Samstag, 17. Oktober 2020

Juan Carlos, ein Don Quichotte? Wie der Vorzeige-Monarch die westliche Demokratie ab absurdum führt! Der Großwildjäger, jetzt auf der Flucht – zum unwürdigen Ab- und Untergang eines Königs im Korruptionssumpf

 

Juan Carlos, ein Don Quichotte? Wie der Vorzeige-Monarch die westliche Demokratie ab absurdum führt! Der Großwildjäger, jetzt auf der Flucht – zum unwürdigen Ab- und Untergang eines Königs im Korruptionssumpf

Die groteske Art dieses Trauerspiels erinnert in manchen Zügen an Don Quichotte, an die berühmte Kreation des Spaniers Cervantes, der eine fiktive Gestalt als Protagonist einer fantastischen Geschichte schuf, um erzählerisch seine poetische Philosophie zu entwickeln – der Juan Carlos-Stoff hingegen ist bittere Realität … doch nicht minder tragisch.

Gegen seinen Lehrmeister Diktator Franco als Apologet der Freiheit und Verfechter der Demokratie nach europäischem Vorbild gestartet, dann das Königreich vor einem Putsch und der Machtergreifung alter rechter Kräfte bewahrt, galt der König aller Spanier lange Jahre als Vorzeige-Demokrat, als einer, der die Werte dieses mehr oder weniger christlichen Abendlandes zu verteidigen gewillt war, so lange, bis Sohn Felipe das Zepter übernahm. Juan Carlos wurde Privatmann – und als solcher begann er damit, Dummheiten zu machen, dem Adel verpflichtet, nach Schürzen zu jagen, nach kleinen und immer größeren Tieren, vergessend, dass ein König kein Privatleben hat. Auch ein scheidender König ist eine Symbolfigur, ein Leitstern, zu dem sein sich mühendes Volk aufblickt, ohne Sinn dafür, dass Elefanten von königlicher Hand dezimiert werden, und dies in Zeiten eines zunehmend kritischeren Umweltbewusstseins.

Selbstvergessen, doch in der Hoffnung, es werde unentdeckt bleiben, ignorierte Juan Carlos[1] seine Vorzeige-Funktion und betätigte sich als Lobbyist, hielt die Hand und ließ sich bezahlen, frei nach dem Motto: Geld stinkt nicht – und selbst ein verdienter König ist käuflich, wenn denn der Preis stimmt.

Die Saudis, zu deren Geschäftspraktiken, das Einnehmen und das Bezahlen von Schmiergeldern so selbstverständlich gehört wie regelmäßige Beten zu Allah, fanden den königlichen Preis bald heraus – und sie legten, nicht anders als andere aus Katar und Russland sich das Ausrichten einer Weltmeisterschaft einkaufen, die harten Dollars auf den Tisch oder sie überwiesen die – wie man sagt mehr als hundert Millionen Euro oder Dollar – auf ein Konto in der Schweiz, wo man mit sauberem und weniger sauberen Geld professionell umzugehen weiß.

Abschusspreise sind teuer, zehntausende für einen Schuss! Und, wer noch viel abschießen will, braucht viel Geld, ganz egal, woher es kommt und wie redlich es verdient wurde.

Lobbyismus, staatlich als eine Art Notwendigkeit und Form der Wirtschaftsförderung betrieben von Staatenlenkern, besonders von Trump, aber auch von Merkel und Macron, im Dienst der nationalen Wirtschaft, ist ethisch anrüchig und sollte geächtet werden, auch wenn das Geld und andere Vorteile nicht in die eigene Tasche fließen á la Juan Carlos.

Nach all den sich häufenden Dummheiten in letzter Zeit, hat sich diese allerletzte Eskapade eines alt gewordenen Grandseigneurs enormen Schaden angerichtet. Durch seine Flucht und die wenig ehrwürdige Art irgendwo, wo man ihn aufnimmt, unterzutauchen wie ein Dieb, schadete König Juan Carlos seinem Land, dem schon von Spaltung bedrohten Spanien politisch immens, sezessionistischen Katalanen neuen Auftrieb gebend; er schadete, von der zurückgelassenen Gattin ganz zu schweigen, dem unmittelbaren Erben, Sohn Felipe, er schädigte den Ruf Spaniens als aufstrebende Demokratie in Europa und er, der alt gewordene König, beschädigte die Idee der Demokratie selbst, indem er die den demokratischen Gedanken verriet. Alles frühere Eintreten für demokratische Prinzipien erscheint nunmehr als Akt der Heuchelei, vorexerziert von einem Monarchen, um das eigene Volk bei der Fahne und zum Segen der Nation in Europa zu halten.

Juan Carlos hat versagt – nach verlorener Macht hat ihm nun die Faszination des schnellen Geldes das Genick gebrochen und aus einem König eine triste Gestalt gemacht, einen erbärmlichen Don Quichotte, über den man, ganz egal, wo er nun auftaucht, nur noch lachen wird.



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Juan_Carlos_I.

Dort auch Näheres zu den Korruptionsvorwürfen und Ermittlungen gegen den Monarchen, der heute irgendwo im Ausland lebt.

 

 

Auszug aus meinem kommenden Werk:

Carl Gibson, Veritas oder die Kraft der Moral,

erscheint voraussichtlich im Jahr 2021. 
 

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