Sonntag, 10. Juli 2022

Buddhistische Diskrepanzen

 

   Buddhistische Diskrepanzen

Man rettet die Ameise und den Wurm, schlägt aber schweren Sündern die Hände oder die Füße ab[1], die Ehebrecherin verliert die Nase.

Strafe muss sein, auch unter Buddhisten im Tibet des Dalai Lama. Doch, fern von echter Ehrfurcht für das Leben, entstammt das Strafmaß dem finsteren Mittelalter, das oft noch grausamer war als die schon hell erstrahlende Antike.



[1] Die Todesstrafe bleibt auch Mördern erspart; dafür aber legt man sie in Eisen und überlässt sie dann der Mildtätigkeit der Mitmenschen. Nach der Verstümmelung werden – wie Heinrich Harrer aus Tibet berichtet - die Wunden der Verbrecher zwecks Desinfektion in siedende Butter eingetaucht, was an Grausamkeit an den Flammentod der Ketzer und Hexen auf den europäischen Scheiterhaufen erinnert. Ist also der Buddhist nicht weniger grausam als der mittelalterliche Christ?

 

 

 

 

 

 

 

     Ehrfurcht vor dem Leben – wo der Buddhist rettet, tötet der Christ

Du sollst nicht töten!

Gebot und Bibelmaxime

Weil jeder Lebensform ein Existenzrecht, ein Recht auf Leben, zukommt, rettet der reinkarnatiosgläubige Buddhist jede Fliege, jeden Käfer, jeden Wurm, dem er auf seinem Weg oder bei der Feld- und Waldarbeit begegnet, denn es könnte ja der eigene Bruder sein, die Schwester, die Mutter oder Großmutter, die, längst verstorben, jetzt vor ihm herumkriechen, in niederer Erscheinung wiedergeboren.

Was auch immer die Schonung des Lebens antreibt oder die aktive Rettung, die Tat des Buddhisten erhält das Leben in seiner Vielfalt, während der Christ, der, in Anknüpfung an das Alte Testament, Tiere dämonisiert, über die böse Schlange hinaus, als Krone der Schöpfung – kurzsichtig und dumm, vor allem aber von Gier getrieben - alles abtötet, was ihm nützlich und dienlich erscheint, das Schwein wie den Wurm oder die Biene.

Das eine isst er auf, weil er Hunger hat und überleben will, das andere Geschöpf tötet er, damit es ihm nichts wegfrisst von dem, was er gesät hat.

Also tötet er die Bestäuber, Hummeln, Wildbienen, Wespen, Käfer aller Art, Spinnen, alles, was er kennt und als „Schädling[1]“ identifiziert hat, aber auch das, was er nicht kennt und was sich seiner Schulweisheit entzieht.

Dass er damit den Ast absägt, auf dem er sitzt, wird diesem Herren der Schöpfung erst bewusst, wenn es zu spät ist.

 



[1] Ein Zeitgenosse, der mich am Ufer des Flusses beim Fotografieren beobachtete, sprach mich nach einer Weile an, um mir dann mitzuteilen, er würde daheim den Enkeln gerade erklären, welche Tiere nützlich seien und welche schädlich. Er glaubte zu wissen, was an sich nützlich ist, was also dem Wohlstandbürger von heute dienlich ist, und was ihm schadet.

 

Vgl. auch:

 

      „Die Killer“ und „Die Insektenkiller“ - Rücksichtslose Lobbyisten, korrupte Manager und die Profitgier der Groß-Aktionäre der Konzerne werden den Los der Menschheit besiegeln

Was einige verrückt gewordene Politiker mit ihren Waffen und Atombomben vielleicht nicht rechtzeitig schaffen werden, das vollendet die fehlgeleitete Wirtschaft, indem sie den Menschen ihre Nahrungsgrundlage entzieht, beginnend mit der – für viele unauffälligen – Ausrottung der Insekten, Klein- und Kleinsttiere, die am Anfang der Nahrungskette stehen.

Wo sind die Singvögel geblieben, fragen sich jene, die überhaupt wissen, dass es diese Vögel und das es früher mehr Singvögel gab als heute!

Wo sind die Insekten geblieben, fragen sich diejenigen unter den Obstbauern, die feststellen, dass es kein Obst geben wird, weil die Blüten nicht bestäubt wurden, oder dass es keinen Honig geben wird, weil die Bienen, die bestäuben und Honig abliefern, tot sind.

Andere, die mit ihrem Handy vor der Nase, durch das Feld laufen und auch über die vielbefahrene Straße, ohne die Befürchtung, totgefahren zu werden, stellen diese Fragen nicht. Als Prototypen des verblödeten Menschen von heute, der nur sich kennt und seine elementaren Bedürfnisse, wollen sie nur wissen, was auf dem Bildschirm los ist und in den sozialen Medien, wo man mit seinesgleichen kommuniziert, fern von den Notwendigkeiten der Gesellschaft und dem Los der Welt.

Kriege finden anderswo statt; Menschen werden anderswo getötet! Was kümmert mich das der Wurm im Dreck oder die geflügelten Tierchen, die nicht mehr fliegen?

Wird die Welt am deutschen Wesen doch noch genesen? Oder werden ein paar wenige Konzerne aus Deutschland und aus der sauberen, korrekten Schweiz – von Gier getrieben – dafür sorgen, dass das Endlos der Menschheit auch ohne atomare Verseuchung besiegelt wird, Großkonzerne wie die Bayer AG, die, zum Staunen der Welt, jene berüchtigte „Monsanto“ aus der USA geschluckt hat, die schweizerische Syngenta und noch einige weitere Großunternehmen der Pestizidherstellung und der Insektenvertilgung mit ihren neu entwickelten Insektiziden („Neonicotinoiden[1]“) ganz wesentlich zum Rückgang und Absterben  der Insekten in unserem Lebensumfeld beigetragen haben.

Eine kritische Dokumentation[2], jüngst ausgestrahlt auf „arte“, geht der Sache auf den Grund und erklärt die Zusammenhänge, die jedem Naturfreund bewusst werden, der regelmäßig in die Natur geht und den sich dort vollziehenden Wandel aufmerksam verfolgt.

Ohne Insekten, keine Vögel. Meisen, Amsel, Drossel, Fink, Star – sie alle brauchen Raupen, Zecken, Käfer, Würmer, um sich selbst und ihre Jungen zu ernähren!

Fehlen diese Kleintiere, bleibt die Brut aus und der Vogelbestand geht zurück, schrumpft dramatisch![3]

Wer bereits vor zwanzig Jahren mit dem Autor durch die Gegend fuhr, über die Autobahn raste, erinnert sich noch daran: nach zwei, drei Stunden Fahrt, war die Windschutzscheibe verschmiert, tausende Insekten war zu Brei geworden und mussten an der nächsten Autobahnstation mühsam mit Wasser entfernt werden. Heute entfällt dieses Abwischen vollkommen – denn es kleiben keine Insekten mehr auf der Windschutzscheibe, weil es diese Insekten nicht mehr gibt!

Also hört man auch keinen Vogelsang mehr, was kaum einem auffällt!

Die Insekten sind tot, die Vögel sind tot, doch die Profite steigen und die Dollars klingeln in den Kassen der Weltkonzerne, die mit dem Abtöten von Leben ihr Geld verdienen, zur Freude der Aktionäre von Bayer und Co., zur Freude der Lobbyisten, die die Zulassung solcher Mittel möglich machen, zu Freude der Politiker, die im Raum Leverkusen für Arbeitsplätze sorgen, doch zum Leidwesen der Naturfreunde, die das alles mit ansehen müssen und der wenige Idealisten aus den einschlägigen Bereichen, Insekten-Forscher, Biologen, ökologische Landwirte, die dagegenhalten, aber von der Allmacht der Großkonzerne und der Seilschaften ausgebremst werden – und jenseits von Ethik und Moral, von Wahrhaftigkeit, wobei obskure Mittel aller Art Anwendung finden, um zum Endzweck zu gelangen, der Profitmaximierung heißt.

Dass die Menschheit sich hier und so ihr eigenes grab schaufelt, kümmert diese Kurzsichtigen, die egoistisch ausgerichtet, doch höchst kurzsichtig im Hier und Jetzt leben, nicht weiter.

Erst kommt das Fressen, dann die Moral.

 

 

 

 



[2] „Die Insektenkiller“, eine Sendung, die man sich durchaus zweimal ansehen kann, weil sie wertvolles Hintergrundwissen mitliefert, auch über die Art, wie in unserer freien, westlichen Welt die Menschen getäuscht, hinters Licht geführt und aufrichtige Wissenschaftler und Forscher im Auftrag der Großkonzerne öffentlich diskreditiert und Forschungsergebnisse verfälscht werden.

 

https://www.arte.tv/de/videos/098073-000-A/insektenkiller/

 

[3] Mehrfach berichtete ich darüber auf meinen Blog, aus der eigenen Anschauung heraus; doch einer Welt etwas vorzusetzen, was nicht interessiert, macht wenig Freude und hielt mich auch davon ab, noch mehr zu bringen, auch an Fotos.

 

 

 


Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, politischer Essayist,

Naturfotograf, im März 2022



Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2022.

 

 

 


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