Sonntag, 24. März 2019

Palliativ, Lenau - Sonette,




Lenau - Sonette,  

 

Der Seelenkranke,  

Der Salzburger Kirchhof, 

Die Asketen,    

Frage,  

Jugend und Liebe,   

Liebe und Vermählung,   

Nachhall,

Zu spät,

 Palliativ


   






Palliativ



Ist Gras gewachsen über die Geschichte,
Weiß nicht mehr recht, wie sie sich zugetragen;
Nur manchmal schwebt mir’s vor in Dämmerlichte,
Als hätt’ ich einer Schuld mich anzuklagen.

Doch abgewandt vom störenden Gesichte,
Ruf’ ich’s nicht an und will es nicht befragen,
Weil Blick und Mut ich in die Zukunft richte;
Ich schlage mich nicht gern mit alten Tagen.

„Wenn dir der Sensenmann den Leib hinstrecket,
Wird er auch säuberlich das Gras dir mähen,
Das jene Schuldgeschichte dir verdecket.

Kehr’ mutig um zu den verlaßnen Bühnen,
Die Schuld mit scharfem Reueblick zu sehen;
Soll sie dir sterben, eile sie zu sühnen.“






Lenaus Dichtung "lebt und webt" in der Natur.

Der Dichter weilte oft in der Alpenregion, im Salzkammergut, oft in Bad Ischl, Gmunden und Bad Aussee.

Die Ausarbeitung der Poeme erfolgte allerdings oft in der düsteren Spelunke der Großstadt Wien oder im damals noch nahezu dörflichen Stuttgart.


Mehr über

Nikolaus Lenau
unter



Interpretationen zur Dichtung Lenaus in meinem Werk:





Carl Gibson, Lenau. Leben - Werk - Wirkung.
Heidelberg 1989, 321 Seiten.
Dieses viel zitierte Standardwerk der Lenau-Forschung ist -
laut World Cat Identities und neben einer Studie des Freud Schülers Isidor Sadger über das Liebesleben Nikolaus Lenaus -
das weltweit am meisten verbreitete Werk über den Spätromantiker und Klassiker der Weltliteratur Nikolaus Lenau .
Der leider viel zu früh verstorbene Germanist und Nietzsche-Forscher Prof. Dr. Theo Meyer erkannte in diesem Werk
"einen Markstein der Lenau-Forschung.
Es ist überhaupt die prägnanteste Lenau-Monographie. es dürfte zum Besten gehören, was über Lenau überhaupt geschrieben worden ist."
Das Werk, das mir, dem Autor bisher noch kein Einkommen generiert hat, wurde in acht Teilauflagen gedruckt. Die Leinen-Ausgabe ist seit vielen Jahren vergriffen. Ein Restbestand der kartonierten Ausgabe liegt - ungeachtet anderer Meldungen im Internetbuchhandel - noch vor und kann beim Winter Verlag, Heidelberg bezogen werden.
Trotzdem ist eine grundlegend überarbeite Neu-Edition dieser Monographie ist angesagt,
da die Werke und Briefe Lenaus inzwischen in einer historisch-kritischen Ausgabe vorliegen.



©Carl Gibson


Fotos: Monika Nickel und Carl Gibson




Ist Gras gewachsen über die Geschichte,
Weiß nicht mehr recht, wie sie sich zugetragen;
Nur manchmal schwebt mirs vor im Dämmerlichte,
Als hätt ich einer Schuld mich anzuklagen.

Doch abgewandt vom störenden Gesichte,
Ruf ichs nicht an und will es nicht befragen,
Weil Blick und Mut ich in die Zukunft richte;
Ich schlage mich nicht gern mit alten Tagen.

»Wenn dir der Sensenmann den Leib hinstrecket,
Wird er auch säuberlich das Gras dir mähen,
Das jene Schuldgeschichte dir verdecket.

Kehr mutig um zu den verlaßnen Bühnen,
Die Schuld mit scharfem Reueblick zu sehen;
Soll sie dir sterben, eile, sie zu sühnen.«

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