Freitag, 18. Dezember 2020

Schämt sich der Deutsche seiner Sprache? „Gutes Deutsch“ - Abkürzungen in der verwahrlosten deutschen Alltagssprache: Vom „Kindergarten“, zur „Kita“; und nicht nur in „NRW“ zum „SUV“, etc. etc. - Politiker und Journalisten als negatives Vorbild oder Wie das „geliebte Deutsch“ Goethes immer mehr auf den Hund kommt und dem Deutschen der Sinn seiner Muttersprache abhandenkommt!!!





Schämt sich der Deutsche seiner Sprache? 

„Gutes Deutsch“ - Abkürzungen in der verwahrlosten deutschen Alltagssprache: Vom „Kindergarten“, zur „Kita“; und nicht nur in „NRW“ zum „SUV“, etc. etc. - 

Politiker und Journalisten als negatives Vorbild 

oder Wie das „geliebte Deutsch“ Goethes immer mehr auf den Hund kommt und dem Deutschen der Sinn seiner Muttersprache abhandenkommt!!!

Als man mir – vor langer Zeit im fernen Ausland um 1970 - im Schulunterricht die höhere Form meiner Muttersprache beibrachte, bemüht, uns Kindern vom Land im fremden, rumänischen Umfeld ein möglichst korrektes, „gutes Deutsch“ beizubringen, galt noch der Grundsatz:

Abkürzungen vermeiden.

Denn: Abkürzungen werden oft überhaupt nicht verstanden[1] oder sie werden missverstanden.

Ein Leben lang habe ich versucht, mich an den mir früh vermittelten Grundsatz zu halten, als Redender, aber auch als Schreibender, denn gerade dem - noch denkenden, über Sprache permanent nachsinnenden - Schriftsteller wird immer wieder bewusst, wo und wann der Sinn einer Aussage gänzlich abhandenkommt.

In der Bundespublik Deutschland aber gehen die Uhren anders, in der Medienlandschaft und in der Schriftstellerei, wo die Sprachentstellung immer neue Blüten treibt.

Sinnlos schreiben hat heute Hochkonjunktur in diesem Land, ebenso sinnloses Reden.

Entrückte, verrückte Literatur, die oft nicht den Regeln der deutschen Grammatik und Orthographie entspricht, wird sogar hoch dekoriert, der Unfähige - ich will hier keine Namen nennen - sogar öffentlich geehrt, während das „geliebte Deutsch“ Goethes immer mehr auf den Hund kommt.

Beispiele der ärgerlichen Art aus dem Alltagsdeutsch der Bundesbürger, des Politiker- und Journalisten-Jargons, der nicht selten mit fehlender Sprachsensibilität einhergeht: da ist etwa der – inzwischen viel gebrauchte - Ausdruck

„Kita“!

Was ist ein oder eine Kita?

Eine „Kindertagesstätte“ vielleicht? Der Bürger darf raten, gerade dann, wenn man als Deutscher oder Fremder, frisch aus dem Ausland kommend – dieses „Un-Wort“ zum ersten Mal hört!

Das schöne, deutsche, fast schon dichterische Wort „Kindergarten“, eine Metapher für das Glück der Kindheit, ein Hort kindlicher Geborgenheit in der Gesellschaft, wurde in andere Sprachen übernommen, weil mit ihm ein sinngeladenes, positives, gut nachvollziehbares Phänomen erfasst, treffend umschrieben war und wird, während der sprachlich verhunzte Begriff 

Kindertagesstätte“ 

zwar noch nicht ganz als Sprachungeheuer gelten kann, aber doch eine abstrakte, an sich unschöne, ungefällige, verwaltungstechnische Konstruktion darstellt, etwas, was man nicht gerne ausspricht, weil das Kind dort – ungeborgen - praktisch nur abgestellt, abgelegt wird wie ein Objekt, dessen man sich entledigt.

Kein Volk der Welt wird den Ausdruck „Kindertagesstätte“ übernehmen, noch weniger das sinnlos-absurde Kürzel „Kita“!

Verärgert horchte ich seinerzeit auf, als von einem zu beschließenden „Kita-Gesetz“ die Rede war; und schreibend protestierte[2] ich dagegen.

Heute wird das neue deutsche Wort „Kita“, für mich ein ausdrückliches Unwort, von Hinz und Kunz ausgesprochen, besonders aber in der Politik, wo man selten sprachgemäß spricht – und noch viel seltener sprachreflektiert.

Im Kürzel geht die Wortbedeutung verloren!

Semantik? Was schert das den deutschen Politiker, den oberflächlichen, halbgebildeten Nachrichtenmoderator im Fernsehen? Sie alle reden so, wie man es ihnen beigebracht hat – wie redende Automaten, die nicht in der Lage sind, über das nachzudenken, was sie aussagen sollen. Bei Individuen, die Wissen vermitteln, Nachrichten sprechen, schreiben, sollte eindeutige Klarheit die Botschaft bestimmen, damit der Zuhörende auch versteht, was gemeint ist und ein tieferes Nachdenken über die Vorgänge möglich wird.

Ein weiteres, für mich sehr ärgerliches Beispiel:

In dem häufig – aus einer Sprach-Faulheit heraus eingesetzten - Kürzel

„NRW“

geht die Identität einer gesamten Region verloren, der Landstrich Nordrhein und das historische Gebilde „Westfalen“!

Wen stört das? Die Regierung dieses „NRW“, Gestalten wie Armin Laschet, seines Zeichens Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Landes der Bundesrepublik, - ein Merkel-Bauchredner der aalglatten, angepassten, speichelleckerischen Art, der Parteivorsitzender der CDU werden will oder gar Kanzler?

Wird man bald statt „Baden-Württemberg“ nur noch „B-W“ sagen und für das Land der Bayern nur noch ein „B“ übrighaben?

So werden die Köpfe gereinigt – über die pervertierte Sprache, die ihres Sinnes beraubt ist.

Mit dem Schwinden des „Deutschen“ verschwindet irgendwann auch der Deutsche, gewandelt in ein unbestimmtes Etwas, das Anglizismen gebraucht und dort einsetzt, wo es viele deutsche Worte gibt, die die Sache besser umschreiben. Auch dafür ein gutes Beispiel, das nebenbei auch aufzeigt, wie sehr sich der deutsche Angeber-Journalist und Fernsehmoderator zur besten Sendezeit sich seiner deutschen Muttersprache schämt:

Vor einigen Tagen raste ein offensichtlich Geistesgestörter in einem

„SUV“

mörderisch durch die Fußgängerzone der alten Römerstadt Trier und tötete – bewusst oder unbewusst – mehrere Menschen, unter den Opfern ein Kleinkind.

Was ist ein SUV[3], fragte ich mich, nachdem ich das Kürzel schon mehrfach in Nachrichtensendungen gehört hatte, ohne aber den unschönen Anglizismus konkret nachzuschlagen. Ich wusste es nicht!

Offensichtlich wissen viele Deutsche als Angehörige einer Autobauer-Nation, was da gemeint ist, wenn der ZDF-Moderator dies so, mit großer Selbstverständlichkeit, ausspricht! Er spricht natürlich vom liebsten Kind des Deutschen, von einem – für viele begehrenswerten - Auto neueren Typs, aber der Sprecher, selbstverliebt und eitel, schämt sich offenbar, ganz einfach nur „Geländewagen“ zu sagen.

Wozu in Deutschland deutsch reden, wenn man mit Pseudo-Wissen vor einem breiten Publikum angeben kann! 

Wie gekonnt das „SUV“ über die Lippen rollt, so, als hätte man das Fremde inzwischen mehr verinnerlicht als das Eigene, das Deutsche, das langsam aber sicher außer Mode kommt, auf dem Weg des Deutschen, der einmal ein Kulturmensch war und ein „Übermensch“, zum neuen Menschen, 

zum Neudeutschen, der kein Deutsch mehr spricht.

So kommt, lange nach dem - von mir oft zitierten - Appell Hugo von Hofmannsthals mit der Aufforderung zum sprachgemäßen Sprachgebrauch – die deutsche Sprache endgültig auf den Hund, während der Deutsche Michel weiterschläft und träumt wie seine „deutsche“ Akademie für Sprache und Dichtung, die er als Wachhund zur sprachlichen Reinhaltung eingesetzt hat, nur etwas anders als die Franzosen ihre Akademie.

Das Aufgeben der deutschen Identität beginnt mit dem Verzicht auf Bodenständigkeit, auf Heimat, auf Sprache – so wird der Deutsche allmählich ein Fremder im eigenen Land, weil er unfähig, das geliebte Deutsch“ Goethes, Luthers und Kants[4] auch im Alltag zu pflegen, wenn schon nicht zu kultivieren.

„Haben Sie einen guten Tag!!!“

 



[1] Etwa „SUV“.

[2] Auch auf diesem Blog, bitte nachforschen!

[3] Des Rätsels Lösung: https://de.wikipedia.org/wiki/Sport_Utility_Vehicle

Der Deutsche hat damit kein Problem. Er ist ja gebildet, ein Mann von Welt, er kann alles, nur nicht Hochdeutsch, auch, wenn er keine Schwabe ist.

[4] Vgl. dazu meine Beiträge zur Thematik auf diesem Blog und in meinen Büchern.

 

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.

 

 

Mehr zu Carl Gibson, Autor, Philosoph, (Vita, Bibliographie) hier: 

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

 https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/person/gnd/111591457

https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 

 

 Copyright: © Carl Gibson 2020. 
 
Vgl. auch:
 
 

https://carl-gibson-essays.blogspot.com/2013/12/mein-geliebtes-deutsch.html

http://carl-gibson.blogspot.com/2013/12/peinliches-aus-der-michael-naumann.html

http://carl-gibson.blogspot.com/2018/08/recyceln-der-wohlklang-der-wert-die.html

 http://carl-gibson.blogspot.com/2020/06/deutsche-sprache-schwere-sprache-muss.html




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