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„Zigeunergibson“, ein neues Schimpfwort in Deutschland?
Wer sich für Entrechtete und Verfolgte einsetzt, wird selbst zur Unperson, zum Paria gemacht, entrechtet und verfolgt!
Die deutsche Sprache ist um einen Ausdruck reicher geworden, um den neologistischen Terminus
„Zigeunergibson“,
was einer gewissen Steigerung des Rufwortes „Gypsy[1]“ entspricht, denn so riefen mich die rumänischen Schulkollegen in Temeschburg, Timisoara, während der Gymnasialzeit!
„Zigeunergibson[2]“, ein neues Schimpfwort in Deutschland?
[2] Vgl. dazu auch den weiterführenden Beitrag: Das „Zigeuner-Bild“ hinter dem Schmähbrief – nackter Rassismus? Der „Zigeunergibson“ von heute, das ist der „Zigeunerjude“ von gestern!
Carl Gibson
Carl Gibson, der Zigeuner!
Darf in Deutschland wieder gehetzt werden, gegen Zigeuner, gegen Juden, gegen Fremde und gegen andere stigmatisierte Minderheiten?
44 Jahre von 64 Lebensjahren verlebte ich in Deutschland – und vom ersten Tag meiner Ankunft im Westen an trat ich für Völkerverständigung ein, für Ausgleich, für Verbindendes zwischen den Individuen und Nationen, aktiv, in fortgesetzter Tätigkeit auf dem Gebiet der Menschenrechte, nachdem ich drei Jahre hindurch im kommunistischen Rumänien des Diktators Ceausescu opponiert hatte – alles erlebend, was dazu gehört: Verhaftungen, Folter, Schauprozess und Gefängnishaft. Das eigene Leben riskierend und das Wohl meiner Angehörigen, meiner „Familie“, setzte ich alles daran, um historische Realitäten und vor allem Gesetzesverstöße in der – von verbrecherischen Kommunisten regierten - rumänischen Diktatur über die CMT und die ILO der UNO international bekannt zu machen, um einen Demokratisierungsprozess im Land der geschundenen Rumänen in Gang zu setzen und Entwicklungen zu beschleunigen, die schließlich zum Fall des Kommunismus in den Staaten Osteuropas und in der Sowjetunion führten.
Acht Jahre nach mir kam eine gewisse Herta Müller nach Deutschland – und mit dieser „Person“ kam die Hetze[1] zurück, nach Deutschland, speziell die antideutsche Hetze, die sich nun gegen mich richtet, gegen einen Deutschen, der von frühester Stunde an für die deutsche Identität eintrat, auch unter widrigen Bedingungen im kommunistischen Ausland, und der nun zum „Zigeuner“ gemacht wird!
Carl Gibson, der Zigeuner!
Was man doch alles erleben muss in der freien, in der liberal-toleranten, humanistische Gesellschaft, deren geistige Atmosphäre durch und durch vergiftet ist.
Weil der Staat einer differenzierten Diskussion – etwa über „deutsche Identität“, Einwanderung, Überfremdung – aus dem Weg geht, gewinnen Hass und Hetze Oberhand und machen sich überall dort breit, wo gesunder Menschenverstand und Vernunft versagen, wo Mythen und Verschwörungslegenden die klaren Fakten ersetzen überlagern, verzerren.
Dagegen kämpfe ich seit vielen Jahren an, als kritischer Geist, als Denker, als Historiker und vor allen auch als Zeitzeuge, der seinerzeit Geschichte aktiv in politischer Oppositionsaktion und im Widerstand gegen die kommunistische Diktatur mitgestaltet hat.
Nun aber richten sich Hass und Hetze gegen mich[2], plump, undifferenziert, indem ich mit Hetzparolen überschüttet werde, die sich in der Hetzliteratur gegen Zigeuner, Juden und andere stigmatisierte Minderheiten finden.
Selbst meine Ahnen, allesamt Menschen, die im Schweiße ihres Angesichts ihr tägliches Brot verdienten, und die, wenn auch niedergedrückt durch ein diktatorisches System, aufrecht und vor allen anständig blieben, ihr gesamtes Leben hindurch, werden von den wüsten Beschimpfungen – eines wohl nicht mehr ganz gesunden Geist- und Seelenwesens – nicht ausgenommen!
Das ist möglich heute in der bundesdeutschen Gesellschaft, eben weil das Miteinander gestört und das zwischenmenschliche vergiftet ist. Liebe schlägt in Hass um – in der Partnerschaft und im Staat, wo der gestern noch loyale Staatbürger, durch Krisen versichert, misstrauisch wird und sich gegen den Staat wendet.
Ich habe nun die boshafte Hetze in Reinkultur schwarz gedruckt auf weißem Papier – und kann das Ganze getrost zur Polizei tragen … und ins Internet stellen, was schon erfolgt ist, hier noch knapp kommentiert auf meinem Blog, damit die Welt erfährt, was im Land Kants und Goethes lange nach der Aufklärung und nach Hitler heute wieder möglich ist!
Den Reformator Luther, den die deutsche Sprache einiges verdankt, will ich an dieser Stelle nicht nennen, denn dieser wüste Mönch Luther war ein wilder Hetzer, einer, und das erwähnte Bundespräsident Steinmeier seinerzeit in seiner Luther-Würdigung nicht[3], der Juden und Zigeuner auf eine Stufe stellte, richtungweisend für die Nazis der NS-Zeit lange nach ihm!
[1] Was ich dazu zu sagen habe, kann man in sechs Büchern nachlesen. Eine öffentliche Debatte über Herta Müllers antideutsche Hetze wurde nie geführt, da die kommunistisch sozialisierte Autorin nach dem Frontenwechsel und der gewandeten Gesinnung quasi vom System adoptiert, protegiert und als sakrosankte Staatsschriftstellerin in neue Mission geschickt wurde, gegen die erfundenen Nazis, gegen rechts, aber auch gegen Putin lange vor dem Krieg!
[2] Vgl. dazu den Text des – von mir öffentlich gemachten – Schmähbriefs, den ich am 9. Februar 2023 in meinem Briefkasten fand.
Vgl. auch:
Ist Carl Gibson ein "Fauler Zigeuner", ein "Diebischer Rumäne"?
Rassistischer Schmähbrief aus anonymer Feder im Briefkasten des Autors in Tauberbischofsheim!
"An den dreckigen Misanthropisch-Psychopathischen Philosophen und Snaypsengeschädigten Zigeunergibson!"
Ein Banater Schwabe
als fauler Zigeuner
und diebischer Rumäne -
aus der Sicht eines deutschen (?) Dreckwerfers, der aus dem anonymen Versteck heraus hetzt!?
Ohne Worte - noch!
Dieses Schreiben "mit Herz" fand ich heute,
am 9. Februar 2023,
in meinem Briefkasten.
Fan-Post?
Wer eine Haltung einnimmt, hat nicht nur Freunde!
Und wer sich für die Sache der Zigeuner einsetzt, wird schnell selbst zum Zigeuner!
Abgeschickt wurde in Würzburg, wo man mich noch kennt,
genauer aus der karitativen Instition
Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe e.v
Eine echte oder eine falsche Spur?
Die Polizei wird es herausfinden, denn ich werde Strafanzeige gegen Unbekannt erstatten, heute noch!
Inzwischen habe ich heute, am 10. Februar 2023, bei der Polizei in Tauberbischofsheim eine
"Strafanzeige gegen Unbekannt"
gestellt und auch die Presse vor Ort über den Vorgang informiert.
Was hat Carl Gibson mit den Zigeunern zu tun?
Das Buch steht in der Französischen Nationalbibliothek, ist aber in Deutschland rar.
Carl Gibson über die "Zigeuner" -
in:
„Allein in der Revolte“,2013,
Vgl. auch:
https://carl-gibson.blogspot.com/2019/12/carl-gibson-juden-zigeuner-indianer-und.html
Ein Beitrag zur Geschichte des rumänischen Banats
Carl Gibson, Allein in der Revolte,
Mein Wort zur aktuellen "Zigeuner"-Debatte
Was Goethe schon wusste und im geistigen Werk vielfach beherzigte, gilt auch heute noch: nicht auf den Begriff kommt es an, sondern auf die geistige Haltung dahinter.
Wer redet hier, wer streitet hier herum, wirr mit Begriffen um sich herwerfend, die nicht mehr sind als inhaltsleere Worthülsen, die an dem eigentlichen Phänomen, an der Substanz vorbei gehen und sich in bloßer Rhetorik erschöpfen?
Wer über Zigeuner, Juden, andere religiöse, weltanschauliche oder völkisch-ethnische Minderheiten redet, sollte die Menschen aus diesen Minoritäten kennen, im konkreten Leben in diversen Situationen erlebt haben, mit diesen Individuen und Völkern gelebt haben, noch bevor er die Geschichte und Kultur dieser Menschen angeht, studiert, beschreibt oder bloß paraphrasiert.
Ich habe mit Zigeunerkindern seinerzeit im Sand gespielt, am Teich geangelt; ich habe, damals, noch kleiner Junge, umringt von schwarzbraunen Kindergesichtern, am Zigeunertisch das Mittagmahl eingenommen; auch habe ich mich mit Zigeunern herumgebalgt und saß später mit den - im „sozialistischen“ Staat totalitärer Kommunisten - Verfolgten in der Gefängniszelle, als Angehöriger einer anderen Minderheit im Land, als oppositioneller Dissident auch verfolgt – und dies, lange bevor ich über Zigeuner öffentlich redete und schrieb.
Lenau, der große Naturlyriker der Spätromantik, hat diesem Volk, genauer den vielen Stämmen der Zigeuner, die zum Teil ausdrücklich „Zigeuner“ genannt werden wollen, mit dem Gedicht „Die drei Zigeuner“ ein Denkmal gesetzt! Lenau hat diese – bei aller Rhetorik und Pseudo-Empathie – immer noch und überall in Europa verfolgte Minderheit in einer Weise gewürdigt, wie man das sonst nie antrifft, indem er die Zigeuner nicht nur idealistisch erhöht, sondern sehr reell, naturalistisch im eigentlichen Sein porträtiert, so, wie die Zigeuner nun einmal sind.
Ja, Lenau hat als Apologet der Entrechteten – genau so engagiert, wie er für die armen, ausgegrenzten Juden eintritt – die vom ihm gezeichneten drei Zigeuner auf seine Art mild elegisch ohne direkte Provokation über die kulturell so erhabenen westeuropäischen Christenmenschen gestellt, über die große Schar der Heuchler, die eines predigen und ein anderes leben, während der Zigeuner im Einklang mit der Natur seine Existenz bestreitet, rauchend, schlafend, träumend, musizierend, de facto über dem Leben stehend – in fatalistischer Ergebenheit und Weltverachtung, im Amor fati.
Darüber und über mehr zum Thema „Zigeuner“ schrieb ich in einem noch nicht publizierten Werk[1], nachdem ich schon früher ausführlich die Thematik schriftlich behandelt hatte, namentlich in dem Zigeuner-Exkurs zur „Freiheit der Zigeuner“ in „Allein in der Revolte“, 2013, fünf Jahre verspätet publiziert, nachdem mir der illoyale Verleger des ersten Bandes meiner Memoiren „Symphonie der Freiheit“, 2008, aus nicht ganz durchschaubaren Gründen in den Rücken gefallen war.
„Du wirst bald nicht mehr den Ausdruck Zigeuner in diesem Land gebrauchen dürfen“, sagte mir ein Freund vor einiger Zeit halbironisch, die an “politischer Korrektheit“ ausgerichteten Pseudo-Debatte im Sinn, die gerade die Medien und die sozialen Medien bestimmt.
Was ich zur Thematik schrieb und online publizierte, wird, wie aus den Zugriffen zu erkennen ist, nachgefragt, gelesen. Doch die Materie selbst erschöpft sich in den Begriff-Spaltereien der Ahnungslosen, die oft reden wie der Blinde vorn der Sonne, während die vielen Stämme der Zigeuner, die nicht nur Sinti sind und Roma, immer noch im Elend leben, stigmatisiert und ausgegrenzt wie eh und je.
[1] Eine schwere Erkrankung und fehlende Mittel verzögern das Erscheinen des bereits angekündigten Buches.
Entwurf:
"Ein richtiger Zigeuner!“
Ein Waschechter!?
Dem Biber auf der Spur, der Tauber entlang schlendernd, stieß ich auf zwei Läufe, die aus der Streuobstwiese unmittelbar in den Fluss führen. Der Landwirt, dem der Grund mit den Apfelbäumen wohl gehört, war auch da und sammelte die fast schon reifen Früchte ein, denn es war schon Herbst, und sie konnten zu Most gepresst werden. Nach der Behausung des Bibers fragend, kamen wir ins Gespräch, redeten über die Biber-Plage, über hier in der Region angeblich neu sich ausbreitende Luchse, Wölfe, Bären und schließlich auch über Menschen, die ich von früher kannte, aus besseren Tagen, als der gute alte Freund noch seine Lämmer weidete, die Mutterschafe und den Bock, eine Herde, die man ihm inzwischen weggenommen hatte, entschädigungslos. Das geht in Deutschland. Alt und krank, konnte der Freund sich nicht mehr zur Wehr setzen, sein recht suchen. Das tägliche Überleben beanspruchte seine ganze Kraft – und keiner kam, um ihm recht zu helfen. Wie ich so nebenbei erfuhr, hatte er, der Christ und fromme Kirchgänger, dieses Los durchaus verdient. Genauso despektierlich wie mein Gesprächspartner über die Nichtwillkommenen aus der Tierwelt sprach, über Biber, dessen Untergrabungen den grünen Bulldog im Erdloch versinken lassen, über den Luchs, der oben, in dem Wäldchen auf dem Hügel in die Damwildzucht einfällt, Tiere reißt, und über den bösen Wolf, der angeblich auch schon hier gesichtet wurde, so redete er auch über Menschen, über den Freund und über den Freund des Freundes, der diesem lange Jahre uneigennützig zur Hand ging, wenn es darum ging, schwere, mühsame und oft auch niedere Arbeiten zu erledigen, nicht anders sie Jahrhunderte hindurch von Zigeunern im Taglohn erledigt wurden, oft nur für ein Stück Speck, etwas Brot und einen Schluck von dem selbstgebrannten Schnaps, den man für den Zigeuner auch noch pantschte.
„Ein richtiger Zigeuner sei der Bursche gewesen“, erklärte mir der deutsche Biedermann, der wohl wusste, was ein Zigeuner ist und was das Wesen des Zigeuners ausmacht! Zerfetzt, zerlumpt, unstet – fast in allem im krassen Gengensatz zu dem braven, sauberen, gepflegten Deutschen, der weiß, was sich geziemt und der alles ablehnt, was nicht so ist wie er.
Der Landwirt hatte seine Wertewelt und war fest eingebunden in seine Weltanschauung, die mehr vom Haben bestimmt scheint als vom Sein.
Das Widersprechen ersparte ich mir. Auf dem Heimweg musste ich dann aber doch noch über dies und jenes nachsinnen, über das schwere Los des Freundes, dem ich in meiner Situation nicht recht helfen konnte, aber auch über das „Bild des Zigeuners“ im Kopf des abendländischen Menschen, das mich immer schon beschäftigt und über das ich schon mehrfach geschrieben hatte. Lenau, der unstete, unbehauste Romantiker, Apologet der Stigmatisierten und Ausgegrenzten, wurde mit seinen schwarzen Rabenfedern auf dem Haupt und dem Geist der Melancholie aus Ungarn kommend von manchen biederen Schwaben auch als Zigeuner wahrgenommen – und ich selbst war und bin für viele auch nur ein Zigeuner!
2. Zigeuner- Identität – die Zigeunerinnen und Zigeuner in der Oper und in der Literatur: Plädoyer für die Beibehaltung des historischen Begriffes auch in der deutschen Sprache
Die Bestrebung, „politisch korrekt“ zu reden und zu schreiben, zu beschreiben und zu umschreiben, führt gelegentlich zu abstrusen Konstruktionen, die bei Menschen mit gesundem Menschenverstand nur noch zu Kopfschütteln führen wie jüngst, in meinem Fall, als ich mir auf dem deutsch-französischen Kultur-Kanal „arte“ einen alten Stummfilm ansehen wollte, namentlich „Carmen“. Der Offizier XY trifft auf eine „Angehörige der Sinti und Roma“, heißt es dort in der überkorrekten Erläuterung zu dem Stummfilm. Aus der „Zigeunerin Carmen“ also aus der „Zigeunerin an sich“ ist somit im aktuellen, politisch bestimmten Sprachgebrauch etwas geworden, was keiner mehr recht versteht: eine „Angehörige der Sinti und Roma“! Was ist das? Der neue, schon weit verbreitete, de facto politisch in der Gesellschaft auch schon durchgesetzte Ausdruck, der eigentlich nur Sinn macht, wenn man weiß, wer Zigeuner sind, geht ins Leere, ist kontraproduktiv, ja, er verwischt geradezu die „Identität der Zigeuner“, eine historisch gewachsene Identität und mit dieser die Verfolgung der Zigeuner durch die Jahrhunderte im christlichen Europa.
Nicht anders als die Zigeunerin in Victors Hugos oft verfilmtem Roman „Der Glöckner von Notre Dame“, in welchem Quasimodo den Reizen der unwiderstehlichen „Zigeunerin Esmeralda“ verfällt, und somit einer schönen, äußerst attraktiven Frau, die eigentlich – als geraubtes Kind – keine Zigeunerin ist, aber von Zigeunern erzogen wurde und wie eine Zigeunerin lebt, übt Prosper Merimees zentrale Figur eine noch gewaltigere Faszination auf ihren Anbeter aus und führt die Handlung – über die allen vorzelebrierte , freie Liebe jenseits des positiven Rechts und der rationalen Gesetze – in eine Tragödie. Es ist die „Zigeunerin“, die, als das, was sie ist, alles bestimmt. Die gesamte Identität der Zigeuner – und somit das Sein aller Zigeuner – ist in diesem prägenden Ausdruck eingefangen.
Während der schlecht greifbare Überbegriff „Sinti und Roma“ außerhalb der konventionellen, angepassten Medien oft verhallt, weiß das Volk[1] der Deutschen noch ziemlich genau, was ein „Zigeuner“ ist, während der Pseudo-Intellektuelle in der geistig kastrierten Neuzeit hingegen nicht mehr weiß, was er unter den „Angehörigen der Sinti und Roma“ verstehen soll.
Zigeuner musizieren, sie malen nicht mit Farben, sie schreiben und, immer noch erdverbunden, archaisch ausgerichtet, betätigen sich auch nicht in der Wissenschaft. Also schreiben sie auch nicht über sich selbst und überlassen anderen das Deuten der Zigeunerexistenz, in der Literatur, in der Oper, aber auch in der Gesellschaft, die politisch wie ethisch zu wissen glaubt, was sich ziemt, was nicht, was zulässig ist und gerade opportun oder was verfemt und ausgegrenzt werden soll.
Während ein Lenau – über die „Drei Zigeuner“ hinaus - in vielen Zigeunerdichtungen die echte Identität der Zigeuner in ihrem historischen Lebensraum und im natürlichen Ambiente der ungarischen Heide, der Puszta, herausarbeitet, prononcierter nach als Hugo oder Merimee, wird genau diese spezifische „Identität der Zigeuner“ in modernen Operninszenierungen verwischt, ja, fast gänzlich zerstört. Beispiele eines etwas willkürlich anmutenden Umgangs mit dieser im westlichen Abendland seit Jahrhunderten verfolgten Minderheit finden sich zuhauf.
Vgl. auch:
Carl Gibsons drei Buchpublikationen zum Judentum in Vorbereitung
Bedingt durch meine Krebserkrankung mit zwei Operationen in Corona-Zeiten sowie durch die Auswirkungen der Pandemie auf die Schaffensbedingungen eines Schreibenden, der als Einzelkämpfer agiert und der – im Gegensatz zu notorischen Lügnern im Auftrag – keinerlei Unterstützung oder Förderung erfährt, werden meine drei in den letzten Jahren ausgearbeiteten Werke zum Judentum an sich und speziell in Deutschland in absehbarer Zeit in Druck gehen.
Geplant sind die Titel (allesamt Arbeitstitel):
1.
Carl Gibson
Juden, „Zigeuner“, Indianer – Diskriminierte Minderheiten der Zeit im poetischen Werk Nikolaus Lenaus
Menschenrechte für alle – Lenau, Stimme der Opfer, Apologet der Entrechteten und Dichter der Freiheit in geistig-moralischerer Solidarität mit den Stigmatisierten und Verfolgten
„Littérature engagée“ avant la lettre:
„Ahasver“, „Der ewige Jude“, „Der arme Jude“,
„Die drei Zigeuner“, „Die drei Indianer“,
„Die nächtliche Fahrt“ –
Vom Mythos zur zeitkritisch- politischen Dichtung des Vormärz: Spät-Aufklärung, Werte-Debatte, Kulturkampf, Moral und Toleranz im poetischen Werk Nikolaus Lenaus.
2.
Natur ist meine Gottheit - Der starke Gott, der schwache Gott und der Kommende
Von Jahwe über Jesus zu Dionysos!?
Jud, Christ, Moslem … gegen die freien Natur-Verehrer und Pantheisten der Neuzeit, Geschichtlich und in gottferner Zeit
Die Bibel wiedergelesen - Nachdenken und Nachdenkliches über die Ideen und Wertvorstellungen religiöser Juden, über lebensfrohes Heidentum, lebendige Weltreligionen, Islam, Mystik und das real existierende Christentum unserer Tage (aus philosophisch-historischer Sicht)
Eine abendländische „Disputation“ im Monolog nach Voltaire, Heine und Nietzsche.
Über die von Menschen gemachten Gottheiten des Alten und des Neuen Testaments, über Gottesvorstellungen und Attribute Gottes aus der Sicht eines freigeistigen, religiös toleranten Ethikerst der Gegenwart in Betrachtungen, und Reflexionen, Sentenzen und Maximen
Gedanken über religiöse Leitbilder und ethische Instanzen in gottferner Zeit
Religionsgeschichtliche Betrachtungen eines Freidenkers ex cathedra – nach Nietzsche
3.
Carl Gibson
Spuren des Judentums im Taubertal, in Hohenlohe, in Franken und das Holocaust-Gedenken der Deutschen heute
Diese Bücher (mehrere Hundert Seiten) mögen auch eine Antwort darauf sein, weshalb sich der Philosoph und Schriftseller auch in die aktuelle Debatte einmischt.
Buch-Projekt 1:
Carl Gibson
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, politischer Essayist,
Naturfotograf, im März 2022
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Copyright: Carl Gibson 2022.
Bilder aus Rumänien, Siebenbürgen,
Nikolaus Lenaus berühmtes Gedicht :
Die drei Zigeuner
Liegen an einer Weide,
Als mein Fuhrwerk mit müder Qual
Schlich durch die sandige Heide.
Hielt der eine für sich allein
In den Händen die Fiedel
Spielte, umglüht vom Abendschein
Sich ein feuriges Liedel
Hielt der Zweite die Pfeif' im Mund,
Blickte nach seinem Rauche,
Froh, als ob er vom Erdenrund
Nichts zum Glücke mehr brauche.
Und der Dritte behaglich schlief,
Und sein Cimbal am Baum hing,
Über die Saiten der Windhauch lief
Über sein Herz ein Traum ging.
An den Kleidern trugen die Drei
Löcher und bunte Flicken,
Aber sie boten trotzig frei
Spott den Erdengeschicken.
Dreifach haben sie mir gezeigt,
Wenn das Leben uns nachtet
Wie man's verraucht, verschläft und vergeigt
Und es dreimal verachtet.
Nach den Zigeunern lang noch schau´n
Mußt' ich im Weiterfahren,
nach den Gesichtern dunkelbraun,
nach den schwarzlockigen Haaren.
Nikolaus Lenau, im Jahr 1802 im ungarischen Banat geboren, in Budapest aufgewachsen, kannte die „Zigeuner“ aus eigener Anschauung,
genauer, er wuchs in der noch wilden, naturbelassenen Puszta-Landschaft Ungarns mit Zigeunern auf.
Der später - über den Großvater - geadelte Niembsch von Strehlenau, genannt „Lenau“, oft in aristokratischen Kreisen Wiens verkehrende Dichter bewunderte die Freiheitsliebe Zigeuner ein Leben lang.
Als Guarneri-Geiger schätzte Lenau ihre unmmittelbare Musikalität,
das Musizieren „ohne Noten“,
während er als Mensch und Geist weltanschaulich den Fatalismus der Zigeuner bewunderte.
Lenau, ein Apologet verfolgter Minderheiten, namentlich der Zigeuner, Juden und nordamerikanischen Indianer und früher Streiter für Menschenrechte, hat mehrere Zigeuner-Gedichte verfasst, in welchen das Volk der Zigeuner in der Regel idealisiert wird.
Lenaus Landsmann Franz Liszt hat „Die drei Zigeuner“ kongenial vertont.
In meinen Erinnerungen habe ich dem „Volk der Zigeuner“
( eigentlich sind es über „Roma“ und „Sinti“ hinaus mehrere Dutzend Stämme, darunter auch „Zigeuner“, die „nur“, also auschließlich als „Zigeuner“ bezeichnet werden wollen)
eine längere Abhandlung gewidmet, Selbsterlebtes aus der Perspektive des Kindes bzw. des Jugendlichen, unter:
http://carlgibsongermany.wordpress.com/2011/01/20/exkurs-die-freiheit-der-%E2%80%9Ezigeuner%E2%80%9C-ihr-wesen-ihre-kultur-ihre-musik/
Foto: Monika Nickel
Vlad Tepes in Schässburg, Siebenbürgen,
im Westen besser bekannt als "Graf Dracula".
Zigeuner sollen im Heer von Fürst Vlad Dracul, dem Vater des berühmten Grafen, tapfer gegen die Türken gekämpft haben.
Aus diesem Stoff schuf Ion-Budai Deleanu das Epos "Das Zigeunerlager" ( Tiganiada), eine Dichtung, die den Anfang der rumänischen Literatur markiert.
©Carl Gibson
Publiziert
am 7.11.2012
Bilder einer notwendigen Reise in das Land meiner Geburt -
nach 30 Jahren Abwesenheit.
mit Sorge blickt Europa in den schwierigen,
von Korruption geplagten Mitgliedsstaat.
Sozialisten und Kommunisten sind wieder auf dem Vormarsch - der
europafreundliche Präsident Basescu hingegen ist in der Defensive.
Viele Menschen sehnen sich in die Tage Ceausescus zurück.
Erlebt der Kommunismus eine Renaissance noch bevor die Vergangenheit aufgearbeitet wurde?
Triumphbogen in Bukarest
Das EU-Land Rumänien ist zwar auf dem Weg in die Demokratie - der politische Wille zur Veränderung ist da, doch der Weg bleibt steinig.
Die hier veröffentlichten Fotos entstanden zufällig - sie dokumentieren etwas von dem Status quo in Bukarest, von der Aufbauarbeit in einer Stadt, die man im Westen kaum kennt.
Selbst die aus Rumänien stammenden Deutschen, Siebenbürger Sachsen und
Banater Schwaben, erreichen auf ihren Fahrten nach Hermannstadt,
Kronstadt oder Temeschburg nur selten das höchst sehenswerte "Paris des
Ostens", die rumänische Hauptstadt Bukarest.
oder
wie das Opferlamm freiwillig die Schlachtbank besichtigt!
"Keine zehn Pferde bringen mich wieder nach Rumänien",
meinte mein alter Mitstreiter Erwin Ludwig von SLOMR Temeschburg,
als ich auszuloten versuchte, ob er vielleicht auch zu einer spontanen "Heimkehr" bewegt werden könnte.
Heinrich Heine war irgendwann heimgekehrt aus dem fernen Paris in das in fast 40 Staaten zersplitterte Deutschland, obwohl die Grenzer nach Konterbande suchten und der frivole Poet mit "scharfer Feder und Zunge" vielleicht sogar steckbrieflich gesucht wurde.
Daraus entstand schönste Dichtung - "Deutschland, ein Wintermärchen".
Friedrich Nietzsche war einst heimgekehrt in seine Einsamkeit von Sils-Maria!
Weshalb, das beschreibt er nicht in seiner Polemik gegen Richard Wagner,
sondern in "Zarathustra", in dem Buch "für alle und keinen".
Weshalb sollten wir es nicht auch noch wagen, nach 30 Jahren "Exil" in der Fremde,
die nie richtig hatte "Heimat" werden können,
trotz "Vaterland " und "Mutterland?
Endlich wollte ich es wissen:
Was war aus Rumänien geworden?
Nach Nicolae Ceausescus Sturz,
nach dem Fall des Kommunismus, den wir von der freien Gewerkschaft SLOMR bereits 1979 mit eingeleitet hatten?
War die "Securitate immer noch im Dienst"?
Herta Müller hatte sich dort im Land ihrer Herkunft erneut verfolgt gefühlt im Jahre Domini 2008!
Und sie war trotzdem hingereist, mutig, wie sie ist!
Ungeachtet vieler Gefahren am Wegrand und auf noch unbekannten Bahnhöfen war sie mit ihrem früheren Gatten aus Perjamosch bzw. der RKP Richard Wagner bald darauf wieder in die ehemalige Diktatur Ceausescus gereist!
Um Brücken zu bauen?
Um dort mit der Konrad Adenauer-Stiftung (KAS) an einem Tisch in Hermannstadt (Sibiu) zu sitzen,
zu tafeln und dabei über die
EU-Integration Rumäniens zu reden,
namentlich mit KAS-Präsident Dr. Bernhard Vogel,
Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen a. D.,
um zu diskutieren,
wohin Rumäniens Reise geht - noch vor dem Nobelpreis!
Von der "Securitate" und ihrer Nachfolgeorganisation SRI,
die bei der CNSAS die Dossiers der Verfolgten nachträglich gefälscht haben soll,
berichteten Herta Müller und die KAS seinerzeit nichts.
(Ich schrieb darüber auf http://www.siebenbuerger.de/ ellenlange Kommentare . umsonst!)
Einmal wurde sie von der alten oder neuen Securitate (SRI) verfolgt - und einmal nicht!?
Mein Mistreiter Erwin Ludwig blieb bei seiner Meinung:
"In Rumänien regieren immer noch die Kommunisten!
Traian Basescu ist nicht besser als Ion Iliescu!
Hat einer seine CNSAS-Akte zu Gesicht bekommen?"
Wohl kaum!
Was konnte ich erwidern?
Nicht viel!
Ich konnte nur reisen, mir selbst ein Bild von der "neuen", veränderten Lage im "EU-Land Rumänien" machen oder es gleich bleiben lassen!
Die CNSAS hätte mir die Kopien meiner Akte auch per Post zugeschickt!
Doch wollte ich Gewissheit haben, um Ruhe zu finden, dann musste ich schon selbst dahin,
in die Höhle des Löwen,
in die Mausefalle, um kritisch zu überprüfen,
wie die rumänische Gauck-Behörde CNSAS tatsächlich arbeitet und
ob die demokratisch geläuterten Rumänen es diesmal ernst meinen mit der
kommunistischen Vergangenheitsaufarbeitung.
Ein Versuch war der
"Bericht zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien", auch "Raport final" oder "Raportul Tismaneanu" genannt.
Der Koordinator des von Präsident Traian Basescu in Auftrag gegebenen Berichts, Professor Vladimir Tismaneanu, heute in Maryland, USA,
an der dortigen Universität mit der Geschichte des Kommunismus in Osteuropa beschäftigt, auch mit Dissidenz und Widerstand,
wurde hundert-, ja tausendfach angefeindet : für diese Aufklärungsarbeit!
Er macht weiter, unter anderem auf seinem Blog: http://tismaneanu.wordpress.com/
während andere zwielichtige Gestalten der Zeitgeschichte, die Vergangenheit auf den Kopf stellen, nur um das eigene Versagen unter den Roten zu verdecken, vergessen zu machen.
Was hatte da eine dieser zwielichtigen Gestalten öffentlich gemeint?
Seine Akte will er nicht sehen - und unsere will er auch nicht sehen ...
Doch, doch!
Mich interessieren alle Akten, die etwas zur Wahrheitsfindung beitragen, Genosse Tarnkappendichter!
Und ich analysiere und interpretiere die Akten auch gerne selbst - über die ausgewählten und vorgesetzten erlesenen Zitate hinaus!
Nachdem ich als "Forscher bei der CNSAS akkreditiert" und eine erste Kurzvisite ins Banat und nach Siebenbürgen im Mai dieses Jahres erfolgt war, wagte ich es im September noch einmal -
die Fahrt in die "Mausefalle"
bzw in die "Höhle des Löwen" ,
der zu meiner Zeit noch quicklebendig war und kräftig zubeißen konnte,
diesmal begleitet, nicht von der Malerin Monika Nickel, wie im Frühling,
sondern von Maler, Graphiker und Buch-Illustrator Michael Blümel aus Bad Mergentheim.
Monika kannte die "Mausefalle" bereits aus eigener Anschauung - und Michael, der waschechte Bundesbürger und Illustrator der "Symphonie der Freiheit" wollte sie erst kennen lernen -
und mit ihr den "A-posteriori-Kitzel" einer roten Diktatur.
Die "Mausefalle" als Schreckens-Phänomen an sich hatte ich schon mehrfach erlebt
:
Im großen Gefängnis Ostblock,
im Land Rumänien ,
in der "Folterkammer der Securitate" mit und ohne Erwin Ludwig,
dann
- nach meiner Ausreise - bei einer Fehlausfahrt vor Berlin in der DDR,
wo nach mir gefahndet wurde (1984),
schließlich in Kiew (1995), wo ich nie richtig wissen konnte, ob ich noch einmal "entrinnen" werde, ohne von einer allmächtigen Katze aufgefressen zu werden, die am Ausgang der Mausefalle wartet.
Also reiste ich mit Michael, dem Maler, 2000 Kilometer gen Osten, nach Bukarest.
Nach mehreren Tagen und zum Teil unfreundlichen Berührungen mit der allpräsenten Polizei in Rumänien erreichten wir schließlich das Ziel, Bukarest, die Hauptstadt Rumänies,
die in Sachen Verkehr "das vollendete Chaos" ist - noch jenseits von Italien und Kairo.
Wir waren da - zwei Tage vor dem Termin am 4. Oktober bei der CNSAS,
in der Matei Basarab Straße Nr. 41.
Da war noch viel Zeit für Malerei, Kultur, Stadtbesichtigung und Architektur, auch wenn mir stressbedingt die Muße fehlte:
Bauten vom Feinsten zogen uns magisch an:
Nach der Prolet-Kultur des schlechten Geschmacks sahen wir uns noch ein paar historische Sehenswürdigkeiten an, Bauten, die Bukarest zum "Kleinen Paris" machten:
Bukarest zwischen Pflicht und Kür im Intermezzo mit einer Herta Müller- Lesung
Wer in einem Land entwürdigt, gedemütigt, misshandelt, gefoltert und ohne Grund in ein Gefängnis geworfen wurde, der wird es sich gut überlegen, ob er sich noch einmal exponiert, ob er noch einmal die schwer errungene "Freiheit" aufs Spiel setzt, sich in Gefahr begibt und riskiert, aufs Neue "alles" zu verlieren.
Die anschließende Fahrt zur CNSAS in die "Höhle des Löwen" nach Bukarest, an den Ort,
wo ich mehrfach verhaftet, verprügelt, gedemütigt worden war?
Ein kluger Kopf begibt sich nicht ohne Grund in die Höhle des Löwen,
wenn er denn Äsops Fabel gelesen und die Botschaft auch verstanden hat?
Der "Horror-Trip" in das "Land aller Möglichkeiten", Rumänien, das auch heute noch ein von Polizei durchsetzter Staat ist, begann mit einer ersten Polizei-Kontrolle und dem Ruf nach einer "Vignette".
Das moderne Wegelagerertum der Weststaaten,
ausgerichtet, den Autofahrer überall zur Kasse zu bitten und zu melken, wo es nur geht (Maut, Toll!!!) via "Vignette"
hat nun auch den EU-Staat Rumänien erreicht. Abkassieren ist angesagt in Zeiten knapper Kassen.
Wer keine Vignette hat, riskiert sehr hohe Geldstrafen.
Dann fuhren wir in eine der zahlreichen Radar-Falle!
Der Dorfpolizist in Traian Vuia auf dem Weg vom Banat nach Siebenbürgen wollte gleich den Wagen stilllegen, nachdem wir die "Grüne Versicherungskarte" nicht auf Anhieb finden konnten, die in einem EU-Land nicht einmal benötigt wird, oder?
Ein Horrorszenario - mit Angstschweiß und viel Adrenalin!
Was hätten wir getan in der Einöde vor Transsylvanien "ohne Auto"?
Mit "Furcht und Zittern" ging es weiter,
durch Roma-Siedlungen bei Tirgoviste und neue Polizei-Kontrollen, bis nach Bukarest in das alte "Miliz- Ghetto" im Umfeld der Matei Basarab-Straße.
In dieser Stress-Konstellation erlebte ich Bukarest - nach mehr als 30 Jahren!
Es wurde ein Deja- Vu mit hoher emotionaler Belastung!
Trotzdem begaben wir uns auf Spurensuche - ich wollte die Stellen sehen,
damals als einige meiner deutschen Landsleute noch hier an der
Partei-Kaderschmiede "Stefan Gheorghiu" studierten.
- ihren Opportunismus von einst, als sie noch mit den "roten Wölfen" heulten,
haben sie längst verdrängt, ja vergessen.
die Aufrechten des Widerstands gegen die Diktatur, als Helfershelfer der Securitate und als "nützliche Idioten",
was in der Ceausescu-Diktatur Alltag war.
Die marxistisch- leninistische Hochschule "Stefan Gheorghiu" -
Karriere machen wollte, musste hier studiert haben.
als "Junge Löwen" glorifiziert, die, aus dem Fels gebrochen, überall wachsen und gedeihen -
vivat, crescat, floreat!?
nicht sehr weit entfernt …. „Cartierul Primaverii“, das „Stadtviertel des Frühlings“,
wo Ceausescu und sein Clan lebten
und wo heute immer noch die Bonzen hausen,
die Nomenklatura der Neuzeit, Wölfe im Schafsfell, Wendehälse und Chamäleons aller Art, Demagogen der Sonderklasse, oft als lupenreine Demokraten kaschiert.
und der Pawlowsche Hund auf der Straße,
der fügsam den Schweif absenkt und nach dem Knochen schnappt,
den man ihm gnädig zuwirft – für gute Dienste!
Furcht und Zittern? Vendetta oder Aufklärung!?
Wie wichtig sind die bei der CNSAS abrufbaren Akten der "Securitate"?
Dienen sie der Vergangenheitsaufarbeitung und Kommunismusbewältigung im EU-Land Rumänien?
Sagen sie etwas zur möglichen Präsenz von "Securitate-Strukturen" in Deutschland aus,
mit Details über Spitzel, alte - und neue - IMs?
Oder sind diese Akten doch nur ein billiges Mittel zur "Abrechnung",
von einzelnen Personen genutzt
und gegen andere eingesetzt als "Instrumente" der
Diskreditierung, Diffamierung und Diversion?
In meinem Werk "Symphonie der Freiheit. Widerstand gegen die Ceausescu- Diktatur"
(es entstand in den Jahren 2005 - 2008, Bd. 1)
war ich noch sehr skeptisch, was die Offenlegung der Aktenbestände aus den Archiven des kommunistischen Geheimdienstes über die CNSAS betraf.
Würde die rumänische Gauck-Behörde CNSAS wirklich alles offen legen,
was in den Archiven der "Securitate" aufgefunden wird?
Wie zuverlässig arbeiten die CNSAS-Mitarbeiter heute?
Wie vollständig und wissenschaftlich korrekt dürfen sie überhaupt arbeiten,
um nicht irgendwo auch "nationale Interessen" des gegenwärtigen Rumänien,
Mitglied der EU und der NATO, zu gefährden?
Bestehen alte Strukturen weiter,
die durch allzu viel Offenheit, "Glasnost" und "Perestroika" enttarnt werden könnten?
Meine Erwartungen waren recht hoch -
Ich wollte "Gewissheit" haben;
trotzdem beherrschten mich "gemischte Gefühle",
da die negativen Erfahrungen während der Ceausescu-Diktatur auch nach drei Jahrzehnten nicht vergessen oder weggewischt werden können.
Wer einmal in einem KZ einsaß,
wer den GULAG aus eigener Erfahrung kennt oder sonst eine Deprivierungseinrichtung totalitärer Systeme ganz egal wo auf der Welt,
wer ein Opfer von Folter, Gewalt, Terror wurde,
der wird nicht vergessen, wo die grobe Menschrechtsverletzungen aller Art begangen wurden.
Er wird im Rahmen einer umfassenden Vergangenheitsaufarbeitung und
Vergangenheitsbewältigung
nach der ab 1945 erfolgten "Entnazifizierung"
nun auch
eine konsequente "Ent-Stalinisierung" fordern,
doch nicht beliebig via zufälliger "Denunziation",
sondern korrekt auf wissenschaftlicher Grundlage.
Demokratie ist nur möglich, wenn die totalitären Strukturen alter Ordnungen aufgegeben werden.
Das ist eine Sache des Bewusstseins und umfassender Aufklärung.
Der Einzelne muss das für sich selbst leisten - und, wo es möglich ist,
über Wissenschaft auch für die Allgemeinheit.
Es war kurz vor 9 Uhr, als ich am 4.Oktober 2010 auch meine Foto-Dokumentation aufnahm.
Wie offen war Rumänien wirklich?
Die Gegend um mich herum in der Matei Bararab-Straße:
Ein Polizei-Nest seit Jahrzehnten - bis heute.
An verschiedenen Stellen war sie zu sehen: Einrichtungen des Innenministeriums, Stätten, wo ich früher nach spontaner Verhaftung zum Teil brutal verhört worden war.
Das mulmige Gefühl im Bauch von vor 30 Jahren kam wieder auf.
Und trotzdem fotografierte ich die Einrichtung CNSAS, bis der Pförtner in Uniform, der alles beobachtet hatte, aus dem Bau heraus und auf mich zu stürmte:
"Was machen Sie denn da?
Das ist eine Behörde!
Und fotografieren ist hier eigentlich nicht erlaubt".
Das klang fast wie in alten Zeiten!
"Ich schieße nur Erinnerungsfotos",
gab ich zurück und verwies gleich auf meine Anmeldung
als "petent" in "eigener Sache" und
als "akkreditierter externer Forscher" aus dem Ausland.
Das stimmte die Autoritätsperson an der Pforte dann doch etwas freundlicher.
Als kleines Entgegenkommen durfte mein Begleiter Michael das CNSAS-Gebäude und sogar den Lesesaal mit betreten, solange ich nur in "eigener Sache" tätig war.
Am zweiten Tag, als ich als "Forscher" aktiv wurde und in fremde Akten Einblick nahm, musste mein Begleiter draußen bleiben.
Alles hatte seine Ordnung.
In der Vorhalle des CNSAS-Baus waren einige Ausstellungsstücke aus dem Ausspionierungsarsenal der "Securitate" zu sehen:
Wanzen, Mini- und Observations-Kameras, Objektive etc.
An einem Pfeiler sah man ein prägnantes George Orwell-Zitat über das Verhältnis von Wahrheitskontrolle und Machtausübung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aus dem Werk "1984" .
"Big Brother is watching you"?
Damals und heute - hier und dort?
Das Wissenschaftspersonal rief meine Securitate-Opfer-"Akte" ab - sie kam
aber erst gegen 11 Uhr, nachdem die Arbeit im Archiv für fast zwei Stunden unterbrochen worden war.
Ich nutzte die Zeit, um einige Wälzer über das "System der Securitate" durchzublättern, die in einem allen zugänglichen Bücherschrank zur Verfügung standen.
Dort auch sonstige Literatur zur Vergangenheitsaufarbeitung, u. a. Zeitzeugenberichte aus der stalinistischen Zeit bzw. aus der Ceausescu-Ära.
Was fand ich später dann im meiner "Securitate-Opfer-Akte" vor?
Mehr, als ich erhofft hatte!
Gleichzeitig aber auch viel weniger, als in der Akte in zwei Bänden hätte sein müssen.
Einige generelle Aspekte, was ein Akten-Einblick bei der CNSAS bringen kann und wie mit diesen Akten umzugehen ist, habe ich in einem Bericht dargelegt:
http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/10563-akteneinsicht-in-bukarest-sichtweise.html
Jede Akte ist individuell.
Deshalb muss sie auch individuell analysiert werden, was nur mit hohem "Sachverstand" möglich ist.
Nur wer die Zeitverhältnisse sehr genau kennt,
wer selbst jahrelang in "Opposition" war,
wer die Securitate über Jahre selbst erlebte,
wer das Instrumentarium von Desinformation, Deviation etc. aus wissenschaftlicher Sicht kennt,
der kann vielen "Verdrehungen" und "Verfälschungen", die in den Protokollen und Berichten mitschwingen,
durchschauen und entsprechend werten.
Das Zitieren aus "Akten" ist gefährlich und kontraproduktiv,
da der Gesamtkontext in der Regel ignoriert wird.
In "Abrechnungsfeldzügen", wie wir sie gerade erleben, wird oft nur zitiert, um anzuprangern, um bestimmte Personen in eine Ecke zu stellen, um zu stigmatisieren und um zu diskreditieren.
Zur "Vollständigkeit" bzw. zum "Umfang" einer Akte:
In meiner Akte fehlt nach meiner Einschätzung sehr viel Material zu Vorladungen,
Verhaftungen,
U-Haft, Verhören, Prozess, Gefängnisaufenthalt etc.
Ebenso fehlt fast die gesamte Dokumentation meiner kommunismuskritischen Aktivitäten im rumänischen Exil von 1979 nach der Ausreise bis zur Revolution 1989.
Die Berichte des "Auslanddienstes" der Securitate sind wohl noch nicht freigegeben
wie die Akten militärischer Ermittlungsbehörden,
die - laut "Raport final zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien (Tismaneanu-Report) -
auch noch hinter verschlossenen Türen lagern.
Westliche Journalisten, die nicht unbedingt viel von der Securitate- Materie verstehen,
stellen oft die Frage:
"Wie umfangreich ist diese oder jene Akte" -
und folgern daraus, je mehr Seiten vorliegen, desto "bedeutender" sei der Fall.
Diese Annahme ist falsch.
In einzelnen Akten ist viel nichtssagender Ballast vorhanden (Rezensionen, Duplikate, irrelevante Beilagen zur Korrespondenz etc.).
Andererseits wurden politisch inaktive Personen nur aufgrund ihrer Vertrauens-Position ( etwa Universitäts-Dozent) observiert, nur um die "Loyalität" zu Partei (RKP) und Staat zu überprüfen.
(Solche Observierungen von "eigenen Leuten" haben nichts mit Widerstand zu tun,
ein Aspekt, der leider manchen Ahnungslosen im Westen a posteriori vorgegaukelt wird.
Das ist gezielte Irreführung und Täuschung, wird aber sogar von Personen mit Wissenschaftsanspruch praktiziert.
"Akten" dürfen bei der CNSAS natürlich nicht fotografiert werden.
Eigene Akten-Dokumente werden jedoch als "Kopien" ausgehändigt oder auf Antrag ins Ausland verschickt.
Kleine Begebenheit am Rande:
Bei der CNSAS traf ich Mircea Dinescu, den Dichter,
der in den Tagen der "blutigen Revolution" 1989 in Bukarest und des Sturzes von Diktator Nicolae Ceausescu weltbekannt wurde -
als Gesicht eines "demokratischen" Rumänien",
dass das "kommunistische Wappen" aus der rot-gelb-blauen Trikolore gerissen hatte.
Mircea Dinescu, vor Jahren noch vom damaligen Präsidenten Ion Iliescu als
eine Art Großgrundbesitzer (mosier) und Kapitalist denunziert,
ist heute in Rumänien ein bekannter Mann mit nahezu täglicher Fernseh-Präsenz,
während sich sein deutscher Übersetzer, der Dichter Werner Söllner, als ehemaliger Securiate-Informant zu erkenn geben musste.
(In meinem Erinnerungswerk "Symphonie der Freiheit" habe ich Mircea Dinescu und seiner damaligen Rolle als Apologet der Freiheit ein ganzes Kapitel gewidmet.)
Jetzt sitzt Dinescu seit Jahren im CNSAS-Ausschuß,
während andere Dichter und Dissidenten bereits unmittelbar nach der Revolution ins Abseits gedrängt wurden - wie Ana Blandiana.
In dem CNSAS-Gremium achtet Mircea Dinescu darauf, dass alte Seilschaften nicht weiter ihre "Spielchen" machen können
bzw. dass de Demokratisierungsprozess im Land über "Aufklärung" weiter geht.
Im Gespräch mit dem Dichter verwies ich u.a. auf die lässige Art bestimmter Belletristen wie herta Müller,
Gerüchte und Mythen in die Welt zu setzen,
etwa Parolen wie:
"Ohne Haftbefehl gehe ich nicht mit",
wenn die Securitate naht, um eine Verhaftung durchzuführen
bzw. auf die sonderbare Lust,
"Securitate"-Akten aus den Beständen der CNSAS zur persönlichen "Vendetta" einzusetzen, um ehemalige IMs abzuschießen
und andere Personen zu desavouieren und zu diskreditieren,
selbst Leute aus dem Widerstand gegen den Kommunismus.
Da Demagogie und Lügen aller Art zum Alltag in Rumänien gehören,
regte das Mircea Dinescu nicht allzu sehr auf.
"So ist das eben", meinte Micea Dinescu schmunzelnd.
Nach zwei arbeitsreichen Tagen bei der CNSAS von 9 Uhr - 16 Uhr im Lesesaal
blieb noch etwas Zeit für "Sightseeing" - nicht im Sinne von West-Touristen, die Bukarest erkunden,
vielmehr aus der Perspektive des Zeitzeugen, der sich fragt,
was sich alles veränderte nach den Ereignissen der antikommunistischen Revolution von 1989,
nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und des kommunistischen Weltreichs überall in Europa
und in der Sowjetunion.
In Rumänien blieben die Kommunisten weitere sieben Jahre an der Macht -
während in Polen und in der Tschechoslowakei ehemalige Bürgerrechtler und antikommunistische Dissidenten zu Staatschefs avancierten,
namentlich
Lech Walesa
und
Vaclav Havel.
Nicolae Ceausescus Königsschloss -
nach dem Zepter kam der Palast - um welchen Preis?
Gigantomanie des "Titans des Titanen" in der "goldenen Epoche", in "Zeitalter des Lichts" und des "Neuen Menschen".
Personenkult und Projekte wie der "Donau-Kanal",
das beabsichtigte "Schleifen deutscher Dörfer im Banat und Siebenbürgen",
der Ausverkauf der Minderheiten und eben solche Wahnbauten ohne Sinn und Zweck führten Rumänien in die politische Isolation und in den wirtschaftlichen Ruin.
Schuld daran war nicht nur Partei- und Staatschef, Diktator Ceausescu, sondern die gesamte Nutznießerschar der Rumänischen Kommunistischen Partei - landesweit.
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