel des Schergen auf der nackten
Fußsohle, die Faust im Nacken oder den Stiefeltritt im Rücken, wer
einmal in finstrer Kerkerzelle von Todesangst geplagt in Ketten
strampelte, wer Martern erdulden musste, die die Grenzen des Menschseins
aufzeigen, der wird die Welt mit ernsteren Augen sehen, bewusster,
existenzieller und moralischer. Er wird anders werten und fühlen.
Schmerz hat viel mit Wahrheit zu tun. Wer politisch-soziale
Wirklichkeiten „in ihrer verheerenden Negativität“ erlebt hat, wird
notwendigerweise anders Dinge analysieren und beurteilen als unbefangene
Betrachter, kritischer und schonungsloser. Das Ethos hat für ihn einen
anderen Stellenwert - eben, weil es existenzieller Natur ist.
Wer
an der Humanität festhält - in diesem Punkt wiederhole ich mich gern
und bewusst mit Leidenschaft, darf tatsächliche Abläufe der Geschichte
nicht sorglos unterschlagen. Die Fakten müssen ausformuliert und schriftlich fixiert werden als Beitrag zur objektiven Wahrheitsfindung, der sowohl der regen, sicher lange noch andauernden „Vergangenheitsbewältigung der involvierten Völker“ als auch der künftigen Historiographie dient. Damit ist das „objektive Anliegen“ der „Symphonie der Freiheit“ definiert - ein Ziel, das natürlich bis zu einem gewissen Grad auch in einem unliterarischen, nüchtern analytischen Tatsachenbericht hätte erreicht werden können. Hätte ich ihn trocken und distanziert verfasst, wäre daraus ein „politologisch- gesellschaftskritisches Sachbuch“ geworden
– wieder nur ein Buch für ein paar Fachleute aus der Wissenschaft und
einige interessierte Laien. Dazu drängte es mich nicht. Ganz im
Gegenteil!
Wenn ich mich in meiner Darstellung „gegen eine rein wissenschaftliche Fassung“ und „für eine freie literarisch- künstlerische Form“
entschieden habe, dann geschah dies nicht nur deshalb, weil selbst die
strenge Wissenschaft oft allzumenschliche Erwartungen enttäuscht, sondern
aus geistig-ästhetischen Überlegungen heraus, aus dem starken Impetus,
auch im Gesamtkünstlerischen andere, neue Wege gehen zu wollen sowie dem
Ehrgeiz, das eigene Philosophieren anhand der Existenz zu entwickeln
und zu exponieren. Was Philosophie letztendlich taugt, offenbart sich,
wenn ihre Weisheiten und Lehren vom Leben selbst in Extremsituationen
überprüft werden. Dem Schicksal danke ich dafür, solche
Extremsituationen durchlebt zu haben, Erfahrungen, die mich trotz allem
das individuelle Ethos konsequent aufrechterhalten ließen.
Weshalb
sollte ich ein „konventionelles“ Werk verfassen, wenn ich gleichzeitig
ein „freiheitliches“ Buch zu schreiben bereit war, ein Buch, das
vielleicht doch nicht so verrückt ist, wie es beim ersten Anblick
anmutet? Nur weil die Verlagswirtschaft zwischen Belletristik und
Sachbuch oder Fachbuch einen Gegensatz konstruiert, der in Wirklichkeit
nicht da ist? Einen Gegensatz, den das wahrhaftig „belletristische Werk“
aufhebt. Nicht-Fiktion, sprich Wirklichkeit, muss nicht als Antithese
zur Fiktion erscheinen. Nichtfiktion, also Faktisches aller Art in
ästhetisch anspruchsvoller Form, ist der Gegenstand der Belletristik,
der schöngeistigen Literatur, überhaupt. Eben deshalb entschloss ich
mich in meiner „Symphonie
der Worte“, das - streng typologisch gewertet - tatsächlich ein
„belletristisches Werk“ ist, gegen die Monostruktur und für die
komplexere Darstellungsweise der von mir erlebten Wirklichkeiten.
Neue
Wege in der Kunst - bis hin zum avantgardistisch Forcierten, das in
eine Sackgasse führt, stießen immer wieder auf den Widerstand der
Krämerseelen. Trotzdem war ich überrascht, auch heute noch die gleiche
Renitenz, Starrheit und Unflexibilität in den Verlagsetagen vorzufinden,
wenn es um die Durchsetzung einer etwas nonkonformistischen Konzeption
ging. Der
„künstlerisch angehauchte Dissident“, der immer schon opponiert hatte,
sollte sich endlich zusammennehmen und im „Stil des Oberlehrers“
schreiben! Und dies nur deshalb, weil Vermarktungsgepflogenheiten und
Geschäftspraktiken in der Buchwirtschaft dafür sprachen. Was ist aus der Freiheit
der Autoren geworden? Im krassen Gegensatz zum Schubladendenken
kommerziell ausgerichteter Publikumsverlage, die ein Editionsprojekt nur
noch danach beurteilen, ob damit eine hohe Auflagenzahl erreicht werden
kann, entschied ich mich für ein „eigenständiges Buch“, fest entschlossen, die „freie Konzeption bis zum Ende durchzusetzen“, auch auf die Gefahr hin, „das Projekt selbst verlegen“ zu müssen. Mit Goethe, Schiller und Nietzsche, um nur einige der ganz Großen zu nennen, wäre ich damit in guter Gesellschaft.
Einst, als es noch „Verlegerpersönlichkeiten“ gab und Verlage noch eine „geistige Mission“ erfüllten, wurden auch noch „Bücher verlegt“, obwohl keine „hohen Verkaufszahlen“ zu erwarten waren - nur so, aus Prinzip und um der Sache willen!
Doch heute, wo „Werte“ nur noch in den Sonntagsreden versierter
Politiker vorkommen oder im Stahltresor der Großbanken, sind auch diese
Zeiten längst vorbei. Die „Symphonie der Freiheit“ in starrer Form? Undenkbar!
Weshalb
entschied ich mich ausgerechnet für eine freie Form - und dazu noch in
Anlehnung an die Musik? Weshalb wurde alles gerade „so“ umgesetzt
und nicht anders? Vielleicht weil im Verfasser auch ein verkappter
Komponist steckt, ein Ver-Dichter und Wort-Setzer, ein Frei-Geist, der
seine Themen, Motive, Allegorien und Symbole nach Strukturen arrangiert,
die freiheitliche Momente implizieren, nicht nach dem fixen Schema
einer Fuga? Vielleicht, weil in ihm ein kon-kreativer Koch steckt, der „neuen Wein in neuen Schläuchen reicht“,
der antike Rezepte frei moduliert, um den Gaumen anderer Leute
feststellen zu lassen, was daraus emaniert? Geist und Kunst? Die freie
Form mit unterschiedlichsten Geschichten für die unterschiedlichsten
Leser - und, dies betone ich für taube Verlegerohren, das können
durchaus viele sein - eröffnet im Gegensatz zum kühlen Tatsachenbericht,
nicht nur dem Autor vielfache geistig-künstlerische
Gestaltungsmöglichkeiten. Auch der Leser, der nicht dumm ist, kann sich
das Gesamtwerk oder auch nur Teile daraus im freien Zugang erschließen.
Ein durchaus ernster Stoff wird dabei in zugänglicher Weise vermittelt -
vielfach auch mit einer humoresken Note. Der Interessierte soll nicht
nur traurig werden oder gar der Melancholie verfallen, wenn er darüber
liest, was Menschen anderen Menschen antun und was die „Bestie im Menschen“ ausmacht. Er soll auch schmunzeln können, wenn er hier blättert und liest. Trotzdem
entspricht dieses Werk einem „Pflichtprogramm“, wo die Grenzen von
Spott und Lachen erkennbar sind. Die „Kür“, mit dem lösenden und
erlösenden Lachen im Vordergrund, folgt noch - und zwar in einer satirisch-parodistischen Humoreske, die mehr sein wird als nur ein Splitter oder Nebenprodukt aus dem Hauptwerk.
Es ist die sublimierte Essenz daraus, die poetisch- philosophische
Extraktion, die literarisch wie lebensphilosophisch Wege geht, die ihm
Hauptwerk nur angedeutet werden konnten.
Ohne
gelegentliche Ausflüge in den literarisch-künstlerischen Bereich, ins
Poetische und Musikalische, in die Welt der Schöngeistigkeit, hätten
eine Reihe aus dem reellen Kontext heraus beschriebener Phänomene
philosophischer und psychologischer Natur nicht in ihrer vollen
Tragweite und Tiefendimension erörtert und beschrieben werden können.
Bestimmte existenzielle Phänomene wie Grenzerfahrungen, Ängste,
Melancholie, die sonst nur akademisch abstrakt diskutiert werden, ohne
die Menschen zu erreichen, werden im Handlungsprozess in ihrer
Entstehung exponiert, um ihr Verständnis zu ermöglichen. Das ist ein
weiteres Anliegen des literarisch agierenden Philosophen, der die
Philosophie über die Kunst aus den steril abstrakten Hallen der Akademie
herausführen will - hin zu den Menschen.
Was
hier in der relativ kurzen Zeit von drei intensiven Arbeitsjahren
entstand - unter Bedingungen, die so waren, wie sie waren - will ein,
modern gesprochen, interaktives Buch sein; ein Buch der Neuzeit, das, fern vom Elfenbeinturm, im Dialog mit dem Leser steht und entsteht; ein Werk, das noch nicht fertig ist, vielleicht auch nie fertig wird, sondern immer „Fragment“
bleibt - vielleicht aber auch weiter geschrieben wird, wenn der Leser
mir dies signalisiert und bessere Schaffensbedingungen es ermöglichen.
Ferner behalte ich mir vor, nachdem nun die dokumentarische Leistung
erbracht ist, in einer zweiten Auflage einige Sätze der Symphonie frei
auszubauen und andere wegzulassen. Vielleicht entsteht so ein noch
freieres Buch, welches noch weniger in die engstirnig kommerziellen
Raster der Verlage passt als das vorliegende. Die Freiheit
selbst hat den Charakter meines Werkes diktiert und seine Form
weitgehend mitbestimmt. Sie ist organisch aus der Materie erwachsen und
eben „so“, weil ein Autor, der freie Wege geht, auch in Kunst und Geist, sich keiner Zensur unterwerfen darf - weder der Zensur des Formalen, das nicht einmal literaturwissenschaftlich definiert werden kann, noch der „Zensur des Kommerziellen“, die von einer Handvoll Verlage diktiert wird und sich als „Verhinderung eines Buches“ auswirkt wie die vielen Monopole in der arg beschränkten freien Marktwirtschaft, die sich selbst ad absurdum geführt hat.
Ein freies Buch ist immer auch ein Experiment. Viel lieber hätte ich anders über das große Thema Freiheit
geschrieben, nur aus der Sicht des schaffenden Subjekts heraus, des
Künstlers, des verdichtenden Tonsetzers und gaumenfreudig komponierenden
Musikers, mit anderen Akteuren als den Bestien, die ich in der Darstellung nicht ignorieren konnte und darstellen musste, weil sie integraler Teil des Geschehens waren und die historische Materie auch jenes so vorgegeben hat. Aber schon deshalb ist dies kein selbstgefälliges „Art pour L’art- Projekt“,
das im entrückten Elfenbeinturm entstand - und, selbstverliebt um sich
kreisend, einmal in die Welt geschickt, seinem Schicksal überlassen
wird. Es ist vielmehr ein „politisches Buch“, das rezeptionsorientiert geschrieben wurde, also für den kritischen Leser, obwohl die Konzeption eine freie ist, die eine formale Trennung zwischen schöngeistiger Literatur und sachlicher Abhandlung nicht akzeptiert. Wissenschaft, das wussten schon die Populärphilosophen seit Sokrates und alle großen Dichter, muss nicht immer trocken sein und menschenfern. Literarischer Avantgardismus und pragmatischer Nutzen müssen sich nicht gegenseitig aufheben! Das Werk ist gerade „so“ geschrieben worden, weil die Materie den potenziellen Leser „angeht“, weil es manche aus der Leserschaft, die Teile der Wegstrecke mitgegangen sind, sogar unmittelbar betrifft. Auch soll die Sache andere Interessierte berühren, wachrütteln, Menschen ohne spezielles Vorwissen über den nahen und doch so fremden Raum mit seinen Menschen vor der eigenen Haustür.
Dieses Werk „in zwei Bänden“
ist in mancher Hinsicht ein modernes, assoziatives Buch mit
Wechselwirkung, das von neuzeitlichen Informationsmöglichkeiten ausgeht
und diese auch genutzt hat. Die nicht immer einfache „Symphonie der Freiheit“ mit ihren wandelnden Perspektiven und Wahrheiten appelliert
deshalb an ein vernetztes Denken, an ein enzyklopädisches Bewusstsein,
das heute durchaus aufrecht erhalten werden kann, wenn man das
humanistische Bildungsideal noch nicht gänzlich aufgegeben hat.
Beide Bände richten sich an einen anspruchsvollen, assoziativ
kombinierenden Leser, der mehr von der ihm noch unvertrauten Welt eines
europäischen Nachbarn erfahren will, viel mehr und Tieferes als es ihm
die gängig geschilderte Story eines zeitgemäßen Romans bieten kann. Mein
Werk richtet sich an Geister, die an interdisziplinären und
interkulturellen Zugangsformen Freude haben, ohne aber nur für die „Happy Few“, für eine Handvoll Intellektuelle, geschrieben worden zu sein. Einzelne Kapitel, eigentlich
abgeschlossene wissenschaftliche Aufsätze, die, um der Lesbarkeit
willen, nicht mit einem Berg von Quellenangaben und Fußnoten überhäuft
wurden, haben einen intensiven Forschungsaufwand erfordert. Die
einzelnen Essays ebenso. Trotz bewusst weggelassener Fußnoten wird
die strenge Sicht des Wissenschaftlers nicht aufgegeben. Ausgewählte
Quellenangaben und Literaturhinweise erfolgen im Text. Damit ist auch
dieses Werk, konventionell gesprochen, in
wesentlichen deskriptiv analytischen Partien auch ein Fachbuch,
allerdings in literarisch-künstlerischer Einbettung und mit
entsprechenden künstlerischen Freiheiten, die jeder Geist zu würdigen
weiß. Es folgt damit dem freien publizistischen Ansatz eines Essays,
einer literarisch-wissenschaftlichen Gattung, die in Frankreich immer
schon bevorzugt wurde, und setzt auf den unverkrampften Stil des „Hommes
des lettres“, der sich wohltuend vom verstaubten Professorenduktus
abhebt und der, frei von vielen Zwängen, sich im künftigen Europa sicher
durchsetzen wird. Leichtigkeit und Zugänglichkeit genießen Priorität, während auf das „literarische Experiment in nuce“ weitgehend verzichtet wurde. Ein Franzose, selbst der Akademiker, würde mein schlichtes Ganzes „einen umfangreicheren Essay“
nennen - eine Weltbeschreibung in freiartistischer Form, ohne nach
engen Gattungstypologien und eingrenzenden Begrifflichkeiten zu fragen.
Um der Wissenschaftlichkeit zu genügen,
die den eigenen Blick bestimmt und den Anspruch, die Materie zu
erörtern, ist mein umfangreicherer Essay mit vielen Gesichtern also auch
methodenpluralistisch und interdisziplinär ausgerichtet - und stilistisch so geschrieben, weil gerade diese Art der geistesgeschichtlichen
Beheimatung des Autors und seinem Literaturverständnis entspricht.
Politologisch-historische Passagen analytischer Art im
wissenschaftlichen Duktus gehalten stehen neben literarischen
Abschnitten oder psychologisch-philosophischen Betrachtungen und
Beschreibungen, weil die Struktur der Symphonie der Freiheit dies
als bescheidenes Gesamtkunstwerk erfordert. Wird der Leser mit dem
„scheinbaren Chaos“, in welchem trotzdem Ordnung herrscht, fertig
werden? Das fragen sich skeptische Verleger, denen das Buch „zu komplex“
erscheint. Doch hier irrt die Verkaufszahlen-Empirie. Der Leser ist
viel gescheiter und gewandter in seiner Rezeption, als es ihre
Verlagsweisheit ahnen lässt und auch bereit, „schwere Kost“ zu sich zu nehmen und zu verdauen. „Kursivschrift“
wird als mildes Gestaltungsmittel eingesetzt. Ohne penetrant oder
gängelnd wirken zu wollen, werden jene Begriffe und essenziellen
Aussagen kursiv hervorgehoben, über welche der Leser - über das Zitat
hinaus - etwas tiefer nachdenken sollte, wo er bei der Lektüre
innehalten, reflektieren und meditieren kann. Ferner werden „offene Strukturen“ abgedeutet, die dort entstehen, wo „kein gängiges System greift“. Diese zunächst dokumentarisch-analytisch konzipierten „Erinnerungen“, die ich nicht „Memoiren“ nennen
will, da ich mein Leben noch nicht als abgeschlossen betrachte,
entwickelten sich im Verlauf der Ausarbeitung mehr und mehr zu einem
belletristischen Werk, in welchem, neben der politisch und historischen
Sachdiskussion, die der Materie immanent ist, zunehmend die individuelle
Form eines eigenen literarischen Stils in den Mittelpunkt trat. Autobiografische
Skizze, Erzählung, Reflexion und Essay als eigenständige Einzelkreation
formen zusammen genommen - hermeneutisch gesprochen - ein Ganzes, das
kein Ganzes sein will, weil es offenbleibt, ein kleines Universum, in
welchem sich die Einzelkomponenten verhalten wie der Mikrokosmos zum
Makrokosmos. Die einzeln antizipierten Phänomene werden im Ganzen
noch erweitert und vertieft. Erst unmittelbar vor der Drucklegung wurde
aus hermeneutischen Gründen zusätzlich zum symbolischen Haupttitel sowie
zum objektivierenden Untertitel folgende dritte Ergänzung beigefügt: Chronik und Testimonium einer Menschenrechtsbewegung in autobiografischen Skizzen, Essays, Bekenntnissen und Reflexionen. Die an sich bescheidene, ja fast unprätentiöse prosaische Kurzform „Skizze“, in welcher die narrativen Abläufe erfolgen, mag darauf hindeuten, dass in diesem thematisch festgelegten Werk eigentliche Literatur nur gelegentlich hervorscheinen wird. Das ist ein Kompromiss an die darzustellende Materie. Das „Bekenntnis“ steht für das emotional Subjektive bis hin zur pamphletartigen, polemischen Kampfschrift, während die analytische „Reflexion“ wiederum auf eine Objektivierung der subjektiven Perspektive zielt.
How to read? Das fragte Ezra Pound einst, als er über Sinn und Unsinn von Literatur nachdachte. Doch gibt es eine Anleitung, Bücher zu lesen, ohne seine Zeit zu vergeuden?
Vielleicht! Als all dies niedergeschrieben wurde, hatte ich die
wertvolle Zeit des Lesers nicht ganz vergessen. Deshalb schrieb ich oft „in nuce“ - und
oft leider mit gezogener Handbremse, wobei ich nur etwas von der Welt,
die ich beschreiben wollte, einfangen konnte. Balzac und Zola, Thomas
und Heinrich Mann sowie ein paar andere Romanciers, die nur
Schriftsteller sein durften, hatten mehr Raum und Zeit. Gehetzt schrieb ich „gegen Hetze“ und „für symphonischen wie symphilosophierenden Zusammenklang“, gelegentlich angstgetrieben, die Aufgabe nicht adäquat bewältigen zu können. Dabei
schrieb ich „höchst ungern“ in der oft unvermeidbaren „Ich-Form“. Nicht
die moderne Romantheorie, nur die innere Wahrhaftigkeit legte mich auf
die Ich-Perspektive fest.
Was die „objektive Glaubwürdigkeit“ meiner Aussagen betrifft - da
halten sich noch andere Zeitzeugen bereit, „Menschen mit gutem
Gedächtnis“, die einiges bestätigen können oder auch dementieren. Wir
opponierten seinerzeit nicht im luftleeren Raum, noch im Verborgenen
und auch nicht in der Scheinwelt des Algabal. Der Leser wird selbst
entscheiden, ob er der Beschreibung tatsächlicher Wirklichkeiten mehr
vertraut als „surrealer Fiktion“; und ob dieser Stil ihn mehr anspricht oder eine andere Art, Wirklichkeiten und Zerrbilder zu Literatur zu machen.
Ein freies und offenes Buch - und die „Symphonie der Freiheit“ ist ein freiheitlich offenes Buch - wird dem Leser keine Zwänge auferlegen. Er muss nicht alles lesen, um „eine andere Welt“ kennen zu lernen - oder Phänomene, die nur aus dem Detail hervor scheinen. Der werte Leser kann in freier Selbstbestimmung das Werk irgendwo aufschlagen, in den Geschichtlein und Geschichten über Geschichte und Zeit, über Freiheit,
Wahrheit und Gerechtigkeit, mit Einblicken in die Zeit, in der wir
wirklich leben - und dort mit dem Lesen beginnen, wo es ihn lockt, neue
Dinge zu erfahren, vor allem „neue Gedanken“, heitere Wortspiele und
„ungewohnte Assoziationen von Ideen“. Wenn
ihm das gefällt, was es liest, kann er an anderer Stelle vertiefend
weiter lesen: Von hinten nach vorn - oder auch nur das
Inhaltsverzeichnis, wie ich es selbst oft praktiziert habe; oder
einzelne Kapitel aus dem weiten Geschehen als Anregung oder kurzweilige
Entspannung. Er kann aber auch ganz gewöhnlich lesen wie seit
Jahrtausenden im Abendland - von Alpha bis Omega. Dann wird er viele unterschiedlich gestaltete Einzelteile vorfinden, Sujets teils mit Substanz, die im inneren Zusammenhang stehen, doch nicht im System angeordnet, sondern in der offenen Struktur; Texte, die allesamt auf ihre Weise das Hauptphänomen Freiheit umkreisen
und darlegen, wie vielfältig sich die Reflexionen dieses Begriffes
allein in der deutschen Sprache gestalten. Oder er kann sich anderen
Erscheinungsformen der Freiheit widmen, Epiphänomenen und Emanationen der Freiheitsidee, der Humanität, der Wahrheit, der Identität und der viel verpönten Heimat. Er
wird ein farbenfrohes Mosaik vorfinden, eine bunte Welt der Worte,
viele Splitter, die sich zu einem offenen Ganzen formen, zu einer
größeren, noch nicht abgeschlossenen Lebensgeschichte mit dramatischen
und mit tragischen Komponenten, doch mit einem vorläufigen „Happy End“. Er wird schlicht vorgetragene Erinnerungen vorfinden, bescheidene Aufzeichnungen, die sich zum fragmentarischen „Lebensroman“ zusammenfügen, zum „autobiografischen Roman“, der literaturtheoretisch bewertet nur bedingt einer ist, weil das „Romanhafte“ fehlt, das Romantisch-Versponnene und Irreale. Das
Buch ist vielmehr eine „realistisch gehaltene Zeitstudie“, die zwar
nicht die gesamte Existenz einfängt, aber repräsentative Teile daraus in
einer bestimmten Zeit, wobei möglichst viel von der damaligen
Erkenntnisweise herübergerettet werden soll - die Perspektive eines
jungen Menschen in der Revolte gegen einen selbstherrlichen Staat. Dargestellt werden allerdings nur jene biografischen Abschnitte, die zur Erklärung von Regimekritik, Dissidenz und Widerstand notwenig sind. Dabei erschließt sich dem Leser das „Psychogramm einer Diktatur.
Die Kerngeschichte der „Symphonie der Freiheit“ und des zweiten Teils „Gegen den Strom – Eine Jugend im Banat“, der Weg eines Jugendlichen deutscher Herkunft in die Auseinandersetzung mit einem totalitären Staat und das „unfreiwillige Hineinschlittern in Dissidenz und Opposition“, wird, umrahmt von Elementen einer musikalischen Komposition, in mehreren Sätzen einer sprachlichen Symphonie eingefangen. Der Symphonie-Begriff markiert die offene Struktur des Ganzen, während die Freiheit das tragende Thema ist, das Hauptphänomen, dem alle anderen Motive, auch der Widerstand, nachgelagert sind: Freiheit - großes Thema mit Variationen bis hin zur Destruktion des Ideals in der freien Welt des Westens. Die vielen Facetten und Nuancen der großen Thematik werden dabei literarisch zum Zusammenklang gebracht.
Die Geschichte selbst, in welcher der Name des Protagonisten unwichtig ist,
steht repräsentativ für vergleichbare Schicksale, speziell im zweiten
Band, die von anderen Menschen aus dem ehemaligen Ostblock und in
anderen Diktaturen der Welt ähnlich erlebt wurden. Neben der
Gewerkschaftsgründung, die eine reale Einzelgeschichte ist, umkreisen
die zahlreichen Miniaturen, Erzählungen und Essays, das Kernmotiv wie
Planeten ihre Sonne, und bilden zwischen Prolog und Epilog
angesiedelt, einen Rahmen des Gesamtgeschehens, das die jüngste
rumänische Vergangenheit und die aktuelle Situation in Rumänen
einzufangen sucht. Der Rhapsodische Block
verweist noch einmal auf die Priorität der freien Form des Dionysischen
vor der Begrenztheit des apollinischen Systems. Auf diese Weise
entsteht ein Ausschnitt aus einer intensiv erlebten Zeit und einer Welt,
Vergangenheit spiegelnd und in die Zukunft ausstrahlend. Ohne den
Anspruch, eine ausführliche Autobiografie sein zu wollen, wurde diese
Sammlung von Geschichten und Essays in erster Linie für den westlichen Leser geschrieben,
für den Deutschen, den Österreicher, den Schweizer, den Franzosen, der
sich für das noch ferne Volk der Rumänen interessiert - aber auch für
das Schicksal der deutschstämmigen Landsleute vor seiner Haustür, die
unter den Völkern des Ostens aufwachsen und die Kriegsfolgen austragen
mussten. Meine
„Symphonie“ soll eine geistige „Heranführung“ sein an eine noch junge
europäische Nation, an das Kulturvolk der Rumänen, die durch die
Jahrhunderte der Geschichte ihrer Selbstwerdung oft selbst Opfer
mächtigerer Konstellationen waren, aber auch ein Element der inneren
Versöhnung unter Deutschen.
Banater
Schwaben und Siebenbürger Sachsen werden hier etwas von ihrem Ringen um
die schwer zu wahrende, eigene „Identität“ wieder finden und einiges, was ihnen vielleicht „aus der Seele spricht“, während die genuinen Rumänen selbst, denen hier nochmals aus der Ferne die versöhnende Hand gereicht wird, gerade in „Gegen den Strom“
mit der Perspektive eines Deutschen konfrontiert werden, der sie aus
einer Minderheit heraus, aber auch von der eigenen kulturellen Warte aus
betrachtet. Keiner aus den im Werk thematisierten Völker und
Volksgruppen wird nur Harmonistisches vorfinden, dem er uneingeschränkt
zustimmen kann - doch das liegt im Wesen der Sache. Im Blickpunkt des
Autors steht, fern von schönfärberischem Harmoniestreben, die
tatsächlich erlebte realsozialistische Gesellschaft in ihrem Querschnitt
darzustellen - immer aus der Perspektive des Ankämpfenden, des
politisch Andersdenkenden, der manches anders sah, der aber auch heute
weit davon entfernt ist, eine ideologische Abrechnung betreiben zu
wollen.
Geisteswissenschaftlich betrachtet versuchte ich, zusätzlich die Sicht des Philosophen einzubringen. Da
dieser der historischen Wahrheit und dem Ethos mehr verpflichtet ist
als der absolut frei und somit wertungsfrei gestaltende Dichter, wird er
- bis zu einem gewissen Grad auch aus südosteuropäischer Sicht -
politisch-gesellschaftlich doch wesentlich anders werten, indem er
aufgrund seiner Erfahrungen existenzielle wie ethische Prioritäten
setzt, wobei die Klarheit eines Descartes zum Vorbild wird: Nicht
Verdunkelung ist angesagt, kein Obskurantismus im neuen hermetischen
Gewand des Irrealen, Surrealen und Unmoralischen, sondern ein
spätaufklärerisches Erhellen - als Existenzerhellung und als
Welterhellung.
Der Leser kann in der „Symphonie der Freiheit“
selektiv lesen und nur Teile rezipieren. Er kann auch nur einige
„Wahlsprüche“ lesen, jene bunten Federn großer Geister, aus welchen
stets die zu exponierende Idee hervor scheint, ohne dass diese näher
abgehandelt wird. Der potenzielle Leser darf aber auch von seiner
absoluten Freiheit Gebrauch machen und dieses vielleicht verrückte Buch unbesehen links liegen lassen! Oder auch rechts!
Doch
wenn er sich zum Lesen überwindet, was heute schon selten ist, wenn er
den einzelnen Essay überfliegt, das Zeugnis, die Erzählung, und darüber
tiefer räsoniert, wird er manche dort versteckte Idee vorfinden, die ihm
vielleicht neue Denkimpulse vermittelt. Er wird dort Heiteres antreffen
und Ernstes. Er wird auf Tristes stoßen und Lustiges; auch auf jene
Spur Bitterkeit, die nur einer ganz unterdrücken kann, der über dem
Leben steht. Er wird auch manchen Selbstzweifel entdecken und Spuren
anderer Zweifel, die nicht weichen wollten. Er wird Humanes vorfinden
und Unmenschliches. Und er wird auf einiges stoßen, was ihn zu noch
tieferem Nachdenken veranlassen wird, auch über die Welt der
Uneigentlichkeit um ihn, die ihn festlegt und bestimmt. Er
wird mit positiven Phänomenen konfrontiert werden, mit freiheitlichen
Gedanken, mit Wahrhaftigkeit, mit Menschlichkeit in vielen Formen, aber
auch mit überbordender Heuchelei und mit dem immer noch nicht vertilgten
Ungeist der Hetze und der Negativität in unterschiedlichen
Erscheinungsformen. Heuchelei und Hetze aber sind in allen ihren Formen
trennend und spaltend und somit Gegensätze, ja Feinde des symphonischen
Zusammenklangs zu Wahrheit und Freiheit.
Neben dem historisch notwendigen Aspekt, ein „Zeugnis“ formulieren und Tatsachen dokumentieren zu müssen, verbinde ich mit der Symphonie der Freiheit auch noch einige persönliche, subjektive Ambitionen, essenzielle Zielsetzungen, die sich, was die „Identitätsfindung“ betrifft, primär an meine direkten Nachkommen richten. Meine
beiden Töchter Melanie und Julia sollen, wenn sie wie ich einmal „nach
ihren Wurzeln suchen und ihrem Selbst“, mehr über ihren Vater erfahren,
als ich über meine Vorfahren erfahren durfte. Dem alten „Erkenne dich
selbst“ der Griechenwelt, das ein Leben lang anhält, geht die
Selbstfindung über die eigene Identität voraus, insofern man offen und
bewusst lebt und sich nicht hinter einer Pseudoidentität verschanzt.
Auch ich lebte viel zu lange in einer mich selbst verleugnenden
„Pseudoidentität“ und in der „Pseudoexistenz der Uneigentlichkeit hier
im Westen, bevor ich, durch Erfahrungen geläutert, zur alten Freiheit
wieder fand und zur existenziellen Selbstkorrektur. Mit 50 Jahren Bilanz ziehen, die Memoiren schreiben, neue Fragen ans Leben stellen - das ist eine gute Möglichkeit, korrigierend und gestaltend auf die künftige Existenz einzuwirken.
Die Vergangenheit ändern wir nicht mehr - doch wir können die Zukunft
kreativ und positiv gestalten, für uns und für die anderen.
Ferner
dokumentiere ich in meiner provisorischen Bilanz auch einiges für gute
Freunde, für jene, die mich über Jahre zur Niederschrift drängten, weil
auch sie glaubten, dass einiges von dem verwerflichen Geschehen in einer
Schreckensherrschaft für künftige Generationen festgehalten werden
muss. Also schrieb ich auch repräsentativ für langjährige Wegbegleiter
im Auf und Ab des Lebens und für Menschen aus meinem weiteren
Lebensumfeld, die mir auf ihre Weise nahe stehen. Und nicht zuletzt schreibe ich natürlich - wie die meisten Schriftsteller dieser Welt - für die mir „unbekannten Leser“, doch nur für diejenigen, die unvoreingenommen auf ein „offenes Buch“ zugehen können, auf ein Werk, das trotzdem seinen weltanschaulichen Standort hat. Die Tausend Seiten meiner Symphonie der Freiheit sind für einen Leser bestimmt, der an „einer
freien Konzeption seine Freude hat“, am Spiel der Worte und der
Gedanken und der diese Freiheiten des Geistes zu genießen weiß. Je
mehr unbekannte Gourmets an meiner Tafel sitzen, an meinem Wein nippen,
an meinem Gericht knabbern und probieren, desto eher erreicht diese
Kreation, die vor der Häme der Tangierten nicht gefeit ist, ihr Ziel.
Doch die Häme kenne ich seit zwei Jahrzehnten. Sie schockte mich zwar
heftig und bremste mich lange aus - doch sie war letztendlich nicht
stark genug, um mich auch zu vernichten. Mein Frühwerk lebt und wirkt,
weitaus mächtiger als je zuvor! Meinen
eigenen Kindern aber, und nicht nur ihnen, sondern allen jungen,
unverfälschten Aufstrebenden, will ich mit diesem Werk ein geschriebenes
Vermächtnis hinterlassen, ein Testament, das nicht beim Notar eröffnet wird, eines, das keine „materiellen Werte“ transportiert, sondern geistige Botschaften, die besagen, dass sich „der Kampf um Werte immer lohnt“, trotz implizierter Rückschläge.
Sie mögen selbst erkennen, dass geistige Herkunft und Tradition keine leeren Wahnvorstellungen sind, keine Chimären und Illusionen, denen man vergebens hinterher jagt, sondern Fundamente, auf denen die eigene Identität und das souveräne Selbst aufgebaut werden - ganz nach dem Motto Nietzsches aus Ecce Homo: „Ja, ich weiß, woher ich stamme“, das sich leitmotivisch durch dieses Buch zieht.
Mein
Testimonium schreibe ich im Geist der Antike als Apologie der eigenen
Existenz und als Rechtfertigung des beschrittenen Weges - auch im
Künstlerisch-Wissenschaftlichen - in einer arg verfahrenen Welt der
Materie, die das Geistige in vielfacher Form preisgegeben und die den
geistigen Menschen fast vergessen hat, aus einem moralischen Impetus
heraus, so wie es die selbst sprechenden Fakten vorgeben, ungeachtet
aller Toleranz, teils als Klage und, wo es Verbrechen tangiert, auch als
Anklage in schärfster Form. Das J’accuse des Zola kann fast überall auf dem Globus ausgesprochen werden. Ich beschrieb nur einen Winkel.
„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn“, dichtet Rilke im Stundenbuch. Diese Publikation knüpft an das Bild des großen Poeten an und zeigt in wechselnder
Perspektive von innen nach außen und von außen nach innen die sich
ändernden Lebenslinien des Menschen im Fluss. Es zeigt vielschichtige
Entwicklungen auf, den viel sagenden Jahresringen eines Baumes gleich,
die, vordringend bis zum Wesenskern, aus dem alles emaniert, Auskunft
geben. Auskunft über die Güte des Jahres, über die Höhen und Tiefen
eines Lebensprozesses.
Nietzsches
Diktum, jeder große Schriftsteller schreibe eigentlich nur ein Buch;
alles andere seien Vorreden, Nachreden, Kommentare dazu, stand Pate bei
diesem bescheidenen Versuch, etwas aus der eigenen Existenz in einen
größeren Kontext rücken zu wollen. Die Einzelgeschichten stehen, wie
bereits hervorgehoben, in einem gesamtkonzeptionellen Zusammenhang, ganz
wie die existenzielle Erkenntniserfahrung in den gesamtphilosophischen
Kontext eingebettet wird.
Als dieses Werk im Schreiben heranreifte, wuchs und wuchs, bot ich es frühzeitig größeren Verlagen an unter dem Titel: „Gegen den Strom - Eine Symphonie der Freiheit“. Wenige
Monate vor der Veröffentlichung, entschloss ich mich dann, das recht
umfangreiche Werk in seine zwei organisch gewachsenen Teile
aufzuspalten, allein aus „editorischen Gründen“. Somit
liegen nun zwei Werke vor, die eng miteinander verknüpft sind,
Siamesischen Zwillingen gleich und mit dem Hauch des Janusköpfigen
ausgestattet, zwei Bücher, die um ein großes Thema kreisen, um den „Freiheitskampf im Widerstand“ gegen den Kommunismus. Während die Symphonie primär „ein Buch über Rumänien und neueste rumänische Geschichte ist“, das darlegt, was Terror und Angst vermögen, umschreibt der zweite Band „Gegen den Strom“ das Schicksal der Deutschen Minderheit in Rumänien „im Verhältnis zur Staatsnation“ und erklärt die vielschichtigen Gründe des Exodus der Deutschen aus Rumänien.
Der zweite Band, der chronologisch eigentlich der „erste“ ist und vor dem historischen Kernwerk hätte erscheinen müssen, erscheint erst jetzt, ganze zwei Jahre nach der „Symphonie der Freiheit“, weil der historischen Dokumentation der noch relativ unbekannten Ereignisse und Oppositionsphänomene rund um die „Freie Gewerkschaft rumänischer Werktätiger“ SLOMR absolute Priorität eingeräumt werden musste. „Das Wichtigste zuerst“, sagte ich mir, als die Entscheidung fiel. „Wie es zur Gründung kam“, wird hier in „Gegen den Strom“ beschrieben, in einem Band, dessen Untertitel ursprünglich auf „Deutsche Identität und Exodus“
festgelegt war. Obwohl ich an der Erklärung und Beschreibung dieses
großen Komplexes bis ins Detail im Buch festhalte, änderte ich den
Untertitel ab in: „Eine Jugend im Banat“,
um das Subjektive und zugleich das Spezifische für jene Region, die für
mich Heimat ist, hervorzukehren. Der Zusatz im Untertitel „Aus dem Tagebuch eines Andersdenkenden“ akzentuiert noch einmal die „subjektive Sicht der Dinge“ aus der eigenen Perspektive heraus betrachtet, wobei die zeitspezifischen Entwicklungen seinerzeit „objektiv“ und wissenschaftlich kritisch beschrieben werden. Viel vom dem, was ich sagen wollte und vielleicht auch „zu sagen hatte“, wie einige meinen, habe ich tatsächlich gesagt. Anderes
habe ich entnommen, ausgeklammert, weil noch in vielen Fragen
Ungewissheiten bestehen, die neue Recherchen und Aufklärungsarbeit
erfordern. Dieser zweite Band wurde nicht gefördert. Auch er wurde –
noch eindeutiger als frühere Schriften – dem Leben abgetrotzt bei sich
dramatisch verschärfenden Existenzbedingungen. Historische „Wahrheiten“ darstellen? Wofür eigentlich in Zeiten, wo „Wahrheit“ überhaupt nicht mehr interessiert und kaum mehr gefragt ist?
Die „Bahnhöfe“,
wo ich seinerzeit in den Zug stieg oder in den Kastenwagen der
„Securitate“ einsteigen musste, existierten wirklich. Und auch der von
mir erlebte Geheimdienst „Securitate“ war noch ein anderer als der von
Belletristen später „fiktional“ dargestellte. „Ohne Haftbefehl gehe ich nicht mit“,
konnte man zu meinen Zeiten nicht zur „Securitate“ sagen, wenn die
Schergen anrückten, um uns zu verhaften. Wir, die Zeitzeugen aus den
Folterzellen des Kommunismus, haben bestimmte Wirklichkeiten anders
erlebt als die Systemzöglinge aus den Reihen der RKP, die manches nur
durch eine rote Brille sahen.
Audiatur et altera pars?
Cui bono? Das habe ich in unzähligen Beiträgen und Kommentaren nach der
Edition der „Symphonie“ gefragt, ferner aufgeklärt, berichtigt und
dabei bewusst in Kauf genommen, dass dieser Band erst jetzt erscheint. Die Wahrheit kommt nie zu spät – und gemäß dem Jesu-Wort aus dem Johannes- Evangelium wird die „Wahrheit“ uns letztendlich auch „frei machen“, wenn sie denn eines Tages ans Licht kommt.
Aufgrund des verlegerischen Drucks wurde dieser „Druck“ etwas forciert, wobei
nicht alle früheren Beiträge, Geschichten, Essays bis in die letzten
sprachlich-stilistischen Feinheiten hinein überarbeitet werden konnten.
Wenn ich sie trotzdem integrierte, dann geschah es – neben der
chronologischen Vollständigkeit - primär um der „Sache willen“, der eine
„historisch-politische Relevanz“ zukommt, gerade in einer Zeit, wo
Realitäten oft eklatant und schamlos verfälscht werden. Bestimmte Aussagen wurden „bewusst und gezielt“ mehrfach an unterschiedlicher Stelle wiederholt, leitmotivisch als wichtiges „Thema mit Variationen“, wobei es mir auf die „Botschaft“ ankommt, die andere gerne verwischen und vergessen machen wollen.
Während der „erste Band“ in der Regel noch der guten „alten deutschen Rechtschreibung“ folgte, wurde hier bevorzugt die „neue“
Form eingesetzt, obwohl sie bestimmt nicht die „bessere“ ist. Vieles
musste umgeschrieben werden, ein Abenteuer und ein unerfreuliches
Verwirrspiel, Quelle für viel Unsicherheit und so manch neuen „Fehler“.
Auch diesmal musste mein Werk ohne „professionellen Lektor“
auskommen, ohne die logistische Unterstützung eines Großverlags mit
unversiegbaren Geldressourcen, Medienkontakten und bestellten
Rezensenten. Die zahlreichen Tippfehler des aufgeregt agierenden Autors
wurden überwiegend von meiner lieben Lebenspartnerin Monika Nickel aus
Berlin-Pankow ausgemerzt, die, als vielfältiges Opfer selbst gut mit dem
„totalitären System“ des Unrechtsstaates DDR vertraut, als „erste Leserin“
kritisch-wohlwollend, selbstlos und einfühlsam die Genese dieses Werkes
mit begleitet hat. Dafür sei ihr an dieser Stelle recht herzlich
gedankt; ebenso danke ich Michael Schleicher, dem „Lektor“ der
„Symphonie“ für seine letzte Durchsicht des Manuskripts mit „wertvollen
Anregungen“ sowie allen aus dem Freundeskreis, die mit vielfachen
Solidaritätsbekundungen und Ermutigungen dieses Buch vorantrieben.
Lenau glaubte einmal sich dafür entschuldigen zu müssen, dass sein Herzblut in einem bestimmten Werk nicht regelmäßig verströmt sei. Das gleiche Phänomen kennzeichnet auch diese Bände - die zum Teil stilbildende „Betroffenheit“
blieb erhalten, auch nach mehr als dreißigjähriger Distanz zu den
Geschehnissen. Chaos und Schrecken lassen sich nicht so gleichmäßig
darstellen, wie es der deutsche Professor, der viel vom Leben weiß,
erwartet. Das Leben, das sagte ihm auch Nietzsche, ist chaotisch - und
jede seiner Darstellungen bricht sich, wie Zola betont, in einem
Temperament - und in einer eigenen Betroffenheit, die nie aus der Welt
zu schaffen ist. Wer schlimme Dinge erlebt hat, weiß davon.
„Authentisch“
ist alles, was ich selbst erlebt habe. Und ich habe einiges erlebt in
drei intensiven Jahren der Opposition. Alle anderen Zusatzinformationen,
die den Hintergrund zur eigenen Erlebniswelt bilden, wurden so gut wie
möglich in „langwieriger Forschungsarbeit“ recherchiert. Die Gespräche
mit Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, die ich zum Teil vor vielen
Jahren geführt habe, wurden nach bestem Wissen und Gewissen
rekonstruiert, wobei in der Darstellung der „Geist der Gespräche“ über
das „exakte Wort“ gestellt wurde. Deshalb wurde - in einer freiwilligen
Konzession - der Literat manchmal dem Wissenschaftler und der Dichter
gelegentlich dem Denker untergeordnet, damit auch bei mir Aristoteles
über Platon hinausgeht. Neben
der Antike, deren humanistische Leistung in diesem Werk mit gewürdigt
werden soll, dem Mythos und dem Symbol, schwingen hier noch zwei weitere
Substanzen mit, die heute ebenfalls auf der roten Liste stehen: die „Freundschaft“ und die „Loyalität“. Es sind zwei Tugenden, die ich vielfach erfahren durfte, Werte, die das Menschsein mit ausmachen.
Der große Report zur „Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien“
hat vieles an Fakten und Phänomenbeschreibungen zutage gefördert, was
an dieser Stelle im Vorfeld erarbeitet wurde - und er hat vieles davon
bestätigt. Gleichzeitig hat das dokumentative wie analytische Werk der
fast fünfzig Autoren um Professor Vladimir Tismăneanu, welches in seiner
Art wohl einzigartig ist, noch einmal meinen Blick auf Essenzen gelenkt
und eine zusätzliche Fokussierung der Themen ermöglicht. Dafür bin ich
dankbar und hoffe, dass dieses Aufarbeitungswerk, das sich nur als
erster Schritt auf einem langen Weg der Vergangenheitsaufarbeitung und
-bewältigung versteht, auch in anderen Sprachen Verbreitung finden wird,
damit der Materie die generelle Beachtung zukommen möge, die sie
verdient. Aus vielen Einzelbeiträgen und Sichtweisen formt sich
irgendwann ein Ganzes, das der historischen Wahrheit und der
gesellschaftlichen Gerechtigkeit nahe kommt. Mein Beitrag ist nur ein
Baustein in einer großen Pyramide, die zum Licht des Himmels strebt.
Die
Welt ist bunt. Etwas von der Farbigkeit ist in dieses Buch mit
eingeflossen; auch einiges von ihrer Mehrdeutigkeit und Relativität.
Obwohl der Ernst der Materie teilweise die Grenzen der Enttäuschung
tangiert, bleibt noch viel Raum für das Phänomen des Schönen, teils als
Poesie - und noch ausgeprägter - als Musik. Etwas von dem, was das Wort
der Musik noch an Erklärendem hinzufügen kann, auch an Nachdenken über
Musik, wurde in diesem Buch ebenfalls versucht, soweit es die Konzeption
gestattete. Vielleicht erklingen einmal in einer späteren
Hörbuchfassung auch die genialen Kompositionen an jenen Stellen, wo sie
eingearbeitet wurden, wie im Film als Zeugnisse eines individuellen
Musikgeschmacks, der von der Idee der Freiheit diktiert wurde.
Die Symphonie der Freiheit ist ein offenes
Buch für freie Geister der Jetztzeit, ohne sieben Siegel; ein Buch für
jedermann, der sich nicht festgelegt und kritisch mit unserer vernetzten
Welt auseinandersetzt. Es ist kein Werk für rückwärtsgewandte
Nostalgiker, die, in ideologischen Scheuklappen gefangen, an der Statik
einer weitgehend untergegangen Welt von gestern festhalten, aber ein
Stimulans für Freunde der reflektierten Reminiszenz, die bewusst auf
ihre eigene Geschichte in der Gesamtgeschichte zurücksehen, sie
analysieren und ganzheitlich deuten. Die „Symphonie der Freiheit“ und „Gegen den Strom“ sollen
Brücken sein für europäisch ausgerichtete Menschen, die auf tradierten
Werten aufbauend mit selbstbewusster, nationaler wie individueller
Identität sich einem näher rückenden Volk und Land interessiert zuwenden
wollen.
Banater
Schwaben, Siebenbürger Sachsen, Sudetendeutsche, Schlesier,
Russlanddeutsche und zahlreiche Auslandsdeutsche aus anderen Gegenden
Osteuropas und der Sowjetunion hatten -
beginnend mit den Anfängen der Kolonisation bis hinein in die jüngste
Auseinandersetzung mit den kommunistischen Regierungen der
Nachkriegszeit - in ihrem Ringen um „nationale Identität“ und auf ihrem Weg in die individuelle Freiheit viel zu leiden. Alles, was über Generationen aufgebaut wurde, ist heute, über materielle Güter hinaus, weitgehend verloren: Heimat, Geborgenheit, Freundschaft, Identität - vieles als Opfergabe für die Freiheit!
Nachdem mein erstes Buch dem Freiheitsdichter“ Lenau“ galt, widme ich die „Symphonie der Freiheit“ in zwei Bänden und somit das Werk, das ich als mein eigentliches ansehe,
nicht nur meinen beiden Töchtern Melanie und Julia, die Teil meines
Selbst sind, sondern allen Adepten und künftigen Aspiranten der Freiheit: den
Heroen aller Nationen, die den Kampf für die große Idee zu allen Zeiten
in allen Formen austrugen - und jenen Unbekannten, die für den hohen
Wert ihr Leben hingaben. Diese Schrift eigne ich der großen Volks- und Leidensgemeinschaft zu, aus der ich selbst stamme und der ich mich sehr verbunden fühle, weil sie ihr Opfer mit Würde trug.
Im Besonderen aber widme ich die „Symphonie der Freiheit“ den aufrechten Charakteren unter den Deutschen, die in jüngster Vergangenheit um den Preis ihres Lebens gleich gegen „zwei totalitäre Machtsysteme“ anzukämpfen hatten: Die Symphonie der Freiheit ist eine große Hommage an den „Deutschen Widerstand“ gegen Hitlers Nationalsozialismus und gegen den Stalinismus, ein Aufstand des Geistes und der Moral, der von Menschen getragen wurde, die ein „anderes Deutschland“ repräsentierten.
Unstimmigkeiten mit meinem Verleger veranlassen mich, Teile meines Werks demnächst hier in elektronischer Form zu veröffentlichen.
Das seit 2008 angekündigte Werk "Gegen den Strom. Deutsche Identität und Exodus", der Folgeband von "Symphonie der Freiheit" hätte im Herbst 2010 gedruckt vorliegen müssen. Das Manuskript wurde fristgerecht zum 31. August 2010 eingereicht. Der Druck steht noch aus.
Auf den letzen hundert Seiten schildere ich meine Ankunft im Westen im Jahr 1979, die ersten Erfahrungen der freien Welt nach zwanzig Jahren im real existierenden Sozialismus der Ceausescu-Diktatur.
Folgende Kapitel, die hier in loser Folge veröffentlicht werden sollen, bilden den "Auftakt":
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Carl Gibson,
Philosoph,
freier Schriftsteller
(Mitglied in Verband deutscher Schriftsteller (VS)
innerhalb der Gewerkschaft
ver.di
Unstimmigkeiten mit meinem Verleger veranlassen mich, Teile meines Werks demnächst hier in elektronischer Form zu veröffentlichen.
Das seit 2008 angekündigte Werk "Gegen den Strom. Deutsche Identität und Exodus", der Folgeband von "Symphonie der Freiheit" hätte im Herbst 2010 gedruckt vorliegen müssen. Das Manuskript wurde fristgerecht zum 31. August 2010 eingereicht. Der Druck steht noch aus.
Auf den letzen hundert Seiten schildere ich meine Ankunft im Westen im Jahr 1979, die ersten Erfahrungen der freien Welt nach zwanzig Jahren im real existierenden Sozialismus der Ceausescu-Diktatur.
Folgende Kapitel, die hier in loser Folge veröffentlicht werden sollen, bilden den "Auftakt":
Michael Gorbatschow - vom späten Triumph der Freiheit
Warten auf … den Retter!
Die „Matroschka“ - sowjetische Geschichte im Zeitraffer
Wer zu „Späth“ kommt, den bestraft kein Leben!
Sprache der Herzen
Freiheit schöner Götterfunken
Nachwort zur "Symphonie der Freiheit".
Zur Konzeption und Genese eines politischen Buches in künstlerischer Form
Zur Konzeption und Genese eines politischen Buches in künstlerischer Form
Aus Aktualitätsgründen verschiebt sich die Struktur -
einzelne Kapitel werden je nach Aktualitätsbezug vorgezogen.
einzelne Kapitel werden je nach Aktualitätsbezug vorgezogen.
© Carl Gibson. Alle Rechte vorbehalten.
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