Vom Ende meiner "akademischen Freiheit" - eine moderne Mobbing-Geschichte aus der "Würzburger Doktorfabrik"
Unveröffentlichtes aus Carl Gibsons "Erinnerungen"
Alles schien schon einmal da gewesen zu sein: der Kampf für eine Idee, der Sonnenaufgang, der Weg zum Zenit, das Bröckeln des Ideals.
Und jetzt kam alles wieder als unselige Wiederkunft des Gleichen; auch die erneute Konfrontation mit der Inquisition und mit den perfiden Mitteln der Inquisition, nur subtiler auf einem höheren Niveau – und damit perfider, viel perfider.
Als die Institutsquerelen um meine Person immer weitere Kreise zogen und die Rivalen meines Lehrer nunmehr auch noch nach formalen Gesichtspunkten suchten, um mich von künftigen Lehrbetrieb fern zu halten oder um mir die Lust an einem Wirken zu nehmen, fühlte ich mich zunehmend an jenen Skandal erinnert, der dem Würzburger Universitätsbetrieb bereits bundesweite Schlagzeilen eingebracht hatte – an den Fall Bossle, bei dem Promotionskandidaten von irgendwo, die nie einen Fuß in die Hallen der alten Universität gesetzt hatten, sozusagen en passant – quasi auf der Durchreise, promovierten.
Das Hamburger Magazin "Die Zeit", das ich auch dann noch las, als ich die gelegentlich von Hetze durchsetzten Seiten des "Spiegel" längst beiseite gelegt hatte, berichtete seinerzeit darüber ganzseitig. Das geflügelte Wort von der
"Würzburger Doktorfabrik" machte damals die Runde und ein möglicher neuer Grad – der "Dr.bossl", dessen Einführen ratsam erschien, um die regulär Promovierten zu schützen. Fast schämte ich mich damals schon, auch in Würzburg zu studieren.
Lothar Bossle, ein jovialer, konzilianter und freundlicher Professor der Soziologie, galt als ein Protegé des bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, der von diesem selbstherrlich zum Professor berufen und in Amt und Würden eingesetzt worden war, weil er der CSU-Politik nahe stand, als Strauß’ Wahlhelfer wirkte und wohl auch zu den persönlichen Freunden des uneingeschränkt regierenden Landesfürsten zählte. Ein Strauß-Sohn war bei ihm Doktorand.
Nepotismus sagte man dazu in der Zeit des Borgia-Clans. Der Zufall, der in meinem Leben immer wieder sonderbare Situationen heraufbeschworen hatte, wollte es, dass dieser inzwischen mehr berüchtigte als berühmte freundliche Professor, der nur in der soziologischen Fachwelt kein Renommee genoss,
Prüfungsvorsitzender war, als im Februar 1991 meine akademische Abschlussprüfung zum Meister der Künste anstand.
Auf der einen Seite im Raum saß mein
philosophischer Lehrer, Professor Heinrich Rombach; auf der anderen
Theo Meyer – ich stand dazwischen; und am Ende des Tisches thronte Professor Bossle, der von Franz Josef Strauß forciert gegen den Willen der Studenten und zahlreicher Lehren durchgesetzte Soziologieprofessor aus Lörrach, und folgte mit großen Wohlwollen meinen Ausführungen. Damals wusste ich nicht allzu viel vom Werdegang des Schöpfers der
Würzburger Doktorfabrik, nur das, was in dem Magazin zu erfahren war. Und gerüchteweise einiges von dem, was heute explizit im Internet nachgelesen werden kann.
Lothar Bossle hatte angeblich zusammen mit meinen Lehrer in Völkerrecht,
Professor Blumenwitz, dessen Name mir zuerst bei der Gesellschaft für Menschenrechte aufgefallen war, an der chilenischen Verfassung mitgearbeitet, die nach dem Sturz Salvador Allendes durch die Militärs von General Pinochet in Auftrag gegeben worden war.
Mit
General Jürgen Bennecke, zeitweise Oberkommandierender der NATO-Streitkräfte und Klaus Hornung von der Pädagogischen Hochschule Reutlingen, deren politologische Lehrveranstaltungen als Gastdozenten ich in Freiburg absolviert hatte, galt Lothar Bossle, von kontroversierten NS-Richter und späteren
Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg Filbinger zum Professor gemacht, als ein strammer Rechter.
Meine Würzburger Lehrer, die zum Prüfungsvorsitzenden scheinbar ein besseres Verhältnis hatten, als zu Kollegen aus der eigenen Fakultät, fragten in der Prüfung jedoch nicht nach weltanschaulichen Überzeugungen, sondern nach konkreten Ideen Nietzsches.
Im Prüfungsgespräch sollte ich über die Phänomene des Dionysischen und des Apollinischen Auskunft geben und über andere Gedanken und Ansätze des Jahrhundertphilosophen, von denen ich wusste, das Meyer und Rombach, die schon mehrfach zusammen geprüft hatten, sie unterschiedlich, ja gegensätzlich interpretierten. Auf wessen Seite sollte ich mich nun schlagen?
Während ich das Dilemma diplomatisch zu lösen versuchte und einmal den einen Mentor und dann den anderen mit passenden Antworten versöhnte, ohne die geistige Konkurrenz zu übersehen, die im Raum lag, merkte ich, wie Professor Bossle, von der hohen Geistigkeit der Diskussion sichtlich angetan, immer wieder zustimmend nickte. In der Tat, ein freundlicher Herr dieser
Doktormacher, ein versöhnlicher Charakter, der mit seiner positiven Konditionierung mein gutes Prüfungsergebnis eher förderte als es zu gefährden.
Was hätte ich ihm damals vorwerfen sollen? Schließlich hatte er durch seine selbstherrlichen und in München geduldeten Praktiken nicht nur den Ruf der soziologischen Fakultät ruiniert, sondern auch das Image der gesamten Würzburger Alma Mater.
Einige Zeit rümpfte man gar landesweit über Würzburger Abschlüsse und Titel anderer Fakultäten die Nase. Doch ohne Konsequenzen für den Soziologen.
Lothar Bossle blieb und war – ungeachtet des bundesweit bekannt geworden Skandals – immer noch da. Durfte ich mich nach diesem skandalösen Präzedenzfall wundern, dass es an anderen Instituten der Universität nicht viel anderes zuging und dass menschlich-allzumenschliche Rivalitäten und Grabenkämpfe mit harten Bandagen ausgetragen wurde, jenseits von aller Ethik und Moral – und ohne Rücksicht auf Verluste. Von den Bestien in Terrarium, von den niederen Schergen der Miliz und der Securitate, hätte ich alles erwartet, nichts Verwerfliches aber von einer deutschen Hochschule oder einem deutschen Professor.
War ich in diesem Punkt naiv?
Vielleicht!
Die Integrität des deutschen Bildungswesens war für mich ein Teil des Ideals, das ich mir zurechtgelegt hatte und das ich so lange aufrechterhielt, bis es herb enttäuscht wurde. Langsam kam ich mir vor wie ein verirrter Esel, ein idealistischer Narr, der nach jahrelanger Fixierung auf einen großen Forschungsgegenstand, teils blind geworden und vielleicht auch schon leicht realitätsfremd, ins Sperrfeuer geraten war –wie Bileams Esel. Die Kugeln der Intrigen prasselten mir auf das Fell – und manche erreichten auch das innerste, die Seele.
Am philologischen Institut, wo ein anderer Klüngel konspirierte, sah es nicht besser aus als im soziologischen. Mir wurde kurzerhand indirekt von den Rivalen meines Lehrers vorgeworfen, dass ich überhaupt unterrichtete, dass ich deutsche Literaturwissenschaft dozierte, obwohl ich doch eigentlich ein Hauptfachphilosoph war – und Historiker. Dieser formale Vorwurf, von dem ich mittelbar aus einem Schreiben Theo Meyers an den Dekan erfuhr, wurde allerdings erst bemüht und erhoben, als sich die Infragestellung meiner wissenschaftlichen Kompetenz über den Verriss der möglicherweise instrumentalisierten Frau Müller-Kampel in Luft aufgelöst hatte. Beim Stand von eins zu acht. Der gegnerischen Seite waren auch die nicht publizierten Stellungnahmen der Kollegen bekannt. Ein Verriss gegen Ausgewogenes und Positives - das war kein gutes Ergebnis.
Die inszenierte Demontage eines Lehrenden über eine sonderbare Rezension, die, wenn der Anstand in der Wissenschaft noch verbreitet gewesen wäre, sofort durch eine andere Gegenrezension von neutraler Seite aus hätte aufgehoben werden müssen, hatte fehlgeschlagen. Also suchte man nach einem anderen Haar in der Suppe, das gespalten werden sollte – und dies alles hinter meinem Rücken, ohne überhaupt mit mir über meine Zukunft, die mich etwas anging, zu sprechen.
Erst als ich selbst in die Offensive ging und in einem Vorgespräch für meinen inzwischen gedruckten "Lenau" den Doktortitel einforderte, fand sich Professor Pfotenhauer bereit, kurz mit mir zu reden, ohne jedoch zu einem Konsens zu gelangen. Er war sich mit seinem Kollegen, Professor Hess einig, dass ich besser nicht vor jungen Studenten über den jungen Goethe reden sollte, aus welchen Gründen auch immer.
Ein weiterer Historiker, Professor Baumgärtner, der mir noch nie persönlich begegnet war, stieß zu der Front und verstärkte ihre Zahl, aber nicht ihre Argumente.
Dann schrieb das Triumvirat an den Dekan Peter Baumgart und forderte die Absetzung der von mir bereist vorbereiten Lehrveranstaltung über den jungen Goethe. Was wohl in dem Schreiben, das schwerwiegende existentielle Auswirkungen hatte, stand?
Vielleicht hatte die hohe Akzeptanz meines Faust-Seminars einige Leute erschreckt, weil in meinem Seminarraum mehr Studenten saßen als in etablierteren Vorlesungen? Zustände wie im Mittelalter zur Zeit des Dominikus!
Drei Professoren, die überhaupt nichts von mir wussten, die nichts von meiner Vergangenheit ahnten, nichts von all den entfalteten idealistischen Aktivitäten an verschiedensten Fronten, die die Hölle, die ich zeitweise durchlebt hatte, bestenfalls aus Dantes Schilderungen kannten, wollten nicht, dass ich an dem Institut einer öffentlichen Einrichtung lehrte. Einfach so. War das nicht Willkür? Oder – wie es heute im Neusprech heißt:
Mobbing?
In Amerika wären sie dafür verklagt worden. Doch in Deutschland - und in einer der schwärzesten Ecke Bayerns, in Würzburg?
Was galt da die "Freiheit" von Forschung und Lehre in einer Zeit, wo der rührige und umtriebige Doktormacher Bossle unter der Ägide von Franz Josef Strauß ungehindert tun und lassen konnte, was er wollte?
Der Fall Bossle wirkte als Vorbild und ermutigte andere, es ihm gleich zu tun und über Intrigen ihre Interessen zu wahren. Zum Wohle der deutschen Wissenschaft. Ihre Narrenfreiheit im Bunde mit dem Dekan, reichte aus, um meine Lehre faktisch zu verhindern und meine wissenschaftliche Laufbahn zu beenden. Was war meine Verhinderung gemessen an dem, was Lothar Bossle an Image-Schaden vorgelegt hatte?
Ich brauchte lange, bis ich begriff, was da ablief. Und ich brauchte noch länger um mit dem Rückschlag fertig werden, der nicht nur mein Wirken in Würzburg beendete, sondern ein Ideal zerstörte, ein Ideal, das ich in meiner Vorstellung auf die gesamte Bundesrepublik und den freiheitlichen Westen ausgedehnt hatte – als moralisches Gegengewicht zu einer arg entarteten pseudosozialistischen Welt im Ostblock.
General Taurescu hätte selbstgefällig gelacht, wenn er meine Niederlage erlebt hätte. Plötzlich war auch ich ein Opfer der "Freiheit" geworden, weil ich den Umgang mit ihr noch nicht begriffen hatte. Das blinde Ideal erhielt die "Freiheit" nicht, im Gegenteil: Es zerstörte sie!
Hätte ich damals auf die Barrikaden gehen sollen?
Hätte ich als alter Dissident die deutsche Öffentlichkeit suchen sollen, zumal ich in der Lage war, auch den formalen Vorwurf des Zweitfächlers – die Studienordnung war nicht von mir so konzipiert - durch ähnliche Präzedenzfälle zu entkräften?
Ein Kolleg aus dem Rombachkreis, der bald darauf ins Ausland ging, weshalb wohl, war als Philosoph, der Philologie dozierte, in der gleichen Situation. Und der Dekan wusste davon. Angesichts solcher Ungerechtigkeiten verzichtete ich auf Aufruhr.
"Nicht ist es dein Los, Fliegenwedel zu sein",
lehrt Nietzsches Zarathustra.
Tief enttäuscht und aus der Einsicht heraus, das Dinge, die mit noblen Absichten über Jahre erstrebt und mit viel Aufopferung, Mühe und Idealismus aufgebaut wurde, nun mit der Brechstange nicht mehr zu ändern sind, zog ich mich zurück. Doch erst, als Theo Meyers protestierender Aufschrei an der starren Machtkonstellation ungehört abprallte. Theo Meyer, ein Kämpfer unter den sonst fügsamen Gelehrten, schrieb am 21 Mai 1991 an den Dekan:
"
Im Hinblick auf das an Sie gerichtete Schreibender Herren Kollegen Baumgärtner, Hess und Pfotenhauer möchte ich den Antrag stellen, den Lehrauftrag für den Herrn Carl Gibson M.A. im Wintersemester 1991/92 aufrechtzuerhalten. Der Lehrauftrag ist am 18. März dieses Jahres in einer Institutssitzung von allen Professoren der Neueren Abteilung akzeptiert worden. Es ist höchst problematisch, diesen regulären Beschluss nun mit wenig stichhaltigen Argumenten aufheben zu wollen. Ich erlaube mir daher, den Vorschlag zu unterbreiten, dass Herr Gibson, dem damaligen Beschluss entsprechend, im Wintersemester 1991/92 sein Proseminar über den jungen Goethe abhält.“
Als Kompromissvorschlag stellte Professor Meyer meine reguläre Promotion als Voraussetzung für weitere Lehraufträge in Aussicht. In dem Postskriptum ging er dann noch auf das sonderbare, aus dem Hut gezauberte Zweitfächlermakel ein:
"Hinsichtlich der Erteilung eines Lehrauftrags an einen „Zweitfächler“ gibt es nach meinen Informationen im deutschen Institut bereits einen Präzedenzfall. Unter den Dekanat von Herrn Brunner soll bereits einem Magister mit dem Hauptfach Philosophie ein Lehrauftrag in der Literaturgeschichte erteilt worden sein. Ich teile dies vorläufig unter dem Vorbehalt des on dit mit. Sollte dies oben zutreffen, würde eine Zurücknahme des Lehrauftrags für Herrn Gibson ins Zwielicht geraten. Ich weiß nicht, wie man dann eine solche Rücknahme rechtfertigen will. Im Übrigen wäre zu überlegen, ob man nicht gegebenenfalls zwei kompetente auswärtige Gutachter zur Beurteilung des von Herrn Gibson veröffentlichten Lenau. Buches hinzuziehen sollte – Gutachter, die von „neutraler“ Seite bestellt werden sollten. Bisher liegen eine negative Besprechung und zwei positive Versprechungen sowie positive briefliche Stellungnahmen von Lenau-Forschern zum Lenau-Buch von Herrn Gibson vor.“
Das waren Zustände wie im alten Rom – vor Romulus und Remus; Zustände, die ein eindeutiges Licht auf die Verfassung der deutschen Akademie werfen:
Statt Leistung zu fördern und Forschung zu ermöglichen, setzen gleich drei Professoren, aus welchen Motiven auch immer, auf Verhinderung von Forschung und Lehre.
Man wollte mich, den Unbekannten, einfach nicht haben. Oder war ich inzwischen doch nicht mehr ganz so unbekannt? Kommilitonen und Freunde wunderten sich, was da ablief. Und einige, die an der Universität blieben, wussten nach Jahren noch davon.
Wem hätte mein Goethe-Seminar geschadet?
Dem katholischen Würzburg vielleicht?
Der Bischof unten in der Stadt erhob keinen Protest.
Bei Lenau und Nietzsche war das Antiklerikale nicht zu unterschlagen. Doch Goethe war ein Pantheist und setzte sich – auch in jungen Jahren – primär mit dem Polytheismus der Griechen auseinander. Hatte meine Faust-Interpretation angeeckt?
Nach Erklärungen suchend, stocherte im Dunkel, ohne auf übergeordnete Gründe zu kommen, die meinem Wort an der Akademie entgegenstanden. Ich sah nur, wie andere – über mein Haupt hinweg – über mich redeten und dabei mich als menschliches Wesen vergaßen.
Audiatur et altera pars?
Doch dieser alte römische Rechtsgrundsatz, der auch etwas mit Gerechtigkeit zu tun hat, galt wohl nur in der anderen Fakultät.
Als die Securitate und die RK Partei gegen dieses Prinzip verstießen, hatte ich aufgeschrien, so laut ich konnte, damals, vor mehr als zehn Jahren, in der Diktatur. Und jetzt, am Born der "Freiheit" in einer demokratischen Republik der Deutschen?
Als ummittelbar Betroffener fragte ich nur:
"Cui bono?"
Mir schadete dies alles erheblich – wissenschaftlich und existentiell.
Eine Welt zerbrach und dann noch eine Welt dahinter.
Denn das war nicht weniger als eine moderne Steinigung, die im Prinzip nicht anders war als das Köpfen Kilians, des irischen Missionars, vor über tausend Jahren, die Verbrennung des Pfeifers von Niklashausen unten am Main, jenes frühen Savonarola aus dem Taubergrund oder – was Würzburg noch viel Nachruhm einbringen sollte: die systematische Verfolgung von Juden und die Verbrennungen von Hexen über Jahrhunderte.
"Die Geschichte des Menschen wiederholt sich konzentrativ in der Geschichte der Menschheit",
hatte Lenau einmal klarsichtig festgestellt. In meiner Biographie fand ich eine neue Bestätigung dafür.
1993, als sich die Enttäuschung, die damals mächtiger war als der Zorn, etwas gelegt hatte, und ich wieder die Kraft aufbrachte, mit großen Widerwillen die Institutsräume der neueren deutschen Literaturgeschichte zu betreten, wurde die Frage einer Dozentur erneut aktuell.
Professor Theo Meyer, mit dem ich inzwischen seit sieben bis acht Jahren zusammenarbeitete, war der Auffassung, dass ich als sein direkter Mitarbeiter zur Abhaltung von Lehrveranstaltungen nicht nur berechtigt, sondern sogar verpflichtet war. Deshalb setzte er sich wieder für einen Lehrauftrag ein und brachte diesen auf den Weg.
In seinem Brief vom 14. Juli 1993 an den Dekan der Philosophischen Fakultät II, Professor Dr. Stefan Kummer, schreibt Meyer:
"Sehr geehrter Dekan!
Hiermit stelle ich den Antrag für ein von Carl Gibson M.A. im Wintersemester 1993/94 in der Neueren deutschen Literaturgeschichte abzuhaltendes (unbezahltes) Proseminar über das Thema „Literatur der Restaurationsepoche (Heine, Grabbe, Lenau, Büchner). Herr Gibson hat bereits im Sommersemester 1991 ein Proseminar über das Thema „Die Faustdichtungen in der deutschen Literatur“ erfolgreich abgehalten. Herr Gibson, der bereits 1986 einen Aufsatz über „Nietzsches Lenau-Rezeption veröffentlichte (in: Sprachkunst), hat ein Buch mit dem Titel „Lenau. Leben – Werk – Wirkung“ (Heidelberg 1989) veröffentlicht. Diese Arbeit ist von der Kritik im Wesentlichen sehr positiv aufgenommen worden. Neben einer kritischen Rezension liegen inzwischen drei positive Rezensionen in Fachzeitschriften vor. Zudem ist das Buch bereits mehrfach in Aufsätzen, Zeitungen, Nachschlagewerken erwähnt worden. Es liegen positive Zitationen in der Lenau-Forschung vor. Herr Gibson, der 15 Semester Germanistik studiert hat (davon 10 Semester im Hauptfach), hat im WS 1990/91 das Magisterexamen abgelegt (im Hauptfach Philosophie; Thema der schriftlichen Hausarbeit: „Das anthropologische Phänomen Einsamkeit bei Lenau“). Seit dem SS 1992 ist Germanistik wieder sein Hauptfach. Er arbeitet an einer Dissertation über Nikolaus Lenau, die in nächster Zeit abgeschlossen sein wird. Im Übrigen haben gerade in jüngster Zeit Doktoranden (Doktoranden ohne Buchpublikation) bereits vor dem Abschluss der Promotion Lehrveranstaltungen abgehalten. Ich möchte noch hinzufügen, dass das geplante Proseminar nicht nur in der Sache, vor allem im Hinblick auf die Studierenden, wünschenswert ist, sondern dass Herr Gibson auf Grund seines Arbeitsvertrags als „nebenberuflicher wissenschaftlicher Mitarbeiter“ zur Wahrnehmung von „Lehraufgaben“ verpflichtet ist."
Das waren Fakten, doch Fakten, die kein Gehör fanden.
Der Antrag meines Lehrers wurde - ohne Angabe von Gründen – abgeschmettert.
Nach den Gesetzen des common sense, der den zivilisierten Umgang der Menschen untereinander bestimmt, hätte dem fundierten Antrag eines akademischen Lehrer entsprochen werden müssen. An jeder anderen Universität vielleicht, aber nicht in Würzburg.
Um den Formalien zu genügen hätte der damalige Institutsvorstand, namentlich die Professoren Hess und Pfotenhauer, den Antrag ihres Kollegen Meyer an den Fachbereichrat weiterleiten müssen. Jenes Gremium hätte dann entscheiden können, ob das von mir abzuhaltende Seminar sinnvoll und erwünscht sei oder ob objektive Gründe dagegen sprächen.
Dazu kam es nicht.
Einer der Vorstände blockierte eigenmächtig und selbstherrlich den Vorschlag seines Kollegen Meyer, aus persönlichen Animositäten heraus oder aus wissenschaftlicher Rivalität und schuf – an der Autorität des Fachbereichsrats vorbei – vollendete Tatsachen, die für mich das endgültige Aus bedeuteten. Durch sein Handeln verstieß der Vorstand gegen die Bestimmungen über die Vergabe von Lehraufträgen – ein Detail, das Dekan und Präsident bis nicht einsahen.
Obwohl ich in keiner Weise irgendeine Verfehlung begangen hatte, wurde ich ein Opfer der Willkür.
Der Institutsvorstand setzte auf die Arroganz der Macht, provozierte den Kollegen aufs Schärfte und entschied – über Theo Meyers und über meinen Kopf hinweg – wieder über meinen akademischen Werdegang in einem Institutsbereich in Würzburg.
Reinste Willkür also auch hier?
B
eim Erleben nackter Eigenmächtigkeit ohne jede Aussprache, ohne jeden Dialog, fühlte ich mich, der lange Verfolgte, traumatisch zurück in die Diktatur versetzt, in die Schaltzentrale der Securitate und in jenen Glasplast in Bukarest, wo jeweils die Schergen der Systems ebenfalls die Arroganz der Macht ausgekostet hatten. Doch damals lebte ich in einem totalitären System fern von Bürger- und Menschenrechten, während ich jetzt in Würzburg weilte, im Herzen
Deutschlands am Main, in einem Staat, dessen Grundgesetz verkündete, die Würde des Menschen sei unantastbar. In der nach Bonn gesandten Petition in Meersburg, wo ich für die elementaren Menschenrechte meiner Mitschüler eingetreten war, hatte ich mich schon einmal auf die grundgesetzlich verankerte "Würde"berufen und war enttäuscht worden. Jetzt, Bolero und Ewige Wiederkunft grüßten, kam alles noch einmal auf höherem Niveau – an einer deutschen Hochschule!
"J’ accuse",
hätte Zola vielleicht ausgerufen.
Meine Enttäuschung war enorm.
Professor Meyer, der wiederum brüskiert worden war, platzte diesmal der Kragen. Auch er verstand die Welt nicht mehr – die Welt in der bayerischen Provinz an einem Institut in der alten Bischofsresidenz. Nur wenige Tage nach der auch ihn schwer kränkenden Ablehnung, hinter der sich offensichtliche Rivalität, ja Feindschaft verbarg, setzte er ein Schreiben an den Dekan auf und leitete es ihm zu. Darin konnte Dekan Kummer lesen:
"
Sehr geehrter Herr Dekan,
ich halte es für einen vordemokratischen, absolutistischen Missstand, dass Institutsvorstände faktisch nach eigenem Gutdünken über die Vergabe von Lehraufträgen entscheiden können. Das eröffnet der Willkür Tür und Tor. Ich habe einen sachlich begründeten Antrag auf einen Lehrauftrag gestellt, den der geschäftsführende Vorstand des Deutschen Instituts ohne Angabe von Gründen nicht an den Fachbereichsrat weitergeleitet hat. Ich hätte nicht geglaubt, dass solch autokratische Praktiken noch im Jahre 1993 an einer deutschen Universität möglich sind. Dies widerspricht dem Geist und Sinn der Universität. Ich bin der Auffassung, dass die bestehende Regelung bezüglich der Vergabe von Lehraufträgen dringend einer kritischen Revision unterzogen werden muss, und stelle daher den Antrag, der Fachbereichsrat möge beschließen:
Universitätsprofessoren sind berechtigt, Anträge auf Lehraufträge dem Fachbereichsrat unmittelbar einzureichen. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Anträge auf Lehraufträge nicht zuletzt von Hochschullehrern gestellt werden sollten, die durch entsprechende Publikationen ausgewiesen sind. Auch sollte es das Anliegen der Hochschullehrer sein, Lehre nicht zu verhindern, sondern zu fördern.
Was den Status von Herrn Carl Gibson M. A. betrifft, so füge ich in der Anlage eine Photokopie seines Arbeitsvertrages bei. Nach Auskunft des Rechtsbüros sind nach einer neuen Regelung alle examinierten Hilfskräfte automatisch „Mitarbeiter“. Ich möchte Sie daher bitten, die Rechtslage überprüfen zu lassen und mir das Ergebnis mitzuteilen."
Professor Meyer stellte mir eine Kopie seines Schreibens unmittelbar danach zur Verfügung. Seine beiden Kollegen hatten nicht nur mich sondern auch ihn – wie es salopp heißt - ausgebremst und auflaufen lassen– einfach so. In diesem Augenblick verstand ich ein oft zitiertes Sprichwort der Rumänen besser:
"Bevor du in den Himmel kommst, fressen dich die Heiligen auf."
So kam es auch.
Was die Securitate nicht geschafft hatte, schafften zwei hehre Geister am Galgenberg.
War das die deutsche Universität?
Was sollte noch das Geschwätz von Humanität und edlen Werten, wenn der Umgang zwischen Professoren noch rauer war als zwischen Schwerverbrechern im Gefängnis?
Einmal Professor – immer Professor!?
Auch ohne besondere Leistungen und bei maximaler Destruktivität. Wie hätte ich weiterhin in einem solch vergifteten Umfeld über hehre Dinge reden sollen, ohne mich dabei selbst ad absurdum zu führen?
Doch weshalb ging ich immer noch nicht an die Öffentlichkeit oder vor Gericht?
Dazu war ich damals zu geschwächt, zu angewidert und viel zu sehr von Ekel erfüllt. Unlängst hatte ich überraschend den Vater verloren und in der Ehe kriselte es bereits. Als nun auch noch über meine wissenschaftliche Kompetenz meine Ehre mit angegriffen wurde und ich Status und Perspektive verlieren sollte, wurde es langsam zu viel.
Auch ein Marathonläufer werde einmal müde, hatte der alternde Fidel Castro einmal gesagt. Damals war ich es auch.
Dem euphorischen Aufbruch, der lange anhalten kann, folgt irgendwann die Depression. Enttäuschung kam auf, gefolgt von Resignation.
Alles kam auf einmal – und alles lief schief. Und was hatte ich eigentlich verbrochen bis auf den Aspekt, dass ich mich vielleicht zu heftig für ein Idol und für Ideen eingesetzt hatte?
Weder hatte ich taktiert, noch hatte ich strategisch agiert, um zu meinem Ziel zu gelangen, auch hatte ich nicht gekatzbuckelt, nicht antichambriert, nicht hofiert, nicht konziliant alle nach allen Seiten gelobt und mit einbezogen, weil es nicht prinzipiell war und weil der Forschung damit nicht gedient gewesen wäre. Forschung fordert genauso konsequentes Vorgehen wie die politische Haltung in der Gesellschaft.
Ein Dissident kann nicht anders. Er bleibt seinen Werten treu, auch in der Wissenschaft.
Am Institut für deutsche Philologie wäre ein eiserner Besen dringend notwendig gewesen und ein umfassender Kehraus. Außerdem hätte man an der Pforte des Instituts ein Warnschild anbringen müssen, das alte "Cave canem" der Römer, welches alle Idealisten von den hehren Hallen in Beton abgehalten hätte. Die
Institution Deutscher Professor hatte einen scharfen Riss bekommen.
Wie spottete einst Kommilitone Klaus im Cafe Hawelka in Wien?
Der außerordentliche Professor leistet nichts Ordentliches und der ordentliche Professor nichts Außerordentliches!
Wie wahr, wie wahr!
Es war höherer Wille, dass ich gehen sollte – und ich beugte mich der Willkür und ging, angewidert und von Ekel erfasst, nachdem ich die Niederungen der höheren Sphären voll ausgekostet hatte.
Ein nackter David verlor diesmal die Schlacht gegen die ehern gerüsteten Goliaths.
"Wer einmal mit den Gämsen Luft getrunken,
atmet nicht mehr behaglich bei den Unken",
lässt Lenau seinen Faust aufrufen, während dieser zum Berggipfel strebt wie Byrons Manfred.
Diesen beiden heroischen Gipfelstürmern war ich hinauf gefolgt - zum Olymp, zum Parnass, in der Hoffnung, dort hehre Geister anzutreffen und geläuterte Existenzen.
Doch ich täuschte mich.
Wie Diogenes mit der Leucht auf dem Markt, fand ich keine Menschen, sondern – um ein Wort des Kynikers zu gebrauchen – Unflat und giftigen Sumpf, der einem den Atem nimmt, den freien Atem, der für ein freies Denken wichtig ist;
ich fand:
die Niederungen der Höhe- etwas besonders Verwerfliches. Die Seele sträubte sich bis zum Erbrechen, ein Gefühl, das auch heute noch nachwirkt.
Auf der Strecke blieben einige Lebensjahre, die sich nach der Zerschlagung der akademischen Perspektive als Fehlinvestition heraus stellten.
Damit erging es mir, dem Rezensions- und Intrigengeschädigten nicht besser wie vielen anderen jungen Künstlern, die Jahre ihres Lebens in Ausbildung und – gerade in darstellenden Künsten- in Fertigkeiten investieren, um dann durch eine Negativkritik eines ressentimentbestimmten Schlechtweggekommenen und Verhinderten für immer aus der Bahn geworfen zu werden.
Soviel zur "akademischen Freiheit", wie ich sie in Würzburg am Galgenberg erlebte.
Durch mein Hinausgeekeltwerden, das im heutigen Neudeutsch
Mobbing heißt, durch seine Kollegen verlor Professor Meyer einen geistigen Mitstreiter, einen Geistesverwandten und Schüler, der ihn intensiv über Jahre begleitet hatte.
Heinrich Rombach, mein anderer Lehrer, runzelte bei all den seltsamen Vorfällen, die so gar nicht dem Geist einer deutschen Hochschule entsprachen, die Philosophenstirn mit dem Kommentar:
"Man schlägt den Esel und meint den Herrn – so macht man sich die Schüler kaputt."
So war es wohl immer schon.
Erst wenn das Ideal zerstört ist, weiß man, woran bisher festgehalten wurde.
An einem Wert oder einem Unwert?
War ich denn immer noch ein verkappter Idealist, der – ungeachtet aller existentiellen Erfahrungen in den Kerkern der Inquisition – immer noch nicht zur Vernunft gelangt war?
Zur existentiellen Vernunft, zur zynischen Vernunft?
Rombach hatte unsere Probleme nicht. Er, der Meister hatte nicht nur Scholasten um sich geschart, sondern sogar viele Jünger aus aller Welt, die ihn anhimmelten wie einen Guru, während ich in jenem philosophischen Zirkel nur das Kuckucksei war.
Trotzdem war ich auch für Heinrich Rombach kein Niemand und kein Jedermann, sondern ein Individuum – d
er Prototyp eines modernen, nicht in Fachgrenzen eingemauerten, frei und souverän philosophierenden Geistes- und Humanwissenschaftlers.
Das war seine Charakterisierung, die er mir schwarz auf Weiß mit auf den Weg gab, als ich vorerst ging. Jahre hatte es gedauert, um so charakterisiert zu werden.
Ungeachtet der Acht anderer, genoss ich Rombachs Achtung, war aber nur einer, unter seinen begabten Schülern.
"Die Türe bei uns steht Ihnen immer offen, und Sie sind jederzeit herzlich als Gast in unserem Kreis willkommen," schrieb er mir Ende 1991, als ich aus dem phänomenologischen Kolloquium vorerst ausschied.
Kurz darauf eröffnete er mir die Möglichkeit, dass Promotionsverfahren auch unter seiner Betreuung fort zu führen.
Aber für Theo Meyer war ich der langjährige Vertraute, der seine Forschungen begleitete und daran partizipierte; während er für mich ein väterlicher Freund war.
Theo Meyer, in preußischer Pflichtethik erzogen, absolvierte noch sein reguläres Lehrpensum. Dabei unterstützte ich ihn von Bad Mergentheim aus zwei bis drei weitere Jahre. Doch lustlos und ohne Motivation.
Später, nach dem offiziellen Ausscheiden, zog sich Theo, von den Auseinandersetzungen mit den Kollegen und dem Dekan arg getroffen und verletzt, ganz in sein Schneckenhaus zurück; er verzichtete auf die Privilegien eines Emeritus und widmete sich, seinem wesensverwandten Idol Gottfried Benn gleich, nur noch geistigen Dingen und antwortete mit viel beachten Aufsätzen und Büchern.
Über Jahre sträubte mich innerlich sehr dagegen, das mir feindselige Institut weiter zu betreten. Der Brechreiz wurde übermächtig, wenn ich in die Nähe kam. Als mir früher einmal beim Gang durch den Gramschatzer Wald vor den Toren der Zwingburg, der Marienfestung, die vielen hochgiftigen, weißen und grünen Knollenblätterpilze auffielen, die ich sonst nirgendwo im deutschen Wald gesehen hatte, vermutete ich in einem Anflug von Zynismus, dort müssten einige "Heilige" begraben liegen; zumindest einer jener bösen Bischöfe, die in fanatischer Verblendung einen Pfeiferhannes, ein paar vermögende Juden oder reiche Bürgerwitwen auf dem Scheiterhaufen am Mainufer verbrennen ließen, um einen neuen Kirchturm zu finanzieren. Die giftigen Sumpfdämpfe, die selbst im Olymp alles höhere Leben abwürgen, fühlte ich auch im Institut.
Wie sollte ich da geistig arbeiten, regulär promovieren?
Deshalb blies ich das noch schwebende Promotionsvorhaben vorerst ab und machte erst wieder akademisch weiter, als ich aus dem Ausland, wohin ich für einige Zeit verschwand, zurückkehrte. Doch nicht mehr in den von gelbem Nebel durchzogenen Katakomben der alten Hinrichtungsstätte, wo immer noch etwas vom Geist der Henker übrig war, nicht mehr in den Betonklötzen auf den Höhen des Galgenbergs, sondern unten in der Stadt, in alten Mauern, wo Walter ruhte, der Troubadour, unter dem Kreuz und unter Rosen, wo Riemenschneider einst schnitzte, im Toskana- Saal, unter der Fresken Tiepolos, in der Residenz, bei Mozarts Klängen im Park, an der Seite des Meisters, unter dessen Schild ich Asyl gefunden hatte.
Als ich mich dann nach langen Jahren dazu entschloss, dieses traurige Kapitel meiner Existenz in die Erinnerungen aufzunehmen, als "Opfer der Freiheit", unternahm ich noch einige Versuche, spätes Licht in das Dunkel zu bringen und einiges, was vielleicht durch Missverständnisse und fehlende Kommunikation erfolgte, klärend zu erhellen.
Also fragte ich bei den Beteiligten, soweit sie erreichbar waren, nach und korrespondierte noch mit dem gegenwärtigen Dekan der Fakultät und dem Präsidenten der öffentlichen Bildungseinrichtung Universität Würzburg. Nirgendwo war ein
Unrechtsbewusstsein feststellbar – alles hatte immer schon seine Ordnung. Theo Meyer lebte bis zu seinem allzu frühen Tod zurückgezogen in seiner selbst gewählten Eremitage, nur noch geistigen Dingen zugewandt.
Jene der Vergangenheit hat er, wie er mir 2007 schrieb, endgültig ad acta gelegt. Sein großer Ring war fast vollendet, während ich den nächsten noch vollbringen will und deshalb auf meine intakte Ehre nicht verzichten kann.
Die Dame aus Graz, die mit ihrer unverhältnismäßigen und hochgradig tendenziösen Polemik alles erst ermöglicht hatte, konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie sie zur Niederschrift der Rezension gekommen war.
Das selektive Gedächtnis von Politikern, die sich bei strafrechtlich relevanten oder moralisch suspekten Angelegenheiten an bestimmte Dinge nicht mehr erinnern können, das mich immer schon verblüffte, hatte nunmehr auch den akademischen Sektor erreicht.
Und Professor Pfotenhauer, der heute noch an gleicher Stelle lehrt,
offenbarte mir schriftlich, seinerzeit nicht die treibende Kraft gewesen zu sein.
Nur wer war dann die treibende Kraft bei nur zwei Vorständen?
Alles Schnee von gestern?
So war es eben damals!
So antworteten d
ie auf Menschenrechtsverletzungen Angesprochenen nach dem Fall der Diktatur 1945 und 1989, im Deutschen Reich und im kommunistischen Rumänien ebenso.
Galt diese Entschuldigung auch für die Deutsche Universität?
Die Diktaturen haben ihre Opfer noch nicht rehabilitiert!
Ist das auch das Paradigma für die Deutsche Universität?
Mehr in:
"Symphonie der Freiheit", (2008)
und
"Allein in der Revolte". Eine Jugend im Banat, (2013)
Philosoph und Zeitkritiker Carl Gibson
Copyright: Carl Gibson
Fotos von Carl Gibson: Monika Nickel
Über der Stadt thront die Burg - als Stadt über der Stadt.
Die Burg - eine Festung der Sonderklasse, nach Jahrhunderten noch weitgehend intakt.
Wenn es brenzlig wurde, wenn feindliche Armeen anrückten,
flüchteten die Fürstbischöfe in die Schlossanlage hinter den dicken Mauern -
wie der Papst in Rom in die Engelsburg.
Imposant und unbezwingbar: die Mauer.
Es gibt viele Wege hinauf zur Burg,
ein bequemer mit dem Auto bis zur Eingangspforte,
ein Fußweg durch die Stadt
und ein weiterer durch den Weinberg.
Wer reben, Wein und schöne Aussicht liebt, sollte den dritten Weg wählen.
Die Sehenswürdigkeiten werden ihn entschädigen.
Im Herbst, kurz vor der Weinlese, winkt noch eine kleine Kostprobe.
Der Wanderer erfährt auf eigener Zunge,
woraus der köstliche Frankenwein gemacht wird.
Durchblick auf dem Weg nach oben - im Hintergrund: das Käppele,
errichtet von Balthasar Neumann.
Blick auf die Festung
Die Stadt Würzburg mit dem Turm der Alten Universität.
Die Burg, Detail.
Wehrturm mit Schießscharten am Fuß der Burg.
Eingang zum Innenhof der Festung
In der Burg
Das Käppele von der Burg aus gesehen.
Blick in den Burghof
Überlebengroß: der Turm!
Marienbild in Gold - nomen est omen.
Die Patrona bavariae steht schützend über der Burg.
Weniger heilig - renaissancehaft-barocke Lichtgestalt über den Zinnen der Burg.
Blick auf den schönsten Pfaffenhof Europas ( nach Napoleon) -
an jeder Ecke eine Kirche, rechts das historische Rathaus der Stadt.
Historisches Rathaus
Der Main bei Würzburg
Die Schleuse am Main
Blick auf die Altstadt von der steinernen Mainbrücke aus.
Ausblick von der Festung Marienberg auf die Stadt Würzburg
Die Residenz von der Marienfestung aus betrachtet
Der Main und die Weinberge von Würzburg
Der Turm im Burghof - Vorratslager sichert Autarkie in Notzeiten.
Tiefbrunnen auf der Festung
Blick in einen der tiefsten Brunnen Deutschlands - er sicherte das Trinkwasser, ohne das keine Leben möglich ist.
Stätte der Andacht und Grabstätte.
Ein weiteres Tor zur Burg.
Über den Dächern von Würzburg - ein Hauch Toskana!?
Fotos: Carl Gibson
Copyright: Carl Gibson