Dienstag, 16. August 2022

Politische Frustration, Selbst-Radikalisierung und die Folgen … vom Intellektuellen zum Fanatiker – Terror und Anschläge von Europa bis nach Japan. Der Mord an Abe – ein Fanal?

 

    Politische Frustration, Selbst-Radikalisierung und die Folgen … vom Intellektuellen zum Fanatiker – Terror und Anschläge von Europa bis nach Japan. Der Mord an Abe – ein Fanal?

Politiker machen ihr Ding, setzen lange Jahre – und oft ohne besondere Rücksichten auf die Belange der Bevölkerung – eine zynische Macht-Politik durch, die Reaktionen hervorruft, heftige Gegenreaktionen mit zum Teil spektakulären Auswirkungen.

Wie reagiert ein Intellektueller auf Entwicklungen, die er verändern will, aber nicht verändern kann? Nachdem er lange Jahre gegen bestimmte Phänomene und Missstände angekämpft hat, mit spitzer Feder, publizistisch, an diversen Fronten der Öffentlichkeit, wird er, ohnmächtig, wie er nun einmal ist, resignieren; er wird die Flinte ins Korn werfen und die Dinge geschehen lassen – aus der Einsicht heraus, dass er deren Gang als Individuum und Einzelkämpfer nicht abändern oder maßgebend beeinflussen kann. Rationalistisch ausgerichtet, fügt er sich in sein Schicksal und zieht sich zurück, geleitet von der Hoffnung, dass die Zeit vielleicht einiges korrigieren und das zurechtrücken wird, was verfahren ist und was von kurzsichtigen, wenig vorausschauenden Politikern verbockt wurde.

Anders religiöse und weltanschauliche Fanatiker oder Eigenbrötler, die in eigenen Welten leben und die sich, je nach Bedarf, oft emotional angetrieben, Feindbilder schaffen wie seinerzeit bei den Anschlägen in Frankreich, dann in Deutschland und jetzt auch in dem „hermetischen“ Japan, wo der Staat ebenso wenig in der Lage ist, potenzielle Opfer zu schützen, wie hier in der liberalen, „offenen Gesellschaft des Westens.

Der selbstradikalisierte Glaubenskämpfer muss nicht lange suchen, bis er sein „Feindbild“ findet – die gesamte liberale Seinsform ist ihm ein Dorn im Auge und muss bekämpft werden, in Afghanistan, wo der Westen als Eindringling auftrat, ebenso wie in Europa oder in den USA, wo Muslime in – mehr oder weniger glücklich – in Parallelgesellschaften de facto „koexistieren“. Frankreich, wo Millionen Muslime leben, aber auch Großbritannien und dahinter Deutschland, sind da besonders exponiert, weil es nicht gelang, eine echte Integration andersgläubiger Völker in das Staatsvolk umzusetzen.

Die Liste radikalmuslimischer Anschläge in westlichen Staaten ist lang: „Charlie Hebdo“ und „Bataclan“ in Paris, die „Enthauptung“, dann die Aktion am Breitscheidplatz in Berlin mit vielen Todesopfern. Kein Staat ist sicher.

Dann die weltanschaulichen Morde der obskuren Neo-Nazi-Gruppe NSU („Nationalsozialistischer Untergrund“). Zwei, drei Verwirrte schließen sich zu einer Gruppe zusammen, bilden einen Verbrecherverein und morden aus rassistischen Gründen in Serie, während der verblüffte Staat mit seinen überforderten beamten mehr staunt als reagiert.

Täter besorgen sich Waffen, drucken sie mit dem D3-Drucker einfach aus, um dann dort zuzuschlagen zu, wo sie es für richtig halten, etwa an der Synagogen-Pforte zu Halle an der Saale.

Anderes bauen sich die Waffen selbst – wie jüngst jener verspätete Samurai, der ihm Wahn den populären Abe tötete, den langjährigen Ministerpräsidenten Japans, der – als bekanntes Gesicht – ein prädestiniertes Opfer war in einem Staat, der sich nach vielen imperialistischen Eskapaden im Angriffs- und Eroberungskrieg zur Friedfertigkeit durchgerungen hatte. Mord und Terror! Das schreckt auf, das versursacht Schlagzeilen! Regen diese Entwicklungen auch zum Nachdenken an?

Ursache und Wirkung! Was treibt den Einzelnen in die Verzweiflung, in die Wahnsinnstat, den Intellektuellen, der - wie Sisyphus und Don Quichotte - gegen soziale Missstände ankämpft und letztendlich scheitert, den religiös politischen Fanatiker, der sich selbst ein „Feindbild“ schafft, es erfindet, um mordend loszuschlagen, den „kranken Kopf“ in Japan, der tötet, um auf seine Weise ein Zeichen zu setzen – in der Vernichtung des Lebens, jenes Wertes aller Werte.

Leibesverachtung, Todverachtung, Lebensverachtung – Samurai, Ninja, die Assassinen, arische Krieger und todesmutige Muslime, die, angelockt von 72 wartenden Jungfrauen im Paradies, zur Tat schreiten, zur Mordtat: die Gründe sind vielfältig; und sie sind auch manchmal provoziert durch die unbesonnenen, zynischen Taten selbstgefälliger Politiker, die ihr Ding durchboxen, ohne auf das Ende zu sehen, auf die bitteren Folgen, auf Terror und Krieg.

  




Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, politischer Essayist,

Naturfotograf, im März 2022



Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2022.

 

 

 

 

 

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