Mittwoch, 11. Oktober 2017

Francesco Petrarcas Loblieder auf die Einsamkeit. Der zentrale Stellenwert der „Einsamkeit“ im Werk der Humanisten. Gesamt-Kapitel, Leseprobe aus: Carl Gibson, Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie und Dichtung aus Antike, Renaissance und Moderne, von Ovid und Seneca zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche.



Francesco Petrarcas Loblieder auf die Einsamkeit. Der zentrale Stellenwert der „Einsamkeit“ im Werk der Humanisten. Gesamt-Kapitel, Leseprobe aus: Carl Gibson, Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie und Dichtung aus Antike, Renaissance und Moderne, von Ovid und Seneca zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche.



Teil III: Humanismus

 

1. Francesco Petrarcas Loblieder auf die Einsamkeit. Der zentrale Stellenwert der „Einsamkeit“ im Werk der Humanisten


Wissenschaftliche Aufsätze und Essays über die Einsamkeit finden wir tatsächlich erst bei Petrarca und – in weitaus geringerem Umfang – bei Montaigne. Beide knüpfen darin, weitgehend unabhängig voneinander, an Ciceros und Senecas Paradigmen an und setzen die stoische Linie fort, teils, wie noch zu zeigen sein wird, recht konsequent bei Montaigne, dafür aber umso individueller bei Petrarca.

1.1. Zur Vita Petrarcas – Von der Vita activa zur Vita contemplativa im mundus aestheticus

 

Francesco Petrarca, eine der großen, wirkungsreichen Gestalten der Weltliteratur, mit Dante Urvater des europäischen Humanismus und der Renaissancephilosophie, wurde 1304 in Arezzo im Exil geboren. Er entstammte einer bürgerlichen Familie aus Florenz, die aufgrund politischer Wirren nach Avignon, in die damalige Residenz der ebenfalls exilierten Päpste, verbannt worden war. Nachdem er die ersten sieben Jahre seines Lebens noch in der Toskana verbracht hatte, verlebte Petrarca die folgenden vier Jahrzehnte weitgehend in der Provence bei Fontaine-de-Vaucluse, am Ursprung des Flüsschens Sorgue unweit von Avignon. Er studierte mehrere Jahre, teils an der Universität von Bologna, teils im südfranzösischen Montpellier. Im Alter von fast fünfzig Jahren schließlich kehrte der Poet und Denker endgültig in seine italienische Heimat zurück und lebte dort, protegiert von mächtigen Fürsten, angesehen und vergnügt bis zu seinem Lebensende im Jahr 1374. Also verlief die Vita dieses Poeta laureatus durchaus nicht langweilig oder gar monoton – ganz im Gegenteil. Bevor der zur Ruhe und Vernunft gelangte Petrarca sich seinem großen Thema „Einsamkeit“ zuwandte und somit einem dankbaren Sujet, das ihm die Möglichkeit bot, die eigene Existenz als Mensch und Künstler in Variationen zu stilisieren und zu ästhetisieren, durchlebte der angehende Dichter einige turbulente, ausschweifende Jahre in dem Papst- und damaligen Weltzentrum Avignon. Das väterliche Erbe mehr bei Nacht als bei Tag verprassend, lernte er das Leben der „Stadt“ mit all ihren faszinierenden Höhen und Tiefen kennen. Avignon, die Stadt mit dem mächtigen Palais du Pape als Herzstück, vermittelte schon damals die Atmosphäre einer Großstadt, während das ihm auch vertraute Carpentras, heute das urbane Zentrum der Region Vaucluse, im 14. Jahrhundert noch ein bescheidenes Dorf war. Mit dem Versiegen des Geldsegens endeten schließlich auch die Reize des dekadenten Stadtlebens, von dem sich der Dichter bald ganz abwenden sollte, um in eine neue, ruhigere Lebensphase einzutreten.
Petrarca zog sich zurück – unfreiwillig freiwillig, teils von den Umständen gedrängt, teils aus tieferer Einsicht. Mit der Einkehr erfolgte die Rückbesinnung auf die eigentlichen Werte. Philosophisches Denken und Existieren lösten die wild durchlebte, siebenjährige Studienzeit in und außerhalb der Hochschulen, die Petrarca später als unnütze Zeitverschwendung bezeichnen sollte, endgültig ab. Der vita activa folgte nunmehr eine fast ausschließlich der Muße gewidmete vita contemplativa, eine Lebensform, die der Humanist bald als die eigentliche empfinden und nahezu kultisch-rituell praktizieren sollte. Petrarca verschwand, nein, nicht im eigenen Monument, aber in einem „mundus aetheticus“, in einer eigenen, selbst errichteten Welt, aus der heraus er dichtend und denkend wirken konnte. Um sein materielles Auskommen zu sichern, empfing Petrarca die niederen Weihen und bezog später, irgendwie arrangiert mit der Kirche, ein Einkommen als Kaplan. Der einst dem Sinnlichen zugeneigte Lebemann, ja wüste Bohémien wandelte sich, wie einst Vorbild Augustinus, zunehmend zum in sich gekehrten Homo religiosus, der sich selbst als ein Homo Litteratus verstand – und dies in einer Zeit des fast vollständigen Analphabetismus in Europa, als weder gemeine Leute, noch Edle, Ritter und Fürsten lesen oder schreiben konnten.

1. 2. „De otio et solitudine[1]“ - Von Freiheit (Muße) und Einsamkeit


1330 lebte Petrarca inzwischen freiwillig zurückgezogen in einem kleinen Häuschen unweit der Quelle der Sorgue fast am Fuße des Mont Ventoux, in Sprachen und Studien vertieft, oft mit Dichten beschäftigt in selbst gewählter Einsamkeit. Um diese Zeit empfindet der Dichter, der bei Gott kein introvertierter Charakter war, sondern, wie sein Lebenswandel bezeugt, eher das Gegenteil davon, ein temperamentvoller, lebensfroher Charakter mit Esprit und kritischem Sinn, das Leben in Einsamkeit als die Existenzform schlechthin. In der im Jahr 1343 ausgearbeiteten Hommage „De otio et solitudine“, deutsch «Von Freiheit (Muße) und Einsamkeit», würdigt der angehende Humanist diese Art zu leben mit begeisterten Worten.[2]
Nichts sei der „Prüfung von Einsamkeit und Freiheit“ vorzuziehen, verkündet Petrarca, gestützt auf eigene Erfahrungen, aber auch im Rückgriff auf die geistig-literarischen Testimonien bedeutender Vorfahren, die alle während den tobenden Stürmen ihrer Existenz Trost und Zuflucht in dieser Seinsform fanden. Signifikant an Petrarcas Zitat, das gleich in mehrfacher Hinsicht antike Einsamkeit-Rezeption bedeutet, ist zunächst der Aspekt, dass der christliche Humanist des Mittelalters den von Cicero und Seneca oft gebrauchten Begriff „otium[3]“ aufgreift. Unabhängig von der eigenen Erfahrung, wird ferner das freie Selbst-Sein in der Einsamkeit mit herausragender Individualität verknüpft.
Hinter den großen Naturen, hinter den „illustres“ des Petrarca, scheinen die genialen[4] Naturen des Aristoteles hervor, die allesamt als Melancholiker wahrgenommen werden, also zu einem Leben in Abgeschiedenheit und verinnerlichter Einsamkeit neigen. Hier wird erneut ein paradigmatischer Gedanke akzentuiert, der noch für Schopenhauer und Nietzsche bestimmend sein wird: Das Medium Einsamkeit ist ein Charakteristikum genialer Naturen - alle freien Geister sind einsam.
Aus Petrarca, der immerhin noch eine Gestalt der späten Troubadour-Zeit ist, spricht bereits das selbstbewusste Individuum der Neuzeit, der künftige - hier schon antizipierte - Renaissancemensch, der als Maß aller Dinge die eigene Individualität zum Maßstab nimmt, um alle konventionellen Gesetzmäßigkeiten zu sprengen und das Bisherige zu Gunsten eines anthropologischen Neuentwurfs, der Vision eines genialen Homo universalis aufzuheben. Arthur Schopenhauer wird sich also in seinem apologetischen Plädoyer für ein Leben in Einsamkeit auf Francesco Petrarca berufen, indem er dessen selbstbewusste Verse zitiert:

„Ein einsam Leben hab’ ich stets gesucht
Bach, Feld und Wald weiß davon zu erzählen,
Vor jenen stumpfen Geistern auf der Flucht,
Durch die ich nicht den Pfad zum Licht kann wählen.“[5]

1.3. „De vita solitaria“: Francesco Petrarcas Hymnus in Prosa auf das Leben in Einsamkeit. Die Begründung der Auffassung von der „schöpferischen Einsamkeit” als elitäre Phänomen-Definition


De vita solitaria“ – Vom einsamen Leben, Petrarcas eigentliche Abhandlung über die Einsamkeit, entsteht während des Aufenthaltes in der Vaucluse um 1346 oder, nach anderen Interpreten, auch schon früher[6]. Die Original-Schrift wird, vor den Augen der Wissenschaft gut verborgen, im Vatikan aufbewahrt. 1371 schloss der christlich-heidnische Humanist und Poet sein Opus, das ihm angeblich ein „Herzensanliegen“ war, endgültig ab.
„De vita solitaria“ ist ein Hymnus auf das Leben in Einsamkeit, eine poetische Absolut-Setzung, ja eine „Verherrlichung des einsamen und mußevollen Lebens“. Das im Mittelalter viel gelesene Werk liegt heute in der ausführlichen, gut kommentierten historisch-kritischen Textausgabe[7] vor – in Latein. Deutsche Ausgaben hingegen sind kaum greifbar[8] und wohl seit längerem nicht mehr verlegt worden. Seneca, Petrarcas großer Gewährsmann neben Cicero, beschreibt, wie oben dargelegt, in seiner Abhandlung „Von der Gemütsruhe“ die Vorzüge des Selbstseins im krassen Gegensatz zu den Nachteilen der unharmonischen und selbstentfremdeten Existenz. Sein geistiger Nachfahre Petrarca greift nun diesen Gedankengang in seinem Werk auf und spitzt ihn weiter zu, indem er den stets beschäftigten und von eigentlichen Dingen abgelenkten Stadtmenschen, wie er ihn aus dem dekadenten Avignon seiner Zeit kennt, dem einsamen, aber glücklichen Menschen, der mitten in der Natur lebt und arbeitet, gegenüberstellt.

1.4. „felix solitarius“ contra „miser occupatus“ – besser allein, frei und glücklich als vielbeschäftigt, gestresst und in permanenter Disharmonie – Einsamkeit: die „conditio sine qua non“ einer ethisch fundierten Lebensführung und Existenzbewältigung


Mit „felix solitarius“ umschreibt der dichtende Denker Petrarca die selbst gewählte Existenzform des Glücklichen, während der Typus des „miser occupatus“ die geschäftigen Stadtbewohner kennzeichnet. Petrarca, nicht nur kontemplativer Geist innerhalb der eigenen vier Wände im Häuschen und am Kamin, sondern auch engagierter Zeitkritiker, nimmt speziell den verhassten Juristen aufs Korn, den gründlich verachteten Winkeladvokaten, ebenso den – in seinen Augen würdelos agierenden Mediziner, den Arzt seiner Zeit, den er pejorativ zugespitzt als „Mechaniker“ abqualifiziert.
Macht Stadtluft frei? Wie es später, an der Schwelle zur Neuzeit, in deutschen Landen heißen wird, als die Unfreien die Bürgerschaft souveräner, freier Reichsstädte anstrebten, um endlich auch als Individuen frei zu werden. Nach Petrarcas Ausführungen - macht Stadtluft eben nicht frei, sondern die sittlich verruchte Stadt bewirkt genau das Gegenteil: Sie versklavt den Menschen! Während das vom trivialen Alltag bestimmte, stets abgelenkte und somit geistlose Leben des Stadtbewohners einem sinnlosen Sklavendasein gleichkommt, dem uneigentlichen Sein überhaupt, schildert Petrarca die Vorzüge selbst erfahrener Einsamkeit in plastischen Passagen[9].
Wer allein ist, lebt im Einklang mit seinem Schicksal, zufrieden mit diesem im Amor fati, ohne dessen Heimsuchungen zu fürchten, ohne Neid, ohne Hass, ohne besondere Wünsche. Sein Leben ist glücklich, es verläuft ruhig, frei sind die Tage und die Nacht, er lebt friedlich ohne Zwistigkeiten und weiß, dass er nur um seiner selbst willen geliebt wird, nicht für seine an andere verteilten Gaben. Auch das ist noch weitgehend stoisch-epikureisches Gedankengut. Die Einsamkeit, wie sie Petrarca versteht und idealisiert, ist also die Bedingung schlechthin für eine ethisch fundierte Lebensführung und Existenzbewältigung, sie ist die „conditio sine qua non“ einer angemessenen geistigen Existenz. Modern gesprochen verkörpert sie - im Gegensatz zur gesellschaftlichen Fremd-Bestimmtheit - das Leben in der Eigentlichkeit.

1.5. Zur Modernität des Existenzmodells „Leben in der Eigentlichkeit


Dieser, der Antike bereits bekannte, von Petrarca vehement verfochtene, ja postulierte Existenzentwurf ist längst nicht antiquiert. Ja er ist sogar modern und trifft auch auf unsere hochtechnisierte Gesellschaft zu, in welcher der Mensch der Jetztzeit immer noch seine Wahl zu treffen hat, insofern er denkerisch und faktisch überhaupt zur Entscheidungsfindung kommt. Auch der Mensch von heute muss sich zwischen zwei Existenzformen entscheiden, will er nicht total abgelenkt am vollkommen eigenen Leben vorbei leben. Er muss wählen zwischen einem fremdbestimmten Leben und einem selbstbestimmten, zwischen dem Sein in der Uneigentlichkeit oder einem bewussten Leben in der Eigentlichkeit, in einer Lebensform, die seinem Wesen entspricht. Diskrepantes Sein, also ein Zwischending zwischen Fremdbestimmtheit und Selbstbestimmung, ist schwierig, kaum praktikabel und macht zudem den - emotional wie rational hin und her gerissenen - Menschen krank. Dieser Aspekt war den Philosophierenden „im Garten des Epikur längst bewusst, das erkannten die Stoiker um Marc Aurel, das wussten und lehrten Cicero und Seneca – und lange nach diesen, erleuchtet nicht nur vom Licht der Provence, schließlich Francesco Petrarca.

1.6. Das schaffende Subjekt … und die Ahnenreihe der Einsamen


Doch Petrarca verharrt nicht vollständig in dieser statisch-kontemplativen Denkweise. Er erweitert das stoische Modell: Einsamkeit ist Selbstsein, Selbstsein ist Freiheit zumindest im Ansatz durch eine Dynamisierung des Freiheitsbegriffs. Die Freiheit Petrarcas geht über die reine Existenzgestaltung hinaus: Sie wird zur Freiheit des schaffenden Subjekts.
Man hat „De vita solitaria“ mit einer musikalischen Komposition verglichen, die eine eigene Einheitlichkeit aufweist. Das Leben in Einsamkeit erklingt immer wieder als Leitmotiv, wobei Petrarca nicht müde wird, auf die lange Ahnenreihe der von ihm bewunderten Vorbilder zu verweisen, die allesamt in Einsamkeit lebten und aus der Einsamkeit heraus ihre poetischen und philosophischen Werke schufen. Platon gehört ebenso dazu wie der vergeistigte Plotin, der sich geschämt haben soll, einen Körper zu besitzen; ferner der von Petrarca geradezu vergötterte Cicero[10], mit welchem sich Petrarca so sehr identifiziert haben soll, dass er glaubte, selbst einiges von ihm verfasst zu haben; dann, der auch heute noch ethisch wie existenziell mehr als andere gültige und verbindliche Seneca, ferner der - nicht immer wahrhaftige - Augustinus  und schließlich, die gesamte Antike überragend – Jesus Christus, Religionsstifter und Sohn Gottes, der auch ein Einsamer war – und, wie viele andere Einsame und Melancholiker aller Zeiten, ein Unverstandener!
Zahlreiche Stellen aus dem Alten Testament, wo etwa ein mythischer Einsamer, Adam, in die Schöpfungsgeschichte eintritt, ebenso im Neuen Testament, stützen Petrarcas Makro-These, nur das Leben in Einsamkeit sei die dem geistig Schaffenden angemessene Lebensform.
Im Wesentlichen unterscheidet Petrarca drei Formen der Einsamkeit: eine zeitspezifische, eine ortspezifische und eine Einsamkeit der kontemplativen Geistesverfassung. Wie bei den stoischen Vorbildern ist das Leben in Einsamkeit immer mit Studien verknüpft. Es ist – wie später bei Montaigne, eine Einsamkeit im Studium, mit Büchern und in den Totengesprächen, im Dialog mit berühmten Vorfahren, mit der allgegenwärtigen, geistigen Tradition: colloqui cum omnibus, qui fuerunt gloriosi viri“, im geistigen Austausch, der zu neuen Büchern führt, zu Abhandlungen ebenso wie zu großer Dichtung: „solitudine sine literis exilum est, carcer, eculeus“, schreibt Petrarca. Einsamkeit ohne Bücher sei eine Verbannung und Kerker. Mit Studien aber, fügt er hinzu, werde sie zur Freiheit und Lust.
Die letzte Einsamkeit aber, die ein Lenau und Nietzsche als Kennzeichen einer desillusionierten Zeit, in der Gott tot ist, erleben werden, ist das noch nicht. Dort, wo der gläubige Christ seinen Gott hat, sein metaphysisches Refugium und seinen überirdischen Trost, dort hat - der immer sehr sinnorientiert agierende Geist und Dichter Petrarca, der zudem auch noch ein frommer Christ ist - das aus den Büchern der Idole ausstrahlende Licht antiker Intellektualität. Religiosität und Vernunftglaube werden - den verkappten Melancholiker - Petrarca zwar vor letzter „Vereinsamung“ bewahren; sie werden aber die der Verklärung der Einsamkeit zuwiderlaufenden und deshalb auch von dem Dichter ausgesparten, ja verschwiegenen Heimsuchungen finsterer Melancholie nicht ungeschehen machen können.
Petrarca hat als Schriftsteller und Denker viel zur Einsamkeit ausgesagt und so dafür gesorgt, dass sich die stoische, ethisch definierte und zielorientierte Auffassung von Einsamkeit weiter verbreitete. Als epochaler Dichter tut er weiteres: Dreizehn Jahrhunderte nach Ovids traurigen Verbannungs-Gesängen vom Schwarzen Meer, macht Petrarca die Einsamkeit zu einem Topos, zum literarischen „Grundmotiv“, das in den kommenden Jahrhunderten, im Barock wie in der gesamten europäischen Romantik leben, aufblühen und gedeihen wird.
Eines seiner bekannteren Sonette beginnt mit den Worten:

“Solo et pensoso i piú deserti campi
vo mesurando a passi tardi i lenti
et gli oocci poto per fuggire intenti
ove vestigio human l’arena stampi.
Altro schermo non trovo che mi scampi
Dal manifesto accorger de le genti!”

In deutscher Nachdichtung:
„Allein, in mich versenkt, durch ödes Land,
die Schritte messend, geh ich langsam hin
und richte meinen furchtbereiten Sinn
auf jede Fußspur, die mich schreckt im Sand.
Wo fänd ich Zuflucht sonst, daß nicht erkenne
Die Menge meinen Gang und mein Gesicht.“[11]

Dieser Einsame wird als einsamer Verliebter, als einsamer Wanderer, zum bedeutenden Motiv avancieren, bis hinein in die Tiefen der Melancholie, die Petrarca ebenso vertraut war, wie die Einsamkeit. Das Ideal der geliebten Frau vor den Augen, das Bild jener sonngleichen Laura, vor deren Schönheit selbst die antike Helena verblassen muss, irrt der verliebte Melancholiker, der spätere „Inamoroso“ des Lorenzo de’ Medici, als finsterer Misanthrop durch die Welt, von Amor getrieben, rastlos und unerfüllt, wobei ihm die – einen Jean-Jacques Rousseau noch erfüllende Natur – kaum Trost zu spenden vermag:
„Auf hohen Bergen, tief im Wald verloren,
hab ich ein wenig Rast, ein jeder Ort,
wo Menschen sind, ist meinem Auge feind. (…)
Wo bin ich, ach, warum bin ich allein?“[12]

Das lyrische Ich steht zu seinem Alleinsein und zum solitären Gang, indem es sich als Einsamen definiert:
„Schiff ohne Ruder ich und ohne Mast,
schwer von Gedanken“[13].

Selbst der Unort, der „Locus terribilis“ schreckt den Schwermütigen nicht, weil er, blind wie ein balzender Auerhahn, als geistig Liebender unterwegs ist, fast in Manie, im Wahn:
„In dunklen Wäldern, tief und ungeheuer,
wo selbst Bewaffnete den Mut verlören,
geh sicher ich, den sonst nichts kann verstören,
als meiner Sonne Strahlen, Amors Feuer.
Ich geh im Wahn und singe ohne Ziel
von der, die in mir meine Augen schauen“[14].

Für einige Petrarca-Forscher ist diese Einsamkeit die Triebfeder seines Schaffens schlechthin.

1.7. „Secretum“ – Melancholie und Misanthropie


War Francesco Petrarca ein Melancholiker? Die Antwort darauf findet sich zum Teil angedeutet, bisweilen etwas verschleiert in den lyrischen Dichtungen, wesentlich konkreter aber auch in den weniger bekannten Abhandlungen, die eine dauerhafte, systematische Auseinandersetzung des Humanisten mit dem Melancholie-Phänomen belegen.
Ein signifikantes Beispiel für dieses Ringen mit der Melancholie ist die - eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmte - Schrift, Secretum“[15]. Die vollständige Überschrift des zweiteiligen Werkes „Vom geheimen Konflikt meiner Herzenssorgen“ und „Gespräche über die Weltverachtung“ verweist auf dessen Charakter: Es ist eine Art intimes Tagebuch, stilistisch anspruchsvoll gestaltet, in welchem der Denker und Dichter Petrarca - in einer fiktiven Auseinandersetzung mit seinem Vorbild Aurelius Augustinus - manche seiner seelischen Geheimnisse offen legt, in vielfacher Weise sein Ringen um das Selbst in einer für freie Individuen nicht einfachen Zeit dokumentiert.
Bestandteil dieser psychologischen Disputationen ist die Thematisierung der „Acedia“, in Distanzierung von den Auffassungen der Scholastik, speziell von jenen Vertretern der Kirchenlehre, die, wie oben erörtert, das Acedia-Phänomen am vehementesten bekämpften, namentlich Thomas von Aquin und Bonaventura.

1.8. „Gespräche über die Weltverachtung“: Petrarcas negativer Melancholie-Begriff und Dante


Petrarca kennt den Melancholie-Begriff primär als die „Acedia“- Auffassung der Scholastik, hauptsächlich in der Ausformulierung des Thomas von Aquin, also als die oben beschriebene, von Schwerfälligkeit und Trägheit ausgelöste Mönchkrankheit.
Was ihn an der scholastischen Definition stört, ist die Interpretation dieser Seelen- oder Gemütskrankheit als selbstverschuldete „Sünde“, ja Todsünde und Hauptlaster, aus welchen angeblich alle anderen Laster hervorgehen sollen. Deshalb neigt Petrarca, obwohl auch er den Begriff der „accidia“ gebraucht, mehr zur Melancholie-Auffassung der Alten, speziell der römischen Stoiker Cicero und Seneca, zu der er dann auch zurückkehren wird. In seinen „Gesprächen über die Weltverachtung“ hat Petrarca das Melancholie-Phänomen genauestens beschrieben. Es ist eine Auseinandersetzung mit einer Seelenkrankheit, eine Reflexion, die nicht für die Welt bestimmt ist, sondern, ganz im Sinne eines existenziellen Bewältigungsvorgangs, nur für sich selbst, zum Nachlesen, zum Bewusstwerden und zur Meditation. Petrarca schreibt dazu in der Vorrede: Du also mein Büchlein wirst die Gesellschaft der Menschen fliehen und damit zufrieden sein, bei mir zu bleiben eingedenk deines Namens: denn mein Geheimnis bist du und sollst du genannt sein und du wirst mich, wenn ich in der Einsamkeit mit höheren Gedanken mich beschäftige, erinnern, wie du dich selbst erinnerst, an das, was damals in der Einsamkeit gesprochen wurde.“

Aus stilistischen Gründen und an Cicero angelehnt, baut Petrarca eine Dreierkonstellation auf, die ihm die Möglichkeit eröffnet, eine objektive Phänomen-Analyse und Beschreibung vorzunehmen. Die allegorisch präsente „Wahrheit“ ist als höhere Instanz in den Dialog integriert, greift aber nicht ein. Die eigentlichen Dialogpartner sind Franciscus, da ist Petrarca selbst, und Augustinus, ein anderes Pseudonym, an den verehrten Lehrmeister erinnernd, aus dessen Mund die Wahrheit[16], die Antwort, die objektive Lösung auf das Problem, vernommen wird.

1.9. Melancholie und Selbst-TherapieIst die „unheilvolle“ „Seelenkrankheit“ „Weltschmerz“ heilbar?

 

In dem Kapitel „De tristitia et miseria“ in Petrarcas Glücksbuch, Heilmittel gegen Glück und Unglück, entspannt sich ein ähnlicher Dialog zwischen Schmerz und Vernunft, wobei Schmerz und Traurigkeit keine Existenzberechtigung zugesprochen bekommen. Im „Secretum“ hingegen erhält die Melancholie eine eigene besondere Gewichtigkeit, die weit über die profane Traurigkeit hinausreicht. Auf die zahlreichen Klagen des Dichters, der an seiner Zeit, an der Welt überhaupt, an der eigenen sorgenvollen Existenz, an der menschlichen Unzulänglichkeit und Endlichkeit und an vielen weiteren Erscheinungen, die allesamt Melancholie generieren, leidet, antwortet ein luzider Augustinus: „Du leidest an einer unheilvollen Seelenkrankheit. Die Modernen nennen sie den Weltschmerz, die Alten heißen sie die üble Laune.“ Es folgt eine Schilderung der Krankheit aus der Sicht des Leidenden in unterschiedlichsten Nuancen und Variationen, wobei auch komplizierende, ja lebensbedrohende Begleitphänomene der Melancholie, modern gesprochen der Depression, einfließen: „Dieser traurige Seelenzustand ist für mich eine Fülle von Schmerzen, Elend und Schrecken, ein offener Weg zur Verzweiflung. Er kann eine unglückliche Seele ins Verderben treiben. Unter meinen anderen Leidenschaften habe ich ja oft, aber immer nur kurz und vorübergehend zu leiden. Diese Pest aber lastet bisweilen so hartnäckig auf meiner Seele, dass sie ganze lange Tage mich fesselt und foltert.“
Aus dieser Beschreibung, die poetisch-pathetisch weitergeführt wird, ist deutlich herauszulesen, dass es sich hierbei um die existenzielle Beschreibung einer ernsthaften, schweren melancholischen Heimsuchung handelt. Bei vielen anderen Melancholikern durch die Jahrhunderte finden sich ähnliche Umschreibungen mit verwandter Symptomatik. Auf einmal hält Petrarca sich aus tausend Gründen für den allerunglücklichsten Menschen – und das, obwohl er in dem von ihm idealisierten Leben in Einsamkeit doch eigentlich allezeit glücklich sein müsste!? Kaum ist eine Wunde vernarbt, schlägt ihm das Schicksal eine neue, was ihn wieder traurig macht und ihn dazu veranlasst, alles Menschliche zu hassen und zu verachten.
Augustinus, der verständnisvolle Zuhörer und Seelen-Therapeut, erkennt, dass diese Krankheit tiefe Wurzeln hat und nicht oberflächlich geheilt werden kann. Deshalb dringt er mit Fragen noch tiefer in die Individualität des Leidenden, dem alles widerwärtig ist, vor und gibt ihm die Möglichkeit, „die Kennzeichen des Weltschmerzes“, das Gefühlte und Erfahrene, noch ausführlicher zu artikulieren. Doch dann setzt mit der Feststellung des Augustinus - „Du leidest an einer alten Krankheit. Willst du nicht ein altes Mittel dagegen nehmen?“ - der therapeutische Umschwung ein. Nach der Bewusstmachung der Krankheit (Melancholie bzw. Acedia), fordert Augustinus nun ihre existenzielle Bewältigung, durch die Rückbesinnung auf die Weisheiten und Antworten der Philosophie und auf die Werte der Antike, speziell auf das Maß als maßvolle Zielsetzung.
In der griechischen Antike ist alles Hybris, was in Selbstverstiegenheit und Fehleinschätzung des Selbst über das Maß hinausgeht. Da ein hohes Ziel aber in der Regel nie zur Vollendung kommt, ohne oft herbe Enttäuschungen hervorzurufen, bleibt Melancholie nie aus. Sie stellt sich immer dann ein, wenn Rückschläge erfolgen, wenn der Schaffende im Schaffensprozess zurückfällt, versagt, scheitert. Das gilt es zu vermeiden. Christlich gesprochen ist Hybris Sünde. Petrarca kennt diese Zusammenhänge ebenso gut wie das zu erstrebende Ideal der goldenen Mitte - und er orientiert sich auch danach. In einem Seitenhieb auf die Scholastik, deren Acedia-Definition er ganz nebenbei zitiert, stellt der einsichtige Franciscus alias Petrarca fest: „Schon längst habe ich meinen Wünschen ein Ziel gesetzt, und wenn ich mich nicht täusche, ein recht bescheidenes. Doch die frechen und schamlosen Sitten meiner Zeit nennen Trägheit und Faulheit, was Bescheidenheit ist.“
Petrarca leidet innerlich als Dichter und sensibler Geist. Er leidet - wie der Mensch in der Moderne auch - an den Sorgen des Alltags, an der Notwendigkeit, seinen Lebensunterhalt bestreiten und für die Zukunft sorgen zu müssen, und er sehnt sich dabei nach dem freien, künstlerischen Schaffen, nach einem ruhigen Lebensendabschnitt im sicheren Hafen. Mit metaphysischen Fragestellungen beschäftigt und wohl wissend, dass ein Philosoph vergängliche Dinge nicht lieben soll, leidet er, von Wehmut ergriffen, an der Vergänglichkeit alles Schönen, Großen und Guten. Aber als zeitkritischer Kopf leidet er auch an sehr irdischen Dingen, an seinem profanen Umfeld in der verruchten Stadt Avignon, an dem Unort, der nur verwerfliche Existenzen hervorbringt, wie jene verachteten Rechtsverdreher und „Mechaniker“, die, statt mit Harnflaschen und Paragraphen Umgang zu pflegen, sich sogar erdreisten, Bücher zu schreiben. Übersteigerter Zynismus, gelegentlich auch Anflüge bitterster Misanthropie[17] bleiben nicht aus.
Angewidert vom Ungeist seiner Zeit, schafft sich Petrarca Luft und seelische Befreiung, indem er loswettert – und von der hohen Warte des elitären Individuums aus – die unzulänglichen Akteure seiner Zeit beschimpft, nicht viel anders als es die Renaissance-Genies Leonardo da Vinci und Michelangelo Buonarroti zweihundert Jahre nach ihm praktizieren werden, direkt, unverblümt, die Mängel der Zeit beim Namen nennend: „Wer vermag meinen Ekel und Überdruss am Leben mit Worten zu schildern? Ach, diese hässlichste und unruhigste Stadt der Welt, worin aller Auswurf und Schmutz der Erde aufgehäuft ist. Keine Worte kommen dem Abscheu gleich, den ich vor ihr empfinde. (...) Manchmal glaube ich mich lebendigen Leibes in der Hölle begraben. Und da soll man noch großen Dingen und edlen Gedanken sich hingeben!“
Das einzige Heilmittel, das gegen die aufziehende Melancholie und Verzweiflung hilft, ist geistiger Natur. Es sind, neben der künstlerischen Auseinandersetzung mit den Ursachen der Melancholie, die therapeutischen Charakter hat, die tröstenden und beruhigenden Gedanken der Philosophie, die immer wieder wachgerufen und umgesetzt werden müssen. Montaigne hat auf diesem Fundament dreihundert Jahre später seine geistige Welt aufgebaut und ein weltanschauliches Programm entworfen, wie man sich auf das Leben und auf das Sterben vorbereitet. Petrarcas „Augustinus“ empfiehlt nunmehr jene psychologischen Schriften Senecas und Ciceros, die sich gerade mit dieser Seelenkrankheit als der Quelle von Elend und Laster, beschäftigen: „Wenn du beim Lesen auf wertvolle Gedanken stößt, durch die du dich angeregt oder beruhigt fühlst, so vertraue nicht einfach auf dein Verständnis, sondern präge diese Gedanken tief in deinem Gedächtnis ein und mache sie dir durch langes Nachdenken vertraut.“

Diese Gedanken müssen wie ein richtiges Heilmittel eingesetzt werden, wie ein medikamentöser Wirkstoff, bei dem es, paracelsisch gesprochen, auf die Dosis ankommt, um die tieftraurige, wie manische Seelenkrankheit zu bannen, bevor sie überhandnimmt, in letzte Verzweiflung umschlägt und die Existenz an sich gefährdet. Am Ende des Gesprächs steht die Hoffnung, dass jedermann der traurigen Gemütsstimmung entrinnen kann. Somit geht Franciscus alias Petrarca einsichtig und geläutert aus dem Gespräch hervor.

„Secretum“ und das verwandte Schrifttum zur Melancholie-Thematik sind also Belege einer durchexerzierten Selbst-Therapie. Einsamkeit und Melancholie sind bei Petrarca zwei unterschiedliche Phänomene, die sich klar voneinander abgrenzen. Die Einsamkeit ist die positive Erscheinung, das Prinzip des Lichts und, im Wechselverhältnis zu angemessener Geselligkeit, die ideale Existenzform schlechthin. Melancholie aber ist das Prinzip des Dunklen, das Leiden, die Krankheit, somit der Zustand, der überwunden werden muss.
Petrarca sah sich selbst in gewissen Phasen als einer aus der großen Familie der Melancholiker, als Seelen- und Gemütskranker. Wie Seneca glaubte er aber auch daran, dass Seelenkrankheiten im Gegensatz zu physischen Gebrechen geheilt werden können, wenn der Leidende dies auch wirklich will. Das Leben in Einsamkeit wird immer erhöht, gefeiert und verherrlicht, während die schmerzhaften Heimsuchungen der Melancholie der Außenwelt verheimlicht und nur im Verborgenen bekämpft werden. Versuche, die Melancholie an sich gänzlich umzudeuten, ihr positive Aspekte abzuringen, wie es in späteren Jahrhunderten in der englischen Literatur der Fall sein wird, gar aus der schweren Krankheit einen Segen zu machen, eine „süße Melancholey“ wie im deutschen Barock und sie somit zu einem Stimulans für Poesie und andere Kunst zu verklären, kommen dem existenziell geprüften Petrarca doch nicht in den Sinn. Seine Erfahrungen der Melancholie sind nicht ästhetisch stilisiert, sondern bitter existenziell und damit entschieden ablehnend negativ. Als große Gestalt der Zeitenwende, als Wieder-Erwecker der Antike, erstrangiger Humanist und Renaissancemensch frühester Stunde, als ein latent zur Melancholie Disponierter, als einer mit den Begleiterscheinungen der „Accidia“ Vertrauter und vielfach Betroffener, schließlich als aufrechter Kämpfer gegen seine Zeit und Zweifler, muss Petrarca in diese Auseinandersetzung hineingehen und Position beziehen. Seine Antwort ist sein poetisches Werk.


1.10. Dante weist die Muse Melancholie zurück


Petrarcas großer Landsmann und Antipode, Dante, vertrat eine ähnlich gelagerte, abweisende Melancholie-Auffassung. In einem seiner Gedichte tritt die - in diesem Fall nicht klassisch herbei zitierte -„Muse“ Melancholie als allegorische Gestalt an den Dichter heran, auf den Lippen die Worte:
„Io volio un poco stare teco“„Ich will ein wenig bei dir verweilen“.
Die Antwort ist unmissverständlich: „Partiti“-Fort, hebe dich hinweg!“
Noch ist die Melancholie nicht das erstrebte Objekt der Sehnsucht. Dante scheut dieses schwarzgallige Vermächtnis der Alten, dem Geist der Zeit verpflichtet, wohl wissend, dass Melancholie Sünde ist. Als Christ flieht er sie aus gutem Grund und artikuliert so eine Haltung, die bis tief hinein in die italienische Renaissance anzutreffen sein wird. Es wird noch einige Zeit dauern, bis der - oft von Misanthropie und Welt-Ekel geplagte - Michelangelo in einer heiteren Stunde seine vielen Leiden vergessend ausrufen wird:

„La mia allegrezz’ e la maniconia!“ – Meine ganze Freude ist die Melancholie!









[1] Berücksichtigte Textausgaben: Petrarca, Francesco: Briefe an die Nachwelt, Gespräche über die Weltverachtung, von seiner und vieler Leute Unwissenheit, übersetzt und eingeleitet von Hermann Hefele, Das Zeitalter der Renaissance, ausgewählte Quellen zur Geschichte der italienischen Kultur, herausgegeben von Marie Herzfeld, I. Serie, Band II, Jena .(MCMX), bzw.:Petrarca, Francesco: Heilmittel gegen Glück und Unglück, De remediis utriusque fortunae, Lateinisch-deutsche Ausgabe in Auswahl übersetzt und kommentiert von Rudolf Schottlaender, Herausgegeben von Eckhard Kessler, München 1988.


[2] « Il m’a semblé qu’aucun commencement n’etait préférable à l’examen de la solitude et de la liberté (otium); non seulement parce que j’avais conscience que c’est en elles que j’ai trouvé les plus nombreuses et les plus grandes consolations de ma vie, mais parce que je me rappelais que bien des hommes, et d’illustres, avaient cherché dans ce port un remède contre les tempetes de leur existence ».


[3] Die französische Übersetzung des in Latein verfassten Originals Petrarcas wählt nicht den – etwas eingeschränkteren Ausdruck „Muße“ für „otium“, sondern setzt auf den gesteigerten, weiter reichenden Begriff „Freiheit“.


[4] Aristoteles quidem ait omnes ingeniosos melancholicos esse“- Nach Aristoteles sind alle schöpferischen Menschen Melancholiker, schreibt – wie weiter oben bereits ausgeführt – Cicero, Gespräche in Tusculum.


[5] Schopenhauer zitiert Petrarca mit den Versen: „Cercato ho sempre solitaria vita / (Le rive il sannno, e le campagne, e i boschi), / Per fuggir quest‘ ingegni storti e loschi, / Che la strada del ciel‘ hanno smarita.“ In: Schopenhauer: Aphorismen  zur Lebensweisheit. Herausgegeben von Rudolf Marx.  Stuttgart 1956. S. 162 bzw. S. 275.

[6] Vgl. dazu sowie zum Leben und Schaffen Petrarcas überhaupt das umfassende Standardwerk: Stierle, Karlheinz: Francesco Petrarca. Ein Intellektueller im Europa des 14. Jahrhunderts. München, Wien 2003. Speziell das Kapitel „Einsamkeit und Freiheit. Petrarcas honesta studia.“ S. 93ff. - sowie die etwas älteren essayistischen Ausführungen des gleichen Autors zur Thematik: Stierle, Karlheinz: Petrarca. Fragmente eines Selbstentwurfs. Essay. Aus dem „Cazoniere“. Zweisprachige Ausgabe. München 1998. S. 33. Stierle schreibt: „Vom Frühjahr 1342 bis September 1343 blieb Petrarca vorwiegend in Vaucluse“. Nach einem Umweg über Neapel kehrte Petrarca „von dort erneut für ein Jahr nach Parma zurück, ehe er sich für weitere zwei Jahre wieder in seine solitudo iocundissima von Vaucluse zurückzog und dort in kurzer Zeit seine hochartifiziellen und allegorisch gelehrten Bucolica und die großen Traktate über das einsame Leben und die religiöse Muße verfasste. Während De otio religioso sich an seinen Bruder wendet, der Kartäusermönch geworden war, ist De vita solitaria ein gelehrtes Kompendium einsamer Lebensformen, in deren Zentrum das neue, Petrarca selbst gemäße Ideal einer intellektuellen Einsamkeit steht, die den Dichter, vor allem ist hier erneut der epische Dichter gemeint, zu seinen dichterischen Visionen hinreißt.“ Siehe auch im gleichen Werk die unter „Einsame Gänge“ einbezogene Poesie der Einsamkeit Petrarcas, S. 131- 142.


[7] Petrarca, Francesco: De Vita Solitaria, Buch I, Kritische Textausgabe und ideengeschichtlicher Kommentar, herausgegeben von K.A.E. Enekel, Köln 1990.


[8] Das sind auch Gründe, weshalb dieses bedeutende Werk weitgehend nur über Sekundärliteratur rezipiert wird, oft leider inadäquat.
[9] « Il ne sent en lui-même nulle envie à l’égard de personne, il ne hait personne; content de son sort et inaccessible aux coups de la fortune, il ne craint rien, ne désire rien (…) Sa vie est heureuse et tranquille, ses nuits comme ses jours libres, ses repas surs; il marche librement , s’assoit en paix, ne médite aucun complot, n’a pas à se tenir sur ses gardes; il sait qu’il est aimè pour lui-même non pour ses biens. »


[10] Zur Cicero-Rezeption Petrarcas vgl. auch: Walter Rüegg: Cicero und der Humanismus. Formale Untersuchungen über Petrarca und Erasmus. Zürich 1946.


[11] Francesco Petrarca, : Canzoniere. Rerum vulgaricum fragmenta. Zweisprachige Ausgabe. Ausgewählt und aus dem Italienischen übersetzt von Karlheinz Stierle, Berlin 2011. S. 44f. Oder: „Einsam und sorgenschwer auf öder Flur/ meß ich die Wüstenei mit meinen Schritten“; In: Francesco Petrarca: Herausgegeben von H. Heintze. Dichtungen und Prosa. Berlin 1968. S. 50.


[12] Stierle, Karlheinz: Petrarca. Fragmente eines Selbstentwurfs. Essay. Aus dem „Canzoniere“. Zweisprachige Ausgabe. München 1998. S. 136.

[13] Ebenda, S. 141.
[14] Ebenda, S. 140.
[15] Die gewählte Überschrift knüpft einerseits an den oben erwähnten Titel Senecas (secreto) an, andererseits folgt Petrarca den „Soliloquien“ (Alleingespräche) des Augustinus.


[16] Dort, wo in den „Alleingesprächen“ die Ratio zu Wort kommt, spricht hier „Augustinus“ selbst.


[17] Es ist kein geringerer als Molière, der drei Jahrhunderte später die Materie aufgreifen und mit Humor und beißendem Sarkasmus darstellen wird. Seine Komödie „Le misanthrope“, in welcher er (1666) den Arzt seiner Zeit arg „auf die Schippe nimmt“, indem er dessen Autorität genauso in Frage stellt wie Petrarca das Wirken der Winkeladvokaten und Harnverkoster in Avignon, trägt in der deutschen Fassung den bezeichnenden Untertitel Der Menschenfeind oder der verliebte Melancholiker“!

 



Leseprobe aus: Carl Gibson, Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie und Dichtung aus Antike, Renaissance und Moderne, von Ovid und Seneca zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche.




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Inhalt des Buches: 


Carl Gibson



Koryphäen

der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca


zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche


Carl Gibson

Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca
zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche





Das 521 Seiten umfassende Buch ist am 20 Juli 2015 erschienen. 

Carl Gibson

Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca
zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche


Motivik europäischer Geistesgeschichte und anthropologische Phänomenbeschreibung – Existenzmodell „Einsamkeit“ als „conditio sine qua non“ geistig-künstlerischen Schaffens


Mit Beiträgen zu:

Epikur, Cicero, Augustinus, Petrarca, Meister Eckhart, Heinrich Seuse, Ficino, Pico della Mirandola, Lorenzo de’ Medici, Michelangelo, Leonardo da Vinci, Savonarola, Robert Burton, Montaigne, Jean-Jacques Rousseau, Chamfort, J. G. Zimmermann, Kant, Jaspers und Heidegger,


dargestellt in Aufsätzen, Interpretationen und wissenschaftlichen Essays

1. Auflage, Juli 2015
Copyright © Carl Gibson 2015
Bad Mergentheim

Alle Rechte vorbehalten.


ISBN: 978-3-00-049939-5


Aus der Reihe:

Schriften zur Literatur, Philosophie, Geistesgeschichte
und Kritisches zum Zeitgeschehen. Bd. 2, 2015

Herausgegeben vom
Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa, Bad Mergentheim


Bestellungen direkt beim Autor Carl Gibson,

Email: carlgibsongermany@gmail.com

-         oder regulär über den Buchhandel.

„Fliehe, mein Freund, in deine Einsamkeit!“ – Das verkündet Friedrich Nietzsche in seinem „Zarathustra“ als einer der Einsamsten überhaupt aus der langen Reihe illustrer Melancholiker seit der Antike. Einsamkeit – Segen oder Fluch?

Nach Aristoteles, Thomas von Aquin und Savonarola ist das „zoon politikon“ Mensch nicht für ein Leben in Einsamkeit bestimmt – nur Gott oder der Teufel könnten in Einsamkeit existieren. Andere Koryphäen und Apologeten des Lebens in Abgeschiedenheit und Zurückgezogenheit werden in der Einsamkeit die Schaffensbedingung des schöpferischen Menschen schlechthin erkennen, Dichter, Maler, Komponisten, selbst Staatsmänner und Monarchen wie Friedrich der Große oder Erz-Melancholiker Ludwig II. von Bayern – Sie alle werden das einsame Leben als Form der Selbstbestimmung und Freiheit in den Himmel heben, nicht anders als seinerzeit die Renaissance-Genies Michelangelo und Leonardo da Vinci.

Alle großen Leidenschaften entstehen in der Einsamkeit, postuliert der Vordenker der Französischen Revolution, Jean-Jacques Rousseau, das Massen-Dasein genauso ablehnend wie mancher solitäre Denker in zwei Jahrtausenden, beginnend mit Vorsokratikern wie Empedokles oder Demokrit bis hin zu Martin Heidegger, der das Sein in der Uneigentlichkeit als eine dem modernen Menschen nicht angemessene Lebensform geißelt. Ovid und Seneca verfassten große Werke der Weltliteratur isoliert in der Verbannung. Petrarca lebte viele Jahre seiner Schaffenszeit einsam bei Avignon in der Provence. Selbst Montaigne verschwand für zehn Jahre in seinem Turm, um, lange nach dem stoischen Weltenlenker Mark Aurel, zum Selbst zu gelangen und aus frei gewählter Einsamkeit heraus zu wirken.

Weshalb zog es geniale Menschen in die Einsamkeit? Waren alle Genies Melancholiker? Wer ist zur Melancholie gestimmt, disponiert? Was bedingt ein Leben in Einsamkeit überhauptWelche Typen bringt die Einsamkeit hervor? Was treibt uns in die neue Einsamkeit? Weshalb leben wir heute in einer anonymen Single-Gesellschaft? Wer entscheidet über ein leidvolles Los im unfreiwilligen Alleinsein, in Vereinsamung und Depression oder über ein erfülltes, glückliches Dasein in trauter Zweisamkeit? Das sind existenzbestimmende Fragen, die über unser alltägliches Wohl und Wehe entscheiden. Große Geister, Dichter, Philosophen von Rang, haben darauf geantwortet – richtungweisend für Gleichgesinnte in ähnlicher Existenzlage, aber auch gültig für den Normalsterblichen, der in verfahrener Situation nach Lösungen und Auswegen sucht. Dieses Buch zielt auf das Verstehen der anthropologischen Phänomene und Grunderfahrungen Einsamkeit, Vereinsamung, Melancholie und Acedia im hermeneutischen Prozess als Voraussetzung ihrer Bewältigung. Erkenntnisse einer langen Phänomen-Geschichte können so von unmittelbar Betroffenen existentiell umgesetzt werden und auch in die „Therapie“ einfließen.

Carl Gibson, Praktizierender Philosoph, Literaturwissenschaftler, Zeitkritiker, zwölf Buchveröffentlichungen. Hauptwerke: Lenau. Leben – Werk – Wirkung. Heidelberg 1989, Symphonie der Freiheit, 2008, Allein in der Revolte, 2013, Die Zeit der Chamäleons, 2014.




ISBN: 978-3-00-049939-5


Inhalt:


Einleitung: „Einsamkeit“ heute – Segen oder Fluch?
Der Mensch der Single-Gesellschaft – Leben im uneigentlichen Sein?

Teil I: Griechisch-römische Antike

1. Waren die heiteren Griechen auch einsam? Das Verständnis von Einsamkeit und Melancholie bei Vorsokratikern und Aristoteles.
1.2. Der Melancholiker – ein Genie? - Empedokles, Demokrit und eine nicht authentische, missverstandene Aristoteles-Sentenz
1.3. Im Garten des Epikur – Lebe zurückgezogen! Das naturgemäße Leben im Verborgenen.
2. Marcus Tullius Cicero - Einsamkeit und Gesellschaft: Musischer Rückzug in den ruhigen Hafen – „otio“ - „Gespräche in Tusculum“
3. Ovidius Naso in Verbannung in Tomis, am Schwarzen Meer – Vereinsamung und Melancholie im Spätwerk, in den Elegien „Tristia“ und in den Briefen „Epistulae ex Ponto“.
3. 1. „einsam lieg’ ich am Strande des äußersten Endes der Erde“ - Zur Einsamkeit verdammt am Ende der Welt: Ovids melancholische Dichtung vom Pontus
3. 2. Nemo propheta in patria?
3. 3. Kummer, „aegritudo“, „mania“, „melankolia“ in Ciceros „Disputationes Tusculanae“ - Bellerophon, der antike Einsame, Unbehauste; Einsamkeit und Melancholie in der mythisch-analytischen Zeitdiskussion.
3. 4. Psychosomatik
3. 5. Das „Schwarze Meer“ und „Tomis“ – antike Unort(e)?
3. 6. Künstlerisches Schaffen in Einsamkeit an sich und als Selbsttherapie
3. 7. Melancholie und Versöhnung – Concordia und Amor fati
4. Lucius Annäus Seneca - Lebe zurückgezogen - „solitudine“ und „in otio“
4. 1. „exsilium“, Senecas Verbannung auf Korsika – Unfreiwillige, äußere Einsamkeit und innere Freiheit, dargestellt im „Epigramm“
4. 2. Existenzbewältigung über Poesie bei Ovid und ethisches Philosophieren bei Seneca
4. 3. Ruhe der Einsamkeit - Apathie, Ataraxie, Eudämonie, „constantia“
4. 4. „De constantia sapientis“ – Die „Unerschütterlichkeit des Weisen“
4. 5. „Jeglicher Ort ist für den Weisen Heimatland.“ – Oder: „Patria est, ubicumque est bene“
4. 6. Senecas Klage als Anklage – Gesellschaftskritik und Dekadenz-Kritik aus der Einsamkeit des Exils heraus in der Auseinandersetzung mit den Tyrannen Caligula und Nero
4. 7. „De otio“ – Von der „Zurückgezogenheit“; Zwischen stiller Muße (otio) und hektischer Geschäftigkeit (negotio)
4. 8. In „secreto“ – „Menschen (…) leisten in der Einsamkeit Größtes“- Ethische Haltung und Charakterbildung entstehen in der Stille der „Zurückgezogenheit“. Die Funktionen des einsamen Lebens und der Nutzen für die Gesellschaft
4. 9. Selbsterkenntnis und die Idee des Selbstseins erwachsen dem Alleinsein - Das Existieren in der Eigentlichkeit. Psychologische und soziologische Aspekte erfahrener Einsamkeit
4. 10. Die Gefahren des Alleinseins – Einsamkeit als Last
4. 11. Das Alleinsein in den eigenen vier Wänden – Chance und Risiko. Freiwilliger Rückzug in die Einsamkeit, statt Weltflucht aus Enttäuschung und Überdruss
4. 12. Typen und Charaktere – introvertiert oder extrovertiert? Senecas Beschreibung der Melancholie-Symptomatik
4. 13. Geselligkeit – Senecas Plädoyer für ein ausgewogenes Wechselverhältnis zwischen freiwilligem Sein in Einsamkeit und sozialem Austausch
4. 14. Schöpferische Einsamkeit - Medium des Kreativen
4. 15. Die Apotheose des einsam-kontemplativen Lebens in der Schrift „De brevitate vitae“, „Die Kürze des Lebens“
4. 16. Im „Jetzt“ leben, nicht erst morgen und am Leben vorbei! Hic et nunc und Memento mori!
4. 17. Der ruhige Hafen als Endziel - Individuelles Leben oder Massen-Existenz?
5. Mark Aurel - Der Weg zum Selbst in Zurückgezogenheit
5. 1. Gelebter Stoizismus als Vorbild
5.2. „Alleinsein“ bei Epiktet – Individualität und Selbsterkenntnis

Teil II: Vom frühen Mittelalter bis zur Scholastik

1. „Einsamkeit“ und „Melancholie“ im frühen Mittelalter. Anachoreten im frühen Christentum - „anachoresis“ und „monachoi“.
1.1.         Eremitentum und monastisches Leben um 300 – 400 n. Chr. Antonius, (der Ägypter), Evagrius Ponticus und Augustinus: DerWeg zu Gott vollzieht sich in der Einsamkeit
1.2. Antonius, der Ägypter – Einsiedlertum, Wüstenspiritualität und Mystik
1.3. Aurelius Augustinus in „reiner Einsamkeit“ - „Alleingespräche“ aus Cassiciacum - Früchte des Schaffens in der Einsamkeit des Selbstgesprächs
1.4. „Acedia“ seit Evagrius Ponticus, bei Thomas von Aquin und Bonaventura
1.5. Die „Wirkscheu“ des Johannes Cassian
1.6. Thomas von Aquin - Wirkscheu ist Todsünde – Acedia oder „Tristitia“
2. Deutsche Mystik
2.1. Meister Eckhart: Die absolute Freiheit des Gottsuchenden - Der unmittelbare, mystische Weg zu Gott. „Abgeschiedenheit“ und „innerliche Einsamkeit“ neu definiert
2.2. In der Abgeschiedenheit – Das Aufgeben des Selbst, das Ledigwerden, als Voraussetzung der Unio mystica und die Gottesgeburt
2.3. „innerliche Einsamkeit“ – Zum Wesen der Dinge!
2.4. „Unio mystica“ und Buddhismus – Stufen und Wege des Rückzugs aus allgemein philosophischer, christlicher Sicht bzw. aus der Perspektive der Zen-Meditation - Exkurs
2.5. Heinrich Seuses „Weg in die Innerlichkeit“ und die Beschreibung der Mönchskrankheit (Acedia) in der Schrift „Das Leben des Dieners“
2.6. „Das Büchlein der ewigen Weisheit“ - „Wie man innerlich leben soll“, „lautere Abgeschiedenheit“ und Entwerdung (Selbst- bzw. Ich-Auflösung)
2.7. Theresa von Avila - „Der Weg zur Vollkommenheit“ und „Die Seelenburg“.

Teil III: Humanismus

1. Francesco Petrarcas Loblieder auf die Einsamkeit. Der zentrale Stellenwert der „Einsamkeit“ im Werk der Humanisten
1.1. Zur Vita Petrarcas – Von der Vita activa zur Vita contemplativa im mundus aestheticus
1. 2. „De otio et solitudine“ - Von Freiheit (Muße) und Einsamkeit
1.3. „De vita solitaria“: Francesco Petrarcas Hymnus in Prosa auf das Leben in Einsamkeit. Die Begründung der Auffassung von der „schöpferischen Einsamkeit” als elitäre Phänomen-Definition
1.4. „felix solitarius“ contra „miser occupatus“ – besser allein, frei und glücklich als vielbeschäftigt, gestresst und in permanenter Disharmonie – Einsamkeit: die „conditio sine qua non“ einer ethisch fundierten Lebensführung und Existenzbewältigung
1.5. Zur Modernität des Existenzmodells „Leben in der Eigentlichkeit“
1.6. Das schaffende Subjekt … und die Ahnenreihe der Einsamen
1.7. „Secretum“ – Melancholie und Misanthropie
1.8. „Gespräche über die Weltverachtung“: Petrarcas negativer Melancholie-Begriff und Dante
1.9. Melancholie und Selbst-Therapie – Ist die „unheilvolle“ „Seelenkrankheit“ „Weltschmerz“heilbar?
1.10. Dante weist die Muse Melancholie zurück

Teil IV: Renaissance

Einsamkeit und Melancholie während der Renaissance in Italien - Die „Saturniker“ des Mediceer-Kreises
1. Angelo Poliziano – Der Dichter am Kamin als personifizierte Melancholie und eine Melancholie-Beschreibung im Geist der Zeit.
2. Marsilio Ficino – Therapierte Melancholie. Das Bei-sich-Selbst-Sein der Seele führt zu Außergewöhnlichem in Philosophie und Kunst
2.1. Marsilio Ficino in freiwilliger Zurückgezogenheit in Carreggi - Einsamkeit als „conditio sine qua non“ des künstlerischen Schaffens
2.2. Im Zeichen des Saturn - Marsilio Ficinos Werk, „De vita triplici“, eine Diätetik des saturnischen Menschen. Ficinos astrologisch determinierter, antik physiologischer Melancholie-Begriff.
2.3. Definition der Melancholie und des Melancholikers in „Über die Liebe oder Platons Gastmahl“ - Die Liebe als melancholische Krankheit?
2.4. Krankheit „Melancholie“ - Therapeutikum Musik
3. Pico della Mirandolas Entwurf des Renaissancegenies in „De hominis dignitate“ – Von Einsamkeit und Freiheit
3.1. Die „dunkle Einsamkeit Gottes“
3.2. „Die Freiheit des Menschen“ und der „Geniebegriff der Epoche“ in „Oratio“
3.3. Die ethisch eingeschränkte Freiheit des Genies und das Humanum als Endziel
4. Lorenzo de’ Medicis „melancholische“ Dichtung
4.1. War der Prächtige ein Melancholiker? Vanitas, Wehmut und Schwermut
4.2. Der Typus des „Inamoroso“ als Melancholiker - Liebeslyrik im Sonett
4. 3. Melancholia - Lorenzo de’ Medici rezipiert Walter von der Vogelweide
5. Die Familie der Melancholiker oder die Metamorphose des sinnenden Geistes zur Plastik und zum Gedicht - Exkurs
6. Einsamkeit, Melancholie und künstlerisches Schaffen während der Renaissance in Italien.
6.1. Geniale Werke der Einsamkeit bei Michelangelo Buonarroti und Leonardo da Vinci - Einsamkeit als die künstlerische Schaffensbedingung schlechthin, als „conditio sine qua non“ des kreativen Subjekts.
6.2. Michelangelo Buonarroti - „Wer kann, wird niemals willig sein.“ – Individuelle Freiheit und künstlerische Selbstbestimmung
6.3. Große Kunst ist gottgewollt
6.4. Der Schaffende ist das Maß aller Dinge - oder die Lust, mit dem Hammer neue Werte zu schaffen
6.5. Weltflucht und Weltverachtung
6.6. Der sinnende Melancholiker „Micha Ange bonarotanus Florentinus sculptor optimus“
6.7. – „La mia allegrezz’ e la maniconia” – “Meine Lust ist die Melancholie!” – Existenzbewältigung im “Amor fati“ oder eine ins Positive transponierte „Melancholie als Mode“?
6.8. Hypochondrie und Misanthropie in burlesker Entladung – bei Michelangelo und Leonardo
6.9. Michelangelos „Sonette“: Kreationen reiner Eitelkeit?
7. Leonardo da Vinci – Ein Einsamer, aber kein Melancholiker. Die Wertschätzung der „vita solitaria e contemplativa“.
7.1. Leonardo und Michelangelo – ein geistesgeschichtlicher Vergleich. Der verbindende Hang zur Einsamkeit … und viele Kontraste!
8. Girolamo Savonarola – Der melancholische Reformator vor der Reformation
8.1. Gott geweihtes Leben in stiller Einkehr und früher Protest aus der Klosterzelle
8. 2. Zeitkritik und Fragen der Moral in „Weltflucht“ und „De ruina mundi“- Vom Verderben der Welt
8.3. Kritik des Christentums sowie des dekadenten Papsttums im poetischen Frühwerk - „De ruina Ecclesiae“ oder „Sang vom Verderben der Kirche“, (1475)
8.4. „Poenitentiam agite“! – Buße , Einkehr, Rückbesinnung, Katharsis
8.5. Savonarolas Humanismus-Kritik und seine Zurückweisung der Astrologie – ist die Philosophie eine Magd der Theologie?
8.6. Sozialreformer Savonarola - „De Simplicitate vitae christianae“ - Von der Schlichtheit im Christenleben.
8.7. Savonarola setzt politische Reformen durch – Über die demokratische Verfassung in Florenz zum Fernziel der Einheit Italiens
8.8. Niccolo Machiavelli und Die Schwermut der Tyrannen
8.9. Einsamkeit, Kontemplation und rhetorischer Auftritt – Savonarola Volkstribun und Redner nach Cicero?
8.10. Einsamkeit und Gesellschaft bei Savonarola
8.11. Christliche Ethik als geistige Basis der Staatsform – Contra Tyrannis
8.12. „Der Tyrann“ trägt „alle Sünden der Welt im Keim in sich“ - Melancholie als Krankheit: Savonarolas Typologie, Definition und Phänomen-Beschreibung des Renaissance-Macht-Menschen und das Primat des Ethos im Leben und im Staat.
8.13. Genies des Bösen – Lorenzo de’ Medici und der Borgia-Clan
8.14. Thomasso Campanellas idealer Gegenentwurf zum Typus des Tyrannen in seiner christlich-kommunistischen Utopie „Città del sole“
8.15. Golgatha - Traurigkeit und Verlassenheit in der Todeszelle und auf dem Scheiterhaufen
8.16. Hybris und Zuflucht zu Gott – „in Schwermut und voll Schmerz“!
8.17. Melancholia - „In te, Domine, speravi“, letzte Einsamkeit und existenzielle Traurigkeit - Hoffnung gegen Melancholie?
8.18. Auch Päpste irren! Schweigepflicht, Exkommunikation, Inquisition, Folter – Reformator Savonarola stirbt den Flammentod in Florenz
8.19. Giordano Bruno und die Flammen der Inquisition – Der Märtyrer-Tod auf dem Scheiterhaufen wiederholt sich … doch
9. Michel de Montaignes Essay „De la solitude“- Das Leben in Abgeschiedenheit zwischen profaner Weltflucht und ästhetischer Verklärung
9.1. Süße Weltflucht in den Turm – Melancholie als Habitus
9.2. War Michel de Montaigne ein Melancholiker?
9.3. Einsamkeit, ein Wert an sich, ist nie Mittel zum Zweck, sondern immer Selbstzweck.
9.4. „Nichts in der Welt ist so ungesellig und zugleich so gesellig als der Mensch“ – Einsamkeit und Gesellschaft
9.5. Vanitas - Der Rückzug aus der Gesellschaft ist auch historisch bedingt
10. „The Anatomy of Melancholy“ - Der extensive Melancholie-Begriff bei Democritus junior alias Robert Burton
10.1. „Elisabethanische Krankheit“ oder „maladie englaise“ – Melancholie als Mode!? Von der Pose zur Posse?
10.2. Demokritos aus Abdera – Der lachende Philosoph als Vorbild und Quelle der Inspiration
10.3. „sweet melancholy“ - Burtons Verdienste bei der Umwertung und Neuinterpretation der grundlosen Tieftraurigkeit zur „süßen Melancholie“
10.4. „Göttliche Melancholie“: „Nothing’s so dainty sweet as lovely melancholy“ - Zur positiven Melancholie-Bewertung vor, neben und nach Burton

Teil V: „Einsamkeit“ und Melancholie in der Moderne

1. Jean-Jacques Rousseau – Alle großen Leidenschaften entstehen in der Einsamkeit. Die Apotheose der Einsamkeit im Oeuvre des Vordenkers der Französischen Revolution
1.1. Rückzug, „Schwermut“ und „Hypochondrie“
1.2. „Zurück zur Natur“! im „Discours“ - Plädoyer für das einfache Leben und harsche Gesellschaftskritik. Macht die „Sozialisierung“ den an sich guten Menschen schlecht?
1.3. Im Refugium der Eremitage von Montmorency: Kult der Einsamkeit – Landleben, Naturgenuss und geistiges Schaffen
1.4. „Sanssouci“ – Asyl: Ein Einsamer, Friedrich der Große unterstützt einen anderen Einsamen, den verfolgten Wahlverwandten Jean-Jacques Rousseau
1.5. „Les Rêveries du promeneur solitaire“ - Träumereien eines einsamen Spaziergängers
1.6. Einsamkeit ist im Wesen des Künstlers selbst begründet - «Toutes les grandes passions se forment dans la solitude»!
2. Einsamkeit und Gesellschaftskritik im Werk der Französischen Moralisten La Rochefoucauld, Vauvenargues und Chamfort
2.1. Rekreation im Refugium – die bücherlesende Einsamkeit des Herzogs La Rochefoucauld
2.2. Einsamkeit – Katharsis, Chance und Gefahr
2.3. Chamfort - „Vom Geschmack am einsamen Leben und der Würde des Charakters“ - „Man ist in der Einsamkeit glücklicher als in der Welt.“
2.4. Abkehr von der Gesellschaft, melancholische Heimsuchungen, Vereinsamung und Menschenhass
2.5. „Ein Philosoph, ein Dichter, sind fast notwendig Menschenfeinde“ – Chamforts Rechtfertigung von Misanthropie und Melancholie.
3. „Ueber die Einsamkeit“ - Johann Georg Zimmermanns Monumentalwerk aus dem Jahr 1784/85 - Einsamkeit als Lebenselixier – Die Gestimmtheit im deutschen Barock – Inklination zur Melancholie?
3.1. Von den „Betrachtungen über die Einsamkeit“ zur Abhandlung „Von der Einsamkeit“ – Thema mit Variationen
3.2. Die Ursachen von wahrer und falscher Einsamkeit - Müßiggang, Menschenhass, Weltüberdruss und Hypochondrie
3.3. „gesellige Einsamkeit“ - eine „contradictio in adjecto“?
3.4. Aufklärer Immanuel Kant definiert den zur „Melancholie Gestimmte(n)“, „Melancholie“ als „Tiefsinnigkeit“ und die „Grillenkrankheit“ Hypochondrie richtungweisend für die Neuzeit. Exkurs.
4. Arthur Schopenhauers „elitäres“ Verständnis von Einsamkeit - nur wer allein ist, ist wirklich frei!
4.1. Der Ungesellige - „Er ist ein Mann von großen Eigenschaften.“
4.2. Die „Einsamkeit ist das Los aller hervorragenden Geister“ - Ist der Mensch von Natur aus einsam? Ist „Einsamkeit“ ein Wert an sich?
4.3. Das Sein in der Einsamkeit als existenzielles Problem - Einübung in die zurückgezogene Lebensführung.
5. Lenau, Dichter der Melancholie. „Einsamkeit“ und Schwermut (Melancholie) im Werk von Nikolaus Lenau – Anthropologische Phänomenbeschreibung und literarisches Motiv
5.1 Lenaus Verhältnis zur Philosophie. Entwicklung und Ansätze
5.2. „Einsamkeit“ und „Vereinsamung“ als existenzielle Erfahrung
5.3. Nikolaus Niembsch von Strehlenau, genannt „Lenau“ vereinsamt in Wien
5.4. Das „melancholische Sumpfgeflügel der Welt“ - Vereinsamt in Heidelberg und Weinsberg. Therapeutikum Philosophie: Lenau setzt der „Seelenverstimmung“ die „Schriften Spinozas“ entgegen!
5.5. Amerika – Lenaus Ausbruch in die Welt der Freiheit
5.6. Schwermut und Hypochondrie – Therapeutikum: Philosophie und Sarkasmus
5.7. „Einsam bin ich hier, ganz einsam. Aber ich vermisse in meiner Einsamkeit nur dich.“
5.8. „wahre Menschenscheu“ - „Die Geselligkeit“ „ist ein Laster“ - „Mein Leben ist hier Einsamkeit und etwas Lyrik.“
5.9. Die „äußere Einsamkeit“– Vom „Locus amoenus“ zum „Locus terribilis“
5.10. Situation und Grenzsituation – präexistenzphilosophisches Gedankengut bei Lenau auf dem Weg zu Karl Jaspers. Exkurs.
5.11. „Einsamkeit“ als ontische Dimension - Menschliches Dasein ist nicht Gesellig-Sein – Mensch-Sein bedeutet ein Sein in Einsamkeit.
5.12. „Einsame Klagen sinds, weiß keine von der andern“ - Monologische Existenz in dem existenzphilosophischen Gedicht „Täuschung“
5.13. In „dunklen Monologen“ - „Jedes Geschöpf lebt sein Privatleben“ - Mitsein in existenzieller Gemeinschaft erscheint unmöglich
5.14. „O Einsamkeit! Wie trink ich gerne / Aus deiner frischen Waldzisterne!“ Dionysisch „zelebrierte Einsamkeit“ im Spätwerk
5.15. „Der einsame Trinker“ - Das dionysische Erleben der Einsamkeit im Fest
5.16. „Fremd bin ich eingezogen/Fremd zieh ich wieder aus“ - Der „Unbehauste“, ein „Fremdling ohne Ziel und Vaterland“
5.17. „Nun ist’s aus, wir müssen wandern!“ - In-der-Welt-Sein ist Einsamkeit
5.18. Lenaus melancholische Faust-Konzeption - „metaphysische Vereinsamung“.
5.18.1. Der „Unverstandene“, das ist der „Einsame“.
5.18.2. Endlichkeit und Ewigkeit
5. 18. 3. Die Geworfenheit des existenziellen Realisten „Görg“
5. 18. 4. Das Unbewusste als Antrieb - Die tragisch konzipierte Faust-Figur in Disharmonie mit dem Selbst und in der Uneigentlichkeit
5.18.5. Gott ist tot - existenzielle Exponiertheit des metaphysisch Vereinsamten vor Nietzsche und Rilke
5.19. Im dunklen Auge – ein „sehr ernster, melancholischer Knabe“„hochgradig zur Melancholie disponiert“  und hinab gestoßen in die „Hohlwege der Melancholie“„Mein Kern ist schwarz, er ist Verzweiflung.“ – Melancholie-Symptomatik und Definitionen der Krankheit bei Lenau
5.20. „Lieblos und ohne Gott! Der Weg ist schaurig“ – „Die ganze Welt ist zum Verzweifeln traurig.“ „Melancholie“ und „absolute Vereinsamung“ in Lenaus Doppelsonett „Einsamkeit“
5.21. Der Werte-Kampf in Lenaus Ballade „Die nächtliche Fahrt“ - Von darwinistischer Selektion über den „Kampf um das Dasein“ nach existenzphilosophischen Kategorien zur Ethik des Widerstands im Politischen - Exkurs
5.21.1. Wettkampf und Werte-Kampf
5.21.2. Lenaus Imperialismus-Kritik in seinem „anderen“ Polenlied
5.21.3. Ethik des Widerstands - Der Existenz-Kampf der Individuen entspricht dem Souveränitätsstreben der - tyrannisierten - Völker
6. Friedrich Nietzsche, der einsamste unter den Einsamen? Absolute Einsamkeit, extreme Vereinsamung und schwärzeste Melancholie
6.1. Wesensgemäße Daseinsform und  Schaffensbedingung der Werke der Einsamkeit.
6.2. „Also sprach Zarathustra“ - Nietzsches großer „Dithyrambus auf die Einsamkeit“
6.3. Strukturen der „Einsamkeit“ in „Also sprach Zarathustra“
6.4. „Fliehe, Fliehe mein Freund, in deine Einsamkeit!“ - „Wo die Einsamkeit aufhört, da beginnt der Markt.“
6.5. Die Auserwählten – Nietzsches kommende Elite: Der „Einsame“ als Brücke zum Übermenschen
6.6. Der Einsame – das ist der Schaffende! „Trachte ich nach Glück? Ich trachte nach meinem Werke!“
6.7. Nietzsches „Nachtlied“ - das einsamste Lied, welches je gedichtet wurde!
6.8. „Oh Einsamkeit! Du meine Heimat Einsamkeit!“
6.9. „Jede Gemeinschaft macht irgendwie, irgendwo, irgendwann – ‚gemein’“ – Zum Gegensatz von individuellem Leben in Einsamkeit und gesellschaftlichem Massen-Dasein.
6.10. „Einsam die Straße ziehn gehört zum Wesen des Philosophen.“ Fragmentarische Aussagen zur „Einsamkeit“
6.11. Therapeutikum Einsamkeit – schlimme und gefährliche Heilkunst! „In der Einsamkeit frisst sich der Einsame selbst, in der Vielsamkeit fressen ihn die Vielen. Nun wähle.“
6.12. Die „siebente letzte Einsamkeit“ - Nietzsches „Dionysos-Dithyramben“
6.13. „Vereinsamt“ – Düstere Melancholie und metaphysische Verzweiflung
7. „Einsamkeit“ bei Jaspers und Heidegger - Exkurs
8. Der „Neue Mensch“ – eine Konsequenz der Einsamkeit? „selbstestes Selbst“ und Apologie des Selbst bei Lenau und Nietzsche - Exkurs
8.1. Die Suche nach dem „Humanum“ – Absage an den Irrweg „Übermensch“
8.2. Lenaus „Homo-Novus-Konzeption“ nach Amalrich von Bene
8.3. „Idemität“ und „Konkreativität“ – Der „menschliche Mensch“! Zur Strukturanthropologie Heinrich Rombachs. Exkurs

Teil VI: Essays zur Thematik und kleine Beiträge

9. Stufen der Einsamkeit – Auf dem Weg vom Alleinsein in die Vereinsamung, Melancholie und Verzweiflung – Zur Metamorphose eines anthropologischen Phänomens
9.1. Von der existenziellen Situation „Einsamkeit“ zum Krankheitsbild „Melancholie“ in der Erscheinungsform „Acedia“ und Hypochondrie
9.2. Melancholie als Charakteristikum des genialen Menschen.
9.3. Die Phänomene „Einsamkeit“, „Alleinsein“, „Vereinsamung“ und „Melancholie“ („Schwermut“, „Depression“) – im Wandel der Zeiten: Anthropologische Konstanten und Grundbefindlichkeiten des Daseins oder zeitbedingte Entwicklungsphänomene? Zur Begriffsbestimmung.
9.4. Strukturen der Einsamkeit - Zum Bedeutungswandel der Begriffe Einsamkeit und Melancholie durch die Zeiten
9.5. Existenzbewältigung: Angewandte Philosophie in philosophischer Praxis – Zur Konzeption und Intention der Studien zur Einsamkeit.
9.6. Zur Einsamkeit verflucht? – Alleinsein zwischen gesellschaftlicher Pest und segensreicher Schaffensbedingung –Selbsterfahrungen und Autobiographisches
9.7. Das Existenzmodell „Alleinsein“ zwischen Weltflucht und verklärender Utopie: Abgeschiedenheit, Einkehr, Selbstfindung, Eigentlichkeit - Selbst erfahrene und selbst beobachtete Phänomene – Einsamkeit, ein Zeitproblem?
9.8. Ein Einsamer von heute – In memoriam Theo Meyer.

 
Nachwort:
Inhalt:
Namenregister:
Bibliographie
Primärliteratur
Anthologien, Aufsatz-Sammelwerke zur Thematik:
Sekundärliteratur:
Bilder-Verzeichnis:
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