Sonntag, 31. Juli 2022

Die Kanu-Fahrer und die Kanada-Gänse Oder Das Naturerlebnis der anderen Art




















Die Kanu-Fahrer und die Kanada-Gänse Oder Das Naturerlebnis der anderen Art

Ruhig standen sie da, auf ihrer kleinen Insel unter der Weide, und sie genossen den Sonntag, der manchmal ruhig ist, wenn nichts dazwischenkommt, wenn keine Sirenen aufheulen oder wenn kein rücksichtsloser Zeitgenosse mit seinem dicken Auto am Ufer vorfährt, dort, wo er nicht fahren darf, um seine drei Kamphunde in die Tauber zu jagen, zwecks Abkühlung, denn es ist heiß.

Das Geschrei des Herrchens, das noch lauter ist als das wilde Gebell der Hunde und die gesamte Naturlandschaft übertönt als Hinweis, dass hier ein zivilisierter Mensch vorbeikam, um seine Hunde herunter zu kühlen, treibt selbst die stoischsten Gänse in die Flucht, denn sie wollen überleben!

Doch noch war er, der später kam, nicht da – und die Gänse hielten vergnügt, in sich gekehrt ihre Siesta ab, satt und zufrieden im Schatten des Baumes, während die Tauber ruhig dahinfloss, nach den trockenen Tagen im Juli kaum noch Wasser führend.

Ja, es hatte geregnet, gut geregnet, doch davon war nichts zu sehen weit und breit. Die Wiese schien grün bei flacher Betrachtung; wer aber genauer hinsah, in die Tiefe, erkannte die Zeichen der Dürre; und ihm wurde bewusst dass die Wüste wächst, in der Natur und in der deutschen Gesellschaft.

Von mir, dem Vertrauten, nahmen die Gänse kaum Notiz, kannte sie mich doch aus den Tagen der Brutzeit, beginnend mit der Ankunft im Frühjahr, dann täglich, wenn ich an der Brutstätte vorbeistreifte, um den Fortgang zu dokumentieren, die Brütende im Blick, während der treue Partner fürs Leben wachend im Fluss auf- und abschwamm, so lange bis drei junge Gänslein das Licht der Welt erblickt hatten.

Ein Küken scheiterte gleich am dritten Tag. Die anderen zwei aber waren noch da, quicklebendig, munter, lebensfroh, und schon mächtig herangewachsen zu stolzen Vögeln der Lüfte, denen nur noch die Kunst des Fliegens fehlte, um ganz frei und unabhängig zu sein.

Hier auf dieser Insel waren sie zur Welt gekommen; hier war ihr Zuhause!

Der Gänse-Vater immer wach, immer aufmerksam, behielt alles im Auge, auch mich. Einen, der nicht störte und der seine Fotos machen durfte, weil er diese auch an andere weiter reichte, an Menschen, die nicht mehr laufen und sich nicht mehr frei bewegen konnten.

Ja, der Chef hörte auch alles, vom kleinsten Geräusch der Fische im Wasser oder der Teichhühner aus der Nachbarschaft unter der anderen Weide am Ufer, bis zum furchteinflößenden Gekläff der Bestien, die ins Wasser getrieben wurden ohne Rücksicht auf brütende Wasservögel oder zarte Küken im frühen Kampf ums Überleben.

Wenn Gepolter aufkam im Fluss, wenn ungeübte Kanu- und Schlauchbootfahrer aus der Stadt mit den Paddeln ins Wasser schlagen, dass es knallte und krachte, dabei auch noch wirr durcheinanderschreiend, merkten die Wasserbewohner das sofort: Die Bisamratte tauchte ab, Stockenten und Teichhühner verzogen sich in das Ufergebüsch, und die Nil-Gänse flogen sofort auf, laut und disharmonisch aufschreiend im Protest. So auch jetzt!

Wieder kamen Menschen, Kulturmenschen aus der großen Stadt, um den Frieden der Natur zu stören, nur, weil sie Ablenkung suchten von der Hitze des Sommers über einen Sport, der kein Sport war, nur ein Geschäft. Herumpöbelnde, grölende, halbetrunkene Freizeit-Touristen waren keine Seltenheit. Sie urinierten ins Wasser und fielen in das gleiche Wasser im Suff, um dann nur mit großer Mühe und etwas Glück am Leben zu bleiben.

Das eigentliche Leben im Fluss und am Fluss interessierte diese Leute nicht – Hauptsache sie, die nur sich kannten und ihre elementaren Bedürfnisse, bewegten sich fort, im Lebenselement Wasser, das man auch verseuche3n darf mit Unrat, eine Bierflasche in der Hand und ein obszönes „Lied“ auf den Lippen.

Doch die Kanada-Gänse, Wesen, fast von einem anderen Stern, nahmen das alles hin, wie heute, wo diese so selten gewordenen „Nahbaren und den vielen Unnahbaren der heimischen Tierwelt rund um den Fluss, dem Nahen der sieben, acht Kanus gelassen entgegensahen.

Der Chef machte seinen schon sehr langen Hals noch länger und schielte so nebenbei die drei Meter zu mir ans Ufer hinüber, während auch ich seelenruhig dastand, wohl wissend, was gleich zu erwarten war. Wie oft hatte ich diesen Vorgang, für den auch noch offiziell geworben wird, argwöhnisch beachtet? Vergebens! Geschäft ist Geschäft! Die Kanus glitten wieder an mir vorüber; einer grüßte verlegen, so, als hätte er ein schlechtes Gewissen bei dieser Fahrt, andere grüßen nicht, bestrebt sich der Musterung schnell zu entziehen.

„Sind das Nil-Gänse?“ fragte dann doch einer scheinbar interessiert.

„Kanada-Gänse“, antworte ich etwas lakonisch, ohne darlegen zu können, dass die Farben der heißen Nilgegend sich vom Schwarz-Weiß des kühlen Nordens krass unterscheiden, denn der Kahn zog zügig weiter, wie alles, was im Fluss wogt und schwindet.

Zwei, drei weitere Kanus passierten mich und die Wildgänse.

„Quak, quak,“ kommentierte einer aus dem folgenden Gefährt, sich etwas zu den immer noch stoisch in die Welt blickenden Gänsen hinneigend! Fatalistisch ertrugen sie alles, diese faszinierenden Geschöpfe, auch die Dekadenz der Dekadenten!

Die Gänse nahmen es auch hin, wenn sie als Enten angesehen wurden! Stadtmenschen wussten es wohl nicht besser?

Nur die Frösche im nahen Teich rebellierten!

Was ist aus dem Quaken der Frösche geworden, fragten sich vielleicht einige, und aus den Menschen der Zeit, die nicht mehr in die Natur gehen und die Natur nicht mehr begreifen, obwohl sie grün wählen und im Herzen Naturfreunde sind, am Abend, vor dem Fernseher!?

 

 


Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, politischer Essayist,

Naturfotograf, im März 2022



Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2022.

 

 Wochen später:








Die Regenbogenflagge auf dem Reichstag – die richtige Botschaft zum rechten Zeitpunkt? Über die Macht des Ressentiments, über Denunziation und über Deutschlands Weg in einen neuen Faschistenstaat!?

 

 

Die Regenbogenflagge auf dem Reichstag – die richtige Botschaft zum rechten Zeitpunkt? Über die Macht des Ressentiments, über Denunziation und über Deutschlands Weg in einen neuen Faschistenstaat!?

Der größte Schuft im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant!?

Berlin, das Sündenbabel von gestern und die neue Hauptstadt aller Deutschen, wo Kommunisten vom Präsidenten der Republik mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt werden, wurde von einem Schwulen regiert; und Hamburg, die alte, freie Hansestadt ebenso. Die Schwulen, gestern noch verfolgt und in manchen Ländern Europas noch für viele Jahre ins Gefängnis geworfen, sind endgültig in den höheren Sphären deutscher Machtpolitik angekommen, auch in der Gesellschaft, voll emanzipiert auch als Lesben, die nunmehr – quasi als Kompensation für die lange Unterdrückung und Stigmatisierung – verstärkt in die Politik streben, um von dort aus die Gesellschaft zu ihren Gunsten umzukrempeln und nachhaltig zu verändern!

Ist das gut so?

Wowereit und Ole von Beust, Westerwelle, Spahn und noch ein paar andere Politiker in Amt und Würden würden vielleicht meinen, das sei gut so!

Doch es gibt da auch noch ein paar andere im deutschen Volk, die diese Entwicklung nicht gut finden, genauer, den Willen zur Macht der Schwulen und Lesben, der eindeutig über die Emanzipation von Entrechteten hinausgeht und auf ein Ressentiment verweist, das nur die Macht im Sinn hat, auch wenn Deutschland sich damit einerseits in die Dekadenz, andererseits - da Lesben sich inzwischen sakrosankt fühlen und so ganz nebenbei zur Denunziation[1] aufrufen - in einen neuen Faschistenstaat, hineinmanövriert; also in eine Staatsform der Zukunft, in welchen – anders als bei den Amazonen, wo nur die Frauen bestimmten und die Männer nach dem Zeugungsakt eliminiert wurden – Lesben und Schwule bestimmen, was ein Wert ist und was ein Unwert, was „politisch korrekt“ ist, was unkorrekt, verwerflich ist und bekämpft werden muss – beginnend mit der Denunziation!

Der größte Schuft im ganzen Land, das ist und bleibt der Denunziant!?[2]

War das nur gestern so – oder gilt das auch heute noch?

Was ist noch Emanzipation, Selbstbefreiung – und was ist schon Über-Emanzipation, also Rückfall, Dekadenz, Niedergang in allen öffentlichen Bereichen in rücksichtsloser Über-Kompensation? Die Macht des Ressentiments, für Nietzsche ein großes Thema, da ist sie wieder und am Werk, am Zersetzungs- und Zerstörungswerk!

Das fragte ich schon oft[3], ein Tabu ansprechend, dem viele aus der stillschweigenden Mehrheit der Deutschen aus dem Weg gehen, obwohl sie den von Lesben und Schwulen beschrittenen Weg zur Machtentfaltung nicht immer gut finden.

Dieser Rufer aus der Wüste, ein Außenseiter, den man ignorieren kann, ja, ignorieren muss, weil er, nicht anders als einst Voltaire, Heine und Nietzsche, Phänomene anspricht, die man nicht hören will, Dekadenz-Phänomene, denen man sich nicht stellen will!

Die Regierenden zeigen Flagge – die Regenbogenflagge!

Und sie sagen den Deutschen damit, wie gerade gedacht werden muss, was opportun ist und was „politisch korrekt“ ist.

Lesben, Schwule, Quere aus aller Welt freuen sich und kommen in Haufen und Scharen nach Berlin, um sich selbst zu feiern, die neue Freiheit auf dem Weg zur Macht?

Früher fragte man oft: was entspricht der Natur, was ist natürlich – und was ist unnatürlich!? Diese - den Naturwissenschaftler und den Naturbeobachter[4] noch beschäftigende – Diskussion, wird heute weitgehend verdrängt, da sie schnell in den Faschismus-Vorwurf münden kann, in eine Anprangerung des redlichen Wissenschaftlers, die, wie die aktuelle Wirklichkeit - mit einer zur Denunziation aufrufenden Lesben zeigt – sehr schnell erfolgen kann.

Der Aufrichtige, ganz egal ob Philosoph oder nur mündiger Bürger, findet sich am Pranger wieder, in die Ecke von Leuten, die Emanzipierte sein wollen, aber doch Andersdenken ausgrenzen, sie der Justiz ausliefern, dem Stigma in der Gesellschaft.

Nur, wer nichts mehr zu verlieren hat, kann heute noch frei reden!

 



[1] Angeblich sollen Bürger, die mit dem „politisch nicht ganz korrekten“ ihrer Zeitgenossen unzufrieden sind, die Rassismus feststellen oder ähnliche Fauxpas ihre Mitbürger anzeigen, nicht anders als seinerzeit in der Hitler-Diktatur. So wie es eine Lesbe aus der Grünenpartei, die mit einer anderen Gleichgesinnten zusammenlebt. Das erfuhr ich aus einem Online-Artikel, der mich beschäftige, aber auch nachträglich ziemlich beunruhigte, des Magazins „focus“ in den heißen Julitagen des Jahres 2022, wo, was schon auffällt, noch prinzipiell dagegenhalten wird, aus der Einsicht heraus, was „Denunziation“ ist und wohin diese führt, nach Dachau, ins KZ, dorthin, wo man früher die Schwulen antreffen konnte.

Machen die Öko-Faschisten, wie ich diese Leute an anderer stellte nannte, heute dort weiter, wo die NS-Schergen früher am Werk waren?

Wehret den Anfängen, gerade, wenn sie aus wirren grünen oder roten Köpfen kommen - wie früher aus den schwarzen der Religion.

[2] Frei nach Bert Brecht!

 

[3] In zeitkritischen Büchern, die man in deutschen Bibliotheken oft nicht haben will.

 

[4] Über den Verhaltensforscher Konrad Lorenz nachdenkend, der in der NSDAP war und von dem NS-Regime instrumentalisierte wurde wie andere Forscher, Künstler und Sportler auch, aber auch ein Pionier der Ökologie, kam ich auf diese Kategorien, die heute nicht mehr ganz vorurteilslos erörtert und objektiv werden können, weil sie dem Geist der Zeit, der heute von Hausfrauen-Philosophen und Fernseh-Predigern bestimmt wird, zuwiderlaufen.

  

 





Vgl. auch:

 

 

      Wie laut darf der Deutsche noch denken?

Wie froh und privilegiert bin ich doch, als Philosoph frei denken, als Schriftsteller frei schreiben und als „Selbst-Verleger“ meine „Kampfschriften“ auch frei veröffentlichen zu können!

Noch! Ohne nach der Tat abgeführt zu werden.

Das war nicht immer so!

Damals, in der Hölle der roten Diktatur, war es anders – und ich landete in einem Gefängnis.

Und heute?

Der Fall des Vize-Admirals Schönbach, der nachdachte und – am deplatzierten Ort, weit von Deutschland entfernt, in einer Hinterstube in Indien, laut aussprach, was er erkannt hatte und für richtig hielt, lässt aufhorchen:

Deutsche im Amt oder mit Mandat, also Politiker und Beamte, sollen als loyale Dienst ihres Staates, besser schweigen, statt ihre Meinung frei zu äußern, besonders dann, wenn diese mit der offiziellen politischen Haltung kollidiert und irgendwo nicht ganz „politisch korrekt“ ist!

Was ist wann „politisch korrekt“?

Im Augenblick befinde ich mich in der Sache Ukraine-Russland-Konflikt in einem merkwürdigen Konsens mit der rot-grünen Regierung und sogar mit der Haltung der Linken, während ich sonst diesem Lager sehr skeptisch gegenüberstehe!

Dürfen wir den historisch gewachsenen „gesunden Menschenverstand“ beerdigen, ad acta legen, nur um der Haltung einer Regierung zu entsprechen?

Als ich seinerzeit, in den Jahren 1991- 1993, beruflich ins Auswärtige Amt strebte, prophezeiten Freunde, das werde nicht gut gehen – ein Freidenker, ein Dissident und Andersdenkender als Befehlsempfänger, als weisungsgebundener Diplomat!?

Der Fall des Vize-Admirals Schönbach zeigte mir heute wieder, wie recht die Mahnenden hatten!

Merkwürdigerweise fügt sich der Admiral, rudert zurück, obwohl er in der Sache richtig liegt[1] – und zwar mit allen Aussagen, die er, vielleicht nicht für öffentliche Ohren bestimmt, laut ausgesprochen hat.

Man hat diese freien Worte, die gerade nicht sein dürfen, weil Putin keinen Respekt verdienen soll, auch wenn dieser ihm – machtpolitisch - zusteht - an die Öffentlichkeit transportiert; und man hat so eine vorzeigbare Laufbahn willkürlich beendet, ohne Glanz und Gloria!

Eine Warnung an die Adresse anderer Staatsdiener, an Aufmüpfige in Uniform, jetzt, in der Zeit der „Querdenker“ in vielen Formen und Bereichen der bundesdeutschen Gesellschaft?

Wohl den Philosophen, die im Einklang mit ihrem Gewissen zum Nutzen der Gesellschaft noch frei denken und agieren können!



[1] Man kann den genauen Wortlaut, aus dem Englischen übersetzt, auf dem Porträt des Admirals bei Wikipedia nachlesen – und man wird nichts finden, was man ihm bei seinen Einschätzungen vorwerfen kann.

 

      Meine Ehre heißt Treue“ – hat der deutsche Soldat noch eine Meinung und das Recht, diese frei zu äußern? 

Widerstand oder falsch verstandene Loyalität von dem Soldaten der Wehrmacht Ernst Jünger (Sohn) und dem späteren Kanzler Helmut Schmidt – offene Fragen

Wann darf er reden?

Wann muss er schweigen?[1]

Wann muss er den Politikern das Reden überlassen, jenen Gestalten, die ihre Meinung mehrfach an einem Tag ändern, die heute so reden und morgen anders, je nach Situation, je nach Position, immer opportunistisch, ja, heuchlerisch, einmal sich auf Prinzipien berufend, auf Werte und Traditionen; ein anders Mal diese Prinzipien und echten Werte ignorierend, mit Füßen tretend, weil Tages- und die Machtpolitik es so fordern!?

„Meine Ehre heißt Treue“ – das galt bei der SS[2].

Was sind die Soldaten? „Bürger in Uniform“? Bürger zweiter Klasse, deren Bürgerrechte beschnitten sind? Bürger, die ihre Meinung – also auch ihre Haltung zu innen- wie außenpolitischen Fragen - für sich behalten sollen, ohne diese offen auszudrücken?

Auf diese Weise wurde Hitler möglich! Wer redete, wurde – wie in den finsteren Zeiten der Inquisition – öffentlich gekreuzigt und verbrannt! Er kam vor ein „Kriegsgericht“- wie der noch blutjunge Sohn Ernst Jüngers, Ernst, der es gewagt hatte zu sagen, der Führer müsse gehängt werden; oder er wurde vor den „Volksgerichtshof“ gezerrt und öffentlich von NS-Richter-Schergen wie Freisler des Hochverrates beschuldigt, abgeurteilt und bald darauf hingerichtet, während der fügsame deutsche Soldat – etwa in der Person des späteren Bundeskanzlers Helmut Schmidt aus der SPD – als loyaler Untertan in Uniform im Gerichtssaal saß und dem Walten des Unrechts zusah, ohne aufzumucken, die Regungen des eigenen Gewissens einem blinden Gehorsam unterwerfend! Damals war Krieg – und ein Patriot war ein Patriot, obwohl der Führer ein Verbrecher war, ein Menschheitsverbrecher.

Ernst Jüngers Sohn wurde, wie der Pour-le-Mérite-Träger später annahm, an der Front, in Italien, wahrscheinlich von eigenen „Kameraden“ aus der SS „liquidiert“, während ein fügsamer, getreuer Helmut Schmidt[3] mit gebeugtem Haupt die dunklen Tage überlebte, um dann später zu bereuen und in Sühneleistungen diverser Art Gutes zu tun.

Fragen bleiben.

Was darf der deutsche Soldat reden?

Wann muss er reden?



[1] Vgl. dazu meine Ausführungen zu dem Fall des jüngst abgekanzelten Vize-Admirals der Bundesmarine Schönbach in dem hier publizierten Beitrag:

Der Admiral muss von Bord Oder Das System entlässt einen treuen Diener. Soldatenlos: gehorchen, töten, schweigen: Eine Frage der Ehre? Zum Sturz eines politisch Abkommandierten aus der deutschen Marine.

https://de.wikipedia.org/wiki/Kay-Achim_Sch%C3%B6nbach

 

[2] Wahlspruch der SS. Ich schrieb darüber in meinem Dissidenten-Testimonium.

[3] Auch darüber schrieb ich seinerzeit.

 

 

 

  Der Admiral muss von Bord 

Oder 

Das System entlässt einen treuen Diener. 

Soldatenlos: gehorchen, töten, schweigen: Eine Frage der Ehre? Zum Sturz eines politisch Abkommandierten aus der deutschen Marine

 

 


 

Wie gleicht sein Los dem Todesflug des Ikarus: er stieg hoch, um tief zu fallen! In Hybris?

Er war kein Unwürdiger! Die vielen Auszeichnungen auf der weißen Uniform, verliehen von der Bundesrepublik Deutschland, verweisen auf Meriten für Volk und Staat, für die europäische Gemeinschaft im NATO-Bündnis.

Und doch musste dieser Hochgewachsene in Uniform[1] „seinen Hut nehmen“ und „von Bord gehen“, weil er es gewagt hatte, frei zu denken und – zum Verdruss vieler Heuchler in der Politik – auch noch zu reden.

In der Sache war es durchaus richtig[2], was der hohe Offizier aussagte. Nur taktisch war es unklug, kam zur Unzeit und passte vor allem nicht in die Anti-Haltung des Westens gegen Putin, in dem man den „Aggressor“ ausgemacht hat – und gegen den jetzt Stimmung gemacht wird, selbst auf üble Art, damit das – vielfach gegängelte - Volk alles Kriegerische mitträgt, was da vielleicht in kurzer Zeit noch kommen mag.

Der Vize-Admiral wurde einbestellt, zur Brust genommen und zur Raison gerufen, de facto öffentlich demontiert und degradiert, nicht viel als der „große Diktator“ Chaplins Marschall Hering zurückstutzt – und der Admiral selbst, der plötzlich vergessen hatte, dass ein Soldat nicht zum Denker bestimmt ist, sondern nur zu gehorchen hat, auch wenn Idioten und Verbrecher aus der Politik befehlen, stimmte, einsichtig geworden, ein in das „Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa“!

Was wird nun aus dem hohen Offizier der Bundesmarine, der am Vortag in Indien noch ein Vorzeigeoffizier war? Wird er nach Canossa pilgern, ins Kloster gehen, wird er sich auf der „Gorch Fock“ einschiffen lassen, auf große Fahrt nach den Inseln der Seligen, um sich irgendwo absetzen zu lassen zwecks stiller Einkehr und tieferer Besinnung?

Wie kann einer, der kraft seines – vernünftigen – Denkens so hoch in der Militärhierarchie einer Demokratie aufstieg, über Nacht aus der Bahn geworfen werden und ins Nichts zurückfallen?

Eine Frage der Ehre? Bleibt diese auch auf der Strecke? Der mündige Deutsche, der gerne auch für andere denkt und handelt, sollte einmal gründlich über die ethische Laufbahn seiner Offiziere nachdenken!

Wenn der Schuft zum Tyrannen aufsteigt und ein ganzes Volk ins Unglück stürzt, ist das Geschrei nach militärischem Widerstand groß.

Wenn ein „verantwortungsbewusster“ Offizier dann aber – vorausschauend und durchaus im Konsens mit dem gesunden Menschenverstand – denkt und das auch ausspricht, was er erkannt hat, dann wird er über Nacht aus dem Amt entfernt, öffentlich zum Nichts gemacht, nur, weil die aktuell Regierenden im Augenblick einer anderen – von der Staatsraison diktierten – Sicht der Dinge unterworfen sind.



[2] Putins kluge und mit Können ausgeübte Machtpolitik verdient in der Tat Respekt, auch, wenn die Folgen und Auswirkungen mit den – nicht ganz klar definierten – Interessen des Westens kollidieren. Das Chapeau gilt auch für den Gegner solange es beim Fairplay bleibt.

 Vgl. auch:


1.    

    „Political correctness“ kastriert das freie Denken

und behindert, ja, verhindert die „historische Wahrheitsfindung“, da der politisch korrekt vorgehende Historiker in einer Art Selbstzensur Tabuisiertes vermeidet, Klippen umschifft, nur um nicht anzuecken[1].

Enge Denkbahnen führen zu schmalen Erkenntnissen, zu Unvollständigkeiten im Ergebnis der Analysen und Betrachtungen, die noch sehr weit von der exakten historischen Wahrheit entfernt sind.

Ja, auch wenn die Historiografie keine exakte Wissenschaft ist, kann die „historische Wahrheit“ sehr genau sein, wenn sie auf Fakten beruht, etwas im Fall „Katyn“, und wenn Gründe der Staatsraison oder sonstige Einschränkungen ideologischer Art nicht – interpretationsbestimmend - darüber gestellt werden.

Aus einer Diktatur kommend, sah ich die Dinge so, noch bevor ich meine historischen Studien aufnahm; und heute, vier Jahrzehnte später, ist meine – konsequent nach außen vertretene - Sicht in dieser Frage immer noch die gleiche. Einer, der dies ähnlich sieht und mehr durchdringt als ich in meiner Ecke, ist der vor einigen Jahren verstorbene Philosoph Michel Serre, der auch in Stanford wirkte, ein produktiver Publizist, der trotzdem überhört wurde, weil die - vom ihm zurückgewiesene - „Political correctness“ inzwischen das gesamte Geistesleben der westlichen Welt überlagert und alles einseitig determiniert, was aus diesen Denkschienen erwächst: eine Wissenschaft, die keine ist, mit Methoden, die keine echten Methoden sind, sondern Wege der Selbstbeschränkung, der Selbstkastration, der Verhinderung.

Unfreies, verkrüppeltes Denken führt zu keiner Wahrheit, sondern ist ein Instrument der Irreführung und der Täuschung in den Händen derer, die, fern von der Wahrheit an sich oder der historischen Wahrheit – andere hinters Licht führen wollen, um selbst zu bestehen, um, aus der Lüge heraus, ihren Willen zur Macht umzusetzen, um ganze Länderstrukturen zu verändern und ganze Völker – der Unfreiheit überantwortet – zu knechten.

Roosevelt und Churchill handelten so, als sie – aus Gründen der Staatsraison – die Kriegsverbrechen ihres Alliierten Stalin nicht nur in Katyn tolerierten und die Wahrheit über Katyn über Jahrzehnte hinaus verhinderten. Hitler, der unbedingt besiegt werden musste, war das größere Übel – und Hitlers Entfernung von der Macht hatte absolute Priorität.

Das mag man aus machtpolitischer Sicht verstehen; trotzdem muss man es nicht auch noch ethisch billigen und moralisch tolerieren; schließlich wurde der Kampf gegen Nazi-Deutschland unter demokratischem Vorzeichen und im Namen der Moral, der Aufklärung und des Humanismus geführt, bis hin zum Abwurf der – überhaupt nicht mehr moralisch begründbaren – Atombomben in Hiroshima und Nagasaki.

Was die Machtpolitik an Denkmustern und Handlungsweisen vorgibt, muss den - korrekt arbeitenden - Wissenschaftler, der bei seinen Forschungsprojekten nur seinem Gewissen unterworfen ist, nicht kümmern. Er kann frei denken und ideologisch uneingeschränkt forschen, wenn er es will, wenn er die „intellektuelle Redlichkeit“ und die „innere Wahrhaftigkeit“ aufbringt, von der – der fröhliche Wissenschaftler - Nietzsche spricht.

Davon aber sind wir in der „Gaya scienza“ von heute - nicht nur an der deutschen Alma Mater - weit entfernt.



[1] Mehrfach verwies ich darauf in der Causa Herta Müller, wo die „Forschung“ alles umschifft, was nicht in das – politisch etablierte, ergo „korrekte“ – Bild der zu politischen Zwecken inszenierten Autorin passt.

 

 

 

 


 

Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,

Naturfotograf, im August 2021





Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)



https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2022.