Vandalismus am Bach (Brehmbach)? Oder: Wenn Rücksichtlose die Kostbarkeiten der Natur im Spiel missbrauchen
Inzwischen leere Kisten für Bodenproben unter der Brücke, die angeblich saniert, komplett erneuert werden soll
„Was ist das“, wunderte ich mich, als ich am Samstagmorgen an das Bachufer kam, an die Stelle unmittelbar vor der Mündung des Brehmbachs in die Tauber, die ich am Nachmittag des Vortags noch in „intaktem“ Zustand verlassen hatte.
Nun bäumte sich eine Konstruktion vor mir auf, eine sonderbare Überbrückung des Baches aus Altholz, festgezurrt mit einem roten Seil und garniert mit Brettern von herumliegenden Kisten, in welchen eine Fachfirma ihre Bodenproben an der Tauberbrücke verstaut hatte.
„Wer hat hier gebaut“, fragte ich mich. Der Biber vielleicht, dessen Reich eigentlich erst einige Kilometer bachaufwärts beginnt, bei Dittwar, und der ganz anders baut?
„Oder hatte die Bisamratte hier gewütet“, jener stille, scheue Bachbewohner, den ich am Vortag an diesem Ort noch fotografiert hatte?
Bestimmt nicht!
So agiert nur ein Mensch, ein Rücksichtsloser, der in die Natur eingreift, weil er keinen Respekt vor ihr hat. Er vergewaltigt die Natur, weil er glaubt, dass diese für ihn da ist; er missbraucht die Natur, weil ihm jedes Naturbewusstsein abgeht, weil er nicht gelernt hat, die hundert positiven Phänomene der Natur zu erkennen und zu werten.
War dieses Bauprojekt mit Mitteln der großzügig spendenden Natur und fremden, unberechtigt eingesetzten Mitteln nur ein unreflektierter Lausbubenstreich oder vielleicht doch ein Experiment neuzeitlicher Pädagogik?
Also rätselte ich vor mich hin, beschloss aber, die weiteren Vorgänge noch zu beobachten, geleitet von der Hoffnung, den oder die Urheber vielleicht am Sonntag zu Gesicht zu bekommen, sie zu befragen, um auf den tieferen Sinn dieses Tuns zu kommen.
„Was rollt im Gehirn eines Menschen ab, der sein in der Imbisstube gekauftes Mittagessen fast unberührt in der Natur abstellt“, hatte ich mich vor Wochen gefragt, ohne eine auf eine plausible Antwort zu kommen. (Der Bursche hat sein Tun inzwischen eingestellt, vielleicht, weil sich die impertinente Aktion – wie mir ein visuelles Feedback auf der Bank bewies - in Tauberbischofsheim herumgesprochen hat.)
Nun war ich in der gleichen Situation, nicht anders als die Flugente, die, von dem Ausflug in den nahen Stadtbereich zurückkommend, wieder in die Tauber wollte. Verblüfft stand sie vor der Hürde, die zu überwinden war, und wunderte sich wie Kuh vor dem neuen Tor! Daran hatten die Bauherren wohl nicht gedacht!
Aufbauarbeit oder Vandalismus?
Zur Vorgeschichte: Im Umfeld der Tauberbrücke an der B 47 hatte man vor einigen Wochen schwere Fahrzeuge erblicken können: dort wurden Untersuchungen an der Brücke durchgeführt, es erfolgten Bohrungen und die Bodenproben wurden unter der Brücke in Holzkisten gelagert.
Vor wenigen Tagen, als die Proben bereits abtransportiert worden waren, einige Kisten aber leer zurückblieben, erfuhr ich von den dort tätigen Arbeitern, dass die - innen schadhafte - Tauberbrücke nicht saniert, sondern komplett neu gebaut werden soll. (Die Presse berichtete darüber, u. a. sah ich einen Bericht der Rein-Neckar-Zeitung dazu im Internet.)
Die Fachfirma aus Nürnberg wird nach ihren Kisten suchen – und möglichweise einige im Bach finden, am Ufer mit verbaut oder weggeschwemmt irgendwo in der Tauber.
Also hoffe ich sehr, dass die sonderbare Konstruktion bald rückgängig gemacht wird, damit die Ente wieder frei im Bach schwimmen und in die Tauber gelangen kann, ohne umständlich um die Hürde watscheln zu müssen.
Nachtrag am 30. März: Alles hat ein gutes Ende erreicht: die Firma hat alle Kisten wieder und die drei Jungs, die ich heute antraf und ansprach, haben alles zurückgebaut. Die Enten können nun wieder schwimmen - und die Ratte auch.
Bisamratte im Brehmbach
Die Brücke - vielbefahren!
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Philosoph Carl Gibson, 2020
Mehr zu Carl Gibson, Autor, Philosoph, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Copyright: Carl Gibson 2021.