Freitag, 25. Mai 2018

Die Freiheit der Rhapsodie und das Wesen der Nationen - Liszt, Enescu, Ravel, Gershwin




Die Freiheit der Rhapsodie und das Wesen der Nationen - Liszt, Enescu, Ravel, Gershwin


Es bedarf der freien Form, um das Wesen der Völker einzufangen, um diesem künstlerisch Ausdruck zu verleihen - über Musik.

Unübertroffen - Liszt: Seine „ungarischen“ Rhapsodien“ - tief, wie ein Gebet! 

Die Komposition erschüttert[1] nicht nur Ungarn!

Nicht zufällig bestimmen nationale Eigenheiten diese Form, erhöhte charakteristische Wesenszüge, die oft der Volksmusik entstammen und tief im Volk verwurzelt sind. Die Wiedererkennung und die Identifikation mit dem Volkston ergeben sich intuitiv - sind gefühlt im eigenen Volk - doch auch von anderen wird das Typische bald ausgemacht und begeistert aufgenommen.

So rezipierte ich - zwischen den Völkern aufgewachsen - Jahre hindurch diverse große Tondichtungen in freier Form
die „ungarischen“ Rhapsodien von Franz Liszt, 
dann, angelehnt an den großen Ungar und Weltbürger, George Enescus „rumänische“ Rhapsodien, 
ebenso die „spanische“ Rhapsodie des Franzosen Maurice Ravel, jene „Rapsodie espagnole“, die baskisches Liedgut in sich aufnimmt.

Volksmusik wird zu Kunstmusik veredelt - in jeder dieser Rhapsodien!

Noch deutlicher erfolgt dieser - nahezu alchemistisch anmutende - Verschmelzungsprozess in der motivisch vielschichtigen „Rhapsodie in Blue“ des George Gershwin, die spezifische Eigenheiten dreier Kontinent in sich aufnimmt und Afrikanisches, Amerikanisches und Europäisches harmonisch miteinander versöhnt - im symphonischen Zusammenklag.

Was den Völkern eigen ist, wurde von großen Söhnen aus dem Volk in Musik gesetzt und der Welt verkündet.

Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert schrieben keine Rhapsodien, aber sie wiesen den Weg dorthin.

Die Rhapsodie - eine emanzipierte, noch freiere[2] Antwort der neuen Zeit auf die Strenge der - an sich schon freien, motivisch-ideell richtungweisenden - Symphonie?



[1] Zufall oder höhere Fügung? Gerade jetzt, am 23. März 2018, kurz vor zehn Uhr, erklingt - melancholisch-heiter - im Bayerischen Rundfunk eben diese - ergreifende Musik! (Zweite ungarische Rhapsodie von Franz Liszt.)

[2] Der fünfte Satz meiner „Symphonie der Freiheit“ in Prosa, 2008, trägt die Überschrift „Rhapsodie … in Moll“.
Vgl. dazu den Internet-Auszug des seit Jahren vergriffenen Werkes unter:

Vgl. dazu auch das Nachwort zur „Symphonie der Freiheit“:
Publiziert im zweiten Band des Werkes: Allein in der Revolte“, 2013, bzw. im Internet unter:

„Der Rhapsodische Block verweist noch einmal auf die Priorität der freien Form des Dionysischen vor der Begrenztheit des apollinischen Systems.“


 

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