Ein deutsches Loch
Kaffeekränzchen in Stuttgart.
Der kleine Schwabe, drei, vier Jahre alt, war auch dabei, als die Tanten über Gott und die Welt diskutierten. Er kroch auf dem Teppich unter dem Tisch herum, zwischen den Stühlen wie eine Katze und hörte dabei den wiesen Gesprächen zu und der moralischen Entrüstung über Dinge, die besser unausgesprochen bleiben sollten in der pietistischen Stadt am Neckar, die, neben manchem Kleingeist, auch ganz große Dichter hervorgebracht hatte. Plötzlich ein Wort, das ihn herausholte aus der kindlichen Versenkung - wie ein Hund, der die Ohren anspitzt, schaute er auf, um dann, sachte, mit schwacher Stimme, doch sehr bestimmt, sein Wort beizusteuern:
„Degerloch[1]darf man nicht sagen!“
So mahnte er, nachdem ein Wort gefallen war, was wohl ein Unwort war in zivilisierten, kultivierten Kreisen. So sprach man einfach nicht, wenn man gut erzogen war, wenn man wusste, was sich ziemte!
Der kleine Schwabe aber hatte jetzt schon die berühmten sieben Jahre von daheim, die man bei mancher Lichtgestalt der Deutschen nicht findet.
Verdutzt blickten sich die Erwachsenen gegenseitig an und staunten ob der kindlichen Weisheit, die so deutlich war wie das Wort des betrunkenen und des Narren!
Loch soll man nicht sagen, vor allem dann nicht, wenn man über Politiker spricht, eines meint und anderes aussagt.
Schließlich gibt es noch viele Löcher im Schwabenland,
Haigerloch, unweit von Rottweil zwischen dem Schwarzwald und der Schwäbischen Alb,
Wiesloch, auf dem Weg nach Heidelberg.
Weitaus mehr Löcher aber gibt es im großen Deutschland, auch im hohen Norden, wo manches flach ist, selbst der Geist.
Wer will alle Löcher kennen?
Wer will alle Löcher nennen?
Deutsche, die in der Regel wohlerzogen sind, Deutsche die sich einfach noch schämen, ohne vulgär-obszön daherzureden wie ihre Nobelpreisträgerin, sagen es dann euphemistisch, für Kulturmenschen aber unmissverständlich:
„Götz von Berlichingen![2]“
[1] Vorort im Süden der Neckar-Metropole.
[2] Man versteht mich, würde Nietzsche sagen oder Heine. Zu der Götz-Residenz Jagsthausen (neben Berlichingen) und dem nahen Kloster Schöntal findet man viele Bilder auf meinen Blogs.
Der Gaza-Krieg Israels (auch aus ethisch-moralischer Sicht)
Entwurf:
Carl Gibson, Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, politischer Analyst und Essayist, Naturfotograf, im September 2022 |
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Bulldozer der israelischen Verteidigungsarmee (IDF) zerstören einen Friedhof in Gaza, wühlen die Frischbestatteten aus dem Boden und türmen diese zu Leichenbergen auf! Wer ordnet solche Taten an?
Wer das Leben nicht ehrt, schätzt, respektiert, sondern Menschen zynisch vernichtet, wird er später die Toten ehren, die – seit der Antike heilige – Totenruhe achten, die in allen „Kulturen“ gilt?
Wenn es um eigene Tote geht, selbst, wenn nur noch Knochen übrig sind, dann scheuen bestimmte Juden keine Mühe, noch Kosten, um die werten Toten auch nach nachträglich würdig zu bestatten.
Die Toten der Fremden aber, gar der Feinde, sind den Kriegführenden von heute wohl egal!?
Vor Tagen erst überfuhren Bulldozer der israelischen Verteidigungsarmee (IDF) in Gaza lebende Menschen auf einem Krankenhaus-Areal, begruben sie lebend[1] im Sand.
Nun, am 6. Januar, während die orthodoxen Christen in Betlehem Weihnachten feiern, kommen diese Bulldozer der israelischen Verteidigungsarmee (IDF) wieder und reißen die frischen Gräber eines Friedhofs in Gaza auf, stören die Totenruhe ohne ersichtlichen Grund und türmen Leichenberge auf, die einer Mülldeponie ähnlich sehen!
Wer soll damit gedemütigt werden? Die schon in großer Zahl – über 22 000 – getöteten Palästinenser? Die Araber? Die Muslime?
Die Angehörigen sind geschockt, denn sie sehen die beschrifteten Leichensäcke mit ihren geliebten Toten auf einem Haufen wieder, erneut erniedrigt, ein zweites Mal getötet?
Die Welt schaut sich „Vom Winde verweht an“ und genießt in deutschen Landen selig „Drei König“, während allein in einem Haus in Gaza 22 Menschen sterben, darunter auch Angehörige eines Journalisten, heißt es bei Al Jazeera, auf dem Sender, der in englischer Sprache auch über das Sakrileg der unfreiwilligen Exhumierung berichtet.
Als die IDF vor Tagen 80 Leichen zurückgab, verstieß sie auch damit gegen die Genfer Konvention, denn die Leichen waren nicht, was vorgesehen ist, in einem guten Zustand, sondern bis zur Unkenntlichkeit verwest, was eine Identifizierung der Toten unmöglich machte.
Was gilt für diese IDF überhaupt noch? An was hält sich diese IDF noch? Und wer gibt diese Befehle aus, die den „Zivilisationsgrad“ der der israelischen Verteidigungsarmee (IDF) bestimmt nicht steigern?
Die jüdischen Friedhöfe in Deutschland haben selbst die wilde, menschenverachtende Nazi-Zeit Hillers überlebt. Viele besichtigte ich, machte Fotos, dokumentierte. Sie stehen gut da, auch nach den Tagen der „blonden Bestie“.
Von Gaza aber, wo man auch sehr viele Moscheen einfach vom Erdboden weggebombt hat, wird nicht mehr viel übrigbleiben, wenn man jetzt selbst noch die Friedhöfe zerstört und damit alle Spuren verwischt, dass hier einmal – lange nach Samson – Araber lebten, Palästinenser.
[1] Vgl. dazu meinen Bericht bzw. weitere zu dieser Bulldozer-Waffe, die besonders im Westjordanland eingesetzt wird, um Infrastruktur in den Palästinenser-Städten zu zerstören und Häuser von Verdächtigen plattzumachen.
Das Judentum gehört zu Deutschland, 1:
Der Judenfriedhof bei Hohebach im Jagsttal
Das Judentum gehört zu Deutschland, 2:
Der Judenfriedhof Berlichingen
http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Friedhof_Berlichingen
Das Judentum gehört zu Deutschland, 3:
Der Judenfriedhof in Unterbalbach im Taubertal
http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdischer_Friedhof_Unterbalbach
Unverändert:
Würzburg, ein guter Ort für Juden?
Die niedergerissene Flagge mit dem Stern Davids durch Unbekannte erinnert an triste Zeiten, an Pogrome, Verfolgung, Schändung
Der Zufall will es, dass der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Schuster, von Würzburg aus wirkt, und somit von einem Ort aus agiert, der historisch belastet ist und an den christlichen Antisemitismus erinnert, der in dem erzkatholischen Würzburg der Fürstbischöfe viel ausgeprägter war und ärger tobte als in anderen Städten Deutschlands.
Vor einigen Tagen wurde im Rahmen der antiisraelischen Proteste in einer Nacht und Nebel-Aktion eine Flagge mit dem Davidstern niedergerissen?
Von wem, von Moslems, von Christen? Am Tag danach hielt ein Häuflein Aufrechter – solidarisch mit den Juden hier und dort – dagegen!
Neuer jüdischer Friedhof, Würzburg.
Zur Thematik aus aktuellem Anlass ein Auszug aus dem Werk in Entstehung:
Carl Gibson
Spuren des Judentums im Taubertal, in Hohenlohe, in Franken und das Holocaust-Gedenken der Deutschen heute
Würzburg – Wenn der Mob regiert, wütet der Mob
Wo Katholiken mächtig sind, wo Katholiken seit eh und je über weltliche und geistliche Macht bestimmen, über freie Religionsausübung, über das Los der Minderheiten, dort haben Juden schlechte Karten.
Das trifft auf im 8. Jahrhundert als christliches Bollwerk von dem irischen Mönch Kilian gegründete Würzburg voll zu – Andersdenkende haben dort, wie ich selbst, oben an der ehemaligen Richtungsstätte, am Galgenberg, erfahren durfte, wenig zu sagen – sie werden verfolgt, diskreditiert, vertrieben, ganz im Geist früherer Jahrhunderte, wo Ketzer – wie der Pfeifer von Nicklashausen[1] – am Mainufer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden … und nach ihm ungezählte Frauen, von der allmächtigen Kirche der Katholiken als „Hexen“ erkannt, nach dem Prediger und Trommler aus dem Taubertal, der heute vielen als „Märtyrer“ gilt.
Nach den großen Judenverfolgungen in Franken in den Jahren 1298 und zur Pestzeit im Jahr 1349 mit vielen Tausend Toten und der Auslöschung zahlreicher jüdischer Gemeinden in ganz Süddeutschland – mit der Folge, dass das Judentum in ganz Europa praktisch ausgerottet worden war und für alle Zeiten vernichtend schien – formten sich hier und dort neue Zentren jüdischen Lebens, auch in Würzburg, doch dort ohne echte Perspektive.
Während der Deutsche Orden später, nach den Bauernkriegen, ab 1525, den Juden vor Ort Schutz bot, nicht aus christlicher Nächstenliebe, sondern – nicht anders als die Mafia heute – für goldenes Geld, gleich dem Kaiser, um sich, bei ewig knappen Kassen, ein regelmäßiges Einkommen zu sichern, zogen die Geistlichen zu Würzburg, kaum der Rache der Aufständischen entronnen, es vor keine Juden in der Residenzstadt anzusiedeln, bis zu einem gewissen Grad auch konsequent, denn die Juden wurden – ganz im Einklang selbst mit Martin Luthers antijudaistischem Schrifttum – als Feinde der Christenheit und als Feinde christlicher macht vor Ort angesehen. Konkret bedeutet das: Den Juden wurde verboten, sich in der Stadt Würzburg niederzulassen und einen Beruf auszuüben, ein Zustand, der von circa 1600 bis in die Napoleonische Zeit hinein und in der Säkularisation um 1806 andauerte. Erst mit der sich ausdehnenden Judenemanzipation in den „36“ - von dem Juden Heine oft und bissig karikierten „Staaten“ deutscher Nation wurde das an das Königreich Bayern fallende geistlich-weltliche Fürstentum des Erzbischofs wieder eine Option für jüdische Ansiedlungen. Juden kamen und ließen sich nieder, gingen ihrem Gewerbe nach und beerdigten ihr Toten auf zwei Friedhöfen in den Vororten der über tausendjährigen Stadt, genauer in Höchberg und Heidingsfeld, während der neue jüdische Friedhof im Norden der Stadt, im Grombühl, etwas später entstand und, den Nationalsozialismus überdauernd, bis heute besteht.
Trotzdem: Würzburg wurde für die Juden zum Unort, zum fluchbeladenen Ort, denn von Würzburg ging die sogenannte antijudaistische „Hep Hep“-Bewegung[2] aus, die in Juden, ganz den Verschwörungen der Zeit entsprechend, Agenten Napoleons sah, also Feinde Deutschlands und der deutschen Sache.
Napoleon hatte die Juden emanzipiert[3] – aus ihnen vollwertige Bürger gemacht mit allen Rechten und Pflichten, frei, sic- den eigenen Fähigkeiten entsprechend – frei zu entfalten: eine Vision, die konkret von jedermann umgesetzt werden konnte! Wie es allerding s in der Wirklichkeit aussah, belegt das Schicksal Heinrich Heines, der als Doktor beider Rechte versuchte irgendwo in den deutschen Staaten Fuß zu fassen, in Preußen oder in Bayern, was misslang.
Würzburg und die Juden: Auch wenn der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dr. med. Schuster, heute von Würzburg aus wirkt, bleibt das Verhältnis der Mainstadt zu der vielfach diskriminierten Minderheit problematisch, belastet, durch die Unkultur der Bevormundung, der Verfolgung, der Vertreibung und Deportation.
1938, während der sogenannten „Reichskristallnacht“, wurden in Würzburg, in Stuttgart und in vielen anderen deutschen Städten und Dörfern Synagogen verwüstet, geplündert und niedergebrannt. 1938
Wie kurz dies Ewigkeit sein kann, konnten die wenigen nach den Pogromen noch lebenden Juden erfahren, wenn sie ihren Verwandten, Freunden, Landsleuten eine Ehre erweisen wollten, am Grab.
Das Grab, eigentlich für die Ewigkeit vorgesehen, war nicht mehr da! Ja, der ganze Friedhof war verschwunden, weil der Fürstbischof, von seiner eigenen Herrlichkeit und von der Allmacht der Christenheit erfüllt, die ewigen Ruhestätten der Hebräer zu Würzburg hatte einebnen lassen wie die Pharaonen und Cäsaren Roms die Bauten und Zeugnisse ihrer Vorgänger.
Die Grabsteine der verstorbenen Juden, alle aus stabilen Sand Steinquadern, waren für den Straßenbau geradezu prädestiniert – und dort, im Boden, konnten sie dann auch viele hundert Jahre später geborgen, ausgegraben werden. Man hatte sich kaum die Mühe, Namen und Symbole der Beerdigten zu entfernen.
Zur Ehre Gottes und zum Wohl der Kranken in Würzburg, die dort immer noch von diesen Segnungen profitieren, in der Klinik und im tiefen Keller, wo schwere Fässer lagern, wurde – weil es Julius Echter so gefiel – das „Juliusspital“ gebaut, ein Krankenhaus, weniger bekannt für medizinische Hochleistungen, dafür aber für gute Tropfen aus den besten Lagen vom Stein und der Steinharfe rund um die Festung Marienberg, wo heute kaum noch einer daran denkt, woher dieser mehr irdische als göttliche Segen herrührt.
Die Gebeine von Menschen düngten den Ort, den andere später – dem Ewigkeitsanspruch zum Hohn – mir Füßen traten, pietätlos, unsensibel in der Unwissenheit, nicht anders als der Fürstbischof, der das alles ermöglicht hatte.
Die Würzburger Juden jener Tage, die in Höchberg, Heidingsfeld oder in Allersheim bestattet wurde, hatten das bessere Los gezogen – man kann die Toten heute noch besuchen und dort, am Grab, auch über die Segnungen der Christenheit nachdenken, im Umgang mit den Juden, den Zigeunern, Hexen, Zauberer, Ketzer, Andersdenkenden bis in die neueste Zeit hinein.
Oben in der Stadt, am Galgenberg, wurden sie alle Gerechtigkeit – im Geist der christlichen Nächstenliebe, von Gerechtigkeit erfüllt, und dann irgendwo vor den Toren der Stadt verscharrt wie totgeschlagene Hunde.
Wiedergutmachung geschehenen Unrechts?
Auf dem neuen kann man so etwas wie die Wiedergutmachung geschehenen Unrechts erleben. Der Friedhof[4] ist zugänglich – hier wird noch belegt. Zahlreiche wiederangesiedelte Juden aus dem Machtbereich der ehemaligen Sowjetunion habe hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.
…
Das älteste Grab der Anlage
Dem unbekannten Opfer von NS-Terror und Gewalt
Juden, gefallen für das Deutsche Reich im Ersten Weltkrieg
[1] Vgl. dazu den besonders lesenswerten Artikel zu einer kaum bekannten Materie in Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_B%C3%B6hm_(Pauker_von_Niklashausen)
[2] Vgl dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Hep-Hep-Unruhen
„Die Hep-Hep-Unruhen oder Hepp-Hepp-Krawalle von 1819 waren eine Welle gewalttätiger Ausschreitungen gegen Juden in vielen Städten des Deutschen Bundes, die in der Stadt Würzburg begann und später auch auf Prag, Graz, Wien, Amsterdam, Kopenhagen, Helsinki, Krakau und kleinere Orten in Kongresspolen übergriff.[1] Sie gingen von Handwerkern, Händlern und Studenten aus, die sich teils spontan, teils verabredet zu antijüdischen Demonstrationen versammelten, jüdische Bürger beschimpften, bedrohten, misshandelten, ihre Synagogen, Geschäfte und Wohnungen angriffen und teilweise zerstörten.
Die Angriffe verbreiteten sich überregional und dauerten Monate an. Sie richteten sich gegen die jüdische Emanzipation, die seit der Französischen Revolution 1789 auch einige deutsche Gebiete erreicht hatte. Damit waren Juden zu gleichberechtigten Konkurrenten von Christen geworden, die vielfach ehemals privilegierte Zunft-Mitglieder waren.
Die Unruhen gelten daher als Ergebnis und Ausläufer des christlichen Antijudaismus, aber auch als Beginn des Antisemitismus im 19. Jahrhundert, noch ohne rassistische Motive. Sie zeigten die Anfälligkeit von Bevölkerungsteilen für neue Formen des Judenhasses.“
[3] Vgl. dazu den Artikel in der freien Enzyklopädie Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Emanzipation
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Plagiat als Methode - Herta Müllers „konkreative“ Carl Gibson-Rezeption
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