Carl Gibsons Blog für Literatur, Geschichte, Politik und Zeitkritik: Die AfD

Samstag, 17. Oktober 2020

Die AfD – ein Refugium für Antisemiten?

Der festen Überzeugung, dass deutsche Patrioten, die keine neuen Nazis sind, eine politische Heimat brauchen, auch, um sich konstruktiv in das Neu-Werden des wiedervereinten Staates Deutschland einzubringen, noch mehr aber angewidert von der Art, wie die etablierten politischen Kräfte dieses Landes die neu entstehende Partei bekämpften, habe ich mich seinerzeit für die AfD im Rahmen meiner publizistischen Möglichkeiten eingesetzt, damit auch ausgegrenzte, tabuisierte Themen und Meinungen in die politische Diskussion finden.

Nichtdestotrotz setze ich weiterhin ausschließlich auf die Individualität, auf die Einzelpersönlichkeit, auch im Bereich des politisch-sozialen Wirkens, nicht auf die Partei, die an sich, ganz egal ob von links oder rechts kommend, ideologisch oder religiös ausgerichtet, jede Individualität zunichtemacht, das Eigenständige und Originelle aufhebt zugunsten eines Einheitsbreis aus konfusen Meinungen.

Groß war deshalb meine Enttäuschung, als ich in der – von mir zeitweise aus prinzipiellen Gründen geförderten - neuen politischen Kraft AfD Antisemiten vorfand, die unter deren Ägide ihre weltanschaulichen Vorurteile frei und ungeniert exponieren.

Jeder Antisemitismus ist primitiv, Hetze, die Hass schürt, Menschen ausgrenzt, in Konflikte, Mord, Totschlag, wüste Pogrome und Vernichtungskriege führt. Vor Jahrhunderten war das so – und so ist es auch noch heute, an vielen Orten der Welt, wo Juden angefeindet und verfolgt werden, und leider auch in Deutschland, wo in bestimmten Kreisen religiöser Wahn, Irrationalismen aller Art, aberwitzige Verschwörungstheorien oder einfältige Ressentiments die historische Aufarbeitung bestimmter Phänomene, das historische, rationale wie vernunftorientierte Denken ersetzen.

Diese Antisemiten, von der AfD geduldet, sind das Gesicht dieser Partei!

Und, was bestimmte Führungskräfte dort noch nicht begriffen haben:

dieser offen demonstrierte „Antisemitismus“, der, nach meiner Auffassung, ein „christlicher Antijudaismus“ ist, schadet der Partei enorm, auch, weil über diese schamlos gezeigte Haltung der gesunde Patriotismus aufrechter, nicht selten liberal orientierter Deutscher diskreditiert[1] und desavouiert wird.

Die Reaktion des Wählers auf diese mehr und mehr ins radikale tendierenden Entwicklungen in der AfD wird man an den Wahlurnen registrieren – bis hin zur offensichtlichen Überreaktion, die schon jetzt im Herzen mancher deutschen Stadt die Bürger irritiert.

[1] Meuthen scheint das begriffen zu haben, Gauland wohl noch nicht!?

Das Büro der AfD-Abgeordneten Dr. Baum in Tauberbischofsheim nach einem Farbanschlag vor ca. einem Jahr - ich schrieb an dieser Stelle darüber.