Sonntag, 12. März 2023

Europa, in Kälte erstarrt, und ein Meer von Blut – ein Menetekel? Zu den Visionen des C. G. Jung am Vorabend des Ersten Weltkriegs! Eine Warnung für heute?

 

  Entwurf:

 

 Europa, in Kälte erstarrt, und ein Meer von Blut – ein Menetekel

Zu den Visionen des C. G. Jung am Vorabend des Ersten Weltkriegs! 

Eine Warnung für heute?

Es bedarf keiner besonderen Begabung zur Hellsichtigkeit, um das Unheil zu erkennen, dass sich in einen bestimmten Raum zu einer bestimmten Zeit zusammenbraut, wenn man die Phänomene seiner aufmerksam beobachtet und klarsichtig die richtigen Schlüsse zieht. Aber auch der sensible Geist, der eigentlich apolitisch unterwegs ist, sich mit Wissenschaft oder Kunst abgibt, ohne den Niederungen der Politik zu folgen, wird von den nichts Gutes verheißenden Entwicklungen seiner Zeit eingeholt. Vor beiden Weltkriegen war das so – und manch einer. der nichts mit Krieg im Sinn hatte, fühlte, dass sich da etwas sehr Bedrohendes aufkam, das den Tod und die Vernichtung von Millionen Menschen mitten in Europa bedeutete.

C. G. Jung, dessen Autobiographie mich seit einiger Zeit beschäftigt, dessen Freundschaft zu Freud und dessen notwendige Absetzung von dem verehrten Vorbild, fühlte das drohende Unheil seiner Zeit – und er sah es auch, schon ziemlich klarsichtig, im Traum: Europa, uraltes Zentrum der Kultur und Zivilisation der Menschheit, in Kälte erstarrt und dahinter ein Meer von Blut[1]!

Es sollte nur noch Wochen dauern, bis der lange schlummernde Vulkan Krieg ausbrach und sein Feuer der Vernichtung über ganz Europa ausbreiten, von Frankreich bis nach Russland und in die Türkei, angetrieben von dem Motor Deutschland und der österreichisch-ungarischen Habsburgermonarchie, die damit den eigenen Niedergang einläuteten.

Apokalyptische Traumbilder dieser Art, die sich auch manchem sensiblen Zeitgeist aufdrängen, der keine anonymen Drohbriefe erhält[2], sind nicht schwer zu deuten!

Und sie sind aktuell – das Menetekel[3] in Feuerschrift ist überdeutlich, denn der Krieg tobt schon, Putins Angriffskrieg gegen das Volk der Ukraine im heldenhaften Widerstand auf dem Boden des schon arg geschundene Landes Ukraine – und der Krieg mitten unter uns[4], in der deutschen und europäischen Gesellschaft.



[1] Erinnerungen, Träume, Gedanken von C. F. Jung. Aufgezeichnet und herausgegeben von Aniela Jaffé. Sonderausgabe 1990. S.179.

 

[2] Wie ich vor wenigen Wochen, Briefe, die bei Opfern von Staatsterror und Gewalt traumatische Erlebnisse reaktivieren und zu Albträumen führen.

 

[3] Heine hat das Motiv aus dem Alten Testament lyrisch zum Gedicht geformt – und der schwer psychisch erkrankte Lenau sinnierte noch während luzider Augenblicke in der Irrenanstalt über das Diktum „Träume sendet Gott“!

Also warnt der Himmel vor der Hölle auf Erden.

C.G. Jung vernahm die Botschaft – abändern konnte der einsame Wissenschaftler als Einzelmensch ohne Macht das Walten des Bösen und den Verlauf der sich anbahnenden Tragödie Europas jedoch nicht.

 

[4] Der „äußere Krieg“ lenkt dabei viele vom „inneren Krieg“ ab, von einen nicht weniger gefährlichen Krieg, an dessen Ende die Vernichtung der Nation und das Ende der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft stehen kann, wenn es nicht gelingt, über aufrichtige Politik Auseinanderdriftendes zu stoppen und das Volk mit sich selbst zu versöhnen.

 

 

 

 

 

C. G. Jung, Erinnerungen - ein Buch aus der Kiste, das ich nicht liegenlassen konnte

 

 


 

C. G. Jung, Erinnerungen - ein Buch aus der Kiste, das ich nicht liegenlassen konnte

Zunächst überwand ich mich und ging weiter.

„Du kannst nicht alles rezipieren, was du an guten Büchern in den Kisten am Straßenrand vorfindest“, sagte ich mir.

Nach ein paar Schritten aber musste ich schon umkehren und das Buch mitnehmen. Ich konnte nicht anders.

Schließlich plagten mich gerade Albträume, aktiviert durch einen anonymen Schmähbrief, neben der geistigen Beschäftigung mit der Kindheit und Jugend während der Naturgänge und dess Schreibens.

„Traumdeutung“ - ein Thema im Leben, das mich schon in frühen Kindheitstagen beschäftigt hatte, lange noch bevor mir die Namen Freund, Jung und Adler etwas sagten.

Schon als Kind träumte oft, angeregt von der Welt der Märchen- und ich deutelte und deutelte, ziemlich interessiert darüber nachdenkend, wie Träume entstehen und was sie aussagen.

Wie wirr sind sie - oder wie rationale begründet?

Entstehen sie aus dem Nichts? Oder sind sie von Gott gesandt? Gar vom Teufel? Vom Bösen?

Sie plagen uns und befreien! Wie nach einer Katharsis gehen wir aus der Traumwelt hervor, verjüngst wie der Vogel Phönix, mit reiner Seele frei zu neuen Taten! Oder sie wirken belastend nach und vergiften als wiederkehrende Albträume das Leben, machen den Menschen krank und lebensunfähig?

Was in das Gehirn eingeht, kommt daraus wieder hervor – über Bilder, so und anders!

Mein Namensvetter Carl (Gustav) aus der Schweiz hat viel geträumt, viel über träume nachgedacht, viel erkannt und aufgeschrieben – im Bereich des Unbewussten aus in geistiger Linie und Kontinuität mit einem weiteren Carl (Gustav) Carus, der schon - mit Schopenhauer und Eduard Von Hartmann – Pionierarbeit auf einem Gebiet geleistet hatte, das andere als Hirngespinste und Hokuspokus abtaten.

Ergo nahm in nach ein paar Tagen gerade dieses Buch von dem großen Haufen, der sich in den Jahren angesammelt hatte, und begann mit dem Lesen, im wieder auch in Rückerinnerung an frühere Studien, an Freud und an die Analyse der Seelenwelt.

Noch bin ich nicht ganz durch; doch jetzt schon kann ich sagen: es hat sich gelohnt, in diesem gescheiten Buch zu lesen, statt mit anderen Schriften die kostbare Zeit zu vergeuden. Einiges wurde bestärkt, etwa mein Festhalten am Selbst, das ich als abendländischer Mensch und Geist – bei allen Verlockungen des Nirwana - noch nie hatte aufgeben wollen, anders wurde aber relativiert: namentlich das für mich fast absolut gesetzte Rationale nunmehr leicht zurückgedrängt zugunsten der Mythenwelt archaischer Völker.

  


 


Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, 

 ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, 

politischer Essayist,

Naturfotograf, 

 im September 2022 

(zwei Jahre nach der Krebs-Erkrankung bzw. Operation)



Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)



https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2022.

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