Donnerstag, 12. Oktober 2017

Arthur Schopenhauers „elitäres“ Verständnis von Einsamkeit - nur wer allein ist, ist wirklich frei! Leseprobe aus: Carl Gibson, Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie und Dichtung aus Antike, Renaissance und Moderne, von Ovid und Seneca zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche.

Leseprobe aus: Carl Gibson, Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie und Dichtung aus Antike, Renaissance und Moderne, von Ovid und Seneca zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche.




4. Arthur Schopenhauers „elitäres“ Verständnis von Einsamkeit -  

nur wer allein ist, ist wirklich frei!

 

„Wer sich der Einsamkeit ergibt,
Ach! Der ist bald allein;
Ein jeder lebt, ein jeder liebt,
Und lässt ihn seiner Pein.

Ja! Lasst mich meiner Qual!
Und kann ich nur einmal
Recht einsam sein,
Dann bin ich nicht allein.“

Goethe

Die Tatsache, dass Arthur Schopenhauer die Problematik der Einsamkeit in seinen „Aphorismen zur Lebensweisheit“[1], genauer im neunten Abschnitt seiner „Paranäsen und Maximen“ erörtert, unterstreicht recht deutlich die lebensphilosophische Relevanz des Phänomens. Schopenhauer thematisiert in dieser Abhandlung zwar die Einsamkeit an sich, sein besonderes Interesse aber gilt der Einsamkeit des freien Geistes. Schopenhauer bewegt sich in diesem Text weitgehend innerhalb stoischer Paradigmen, deren konstantes Grundmuster beibehalten wird: Einsamkeit bedeute für den bewusst Lebenden, für den geistig autarken Philosophen Selbstsein schlechthin. Selbstsein aber ist Freiheit. Beides, Selbstsein und Freiheit, führen zum Glück. Also ist wahre Einsamkeit gleichbedeutend mit existenziellem Glück und echter Lebensfreude. 

Gestützt auf Aristoteles und Cicero, akzentuiert Schopenhauer bereits am Anfang des Abschnittes die Selbstgenügsamkeit, um dann eine Verbindung zwischen Selbstsein und Einsamkeit herzustellen: „Ganz er selbst sein darf jeder nur, solange er allein ist; wer also nicht die Einsamkeit liebt, der liebt auch nicht die Freiheit, denn nur, wenn man allein ist, ist man frei.“[2] Nicht anders als bei Rousseau, der die Gesellschaft verteufelt, schränkt auch bei Schopenhauer die Gesellschaft, auch die so genannte gute Gesellschaft, durch ihr oberflächliches Geartet-Sein die Freiheit des Einzelnen ein. Das unmittelbare Selbstsein, wie es Mark Aurel und Montaigne anstreben, ist in der Gesellschaft vielfach bedroht. Um gesellschaftsfähig zu sein oder zu erscheinen, muss das Individuum Opfer bringen. Der Einzelne muss sich einschränken, sich zurücknehmen – und bis hin zu „schwerer Selbstverleugnung drei Viertel“[3] der Individualität aufgeben. Demgemäß wird jeder in genauer Proportion zum Werte seines eigenen Selbst die Einsamkeit fliehen, ertragen oder lieben.“[4]
 
Damit erhebt Schopenhauer die Einsamkeit für den, der sich zu ihr bekennt, zum aristokratisch-elitären Charakteristikum des großen Individuums, zum Kennzeichen des Auserwähltseins: „je höher einer auf der Rangliste der Natur steht, desto einsamer steht er, und zwar wesentlich unvermeidlich.“[5]
 
Nietzsches zentrales Zarathustra-Wort: „Ihr Einsamen von heute, ihr Ausscheidenden, ihr sollt einst ein Volk sein: aus euch, die ihr euch selber erwähltet, soll ein auserwähltes Volk erwachsen: - und aus ihm der Übermensch“,[6] ist hier bereits vorweggenommen. Der Einsame ist demnach die geniale Natur, das Genie schlechthin. Schopenhauers Begriff „Einsamkeit“ meint generell wahre, selbst gewählte Einsamkeit, das heißt: „physische (äußere) Einsamkeit“ und „geistige (innere) Einsamkeit“ fallen zusammen. Der Begriff „Einsamkeit“ und alle seine Ableitungen genießen extreme Positivität.

4.1. Der Ungesellige - „Er ist ein Mann von großen Eigenschaften.“


Dafür ist die entgegengesetzte „Geselligkeit“ eindeutig pejorativ[7] besetzt. Mit La Bruyère, Chamfort und anderen kritischen Moralisten kommt Schopenhauer zu der Schlussfolgerung, Geselligkeit resultiere lediglich aus der Unfähigkeit des Menschen „die Einsamkeit und in dieser sich selbst zu ertragen.“[8] Der oft übel gelaunte und doch souverän argumentierende philosophische Schriftsteller aus Frankfurt wird nicht müde, das gesellige Zusammensein als schädlich anzuprangern: „Geselligkeit gehört zu den gefährlichen, ja verderblichen Neigungen“[9] mahnt, ganz im Sinne des späten Lenau, Schopenhauer, eben weil dieses oberflächliche Miteinander in der Gemeinschaft[10] den Menschen verfälsche, entfremde, ihn von sich selbst weg führe, sein eigentliches Sein zerstöre und ihn, den permanent Gegängelten und Verführten, der Fremdbestimmung überantworte. Ergo macht angepasstes, gesellschaftskonformes Sein den Menschen unfrei. Zynisch pointiert fügt Schopenhauer, dann noch hinzu, die Aussage, jemand sei ungesellig, besage schon: „Er ist ein Mann von großen Eigenschaften.“[11]
Historische Persönlichkeiten, ausgehend von der Antike, über die Renaissance bis in das 19. Jahrhundert leuchten hier hervor, große Unverstandene, epochemachende Individuen, die – weit über ihre Zeit hinaus – aus ihrem Selbst heraus der Menschheitsgeschichte ihren Stempel aufdrückten, Gestalten wie Alexander der Große oder Napoleon im Politischen oder Michelangelo oder Leonardo in der Wissenschaft und Kunst. 
Im Gegensatz zu Seneca, der die Antithese Alleinsein – Geselligsein fast zweitausend Jahre vor Schopenhauer in seiner Auseinandersetzung auch mit Ciceros Rückzug nach Tusculum problematisiert, die Exklusivität des einsamen Lebens aber nicht überbetont, sondern sogar relativiert, indem er recht versöhnlich auf das gesunde Wechselverhältnis beider Haltungen setzt, hält der deutsche Querdenker an seiner radikalen Zuspitzung fest. Ein Leben in Einsamkeit ist für Schopenhauer die dem Menschen angemessenste Lebensform, die Art des Seins par excellence. Nur wer mit sich selbst im Reinen ist, kann und wird letztendlich auch zufrieden sein, versöhnt und in Harmonie mit dem Kosmos, und zwar auf Dauer: „Überhaupt kann jeder im vollkommensten Einklange nur mit sich selbst stehn, nicht mit seinem Freunde, nicht mit seiner Geliebten; denn die Unterschiede der Individualität und Stimmung führen allemal eine, wenn auch geringe Dissonanz herbei. Daher ist der wahre tiefe Friede des Herzens und die vollkommene Gemütsruhe dieses nächst der Gesundheit höchste irdische Gut, allein in der Einsamkeit zu finden und als dauernde Stimmung nur in der tiefsten Zurückgezogenheit.“[12]
 
Als genauer Beobachter psychischer Phänomene hat der philosophische Schriftsteller und engagierte Zeitkritiker auch eine eminent wichtige Finesse registriert und herausgestrichen, jene „Dissonanz“, verursacht durch „die Unterschiede der Individualität und Stimmung“. Das mythische, schon von Platon übermittelte Zusammentreffen und Eins-Werden lange getrennter Seelenhälften sowie den daraus resultierenden Zusammenklang der Seelen in absoluter Harmonie, kann es also nach Schopenhauer - nicht geben, auch nicht in einer echten Liebesbeziehung, weil sich immer eine auch noch so „geringe Dissonanz“ zwischen die Individuen schiebt. Andere sensible Geister nach Schopenhauer, die als Dichter[13] und Denker vergebens nach jenem harmonischen Konsens fragten, werden diesem Apologeten der Einsamkeit recht geben, ohne Glück und Trost in der Geborgenheit trauter Zweisamkeit zu suchen.

4.2. Die „Einsamkeit ist das Los aller hervorragenden Geister“ - Ist der Mensch von Natur aus einsam? Ist „Einsamkeit“ ein Wert an sich?

 

Ist die Einsamkeit ein natürliches Phänomen des Menschseins? Oder ist Alleinsein nur ein Charakteristikum elitärer Naturen, die diese Existenzform erwählen, weil sie es so wollen?
Schopenhauer greift diese seit der Antike immer wieder erörterte Fragestellung auf und kommt zur Schlussfolgerung, dass dies nicht zutrifft. Einen Hang, eine Disposition, einen Trieb zur Einsamkeit hat man nicht von Geburt an. Dieser Grundzug wird nicht vererbt, sondern Einsamkeit, die Schopenhauer als Tugend empfindet, muss man sich im Laufe des Lebens erst erarbeiten. Ein Kleinkind ist noch vollkommen hilflos und auf sein familiäres Umfeld, seine Mitmenschen angewiesen. Während auch dem heranwachsenden Knaben das Alleinsein noch weitgehend unverträglich ist, erscheint die freiwillige Einsamkeit und das selbst gewählte Alleinleben dem reifen Manne hingegen schon leichter - Doch erst der Greis „findet an der Einsamkeit sein eigentliches Element.“[14] Das bedeutet, „dass die Liebe zur Einsamkeit nicht direkt und als ursprünglicher Trieb auftritt, sondern sich indirekt, vorzüglich bei edleren Geistern und erst nach und nach entwickelt, nicht ohne Überwindung des natürlichen Geselligkeitstriebes.“[15]
 
Der Mensch ist also von Natur aus kein Einsamer, sondern ein Herdentier. Die Natur hat ihn dazu bestimmt, sich zusammen zu rotten wie Tiere, wie Wildschweine, Wölfe oder Schafe. Wie diese in der großen Formation, in der Rotte, im Rudel oder in der Herde am besten bestehen und überleben können, so findet der Mensch sein adäquates Auskommen und zugleich seine Wesensbestimmung in der Gruppe, im Volk, im Staat, in der Gesellschaft. Also ist der Mensch doch das „Zoom politikon“ des Aristoteles, ein gesellschaftliches Tier, das im Staat Schutz sucht und diesen zum Überleben braucht, während die Einsamen, die Melancholiker, die genialen Erscheinungen nur als Ausnahmen gelten können?
Rhetorisch versiert, doch im Denken und Handeln nicht immer ganz konsequent, ein Geist, der sich seine Zurückgezogenheit ein Leben hindurch mühsam erarbeitet hat, weiß Schopenhauer ganz genau, wo er steht – oben, über den Dingen, in guter Gesellschaft, als Olympier zwischen Auserwählten wie bald nach ihm sein geistiger Ziehsohn Nietzsche: „Einsamkeit ist das Los aller hervorragenden Geister.“[16]
Wer den steinigen und dornigen Pfad hinauf, zum Parnass, beschreiten will, muss ihn sich hart erarbeiten, indem er als Geist und Schaffender, vor allem in Wissenschaft und Kunst, Überragendes produziert, unvergängliche Werte schafft. Mit seiner prägnanten Sentenz bringt Schopenhauer das, was Leonardo[17] in Überdruss und Absetzung vom Massenmenschen schon vorformulierte, noch einmal dezidiert auf den Punkt: Für den Freigeist ist Einsamkeit Schicksal. Als Schaffender muss er es annehmen. Einsamkeit ist aber auch eine Sache des Bewusstseins, eine Existenzhaltung als Wert an sich – und somit etwas, was einem nicht zufällt wie die reife Frucht vom Baum, sondern im Denken und Handeln erarbeitet, ja erkämpft werden muss. Dahinter steht die „conditio sine qua non“ aller schöpferischen Tätigkeit überhaupt: die Freiheit. Durch sein Streben von der Masse weg hinein in die Lebensform Einsamkeit erreicht der freie, schöpferische Geist einen Zustand, den die Strukturanthropologie Rombachs als „Idemität“ definiert. Er lebt in der Einsamkeit wie der Fisch im Wasser.“[18] Damit ist auch für den Freigeist, der die „Überwindung des natürlichen Geselligkeitstriebes“ bereits hinter sich hat, der Hang zur Einsamkeit ein wirklich naturgemäßer, ja instinktartiger.

4.3. Das Sein in der Einsamkeit als existenzielles Problem - Einübung in die zurückgezogene Lebensführung.


Wie alle Einsamen seit der Antike beginnend mit Extremphilosophen wie Empedokles, über einen Michelangelo und Rousseau, versteht auch Schopenhauer den Rückzug in die Einsamkeit primär als das aristokratische Selbstgefühl des intellektuell hoch stehenden und überlegenen Menschen. Sein mehrfaches Berufen auf andere Koryphäen der Einsamkeit, besonders auf Petrarca, Bruno, Angelus Silesius, Chamfort, La Bruyère, ja selbst auf Voltaire unterstreicht dies noch. Lebensphilosophisch kritisch - und vorgewarnt durch Seneca - erkennt der empathische Seelen-Analytiker aber auch im Sein in der Einsamkeit ein existenzielles Problem, die Gefahr der Vereinsamung. Deshalb fordert Schopenhauer, eine Art Einübung in die zurückgezogene Lebensführung. Der Mensch soll bereits während seiner Jugend die Herausforderung „Einsamkeit ertragen“[19] lernen. 
Ein weiterer Nachteil des Lebens in freiwilliger Abgeschiedenheit, stellt der empathische Psychologe fest, ist eine aufkommende, bis zur Mimosenhaftigkeit sich steigende Übersensibilität des „Gemüt(s)“, das bei Alleinlebenden „so empfindlich[20] wird. Also setzt Schopenhauer die Einsamkeit bezeichnenderweise nicht absolut – und dies im Unterschied zu Nietzsche, der die einsame Lebensform immer wieder bejahen und uneingeschränkt zelebrieren wird, obwohl er, wie aus den Klartext redenden Briefen hervorgeht, sehr unter melancholischen Heimsuchungen[21] zu leiden hatte. 
Jenem, der sie längere Zeit gut ertragen könne, empfiehlt der an sich recht gesellige Eigenbrötler – in Absetzung zu Seneca, der stets für ein Wechselverhältnis im ständigen Austausch plädierte – man möge einen Teil seiner „Einsamkeit in die Gesellschaft mitnehmen“[22], um auch dort auch recht allein sein zu können. Die innere Einsamkeit der Mystiker, die überall praktiziert werden kann, selbst in der turbulenten Großstadt der Neuzeit oder in vornehmen Palästen, wird damit – wie einst bei Marc Aurel und Montaigne – der äußeren übergeordnet.



[1] Arthur Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit, München o. J. S. 121f.
[2] Ebenda.
[3] Ebenda, S. 122.
[4] Ebenda.
[5] Ebenda, S. 127.
[6] Friedrich Nietzsche, Also sprach Zarathustra, KAW, VI, 3, S. 96f.
[7] Alles Gelumpe sei gesellig, meint der Zyniker abfällig im gleichen Werk.
[8] Ebenda.
[9] Ebenda.
[10] „Einsamkeit ist bei uns eine Tugend, als ein sublimer Hang und Drang der Reinlichkeit, welcher erräth, wie es bei der Berührung von Mensch zu Mensch ‚in Gesellschaft’ – unvermeidlich-unreinlich zugehen muß. Jede Gemeinschaft macht irgendwie, irgendwo, irgendwann – ‚gemein’.“ Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, §248.
[11] Ebenda.
[12] Ebenda, S. 123.
[13] Vgl. dazu weiter unten den Anschnitt: „Einsame Klagen sinds, weiß keine von der andern“ - Monologische Existenz in dem existenzphilosophischen Gedicht „Täuschung.“
[14] Ebenda, S. 128. Wer sich in die Einsamkeit zurückzuziehen gedenkt, sollte mit dem – alltäglichen – Leben abgeschlossen haben, also mit den Zielsetzungen der profanen Existenz, meint Montaigne.
[15] Ebenda, S. 131.
[16] Ebenda.
[17] Es gibt Menschen, die man nicht anders als Durchgang von Speisen, Vermehrer von Kot und Füller von Abtritten nennen muß, weil durch sie nichts anderes auf der Welt erscheint, keine Tugend sich ins Werk setzt und von ihnen nichts übrig bleibt als volle Latrinen.“ In: Leonardo, Philosophische Tagebücher. Italienisch und Deutsch. Zusammengestellt, übersetzt und mit einem „Essay zum Verständnis der Texte“ und einer Bibliographie herausgegeben von Giuseppe Zamboni. Hamburg 1959. S. 113.
[18] Heinrich Rombach, Strukturanthropologie, Freiburg/ München 1987. S. 203f.
[19] Arthur Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit, S. 132.
[20] Ebenda, S. 131.
[21] Vgl. dazu den Brief an Peter Gast: „Ich bin ruhig, aber von schwärzester Melancholie.“
[22] Ebenda, S. 124.

Leseprobe aus: Carl Gibson, Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie und Dichtung aus Antike, Renaissance und Moderne, von Ovid und Seneca zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche.



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Inhalt des Buches: 


Carl Gibson


Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca


zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche


Carl Gibson

Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca
zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche





Das 521 Seiten umfassende Buch ist am 20 Juli 2015 erschienen. 

Carl Gibson

Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca
zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche


Motivik europäischer Geistesgeschichte und anthropologische Phänomenbeschreibung – Existenzmodell „Einsamkeit“ als „conditio sine qua non“ geistig-künstlerischen Schaffens


Mit Beiträgen zu:

Epikur, Cicero, Augustinus, Petrarca, Meister Eckhart, Heinrich Seuse, Ficino, Pico della Mirandola, Lorenzo de’ Medici, Michelangelo, Leonardo da Vinci, Savonarola, Robert Burton, Montaigne, Jean-Jacques Rousseau, Chamfort, J. G. Zimmermann, Kant, Jaspers und Heidegger,


dargestellt in Aufsätzen, Interpretationen und wissenschaftlichen Essays

1. Auflage, Juli 2015
Copyright © Carl Gibson 2015
Bad Mergentheim

Alle Rechte vorbehalten.


ISBN: 978-3-00-049939-5


Aus der Reihe:

Schriften zur Literatur, Philosophie, Geistesgeschichte
und Kritisches zum Zeitgeschehen. Bd. 2, 2015

Herausgegeben vom
Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa, Bad Mergentheim


Bestellungen direkt beim Autor Carl Gibson,

Email: carlgibsongermany@gmail.com

-         oder regulär über den Buchhandel.

„Fliehe, mein Freund, in deine Einsamkeit!“ – Das verkündet Friedrich Nietzsche in seinem „Zarathustra“ als einer der Einsamsten überhaupt aus der langen Reihe illustrer Melancholiker seit der Antike. Einsamkeit – Segen oder Fluch?

Nach Aristoteles, Thomas von Aquin und Savonarola ist das „zoon politikon“ Mensch nicht für ein Leben in Einsamkeit bestimmt – nur Gott oder der Teufel könnten in Einsamkeit existieren. Andere Koryphäen und Apologeten des Lebens in Abgeschiedenheit und Zurückgezogenheit werden in der Einsamkeit die Schaffensbedingung des schöpferischen Menschen schlechthin erkennen, Dichter, Maler, Komponisten, selbst Staatsmänner und Monarchen wie Friedrich der Große oder Erz-Melancholiker Ludwig II. von Bayern – Sie alle werden das einsame Leben als Form der Selbstbestimmung und Freiheit in den Himmel heben, nicht anders als seinerzeit die Renaissance-Genies Michelangelo und Leonardo da Vinci.

Alle großen Leidenschaften entstehen in der Einsamkeit, postuliert der Vordenker der Französischen Revolution, Jean-Jacques Rousseau, das Massen-Dasein genauso ablehnend wie mancher solitäre Denker in zwei Jahrtausenden, beginnend mit Vorsokratikern wie Empedokles oder Demokrit bis hin zu Martin Heidegger, der das Sein in der Uneigentlichkeit als eine dem modernen Menschen nicht angemessene Lebensform geißelt. Ovid und Seneca verfassten große Werke der Weltliteratur isoliert in der Verbannung. Petrarca lebte viele Jahre seiner Schaffenszeit einsam bei Avignon in der Provence. Selbst Montaigne verschwand für zehn Jahre in seinem Turm, um, lange nach dem stoischen Weltenlenker Mark Aurel, zum Selbst zu gelangen und aus frei gewählter Einsamkeit heraus zu wirken.

Weshalb zog es geniale Menschen in die Einsamkeit? Waren alle Genies Melancholiker? Wer ist zur Melancholie gestimmt, disponiert? Was bedingt ein Leben in Einsamkeit überhauptWelche Typen bringt die Einsamkeit hervor? Was treibt uns in die neue Einsamkeit? Weshalb leben wir heute in einer anonymen Single-Gesellschaft? Wer entscheidet über ein leidvolles Los im unfreiwilligen Alleinsein, in Vereinsamung und Depression oder über ein erfülltes, glückliches Dasein in trauter Zweisamkeit? Das sind existenzbestimmende Fragen, die über unser alltägliches Wohl und Wehe entscheiden. Große Geister, Dichter, Philosophen von Rang, haben darauf geantwortet – richtungweisend für Gleichgesinnte in ähnlicher Existenzlage, aber auch gültig für den Normalsterblichen, der in verfahrener Situation nach Lösungen und Auswegen sucht. Dieses Buch zielt auf das Verstehen der anthropologischen Phänomene und Grunderfahrungen Einsamkeit, Vereinsamung, Melancholie und Acedia im hermeneutischen Prozess als Voraussetzung ihrer Bewältigung. Erkenntnisse einer langen Phänomen-Geschichte können so von unmittelbar Betroffenen existentiell umgesetzt werden und auch in die „Therapie“ einfließen.

Carl Gibson, Praktizierender Philosoph, Literaturwissenschaftler, Zeitkritiker, zwölf Buchveröffentlichungen. Hauptwerke: Lenau. Leben – Werk – Wirkung. Heidelberg 1989, Symphonie der Freiheit, 2008, Allein in der Revolte, 2013, Die Zeit der Chamäleons, 2014.






ISBN: 978-3-00-049939-5




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