Verfälschte rumänische, deutsche und europäische Geschichte, SLOMR. Wichtige Dokumente zum Widerstand in der Ceausescu-Diktatur, Carl Gibsons Buch „Allein in der Revolte“ - und die Besprechung dazu: Luzian Geiers „Mehr als „eine Jugend im Banat“, eine Rezension, die keine ist bzw. Gegendarstellung des Autors Carl Gibson mit Richtigstellungen und wesentlichen Zusatzinformationen.
Carl Gibson, Autor, Philosoph
Rumänische Geschichte, Wichtige Dokumente zum Widerstand in der Ceausescu-Diktatur,
Über Carl
Gibsons neuestes Buch „Allein in der
Revolte“,
Luzian Geiers „Mehr als „eine Jugend im Banat“,
eine Rezension, die keine ist
Gegendarstellung des Autors Carl Gibson mit Richtigstellungen und wesentlichen
Zusatzinformationen.
Carl Gibson, Allein in der Revolte,
Online-Fassung (nach meiner Intervention bereits redaktionell abgeändert, korrigiert) hier:
http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/13649-allein-in-der-revolte-carl-gibsons.html
Carl Gibson, Allein in der Revolte,
Online-Fassung (nach meiner Intervention bereits redaktionell abgeändert, korrigiert) hier:
http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/13649-allein-in-der-revolte-carl-gibsons.html
Ist Luzian Geiers „Mehr als „eine Jugend im Banat“ über Carl Gibsons neuestes Buch „Allein in der
Revolte“, besprochen in der „Siebenbürgischen Zeitung“ (Druckausgabe!) vom 15.
August 2013 eine gut gemeinte Gefälligkeitsrezension?
Gefälligkeitsrezensionen sind bekanntlich kontraproduktiv – sie schaden dem
Autor und dem Rezensenten, weil sie auf Anhieb als konstruiert durchschaut
werden und in der Regel an des Pudels Kern vorbei gehen, auch wenn sie
scheinbar kritisch daherkommen.
Eine Buchbesprechung dieser Art ist zweifellos Luzian Geiers jüngster Schnellschuss.
Obwohl der Journalist Luzian Geier, der sein Handwerk bei KP-Genosse Nikolaus Berwanger in Temeschburg im
Banat bei der „Neuen Banater Zeitung“
erlernte, mein Werk bestenfalls quergelesen, also nur oberflächlich durchblättert
hat, tut er in seiner „Besprechung“ so „als ob“ das Gegenteil der Fall sei.
Statt den essentiellen Fragen auf den Grund zu gehen, statt die Leistung
einer mehrjährigen, intensive Forschungsarbeit herauszustellen, sie zu würdigen
oder zu tadeln, verbeißt sich der Rezensent haarspalterisch-pedantisch am Akzidentiellen.
Dabei lenkt vom – gewollt oder ungewollt – vom Wesentlichen ab, von der eigentlichen
Substanz des Buches, von seiner Botschaft und dem ihm immanenten Geist.
Namentlich wird das besondere Anliegen der Publikation in zwei Bänden, namentlich
die Aufklärung kommunistischer Verbrechen
und grober Menschenrechtsverletzungen während der Ceausescu-Diktatur in
Rumänien, praktisch unterschlagen – mit Absicht oder nicht!?
Die wichtigsten Sach-Informationen
zur Publikation, die zur Lektüre ermuntern sollen, bleiben ebenfalls auf
der Strecke
So erfährt der werte Leser, der eine
angemessene Auseinandersetzung mit aufklärenden Materie aus der Insider-Sicht
eines oppositionellen Antikommunisten erwartetet, in dieser etwas
merkwürdigen Buchpräsentation nicht explizit, dass mit dem fünf Jahre verspätet
vorgelegten Band
„Allein in der Revolte“
eben der lange ausstehende, nur durch Intrigen verhinderte, zweite Teil der
„Symphonie
der Freiheit“ der Öffentlichkeit präsentiert wird –
und somit ein weiteres Werk zur
Geschichte der konkreten politischen antikommunistischen Oppositionen in
Rumänien während der Ceausescu-Diktatur, zum Widerstand bzw. zur Gründung
der freien
Gewerkschaft rumänischer Arbeiter SLOMR.
Die Veröffentlichung der Publikation, die im eigentlichen Sinne des Wortes
nicht „neu“ ist, sondern dem Ausausarbeitungsstand der „Symphonie der Freiheit“ (2008) entspricht,
musste – trotz eindeutiger vertraglicher Regelung nach jahrelangem Hin und Her
zwischen Autor und Verlag – letztendlich juristisch durchgesetzt werden.
Wer dieser Autor Carl Gibson ist, erfahren die bundesdeutschen Leser (auch jene
der Online-Ausgabe der SbZ) in Luzian Geiers Rezension ebenfalls nicht,
vermutlich weil der aus der Nachbargemeinde Jahrmarkt im Banat herstammende
Rezensent davon ausgeht, dass die aus Rumänien ausgesiedelten Siebenbürger
Sachsen und Banater Schwaben ihre Pappenheimer wohl kennen … wie jenen bunten
Hund.
Ob hier ein reiner „Schriftsteller“ aus der Langeweile heraus nur
fiktionale, „schöngeistige Literatur“
produziert und postdadaistische Experimente in die Welt setzt oder ob ein durch
mehrere einschlägige Buchveröffentlichungen ausgewiesener „Historiker“ ein weiteres
Sachbuch veröffentlicht, ein „zeitkritischer Philosoph“ einen tausend Seiten-Essay
über Freiheit und Widerstand, Material, aus dem eine Herta Müller wohl zehn bis
zwanzig dünne Büchlein fabriziert hätte, oder ob letztendlich ein ganz
normaler, (unbedeutender) Zeitzeuge spricht, der bestimmte Ereignisse während
der Zeit des kalten Krieges und der Konfrontation zweier ideologisch
antagonistischer Blöcke miterlebt hat, um diese dann a posteriori subjektiv darzustellen,
erfahren die Leser ebenso wenig, obwohl der zweite, doppelte Untertitel das
aussagt:
Aufzeichnungen eines Andersdenkenden –
Selbst erlebte Geschichte und Geschichten
aus dem Securitate-Staat
Nach Geier artikuliert sich da nicht etwa ein „ehemaliger Bürgerrechtler“, der in die „antikommunistische Opposition schlitterte“, weil ein repressives, totalitäres System ihn in diese Rolle gedrängt hatte - und der dann mehrere Jahre seines Lebens die Kommunisten und die Unterdrückungsformen der verbrecherischen kommunistischen Partei bekämpfte, sondern ein ganz beliebiger Autor, der sich quasi selbstgefällig selbst zum „Andersdenkenden“ stempelt und der ein beliebiges Buch vorlegt, das er als gar als „Lebenswerk“ verstanden wissen will.
Nach Geier artikuliert sich da nicht etwa ein „ehemaliger Bürgerrechtler“, der in die „antikommunistische Opposition schlitterte“, weil ein repressives, totalitäres System ihn in diese Rolle gedrängt hatte - und der dann mehrere Jahre seines Lebens die Kommunisten und die Unterdrückungsformen der verbrecherischen kommunistischen Partei bekämpfte, sondern ein ganz beliebiger Autor, der sich quasi selbstgefällig selbst zum „Andersdenkenden“ stempelt und der ein beliebiges Buch vorlegt, das er als gar als „Lebenswerk“ verstanden wissen will.
Diese undifferenzierte Ambivalenz, die mich in ein falsches, ja hybrishaftes
Licht rückt, kann ich so nicht stehen lassen, vor allem deshalb nicht, weil
daraus eine unberechtigt erscheinende Selbststilisierung herausgelesen werden
kann und weil die Relevanz der Publikationen so en passant untergraben wird. Auf diese Weise kann man Bücher
kleinreden
Es mag sein, dass Luzian Geier, wie im Internet auf der Plattform Kulturraum Banat selbstdarstellend zu
erfahren ist, in landsmannschaftlichen Kreisen, wo die „Pipatsch“ als
Quintessenz der Intellektualität gilt, ein vielgefragter Referent und
vielbeschäftigter Schreiber agiert.
Wenn er aber ein zeit- und ideologiekritische Buch zur Besprechung annimmt,
dann sollte er –auch ohne Honorar - sauber und gewissenhaft arbeiten -wie etwa
der journalistische Kollege Hans-Peter Kuhnhäuser von der „Tauber-Zeitung“, der zwei Monate
seiner Zeit in die Lektüre von „Allein in der Revolte“ investierte , sich als Bundesdeutscher wacker durch
die diffizile Materie kämpfte, um dann nach sechs weiteren Stunden des
persönlichen, vertiefenden Gesprächs mit dem Autor Carl Gibson seinen umfassenden
Bericht anzugehen.
Die am 22. Juni 2013 veröffentlichte Buchbesprechung „Auf der Suche nach Freiheit“ ist ein gründlich recherchierten
Bericht, in welchem alles Wesentliche nachgelesen werden, namentlich gerade das,
was bei Geier –mehr oder weniger bewusst - unter den Tisch fällt, nämlich die „Revolte“ eines Jugendlichen im Banat gegen realkommunistische
Missstände.
Während der Bad Mergentheimer Journalist mein Werk aus eigenem Antrieb
heraus rezensieren wollte, eben weil er
sich mit der „Idee der Revolte“ gegen das Etablierte identifizierte, hat
man den Eindruck, anderen Journalisten aus der systemkonformen Ecke liege das
Thema Widerstand im Kommunismus überhaupt nicht, nicht zuletzt deshalb, weil
sie, bevor sie die chamäleonhaft die Fronten wechselten, opportunistisch mit
dem Strom schwammen wie tote Fische und nicht „gegen den Strom“!
Dann aber sollten diese ehemaligen direkten und indirekten Handlanger des
Kommunismus – „cu musca pe caciula“ - konsequent bleiben, zu ihrer früheren Mitläufer-Rolle
als KP-Mitglieder und Kommunismus-Rechtfertiger stehen, ohne aus falsch
verstandener, vom schlechten Gewissen getriebener Kompensation die Biographie
der echten Opfer des Kommunismus „würdigen“ zu wollen, auch nicht, um etwas
wieder gut zu machen, denn Halbheiten verfälschen mehr als ein radikaler
Verriss.
Leider Gottes tummeln sich im journalistisch-literarisch-intellektuellen
Bereich überwiegend Leute mit KP-Vergangenheit, die schon aus Selbstrechtfertigungsgründen
immer wieder den Bock zum Gärtner machen. Die Geschichte der echten Opfer des Kommunismus
wird heute allzu oft von Tätern und Mitläufern geschrieben, die, ohne Verständnis
für das Engagement, die Perspektive und Moralität des Opfers nur selten in der
Lage sind, tatsächliche Leistungen der anderen Seite objektiv zu würdigen. Den
kleinkarierten, oft von Neid und Missgunst und Ressentiments angetriebenen
Opportunisten und Karrieristen vorn gestern fehlen in der Regel das
intellektuelle Format und die menschliche Größe, den Einsatz und sie Leistungen
anderer und konkret Politischen oder im Geistigen anzuerkennen. Wer selbst
nichts Großes hervorgebracht hat, missgönnt dies anderen.
Viele Lügen und Mythen aus der Welt der Securitate und des Kommunismus
wurden erst möglich, weil recherchefaule Journalisten nicht sauber arbeiteten. Der
überwiegend positiv-wohlwollende Duktus einzelner Ausführungen der Besprechung,
mit der vielleicht andere gut leben könnten, wird nicht darüber hinwegtäuschen.
Gefällige, ja schmeichelnde Bemerkungen, Carl Gibsons neues Buch sei „lesenswert und sogar empfehlenswert“
sind zwar gut gemeint, machen die Sache aber nicht besser.
Ganz im Gegenteil - sie lenken von der eigentlichen Substanz und Botschaft
des Werkes ab – und sie wirken auch deshalb unglaubwürdig, weil das
dagegengehaltene „Kritische“ keine Kritik ist, sondern, wie noch zu zeigen sein
wird, nur an den Haaren herbei gezogene Unterstellung.
Meine Intention, im Nachwort, das
einer Selbstrezension des Gesamtwerkes gleichkommt, ausführlich dargelegt,
bestand nicht nur darin, das allgemeine wie politische Leben in Rumänien nach
1944 einzufangen, es plastisch zu beschreiben und zu werten – das können andere
Autoren auch … und vielleicht auch besser, als ich es schilderte.
Meine eigentliche Absicht war und ist, in dem Gesamtwerk „Symphonie
der Freiheit“ und „Allein in der Revolte“ einige
Jahrzehnte real existierender Kommunismus-Realität
einzufangen.
Darüber hinaus galt es, einige Jahre intensiv erlebter und
durchlittener antikommunistischer Opposition zu schildern, aus der Sicht eines
der selten gewordenen echten Securitate-Opfer der nachstalinistischen Zeit, mit
einprägenden existenziellen Ereignissen, mit Securitate-Verhör, mit Folter, mit
Haft, mit Menschenrechtsverletzungen unterschiedlicher Art.
Mir kam es nicht auf Unterhaltung an, auf die Fabrikation effekthaschender
Belletristik, sondern vielmehr auf die „objektive Aufklärung kommunistischer
Verbrechen während der Diktatur in Rumänien, die immer noch nicht erfolgt ist,
nicht zuletzt deshalb, weil die öffentliche Debatte darüber noch nicht angemessen
stattfand, ja verhindert wurde – unter anderem durch das systematische
Boykottieren und Totschweigen einzelner Werke wie „Symphonie der Freiheit“.
Die sogar mit dem Nobelpreis
ausgezeichnete Belletristin Herta Müller war sich nicht zu schade, gerade diese
authentischen Passagen aus meiner „Symphonie
der Freiheit“ und aus den vorab veröffentlichten Teilen aus „Allein in der Revolte“ zu
lesen, auf ihre Art zu rezipieren, sie umzumünzen und sie – hochgradig
plagiatsverdächtig – in eigenen Beiträgen quasi als selbst gemachte Erfahrungen
mit der Securitate auszuschlachten.
Das hätte dem kritischen Rezensenten auffallen können, wenn er denn
wirklich akribisch und mit literaturhistorisch-analytischem Sachverstand vorgegangen
wäre. Das ist in Geiers „Besprechung“ leider nicht der Fall.
Nichts von dem eminent Wichtigen aus „Allein in der Revolte“ kommt in
seiner Buchrezension vor, weder die Schilderung
der Ereignisse des „Prager Frühlings“
im Jahr 1968 und die Auswirkungen, noch die Goma-Menschenrechtsbewegung, der ich angehörte oder mein lebensgefährlicher Fluchtversuch an
der Donau.
Nahezu alle Schlüsselwörter fehlen,
Begriffe und Ausdrücke wie Diktatur, Repression,
Kommunismus-Kritik, Revolte, Opposition, Nicolae Ceausescu, SLOMR, deutsche
Identität, Widerstand etc.
Wasch mir den Pelz, doch mach mich nicht nass?
Wer Angst vor der brisanten Materie hat, vor der Securitate- und
Kommunistenvergangenheit, wer Angst vor Herta Müller hat und vor ihrem
Seilschaften, wer Ross und Reiter nicht beim Namen nennen will, der sollte die
Finger von politische heißen Buchbesprechungen lassen!
Statt den in meinem Buch dargelegten Oppositionskampf anzusprechen, die
Bedingungen von Widerstand im Kommunismus zu erörtern, das Ringen um Freiheit und deutsche
Identität, relevante Themen, denen ich viele Kapitel widme, hält sich Geier,
der seinerzeit, als wir opponierten, ein systemloyaler Journalist war – von
Haus aus Lehrer - mit Marginalien auf, unter anderem mit dem undifferenzierten
Hinweis, ich würde eine Pauschalschelte betreiben und unter
anderem meine einstigen Lehrer tadeln.
Wo betreibe ich eine Pauschalschelte?
Meine Lehrer, und das waren bestimmt
nicht die staatstragenden Säulen des Systems und der kommunistischen Ideologie,
werden in dem Buch durchaus gewürdigt,
gerade jene Lehrer und Vorbilder, die mir frühzeitig den Sinn für Freiheit
schärften, für das „Lieber tot als in
Sklaverei“ der alten Germanen. Angeprangert habe ich nur einen ominösen „Lehrer“ mit Parteibuch und einige weitere, die
ihre Schutzbefohlenen prügelten, züchtigten und psychisch quälten, statt sie zu
unterrichten.
Wenn der Rezensent mehr und genauer gelesen hätte, dann wäre ihm bestimmt
noch einiges mehr aufgefallen.
Dass Luzian Geier das Buch, das er unbedingt besprechen wollte, auf keinen
Fall besonders intensiv gelesen haben kann, spricht aus dem meinem Werk
zugeordneten Titel
„Gegen
den Strom“,
ein Titel, der überhaupt nicht mehr existiert.
Der zweite Band der „Symphonie der Freiheit“ trägt in
großen Lettern die Überschrift
„Allein in der Revolte“.
Es ist rätselhaft, wie dieser die
Gesamtkonzeption vorgebende Haupttitel übersehen werden konnte!
Wie konnte das passieren? Peinlich,
peinlich!
Statt bei mir das Haar in der Suppe zu
suchen, andeutend man hätte gründlich gelesen und besitze Insider-Wissen, hätte
Geier den Pfahl in eigenen Auge erkennen müssen.
(In der Online-Ausgabe der Rezension in der SbZ vom 16. August wurde der
verräterische Fauxpas redaktionell korrigiert – aber erst nach meiner
Intervention! )
Doch woher kam der der Drang, gerade mein kommunismuskritisches Werk
besprechen zu wollen, nachdem der Rezensent doch schon vorgewarnt war?
Luzian Geier wollte bereits seinerzeit (2008)
die „Symphonie
der Freiheit“ für die „Siebenbürgische Zeitung“ „besprechen.
Laut Röll-Verlag bekam er damals zwei Exemplare. Wenn er seinerzeit auch darin
gelesen hat, kannte er die Materie, die Sprache, den Stil, die Konzeption, die
Intention.
Eine Besprechung aber, mit der ich als im öffentlichen Focus
stehender Autor fest gerechnet hatte, wurde Monate lang hinausgezögert blieb damals
schließlich gänzlich aus, aus welchen Gründen auch immer. Der antikommunistische
Bürgerrechtler und Zeitzeuge hatte das Nachsehen! Rezensiert haben damals
andere, auf die dann aber auch Druck ausgeübt wurde.
(Vielleicht hatte die von Richard Wagner
und Herta Müller verkündete Vendetta-Enthüllungs-Kampagne, die in dem
Lügen-Artikel im Wochenmagazin DIE ZEIT gipfelte, einige Leute so sehr zurückgescheucht
und sie abgehalten, für den Aufklärer Carl Gibson Partei zu ergreifen.
Jedenfalls freuten sich die von mir in der
„Symphonie der Freiheit“ heftig kritisierten
Kommunisten aus der so genannten Aktionsgruppe
Banat, dass einiges an Fakten nicht an die große Glocke kam und dass die vielen Lügen der Herta Müller
nicht weiter beachtet wurden.
So, durch verhinderte Aufklärung, wurde schließlich ein Nobelpreis
möglich!)
Bis zum heutigen Tag weiß ich nicht, weshalb Geier mein Werk rezensieren
wollte und weshalb der den Auftrag nicht zurückgab, als er feststellte, dass er
nicht liefern kann oder will.
Auf diese Weise wurde eine wichtige
Besprechung blockiert und verhindert, die ein anderer Rezensent vielleicht
sachkompetent erstellt und abgeliefert hätte.
Auf diese Weise wurde seinerzeit auch die
kritische, von mir öffentlich geführte
Diskussion um Herta Müllers „moralische Integrität“ ausgehebelt, da die
breitere Debatte vereitelt und verhindert wurde.
Auf diese Weise wurde die Nobelpreisehrung
einer verlogenen Plagiatorin möglich, die nicht nur aus meinem Aufklärungswerk
dreist abgeschrieben hat.
Weshalb bemühte sich Geier dann noch um
den zweiten Band?
Wollte Luzian Geier nunmehr etwas wieder gut machen, wo der Kelch doch an
einigen vorbei gegangen war und das Racheschwert einige Köpfe geschont hatte?
Als eine Art Kompensation?
Also war ich nicht sehr „amused“, als mir die SbZ-Redaktion den Namen des Rezensenten
mitteilte, da mich das monatelangen Abwarten
und endgültige Ausbleiben der mehrfach zugesagten Symphonie-Rezension (2008) irritiert
und belastet hatte.
Angesetzt waren nun ab März 2013 ein bis zwei Monate Bearbeitungszeit. Als
nach vier Monaten Wartezeit immer noch keine Ausarbeitung vorlag, befürchtete
ich schon den bereits erlebten Präzedenzfall eines dilatorischen Hinauszögerns
ins Nichts.
Nach dem Nachhaken kam dann dieser inadäquate Schnellschuss, der sich nur
ganz wenigen Abschnitten widmet, der aber
über Struktur, Form, Stil und Sprache meines Werkes nichts aussagt. Ein
Buch besteht jedoch nicht nur aus Inhalt!
Und wer ein komplexes Werk angemessen besprechen will, der sollte vielleicht selbst einmal einen anspruchsvolle
Buchpublikation vorgelegt haben.
Wie auch immer …
Von meiner Enttäuschung – nach einer Wartezeit von immerhin fünf Monaten – über
den nun vorgefundenen kurzen Abriss, berichtete ich auch der „SbZ“-Redaktion.
Ja, in der Tat: Die knappen
kritischen Zeilen von Geier erinnern – wie man an der deutschen Alma Mater zu
spotten pflegt - an den kreisenden Berg,
der eine Maus gebären wird – und das nach einem halben Jahr!
Doch wir sind bescheiden geworden - Diese
Besprechung sei immer noch besser als überhaupt keine Besprechung, meinen
einige! Andere könnten mit einer Besprechung dieser Art leben – ich kann es
nicht.
(…)
Luzian Geier weiß wohl nicht, welches Buch er besprochen hat!
Ich habe es bisher noch nicht erlebt, dass
ein Rezensent den Haupt-Buchtitel nicht beachtet, wenn er es bespricht.
"Gegen den Strom" ist
längst Makulatur.
Darüber hinaus hat Geier in seiner höchst
oberflächlichen Besprechung, die jede Opposition und alle Kommunismus-Kritik
unterschlägt, einiges behauptet, was falsch ist und von mir widerlegt werden
kann. Etwa die Sache mit Ortinau. Und z. B. die Einschätzung seines Chefs Berwanger
- Ich gab meine damalige Sicht wieder (1977- 1979) und nicht die historische
Wertung an sich nach CNSAS-Akteneinsicht.
Heute bin auch ich schlauer und könnte
viel umschreiben, da ich auch in meiner Sache mehr weiß.
Wesentliche Informationen fehlen in der
Besprechung, etwa der Hinweis, dass das Buch Bd. 1 der Symphonie der Freiheit
ist, dessen Edition rechtlich durchgesetzt
werden musste.
Was die vielen von Geier als noch“ offenen
Fragen“ angeht – gerne würde ich noch einige beantworten.
Von den von Geier monierten „Fehler“ trifft
nur die Unachtsamkeit „k.u.k“ zu.
Alles andere ist an den Haaren herbei gezogen, ja sogar üble Unterstellung.
Zu meinem Landsmann Gerhard Ortinau aus Sackelhausen, dem ich drei
Abschnitte widme, die mehr als 30 Jahre nach den Ereignissen aus dem Gedächtnis
erstellt wurden.
Dass er, das Opfer, die Dinge gerade so sah, vergleichbar
mit Herta Müllers Haltung in „Niederungen“
zur gleichen Thematik und nicht anders, fand ich später in einer knappen
Erzählung bestätigt, die Horst Fassel und Josef Schmidt in dem „Banater Lesebuch“
„An Donau und Theiß“ im Jahr 1986
veröffentlichten. Unter der Überschrift „Kleine
Geschichte“ beschreibt Gerhard Ortinau die Situation seiner Geburt in der
Verbannung: „Den Erzählungen meiner
Eltern ist zu entnehmen, dass ich am späten Abend in einer Art schilfgedeckten
Erdhütte geboren wurde. Im Zimmer befand sich das Wichtigste. Draußen hatten die
Leute tagsüber Tunnels in den mannshohen Schnee geschaufelt, mittlerweile hatte
sie aber der Sturm schon wieder zusammengewirbelt. (…) Ich erblickte am 17.
März des Jahres 1953 in dem Weiler Movila Gildaului das Licht des Bărăgans.
Alles andere erfuhr ich aus Büchern und aus Zeitungen: die Fehler, die Zufälle.
Ich habe vieles begriffen, nicht aber meine Eltern. Sie, die sie ihre
Erinnerungen haben, fragen immer noch: warum? Erklärt ihr es ihnen, sie könnten
ansonsten noch einen Irrtum mit ins Grab nehmen. (Es wäre der einzige nicht,
aber es wäre einer mehr.)“ Soweit
Gerhard in der Rückschau, in einer Betrachtung, die er wohl nach unserem
Zusammentreffen im Jahr 1980 in Berlin verfasste? Denn damals besaß er wohl
noch keine Schreibmaschine, ein – im Text oben mit erwähntes –„Luxusgerät“, das
im kommunistischen Rumänien während der Ceauşescu -Diktatur zu den verbotenen
Dingen gehörte – wie Waffen, eben weil es eine Waffe war. Im Gegensatz zu seinen Eltern, die nicht aufhören wollten zu
fragen, warum, kannte Gerhard, der aufgeklärte Dichter, die richtige Antwort.
Dieses „Darum“ und ein „Deshalb“ markierten den Unterschied
zwischen uns. Eine Gesamtverantwortung
für eine deutsche Gesamtschuld lehnte ich aus meiner damaligen Erfahrungswelt
heraus ab. Eigenverantwortlich sah ich nur mein Tun und die Taten meiner
Vorväter aus meiner Familie, die rein waren und nichts Verwerfliches an sich
hatten. Was konnte ich mehr verantworten als das eigene Handeln? Mit den
Verbrechen des braunen Diktators hatte ich genau so wenig zu tun wie die
kommunistischen Utopisten meines Umfelds mit den Gräueln des roten aus dem
Kreml. Statt meine Energien „gegen die
eigene Identität“ einzusetzen, konzentrierte ich mich auf die Bekämpfung der kommunistischen Ideologie
und Gesellschaft, die mir in ihrem Wesen heuchlerisch und vielfach verlogen
erschien.
Statt auf die Brisanz der Aussage zu achten, dass hier ein echtes Opfer des
Stalinismus die eigene Opfer-Rolle und somit die gesamte Deportation der
Banater Schwaben in den Baragan rechtfertigt, ist Geier um das Entstehungsdatum
der Kurzgeschichte besorgt, um mir unterstellen zu können, ich hätte das
besagte Werk nie gelesen.
Dem Rezensenten entgeht, dass ich
zusammenfassend keinen Aussagesatz konstruiere, sondern eine Frage – und er kommt auch nicht darauf, dass ich das Motiv
„Schreibmaschine“ nur einsetzte, um die Thematik einer zu „registrierenden
Schreibmaschine – als Waffe“ exponieren
zu können.
(Zudem wird aus dem Zitat noch deutlich, dass ich als Autor, dem fehlende Quellenangaben
unterstellt werden, zahlreiche Quellen in den Text einfließen lasse, um das
Werk nicht mit Fußnoten zu belasten.)
Besonders schäbig empfinde ich die Unterstellung, ich hätte die Deportation
der deutschen aus Rumänien in das Jahr 1946 verlegt, ein Datum, das als
Tippfehler nur im Zusammenhang mit dem Schicksal meines damals deportierten
Vaters vorkommt.
Auf die allgemeine Deportation bezogen schreibe ich aber explizit:
Die
Deutschen in Rumänien hatten nach 1945 schlechte Karten. Generell galten sie
als „Hitleristen“ und Faschisten. Als
„Feinde des Vaterlandes“, also der
neu entstehenden „Volksrepublik“, standen sie unter Generalverdacht. Wer
seinerzeit als Volksfeind denunziert
wurde - und jeder Deutsche war aufgrund
seiner „ungesunden nationalen Herkunft“ ein potenzieller Volksfeind - war
schnell im Gefängnis und manchmal rasch ein toter Mann. Gleichzeitig war dies
die Zeit der von langer Hand noch vor Kriegsende in Moskau beschlossenen und
vorbereiteten Deportationen. Von den mehr als vierhunderttausend
Deutschen in Rumänien wurden ab Januar 1945, einem Befehl Stalins folgend, etwa
siebzig- bis achtzigtausend Personen, Männer wie Frauen im arbeitsfähigen
Alter, in die Zwangsarbeitslager der Sowjetunion deportiert, Banater Schwaben
und Siebenbürger Sachsen. Unter ihnen war auch mein Vater; ein unbescholtener,
kaum neunzehn Jahre zählender junger Mann, der nunmehr fünf Jahre seines Lebens
in einem tristen Arbeitslager in der Dnepr-Region bei Kriwoj Rog in der heutigen Ukraine verbringen sollte - als Sühne
für eine Schuld, die er nicht auf
sich geladen hatte..
Trotzdem will der Rezensent
kleinlich-pedantisch einen Kasus daraus machen.
Wird man auf diese Weise einem vielschichtigen
Buch gerecht, dessen Haupttitel man nicht einmal zu Kenntnis nimmt?
Solche Rezensenten lobe ich mir!
Zu Luzian Geiers Chef aus der
NBZ-Redaktion und der Kommunistischen
Partei Nikolaus Berwanger:
Da es mir in meinem Werk auf die
Darstellung der „geistigen Situation der Zeit“ in Temeschburg im rumänischen
Banat ankommt, widme ich dem System- und Kulturrepräsentanten Nikolaus Berwanger
ebenso mehrere Kapitel wie dem Poeten aus der Aktionsgruppe Ortinau, Kapitel,
die durchaus konziliant und keinesfalls
apodiktisch sind.
Ein aufmerksamer Leser oder Rezensent kann
dort (Siehe unten!) die Sätze vorfinden:
Einiges
an guten und nützlichen Dingen hat Berwanger sicherlich auch bewirkt und
umgesetzt, doch um welchen Preis?
Manche, die ihm näher standen und auch den Kulturbetrieb der
Stadt näher kannten, unter ihnen seine Protegierten und Mitarbeiter bei der
NBZ, die heute allesamt in der Bundesrepublik leben, könnten und sollten, schon
aus historischen Überlegungen heraus, seine Taten ansprechen und seine
eventuellen Meriten aus heutiger Sicht bewerten. Reden wir doch darüber, was er „angerichtet“ hat!
Ergo delegiere ich die Einschätzung an
diejenigen Akteure, die den Repräsentanten der deutschen im Banat besser kannte
als ich.
Da Geier sich scheut, viele im Werk kritisch angegangene Phänomene und
Personen beim Namen zu nennen und oft diffus ausweichend bleibt, selbst im
positiven, würdigenden Duktus, wo auf tiefere
Einblicke verwiesen wird, wird der
Materie die Brisanz genommen, die ihr innewohnt, ja sie wird indirekt
verniedlicht, sogar abgewertet und trivialisiert.
Als Autor kann ich nur hoffen, dass nicht allzu viele potenzielle Leser von
der Lektüre angehalten werden und jeder kritische Geist sich selbst ein Bild
macht.
Jeder Rezensent kann nur das hermeneutisch
vermitteln, was er erfasst –im Rahmen seiner Kompetenz und Möglichkeiten. Komplexere
Sachverhalte bedürfen eines umfassenderen Instrumentariums.
Bevor rein subjektive Meinigen artikuliert werden
wie „langatmig“, „weitläufig“ etc.,
sollte das erörtert werden, was objektiv an Materie vorgelegt wurde, z. B. die „Destruktion des Ideals Freiheit“ im Freien
Westen, der den letzten Teil des Buches einnimmt, statt nach
terminologischen Spitzfindigkeiten zu suchen oder Zitate aus dem Kontext zu
reißen.
Zur
„politisch korrekten“ bzw. Überkorrekten Terminologie, die mir von Geier
vorgeworfen wird.
Dem
ehemaligen NBZ-Journalisten ist wohl nicht aufgefallen, dass ich zwanzig Seiten
meines Buches „Allein in der Revolte“.
anderen
Andersdenkenden widme, namentlich den „Zigeunern“,
ihrer Freiheit und ihrer Musik.
Und was den Terminus meiner Geburtsstadt „Temeschburg“ angeht: ich setze diesen
historisch begründeten Begriff systematisch ein und werde ihn auch künftig
beibehalten, weil ich ihn der ungarischen Bezeichnung „Temesvar“ oder dem umgangssprachlichen „Temes(ch)war“ aus vielen Gründen vorziehe.
Doch solche Kleinkariertheiten sind nicht
signifikant. In meinem Buch geht es um weitaus relevantere Dinge.
Es
geht um die kritische Aufarbeitung des Kommunismus, um den auf eigener Haut
erlebten Securitate-Terror, um Folter, um Flucht, um existenzielle Belange, um
Geist und Kunst, um Werte und Moral.
Von
alle diesen Dingen hat Luzian Geier nichts bemerkt – kein Wunder, dass letztendlich
auch der Haupttitel des Buches „Allein in der Revolte“.
unter den Tisch fiel.
Aufgrund meiner Intervention, konnte der Buchtitel
noch in die Online-Ausgabe hinüber gerettet werden.
Ich
würde es begrüßen, wenn die Redaktion der „Siebenbürgischen Zeitung“ das ihr
von mir zur Verfügung gestellte Material zu einer weiteren vertiefenden
Konkretisierung nutzen würde.
Nachdem
er sich durch meine 409 großformatigen Buchseiten in Kleinschrift
durchgearbeitet hatte, legte der professionelle Journalist Luzian Geier, der
heute die Seiten der aus der Bukowina vertrieben Deutschen betreut, seine
ultimativen Erkenntnisse der Redaktion der „Siebenbürgischen Zeitung“ vor, aber
ohne die sonst üblichen „bibliografischen Daten“ der Rezension voranzustellen.
Wenn
diese Daten nicht noch rechtzeitig vom Autor nachgereicht worden wären, dann
hätte Geier ein Buch besprochen (Gegen den Strom), das es de facto nicht gab,
das jedenfalls nicht unter diesem Titel erschienen war.
Fakt
ist: Ein Autor, der als Jugendlicher im Kommunismus rebellierte und sich gegen
totalitäre Willkür eines repressiven Systems zur Wehr setzte, muss sich auch
heute noch wehren, wenn ihm – auch unbeabsichtigt - Unrecht geschieht, etwa in
einer richtigstellenden
„Gegendarstellung“ wie dieser, zu der ich, Gott sei’s gedankt, als
„selbstbewusster Autor“ durchaus noch in der Lage bin.
Seinerzeit,
vor Jahren, als ich die Aufklärungsarbeit aufnahm und die 1000 Seiten
erstellte, gab ich alles, um allein und aus eigener Kraft ohne Seilschaften und
Protektion eine – mir notwendig erscheinende - Aufklärung über die vor mir
erlebten Verbrechen des Kommunismus aufzuzeichnen.
Also
werde ich es nicht zulassen, dass meine Arbeit entstellt und trivialisiert
wird.
Wird
uns die Aufklärung kommunistischer Verbrechen schwer gemacht?
In
der Tat, es ist so!
Und die Zurückweisung und Ausbremsung
der wenigen Opfer des Kommunismus, die ihr „Testimonium authenticum“
literarisch-wissenschaftlich darlegen, beginnt bereits mit einer „Rezension“!
Fazit
des Ganzen:
Wer Angst vor Brandwunden hat, der sollte eine
heißes Eisen nicht anfassen!
Wer ein halbes Leben angepasst war und mit roten
Wölfen geheult hat, der sollte nicht über Revolte und Widerstand schreiben.
Und wer ein Buch nicht gründlich gelesen und
angemessen durchreflektiert hat, der sollte es auch nicht „besprechen“.
Die „Oberleichthindrüberschuscher“ aus
der Rezensenten-Kaste, gegen die bereits der im Banat geborene Dichter vom Weltformat
Nikolaus Lenau wettert, sind noch nicht ausgestorben. Eine einfach
redaktionelle Notiz ist solch irreführenden Besprechungen sicher vorzuziehen.
Der Wahrheitsfindung in einer Welt ohne Moral in der
Zeit der Chamäleons dient solch
fragwürdiger Journalismus jedenfalls nicht.
Carl Gibson, Allein in der Revolte
Eine Jugend im Banat
Aufzeichnungen eines Andersdenkenden –Selbst erlebte Geschichte und Geschichten aus dem Securitate-Staat
J.H. Röll Verlag, Dettelbach, 409 S.
ISBN 978-3-89754-430-7
Preis: 39,90
Eine Jugend im Banat
Aufzeichnungen eines Andersdenkenden –Selbst erlebte Geschichte und Geschichten aus dem Securitate-Staat
J.H. Röll Verlag, Dettelbach, 409 S.
ISBN 978-3-89754-430-7
Preis: 39,90
Eine
Edition des Autors als E-Book ist vorgesehen.
Deutsche Nationalbibliothek:
Das Buch kann über Amazon oder direkt beim
Röll-Verlag in Dettelbach bezogen
werden:
(Die
Titelabänderung von „gegen den Strom“ wird hier begründet,
ebenso
in dem Ihnen vorliegenden Interview-Material.
Material eventuell für eine zusätzliche redaktionelle
Notiz:
Carl Gibson, Allein in der Revolte
Eine Jugend im Banat
Aufzeichnungen eines Andersdenkenden –Selbst erlebte Geschichte und Geschichten aus dem Securitate-Staat
J.H. Röll Verlag, Dettelbach, 409 S.
ISBN 978-3-89754-430-7
„Allein in der Revolte“ –
Eine Jugend im Banat
Aufzeichnungen eines Andersdenkenden –Selbst erlebte Geschichte und Geschichten aus dem Securitate-Staat
J.H. Röll Verlag, Dettelbach, 409 S.
ISBN 978-3-89754-430-7
„Allein in der Revolte“ –
Ein Buch über individuelles Freiheitsstreben während der kommunistischen
Diktatur Ceausescus,
über Rumänien,
über deutsche Identität und Exodus,
über kritische Kommunismus-Aufarbeitung, Vergangenheitsbewältigung und
Neubeginn in Europa
Der Leser wird in „Allein in der Revolte“ Erinnerungen vorfinden, Aufzeichnungen, die sich zum fragmentarischen „Lebensroman“ zusammenfügen, zum „autobiografischen Roman“, der literaturtheoretisch bewertet nur bedingt einer ist, weil das „Romanhafte“ fehlt, das Romantisch-Versponnene und Irreale.
Der Leser wird in „Allein in der Revolte“ Erinnerungen vorfinden, Aufzeichnungen, die sich zum fragmentarischen „Lebensroman“ zusammenfügen, zum „autobiografischen Roman“, der literaturtheoretisch bewertet nur bedingt einer ist, weil das „Romanhafte“ fehlt, das Romantisch-Versponnene und Irreale.
Das Buch ist vielmehr
eine „realistisch gehaltene Zeitstudie“, die zwar nicht die gesamte Existenz
einfängt, aber repräsentative Teile daraus in einer bestimmten Zeit, wobei
möglichst viel von der damaligen Erkenntnisweise herübergerettet werden soll -
die „Perspektive eines jungen Menschen in der Revolte“ gegen einen
selbstherrlichen Staat.
Dargestellt werden
allerdings nur jene biografischen Abschnitte, die zur Erklärung von
Regimekritik, Dissidenz und Widerstand notwendig sind. Dabei erschließt sich
dem Leser das „Psychogramm einer
Diktatur.
Die Kerngeschichte von „Allein in der Revolte – Eine Jugend im Banat“, der Weg eines Jugendlichen deutscher Herkunft in die Auseinandersetzung mit einem totalitären Staat und das „unfreiwillige Hineinschlittern in Dissidenz und Opposition“, wird, umrahmt von Elementen einer musikalischen Komposition - wie im 2008 voraus gegangenen Band des Gesamtwerkes „Symphonie der Freiheit“ - in mehreren Sätzen einer sprachlichen Symphonie eingefangen.
Die Kerngeschichte von „Allein in der Revolte – Eine Jugend im Banat“, der Weg eines Jugendlichen deutscher Herkunft in die Auseinandersetzung mit einem totalitären Staat und das „unfreiwillige Hineinschlittern in Dissidenz und Opposition“, wird, umrahmt von Elementen einer musikalischen Komposition - wie im 2008 voraus gegangenen Band des Gesamtwerkes „Symphonie der Freiheit“ - in mehreren Sätzen einer sprachlichen Symphonie eingefangen.
Der Symphonie-Begriff markiert die offene Struktur des Ganzen, während
die Freiheit das tragende Thema ist, das Hauptphänomen, dem alle anderen
Motive, auch der Widerstand, nachgelagert sind:
Freiheit - großes Thema
mit Variationen bis hin zur Destruktion des Ideals in der freien Welt des
Westens.
Die vielen Facetten und
Nuancen der großen Thematik werden dabei literarisch zum Zusammenklang
gebracht.
Die Geschichte selbst,
in welcher der Name des Protagonisten unwichtig ist, steht repräsentativ für
vergleichbare Schicksale, speziell im zweiten Band, die von anderen Menschen
aus dem ehemaligen Ostblock und in anderen Diktaturen der Welt ähnlich erlebt
wurden.
Neben der
Gewerkschaftsgründung, die eine reale Einzelgeschichte ist, umkreisen die
zahlreichen Miniaturen, Erzählungen und Essays, das Kernmotiv wie Planeten ihre
Sonne, und bilden zwischen Prolog und Epilog angesiedelt, einen Rahmen des
Gesamtgeschehens, das die jüngste rumänische Vergangenheit und die aktuelle
Situation in Rumänen einzufangen sucht.
Der Rhapsodische Block
verweist noch einmal auf die Priorität der freien Form des Dionysischen vor der
Begrenztheit des apollinischen Systems. Auf diese Weise entsteht ein Ausschnitt
aus einer intensiv erlebten Zeit und einer Welt, Vergangenheit spiegelnd und in
die Zukunft ausstrahlend.
Ohne den Anspruch, eine
ausführliche Autobiografie sein zu wollen, wurde diese Sammlung von Geschichten und Essays in erster Linie für den
westlichen Leser geschrieben, für den Deutschen, den Österreicher, den
Schweizer, den Franzosen, der sich für das noch ferne Volk der Rumänen
interessiert - aber auch für das Schicksal der deutschstämmigen Landsleute vor
seiner Haustür, die unter den Völkern des Ostens aufwachsen und die
Kriegsfolgen austragen mussten.
Das Buch soll eine geistige „Heranführung“ sein an
eine noch junge europäische Nation, an das Kulturvolk der Rumänen, die durch
die Jahrhunderte der Geschichte ihrer Selbstwerdung oft selbst Opfer
mächtigerer Konstellationen waren, aber auch ein Element der inneren Versöhnung
unter Deutschen.
Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen werden hier etwas von ihrem Ringen um die schwer zu wahrende, eigene „Identität“ wieder finden und einiges, was ihnen vielleicht „aus der Seele spricht“, während die genuinen Rumänen selbst, denen hier nochmals aus der Ferne die versöhnende Hand gereicht wird, gerade in „Allein in der Revolte“ mit der Perspektive eines Deutschen konfrontiert werden, der sie aus einer Minderheit heraus, aber auch von der eigenen kulturellen Warte aus betrachtet.
Keiner aus den im Werk thematisierten Völker und Volksgruppen wird nur Harmonisches vorfinden, dem er uneingeschränkt zustimmen kann - doch das liegt im Wesen der Sache. Im Blickpunkt des Autors steht, fern von schöngefärbtem Harmoniestreben, die tatsächlich erlebte realsozialistische Gesellschaft in ihrem Querschnitt darzustellen - immer aus der Perspektive des Ankämpfenden, des politisch Andersdenkenden, der manches anders sah, der aber auch heute weit davon entfernt ist, eine ideologische Abrechnung betreiben zu wollen.
Banater Schwaben und Siebenbürger Sachsen werden hier etwas von ihrem Ringen um die schwer zu wahrende, eigene „Identität“ wieder finden und einiges, was ihnen vielleicht „aus der Seele spricht“, während die genuinen Rumänen selbst, denen hier nochmals aus der Ferne die versöhnende Hand gereicht wird, gerade in „Allein in der Revolte“ mit der Perspektive eines Deutschen konfrontiert werden, der sie aus einer Minderheit heraus, aber auch von der eigenen kulturellen Warte aus betrachtet.
Keiner aus den im Werk thematisierten Völker und Volksgruppen wird nur Harmonisches vorfinden, dem er uneingeschränkt zustimmen kann - doch das liegt im Wesen der Sache. Im Blickpunkt des Autors steht, fern von schöngefärbtem Harmoniestreben, die tatsächlich erlebte realsozialistische Gesellschaft in ihrem Querschnitt darzustellen - immer aus der Perspektive des Ankämpfenden, des politisch Andersdenkenden, der manches anders sah, der aber auch heute weit davon entfernt ist, eine ideologische Abrechnung betreiben zu wollen.
Geisteswissenschaftlich betrachtet wird versucht, zusätzlich die Sicht des Philosophen einzubringen. Da dieser der historischen Wahrheit und dem Ethos mehr verpflichtet ist als der absolut frei und somit wertungsfrei gestaltende Dichter, wird er - bis zu einem gewissen Grad auch aus südosteuropäischer Sicht - politisch-gesellschaftlich doch wesentlich anders werten, indem er aufgrund seiner Erfahrungen existenzielle wie ethische Prioritäten setzt, wobei die Klarheit eines Descartes zum Vorbild wird:
Nicht Verdunkelung ist
angesagt, kein Obskurantismus im neuen hermetischen Gewand des Irrealen,
Surrealen und Unmoralischen, sondern ein spätaufklärerisches Erhellen - als
Existenzerhellung und als Welterhellung.
Diese Pressemitteilung wurde auf openPR veröffentlicht.
Carl Gibson
Ketterberg 8
D-97980 Bad Mergentheim
Tel. 07931 99 27 176
Carl Gibson, M.A., geboren 1959 in Temeschburg, Rumänien, aufgewachsen im Banat. Von 1976 bis 1979 engagierte sich Gibson als Bürgerrechtler und Dissident in in Rumänien. Nach seiner Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland (1979) setzte er sich weiter für demokratische Strukturen in Rumänien ein und trat als Sprecher der SLOMR im Westen auf. Ab 1982 studierte er Politik, Geschichte und Philosophie an den Universitäten Erlangen-Nürnberg, Tübingen, Wien, Freiburg und Würzburg. Nach seinem Abschluss (Philosophie, Germanistik, Geschichte) arbeitete er als Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter.
Carl Gibson veröffentlicht seit 1982 und ist journalistisch tätig. Neben wissenschaftlichen Buchpublikationen schreibt Gibson Essays. Gibson lebt seit 1992 überwiegend in Bad Mergentheim, wo er 1993 ein Institut für Wirtschaftsethik begründete, das 2005 zur philosophischen Praxis ausgeweitet wurde. Gibson publiziert auch online und betätigt sich als Blogger.
Veröffentlichungen:
Nikolaus Lenau, Leben – Werk – Wirkung. Heidelberg 1989, Carl Winter Universitätsverlag, Beiträge zur neueren deutschen Literaturgeschichte, Folge 3, Bd. 100.
Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur. Chronik und Testimonium einer tragischen Menschenrechtsbewegung in literarischen Skizzen, Essays, Bekenntnissen und Reflexionen, J. H. Röll Verlag, Dettelbach, 2008. 418 S. Mit 16 Tuschezeichnungen von Michael Blümel.
Aufsätze:
"Nietzsches Lenau-Rezeption" In: Sprachkunst,1986,
"Auftakt mit einer Bestie – oder: Zuckerbrot und Peitsche", In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik.
"Ion Caraion: Der Konflikt zwischen dem Bleibenden und dem Vergehenden." In: Matrix. Zeitschrift für Literatur und Kunst. Herausgeber Traian Pop. Nr. 2
"Das kurze Aufleuchten von Widerstand. Die Gründung und Zerschlagung der ersten freien Gewerkschaft in Rumänien." In: Horch und Guck: Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur.
Diese Pressemitteilung wurde auf openPR veröffentlicht.
Carl Gibson
Ketterberg 8
D-97980 Bad Mergentheim
Tel. 07931 99 27 176
Carl Gibson, M.A., geboren 1959 in Temeschburg, Rumänien, aufgewachsen im Banat. Von 1976 bis 1979 engagierte sich Gibson als Bürgerrechtler und Dissident in in Rumänien. Nach seiner Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland (1979) setzte er sich weiter für demokratische Strukturen in Rumänien ein und trat als Sprecher der SLOMR im Westen auf. Ab 1982 studierte er Politik, Geschichte und Philosophie an den Universitäten Erlangen-Nürnberg, Tübingen, Wien, Freiburg und Würzburg. Nach seinem Abschluss (Philosophie, Germanistik, Geschichte) arbeitete er als Dozent und wissenschaftlicher Mitarbeiter.
Carl Gibson veröffentlicht seit 1982 und ist journalistisch tätig. Neben wissenschaftlichen Buchpublikationen schreibt Gibson Essays. Gibson lebt seit 1992 überwiegend in Bad Mergentheim, wo er 1993 ein Institut für Wirtschaftsethik begründete, das 2005 zur philosophischen Praxis ausgeweitet wurde. Gibson publiziert auch online und betätigt sich als Blogger.
Veröffentlichungen:
Nikolaus Lenau, Leben – Werk – Wirkung. Heidelberg 1989, Carl Winter Universitätsverlag, Beiträge zur neueren deutschen Literaturgeschichte, Folge 3, Bd. 100.
Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur. Chronik und Testimonium einer tragischen Menschenrechtsbewegung in literarischen Skizzen, Essays, Bekenntnissen und Reflexionen, J. H. Röll Verlag, Dettelbach, 2008. 418 S. Mit 16 Tuschezeichnungen von Michael Blümel.
Aufsätze:
"Nietzsches Lenau-Rezeption" In: Sprachkunst,1986,
"Auftakt mit einer Bestie – oder: Zuckerbrot und Peitsche", In: Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik.
"Ion Caraion: Der Konflikt zwischen dem Bleibenden und dem Vergehenden." In: Matrix. Zeitschrift für Literatur und Kunst. Herausgeber Traian Pop. Nr. 2
"Das kurze Aufleuchten von Widerstand. Die Gründung und Zerschlagung der ersten freien Gewerkschaft in Rumänien." In: Horch und Guck: Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur.
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(Die
Gauck-Behörde hat den bereits Titel
angeschafft.)
Von Freidorf aus in die Unfreiheit – Verschleppung Deutscher in die Sowjetunion
Die
Deutschen in Rumänien hatten nach 1945 schlechte Karten. Generell galten sie
als „Hitleristen“ und Faschisten. Als
„Feinde des Vaterlandes“, also der
neu entstehenden „Volksrepublik“, standen sie unter Generalverdacht. Wer
seinerzeit als Volksfeind denunziert
wurde - und jeder Deutsche war aufgrund
seiner „ungesunden nationalen Herkunft“ ein potenzieller Volksfeind - war
schnell im Gefängnis und manchmal rasch ein toter Mann. Gleichzeitig war dies
die Zeit der von langer Hand noch vor Kriegsende in Moskau beschlossenen und
vorbereiteten Deportationen. Von den mehr als vierhunderttausend
Deutschen in Rumänien wurden ab Januar 1945, einem Befehl Stalins folgend, etwa
siebzig- bis achtzigtausend Personen, Männer wie Frauen im arbeitsfähigen
Alter, in die Zwangsarbeitslager der Sowjetunion deportiert, Banater Schwaben
und Siebenbürger Sachsen. Unter ihnen war auch mein Vater; ein unbescholtener,
kaum neunzehn Jahre zählender junger Mann, der nunmehr fünf Jahre seines Lebens
in einem tristen Arbeitslager in der Dnepr-Region bei Kriwoj Rog in der heutigen Ukraine verbringen sollte - als Sühne
für eine Schuld, die er nicht auf
sich geladen hatte.. Nach dem Debakel bei Stalingrad im Jahr 1943 kämpften
neu rekrutierte Volksdeutsche, nahezu 55 000 an der Zahl, - wie es oft plakativ
hieß und heißt - freiwillig in
Verbänden der Waffen-SS für das Deutsche Reich gegen den Bolschewismus, gerade
an jenen Fronten, wo es am härtesten zuging. Entsprechend hoch waren die Opfer.
Von den sechshundert eingezogenen sogenannten „Freiwilligen“ aus Sackelhausen fielen bis zum Kriegsende
einhundertfünfzig Mann für Volk und Vaterland - und, mehr gedrängt als freiwillig, für einen von Anfang an kranken
Führer sowie für Hitlers aberwitzige Wahnvorstellungen von germanischem
Übermenschentum und Lebensraum im Osten.
Vater Jakob Gibson, 1926 in Sackelhausen geboren und dort
aufgewachsen, ein junger Mann mit visionärem Blick und stets freundlichem
Antlitz, war nicht unter den Eingezogenen - vielleicht, weil er ziemlich klein
und schwächlich war; weil er nicht ausreichend nationalistisch fanatisiert war;
vielleicht aber auch nur deshalb, weil er „kein Held“ sein wollte, zumindest
nicht in einer Sache, die ihm fremd war und die nicht die eigene war. Doch
büßen sollte er trotzdem als Teil der deutschen Minderheit - nach den
sonderbaren Gesetzmäßigkeiten der Kollektivschuld der Attischen Tragödie, die
einen Urahn fehlen und dann tausend Nachkommen büßen lässt, über Generationen
hinweg! Schließlich hatten alle deutschen Siedler irgendwann gebüßt, seitdem
die Ansiedlung sie zwischen die Nationen der Ungarn, Serben und Rumänen
versetzt hatte. So betrachtet waren die Deutschen im Banat nicht weniger eine
stigmatisierte Minderheit in Rumänien als die verfemten und auch heute noch
verfolgten Zigeuner aus Hinterindien. Sie saßen alle im gleichen Boot - und
viele genuine Rumänen, die keine Kommunisten waren, mit ihnen.
Der Zufall wollte es, dass Vater, dessen Familie im Herbst
1944 auf Geheiß der Wehrmacht nicht „heim
ins Reich“ geflüchtet war, vielleicht deshalb, weil sie bereits eine Heimat hatten, zusammen mit weiteren
einhundertvierundzwanzig Personen aus Sackelhausen zunächst zehn Kilometer zu
Fuß nach Freidorf marschieren durfte – bei Wind und Wetter in der Eiseskälte
eines Januarmorgens, damit nicht alle mitbekamen, was da vor sich ging. Viele
bürgerliche Juden waren aus deutschen Städten ebenso still und leise aus ihren
Betten geholt, im Morgengrauen zu den Zügen gebracht und dann in zweitausend
Kilometer entfernte Vernichtungslager ins Baltikum verschickt worden. Das war
bekannt. Doch die hehren Kommunisten, die eigentlich bessere und gerechtere
Menschen sein wollten, waren sich nicht zu schade, das ganze „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“
noch mehrfach zu wiederholen, getreu nach Plänen, die Stalin bereits ein Jahr
zuvor selbst ausgeheckt hatte. Die Vergeltung an den Deutschen, wo immer man
ihrer habhaft werden konnte, ob im Banat oder an der Wolga, hatte System. Die den Nazis in effizienter Diversion
vielfach vorgeworfene „Menschenvernichtung in Arbeitslagern“ praktizierten die
Kommunisten nun selbst; und dies sogar im Bewusstsein, das „moralische Recht“
auf der eigenen Seite zu wissen. Stramme Antifaschisten der ersten Stunde –
sogar aus den Reihen der deutschen Minderheit – sahen die Dinge – mit den
Linken der Bundesrepublik und den Offiziellen der DDR - ähnlich. Recht so
sagten sie. Und einige ihrer Nachgeborenen Bert Brechts wiederholten die
gleichen Worte, als sie die Pforte der roten Alma Mater überschritten gute
zwanzig Jahre später. Was an jenem Januarmorgen
1946 geschehen war, interessierte sie nicht weiter.
Vater, ein Jüngling in den besten Jahren wie viele Millionen
in der Wehrmacht, die gerade erst in blindem Gehorsam gen Osten marschiert
waren, stapfte ergeben durch den Schnee, dem nahen Temeschburg entgegen, er,
einer aus der Hundertschaft der anderen Opfer aus Sackelhausen, die nur des
Verbrechens bezichtigt wurden, deutsche
Zivilisten zu sein, Menschen, die sich ihrer Unschuld bewusst, nicht „heim ins Reich“ geflohen waren. Sie
waren zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Fügung des Schicksals? Göttlicher
Wille? Welcher Sinn stand dahinter, Unschuldige zum Schafott zu führen? In Freidorf endete für ihn - wie für alle
anderen aus der Gruppe der zum Leiden Auserkorenen – jede Form von Freiheit! Oder, anders formuliert: Die
Unfreiheiten und Qual eines fünfjährigen Martyriums in Straflager-Verbannung
für eine fiktive, unbekannte Schuld, begann in zynischerweise in Freidorf. Von „Freidorf“ aus sollte es
noch am gleichen Tag auf „Große Fahrt“ gehen – an den Dnepr, sozialistisch
korrekt und human in einem Viehwaggon, in dessen Ecke ein kleines Loch für die
Erledigung der Notdurft eingeschnitten worden war. Der Transport von neunzig
Menschen, eingepfercht in einem Waggon mit zugenagelten Türen, kam zehn Tage
später am Zielort an, in der Ukraine bei Kriwoj Rog. Wenn einer dem Stress
schier unerträglicher Bedingungen nicht gewachsen war, der durfte ableben – wie
die Juden auf dem Weg nach Lettland oder wie das Vieh auf neuzeitlichen
Tiertransporten. Auch „Dezimierung“
war integraler Bestandteil der Vergeltung an den Deutschen.
Zu G. Ortinau
Dass er, das Opfer, die Dinge gerade so sah, vergleichbar
mit Herta Müllers Haltung in „Niederungen“
zur gleichen Thematik und nicht anders, fand ich später in einer knappen
Erzählung bestätigt, die Horst Fassel und Josef Schmidt in dem „Banater Lesebuch“
„An Donau und Theiß“ im Jahr 1986
veröffentlichten. Unter der Überschrift „Kleine
Geschichte“ beschreibt Gerhard Ortinau die Situation seiner Geburt in der
Verbannung: „Den Erzählungen meiner
Eltern ist zu entnehmen, dass ich am späten Abend in einer Art schilfgedeckten
Erdhütte geboren wurde. Im Zimmer befand sich das Wichtigste. Draußen hatten
die Leute tagsüber Tunnels in den mannshohen Schnee geschaufelt, mittlerweile
hatte sie aber der Sturm schon wieder zusammengewirbelt. (…) Ich erblickte am
17. März des Jahres 1953 in dem Weiler Movila Gildaului das Licht des Bărăgans.
Alles andere erfuhr ich aus Büchern und aus Zeitungen: die Fehler, die Zufälle.
Ich habe vieles begriffen, nicht aber meine Eltern. Sie, die sie ihre
Erinnerungen haben, fragen immer noch: warum? Erklärt ihr es ihnen, sie könnten
ansonsten noch einen Irrtum mit ins Grab nehmen. (Es wäre der einzige nicht,
aber es wäre einer mehr.)“ Soweit Gerhard in der Rückschau, in einer
Betrachtung, die er wohl nach unserem Zusammentreffen im Jahr 1980 in Berlin
verfasste? Denn damals besaß er wohl noch keine Schreibmaschine, ein – im Text
oben mit erwähntes –„Luxusgerät“, das im kommunistischen Rumänien während der Ceauşescu
-Diktatur zu den verbotenen Dingen gehörte – wie Waffen, eben weil es eine
Waffe war. Im Gegensatz zu seinen
Eltern, die nicht aufhören wollten zu fragen, warum, kannte Gerhard, der
aufgeklärte Dichter, die richtige Antwort. Dieses „Darum“ und ein „Deshalb“
markierten den Unterschied zwischen uns. Eine
Gesamtverantwortung für eine deutsche Gesamtschuld lehnte ich aus meiner
damaligen Erfahrungswelt heraus ab. Eigenverantwortlich sah ich nur mein Tun
und die Taten meiner Vorväter aus meiner Familie, die rein waren und nichts
Verwerfliches an sich hatten. Was konnte ich mehr verantworten als das eigene
Handeln? Mit den Verbrechen des braunen Diktators hatte ich genau so wenig
zu tun wie die kommunistischen Utopisten meines Umfelds mit den Gräueln des roten
aus dem Kreml. Statt meine Energien „gegen
die eigene Identität“ einzusetzen, konzentrierte ich mich auf die Bekämpfung der kommunistischen Ideologie
und Gesellschaft, die mir in ihrem Wesen heuchlerisch und vielfach verlogen
erschien.
Gebt Gedankenfreiheit - oder: von der unfreien Presse im real existierenden Sozialismus
Die
rumäniendeutschen Politiker der Ceauşescu-Zeit sind alle tot: Nikolaus
Berwanger, Ernst Breitenstein, Eduard Eisenburger. Der interessanteste von
ihnen, der widersprüchlichste, war sicher Berwanger. Durch ihn konnten wir am
Anfang der achtziger Jahre manches innerhalb des Adam-Müller-Guttenbrunn-Kreises
machen, Regimekritisches, andererseits hat er auch manchen Schaden angerichtet.
Was seine wirkliche Rolle war, lässt sich auch heute nicht feststellen, sagt
Richard Wagner in einem Gespräch mit Stefan Sienerth. Damit ist eine Richtung markiert,
die auf eine „höchst ambivalente Figur“
der Temeschburger Neuzeit verweist. Nikolaus Berwanger, Chefredakteur des
deutschsprachigen Regionalblattes „Neue
Banater Zeitung“, die er selbst mit dem Segen und unter der Ägide der
kommunistischen Partei in die Welt hatte setzen dürfen, war zweifellos der
Mittelpunkt des Wortgeschehens. Doch, wem diente und nutzte jene
Miniaturzeitung mit dem Sitz in Temeschburg, die eine Alternative, doch kein
regionales Gegengewicht zum landesweit erscheinenden Neuen Weg, darstellte?
Den Freunden der Mundart vielleicht? Die sich an ihrer
literarisch unterhaltsamen Beilage erfreuten; an der „Pipatsch“, in welcher der leitende Redakteur, der auch ein
Mundartdichter war, am liebsten eigene Beiträge druckte? Einem Temeschburger Bildungsbürger
bot die NBZ kaum mehr als ein Mitteilungsblatt. Der Dialekt war ihm
unzugänglich. Aber auch auf dem Land, wo es sehr verschiedene Dialekte gab, war
es nicht immer einfach, das nachzuvollziehen, was gerade gedruckt wurde. Dessen
ungeachtet war die Zeitung in gewissen Kreisen recht populär und wurde
überwiegend in den Hecke- und Heidedörfern gelesen. Mir entsprach sie nicht, da
sie neben der stark provinziellen Ausrichtung auch noch eine Tendenz ins
Seichte aufwies und oft unkritisch im Unerheblichen verflachte. Heute behagt
mir das zur Beilage zusammengeschrumpfte Blättchen noch weniger, da ich über
dieses Medium, also von Rumänien aus von Richard Wagner angegriffen und
verleumdet wurde, ein Blättchen, das von dem Aktionsgruppenkollegen Wagners
Werner Kremm redigiert wird.
An dem damaligen Blatt, das immerhin einigen wenigen,
weitgehend „angepassten“ Journalisten aus der Region eine gewisse, wenn auch
nicht adäquate Wirkungsstätte bot und auch Mal den Beitrag eines frei Schaffenden abdruckte, störte mich
seinerzeit nicht nur die kurzsichtige Innenschau, die einer Volksverdummung
Vorschub leistete, sondern der grundsätzliche Aspekt, dass die NBZ als
Presseorgan zu keinem Zeitpunkt wirklich
frei war und nie an ein „journalistisches
Ethos“ appellierte. Jetzt, nach drei Jahrzehnten ein solches von
Redakteuren wie Werner Kremm einfordern zu wollen, der sich, fern von
internationalem Presserecht weigerte, meine legitime „Gegendarstellung“ auf Wagners Replik zu drucken, wäre vergebliche
Liebesmüh.
Es ist heute nur schwer vorstellbar, dass kritische und
konsequente Journalisten wie taz- Autor William Totok, Horst Samson, Luzian
Geier, Eduard Schneider und andere, die jahrelang in der Redaktion der NBZ
agierten, dort zuständig für Literatur und Kultur, unter den gegebenen
Verhältnissen über Jahre geistig überleben konnten - solange bis etwa Totok,
offiziell als Übersetzer tätig, aus „Inkompetenz“
und „mangelndem patriotischen Geist“
rausgeworfen wurde. Die „Neue Banater
Zeitung“ war ungeachtet einer gewissen Nischenexistenz genau so wenig
souverän und frei wie die größere
Tageszeitung aus Bukarest, der „Neue Weg“,
in dessen Redaktionstuben mein Landsmann aus Sackelhausen Heinrich Lauer sein
Brot verdiente. Beide Zeitungen deutscher Zunge und die Blätter aus
Siebenbürgen waren genau so unfrei wie alle Zeitungen und Zeitschriften im Land
oder im gesamten Ostblock. Schließlich waren Zeitungen und Zeitschriften „Instrumente
der Meinungsbildung“, die sich nicht in Freiheit
vollziehen sollte. Inzwischen ist
einiges vom Ungeist des Journalismus in den Redaktionen westlicher
Publikumszeitungen angekommen, wo es auch längst nicht mehr um „Wahrheit“ geht,
sondern nur noch um die Durchsetzung bestimmter Positionen, die gerade opportun
und zweckdienlich sind.
Wenn es gesellschaftspolitische Entwicklungen von hoher
politischer Brisanz gab - wie bei der freien Gewerkschaftsgründung SLOMR in
Bukarest und bald darauf durch uns in Temeschburg oder beim Ausbruch von
Studentenunruhen - durfte einfach nicht berichtet werden. Realsozialistische Zeitungen waren reine Mittel der Machtausübung und
des Machterhalts. An den Schalthebeln der Macht in den Zentralen saßen loyale
Stützen des Systems, Handverlesene, die an der Partei- und
Journalismushochschule „Stefan Gheorghiu“ ausgebildet worden waren, leider
Gottes auch Deutsche.
KP- Mann Nikolaus Berwanger war eine der tragenden Säulen
des Systems. Kraft seiner Position als „Chefredakteur“ und Vertrauensmann hatte
er ein serviler Diener des Systems zu sein. Alle Bürger im Land, die sich des
gesunden Menschenverstandes bedienten, wussten, dass die Partei alle
Führungsfunktionen ausschließlich mit loyalen Kräften bestückt hatte, vom
kleinen Meister in der Fabrik aufwärts bis zum „Direktor“, der auch nur
Direktor sein durfte, wenn es der Partei gefiel. Persönlichkeiten, die auf die politische Meinungsbildung Einfluss
nehmen konnten, die besondere Presseaufgaben umzusetzen hatten, wichtige
Multiplikatoren wie er und seine leitenden Mitarbeiter, mussten „ganz auf
Linie“ sein. Das waren die oft ungeschriebenen „Spielregeln“, ostblockweit - und das war allen bekannt. Überall
im kommunistischen System war dies so - also war das auch jedermann bewusst,
der in einem der osteuropäischen Staaten lebte und „offenen Auges durch seine Welt schritt“. Die potjomkinschen
Fassaden waren da – man brauchte nur dahinter zu gucken!
„Gegen den Strom“? „Repräsentant“ ohne Legitimation und Kulturfunktionär im Auftrag
Da jede Medaille zwei Seiten hat und die komplexe Existenz
eines Menschen in schwieriger Zeit viele Facetten aufweist, kann, je nach
veränderter Perspektive, auch das hervor gekehrt werden, was andere nicht
sahen. Es gab viele Möglichkeiten und Gründe, zum Kollaborateur zu werden und
sich in individuelle Schuld zu verstricken, vor allem dann, wenn man erpressbar
war. Und Schriftsteller und Dichter, die ihre Werke veröffentlicht sehen
wollten, waren - viele Beispiele verweisen darauf - tatsächlich erpressbar.
In den Augen seiner damaligen Gefolgsleute und Anhänger war
Berwanger ein sozialistisches Vorbild; eine Person, die sich aus einfachen
Anfängen heraus auf der vielversprechenden Welle des Antifaschismus mit Parolen
in eine soziale Stellung hochgedient hatte, die ihm Ehre und Macht verlieh; die
ihm - im Rahmen einer tolerierten Narrenfreiheit - auch die Möglichkeit bot, „einiges für das Deutschtum in der Region zu
tun, speziell für die Beibehaltung der deutschen Sprache und der
deutschsprachigen Literatur.“ Einiges
an guten und nützlichen Dingen hat Berwanger sicherlich auch bewirkt und
umgesetzt, doch um welchen Preis? Manche,
die ihm näher standen und auch den Kulturbetrieb der Stadt näher kannten, unter
ihnen seine Protegierten und Mitarbeiter bei der NBZ, die heute allesamt in der
Bundesrepublik leben, könnten und sollten, schon aus historischen Überlegungen
heraus, seine Taten ansprechen und seine eventuellen Meriten aus heutiger Sicht
bewerten. Reden wir doch darüber, was er „angerichtet“ hat!
Ein kleines Symposion zu dem Thema „Berwanger“ beim IKGS in
München, dessen Essenzen eigentlich veröffentlicht werden sollten, brachte laut
Presse nicht viel Neues. Das Thema wird nach wie vor kontrovers diskutiert. Je nach Interessenlage wurde auch ich in den
letzten Jahren kräftig munitioniert – von beiden Seiten, wobei es an
gegenseitigen Verfehlungen und Schuldzuweisungen nicht mangelte. Der
vielsagende und in manchen Punkten erhellende Briefwechsel Berwangers mit
früheren „Genossen“ und Freunden - etwa
mit Dieter Schlesak - verstaubt noch unausgewertet in den Literaturarchiven.
Anderes unterliegt dem Datenschutz – Nahrung für neue Mythen.
Mir erschien Berwanger seinerzeit im Jahr 1978 aus meiner
systemkritischen und deshalb nicht gerade objektiven Sicht nur als ein Typus,
den die Rumänen „lichea“ nennen, als
ein saturierter Bonze und ein systemtreuer Opportunist, der auch als willfähriger Literaturfunktionär agierte. Als solchen
hat ihn selbst Richard Wagner in „Ausreiseantrag“
skizziert. Wagner, damals serviler Untertan seines Herrn, müsste es genau
wissen. Er, der Lyriker, diente ihm, dem Chef, dem Chefredakteur und
Mundartdichter, als Chauffeur!
Nur Berwanger heute posthum gar als „Schwimmer gegen den Strom“ stilisieren zu wollen, was auch schon erfolgt
ist, übersteigt jedoch jeden Realitätssinn, jeden guten Geschmack, ist hochgradig absurd, eine Verhöhnung all
jener, die unter solchen Handlangern der Diktatur bis in die Gefängnisse hinein
zu leiden hatten. Wenn Berwanger „gegen
den Strom“ schwamm – wogegen schwamm ich dann selbst in meinem jahrelangen
Ankämpfen gegen Totalitarismus und kommunistische Diktatur? Etwas
Aberwitzigeres lässt sich dem Titel dieses Buches „Gegen den Strom“ kaum noch entgegenstellen!? Berwanger, der, mit
einem sehr bescheidenen Talent ausgestattet, selbst dichtete, menschlich sogar
jovial und bisweilen vielleicht sogar integer sein konnte, war jedoch nicht nur
ein serviler Zuträger des Systems und ein Literaturverwalter. Er war darüber
hinaus - und das wird oft vergessen – ein „waschechter
kommunistischer Politiker deutscher Nationalität“ mit klar definierten
Aufgaben. Er war ein klarer
Funktionsträger und der beratende Ansprechpartner der Kommunistischen Partei
schlechthin, wenn es um Minderheitenangelegenheiten der Deutschen im Banat ging
und Fragen, die uns alle betrafen, auch jenseits der Literatur und Kultur. In dieser Eigenschaft, das wussten
wenige und vergaßen nach dem Umsturz viele Zeitgenossen, griff er direkt in die Existenz seiner donauschwäbischen und Temeschburger
Landsleute ein und bestimmte ihr Schicksal mit.
Für die von ihm wahrgenommenen Aufgaben, die deutsche Minderheit im Banat kulturell
und indirekt auch politisch zu vertreten, hatten viele ehemalige Banater
überhaupt kein Verständnis, da sie zu keinem Zeitpunkt demokratisch legitimiert
war. Mit den Wölfen zu heulen war eine Haltung, die vielen einfachen
Menschen zutiefst fremd war, da das Mitjaulen nur den Schrecken verstärkt, den
das Rudel verbreitet. Für mich, den politisch wie historisch Festgelegten,
waren „Charaktere“, die „ihre Identität“ preisgaben, um ehrgeizig
Karriere zu machen und ihre Selbstverwirklichung zu betreiben nicht mehr als
seelenlose Vehikel der Macht, Marionetten im Tanz, die um den Despoten Ceauşescu
rotierten.
Berwanger, dessen angebliche „antifaschistische Haltung“ ich durch keine entsprechenden Taten belegt
und bestätigt sah, war nur einer unter den sanktionierenden Stützen des Systems
- und er lebte gut dabei. Die Partei dankte es ihm und den anderen in ähnlicher
Position mit Privilegien aller Art.
Immer wenn ich seinerzeit als Jugendlicher über diese
Ungerechtigkeiten nachdachte, kam Wut auf und heftige Erregung. Verrat aus den eigenen Reihen? Da
rebellierte es in mir. Doch Berwanger war nicht nur Journalist, Berufsantifaschist,
Mundartdichter und Politiker; er war ein Tausendsassa und - man mag es gar
nicht aussprechen - er repräsentierte sogar die „Kultur“ in der Region. Er, das Proletarierkind aus dem
Zuckerfabrikhof in Freidorf, bestimmte
über die Kultur eines ganzen Raumes, schlechthin über unsere Köpfe hinweg, selbst
den Gang des Geistes in den Köpfen bestimmte er mit. Als Kultur-„Macher“ war er mir vor allem deshalb
unerträglich, weil er, ähnlich der Schlange im Paradies, als verkappter
Kulturimperialist auftrat, der andere, vor allem junge Künstler, die sich noch
nicht festgelegt hatten, verlockend korrumpierte, einen Köder einsetzend, den
die Partei genehmigt hatte.
Im
Umfeld, wo er mir begegnete, kam ihm die von den Oberen auferlegte Aufgabe zu, den
losen Kreis kreativer Menschen, die dichteten und schrieben, an sich zu ziehen,
ihn zu binden und ihn so zu instrumentalisieren, dass von seinen Mitgliedern
keine geistige Gefahr mehr ausgehe. Mich
wunderte es nur, wie gerne die „sonst so kritischen Geister“ dem „Rattenfänger“
folgten.
Zuviel Macht war in seiner Person gebündelt. Er stand dem „Adam Müller Guttenbrunn-Kreis“ vor und
bestimmte über diesen die Literaturpolitik
der Region. An ihm vorbei konnte kaum ein Schriftsteller debütieren. Er war
früher Lektor, Liktor und Zensor zugleich. Er war der Mann mit der großen
Schere, von dem Heine spricht, er war der Metternich Lenaus. Er war die
Kontrollinstanz, die das „Plazet“ aussprach, der allem seine Weihe und damit
die indirekte Sanktion der Partei gab.
Während meiner seltenen Begegnungen mit diesem selbst ernannten
Mäzen kam es zu keinen Erkenntnissen mit nachhaltiger Wirkung. Kurz: Berwanger beeindruckte mich nicht, da er nur
durch seine Position präsent war, nicht aber als Persönlichkeit von Format.
Vielmehr scheute ich ihn, da mir nichts einfiel, was ich mit ihm hätte erörtern
können, ohne zu heucheln und ohne mich selbst verbiegen zu müssen.
Weshalb ich ihm und dem Kreis meine damals verfassten Texte
vorenthalten habe, fragt man mich heute? Was hätte ich damals im Dialog
erörtern können oder sollen? Mein „antistalinistisches
Zeitromanprojekt“ vielleicht, „Die
Flucht in die Heimat“, in welchem es um stalinistische
Geschichtsschreibung und primär um die Verbrechen der Roten ging, um den
Genozid an Deutschen? Wie hätte Berwanger das unzeitgemäße und ketzerische
Werk aufgenommen? Hätte er geschwiegen? Oder hätte er doch gleich diskret zum
Telefon gegriffen und kurz Hauptmann Pele oder Major Köppe von der „Securitate“
informiert, im typisch vorauseilenden Gehorsam und als potenzielle Empfehlung?
Solch ein Risiko konnte ich nicht eingehen. Mir
fehlte einfach das Vertrauen. Nie konnte ich herausfinden, ob er wirklich
integer war.
Als „Mann des Systems“ unterhielt Berwanger exzellente
Kontakte zum Geheimdienst „Securitate“, namentlich zu ihrem damaligen Chef
Mortoiu. Er soll auch - in einem Anflug von schriftstellerischer Solidarität -
einzelne Dichter, deren Verse gerade auf dem Prüfstand der Sicherheit standen,
aus der Untersuchungshaft herausgeholt haben. Mag sein. Doch sollte man deshalb
auch den verbrecherischen NS-Bonzen Hermann Göring sympathisch finden, nur weil
er von den Vielen auf der „Liste zur
Vernichtung im KZ“ einige Wenige gerettet hat - und dies vielleicht nur aus
dem perversen Antrieb, um seine Macht voll auszukosten?
Aus solchen Überlegungen heraus verhielt ich mich Berwanger
gegenüber stets reserviert, mied seinen Umgang, seine Nähe und reduzierte meine
Rolle in dem weiten, losen Kreis auf die untätige Präsenz eines Statisten, der
alles aus der relativen Ferne einer Ecke beobachtete und auf diese Weise seine
Konsequenzen zog. Lieber im Obskuren
ausharren, als mitschuldig werden an einem geistigen Verrat, der die
Gesellschaft bedrohte.
Berwangers Verhalten erschien besonders dann hochgradig suspekt,
wenn er, ungeachtet der Mangelgesellschaft, in der wir lebten, einem generösen Pascha
gleich, im Bierkeller großzügige Bestellungen für alle aussprach und ebenso
selbstgefällig wie leger die dicke Zeche beglich, aus welchen Mitteln auch
immer. Entsprach das nicht einer
„direkten Vereinnahmung“ junger Menschen? Einer Vorform zur Ermöglichung einer
Buchproduktion? Wer konsequent war, hatte wenig Verständnis für solche
Formen materiellen Bezirzens, die irgendwann in eine weitere Kollaboration münden
konnten. Wer „A“ sagte, musste später
auch „B“ sagen; zunächst zur „Partei“
– und dann, das vergaßen die Dichter, auch zur „Securitate“.
Selbst die erste Stufe der Mitarbeit über Vereinnahmung und
Privilegien hatte nach meiner damaligen Auffassung bereits etwas „Verräterisches“ an sich. Zahlreiche
Menschen aus meinem Umfeld lehnten diese Art des unterwürfigen und speichelleckerischen Vasallentums
ebenfalls ab, weil es weitgehend dafür verantwortlich war, dass die Heuchelei im Land weiterhin triumphieren
und regieren konnte. Es waren die Gleichen, die es ablehnten, der „einzigen Partei“ beizutreten und die
vielen daraus folgenden Konsequenzen negativer Art ertrugen.
Berwanger, der zeitweise im bescheidenen Maße literarisch
aktiv war, publizierte und irgendwann, nachdem ihn seine Minderheit verlassen
hatte, noch vor seinen Schützlingen in der Bundesrepublik ankam, empfand sich
selbst als Mäzen und Protektor junger Dichter, selbstherrlich und freigiebig
wie ein barocker Fürst im Absolutismus. Dank seiner guten Kontakte zur Partei
hat er auch die Edition des einen oder
andern Lyrikbändchens ermöglicht. Wer waren die Nutznießer? Eine „Handvoll
Leute“ aus dem Partei-Umfeld, deren Büchlein in kleiner Auflage allesamt
gedruckt wurden, die aber auch die Preise der Jungendorganisation dieser
totalitären Partei einheimsten – ohne Scham, „Preise“, die später andere Preise
ermöglichen sollten! Als lohnte sich die unethische System-Kollaboration doch?
Über den literaturhistorischen Wert solcher Lyrikeditionen,
die kaum ein Publikum fanden, mag man diskutieren. Vielleicht glaubte Berwanger
daran, so auf dem richtigen Weg zu sein und im Rahmen seiner Möglichkeiten das
herauszuholen, was machbar war. Ihm und seinem Umfeld standen alle Verlagstüren
im sozialistischen Rumänien offen; und er durfte sich als einer der wenigen „ein paar Zwischentöne“ erlauben wie früher
der Hofnarr am Königshof, „leise Kritik“,
die anderen Akteuren sicher eine Verfolgung wegen „antisozialistischer Propaganda“ und somit „einige Jahre Haft“ eingebracht hätten, ganz nach dem Motto: Quod licet Iovi … Immerhin fand ich in
einigen seiner kleinen, unerheblichen Geschichtlein aus dem realsozialistischen
Alltag mit satirischem Unterton mehr „Kritik“
vor, als in Herta Müllers „Niederungen“, wo
nur die „deutsche Gemeinschaft“ des
Banats unter Anklage stand. Weshalb ließ Berwanger dieses Spott-Bändchen gegen
das eigene Volk zu? Weshalb förderte er es gar direkt oder indirekt? Vielleicht
um mit den rumänischen „Genossen“ aus
der Kommunistischen Partei einmal genüsslich über die „dummen Deutschen“ im Land zu lachen?
Januskopf - Ein Bild im Wandel
Nikolaus Berwanger, der eigentlich erst sehr spät als „Poet“ debütierte, eigentlich als
„Mundartdichter“, erst 1976, zu dem Zeitpunkt, als ich mit seinem erstmals Kreis
in Berührung kam, wurde von der späteren „regionalen
Literaturkritik“ recht schonend behandelt, verständnisvoll, ja gnädig -
selbst von Personen, die unter dem von ihm gestützten System als Literaten zu
leiden hatten wie Herbert Bockel, dessen Dissertation am Anfang der siebziger
Jahre nach Faschismustendenzen untersucht wurde. Bockel, dem die zahlreichen ambivalenten und
fragwürdigen Verhaltensweisen Berwangers sehr wohl bewusst sind, findet in
einem 1997 gehaltenen, veröffentlichten Vortrag auch manches Positive und
Lobenswerte an dem Mundartdichter, bisweilen auch ein paar tiefgründige Zeilen.
Berwanger, der glaubte, seine Zeit gelebt zu haben - und
nicht sein Leben, wurde ein Opfer seiner
Zeit, weil er ihren „Ungeist“ mittrug und sich vom billigen „Zeitgeist“ tragen
ließ. Als er seine „herausgehobene
Stellung des einzigartig Privilegierten“ doch noch aufgab, was für eine gewisse menschliche Größe spricht, für
späte Einsicht und Reue - und von einer Besuchsreise in die Bundesrepublik
nicht mehr nach Temeschburg zurück reiste - katapultierte
er sich selbst in die Bedeutungslosigkeit und in die Isolation. Die
Anfeindungen in der Bundesrepublik aus konservativen Kreisen gingen über die
Würdigung der spärlichen Meriten hinaus. Die Kompromisshaltung des Paktierers,
der aus dieser Haltung heraus vielleicht auch etwas an Gutem bewirken konnte,
wurde von vielen ausgereisten Landsleuten genauso wenig verstanden und geachtet
wie einst von mir im zarten Alter von achtzehn Jahren. Doch Berwanger wurde nicht nur von seinen früher oft übergangenen
Landsleuten geschnitten, gar bestraft und von seinen marxistischen Zöglingen,
die sich allesamt von ihm abwandten, sondern auch von der
bundesrepublikanischen Gesellschaft, die ihn der Anonymität und der
Bedeutungslosigkeit preisgab. Das Resultat war existenzielle Verbitterung,
die aus einer späten, in der Bundesrepublik entstanden Lyrik herausgelesen
werden kann. Nach seiner Flucht 1984 saß er nicht nur „zwischen den Stühlen“; er geriet sogar zwischen die gnadenlosen
Mühlenräder aus Stein, die ihn letztendlich zermalmten. Ob er noch eine späte
Würdigung erfahren wird für das Positive, was er in einem ausgefüllten Leben „zwischen den Fronten“ als „ehrlicher Makler“ geleistet hat? In
seiner Heimatstadt Temeschburg hat man immerhin eine Straße nach ihm benannt,
nicht in „Freidorf“, sondern zentral,
im Herzen der Stadt. Wenn das nicht mehr ist, als nur der Wink einer alten
Seilschaft? Viele Fragen bleiben offen – Raum für die Forschung!?
Ob eine aktive „Kollaboration“
der deutschen Minderheit mit der RKP überhaupt sein musste, um das
Überleben der Kultur zu sichern und im Interesse vieler Menschen, das ist eine
Grundsatzfrage, die hier nicht zu Ende diskutiert werden kann. War sie
notwendig? Wie weit konnte, durfte man gehen? Wurde sie von den richtigen Personen
wahrgenommen? Und hat Berwanger das Maximale herausgeholt, bevor er sich 1984
von den „Kommunisten“ endgültig
absetzte? Ob er auch „über seinen
Schatten springen“ konnte, ob er es „durfte“, um sich dabei „Freiheiten herauszunehmen“ wie andere
Protegés in anderen Diktaturen, Narrenfreiheiten, die gar „Regimekritisches“ ermöglichten?“ Ob Berwanger gar die „schwere Last des Amtes“ nur aus „Altruismus“ angenommen hatte, um, sich selbst aufopfernd, für die „Deutschen im Banat Gutes zu tun“?
Vielleicht! Vielleicht auch nicht! Ob er das, was er tat, vor seinem Gewissen
rechtfertigen konnte? Später scheint er wirklich einiges bereut zu haben? Ob er nur da war, eingesprungen war, um
einen „Schlimmeren an gleicher Stelle zu verhindern“?
Das alles sind Denküberlegungen beruhend auf Fakten, die
jedem von uns, ob Schriftsteller, Dissident oder normaler Staatsbürger, mehr
oder weniger bewusst waren. Vieles aber, was beim Wägen der Meriten und
Verfehlungen wichtig wäre, ist noch nebulös und unbeantwortet. All das wird
auch noch eine Weile im Bereich der Spekulation verbleiben, nicht zuletzt
deshalb, weil enge Wegbegleiter, die
Licht ins Dunkel bringen könnten, nur das zu seiner Person aussagen, was ihnen
aktuell in den Kram passt, Leute wie Richard Wagner, die nicht „historisch
aufklären“, sondern rücksichtslos bis impertinent die „Version“ und
„Interpretation“ der Ereignisse in die Welt setzen, die den „eigenen
Interessen“ dient. Das habe ich in meiner Auseinandersetzung mit ihm auch
in der Sache Herta Müllers innerhalb von zwei Jahren immer wieder erfahren
müssen.
„Regimekritisches“
jedenfalls hat – nach meinem Erkenntnisstand – weder Berwanger ermöglicht, noch
einer aus dem kommunistischen Umfeld, am wenigsten der von ihm geförderte
KP-Genosse Richard Wagner, der „kein Dissident“ sein wollte und deshalb mit der
„Metapher“ opponiert haben will, nach eigener Aussage unter einer Tarnkappe
versteckt.
Grotesk! „Regimekritisches“!? Ein
schönes Thema für eine Abhandlung, für eine Apotheose oder eine Apologie. Schon
seit längerer Zeit warte ich auf einen Bericht über die regimekritischen Aktivitäten der Linksintellektuellen aus
Berwangers Umfeld vor 1985. Bisher ist er ausgeblieben - vielleicht kommt
er noch!
Ironie des Schicksals: Gerade
diejenigen unter den linken Literaten, die Berwanger als Mäzen, Mentor und
Protektor wohl am meisten verdanken, ignorieren ihn heute fast vollkommen
und tun so, als ob sie ihn und seinen
Kreis nie gekannt hätten. Undank ist der Welt Lohn – Unser oberster
Repräsentant im Ceauşescu -Staat könnte
ein Lied davon singen, auch eines von „kommunistischer
Solidarität“, wenn er denn nicht bereits verstorben wäre. Bereit „auszupacken“ war er in jedem Fall, zumal er die Selbstinszenierungen,
Stilisierungen und Retuschierungen gerade in der Vita von Herta Müller nach
ihrer Ankunft 1987 in der BRD nicht mittragen wollte. In einem weitgehend
nur Insidern bekannten Interview an entlegener Stelle in der Zeitschrift für
Politik „Düsseldorfer Debatte“,
namentlich in dem Gespräch mit Volker Kaukoreit, plaudert der einst mächtige
Mann des Banats aus dem Nähkästchen und sagt dort mehr, als Herta Müller
angenehm sein kann. Auszüge aus dem brisanten Dialog wurden von mir in der
internationalen Presse mehrfach zitiert und kommentiert – trotzdem: Die Karawane
zieht weiter … ohne dass bestimmte historische Details weite Kreise
interessieren würden.
Nikolaus Berwanger, von mir und anderen Oppositionellen
seinerzeit als reiner Funktionsträger der KP wahrgenommen, interessiert heute
primär als „Zeitzeuge“. Da er eine
Schlüsselposition innehatte, kann sein Schrifttum viel über das „Innenleben des Systems“ aussagen;
darüber hinaus auch noch einiges zum literarischen Werdegang früherer
Systemzöglinge, deren Lebenslauf gerade in
Sachen Opportunismus und Kollaboration manche dunklen Stellen aufweist.
Weshalb
er sich absetzte und wie es ihm gelang zu fliehen, ohne dass die „Securitate“
dem langjährigen Vertrauensmann der KP in hoher Stellung ein Mordkommando
hinterherschickte, das ist eine andere Geschichte.
Vielleicht gelang es ihm, sich zu arrangieren? Vielleicht baute man ihm eine „goldene Brücke“ und ließ ihn ziehen,
wohl wissend, dass er zwischen den Fronten und in der Bedeutungslosigkeit
landet? Wie auch immer! Fakt ist allerdings, dass Berwanger floh, als der Exodus
der Deutschen im Banat über doppelte Freikaufzahlungen auf seinen Höhepunkt
zustrebte. Ein interessanter Zeitpunkt, denn Herta Müller und ihr KP-Gatte
Richard Wagner sagten damals noch „Nein“ zu
einer Ausreise in die BRD. Sie wollten in Ceauşescus Staat bleiben!
Weshalb? Weil es ihnen dort schlecht ging? Weil sie verfolgt
wurden? Weil sie gar gemartert wurden? Ganz im Gegenteil! Ceauşescu ließ sie
reisen! Herta Müller kam seit 1984 bis zu ihrer Ausreise mehrfach in die
Bundesrepublik, während ihr KP-Gatte 1985 zum Schriftstellerkongress nach
Münster in Westfalen durfte – vier Jahre vor der Wende. Berwanger lief davon –
seine Zöglinge Müller und Wagner blieben! Weshalb?Securitate- Dokumente aus der "Opfer Akte" des Oppositionellen
Carl Gibson bei der CNSAS
Original-Dokumente können wesentlich zur Vergangenheitsaufarbeitung beitragen.
So mancher informelle Mitarbeiter des kommunistischen Geheimdienstes "Securitate" hat inzwischen unter der erdrückenden Last veröffentlichter Dokumente eingeräumt, für die "Securitate" tätig gewesen zu sein.
Unliebsames oder Aussagen, die nicht in das aktuelle Image passen oder dem eigenen Mythos zuwiderlaufen, einfach als "gefälscht" abzutun, wird bei genauerer Betrachtung nicht funktionieren.
Wichtig:
In meiner Akte aus dem Zeitraum 1977 - 1981 sind nach meiner Einschätzung keine Dokumente zu finden, die nachträglichvon der "Securitate" eingefügt worden wären.
Das nachträgliche Fälschen von Dokumenten ist zwar denkbar und möglich, doch nicht wahrscheinlich.
Das "Verfälschen" von "historischer Wahrheit" erfolgt primär durch das
"Weglassen"und "Entfernen" von Dokumenten in den Akten, also durch systematisches "Säubern" bzw. durch das Tilgen (Eliminieren) von ganzen Dossiers.
Es ist bekannt, dass "Dossiers" sogar vollständig verschwanden.
Gerade Akten von Personen aus Politik und Wirtschaft, heute in Amt und Würden und seit dem Umsturz bzw. dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems im Ostblock in einflussreichen Positionen, sind einfach unauffindbar.
Noch vor dem Einblick in die eigene Opfer-Akte habe ich wichtige Dokumente auf meiner Homepage veröffentlicht, u. a.
Urteil, Entlassungsschein aus dem Gefängnis etc. sowie Fotos vom Ort des Oppositionsgeschehens in Temeschburg im Banat, unter:
http://www.gibsonpr.de/
- Bilddokumentation.
An dieser Stelle präsentiere ich der interessierten Öffentlichkeit weitere Dokumente.
Der rumänische Text ( für viele Leser leider sprachlich nicht nachvollziehbar!) wird knapp erläutert.
(Zur Ansicht bitte das einzelne Dokument anklicken oder aufzoomen!)
In diesem zweiten Band, der nur einen Torso darstellt, fehlt die Dokumention meiner Aktivitäten im "rumänischen Exil",
namentlich die Vorgänge um die Beschwerde der ILO der UNO (Vereinte Nationen) über die CMT ( Confederation Mondial du Travail), wo ich 1981 als Auslandssprecher der unterdrückten SLOMR auftrat und als Hauptzeuge der ILO/CMT gegen die Regierung Ceausescus aussagte.
Die mehrsprachige Dokumentation ist auch heute noch im Internet abrufbar, unter:
http://webfusion.ilo.org/public/db/standards/normes/libsynd/LSGetParasByCase.cfm?PARA=2657&FILE=1066&hdroff=1&DISPLAY=CONCLUSION,BACKGROUND
In diesem Dokument wird beantragt, den im westlichen Exil seit 1979 staatsfeindlich aktiven Carl Gibson auf die Liste der "unerwüschten Personen" zu setzen.
Bezeichnend:
Der - sonst strikt vermiedene Begriff "SLOMR" für die freie Gewerkschaft rumänischer Arbeiter, die
ich in Temeschburg nach der Niederschlagung in Bukarest neu ins Leben rief, wird explizit erwähnt.
(Schließlich schrieb die "Securitate" an sich selbst - und konnte so "Klartext" reden.)
Ferner heißt es, ich ( Carl Gibson) würde andere Ausreisewillige ermutigen und aufhetzen.
Typisch Securitate:
Der "Feind" kam immer aus dem Ausland - eine bequeme Art, das Versagen des sozialistischen Systems zu rechtfertigen
Ein Zusammenbruch des kommunistischen Systems in Osteuropa war 1981 noch nicht absehbar.
Dem Antrag wird entsprochen -
Der Nichtdiplomat Carl Gibson wird zunächst für "5 Jahre" de facto zur "persona non grata" im Rumänien Ceausescus - faktisch aber bis zur Rumänischen Revolution im Herbst 1989 und noch darüber hinaus, da die Kommunisten um den Altstalinisten Ion Iliescu als Präsident noch weitere 7 Jahre das politische Sagen hatten.
Mitglieder der SLOMR- Temeschburg, die nach ihrer Ausreise (ab 1979) versuchten,
ihre zurück gelassenen Verwandten im kommunistischen Rumänien zu besuchen,
wurden allesamt an der Grenze abgewiesen - bis 1989.
Da mir vielfach massiv seitens der Securitate gedroht worden war, unternahm ich nie den Versuch, nach Rumänien zu reisen.
Erst in diesem Jahr (2010) wurde die "Heimkehr ins Banat" möglich - nach mehr als 30 Jahren Abwesenheit.
Denkmal für die Opfer der antikommunistischen Revolution von 1989, die in Temeschburg ihren Anfang nahm.
Im Hintergrund die Oper.
Aus Carl Gibsons Securitate- "Opfer- Akte" -
Dokumente zur frühen Regimekritik
In den Jahren 1976/1977 - ich war damals 17 Jahre alt - wurde es ernst.
Wie viele andere Jugendliche aus meinem Umfeld im deutschsprachigen Banat,
wollte ich in die Bundesrepublik ausreisen,
während die Linken, Marxisten, Antifaschisten aus der Literaturszene noch eine Weile "bleiben" wollten.
Gehen oder bleiben?
Das war damals die Frage!
Die Einen "arrangierten" sich mit den gesellschaftlichen Verhältnissen im Land, auch mit der Kommunistischen Partei (KP),
denn sie wollten Karriere machen!
Gut leben!
Die Anderen opferten alles, um frei zu sein,
um die Diktatur Ceausescus zu verlassen,
selbst um den Preis ihres Leben an der "Grünen Grenze".
Die Vielen aus der deutschen Gemeinschaft der Banater Schwaben standen dem Kommunismus skeptisch gegenüber -
und sie standen uneingeschränkt zur Bundesrepublik Deutschland.
Ich war einer aus der großen Schar, jung, rebellisch, kritisch, direkt.
Ein Brief an die "Deutsche Liga für Menschenrechte", in welchem ich 1976 betonte,
ich wolle das Land "so oder anders" verlassen,
rief erstmals die "Securitate" richtig auf den Plan,
namentlich Untersuchungsrichter Hauptmann Petre Pele und Major Rudolf Köpe
(beide ausführlich in meinem Werk "Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur",2008 porträtiert!)
Der zweite Band (Gegen den Strom) konnte aus Gründen, die ich nicht zu verantworten habe, leider noch nicht veröffentlicht werden.
Das Dossier "Gibson Karol" NR. I 257 993 Bd. 1 wurde unmittelbar nach meiner Ausreise im Jahr 1980 "mikroverfilmt".
Er wird von Hauptmann Petre Pele und Major Köpe verwarnt, nachdem seine Fluchtabsichten bekannt geworden waren.
Carl Gibson muss sich verpflichten, während des Unterrichts am Nikolaus Lenau-Gymnasium nicht weiter regimekritische Äußerungen vorzunehmen und Vergleiche mit der Bundesrepublik herzustellen.
Das "Nikolaus-Lenau-Lyzeum" in Temeschburg, Banat, im Herbst 2010
Ein Spitzel ("Rodica") hatte die kritischen Aktivitäten des aufmüpfigen Schülers der "Securitate" gemeldet.
Spitzelbericht der Quelle "Rodica" über Äußerungen des Lehrers am Lenau-Gymnasium
Rudolf Richter-
Richter hatte im Gespräch mit einem Kollegen die permanenten regimekritischen Äußerungen eines Schülers (Carl Gibson) und seine Vergleiche Rumänien mit der BRD erwähnt.
RKP - Mitglied Rudolf Richter wird bald darauf in einem Gespräch mit der Securitate ( Pele, Köpe) die Identität von Carl Gibson preisgeben müssen.
Sonst hätte er seine gute Position als Lehrer an einer der wenigen Elite-Schulen im Land eingebüßt.
Der kaum achtzehn Jahre alte "Regimekritiker" Carl Gibson ist jetzt als staatsfeindlicher Bürger (1977) aktenkundig.
Der Domplatz in Temeschburg, in unmittelbarer Nähe von Lenau-Schule, Gericht und Bastei
das sich mehr und mehr zur Diktatur wandelte.
Die Synagoge - Temeschburg, immer schon ein Ort der Toleranz.
Major Rudolf Köpe legt fest, dass der potenzielle Staatsfeind Carl Gibson ab sofort "observiert" wird.
Gleichzeitig ist Untersuchungsrichter Hauptmann Petre Pele bereit, ein "Strafverfahren" gegen Carl Gibson vorzubereiten.
Ab diesem Zeitpunkt sammelt die Securitate Spitzelberichte, in welchen dem Regimegegner Carl Gibson Straftaten bescheinigt werden (Fluchtplanung für andere, Devisenvergehen etc.).
Offenbar wurde Druck auf Personen aus dem weiten Bekanntenkreis Carl Gibsons ausgeübt, um solch belastende Erklärungen ( die sich in der Akte finden) zu beschaffen.
Die
alte Bastei aus der k. u. k. -Zeit - Treffpunkt Andersdenkender, Ort
der "Konspiration" und der Aushorchung durch Spitzel der Securitate.
Zur
Opposition von Carl Gibson -
Sympathisant der Menschenrechtsbewegung von Paul Goma
Original-Erklärung Carl Gibsons
als Anhänger der
Menschenrechtsbewegung
von Paul Goma
im Frühling 1977
Im März 1977 bebte in Bukarest die Erde.
Die Naturkatastrophe richtete schwere Schäden an.
Sitz der Regierung Rumäniens in Bukarest, Oktober 2010
Gleichzeitig gab es in der rumänischen Hauptstadt ein kleines "politisches Beben",
das die regierende Kaste um Nicolae Ceausescu zutiefst verunsicherte.
Im Gefolge der "Charta '77"-Bewegung von Vaclav Havel und Pavel Kohout
in der Tschechosklowakei hatte der
rumänische Schriftsteller Paul Goma
zur Solidarität mit der Bürgerbewegung im Bruderstaat aufgerufen und nationale Reformen angemahnt.
Daraus entwickelte sich die so genannte "Paul Goma Menschenrechtsbewegung".
Einer der Sympathisanten und potenzieller Unterzeichner der von Goma ausgearbeiten und veröffentlichten "Petition", die sich an Ceausescu und die KP richtete,
war der Jugendliche Carl Gibson aus dem Banat.
Die langjährige Machtzentrale von Diktator Nicolae Ceausescu:
Das ehemalige Zentralkomitee der Rumänischen Kommunistischen Partei,
heute Sitz von diversen Ministerien.
Carl Gibson wurde vor Gomas Appartement im Viertel "Drumul Taberei", Bukarest verhaftet
und musste die oben publizierte Erklärung abgeben.
Wie es heißt, wurde er "eingeladen", eine Erklärung abzugeben,
"freiwillig"!
Teile der Erklärung wurden dem jungen Deutschen aus dem Banat in die Feder diktiert,
speziell der Passus, er wolle "nur" ausreisen,
diese Ausreise durch den Protest und die Unterzeichnung der Petition Gomas beschleunigen -
er strebe aber keine "politisch-gesellschaftlichen Veränderungen" an.
Der Triumphbogen in Bukarest,
unweit das Diplomatenviertel mit der Deutschen Botschaft,
der Carl Gibson auf der Suche nach Unterstützung seit 1976 regelmäßig Besuche abstattete.
Die Aktion, an Paul Gomas kommunismuskritischer Menschenrechtsbewegung mitwirken zu wollen, sollte für Carl Gibson noch zahlreiche Konsequenzen haben,
Verfolgung, Bespitzelung, ein "Schauprozess" in der Vorzeige-Fabrik "1. Juni" , Verhöre, U-Haft u. a. mehr.
"Schauprozess" nach stalinistischer Art in der Fabrik "1 "Juni" -
Kritik und Autokritik Dokumente CNSAS
Stalins Erben in Rumänien - vor dem "Tribunal der Arbeiter"
Es war Partei - und Staatschef Nicolae Ceausescu persönlich,
der anordnete, alle Unterzeichner und Sympathisanten der
"Paul Goma-Menschenrechtsbewegung"
sollten vor ein "Arbeiter-Tribunal" in den Betrieben gestellt,
kritisiert und moralisch verurteilt werden .
Carl Gibson erlebte seinen "Schauprozess" nach stalinistischem Muster in der Trikotwarenfabrik "1 Iunie" in Temeschburg.
Vor einer Abordnung von "Securitate", Partei ( Rumänische Kommunistische) , Betriebsleitung und einer Anzahl von etwa 150 Arbeitern ( die Zahl stammt aus dem Report von Securitate-Major Köpe) sollten Arbeiter des Unternehmens den Rebellen aus ihren Reihen
"demaskieren",
ordentlich kritisieren und zur Räson rufen.
Die Veranstaltung wurde durchgeführt - sie brach aber in sich zusammen und musste bald abgebrochen werden, als die Fabrikarbeiter sich mit dem angeklagten Kollegen Carl Gibson solidarisierten, dafür aber tatsächliche Probleme des sozialistischen Alltags anzusprechen begannen.
Carl Gibson wurde nach der Maskerade aus dem Betrieb entfernt und ohne jede Kündigung entlassen.
Das Arbeitsverhältnis bricht im Juli 1977 abrupt ab.
Damit wird Carl Gibson die Grundlage entzogen, den Weg zum Abitur im "Nikolaus Lenau-Gymnasium" (Abendkurs) weiter zu beschreiten.
Das hier weiter unten publizierte Dokument ist "schön gefärbt" und enthält
die "Kritik-Berichte" loyaler Arbeiter und der Betriebsleiterin,
Direktorin Iulia Pasca, die bei der sonderbaren Veranstaltung nicht einmal anwesend war.
Die Schönfärberei wurde dann von der Securitate in Timisoara (Temschburg) ins Innenministerium nach Bukarest übermittelt.
Es war die Rumänische Kommunistische Partei selbst,
die auf ihrem Parteitag zu Kritik und Autokritik aufgerufen hatte -
nur am obersten Führer der RKP Nicolae Ceausescu war keine Kritik zugelassen - wie bei Kim und Mao!
Securitate- Major Köppe vermerkt den Vorgang in einem Bericht:
Nach der Entlassung aus dem Betrieb war Carl Gibson "vogelfrei"
und konnte jederzeit wegen "Parasitismus" verhaftet
und auf der Grundlage des Dekrets 153 abgeurteilt und ins Gefängnis geworfen werden.
Köpe bestätigt mein Festhalten an der Ausreise in die BRD.
Die Rumänische Kommunistische Partei Ceausescus ist Auftraggeber der "Securitate" -
Wichtiges Dokument
In linken Kreisen wurde bereits 1985 und dann nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa die These in Umlauf gebracht,
der repressive Geheimdienst der Ceausescu-Diktatur "Securitate"sei "ein Staat im Staat" innerhalbdes real sozialistischen Systems gewesen.
Das war und ist eine Selbstlüge im Versuch, die eigene Mitgliedschaft in der Rumänischen Kommunistischen Partei klein zu reden,
zu verniedlichen,
um so von der Mitverantwortung aller Partei-Mitglieder abzulenken.
Die Kommunistische Partei -
und das ist die Summe aller Mitglieder und Funktionäre -
ist für den ökonomisch-politischen Niedergang des Landes und den totalen Ruin in Rumänien allein verantwortlich.
Die Linken und langjährigen KP-Mitglieder auch deutscher Zunge,
die ursprünglich wohl von idealistischen Antrieben geleitet eigentlich die unzulängliche "real sozialistische" Gesellschaft über Kultur und Literatur positiv zu verändern gedachten,
wollen nun, nachdem sie die Fronten gewechselt haben und im Freien Westen Aufnahme und ein Auskommen gefunden haben,
plötzlich nur noch quasi apolitische "Mitläufer"gewesen sein, Opportunisten, die allein aus Laufbahngründen der Kommunistischen Partei Ceausescus beitraten.
10, 15 Jahre Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei sind über Nacht vergessen?
Altkommunisten,
die seinerzeit die "Zeichen der Zeit"eklatant verkannten
und auf eine totalitäre Monopol-Partei Nicolae Ceausescus setzten,
wollen nun selbst als Verfolgte gelten,
als Widerständler -
und, wie damals schon, wieder als die "Guten und Gerechten",
wo sie doch nur opportunistische Wendehälse sind, schnöde Pharisäer,
die Fakten verdrehen, um eigene Ziele zu verfolgen - jenseits der historischen Wahrheit.
Dass einige aus ihren Reihen "ideologische Scharfmacher" waren,
echte Propagandisten der Kommunisten-Partei
wie Herta Müllers zweiter Ehemann, Dichter Richard Wagner aus Perjamosch im Banat,
wird verschwiegen, verdrängt und der deutschen Öffentlichkeit vorenthalten.
In diesem Palazzo hatte sich die Arbeiter- und Bauern-Partei der Kommunisten wohlig eingenistet.
Das Beste war für die Parvenus aus dem Nichts gerade gut genug.
Als Carl Gibson seinen Bürgerprotest in dieser Machtzentrale loswerden wollte, quittierten RKP und "Securitate" das mit Entrüstung - non licet!
Aus dem unten publizierten Dokument, wo der Fall Carl Gibsons auf dem Schreibtisch des
"Ersten Sekretärs der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP) "Genosse Telescu"
landet,
der dann "genehmigt", wie weiter zu verfahren sei,
wird ein gewichtiger Aspekt überdeutlich:
Es ist allein die "Kommunisten-Partei" von Diktator Nicolae Ceausescu ,
die im "sozialistischen Rumänien" nach 1965 das Sagen hat.
Der repressive Geheimdienst "Securitate" ist als Teil der Exekutive der Kommunisten-Partei untergeordnet und ein Vollzugsorgan, dass Ideologie umsetzt und Befehle der obersten Parteiführung ausführt.
In der DDR war es nicht anders:
Die "Staatssicherheit der DDR"war "Schwert und Schild der Partei" -
und die SED mit ihren Vasallen-Parteien "hatte immer recht"!
Nach der Mitwirkung Carl Gibsons an "Paul Gomas Menschenrechtsbewegung" ist Aktionismus angesagt.
Um das seinerzeit noch positive Image von Partei- und Staatschef Nicolae Ceausescus auf der politischen Weltbühne nicht zu gefährden, wird Druck aus dem Kessel abgelassen -
Paul Goma wird im Jahr 1978 ausgewiesen.
Er lebt bis heute in Paris, im Exil.
Unterzeichner und Sympathisanten der mit Gomas Namen verbundenen Menschenrechtsbewegung dürfen zum Teil ausreisen.
Carl Gibson soll "allein" ausreisen, ohne Eltern und Bruder.
Die Familie soll quasi als Geisel in Rumänien zurück bleiben, um den Ausgereisten im Westen mundtot zu machen.
Carl Gibson lehnt diese bei anderen aus einem Umfeld erfolgreich praktizierte Methode ab und setzt seine Regimekritik unbeirrt fort.
Ab diesem Zeitpunkt übernimmt der große KP-Chef im Kreis Temesch das Heft des Handels, "Genosse Telescu "-
Er wird bald bestimmen, dass die gesamte Familie Jakob und Anna Maria Gibson aus Sackelhausen, unmittelbar neben Temeschburg gelegen, die so genannten "großen Formulare" erhalten wird.
Dessen ungeachtet wird Bukarest diese Ausreise nach lange Zeit blockieren.
Die Unterschriften "Major Köpe" etc. beweisen, dass die "Securitate"
der "politischen Führung im Land" ,
der Rumänischen Kommunistischen Partei (RKP), den Fall Carl Gibson unterbreitete
und Weisungen abwartete.
Kurioserweise wird der Name "Gibson Karl" im oben veröffentlichten Dokument einmal sogar "richtig" geschrieben,
nach diversen Abweichungen "Gipson", "Gybson", "Chibson"
bzw. "Carol" oder Karol" etc. etc.
Das lange erwartete Ausreisedokument Carl Gibsons -
Ein "Reisepass für Staatenlose",
ausgestellt vom Innenministerium der Sozialistischen Republik Rumänien am 21.Mai 1979.
(Carl Gibson saß zu diesem Zeitpunkt im Gefängnis Popa Sapca in Timisoara ein.)
"Hungerstreik" in Bukarest -
Verzweifelter Bürgerprotest im Innenministerium Rumäniens 1977
Carl Gibsons Hungerstreik-Erklärung im Innenministerium, Bukarest, 21. September 1977
Verzweiflungstaten dieser Art waren ohnmächtige Formen des Bürgerprotests gegen selbstgefällige Parteifunktionäre und einen ignoranten Staat auf dem Weg in die Diktatur.
Securitate-Bericht zur "Hungerstreik"-Aktion von Carl Gibson am 21. September im Innenministerium in Bukarest.
Das Vorbild schlechter Berater aus dem Ausland wird ebenso hervorgehoben wie künftige "Maßnahmen der Bearbeitung und Überwachung" von Carl Gibson und der gesamten Familie.
Verzweiflungstaten im Versuch, elementare Menschen- und Bürgerrechte gemäß den KSZE-Beschlüssen von Helsinki durchzusetzen, kulminierten gar in Selbstverbrennungen nach dem Vorbild von Jan Palach in Prag beim Einmarsch der Sowjets 1968.
Bürgerprotest im "demokratischen Rumänien" Anno Domini 2010, 3. Oktober
vor dem Gebäude des ZK der RKP, der ehemaligen Machtzentrale Ceausescus.
An diesem Ort lief die "Revolution"ab, die zum Sturz des Diktators führte:
Eine Gruppe Oppositioneller ruft die "Miscarea verzilor" ins Leben -
es ist der Versuch, eine bewegung bzw. Partei der "Grünen" in Rumänien zu gründen,
um eine alternative, vor allem gegen Korruption gerichtete Politik durchzusetzen.
Zufällig erlebt und fotografisch dokumentiert.
Für mich bedeutete die direkte Konfrontation mit der Staatsmacht seinerzeit 1977 eine Radikalisierung des konkreten politischen Kampfes und der offenen Regimekritik.
Die Freie Gewerkschaft SLOMR -
Geschichte und Dokumente zur SLOMR- Gründung in Temeschburg, Banat
Um es vorweg zu nehmen:
Der Geheimdienst "Securitate" war bestrebt, das Bürger-Protest-Phänomen
Freie Gewerkschaft rumänischer Werktätiger" SLOMR,
ein wichtiger Vorläufer der ein Jahr später entstehenden
Freien Gewerkschaft "Solidarnosc" in Polen,
von Anfang an aus der Öffentlichkeit zu verbannen.
Nachdem die Bürger- und Menschenrechtsbewegung SLOMR
- die erste "koordinierte", überindividuelle ihrer Art in Rumänien -
niedergeschlagen worden war, bemühte sich die Securitate,
"SLOMR" auch aus den "Akten" der Dissidenten, Regimekritiker und Oppositionellen zu verbannen,
auch aus meiner Akte.
Es sollte nicht aktenkundig werden, dass es diese erste frrei gewerkschaft größeren Ausmaßes in osteuropa überhaupt gegeben hatte, denn die Idee einer Freien Gewerkschftsgründung war gefährlich und konnte überspringen.
(Mir ist nicht bekannt, ob die polnischen Intellektuellen seinerzeit ( Februar/März 1979) möglicherweise über den Sender Radio Freies Europa von der SLOMR-Gründung in Bukarest und temeschburg erfuhren und sich insspirieren ließen.
Eines steht aber fest:
Ende und Untergang des Kommunismus in Osteuropa nahmen ihren Anfang bereits im Rumänien des Jahres 1979!
Wie mir vor Ort mitgeteilt wurde, lagern bei der rumänischen Gauck-Behörde CNSAS in Bukarest noch 6 weitere Bände Aktenmaterial zur Thematik SLOMR, die noch nicht ausgewertet sind.
In meiner "Opfer-Akte" ist noch einiges zu SLOMR übrig, auch wenn kräftig "gesäubert" wurde.
Davon ausgehend, dass mein "Beitrittsschreiben zur SLOMR Bukarest" an den Initiator Ionel Gheorghe Cana von der "Securitate" abgefangen wird, fügte ich dem Brief mit der Erklärung noch folgenden Zusatz bei:
"Mein Fall ist bei der UNO in Genf bekannt, ebenso bei westlichen Gesellschaften für Menschenrechte. Wenn dieser Brief seinen Bestimmungsort nicht erreicht, werde ich selbst zum Adressaten reisen".
Damit war die bald darauf erfolgende Vierer-Fahrt nach Bukarest - zu Botschaften (BRD, USA, GB) und den Dissidenten dort sogar angekündigt.
Original-Briefumschlag - Schreiben an SLOMR-Begründer Cana, Bukarest, Rückseite: Abs. Carl Gibson
Der "Rückschein" des "Einschreibens" an SLOMR-Gründer Ionel Gheorghe Cana, Bukarest.
Er wurde mit dem Brief abgefangen bzw. auf der Poststelle der "Securitate" ausgehändigt.
Zu Ionel Cana: http://www.romanialibera.ro/opinii/aldine/s-l-o-m-r-lupta-celor-putini-46265.html
Auch d inzwischen "demokratischen" ie Rumänen haben es bisher versäumt, die Geschichte der ersten größeren freien Gewerkschaft in Osteuropa aufzuarbeiten.
Der Arzt und Gründer von SLOMR lebt noch und betreibt ein Blog zur Thematik:
http://iocan-drcanaionel-slomr.blogspot.com/2010/06/cronica-la-o-serata-regala-pe-15-iunie.html
Immerhin wurde Ionel Cana von König Michael empfangen, nachdem Präsident Traian Basescu bereits SLOMR-Mitstreiter Vasile Paraschiv die Ehre erwiesen hatte.
König Michael erinnerte im Jahr 1981 in seiner Botschaft an das Land aus dem Genfer Exil auch an SLOMR, zum gleichen Zeitpunkt, als Carl Gibson in Genf die UNI-Beschwerde gegen das Ceausescu-Regime als SLOMR-Auslandssprecher vorbereitete.
Wie Ionel Cana auf einem seiner Blogs berichtet, erfuhr er erst kürzlich übers Internet bzw. über diese Veröffentlichungen von Carl Gibsons Beitritt zur SLOMR und die SLOMR-Gründung in Timisoara im März/April 1979.
Beitrittserklärung von Carl Gibson zur SLOMR ( Freie Gewerkschaft rumänischer Werktätiger).
Eine Übersetzung des Textes werde ich bei Gelegenheit noch einfügen.
Der Text enthält Gesellschaftskritik bzw. die Motivationsgründe, SLOMR beizutreten.
Das Königsschloss.
König Michael und die Königliche Familie leben heute wieder in Rumänien.
Einige
Besitztümer wurden ihnen zurückgegeben, nicht aber der "Palast", heute
als Kunstmuseum genutzt, wo neben großen Meistern Europas auch die
wichtigsten rumänischen Gemälde ausgestellt sind.
Eine Einfahrt zur Residenz des Rumänischen Staatspräsidenten, Cotroceni, Bukarest
Inzwischen normalisiert sich das Leben in der Hauptstadt, die zur Zeit Ceausescus eher als Zentrale von Terror, Angst und Schrecken erlebt wurde.
Dokumente aus den Securitate-Akten der CNSAS
Das Gründungsdokument von SLOMR- Temeschburg (Timisoara) ist nie von der Securitate gefunden worden.
Es wurde von Erwin Ludwig und Carl Gibson nach der Entlassung aus dem Versteck geholt und vernichtet.
Ein "Offener Brief" mit Namen von Ausreisewilligen, rumänische Staatsbürger überwiegend deutscher Nationalität, ging der Gründungserklärung von SLOMR- Temeschburg voraus,
gewissermaßen als ein "eiserner Kern" der neu zu gründenden Bürgerprotest-Bewegung:
Je eine Kopie dieser Liste Ausreisewilliger,
die sich auf die
universelle Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte berufen,
die nach der KSZE-Konferenz in Helsinki auch von Rumänien unterzeichnet bzw. ratifiziert worden war,
händigten
Erwin Ludwig und Carl Gibson Botschaftsvertretern der BRD; der USA und
des Vereinigten Königreichs Großbritannien eigenhändig aus,
mit dem Hinweis,
dass diese Personen sich bereit erklärt hätten, auch der freien Gewerkschaft rumänischer Arbeiter SLOMR beitreten zu wollen.
Die
Securitate orientierte sich bei ihren Verhaftungen an diesen Dokument,
das wohl im Rahmen einer der Hausdurchsuchungen nach dem 4. April 1979
gefunden worden war.
Vor
der Gründung von SLOMR.Temeschburg nahm Carl Gibson eine Tätigkeit als
"Hilfsarbeiter" in dem Elekrtobetrieb "ELBA" (Electrobanat) an,
wo Mitstreiter Erwin Ludwig bereits arbeitete.
Fast alle Unterzeichner durften unmittelbar nach der SLOMR- Niederschlagung mit ihren Familien in die BRD ausreisen.
SLOMR - der Weg in die Freiheit!
Exemplarisch abgeurteilt und ins Gefängnis geworfen wurden nur Erwin Ludwig und Carl Gibson
Auf der Liste: Zwei bis drei "rumänische" Namen.
Noch fehlt der Name des späteren Präsidenten von SLOMR- Temeschburg:
Prof. Dr. Fenelon Sacerdoteanu.
Er sollte zwei Wochen später dazu stoßen und das Ehren-Amt übernehmen.
Die "Securitate" hat später in der Bereinigung der SLOMR-Akten alles getan,
um den prominenten rumänischen Repräsentanten der Oppositionsbewegung SLOMR zu tilgen.
Prof. Dr. Fenelon Sacerdoteanu war als Opfer des Stalinismus mehr als 10 Jahre in kommunistischer Haft - Details in meinem Buch "Symphonie der Freiheit".
Bericht von Securitate-Oberst Colonel Istrate über die "Gründung von SLOMR" in Temeschburg/ Timisoara,
verkürzt dargestellt "aus der Sicht der Securitate".
Da die Securitate nach den Verhören aller der mehr als 20 Unterzeichner und deren Familienangehörigen nicht heraus gefunden hatte, wie die Gründungs-Nachricht zu Radio Freies Europa (RFE) nach München gelangt war, wurde willkürlich ein Name aus dem fernen Bekanntenkreis als "Kurier" eingesetzt.
Immerhin wird die Oppositionsbewegung ( in dem internen Papier) beim Namen genannt :
"so genannte SLOMR"!
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Der "Entlassungsschein" carl Gibsons aus dem Gefängnis Popa Sapca in Temeschburg/ Timisoara.
Das Dokument wurde von Carl Gibson beim Abflug von Bukarest in einer Zigarettenpackung in den Westen geschmuggelt.
Bespitzelung in kommunistischer Gefängniszelle -
Aus Carl Gibsons Securitate-Opfer-Akte bei der CNSAS
Nach einem "kurzen Prozess" ohne "Verteidiger" in "öffentlicher Verhandlung"
mit ausschließlich Securitate- und Miliz-Kader als Zuschauer und Publikum,
wurden Erwin Ludwig und Carl Gibson in das Gefängnis Popa Sapca
( nur 300 Meter von Gericht und der Securitate-Zentrale am damaligen Leontin-Salajan Boulevard entfernt) eingeliefert.
Im neuen Glanz - Die "Folterkammer der Securitate" am damaligen Leontin Salajan- Boulevard. heute.
Nach "Stalinisten" benannte Straßen wurden inzwischen in Rückbesinnung auf bürgerliche und monarchische Traditionen umbenannt,
Fassaden wurden neu gestrichen -
das Innenleben der Gebäude ist aber oft noch identisch mit dem der Geist der alten Zeit.
Polizei und Miliz (links im Bild) nutzen das Bollwerk der Unterdrückung und massiver Menschrechtsverletzungen weiter.
Hauptmann und Untersuchungsrichter Petre Pele verbrachte die Verurteilten Erwin Ludwig und Carl Gibson in seinem Dienst- PKW "Dacia" in die Haftanstalt -
ein bis dahin einmaliger Vorgang.
Gefängnisdirektor Deleanu ordnete eine Audienz mit Ludwig und Gibson an - ein weiterer, nie dagewesener Vorgang, meinten alt einsitzende Häftlinge.
Das Gericht (Dikasterialgebäude) in Temeschburg, Banat heute.
Hinter diesen Mauern wurden Erwin Ludwig und Carl Gibson,
die Gründer der
"Freien Gewerkschaft rumänischer Werktätiger "SLOMR" in Timisoara "
am 6. April 1979 zu je sechs Monaten Gefängnishaft verurteilt.
Das Gerichtsurteil von Richter Nicolae Busuioc fehlt in der Akte Carl Gibsons.
Es wurde aber in den Westen geschmuggelt und auf der Homepage Carl Gibsons veröffentlicht,
- nachdem alle Ereignisse in dem Buch zur Geschichte von "SLOMR"
"Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur", 2008
vom Autor beschrieben worden waren,
(neben Entlassungsschein und anderen Dokumenten.).
Der "Securitate- Beauftragte" im Gefängnis erhält Carl Gibsons "Akte" (62 Blatt mit allen bisherigen Schandtaten).
Direktor Deleanu verfügt, die beiden eng befreundeten Häftlinge
Erwin Ludwig und carl Gibson
für die gesamte Haftzeit von einander zu trennen.
um jede Kommunikation zu unterbinden bzw. um sie besser
professionell von eingeschleusten Spitzeln ausspionieren und aushorchen zu lassen.
Die Spitzel des Geheimdienstes Securitate warteten bereits in der Gefängniszelle,
bereit, als "agent provocateurs" die Intentionen der politischen Häftlinge auszuloten.
Den eindeutig "politischen Häftlingen" Erwin Ludwig und Carl Gibson war beim Haftantritt "absolutes Schweigen" über SLOMR, Widerstand, Opposition, Unzufriedenheit mit dem kommunistischen System im Land Nicolae Ceausescus auferlegt worden.
Aus den Spitzelberichten, die sich in Carl Gibsons Securitate- Opfer-Akte finden,
ist zu erkennen,
dass die beiden "Politischen" -
die es "offiziell im sozialistischen Rumänien" überhaupt nicht hätte geben dürfen,
trotz des Verbotes und der angedrohten Konsequenzen (Haftzeit-Ausweitung etc.) über die "freie Gewerkschaftsbewegung" ( Sindicatul liber al oamenilor muncii din Romania) redeten und ihre Mitgefangenen über die oppositionellen Ereignisse informierten.
Das war im April 1979.
Weiterführendes zur Gründung und Geschichte der Freien Gewerkschaft SLOMR:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sindicatul_Liber_al_Oamenilor_Muncii_din_Rom%C3%A2nia
bzw: http://istoriabanatului.wordpress.com/2010/02/21/mircea-rusnac-s-l-o-m-r-sindicatul-liber-al-oamenilor-muncii-din-romania-1979-aspecte-banatene/
http://en.wikipedia.org/wiki/SLOMR
http://de.wikipedia.org/wiki/Freie_Gewerkschaften_(Osteuropa)
http://origin.europalibera.org/content/article/1458425.html (Audio)
http://www.dw-world.de/dw/article/0,,4191832,00.html
(Leider sind viele Quellen, Dokumente, Interviews, Beiträge etc. in rumänischer Sprache, was die rezeption der materie in Westeuropa deutschlich einschränkt.)
Die erfindungsreichen "Quellen" "Prolog" "Doraimanu" u. a. schmücken ihre Spitzelberichte aus,
um sich interessant, ja unverzichtbar zu machen und tragen so zur Verfälschung der Angaben bei.
So wird etwa Carl Gibson der belastende Satz in den Mund gelegt,
er wollte "ein zweiter Paul Goma werden".
In den Akten legt sich die Securiate ihre Variante zurecht.
So behauptet die Securitate mehrfach, die Gründung von SLOMR sei vom Sicherheits-Apparat selbst gestoppt worden,
was so nicht zutrifft.
Der "Knast" oder "Bau" in der Popa Sapca-Straße, heute -
Das Gefängnis, wo immer schon "politische Häftlinge" einsaßen.
Eine Tafel am Eingang erinnert heute daran.
Ein seltenes Foto - Freunde weigerten sich mehrfach, die Haftanstalt auf meine Bitte hin zu fotografieren;
die Angst vor Repressalien steckt immer noch in den Knochen ehemaliger Staatsbürger.
"Keine zehn Pferde bringen mich wieder nach Rumänien",
meinte mein alter Mitstreiter Erwin Ludwig von SLOMR Temeschburg, als ich auszuloten versuchte, ob ich vielleicht auch ihn zu dieser "Heimkehr" bewegen könnte.
Heinrich Heine war irgendwann heimgekehrt aus dem fernen Paris in das in fast 40 Staaten zerspliltterte Deutschland, obwohl die Grenzer nach Konterbande suchten und der frivole Poet mit "scharfer Feder und Zunge" vielleicht sogar steckbrieflich gesucht wurde.
Daraus entstand schönste Dichtung - "Deutschland, ein Wintermärchen".
friedrich Nietzsche war einst heimgekehrt in seine Einsamkeit von Sils-Maria!
Weshalb, das beschreibt er nicht in seiner Polemik gegen Richard Wagner,
sondern in "Zarathustra", in dem Buch "für alle und keinen".
Weshalb sollten wir es nicht auch noch wagen, nach 30 Jahren "Exil" in der Fremde,
die nie richtig "Heimat" werden konnte,
trotz "Vaterland " und "Mutterland?
Endlich wollte ich es wissen:
Was war aus Rumänien geworden?
Nach Nicolae Ceausescus Sturz,
nach dem Fall des Kommunismus, den wir von der freien Gewerkschaft SLOMR bereits 1979 mit eingeleitet hatten?
War die "Securitate immer noch im Dienst"?
Herta Müller hatte sich dort im Land ihrer Herkunft erneut verfolgt gefühlt im Jahre Domini 2008!
Und sie war trotzdem hingereist, mutig, wie sie ist!
Ungeachtet vieler Gefahren am Wegrand und auf noch unbekannten Bahnhöfen war sie mit ihrem früheren Gatten aus Perjamosch bzw. der RKP Richard Wagner bald darauf wieder in die ehemalige Diktatur Ceausescus gereist!
Um Brücken zu bauen?
Um dort mit der Konrad Adenauer-Stiftung (KAS) an einem Tisch in Hermannstadt (Sibiu) zu sitzen,
zu tafeln und dabei über die
EU-Integration Rumäniens zu reden,
namentlich mit KAS-Präsident Dr. Bernhard Vogel,
Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen a. D.,
um zu diskutieren,
wohin Rumäniens Reise geht - noch vor dem Nobelpreis!
Von der "Securitate" und ihrer Nachfolgeorganisation SRI,
die bei der CNSAS die Dossiers der Verfolgten nachträglich gefälscht haben soll,
berichteten Herta Müller und die KAS seinerzeit nichts.
( Ich schrieb darüber auf http://www.siebenbuerger.de/ ellenlange Kommentare . umsonst!)
Einmal wurde sie von der alten oder neuen Securitate (SRI) verfolgt - und einmal nicht!?
Mein Mistreiter Erwin Ludwig blieb bei seiner Meinung:
"In Rumänien regieren immer noch die Kommunisten!
Traian Basescu ist nicht besser als Ion Iliescu!
Hat einer seine CNSAS-Akte zu Gesicht bekommen?"
Wohl kaum!
Was konnte ich erwidern?
Nicht viel!
Ich konnte nur reisen, mir selbst ein Bild von der "neuen", veränderten Lage im "EU-Land Rumänien" machen oder es gleich bleiben lassen!
Die CNSAS hätte mir die Kopien meiner Akte auch per Post zugeschickt!
Doch wollte ich Gewissheit haben, um Ruhe zu finden, dann musste ich schon selbst dahin,
in die Höhle des Löwen,
in die Mausefalle, um kritisch zu überprüfen,
wie die rumänische Gauck-Behörde CNSAS tatsächlich arbeitet und
ob die demokratisch geläuterten Rumänen es diesmal ernst meinen mit der
kommunistischen Vergangenheitsaufarbeitung.
Ein Versuch war der
"Bericht zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien", auch "Raport final" oder "Raportul Tismaneanu" genannt.
Der Koordinator des von Präsident Traian Basescu in Auftrag gegebenen Berichts, Professor Vladimir Tismaneanu, heute in Maryland, USA,
an der dortigen Universität mit der Geschichte des Kommunismus in Osteuropa beschäftigt, auch mit Dissidenz und Widerstand,
wurde hundert-, ja tausendfach angefeindet : für diese Aufklärungsarbeit!
Er macht weiter, unter anderem auf seinem Blog: http://tismaneanu.wordpress.com/
während andere zwielichtige Gestalten der Zeitgeschichte, die Vergangenheit auf den Kopf stellen, nur um das eigene Versagen unter den Roten zu verdecken, vergessen zu machen.
Was hatte da eine dieser zwielichtigen Gestalten öffentlich gemeint?
Seine Akte will er nicht sehen - und unsere will er auch nicht sehen ...
Doch, doch!
Mich interessieren alle Akten, die etwas zur Wahrheitsfindung beitragen, Genosse Tarnkappendichter!
Und ich analysiere und interpretiere die Akten auch gerne selbst - über die ausgewählten und vorgesetzten erlesenen Zitate hinaus!
Nachdem ich als "Forscher bei der CNSAS akkreditiert" und eine erste Kurzvisite ins Banat und nach Siebenbürgen im Mai dieses Jahres erfolgt war, wagte ich es im September noch einmal -
die Fahrt in die "Mausefalle" bzw in die "Höhle des Löwen" ,
der zu meiner Zeit noch quicklebendig war und kräftig zubeißen konnte,
diesmal begleitet, nicht von der Malerin Monika Nickel, wie im Frühling,
sondern von Maler, Graphiker und Buch-Illustrator Michael Blümel aus Bad Mergentheim.
Monika kannte die "Mausefalle" bereits aus eigener Anschauung - und Michael, der waschechte Bundesbürger und Illustrator der "Symphonie der Freiheit" wollte sie erst kennen lernen -
und mit ihr den "A-posteriori-Kitzel" einer roten Diktatur.
Die "Mausefalle" als Schreckens-Phänomen an sich hatte ich schon mehrfach erlebt
:
Im großen Gefängnis Ostblock,
im Land Rumänien ,
in der "Folterkammer der Securitate" mit und ohne Erwin Ludwig,
dann
- nach meiner Ausreise - bei einer Fehlausfahrt vor Berlin in der DDR,
wo nach mir gefahndet wurde (1984),
schließlich in Kiew (1995), wo ich nie richtig wissen konnte, ob ich noch einmal "entrinnen" werde, ohne von einer allmächtigen Katze aufgefressen zu werden, die am Ausgang der Mausefalle wartet.
Also reiste ich mit Michael, dem Maler, 2000 Kilometer gen Osten, nach Bukarest.
Nach mehreren Tagen und zum Teil unfreundlichen Berührungen mit der allpräsenten Polizei in Rumänien erreichten wir schließlich das Ziel, Bukarest, die Hauptstadt Rumänies,
die in Sachen Verkehr "das vollendete Chaos" ist - noch jenseits von Italien und Kairo.
Wir waren da - zwei Tage vor dem Termin am 4. Oktober bei der CNSAS,
in der Matei Basarab Straße Nr. 41.
Da war noch viel Zeit für Malerei, Kultur, Stadtbesichtigung und Architektur, auch wenn mir stressbedingt die Muße fehlte:
Bauten vom Feinsten zogen uns magisch an:
Diktator Ceausescus Protzbau im stalinistischen Stil.
Die halbe Nation arbeitete jahrelang, um diesen Prestigeklotz zu vollenden.
Heute: Sitz des Parlaments, Leute wie Emil sind stolz darauf, dass Rumänien das zweitgrößte Gebäude der Welt aufweisen kann - später Dank an den Führer der Nation!?
Nach der Prolet-Kultur des schlechten Geschmacks sahen wir uns noch ein paar historische Sehenswürdigkeiten an, Bauten, die Bukarest zum "Kleinen Paris" machten:
Imposanter Jugendstil-Bau - Das Museum "George Enescu"
Die Ienei-Kirche.
Das Schicksal von Vacaresti blieb ihr erspart - sie überdauerte auch Ceausescu, der andere Kirchen niederreißen ließ.
Eine Adresse für Bonzen - Offizierskasino, auch heute?
Die "Dimbovita" - Fluss und Kanal
Der "Cismigiu"-Park
Einer darf nicht fehlen: Graf Dracula - Rumänien gedenkt "Vlad Tepes" - dem Vorbild für "Dracula"
Vor
der Pflicht kam die Kür - Wir sahen uns die berühmten Gemälde an, im
Königsschloss, fanden aber keine Zeit mehr für den berühmten "Pfähler"!
Bukarest zwischen Pflicht und Kür im Intermezzo mit einer Herta Müller- Lesung
Nach mehr als 30 Jahren!
Bukarest zwischen Pflicht und Kür im Intermezzo mit einer Herta Müller- Lesung
Wer in einem Land entwürdigt, gedemütigt, misshandelt, gefoltert und ohne Grund in ein Gefängnis geworfen wurde, der wird es sich gut überlegen, ob er sich noch einmal exponiert, ob er noch einmal die schwer errungene "Freiheit" aufs Spiel setzt, sich in Gefahr begibt und riskiert, aufs Neue "alles" zu verlieren.
Was brachte mir die "Heimkehr"?
Die anschließende Fahrt zur CNSAS in die "Höhle des Löwen" nach Bukarest, an den Ort,
wo ich mehrfach verhaftet, verprügelt, gedemütigt worden war?
Die anschließende Fahrt zur CNSAS in die "Höhle des Löwen" nach Bukarest, an den Ort,
wo ich mehrfach verhaftet, verprügelt, gedemütigt worden war?
Die Ruhe der Seele?
Ein kluger Kopf begibt sich nicht ohne Grund in die Höhle des Löwen,
wenn er denn Äsops Fabel gelesen und die Botschaft auch verstanden hat?
Der "Horror-Trip" in das "Land aller Möglichkeiten", Rumänien, das auch heute noch ein von Polizei durchsetzter Staat ist, begann mit einer ersten Polizei-Kontrolle und dem Ruf nach einer "Vignette".
Das moderne Wegelagerertum der Weststaaten,
ausgerichtet, den Autofahrer überall zur Kasse zu bitten und zu melken, wo es nur geht (Maut, Toll!!!) via "Vignette"
hat nun auch den EU-Staat Rumänien erreicht. Abkassieren ist angesagt in Zeiten knapper Kassen.
Die Rumänen erheben eine Straßenbenutzungsgebühr - fällig für alle Straßen,
denn Autobahnen haben sie nicht, bis auf ein kleines Stück zwischen Pitesti und Bukarest, kaum 150 Kilometer.
Wer keine Vignette hat, riskiert sehr hohe Geldstrafen.
Wir
hatten Glück - der Polizist wurde durch einen Anruf abgelenkt, und wir
durften weiter fahren, bis zu einer Tankstelle, wo eine "Vignette"
erworben werden konnte.
Dann fuhren wir in eine der zahlreichen Radar-Falle!
(Die
Behörden der Rumänen haben schnell begriffen, wie man Geld verdient,
ohne zu arbeiten: Mit Vignetten und Radar - nicht anders als hier
überall! )
Der Dorfpolizist in Traian Vuia auf dem Weg vom Banat nach Siebenbürgen wollte gleich den Wagen stilllegen, nachdem wir die "Grüne Versicherungskarte" nicht auf Anhieb finden konnten, die in einem EU-Land nicht einmal benötigt wird, oder?
Ein Horrorszenario - mit Angstschweiß und viel Adrenalin!
Was hätten wir getan in der Einöde vor Transsylvanien "ohne Auto"?
Mit "Furcht und Zittern" ging es weiter,
durch Roma-Siedlungen bei Tirgoviste und neue Polizei-Kontrollen, bis nach Bukarest in das alte "Miliz- Ghetto" im Umfeld der Matei Basarab-Straße.
In dieser Stress-Konstellation erlebte ich Bukarest - nach mehr als 30 Jahren!
Es wurde ein Deja- Vu mit hoher emotionaler Belastung!
Überall Spuren früherer Verfolgung - überall Polizei!
Das Gehirn regte sich, ich erinnerte mich, auch an viel Unerquickliches.
Trotzdem begaben wir uns auf Spurensuche - ich wollte die Stellen sehen,
wo ich früher "opponiert" "protestiert" hatte,
damals als einige meiner deutschen Landsleute noch hier an der
Partei-Kaderschmiede "Stefan Gheorghiu" studierten.
damals als einige meiner deutschen Landsleute noch hier an der
Partei-Kaderschmiede "Stefan Gheorghiu" studierten.
Die deutschen "KP-Genossen" von gestern" leben heute saturiert in der Bundesrepublik Deutschland
- ihren Opportunismus von einst, als sie noch mit den "roten Wölfen" heulten,
haben sie längst verdrängt, ja vergessen.
- ihren Opportunismus von einst, als sie noch mit den "roten Wölfen" heulten,
haben sie längst verdrängt, ja vergessen.
Die
Unverschämtesten aus ihren Reihen beschimpfen heute von scheinbar
sicherer, protegierter Warte aus sogar die ehemaligen
antikommunistischen Dissidenten,
die Aufrechten des Widerstands gegen die Diktatur, als Helfershelfer der Securitate und als "nützliche Idioten",
die Aufrechten des Widerstands gegen die Diktatur, als Helfershelfer der Securitate und als "nützliche Idioten",
ohne zu bedenken, dass sie selbst über viele Jahre "nützliche Idioten der Kommunisten" waren.
Aber,
weil sie selbst der verbrecherischen Partei Ceausescus als "Mitglied"
angehörten und dem System, diesem huldigten und stützten, waren sie
damals für all die Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen blind.
Nur noch ein paar Dissidenten und "Betroffene" erinnern an das,
was in der Ceausescu-Diktatur Alltag war.
was in der Ceausescu-Diktatur Alltag war.
Die Kader-Schmiede der Rumänischen Kommunistischen Partei -
Die marxistisch- leninistische Hochschule "Stefan Gheorghiu" -
Die marxistisch- leninistische Hochschule "Stefan Gheorghiu" -
Wer als RKP- Politiker, Journalist, Historiker etc. im Rumänien Ceausescus
Karriere machen wollte, musste hier studiert haben.
Karriere machen wollte, musste hier studiert haben.
Davor: "Der Löwe"!
In dem kommunistisch-nationalistischen Hymnus "Pui de lei" werden die Rumänen
als "Junge Löwen" glorifiziert, die, aus dem Fels gebrochen, überall wachsen und gedeihen -
vivat, crescat, floreat!?
als "Junge Löwen" glorifiziert, die, aus dem Fels gebrochen, überall wachsen und gedeihen -
vivat, crescat, floreat!?
Ja, ich erinnerte mich!
Vis – à-vis des Löwen liegt der Präsidentenpalast Traian Basescus – und
nicht sehr weit entfernt …. „Cartierul Primaverii“, das „Stadtviertel des Frühlings“,
wo Ceausescu und sein Clan lebten
und wo heute immer noch die Bonzen hausen,
die Nomenklatura der Neuzeit, Wölfe im Schafsfell, Wendehälse und Chamäleons aller Art, Demagogen der Sonderklasse, oft als lupenreine Demokraten kaschiert.
nicht sehr weit entfernt …. „Cartierul Primaverii“, das „Stadtviertel des Frühlings“,
wo Ceausescu und sein Clan lebten
und wo heute immer noch die Bonzen hausen,
die Nomenklatura der Neuzeit, Wölfe im Schafsfell, Wendehälse und Chamäleons aller Art, Demagogen der Sonderklasse, oft als lupenreine Demokraten kaschiert.
Fürst Potjomkin lässt grüßen, mit neuen Fassaden –
und der Pawlowsche Hund auf der Straße,
der fügsam den Schweif absenkt und nach dem Knochen schnappt,
den man ihm gnädig zuwirft – für gute Dienste!
und der Pawlowsche Hund auf der Straße,
der fügsam den Schweif absenkt und nach dem Knochen schnappt,
den man ihm gnädig zuwirft – für gute Dienste!
Wachturm vor der Residenz des Präsidenten der Republik.
Vom Palast sieht der Bürger nichts.
Das "Rumänische Athenäum"
Der
Zufall wollte es, dass in diesen Tagen am 27. und 28 September die aus
Rumänien stammende Herta Müller in diesen "heiligen Hallen" lesen sollte
-
in dieser "Arena" oder "Circus" wie die Nobelpreisträgerin im Gespräch mit
Gabriel Liiceanu (Phänomenologe und Chef des Verlagshauses "Humanitas) sagte.
Eine "Dissidentin", betonte Herta Müller vor Ort,
sei sie nicht gewesen,
aber sie hätte im Kindergarten mit der Leiterin des Kindergartens lebhaft kritisch diskutiert.
Ob sie auch der RKP und der "Securitate" seinerzeit etwas "Kritisches" zu berichten hatte, damals zu Ceausescus Zeiten,
das sagte Herta Müller nicht.
Carl Gibson, einer der schärfsten Kritiker von Herta Müllers Werk,
vor der "Humanitas"-Buchhandlung neben der Ienei-Kirche im Herzen der Hauptstadt Bukarest.
Eine Teilnahme an der Werbeveranstaltung im "Rumänischen Athenäum" wollte ich mir dann doch nicht zumuten.
Gabriel
Liiceanu von der Phänomenologischen Gesellschaft in Rumänien und Kopf
des Verlages "Humanitas", der gerade Herta Müllers "Atemschaukel" in rumänischer Sprache herausgab,
dachte wohl mehr ans Geschäft, als an "kritische Fragen" und historische Wahrheiten.
Den
"Dingen auf den Grund gehen", die "Wesenheit schauen", "des Pudels
Kern" entlarven - das wollte dieser wohlwollende Intellektuelle nicht.
Bürgerprotest
am Piata Unirii in Bukarest - Was aussieht wie Werbung, ist eigentlich
der friedfertige "Aufruhr" eines Bürgers, der sich von einem
ausländischen Konzern benachteiligt fühlt.
Es folgte ein besinnlicher Ausklang am Abend im Hotel:
Sonnenuntergang über den Neubau-Dächern von Bukarest - Folgt bald die "Morgenröte"?
Verteidigung
des Kugelblitzes mit : "Kleine Geschichte", ein Werk, in welchem die
Baragan_Deportation moralisch gerechtfertigt wird.
G. Ortinau: "Kleine Geschichte" - Geier unterstellt mir, den Text nicht zu kennen.
Copyright: Carl Gibson
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