Samstag, 12. Dezember 2020

„Ein gerechtes Animalreich“ - die große Vision! Von Heinrich Heines Satire zu George Orwells „Animal Farm“? Auszug und Leseprobe aus: Carl Gibson, „Atta Troll“ - Heinrich Heines poetische Zeitkritik Gesamtinterpretation. Geistige Strukturen in Heines vorrevolutionärem Kulturkampf gegen „Tendenzdichtung“, Pseudo-Humanismus, -Nationalismus, Religion und Biedermeier-Heuchelei, das neueste Werk von Carl Gibson, überall im Buchhandel!

 „Ein gerechtes Animalreich“ - die große Vision! Von Heinrich Heines Satire zu George Orwells „Animal Farm“? Auszug und Leseprobe aus:  Carl Gibson, „Atta Troll“ -  Heinrich Heines poetische Zeitkritik   Gesamtinterpretation.    Geistige Strukturen in Heines vorrevolutionärem Kulturkampf gegen „Tendenzdichtung“, Pseudo-Humanismus, -Nationalismus, Religion und Biedermeier-Heuchelei, das neueste Werk von Carl Gibson, überall im Buchhandel!

 

 

Ein gerechtes Animalreich“ - die große Vision! Von Heinrich Heines Satire zu George Orwells „Animal Farm“?

Was seinerzeit für entrechte Menschen durchgesetzt wurde, soll, das erkennt Atta Troll, deutlich, für die gesamte Schöpfung gelten, für alle Kreatur, speziell für die Tiere - durch die Überwindung der Gegensätze, in der Vereinigung, in der Einheit und Geschlossenheit. Um das große Ziel zu erreichen, geht das einzelne Tier in der Gesamtheit aller Tiere auf.

 

„Einheit, Einheit ist das erste

Zeitbedürfnis. Einzeln wurden

Wir geknechtet, doch verbunden

Übertölpeln wir die Zwingherrn.

 

Einheit! Einheit! und wir siegen,

Und es stürzt das Regiment

Schnöden Monopols! Wir stiften

Ein gerechtes Animalreich.

Grundgesetz sei volle Gleichheit

Aller Gotteskreaturen,

Ohne Unterschied des Glaubens

Und des Fells und des Geruches.“

 

Aus diesem - von Heine genial formulierten - Umsturz-Entwurf hat George Orwell, wahrscheinlich ohne „Atta Troll“ gekannt[1] zu haben, sein weltbekanntes Werk „Die Farm der Tiere“ konstruiert, eine Geschichte, in welcher Haustiere aller Art, Schweine, Pferde, Hühner, Schafe, den Besitzer der Farm verjagen wie einst die unterdrückten Franzosen die königlichen Unterdrücker.

Das Machtmonopol des Menschen wird durchbrochen, die Tiere emanzipieren sich:

 

„Wir stiften / Ein gerechtes Animalreich!“

 

Eine schöne Vision! Bemerkenswert die Wortwahl Heines:

 

Animalreich“ -

 

Der Ausdruck ist frappierend; in Orwells „Animals Farm“ wurde dieser Idealzustand für wenige Tage durchgesetzt, bevor aus den eigenen Reihen ein Usurpator auftauchte, ein Schwein mit dem bezeichnenden Namen „Napoleon“, das, sich selbst zum Diktator erhebend, der Status quo ante, die Gesellschaft des Unrechts und der Ungleichheit, wieder herstellte.

Was Heine noch nicht ahnte, bei Orwell aber schon historisch bestätigte Gewissheit war: aus einer egalitären, sozialistischen, ja kommunistischen Gesellschaft kann über Nacht eine brutale Diktatur erwachsen, braun und nationalsozialistisch definiert und ausgerichtet oder eben rot und genauso verbrecherisch, jenseits von Ethos und Moral.

 

Wie der Zufall es will, habe ich - bei Berücksichtigung der Dichtung Orwells, doch ohne Heines „Atta Troll“ mental präsent zu haben, ein ähnliches Werk in die Welt gesetzt, „Faustinus, der glückliche Esel, und die Revolution der Tiere“, 2018, und in dem Buch die eigene Lebensgeschichte inszeniert, als Fabel, wobei in meiner Fassung kein Kampf zwischen Menschen und Tieren ausgetragen wird; im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung zwischen friedlich existierenden Eseln, die, an der eigenen Identität festhaltend, unfreiwillig in einer „Diktatur der Wölfe“ überleben müssen, in einer - vom Willen zur Macht durchdrungenen Welt der Bestien, die nur das Recht des Stärkeren als das Maß aller Dinge anerkennen[2]. Der an sich selbst scheiternde Mensch ist - nach vielfachem Versagen, längst aus der geschilderten Welt verschwunden.

 

Heine wäre nicht Heine, wenn er das - an sich sehr ernste - Sujet nicht doch noch ironisch brechen würde. Es muss sein und es geschieht:

 

„Strenge Gleichheit! Jeder Esel

Sei befugt zum höchsten Staatsamt,

Und der Löwe soll dagegen

Mit dem Sack zur Mühle traben.

 

Was den Hund betrifft, so ist er

Freilich ein serviler Köter,

Weil Jahrtausende hindurch

Ihn der Mensch wie 'n Hund behandelt;

 

Doch in unserm Freistaat geben

Wir ihm wieder seine alten

Unveräußerlichen Rechte,

Und er wird sich bald veredeln.“

 

Der Stigmatisierte, der Ausgebeutete, der immer schon verspottete Esel soll erhöht werden, der König der Tiere aber erniedrigt und zum Lastenträger degradiert, um die hehre Vision von Gleichheit und Brüderlichkeit durchzusetzen. Selbst der Hund, vom Menschen aus dem wilden Wolf zum Hund geformt, domestiziert, dann in allen möglichen Dekadenzformen gezüchtet, soll wieder zum aufrechten Geschöpf werden, nach angemessener Rückzüchtung[3], zurück zu den Ursprüngen, die - entgegen der perversen Einmischung des Menschen durch „Zucht, Züchtung und Züchtigung“ - die Natur definierte.

Ja, in der Tat:

 

„Grundgesetz sei volle Gleichheit

Aller Gotteskreaturen,

Ohne Unterschied des Glaubens

Und des Fells und des Geruches.“

 

Der Bär „Atta Troll“, der nicht nur belesener Philosoph ist, ein echter Lebensweiser, wird noch auf die hier exponierte

 

Gleichheit / Aller Gotteskreaturen“

 

zurückkommen, denn dieser Bär hat auch Religion!

 

Heine macht mit seiner Ironisierung auch vor dem eigenen Volk nicht Halt:

 

„Ja, sogar die Juden sollen

Volles Bürgerrecht genießen

Und gesetzlich gleichgestellt sein

Allen andern Säugetieren.

 

Nur das Tanzen auf den Märkten

Sei den Juden nicht gestattet;

Dies Amendement, ich mach es

Im Intresse meiner Kunst.

 

Denn der Sinn für Stil, für strenge

Plastik der Bewegung, fehlt

Jener Rasse, sie verdürben

Den Geschmack des Publikums.«“

 

Ohne in den Verdacht zu geraten, antisemitisch zu polemisieren, spricht der Bär, der eigene, künstlerisch wie religiös definierte Vorstellungen hat, wie ein echter Tanz sein muss, den Juden die Tanzbegabung ab, ganz so, wie der Dichter Heine dem Tonsetzer Meyerbeer[4] die Fähigkeit abspricht und das Talent, gute Opernmusik in die Welt zu setzen.

 

Schlechte Künstler, ohne natürliches „Talent“, wenn auch mit „Charakter“, ganz egal, ob sie nun dichten wie Freiligrath oder ohne Sinn für Stil, für strenge Plastik der Bewegung“ - tanzen: Sie verderben den guten Geschmack des Publikums!



[1] Kaum bekannt: Auch Eduard von Bauernfeld, ein Dichter aus dem Umfeld Lenaus, schrieb im Revolutionsjahr 1848 unter dem Eindruck der Umwälzungen ein ähnliches Werk, das „phantastische“ Schauspiel „Die Republik der Tiere“.

[2] Näheres, auch zur Konzeption bzw. zur „individuellen Heine-Rezeption“ im Anhang.

[3] In meinem Fabelwerk ist diese Fragestellung ebenso abgehandelt, als gewichtiges Thema.

[4] Vergleiche dazu den ausführlichen Beitrag zu Heines Meyerbeer-Kritik in dem Parallel-Werk.

 

 

Auszug und Leseprobe aus:

Carl Gibson, „Atta Troll“ -  Heinrich Heines poetische Zeitkritik   Gesamtinterpretation.    Geistige Strukturen in Heines vorrevolutionärem Kulturkampf gegen „Tendenzdichtung“, Pseudo-Humanismus, -Nationalismus, Religion und Biedermeier-Heuchelei, das neueste Werk von Carl Gibson, überall im Buchhandel!








 

  „Atta Troll“ -  Heinrich Heines poetische Zeitkritik

 

Gesamtinterpretation. 

 

Geistige Strukturen in Heines vorrevolutionärem Kulturkampf gegen „Tendenzdichtung“, Pseudo-Humanismus, -Nationalismus, Religion und Biedermeier-Heuchelei, das neueste Werk von Carl Gibson, überall im Buchhandel!



Neuerscheinung 2019:

















Carl Gibson

„Atta Troll“ -
Heinrich Heines poetische Zeitkritik
Gesamtinterpretation

 

 

Geistige Strukturen in Heines vorrevolutionärem Kulturkampf gegen „Tendenzdichtung“, Pseudo-Humanismus, -Nationalismus, Religion und Biedermeier-Heuchelei

 

 

Versuch einer ideengeschichtlichen Annäherung

 

 


ISBN 978-3-947337-10-1

1.  Auflage, 2019
Copyright © Carl Gibson, Tauberbischofsheim. Alle Rechte vorbehalten.



Aus der Reihe:  

Schriften zur Literatur, Philosophie, Geistesgeschichte und Kritisches zum Zeitgeschehen, Band 1, 2019
 

Hardcover, 413 Seiten, Preis: 39,90 Euro.

Bestellungen auch direkt beim Autor Carl Gibson

E-Mail: carlgibsongermany@gmail.com 


Mehr zu Carl Gibson, Autor, Philosoph, (Vita, Bibliographie) hier: 

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

 https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/person/gnd/111591457

https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 


 Copyright © : Carl Gibson 2020.





 

 

 

 

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