Im Schatten Luthers - Savonarola – Der Vorläufer der Reformation aus Italien
Leseprobe aus:
Carl Gibson, Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie
und Dichtung aus Antike, Renaissance und Moderne, von Ovid und Seneca zu
Schopenhauer, Lenau und Nietzsche.
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Girolamo Savonarola, Worms, Detail.
Savonarola,
Teil eines Reformatoren-Denkmals in Worms am Rhein
|
8. Girolamo Savonarola – Der melancholische Reformator vor der Reformation.
[1] Auch heute noch, lange nach Epikur und Savonarola, ist das Versagen oder Spenden der Sakramente ein probates Mittel der Kirche, die verängstigten Schäflein der Christenheit zusammenzuhalten.
8.1. Gott geweihtes Leben in stiller Einkehr und früher Protest aus der Klosterzelle.
8. 2. Zeitkritik und Fragen der Moral in „Weltflucht“ und „De ruina mundi“- Vom Verderben der Welt.
[1] Savonarola, Predigten und Schriften. Ausgewählt, biographisch geordnet und erläutert von Mario Ferrara. Salzburg 1957. S. 24ff.
8.3. Kritik des Christentums sowie des dekadenten Papsttums im poetischen Frühwerk - „De ruina Ecclesiae“ oder „Sang vom Verderben der Kirche“, (1475).
8.4. „Poenitentiam agite“! – Buße, Einkehr, Rückbesinnung, Katharsis.
8.5. Savonarolas Humanismus-Kritik und seine Zurückweisung der Astrologie – ist die Philosophie eine Magd der Theologie?
8.6. Sozialreformer Savonarola - „De Simplicitate vitae christianae“ - Von der Schlichtheit im Christenleben.
8.7. Savonarola setzt politische Reformen durch – Über die demokratische Verfassung in Florenz zum Fernziel der Einheit Italiens.
8.8. Niccolo Machiavelli und Die Schwermut der Tyrannen.
8.9. Einsamkeit, Kontemplation und rhetorischer Auftritt – Savonarola Volkstribun und Redner nach Cicero?
8.10. Einsamkeit und Gesellschaft bei Savonarola.
8.11. Christliche Ethik als geistige Basis der Staatsform – Contra Tyrannis.
8.12. „Der Tyrann“ trägt „alle Sünden der Welt im Keim in sich“ -
Melancholie als Krankheit: Savonarolas Typologie, Definition und
Phänomen-Beschreibung des Renaissance-Macht-Menschen und das Primat des
Ethos im Leben und im Staat.
8.13. Genies des Bösen – Lorenzo de’ Medici und der Borgia-Clan.
8.14. Thomasso Campanellas idealer Gegenentwurf zum Typus des Tyrannen in seiner christlich-kommunistischen Utopie „Città del sole“.
Das positive Gegenbild zum dekadenten Gewaltherrscher könnte Savonarola in einem Herrschertyp erkannt haben wie ihn Mark Aurel, der Philosoph auf dem Thron, verkörperte; in einem Kaiser oder Principe, der unter Beherrschung seiner eigenen Affekte eine ethisch fundierte Regierungsform umsetzt.
Thomasso Campanella[1], ein weiterer Dominikaner und Zeitgenosse Giordano Brunos – wie Savonarola und Bruno gesellschaftlich geächtet, verfolgt und für lange Jahre in den Kerker geworfen – nutzte sein Leben in der Einsamkeit um in seinem Sonnenstaat „Città del sole“ eine christlich-kommunistische Utopie zu entwerfen, eine Staatsform, die, wie schon bei Platon angestrebt, von erhabenen Priesterphilosophen geleitet wird. An der Spitze dieses Staatmodells sollte ein idealer Papst agieren,
ein Oberhirte der Christenheit, welcher sich vom wohl berüchtigtsten
Papst der Renaissance und aller Zeiten, von dem lasterhaften Borgia, in extremer Positivität abhob. Im Jesuitenstaat Paraguay wurde dieses Modell bis zu einem gewissen Grad umgesetzt.
[1] Campanella, Thommaso: Philosophische Gedichte, übersetzt und herausgegeben von Thomas Flasch, Frankfurt 1996.
8.15. Golgatha - Traurigkeit und Verlassenheit in der Todeszelle und auf dem Scheiterhaufen.
Frate
Girolamo kannte aber auch noch eine andere Form der Melancholie, eine
individuelle und existenzielle. Schließlich war er sowohl als
charakterlicher wie als religiöser Melancholiker mit den negativen
Auswirkungen der Phänomene gut vertraut. Die beiden Predigten seiner
letzten Tage und Stunden „Miserere mei, Deus“ und „In te, Domine, speravi“ zeugen davon.
In
den letzten Tagen vor seiner Ermordung durch seine päpstlichen Henker
und deren Helfershelfer aus der florentinischen Bürgerschaft, muss der
Prior die einsame Zelle im Kloster von San Marco gegen eine noch
einsamere Gefängniszelle eintauschen. Diese letzte Station
unfreiwilliger Isolation wird, wie ihm bald bewusst werden sollte,
zugleich seine Todeszelle sein. Systematisch gefoltert, physisch wie
psychisch gequält und gedemütigt, durchlebt Savonarola in
jener engen, dunklen Haftzelle eine Reihe von existenziellen
Grenzsituationen, in welchen sich immer wieder tiefe Heimsuchungen von
Melancholie, Verlassenheit und naher Verzweiflung einstellen.
Bild 6.
Christus am Kreuz,
Arkau-Wald, Bad Mergentheim
Jene
Haltung, die von außen betrachtet vielleicht heroisch erscheinen mag,
ist in Wirklichkeit ein fast übermenschliches Erleiden von Seelenqualen
zwischen schmerzlicher Verzweiflung und hoffnungsvoller Errettung.
Savonarolas letzter Leidensweg, beginnend mit der Verhaftung, der
Geißelung und dem Märtyrertod auf dem Scheiterhaufen, gleicht in vielen
Elementen der Passionsgeschichte Christi, in der das menschliche Leiden
während des Lebensweges eingefangen ist – archetypisch, von der Stunde
der Geburt bis hin zum individuellen Tod. Auch sind da noch mehr
Parallelen: Wie Jesus Christus folgt der Charismatiker und große
Visionär seiner inneren Berufung und Bestimmung: Er lehrt das Wort
Gottes, er stiftet Frieden in turbulenten Tagen politischer Machtkämpfe
und Intrigen, er bannt Unheil in Florenz, er brandmarkt die Laster, er
entfernt die Schurken aus den Zentren der politischen Macht, er will den
großen Tempel Katholische Kirche reinigen – und er bezahlt schließlich
sein idealistisches, zutiefst altruistisches Engagement auf politischer,
sozialer und religiöser Ebene mit Stigmatisierung, Verleumdung,
Exkommunikation, Kerkerhaft und Martyrium.
Selbst die Erfahrung letzter Verlassenheit wird Savonarola nicht
erspart bleiben. Er wird von seinem Volk, von seiner Anhängerschaft
verlassen werden. Seine Getreuen, die bis zuletzt loyal zu ihm stehen,
werden ihn nicht in den Tod begleiten können. Die letzten Stunden
Savonarolas in der Kerkerzelle, auf den zur letzten Gewissheit
gewordenen Tod wartend, sind dem Golgatha-Erlebnis Christi am Kreuz
vergleichbar: Golgatha – das ist letztes und tiefstes Erleben und Durchleiden von Vereinsamung, von extremer Verlassenheit, in Todesangst und in Anflügen von Verzweiflung.
8.16. Hybris und Zuflucht zu Gott – „in Schwermut und voll Schmerz“!
In solchen Extrem-Situationen, wo alles Irdische unwichtig wird, formuliert der große Reformator vor Luther seine Klage, die er in besonderer christlicher Demut als „mea culpa, mea maxima culpa“ zur – an sich unbegründeten – Selbstanklage steigert, denn seine Sache war stets uneigennützig die Sache Gottes:
„Unselig, wie ich bin, verlassen von jedermanns Hilfe, der ich den Himmel beleidigt habe und die Erde!
Wo soll ich hingehen? an wen mich wenden? zu wem flüchten? wer wird mit mir Erbarmen haben?
Ich
wage nicht, die Augen zum Himmel zu erheben, denn gegen ihn habe ich
schwer gesündigt. Auf der Erde finde ich keine Zuflucht, denn ich bin
ihr zum Ärgernis geworden. Was soll ich also tun?
Werde ich verzweifeln?
Gewiss nicht. Gott ist barmherzig, mein Erlöser ist voll väterlicher Liebe.
Wohlan, Gott allein ist meine Zuflucht. Er wird sein Werk nicht verachten, wird sein Bild nicht von sich jagen.
Zu dir also, du liebreicher Gott, flüchte ich, und komme ganz in Schwermut und
voll Schmerz, denn du allein bist meine Hoffnung, du allein meine
Zuflucht. Aber was soll ich dir sagen, da ich ja nicht die Augen zu
erheben wage? Ich werde Worte des Schmerzes vergießen und deine
Barmherzigkeit anflehen und sagen:
„Miserere mei, Deus, secundum magnam misericordiam tuam.“[1]
Wer diese Predigt heute liest, fühlt sich an Franz Schuberts schlichte
und zugleich geniale Vertonung jener altkatholischen Weise erinnert, in
der sich Savonarolas Worte nahezu identisch wiederfinden:
„Wohin soll ich mich wenden,
wenn Gram und Schmerz mich drücken?
Wem künd' ich mein Entzücken,
wenn freudig pocht mein Herz?
Zu dir, zu dir, o Vater,
komm ich in Freud' und Leiden,
du sendest ja die Freuden,
du heilest jeden Schmerz.“
Savonarola nimmt
sich selbst zurück. Er bezichtigt sich der Hybris, der Verstiegenheit,
des Hochmuts und somit der Sünde – und wirft sich somit all das vor, war
er früher den melancholischen Tyrannen und Macht-Usurpatoren einer und
aller Zeiten vorgeworfen hatte. Und dies, obwohl er die Sache Gottes
sowie die von höherer Warte an ihn herangetragene Mission der Katharsis
und Reformation nie aus den Augen verloren oder mit unredlichen,
amoralischen Mitteln durchgesetzt hatte! Oder doch?
Der
objektiv gescheiterte Erneuerer der christlichen Kirche begibt sich auf
die Stufe des einfachen Sünders, des Menschen, der versagt hat. Hatte
er versagt? Womit hatte der aufrichtige Christ, den es nach einer
geläuterten Kirche und einem vereinten Vaterland verlangte, gegen den
Himmel gesündigt? Etwa, als er, die Grenzen des Glaubens sprengend, ein Wunder provozieren wollte, indem er - wohl schon in Antizipation der drohenden Verbrennung auf dem Scheiterhaufen -
durch einen Korridor lodernder Flammen zu gehen versprach, dann aber
doch zögerte und allzu menschlich zurück schreckte? Zweifelte das
schwache, unentschlossene Individuum damit also letztendlich auch an
Gott? Verwiesen die Selbstzweifel, dem Feuermeer heil zu entkommen,
und das symbolträchtige Zurückweichen auf fehlendes Gottvertrauen - und
waren sie deshalb gleichbedeutend mit sündhaftem Verhalten? War
dieser Akt menschlicher Unzulänglichkeit und Schwäche ein Beweis von
Hybris, einer Untat, die über die Preisgabe des eigenen Lebens
abgestraft werden musste?
8.17. Melancholia - „In te, Domine, speravi“, letzte Einsamkeit und existenzielle Traurigkeit - Hoffnung gegen Melancholie?
Savonarola,
nach eigener Auffassung ein später Prophet, stets Gott vertrauend - im
Bewusstsein, nur ein Medium, nur ein Instrument göttlicher
Willensausübung zu sein, war bereits einmal der menschlichen Schwäche
erlegen, indem er – fern von egoistischen Absichten, doch die Sache
Gottes vergessend - irdische Notwendigkeiten über religiöse Zwecke
stellte, nämlich seinerzeit, als er auch das politische Schicksal der
Stadt Florenz bestimmen und gegen den feudal-aristokratischen Clan der
Medici das Blatt für die „res publica“ hatte wenden wollen? Hatte
er damit das irdische Wohlbefinden der Gemeinschaft über das Seelenheil
des Einzelnen gestellt und somit den religiösen Endzweck verraten?
Vielleicht!
Nach
dem Scheitern als politisch Handelnder, als Gläubiger und letztendlich
auch als Mensch stellte sich totale Verzweiflung ein, die ins
Metaphysische ausgedehnt wurde. Doch war nicht auch der religiöse und
sozialpolitische Erneuerer Jesus Christus in einer ähnlichen
Verzweiflungslage als er – gar als Gott und Mensch zugleich – am Kreuz
anklagend ausrief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Wer, wie Christus und Savonarola,
alles gegeben hat, um die hehrsten aller Ziele zu erreichen, darf
diesen leisen Vorwurf formulieren – selbst an die Adresse Gottes, dessen
tiefen Pläne nicht durchschaut werden können.
Das Schuldigwerden und das Scheitern sind Wesenheiten der menschlichen Existenz – in vielen Formen. Savonarola ist sich dieser vermeintlichen Sünde und Schuld bewusst. Als geschulter Dominikaner weiß er, dass die von Zweifeln genährte „Schwermut“ aus scholastischer Sicht einer Hauptsünde gleichkommt, aus der alles Böse emaniert. Diese „Schwermut“ ist die berüchtigte „Accidia“ oder „Tristitia“, die auch ein Petrarca tief erfahren hat, nur anders ausgedrückt. Der Prediger Savonarola steht zu dieser sündhaften Haltung in Schwermut und bekennt sich zu ihr – in Demut. Deshalb ist die innig erlebte Vereinsamung ebenso echt wie das Gefühl der Verzweiflung.
Nur
der Prior von San Marco wird nicht verzweifeln. Er wird sich noch
einmal aufbäumen und in nahezu übermenschlicher Anstrengung die
körperlichen Folter ertragen, so wie Christus seine Geißelung durch
römische Heiden und Handlanger aus dem Judentum ertragen
hat; Savonarola wird
- am großen Vorbild orientiert - als Märtyrer ausharren und als solcher
den letzten einsamen Gang beschreiten: den grausamsten aller Wege, den
Weg in den Flammen-Tod!
Savonarola, der während den zahlreichen Misshandlungen im inquisitorischen Verhör - richtungweisend für Giordano Bruno und bis zu einem gewissen Grad auch für Galileo Galilei -
weder gestehen noch widerrufen wird, ist auch in der nahen Stunde
seines Todes von dem Bewusstsein erfüllt, aus dem irdischen Jammertal,
aus den Abgründen des Elends dieser Welt in die Sphären der Geistigkeit
und des Lichts hinüber zu schreiten.
In seinem letzten großen Dokument „In te, Domine, speravi“ steht das Gefühl der letzten Einsamkeit, der tiefen Melancholie, als existenzielle Traurigkeit im Mittelpunkt.
Es ist wiederum nicht die Acedia der frühchristlichen Eremiten, die vom Mittagsdämon herrührt, oder die bei Thomas von Aquin und Bonaventura abgehandelte Tristitia, die der Langeweile entspringt, sondern es ist existenzielle Traurigkeit, die dann aufkommt, wenn die gesamte Sinnstruktur der Existenz einbricht, wenn das irdische Leben sinnlos wird – im Angesicht der Vergänglichkeit und des Todes:
„Die Traurigkeit hält
mich belagert; mit großem, starkem Heer hat sie mich umgeben; sie hat
mein Herz besetzt; mit Lärm und Waffen, bei Tag und Nacht läßt sie nicht
ab, gegen mich zu kämpfen.
Meine Freunde sind in ihrem Lager und sind mir Feind geworden. Alle Dinge, die ich sehe, alle Dinge, die ich höre, halten mir die Banner der Traurigkeit entgegen.
Das Gedenken an die Freunde macht mich traurig; die Erinnerung an meine Söhne drückt mich nieder;
die Betrachtung des Klosters und der Zelle foltert mich;
die Meditation über meine Studien tut mir weh;
der
Gedanke an meine Sünden drückt mich sehr; und wie denen, die Fieber
haben, alles Süße bitter scheint, so verkehrt sich mir alles in Schmerz und Traurigkeit.
Sicher, große Last auf dem Herzen ist diese Traurigkeit;
sie ist ein Schlangengift, eine todbringende Pest:
sie murrt gegen Gott,
lässt nicht ab zu lästern,
treibt zur Verzweiflung.
Ich unglücklicher Mensch, was soll ich tun?
Wer wird es sein, der mich aus ihren gottesräuberischen Händen befreit?
Wenn alles, was ich seh‘ und höre, ihren Feldzeichen folgt und gegen mich kämpft – wer wird dann mein Schützer sein?
Wer wird mir helfen?
Wohin soll ich gehen?
Auf welche Weise kann ich fliehen?
Ich weiß, was ich tun werde.
Ich
will mich den unsichtbaren Dingen zuwenden und sie gegen die sichtbaren
setzen. Und wer wird Hauptmann und Führer eines so erhabenen und so
schrecklichen Heeres werden? Es wird die Hoffnung sein, die dem
Unsichtbaren zugehört.
Die Hoffnung, sag ich, wird sich der Traurigkeit entgegenstellen und sie besiegen.“[1]
Hoffnung gegen Melancholie? Augustinus hatte diese Qualen des Zweifelns und Verzweifelns durchlebt und in seinen Gesprächen mit sich selbst, in jenen „Soliloquien,“ festgehalten, jedoch nur bis zu einem gewissen Grad – und nicht existenziell exponiert. Petrarca hat
die gleiche Auseinandersetzung mit den Heimsuchungen der Melancholie
Jahrhunderte später in Rückbesinnung auf das Vorbild Augustinus in der Schrift über die Weltverachtung, in seinem „Secretum“, wieder aufleben lassen, aber auch er nicht unmittelbar betroffen, gar vom nahen Tode bedroht. An diese Tradition des geistig-spirituellen Ankämpfens gegen die Melancholie und ihre Begleitphänomene mit Vernunft-Argumenten und Glaubensüberzeugungen knüpft nun Savonarola wieder
an, im Versuch, sich mental über die Traurigkeit und Verlassenheit
hinweg zu setzen, indem er letztendlich auf göttliche Rettung hofft. Der
Überhand nehmenden, alles zerstörenden Melancholie setzt er den Glauben
an einen christlichen „deus ex machina“ entgegen, auf dessen endgültige Rettungstat er bis zum bitteren Ende zählt. Seine einzige Hoffnung überhaupt – das ist der liebende, gnadenreiche, alles vergebende Gott der Christenheit.
8.18. Auch Päpste irren! Schweigepflicht, Exkommunikation, Inquisition, Folter – Reformator Savonarola stirbt den Flammentod in Florenz.
Die
letzten Tage des Martyriums in der Todeszelle sind ein Nacherleben des
Passionsganges Christi vom Weg hinauf zum Ölberg bis hin zur Kreuzigung
auf der Schädelstätte. Selbst Jesus muss den Willen des Vaters hinnehmen
und das letzte Verlassensein ertragen, dem ein Mensch ausgesetzt werden
kann – die Gottverlassenheit, die einer absoluten Verlassenheit im
Irdischen gleichkommt. Jesus fügte sich und nahm das Wollen des Vaters
an in einem einsichtigen wie schmerzvoll resignativen: „Dein Wille geschehe“,
jedoch ohne zu verzweifeln. Der leidensfähige Dominikaner folgt ihm
darin mit übermenschlicher Kraft und mit der fatalistischen Fügung
alttestamentarischer Propheten, die himmlische Unterstützung gefunden
hat. Die Aufrichtigkeit, eine Eigenschaft, die sich durch das gesamte
Leben Savonarolas zieht und aus allen seinen Predigten spricht, bestimmt
auch die letzten Stunden seines Seins. Er scheut es nicht, von
seinem maßlosen Schmerz zu sprechen, der in tiefer Traurigkeit gipfelt,
in der giftigen, todbringenden Pest, die gegen Gott murrt und lästert
und den Leidenden bis zur Verzweiflung treibt. Doch er widersteht ihr, wie er bis dahin allem widerstanden hatte, was ihn bedrohte: die Schweigepflicht, die Exkommunikation, die Folter, im Zurückgriff auf den letzten Wert, auf den unerschütterlichen Glauben an Gott.
Als ihn ein sittenloser, verbrecherischer Papst ohne Grund exkommunizierte, wusste sich Savonarola zu wehren. Wie sein Ordensbruder Meister Eckhart zwei
Jahrhunderte vor ihm in Avignon antrat, um kühne Thesen zu
rechtfertigen, dann aber angeblich spurlos verschwand, ohne dass seine
Rechtfertigungen bekannt geworden wären; und ebenso wie Savonarolas
Anhänger Graf Pico della Mirandola antrat, um die Verdammung seiner 900 Thesen mit der neuen Schrift Heptaplus zu
rechtfertigen, um dann für seine mutige Haltung und Vision Jahre in
Verbannung leben zu müssen und schließlich, so vermutet man, als
Anhänger Savonarolas vergiftet zu werden, so wehrte sich Savonarola selbst gegen die Exkommunikation.
Sein Landsmann und Ordensbruder Giordano Bruno wird
ihm im gleichen Bewusstsein hundert Jahre später auf den Scheiterhaufen
der Inquisition folgen und dabei die Worte aussprechen, die auch von
Bruder Girolamo stammen könnten: „Majori forsan cum timore sententiam
in me fertis quam ego accipiam“ – Mit größerer Furcht wohl sprecht Ihr
mir das Urteil, als ich es empfange. Das geht noch über die Haltung
und das Bewusstsein frühchristlichen Märtyrer hinaus, die in den
Löwengruben Roms für ihren Glauben das Leben lassen mussten. In seinen
Predigten zum Exodus, die der Vatikan auf den Index gesetzt hat,
schmettert Savonarola dem
Kirchenfürsten genau das entgegen, was dieser am wenigsten geneigt ist
zu hören und zu begreifen. Seine Apologie ist die eines reinen, autarken
Bewusstseins mit der zentralen Aussage: auch ein Papst kann irren! Denn
das Irren ist menschlich – und auch ein Papst ist ein Mensch. Darüber
hinaus entstehen Irrtümer auf falschen Denkvoraussetzungen oder falschen
und gefälschten Informationen. Dass Päpste irren, beweist nicht
zuletzt die Geschichte, die festhält, dass ein Papst die Erlasse seiner
Vorgänger abgeändert und aufgelöst hat.
Savonarola bleibt
bis zu seiner letzten Stunde ein heroischer Mensch, ein Märtyrer des
Glaubens, an dem er ungeachtet all der Folterqualen in einer
bewundernswerten Willensleistung festhält. Diese Haltung, sein
konsequentes Leben und Wirken sowie sein über seine Zeit hinaus
strahlendes, reformatorisches Werk machen aus Savonarola eines
jener großen Individuen, die der Geist der Renaissance hervorgebracht
hat – Individuen, die weite Strecken ihres schaffensreichen Lebens
Einsame waren.
8.19. Giordano Bruno und die Flammen der Inquisition – Der Märtyrer-Tod auf dem Scheiterhaufen wiederholt sich … doch.
„tanti uomini, che in terra hanno voluto gustare vita celeste, dissero con una voce: ecce elongavi fugiens et mansi in solitudine“
Schopenhauer zitiert „Jordanus Brunus“,
in: Aphorismen zur Lebensweisheit.[1]
„In hilaritate tristis: in tristitia hilaris“.
Giordano Bruno, Motto zu „Candelaio“[2].
Hundert Jahre nach dem kühl inszenierten Justizmord an dem Dominikanermönch Savonarola,
der als großer Visionär seiner Zeit weit voraus war, folgte ein
weiterer Justizmord. Die tragische Geschichte schien sich zu
wiederholen. Wieder loderte ein Scheiterhaufen auf italienischem Boden.
Doch diesmal nicht auf der Piazza del Popolo in Florenz, sondern auf
dem Campo dei Fiori, im Herzen der Ewigen Stadt Rom. Und wieder griffen die Flammen der Inquisition nach einem Denker gegen seine Zeit, nach einem Visionär, der
an die Göttlichkeit der Natur und an die Unendlichkeit des Weltalls
glaubte, nach einem Freigeist, der sein Leben dem freien Denken, der
freien Forschung und freien Lehre gewidmet hatte, nach einem Philosophen
und Schriftsteller, der nur das freie Wort verkündet hatte – und dafür wie sein Ordensbruder Savonarola vertrieben, exkommuniziert und schließlich als Schismatiker und Herätiker verbrannt wurde, nachdem man schon seine Werke dem Feuer geopfert hatte. Während
diese auf den Stufen des Sankt Peter verglühten, züngelten die Flammen
nach seinem nackten, lebenden Körper – so endete Giordano Bruno –
ein weiteres Menschheitsgenie in obskurer Zeit. Nach einem rastlosen
Leben auf einsamer Wanderschaft, das ihn, den faustischen Menschen der
Spätrenaissance, nach der Flucht aus dem Kloster über Paris und Oxford
nach Wittenberg führte, wo er vorübergehend eine Heimat fand,
geriet er – als Lutheraner verdächtigt - in Venedig in die Fänge der
Inquisition, aus denen es für ihn kein Entkommen geben sollte. Auch
Bruno, dem Bewunderer des Kopernikus und
Zeitgenosse Galileis, blieb es nicht erspart, die lichte Klosterzelle
in ein finsteres Kerkerloch eintauschen zu müssen. Giordano Bruno verbrachte - bis zu seiner Aburteilung und Exekution - ganze acht Jahre in extremer Isolation, in der Einsamkeit eines Turms nahe
der Engelsburg, dem Zufluchtsort der Päpste, nur einen Steinwurf vom
Herz der Christenheit entfernt, um dort, im Kerkerverließ unter
psychischen und physischen Leiden für Gedanken, für Überzeugungen zu
büßen, die er nicht widerrufen wollte. Savonarolas letzte Aufzeichnungen
sind erhalten – und mit ihnen sein leidvoller Kampf gegen die
Melancholie. Von den Qualen Brunos in achtjähriger Zwangseinsamkeit aber ist nichts überliefert.
[1] Schopenhauer: Aphorismen zur Lebensweisheit. Herausgegeben von Rudolf Marx.
Stuttgart 1956. S. 163 bzw. S. 275, „Soviel Menschen, die auf Erden ein
himmlisches Leben schmecken wollten, sagten wie aus einem Munde: Siehe, ich bin geflohen eine lange Zeit und geblieben in der Einsamkeit.“
[2] Zitiert nach Völker, L., S. 513. „In der Freude traurig: in der Trauer froh.“
Leseprobe aus: Carl
Gibson, Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie und
Dichtung aus Antike, Renaissance und Moderne, von Ovid und Seneca zu
Schopenhauer, Lenau und Nietzsche.
Links, Bücher von Carl Gibson in wissenschaftlichen Bibliotheken, national und international:
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DNB (Deutsche Nationalbibliothek):
KIT KVK (Virtueller Katalog Karlsruhe)
Deutsche Digitale Bibliothek:
Zur Person/ Vita Carl Gibson - Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
Inhalt des Buches:
Carl Gibson
Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca
zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche

Carl Gibson
Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca
zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche
Das 521 Seiten umfassende Buch ist am 20 Juli 2015 erschienen.
Carl Gibson
Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca
zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche
Motivik
europäischer Geistesgeschichte und anthropologische
Phänomenbeschreibung – Existenzmodell „Einsamkeit“ als „conditio sine
qua non“ geistig-künstlerischen Schaffens
Mit Beiträgen zu:
Epikur,
Cicero, Augustinus, Petrarca, Meister Eckhart, Heinrich Seuse, Ficino,
Pico della Mirandola, Lorenzo de’ Medici, Michelangelo, Leonardo da
Vinci, Savonarola, Robert Burton, Montaigne, Jean-Jacques Rousseau,
Chamfort, J. G. Zimmermann, Kant, Jaspers und Heidegger,
dargestellt in Aufsätzen, Interpretationen und wissenschaftlichen Essays
1. Auflage, Juli 2015
Copyright © Carl Gibson 2015
Bad Mergentheim
Alle Rechte vorbehalten.
ISBN: 978-3-00-049939-5
Aus der Reihe:
Schriften zur Literatur, Philosophie, Geistesgeschichte
und Kritisches zum Zeitgeschehen. Bd. 2, 2015
Herausgegeben vom
Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa, Bad Mergentheim
Bestellungen direkt beim Autor Carl Gibson,
Email: carlgibsongermany@gmail.com
- oder regulär über den Buchhandel.
„Fliehe, mein Freund, in deine Einsamkeit!“ –
Das verkündet Friedrich Nietzsche in seinem „Zarathustra“ als einer der
Einsamsten überhaupt aus der langen Reihe illustrer Melancholiker seit
der Antike. Einsamkeit – Segen oder Fluch?
Nach Aristoteles, Thomas von Aquin und Savonarola ist das „zoon politikon“ Mensch
nicht für ein Leben in Einsamkeit bestimmt – nur Gott oder der Teufel
könnten in Einsamkeit existieren. Andere Koryphäen und Apologeten des Lebens in Abgeschiedenheit und Zurückgezogenheit werden in der Einsamkeit die Schaffensbedingung des schöpferischen Menschen schlechthin erkennen, Dichter, Maler, Komponisten, selbst Staatsmänner und Monarchen wie Friedrich der Große oder Erz-Melancholiker Ludwig II. von Bayern – Sie alle werden das einsame Leben als Form der Selbstbestimmung und Freiheit in den Himmel heben, nicht anders als seinerzeit die Renaissance-Genies Michelangelo und Leonardo da Vinci.
Alle großen Leidenschaften entstehen in der Einsamkeit, postuliert der Vordenker der Französischen Revolution, Jean-Jacques Rousseau, das Massen-Dasein genauso ablehnend wie mancher solitäre Denker in zwei Jahrtausenden, beginnend mit Vorsokratikern wie Empedokles oder Demokrit bis hin zu Martin Heidegger, der das Sein in der Uneigentlichkeit als eine dem modernen Menschen nicht angemessene Lebensform geißelt. Ovid und Seneca verfassten große Werke der Weltliteratur isoliert in der Verbannung. Petrarca lebte viele Jahre seiner Schaffenszeit einsam bei Avignon in der Provence. Selbst Montaigne verschwand für zehn Jahre in seinem Turm, um, lange nach dem stoischen Weltenlenker Mark Aurel, zum Selbst zu gelangen und aus frei gewählter Einsamkeit heraus zu wirken.
Weshalb zog es geniale Menschen in die Einsamkeit? Waren alle Genies Melancholiker? Wer ist zur Melancholie gestimmt, disponiert? Was bedingt ein Leben in Einsamkeit überhaupt? Welche
Typen bringt die Einsamkeit hervor? Was treibt uns in die neue
Einsamkeit? Weshalb leben wir heute in einer anonymen
Single-Gesellschaft? Wer entscheidet über ein leidvolles Los im unfreiwilligen Alleinsein, in Vereinsamung und Depression oder über ein erfülltes, glückliches Dasein in trauter Zweisamkeit? Das sind existenzbestimmende Fragen, die über unser alltägliches Wohl und Wehe entscheiden. Große
Geister, Dichter, Philosophen von Rang, haben darauf geantwortet –
richtungweisend für Gleichgesinnte in ähnlicher Existenzlage, aber auch
gültig für den Normalsterblichen, der in verfahrener Situation nach
Lösungen und Auswegen sucht. Dieses Buch zielt auf das Verstehen der anthropologischen Phänomene und Grunderfahrungen Einsamkeit, Vereinsamung, Melancholie und Acedia im hermeneutischen Prozess als Voraussetzung ihrer Bewältigung. Erkenntnisse einer langen Phänomen-Geschichte können so von unmittelbar Betroffenen existentiell umgesetzt werden und auch in die „Therapie“ einfließen.
Carl Gibson, Praktizierender Philosoph, Literaturwissenschaftler, Zeitkritiker, zwölf Buchveröffentlichungen. Hauptwerke: Lenau. Leben – Werk – Wirkung. Heidelberg 1989, Symphonie der Freiheit, 2008, Allein in der Revolte, 2013, Die Zeit der Chamäleons, 2014.
ISBN: 978-3-00-049939-5
WordCat:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
Carl Gibson
Carl Gibson
Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca
zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche
|
Das 521 Seiten umfassende Buch ist am 20 Juli 2015 erschienen.
Inhalt:
Einleitung: „Einsamkeit“ heute – Segen oder Fluch?
Der Mensch der Single-Gesellschaft – Leben im uneigentlichen Sein?
Teil I: Griechisch-römische Antike
1. Waren die heiteren Griechen auch einsam? Das Verständnis von Einsamkeit und Melancholie bei Vorsokratikern und Aristoteles.
1.2. Der Melancholiker – ein Genie? - Empedokles, Demokrit und eine nicht authentische, missverstandene Aristoteles-Sentenz
1.3. Im Garten des Epikur – Lebe zurückgezogen! Das naturgemäße Leben im Verborgenen.
2. Marcus Tullius Cicero - Einsamkeit und Gesellschaft: Musischer Rückzug in den ruhigen Hafen – „otio“ - „Gespräche in Tusculum“
3.
Ovidius Naso in Verbannung in Tomis, am Schwarzen Meer – Vereinsamung
und Melancholie im Spätwerk, in den Elegien „Tristia“ und in den Briefen
„Epistulae ex Ponto“.
3. 1. „einsam lieg’ ich am Strande des äußersten Endes der Erde“ - Zur Einsamkeit verdammt am Ende der Welt: Ovids melancholische Dichtung vom Pontus
3. 2. Nemo propheta in patria?
3. 3. Kummer, „aegritudo“, „mania“, „melankolia“ in Ciceros „Disputationes Tusculanae“ - Bellerophon, der antike Einsame, Unbehauste; Einsamkeit und Melancholie in der mythisch-analytischen Zeitdiskussion.
3. 4. Psychosomatik
3. 5. Das „Schwarze Meer“ und „Tomis“ – antike Unort(e)?
3. 6. Künstlerisches Schaffen in Einsamkeit an sich und als Selbsttherapie
3. 7. Melancholie und Versöhnung – Concordia und Amor fati
4. Lucius Annäus Seneca - Lebe zurückgezogen - „solitudine“ und „in otio“
4.
1. „exsilium“, Senecas Verbannung auf Korsika – Unfreiwillige, äußere
Einsamkeit und innere Freiheit, dargestellt im „Epigramm“
4. 2. Existenzbewältigung über Poesie bei Ovid und ethisches Philosophieren bei Seneca
4. 3. Ruhe der Einsamkeit - Apathie, Ataraxie, Eudämonie, „constantia“
4. 4. „De constantia sapientis“ – Die „Unerschütterlichkeit des Weisen“
4. 5. „Jeglicher Ort ist für den Weisen Heimatland.“ – Oder: „Patria est, ubicumque est bene“
4.
6. Senecas Klage als Anklage – Gesellschaftskritik und Dekadenz-Kritik
aus der Einsamkeit des Exils heraus in der Auseinandersetzung mit den
Tyrannen Caligula und Nero
4. 7. „De otio“ – Von der „Zurückgezogenheit“; Zwischen stiller Muße (otio) und hektischer Geschäftigkeit (negotio)
4. 8. In „secreto“ – „Menschen (…) leisten in der Einsamkeit Größtes“- Ethische Haltung und Charakterbildung entstehen in der Stille der „Zurückgezogenheit“. Die Funktionen des einsamen Lebens und der Nutzen für die Gesellschaft
4. 9. Selbsterkenntnis und die Idee des Selbstseins erwachsen dem Alleinsein - Das Existieren in der Eigentlichkeit. Psychologische und soziologische Aspekte erfahrener Einsamkeit
4. 10. Die Gefahren des Alleinseins – Einsamkeit als Last
4.
11. Das Alleinsein in den eigenen vier Wänden – Chance und Risiko.
Freiwilliger Rückzug in die Einsamkeit, statt Weltflucht aus
Enttäuschung und Überdruss
4. 12. Typen und Charaktere – introvertiert oder extrovertiert? Senecas Beschreibung der Melancholie-Symptomatik
4.
13. Geselligkeit – Senecas Plädoyer für ein ausgewogenes
Wechselverhältnis zwischen freiwilligem Sein in Einsamkeit und sozialem
Austausch
4. 14. Schöpferische Einsamkeit - Medium des Kreativen
4. 15. Die Apotheose des einsam-kontemplativen Lebens in der Schrift „De brevitate vitae“, „Die Kürze des Lebens“
4. 16. Im „Jetzt“ leben, nicht erst morgen und am Leben vorbei! Hic et nunc und Memento mori!
4. 17. Der ruhige Hafen als Endziel - Individuelles Leben oder Massen-Existenz?
5. Mark Aurel - Der Weg zum Selbst in Zurückgezogenheit
5. 1. Gelebter Stoizismus als Vorbild
5.2. „Alleinsein“ bei Epiktet – Individualität und Selbsterkenntnis
Teil II: Vom frühen Mittelalter bis zur Scholastik
1. „Einsamkeit“ und „Melancholie“ im frühen Mittelalter. Anachoreten im frühen Christentum - „anachoresis“ und „monachoi“.
1.1. Eremitentum und monastisches Leben um 300 – 400 n. Chr. Antonius, (der Ägypter), Evagrius Ponticus und Augustinus: DerWeg zu Gott vollzieht sich in der Einsamkeit
1.2. Antonius, der Ägypter – Einsiedlertum, Wüstenspiritualität und Mystik
1.3. Aurelius Augustinus in „reiner Einsamkeit“ - „Alleingespräche“ aus Cassiciacum - Früchte des Schaffens in der Einsamkeit des Selbstgesprächs
1.4. „Acedia“ seit Evagrius Ponticus, bei Thomas von Aquin und Bonaventura
1.5. Die „Wirkscheu“ des Johannes Cassian
1.6. Thomas von Aquin - Wirkscheu ist Todsünde – Acedia oder „Tristitia“
2. Deutsche Mystik
2.1. Meister Eckhart: Die absolute Freiheit des Gottsuchenden - Der unmittelbare, mystische Weg zu Gott. „Abgeschiedenheit“ und „innerliche Einsamkeit“ neu definiert
2.2. In der Abgeschiedenheit – Das Aufgeben des Selbst, das Ledigwerden, als Voraussetzung der Unio mystica und die Gottesgeburt
2.3. „innerliche Einsamkeit“ – Zum Wesen der Dinge!
2.4. „Unio mystica“ und Buddhismus
– Stufen und Wege des Rückzugs aus allgemein philosophischer,
christlicher Sicht bzw. aus der Perspektive der Zen-Meditation - Exkurs
2.5. Heinrich Seuses „Weg in die Innerlichkeit“ und die Beschreibung der Mönchskrankheit (Acedia) in der Schrift „Das Leben des Dieners“
2.6.
„Das Büchlein der ewigen Weisheit“ - „Wie man innerlich leben soll“,
„lautere Abgeschiedenheit“ und Entwerdung (Selbst- bzw. Ich-Auflösung)
2.7. Theresa von Avila - „Der Weg zur Vollkommenheit“ und „Die Seelenburg“.
Teil III: Humanismus
1. Francesco Petrarcas Loblieder auf die Einsamkeit. Der zentrale Stellenwert der „Einsamkeit“ im Werk der Humanisten
1.1. Zur Vita Petrarcas – Von der Vita activa zur Vita contemplativa im mundus aestheticus
1. 2. „De otio et solitudine“ - Von Freiheit (Muße) und Einsamkeit
1.3.
„De vita solitaria“: Francesco Petrarcas Hymnus in Prosa auf das Leben
in Einsamkeit. Die Begründung der Auffassung von der „schöpferischen
Einsamkeit” als elitäre Phänomen-Definition
1.4.
„felix solitarius“ contra „miser occupatus“ – besser allein, frei und
glücklich als vielbeschäftigt, gestresst und in permanenter Disharmonie
– Einsamkeit: die „conditio sine qua non“ einer ethisch fundierten Lebensführung und Existenzbewältigung
1.5. Zur Modernität des Existenzmodells „Leben in der Eigentlichkeit“
1.6. Das schaffende Subjekt … und die Ahnenreihe der Einsamen
1.7. „Secretum“ – Melancholie und Misanthropie
1.8. „Gespräche über die Weltverachtung“: Petrarcas negativer Melancholie-Begriff und Dante
1.9. Melancholie und Selbst-Therapie – Ist die „unheilvolle“ „Seelenkrankheit“ „Weltschmerz“heilbar?
1.10. Dante weist die Muse Melancholie zurück
Teil IV: Renaissance
Einsamkeit und Melancholie während der Renaissance in Italien - Die „Saturniker“ des Mediceer-Kreises
1. Angelo Poliziano – Der Dichter am Kamin als personifizierte Melancholie und eine Melancholie-Beschreibung im Geist der Zeit.
2.
Marsilio Ficino – Therapierte Melancholie. Das Bei-sich-Selbst-Sein der
Seele führt zu Außergewöhnlichem in Philosophie und Kunst
2.1. Marsilio Ficino in freiwilliger Zurückgezogenheit in Carreggi - Einsamkeit als „conditio sine qua non“ des künstlerischen Schaffens
2.2. Im Zeichen des Saturn - Marsilio Ficinos Werk, „De vita triplici“, eine Diätetik des saturnischen Menschen. Ficinos astrologisch determinierter, antik physiologischer Melancholie-Begriff.
2.3. Definition der Melancholie und des Melancholikers in „Über die Liebe oder Platons Gastmahl“ - Die Liebe als melancholische Krankheit?
2.4. Krankheit „Melancholie“ - Therapeutikum Musik
3. Pico della Mirandolas Entwurf des Renaissancegenies in „De hominis dignitate“ – Von Einsamkeit und Freiheit
3.1. Die „dunkle Einsamkeit Gottes“
3.2. „Die Freiheit des Menschen“ und der „Geniebegriff der Epoche“ in „Oratio“
3.3. Die ethisch eingeschränkte Freiheit des Genies und das Humanum als Endziel
4. Lorenzo de’ Medicis „melancholische“ Dichtung
4.1. War der Prächtige ein Melancholiker? Vanitas, Wehmut und Schwermut
4.2. Der Typus des „Inamoroso“ als Melancholiker - Liebeslyrik im Sonett
4. 3. Melancholia - Lorenzo de’ Medici rezipiert Walter von der Vogelweide
5. Die Familie der Melancholiker oder die Metamorphose des sinnenden Geistes zur Plastik und zum Gedicht - Exkurs
6. Einsamkeit, Melancholie und künstlerisches Schaffen während der Renaissance in Italien.
6.1.
Geniale Werke der Einsamkeit bei Michelangelo Buonarroti und Leonardo
da Vinci - Einsamkeit als die künstlerische Schaffensbedingung
schlechthin, als „conditio sine qua non“ des kreativen Subjekts.
6.2. Michelangelo Buonarroti - „Wer kann, wird niemals willig sein.“ – Individuelle Freiheit und künstlerische Selbstbestimmung
6.3. Große Kunst ist gottgewollt
6.4. Der Schaffende ist das Maß aller Dinge - oder die Lust, mit dem Hammer neue Werte zu schaffen
6.5. Weltflucht und Weltverachtung
6.6. Der sinnende Melancholiker „Micha Ange bonarotanus Florentinus sculptor optimus“
6.7. – „La mia allegrezz’ e la maniconia” – “Meine Lust ist die Melancholie!” – Existenzbewältigung im “Amor fati“ oder eine ins Positive transponierte „Melancholie als Mode“?
6.8. Hypochondrie und Misanthropie in burlesker Entladung – bei Michelangelo und Leonardo
6.9. Michelangelos „Sonette“: Kreationen reiner Eitelkeit?
7. Leonardo da Vinci – Ein Einsamer, aber kein Melancholiker. Die Wertschätzung der „vita solitaria e contemplativa“.
7.1.
Leonardo und Michelangelo – ein geistesgeschichtlicher Vergleich. Der
verbindende Hang zur Einsamkeit … und viele Kontraste!
8. Girolamo Savonarola – Der melancholische Reformator vor der Reformation
8.1. Gott geweihtes Leben in stiller Einkehr und früher Protest aus der Klosterzelle
8. 2. Zeitkritik und Fragen der Moral in „Weltflucht“ und „De ruina mundi“- Vom Verderben der Welt
8.3. Kritik des Christentums sowie des dekadenten Papsttums im poetischen Frühwerk - „De ruina Ecclesiae“ oder „Sang vom Verderben der Kirche“, (1475)
8.4. „Poenitentiam agite“! – Buße , Einkehr, Rückbesinnung, Katharsis
8.5. Savonarolas Humanismus-Kritik und seine Zurückweisung der Astrologie – ist die Philosophie eine Magd der Theologie?
8.6. Sozialreformer Savonarola - „De Simplicitate vitae christianae“ - Von der Schlichtheit im Christenleben.
8.7. Savonarola setzt politische Reformen durch – Über die demokratische Verfassung in Florenz zum Fernziel der Einheit Italiens
8.8. Niccolo Machiavelli und Die Schwermut der Tyrannen
8.9. Einsamkeit, Kontemplation und rhetorischer Auftritt – Savonarola Volkstribun und Redner nach Cicero?
8.10. Einsamkeit und Gesellschaft bei Savonarola
8.11. Christliche Ethik als geistige Basis der Staatsform – Contra Tyrannis
8.12. „Der Tyrann“ trägt „alle Sünden der Welt im Keim in sich“ -
Melancholie als Krankheit: Savonarolas Typologie, Definition und
Phänomen-Beschreibung des Renaissance-Macht-Menschen und das Primat des
Ethos im Leben und im Staat.
8.13. Genies des Bösen – Lorenzo de’ Medici und der Borgia-Clan
8.14. Thomasso Campanellas idealer Gegenentwurf zum Typus des Tyrannen in seiner christlich-kommunistischen Utopie „Città del sole“
8.15. Golgatha - Traurigkeit und Verlassenheit in der Todeszelle und auf dem Scheiterhaufen
8.16. Hybris und Zuflucht zu Gott – „in Schwermut und voll Schmerz“!
8.17. Melancholia - „In te, Domine, speravi“, letzte Einsamkeit und existenzielle Traurigkeit - Hoffnung gegen Melancholie?
8.18.
Auch Päpste irren! Schweigepflicht, Exkommunikation, Inquisition,
Folter – Reformator Savonarola stirbt den Flammentod in Florenz
8.19. Giordano Bruno und die Flammen der Inquisition – Der Märtyrer-Tod auf dem Scheiterhaufen wiederholt sich … doch
9. Michel de Montaignes Essay „De la solitude“- Das Leben in Abgeschiedenheit zwischen profaner Weltflucht und ästhetischer Verklärung
9.1. Süße Weltflucht in den Turm – Melancholie als Habitus
9.2. War Michel de Montaigne ein Melancholiker?
9.3. Einsamkeit, ein Wert an sich, ist nie Mittel zum Zweck, sondern immer Selbstzweck.
9.4. „Nichts in der Welt ist so ungesellig und zugleich so gesellig als der Mensch“ – Einsamkeit und Gesellschaft
9.5. Vanitas - Der Rückzug aus der Gesellschaft ist auch historisch bedingt
10. „The Anatomy of Melancholy“ - Der extensive Melancholie-Begriff bei Democritus junior alias Robert Burton
10.1. „Elisabethanische Krankheit“ oder „maladie englaise“ – Melancholie als Mode!? Von der Pose zur Posse?
10.2. Demokritos aus Abdera – Der lachende Philosoph als Vorbild und Quelle der Inspiration
10.3. „sweet melancholy“ - Burtons Verdienste bei der Umwertung und Neuinterpretation der grundlosen Tieftraurigkeit zur „süßen Melancholie“
10.4. „Göttliche Melancholie“: „Nothing’s so dainty sweet as lovely melancholy“ - Zur positiven Melancholie-Bewertung vor, neben und nach Burton
Teil V: „Einsamkeit“ und Melancholie in der Moderne
1. Jean-Jacques Rousseau – Alle großen Leidenschaften entstehen in der Einsamkeit. Die Apotheose der Einsamkeit im Oeuvre des Vordenkers der Französischen Revolution
1.1. Rückzug, „Schwermut“ und „Hypochondrie“
1.2. „Zurück zur Natur“! im
„Discours“ - Plädoyer für das einfache Leben und harsche
Gesellschaftskritik. Macht die „Sozialisierung“ den an sich guten
Menschen schlecht?
1.3. Im Refugium der Eremitage von Montmorency: Kult der Einsamkeit – Landleben, Naturgenuss und geistiges Schaffen
1.4. „Sanssouci“ – Asyl: Ein Einsamer, Friedrich der Große unterstützt einen anderen Einsamen, den verfolgten Wahlverwandten Jean-Jacques Rousseau
1.5. „Les Rêveries du promeneur solitaire“ - Träumereien eines einsamen Spaziergängers
1.6. Einsamkeit ist im Wesen des Künstlers selbst begründet - «Toutes les grandes passions se forment dans la solitude»!
2. Einsamkeit und Gesellschaftskritik im Werk der Französischen Moralisten La Rochefoucauld, Vauvenargues und Chamfort
2.1. Rekreation im Refugium – die bücherlesende Einsamkeit des Herzogs La Rochefoucauld
2.2. Einsamkeit – Katharsis, Chance und Gefahr
2.3. Chamfort - „Vom Geschmack am einsamen Leben und der Würde des Charakters“ - „Man ist in der Einsamkeit glücklicher als in der Welt.“
2.4. Abkehr von der Gesellschaft, melancholische Heimsuchungen, Vereinsamung und Menschenhass
2.5. „Ein Philosoph, ein Dichter, sind fast notwendig Menschenfeinde“ – Chamforts Rechtfertigung von Misanthropie und Melancholie.
3. „Ueber die Einsamkeit“ -
Johann Georg Zimmermanns Monumentalwerk aus dem Jahr 1784/85 -
Einsamkeit als Lebenselixier – Die Gestimmtheit im deutschen Barock –
Inklination zur Melancholie?
3.1. Von den „Betrachtungen über die Einsamkeit“ zur Abhandlung „Von der Einsamkeit“ – Thema mit Variationen
3.2. Die Ursachen von wahrer und falscher Einsamkeit - Müßiggang, Menschenhass, Weltüberdruss und Hypochondrie
3.3. „gesellige Einsamkeit“ - eine „contradictio in adjecto“?
3.4. Aufklärer Immanuel Kant definiert den zur „Melancholie Gestimmte(n)“, „Melancholie“ als „Tiefsinnigkeit“ und die „Grillenkrankheit“ Hypochondrie richtungweisend für die Neuzeit. Exkurs.
4. Arthur Schopenhauers „elitäres“ Verständnis von Einsamkeit - nur wer allein ist, ist wirklich frei!
4.1. Der Ungesellige - „Er ist ein Mann von großen Eigenschaften.“
4.2. Die „Einsamkeit ist das Los aller hervorragenden Geister“ - Ist der Mensch von Natur aus einsam? Ist „Einsamkeit“ ein Wert an sich?
4.3. Das Sein in der Einsamkeit als existenzielles Problem - Einübung in die zurückgezogene Lebensführung.
5.
Lenau, Dichter der Melancholie. „Einsamkeit“ und Schwermut
(Melancholie) im Werk von Nikolaus Lenau – Anthropologische
Phänomenbeschreibung und literarisches Motiv
5.1 Lenaus Verhältnis zur Philosophie. Entwicklung und Ansätze
5.2. „Einsamkeit“ und „Vereinsamung“ als existenzielle Erfahrung
5.3. Nikolaus Niembsch von Strehlenau, genannt „Lenau“ vereinsamt in Wien
5.4.
Das „melancholische Sumpfgeflügel der Welt“ - Vereinsamt in Heidelberg
und Weinsberg. Therapeutikum Philosophie: Lenau setzt der
„Seelenverstimmung“ die „Schriften Spinozas“ entgegen!
5.5. Amerika – Lenaus Ausbruch in die Welt der Freiheit
5.6. Schwermut und Hypochondrie – Therapeutikum: Philosophie und Sarkasmus
5.7. „Einsam bin ich hier, ganz einsam. Aber ich vermisse in meiner Einsamkeit nur dich.“
5.8. „wahre Menschenscheu“ - „Die Geselligkeit“ „ist ein Laster“ - „Mein Leben ist hier Einsamkeit und etwas Lyrik.“
5.9. Die „äußere Einsamkeit“– Vom „Locus amoenus“ zum „Locus terribilis“
5.10. Situation und Grenzsituation – präexistenzphilosophisches Gedankengut bei Lenau auf dem Weg zu Karl Jaspers. Exkurs.
5.11.
„Einsamkeit“ als ontische Dimension - Menschliches Dasein ist nicht
Gesellig-Sein – Mensch-Sein bedeutet ein Sein in Einsamkeit.
5.12. „Einsame Klagen sinds, weiß keine von der andern“ - Monologische Existenz in dem existenzphilosophischen Gedicht „Täuschung“
5.13. In „dunklen Monologen“ - „Jedes Geschöpf lebt sein Privatleben“ - Mitsein in existenzieller Gemeinschaft erscheint unmöglich
5.14. „O Einsamkeit! Wie trink ich gerne / Aus deiner frischen Waldzisterne!“ Dionysisch „zelebrierte Einsamkeit“ im Spätwerk
5.15. „Der einsame Trinker“ - Das dionysische Erleben der Einsamkeit im Fest
5.16. „Fremd bin ich eingezogen/Fremd zieh ich wieder aus“ - Der „Unbehauste“, ein „Fremdling ohne Ziel und Vaterland“
5.17. „Nun ist’s aus, wir müssen wandern!“ - In-der-Welt-Sein ist Einsamkeit
5.18. Lenaus melancholische Faust-Konzeption - „metaphysische Vereinsamung“.
5.18.1. Der „Unverstandene“, das ist der „Einsame“.
5.18.2. Endlichkeit und Ewigkeit
5. 18. 3. Die Geworfenheit des existenziellen Realisten „Görg“
5.
18. 4. Das Unbewusste als Antrieb - Die tragisch konzipierte
Faust-Figur in Disharmonie mit dem Selbst und in der Uneigentlichkeit
5.18.5. Gott ist tot - existenzielle Exponiertheit des metaphysisch Vereinsamten vor Nietzsche und Rilke
5.19. Im dunklen Auge – ein „sehr ernster, melancholischer Knabe“, „hochgradig zur Melancholie disponiert“ und hinab gestoßen in die „Hohlwege der Melancholie“: „Mein Kern ist schwarz, er ist Verzweiflung.“ – Melancholie-Symptomatik und Definitionen der Krankheit bei Lenau
5.20. „Lieblos und ohne Gott! Der Weg ist schaurig“ – „Die ganze Welt ist zum Verzweifeln traurig.“ „Melancholie“ und „absolute Vereinsamung“ in Lenaus Doppelsonett „Einsamkeit“
5.21. Der Werte-Kampf in Lenaus Ballade „Die nächtliche Fahrt“ - Von darwinistischer Selektion über den „Kampf um das Dasein“ nach existenzphilosophischen Kategorien zur Ethik des Widerstands im Politischen - Exkurs
5.21.1. Wettkampf und Werte-Kampf
5.21.2. Lenaus Imperialismus-Kritik in seinem „anderen“ Polenlied
5.21.3. Ethik des Widerstands - Der Existenz-Kampf der Individuen entspricht dem Souveränitätsstreben der - tyrannisierten - Völker
6. Friedrich Nietzsche, der einsamste unter den Einsamen? Absolute Einsamkeit, extreme Vereinsamung und schwärzeste Melancholie
6.1. Wesensgemäße Daseinsform und Schaffensbedingung der Werke der Einsamkeit.
6.2. „Also sprach Zarathustra“ - Nietzsches großer „Dithyrambus auf die Einsamkeit“
6.3. Strukturen der „Einsamkeit“ in „Also sprach Zarathustra“
6.4. „Fliehe, Fliehe mein Freund, in deine Einsamkeit!“ - „Wo die Einsamkeit aufhört, da beginnt der Markt.“
6.5. Die Auserwählten – Nietzsches kommende Elite: Der „Einsame“ als Brücke zum Übermenschen
6.6. Der Einsame – das ist der Schaffende! „Trachte ich nach Glück? Ich trachte nach meinem Werke!“
6.7. Nietzsches „Nachtlied“ - das einsamste Lied, welches je gedichtet wurde!
6.8. „Oh Einsamkeit! Du meine Heimat Einsamkeit!“
6.9. „Jede Gemeinschaft macht irgendwie, irgendwo, irgendwann – ‚gemein’“ – Zum Gegensatz von individuellem Leben in Einsamkeit und gesellschaftlichem Massen-Dasein.
6.10. „Einsam die Straße ziehn gehört zum Wesen des Philosophen.“ Fragmentarische Aussagen zur „Einsamkeit“
6.11. Therapeutikum Einsamkeit – schlimme und gefährliche Heilkunst! „In der Einsamkeit frisst sich der Einsame selbst, in der Vielsamkeit fressen ihn die Vielen. Nun wähle.“
6.12. Die „siebente letzte Einsamkeit“ - Nietzsches „Dionysos-Dithyramben“
6.13. „Vereinsamt“ – Düstere Melancholie und metaphysische Verzweiflung
7. „Einsamkeit“ bei Jaspers und Heidegger - Exkurs
8. Der „Neue Mensch“ – eine Konsequenz der Einsamkeit? „selbstestes Selbst“ und Apologie des Selbst bei Lenau und Nietzsche - Exkurs
8.1. Die Suche nach dem „Humanum“ – Absage an den Irrweg „Übermensch“
8.2. Lenaus „Homo-Novus-Konzeption“ nach Amalrich von Bene
8.3. „Idemität“ und „Konkreativität“ – Der „menschliche Mensch“! Zur Strukturanthropologie Heinrich Rombachs. Exkurs
Teil VI: Essays zur Thematik und kleine Beiträge
9.
Stufen der Einsamkeit – Auf dem Weg vom Alleinsein in die Vereinsamung,
Melancholie und Verzweiflung – Zur Metamorphose eines anthropologischen
Phänomens
9.1.
Von der existenziellen Situation „Einsamkeit“ zum Krankheitsbild
„Melancholie“ in der Erscheinungsform „Acedia“ und Hypochondrie
9.2. Melancholie als Charakteristikum des genialen Menschen.
9.3.
Die Phänomene „Einsamkeit“, „Alleinsein“, „Vereinsamung“ und
„Melancholie“ („Schwermut“, „Depression“) – im Wandel der Zeiten:
Anthropologische Konstanten und Grundbefindlichkeiten des Daseins oder
zeitbedingte Entwicklungsphänomene? Zur Begriffsbestimmung.
9.4. Strukturen der Einsamkeit - Zum Bedeutungswandel der Begriffe Einsamkeit und Melancholie durch die Zeiten
9.5.
Existenzbewältigung: Angewandte Philosophie in philosophischer Praxis –
Zur Konzeption und Intention der Studien zur Einsamkeit.
9.6.
Zur Einsamkeit verflucht? – Alleinsein zwischen gesellschaftlicher Pest
und segensreicher Schaffensbedingung –Selbsterfahrungen und
Autobiographisches
9.7.
Das Existenzmodell „Alleinsein“ zwischen Weltflucht und verklärender
Utopie: Abgeschiedenheit, Einkehr, Selbstfindung, Eigentlichkeit -
Selbst erfahrene und selbst beobachtete Phänomene – Einsamkeit, ein Zeitproblem?
9.8. Ein Einsamer von heute – In memoriam Theo Meyer.
Nachwort:
Inhalt:
Namenregister:
Bibliographie
Primärliteratur
Anthologien, Aufsatz-Sammelwerke zur Thematik:
Sekundärliteratur:
Bilder-Verzeichnis:
Bücher von Carl Gibson
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