Sex und Egomanie: Ich, ich und nochmals ich – ist Gleichgültigkeit nicht schlimmer als Dummheit?

Der schlichte Mensch kennt es nicht anders: er lebt sein Leben, nicht viel anders als die Pflanze und das Tier, in einem Trott – und er stirbt schließlich auch wie das niedere Leben in der Natur, ohne nach höheren Sphären gestrebt, wesentliche Dinge gesucht oder nach echten Werten gelebt zu haben. Der Alltag nimmt in voll in Anspruch, frisst ihn auf. Der Chinese aß Jahrhunderte hindurch nur zweimal im Jahr Fleisch, beim Erntefest und zu Silvester. Brennholz und Reis waren seine Hauptsorgen, Reis, der nur gegart genossen werden kann. Dass Wasser entnahm der Chinese dem Fluss oder es kam vom Himmel wie das Manna der Juden in der Bibel. Doch Brennholz war rar – und teuer gleich dem Salz der Erde. Wenn dann noch etwas Öl dazukam, waren die Kostbarkeiten des Lebens nahezu alle zusammen. So fristete der Arme sein Dasein die Zeiten hindurch – und nicht nur im Alten China.

Anders der saturierte Mensch der aktuellen Wohlstandsgesellschaft, der auch ein Mensch mit Bildung und Wissen sein will, der den Humanismus und die Aufklärung längst hinter sich hat, der aber trotzdem – abgelenkt und sich selbst ablenkend - primitiv weiterlebt, nur dem Egoismus verpflichtet, von niederen Trieben bestimmt; und, da er nicht hungern muss, noch dürsten, speziell einem Phänomen hinterherläuft:

der sexuellen Erfüllung!

Sie ist der neue Wert an sich – und existenzbestimmend. Sex in vielen Formen bestimmt sein gesamtes Sein, sein Leben – das Los der Welt aber ist ihm egal.