Samstag, 13. Mai 2023

Die sympathischen Seiten des Öko-Königs Charles III. – Bio-Reben-Züchter und Schlossbesitzer in Draculas Transsylvanien

 

Entwurf, Auszug aus dem Manuskript: Carl Gibson, Quo vadis, Britannia? Nachdenkliches über Großbritanniens Gegenwart und Zukunft. Essays zur internationalen Politik (Arbeitstitel)

 

      Die sympathischen Seiten des Öko-Königs Charles III. – Bio-Reben-Züchter und Schlossbesitzer in Draculas Transsylvanien

Ist der König aller Briten, Charles III., ein Naturfreund, der Bäume umarmt, der, um nicht einsam zu sein, mit dem Wasser spricht und mit den Fischen im Wasser, wie die Indianer noch vor der Ausrottung durch weiße Übermenschen im Banditen-Kostüm und der anschließenden Amerikanisierung der Überlebenden in Reservaten; einer, der Ehrfurcht vor dem Leben hat, es in vielen Lebensformen akzeptiert und viel dafür tut, dass unsere Um- und Lebenswelt ökologisch wie klimatisch eine bessere wird?

Mutter Queen, eine der reichsten Frauen der Welt, hat dem geliebten Sohn viel Zeit gelassen, um über die Zukunft nachdenken, um zu erkennen und um mit zu gestalten, um mit Taten zu bewegen, auch um kritisch zu sein, wo sie neutral bleiben musste.

Der Prince auf Wales hat dann die Jahrzehnte des Ab-Wartens auch genutzt, um einige Zeichen zu setzen in alternativen Bereichen fern der Metropole London, was ihn mir – und wohl auch anderen – sympathisch macht.

Ein kleines Weingut betreibt er angeblich irgendwo in Südengland, wo inzwischen „Wein“ wächst – und ein kleines Schlösschen nennt er sein Eigen, im fernen Siebenbürgen, wo man auch als normal sterblicher Tourist übernachten kann, der Natur eine Chance gebend, der Geschichte und der Kultur.

Ich hätte ihm gewünscht, dass er viel früher zum Regenten aufsteigt! Denn er hätte womöglich mehr bewegt als die Mutter, die antrat, um zu erhalten, während er, repräsentativ für die fortschreitende Zweit, die Notwendigkeiten substanzieller Veränderungen erkannt hatte und auch bereit war, Neuerungen einzuführen, Zukunftsträchtiges durchzusetzen, auch in der Politik und auf die – konservativem den Status quo zementierende - Politik Druck ausübend.

Mutter Queen repräsentierte Ethos und Moral, stand für Prinzipien, während der Club der Politiker – zuletzt angeführt von einem unmoralischen Premier – eine Politik nach eigenen Vorstellungen durchboxte, was letztendlich in die Abkehr von Europa führte, in eine gefährliche Isolation mit vielen Nachteilen für die Bevölkerung, während die Zeichen der Zeit auf Einigung ausgerichtet waren, nicht auf Ausspaltung.

Wird Charles III. – nicht länger reine Repräsentationsfigur - als künftiger Steuermann mit dem richtigen politischen Instinkt noch das Ruder umreißen können, das Schiff aus schwerer See in den ruhigen Hafen rettend?

 

 

 

 

     Lebenskampf für Prinzipien – von der großen Königin zum kleinen Philosophen

Was ich ein Leben lang versuchte, hat Elisabeth II. – bis zu einem gewissen Grad – tatsächlich erreicht: das Durchsetzen von Prinzipien, von Moral in unmoralischer Zeit!

Ganz in Geist der guten alten Stoa hielt sie sich tapfer, schlug sich wacker gegen den Ungeist der Zeit auch in der Politik des eigenen Staates – und diese Haltung wurde gesehen, letztendlich respektiert, weil die Welt auf „die“ Königin blickte, die nicht nur für britische Geschichte stand, eintrat, sondern auch für die moralische Ausrichtung der Nation seit Jahrhunderten, ungeachtet einiger Schreckensgestalten auf dem Thron nicht erst seit der Zeit der Rosenkriege und einer anglikanischen Kirche, die nicht weniger heuchlerisch ist wie die einzig wahre Kirche der Katholiken im Vatikan.

Das Ergebnis dieser Haltung ist: Großbritannien steht auch heute noch – ungeachtet aller Entwicklungen am Rande der Moral, die es gegeben hat in Kolonialismus, Machtpolitik und Krieg – als moralischer Nationenbund da, während der übersehene Kampf und die lebenslange Haltung des kleinen Denkers und Rebellen nichts bewirkten, verklangen wie müde Worte im Wind.

 

 

 

 

 

 

 

 

     Die Royals – eine persönliche Reminiszenz

Eigentlich interessierte mich das englische Herrscherhaus nie wirklich; und doch sah ich immer wieder hin, blickte nach London, schon von frühester Jugend an, als kleiner Junge im Banat, der noch nicht richtig lesen konnte und der noch mehr über Fotos staunte als über das Geschriebene in dem Schwarz-Weiß-Buch über die königliche Familie „Windsor“ aus dem Schloss und dem Buckingham Palace, das um 1966/68 aus Deutschland in die „sozialistische“ Welt des seinerzeit noch liberalen Ceausescu geflattert war, an der Zensur vorbei, um mich zu beschäftigen, den Deutschen mit den englischen Namen[1] auf der Suche nach der eigenen Identität.

Noch ohne eine echte Vorstellung von der Welt oder der grünen Insel, wo angeblich meine Vorfahren herstammten, sah ich mir immer wieder die Fotos an, Prinzessin Anne mit Pferden, Hunde sah ich auch, die Königin, den später dekadent gewordenen Lieblingssohn der Queen, aus dem ein verkommener Sittenstrolch wurde; am meisten aber interessierte mit Charles mit den großen Ohren, weil man mich auf den Namen Karl getauft hatte und dieser Name in Englisch genauso gut klang und auszusprechen war wie in Französisch, was mich mit vielen Königluchen verband, mit Karl dem Großen und eben auch mit Prinz Charles.

„Wann wird Charles König“, fragte ich mich später immer wieder, mich wundernd, weshalb die Queen nie abdanken, nie Platz machen wollte für ihren Sohn, nachdem sie schon so lange regiert hatte.

Elisabeth II. blieb, auch als es skandalös wurde und die Zeit gekommen schien, abzutreten, zurückzutreten ins Glied, um anderen die Pflichten zu überlassen – und Charles musste warten bis zum Ausruf „Die Königin ist tot“ – „Es lebe König Charles III.[2]!“

Jetzt ist er König, ein alter Mann auf dem Thron, etwas verbittert vielleicht, in trister Zeit, in einem Staat, dessen Volk sich mehrheitlich von Europa losgesagt hat, dessen Nationen eigene Wege gehen wollen, auch ohne Monarchen, den es wirtschaftlich niederzieht, in einem Reich, das bröckelt.

Noch jubeln die Fans; noch würdigt man die Königin und mit ihr das Herrscherhaus. Doch es wird stiller werden, wenn die Euphorie verfliegt und nackte Realitäten die Zukunft der Insel bestimmen.



[1] Immerhin hörte ich auch auf einen königlichen Vornamen wie der künftige König der Briten, auf einen Namen, der an Karl den großen erinnerte und der auch in französischer Sprache klangvoll ausgesprochen werden konnte, was mich stolz machte in einer kleinen Welt, in der ich mit eben diesem Vornamen ganz allein dastand, was mich durchaus nicht störte und ganz gut zu dem – exotisch anmutenden – Nachnamen zu passen schien.

[2] Während die Deutschen noch brav und überkorrekt die vollen Namen der Königin und des Königs aussprechen, was bei der Akzentuierung der Ordenszahlen fast schon lächerlich klingt, gingen die pragmatischen Amerikaner bei CNN inzwischen zur schlichten Titulierung über und reden nur noch von „King Charles“. Schließlich weiß man inzwischen, wer gemeint ist!

  

 

 

Charles III. – König des Übergangs?

Charles III., dem man schon lange folgt und den man auch ganz gut kennt, schätzt oder ablehnt, ist inzwischen ein alter Mann, ein zerbrechlicher Mensch, der – mit der zerknirschten Mine und den Zähnen – in einem Augenblick der Selbstvergessenheit sein wahres Gesicht zeigt, das verbitterte Gesicht eines viel zu lange Abwartenden[1], der aber mit dem – allzu menschlichen - Ausdruck die Fassade zerstört, die man um ihn aufgebaut hat.

Weniger selbstsüchtig orientiert und auf das Los der Dynastie ausgerichtet, hätte Mutter Elisabeth II., nach schon langer Regentschaft, abdanken und das Zepter an den Sohn weitergeben können, damals vielleicht, als die Märchenhochzeit mit Lady Diana die Welt begeisterte![2]

Es sollte nicht sein!

Also kommt Charles III. erst jetzt, nachdem die Natur entschieden hat – und er kommt spät, möglicherweise zu spät, obwohl auch er, zurücktretend ins Glied, der Jugend hätte weichen können, dem Angepassten und Bewährten, also dem Sohn William, der, eingebettet in eine intakte Ehe und mit Nachkommen gesegnet, unbelastet dasteht, während Charles III. aus dem Skandal kommt, begleitet von einer königlichen Partnerin, die mit dem König populär[3] sein will, aber nie populär sein wird.



[1] „Wann wird Charles König“, fragte ich in meiner frühen Kindheit, nachdem ich, noch ohne richtig lesen zu können, ein Buch über das Königshaus durchgeblättert hatte. Ein halbes Jahrhundert musste vergehen, bis das Ereignis eintrat. Ich hätte ihm das Königsein viel früher gegönnt, weil er modern war und auf die Zukunft der Insel ausgerichtet, dort, wo die Königin und Mutter starr blieb, konservativ erhaltend, doch gleichzeitig auch rückständig.

 

[2] Wenn nicht dieser – sie festlegende – „Eid“ gewesen wäre, den sie beim Antritt leiste und bis zum Ableben einhielt. Vgl. dazu meinen Beitrag.

 

[3] Die Bemühungen der als „Queen Consort“ ausgewiesenen Camilla beim Händeschütteln am Zaun zum Volk sind zwar redlich, kommen aber nicht recht an, wirken aufgesetzt und unnatürlich. Die gerade noch Akzeptierte, alt und zerknirscht wie der König, oft im Fokus der Boulevard-Presse, der Tabloids, macht dabei eine schlechte Figur im Verweis darauf, dass doch nur alles Maskerade ist – sie alle funktionieren gemäß der Erwartung und tun so, als ob.

Camilla darf inzwischen „Königin“ genannt werden.

  

 

 

 

      Die „Königin der Herzen“ gegen die Hartherzige 

Oder 

Über das Unmenschliche im Herrscherhaus und den Monarchen als Opfer

Es gab ein Deja-Vu - einen Präzedenzfall, der über den Spielfilm in die breite Öffentlichkeit transportiert wurde, im Kaiserhaus der Habsburger, als „Sissi“, Elisabeth von Österreich, dargestellt von der jungfräulich, jugendfrischen, unverdorbenen Romy Schneider, als „Mensch“ die seit Jahrhunderten gefestigte Machtzentrale in Wien auf den Kopf und zugleich in Frage stellte in der Zurückweisung des „spanischen“ Hofprotokolls, das selbst die Höchsten zu Marionetten reduzierte, zu Dienern der höheren Ordnung Staat, in dem – praktisch zur gleichen Zeit - ein Nietzsche das „kälteste aller Ungeheuer“ erblickte.

Eine Ironie der Geschichte: Elisabeth II., Königin von Großbritannien und Oberhaupt der ehemaligen Kolonien Australien und Kanada, geriet – im Konfrontationskurs mit der Schwiegertochter „Lady Di“ – in die gleiche Situation, wurde Opfer der Position, indem sie funktionierte und dabei die gesamte eigene Familie mitopferte, den Gatten Philipp ebenso wie die Kinder, allen voran Charles, den designierten Thronfolger, der noch besser funktionieren musste als alle anderen Königskinder, die nicht recht glücklich werden konnten, weil es Pflichten gab, die erfüllt werden mussten.

Die interessierte Welt halt die Tragödie mitverfolgt, das Hin und Her der beiden Damen in höchster Position zwischen Pflicht und Kür, wobei Diana frei sein wollte und human und glücklich, was die Queen, auf ihre Art auch den Menschen zugetan, gerne auch gewollt hätte, aber nicht durfte.

Wie Tausend Monarchen vor ihr, wurde sie ein Instrument der Macht und ein Opfer der Mensch in ihr, dessen „Glück“ vielleicht auch mit einem zynischen Wort Nietzsches umschrieben werden kann: Glück ist, wenn das Gefühl der Macht wächst!

Einmal in die fast allerhöchste Position gelangt und mit der Aussicht, an der Seite des Thronfolgers Charles bald Königin aller Briten zu werden, wollte die „Königin der Herzen“ vor allem eins, ein Eigenleben, persönliches Glück, ein harmonisches Familienleben, was mit Pflichten für Volk und Staat kollidierte, die zerstörerisch sind.

Die in die Pflicht genommene „Elisabeth II. hat, ihrem Staat dienend, unterstützt von dem nicht weniger loyalen und pflichtbewussten „deutschen“ Prinzgemahl, diese Pflichten getreu ihrem Auftrag erfüllt, um viel Undank zu ernten. „Hartherzig“ erschien sie vielen ihrer Untertanen, während die „Königin der Herzen[1]“ schon zu Lebzeiten höchst populär war, nach dem Unfalltod sogar mythisch verklärt wurde.

Das Leben der Royals – bei allem Ruhm und Reichtum ein unglückliches Leben, ein Trauerspiel?



[1] Die mein Herz nie erreicht hat.

  

 

 

 

 

 

    Das Gelübde der Königin: dienen bis zur letzten Stunde – Segen oder Fluch?

Sie leistete diesen Eid freiwillig und in bester Absicht – dem Volk der Briten zu dienen, sei ihr Leben lang oder kurz.

Elisabeth II. hat Wort gehalten und war bis zum letzten Atemzug als Königin präsent, nachdem sie noch zwei Tage vor dem Ableben Liz Truss zur Premierministerin bestimmt und diese Politikerin ohne Fortune mit der neuen Regierungsbildung beauftragt hatte. Ein letzter Pflichtakt für Volk und Staat, nachdem die Königin während ihrer siebzigjährigen Präsenz auf Thron 15 Premierminister erlebt hatte.

Konsequent und prinzipientreu setzte sie ihr Vorhaben um, wobei der Nutzen für Volk und Staat vielen Briten erst jetzt bewusst wird. Dort, wo die Tagespolitik wankend wurde, moralisch versagte, wie gerade in letzter Zeit unter Boris Johnson, war die Queen an der Spitze des Herrscherhauses der Fels in der Brandung und der Anker der Stabilität, auf den - das populistisch - in den „Brexit“ geführte, irreleitete Volk zurückgreifen konnte – und sie war auch bis zuletzt das belastbare Bindeglied, das ein Abdriften Schottlands in die völkische wie nationale Unabhängigkeit, in die volle Souveränität bisher verhinderte.

Charles hingegen, der ewige Thronfolger, dürfte diesen „Eid“, der der Mutter nicht abverlangt worden war, mehrfach verflucht haben, immer dann, wenn seine Stunde geschlagen schien und er doch nicht König werden konnte, weil Elisabeth II. – in konsequenter Rückbesinnung auf das dem Volk gegebene Wort – am Königtum festhielt, damit aber Reformen verhinderte, die es möglicherweise unter einem neuen König Charles hätte geben können, damals, vor dreißig Jahren, als das „Jahr des Schreckens“ über das Haus Windsor kam und auch die Moral der immer noch über ein halbes Weltreich Herrschenden erschütterte.

Mit der erbebenähnlich erschütterten Haus Windsor wankten auch alle, die sich auf die Royals beriefen und der englischen historisch-traditionell wie politisch verpflichtet, manche Staaten des Commonwealth, aber auch große, leistungsfähige Volkswirtschaften wie Kanada und Australien, also Staaten, die sich längst ganz von Großbritannien abnabeln und voll souverän sein sollten, ohne irgendwo doch noch der Königin abhängig und der grünen Insel verpflichtet zu sein.

Die Chancen des neuen Königs kommen jetzt!

Wird Charles III. nur weiter machen wie bisher, im Geist der Mutter, auf moralischer Basis und mit der unerschütterlichen Prinzipientreue und konsequent wie Elisabeth II. – oder wird er neue Wege beschreiten, Reformen angehen, um sein Volk und den Staat – bei allen beibehaltenen Zöpfen - in eine moderne Zukunft führen?

 

 

 


Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, 

 ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, 

politischer Essayist,

Naturfotograf, 

 im

 im April 2023

(drei Jahre nach der Krebs-Erkrankung bzw. Operation)



Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)



https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.

 



Copyright: Carl Gibson 2023.

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