Entwurf:
Prigoschin, ein Koch, der anderen in die Suppe spuckt und anderen den Brei verdirbt, in Ost und West!?
Ist „der größte Junge in der Stadt[1]“ auch der neue starke Mann Russlands?
Wenn ein schriller Pfeifton die Kriegsbilder von BBC akustisch durchkreuzt, Bilder, die von ARD und ZDF brav am Tag danach wiederholt werden, weil man nicht in der Lage war, Authentisches vom Kriegsgeschehen an der Front selbst zu drehen, dann schimpft der russische Held Prigoschin! Dann spricht er auf seine Weise zum russischen Volk- Tacheles!
Er schimpft so, wie früher ein Luther schimpfte, gegen des Teufels Sau, den Papst,; er schimpft so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, russisch derb, garniert mit vielen Perlen der russischen Sprache in nur einem Satz gleich einem Festschmaus für Präsidenten, so, damit man ihn im Volk versteht, aber auch im Vereidigungsministerium Russlands und im Generanstab der Armee, wo Schoigu – in Erwartung des Marschallsterns – agiert, neben Gerassimov, während Prigoschin auf verlorenem Posten an der Ukraine-Front kämpft, im Stich gelassen von der Führung der russischen Armee, ohne ausreichend Munition, aber auch von einem selbstherrlichen Präsidenten Russlands, der offensichtlich nichts im Griff hat.
Das kommt im Volk an!
Die einen in den Schützengräben und im heißen Kampf, die anderen feige, doch geborgen in der ferne Hauptstadt Moskau, wo nur Lügen herkommen und törichte Befehle! Ergo spricht Prigoschin Tacheles – und er sagt alles aus, was Putin und alle anderen korrupten Akteure, die den russischen Diktator stützen, Politiker wie Militärs, nicht hören wollen!
Prigoschin sagt sogar das aus, was man im Westen gerne hört, denn er enttarnt die pseudo-moralische Fassade des Feldzugs gegen die Ukraine auch verbal!
Und doch kann der Westen an diesem rabiat gewordenen Volkstribun nicht viel Freude haben, gefährdet dieser doch durch seine spontane Art des revolutionären Vorgehens im umwälzenden Aufruhr den Status quo und die Sicherheit der Atomwaffen, die, in falsche Hände gelangt, alles zerstören können.
Also ist man im Westen bereit, noch eine Weile mit dem verlogenen Despoten Putin zu leben, und nebenbei die Ukraine so zu unterstützen, wie bisher, so, dass der Krieg nicht auf Russland überschwappt und zum NATO-Krieg wird.
Prigoschins Marsch nach Moskau kam überraschend – und brachte viele Probleme mit sich, Probleme, die noch nicht ausgestanden sind, denn Putin ist angeschlagen und wankt, gefährdet auch durch innere Gegner aus dem Umfeld, die sich noch bedeckt halten, die aber da sind, bereit, die Macht zu übernehmen, während ein Prigoschin das bleibt, was er immer schon war, ein Instrument der Macht, eine Schachfigur ohne Selbstwert, die man einsetzt, aber auch opfert, wenn die Zeit danach ist.
Fakt ist: Prigoschin wurde nicht militärisch gestoppt, was allgemein erwartet worden war, auch im Westen!
Er stoppte sich selbst, vielleicht von Diktator Lukaschenko in die Falle gelockt und inzwischen auf dem Weg nach Weißrussland, wo er wohl nicht lange überleben, wird, denn Lukaschenko ist Putin verpflichtet – mit Haut und Jahr.
Dann werden alle diesen Koch los sein und seine Privatarmee wird in anderen, weniger bekannten Söldnertruppen aufgehen, während man seinen Namen und die Erinnerung an ihn schnell vergessen wird!
Keiner wird dem Ganoven, der über Nacht berühmt wurde, eine Träne nachweinen; schließlich war er ein Verbrecher von Anfang an und bis zuletzt, einer, der Gefangene mit dem Vorschlaghammer hinrichten ließ, ein Koch, der in die Suppe anderen spuckte und anderen den Brei verdarb, in Ost und West.
[1] „the biggest guy in town“, so etwa brachte es ein amerikanischer Militärbeobachter vom kalifornischen Berkeley aus am Sonntagmorgen danach, heute, in CNN auf den Punkt.
Zoff in der Räuberhöhle – Putin in schwerster Krise!?
Es ist sonderbar merkwürdig: Der Machtmensch und finstere Diktator im Kreml, den fast alle im Westen dorthin wünschten, wo der Pfeffer wächst, soll nun doch lieber an Macht bleiben, bevor das alle und alles bedrohende Arsenal von Atomwaffen in falsche Hände gerät, in die Hände von Abenteurern wie Prigoschin, der inzwischen populärer in Russland zu sein scheint, als der Kreml-Chef selbst.
Prigoschin, ein gemeiner Straftäter, kommt aus dem Volk, auch noch tieferen Schichten als Putin, der kleine KGB-Mann, der auch aus dem Nichts zum Präsidenten aufstieg.
Doch während Prigoschin heute als Kriegsheld und Volkstribun ganz oben schwimmt, nach dem ungehinderten Einzug in die Millionenstadt Rostow am Don, die zugleich die Kommando-Zentrale der russischen Truppen an der Ukraine-Front ist, offen auf der Straße promenieren kann, ohne das ein gezielter Schuss ihn, den Störenfried und offenen Regime-Gegner, hinwegräumen würde, muss Putin sich verstecken – und, wie andere Diktatoren der Welt, alle möglichen Feinde fürchtend, einsam im Bunker leben, gleich dem Führer in den nicht mehr glücklichen Kriegstagen.
Die Laufbahn des Prigoschin ist schillernd und ungewöhnlich: nach der mehrjährigen Knastzeit verkaufte er Würstchen am Straßenrand, baute sich ein Restaurant auf und bewirtete US-Präsident George W. Bush und den langjährigen Gönner Putin an einem Tisch, bevor er im Jahr der Krim-Annexion 2014 die – nach dem Komponisten Richard Wagner aus Bayreuth benannte – Kampftruppe „Wagner“ gründete, eine Privatarmee mit 50 000 Mann unter Waffen, Söldner und Killer im Auftrag Russlands, die, vor dem Ukraine-Einsatz, vor allem in Afrika wüteten, von Syrien, Libyen, Mali, bis nach Madagaskar.
Putin leugnete seinerzeit den Koch und die Köche. Jetzt aber wird ihm der Koch zum Feind, ja, zum Hauptgegner, denn der wüst schimpfende Koch ist populär und kaum ein Russe will ihn wirklich bekämpfen, obwohl er den Kreml bedroht.
Der Einmarsch in Rostow und der Marsch auf Moskau, 400 Kilometer durch Russland, ohne das die Wagner-leute aufgehalten worden wären!
Wo war Putin, der doch alles im Griff hat?
Wo war die glorreiche russische Armee, die diesen Aufrührer in der Revolte wohl gewähren ließ?
Entwurf:
Prigoschin, von Diktator Lukaschenko in die Falle gelockt, wird dort nicht lange überleben!
Über diesen Koch schrieb ich auf diesem Blog, als er für andere noch kein richtiges Thema war.
Als ein politisierter Mensch und Autor, der in hundert Beiträgen und auf fünfhundert Seiten über die ersten hundert Kriegstage in der Ukraine geschrieben, systematisch berichte hat, ohne zu wissen, ob daraus einmal ein fertiges, gedrucktes Buch wird, verfolgte ich die Ereignisse praktisch rund um die Uhr auf BBC und CNN, garniert mit deutschen Berichten, um meine Schlussfolgerungen zu ziehen, aus nicht alltäglichen Entwicklungen, die für uns alle von existenzieller Tragweite sein können.
Jetzt, wo ich diese Gedanken notiere und gleich auch auf dem Blog veröffentlichen werde, frage ich mich, ob Prigoschin noch am Leben ist – und was das Schicksal dieses verblendeten Putin sein wird, der sich – über den Ukraine-Krieg und Prigoschin – selbst enthauptet hat.
Prigoschins Marsch nach Moskau, nur eine Show, eine abgekartete Maskerade, um die „Privatarmee Wagner“ von Belarus aus gegen Kiew in Stellung zu bringen?
Vom „Hochverrat“ und dem „Dolchstoß“ am Morgen, zum „freien“ Mann“ am Abend mit dem zugesicherten freien Geleit?
Offene Fragen zu dem Coup … und Fragen über Fragen!?
Während man in Deutschland den „Umsturz“ erträumt, im Sandkasten erspielt und Dilettanten, die nur arme Irre sind, vor Gericht zerrt, um ihnen den Prozess zu machen, schafft man in Putins Russland Fakten.
Prigoschin, der „Held“, vom Volk in Rostow akklamiert, bejubelt, lässt nun seine Truppen gen Moskau marschieren, um Putin stürzen. Das ist am Morgen.
Anschauungsuntereicht auch für die deutsche Putschisten, die mit ansehen können, wie man mit 25 000 Schwerbewaffneten, einen Präsidenten stürzen kann, der überrumpelt ohnmächtig dasteht und sich nicht zu wehren weiß, obwohl er sonst alles im Griff hat, nur seine Truppen offensichtlich nicht!
Am Abend aber pfeift der gleiche Prigoschin seine Mannen zurück – und geht dafür unbestraft aus, darf zu Lukaschenko nach Belarus reisen, um sich dort von dem Stress zu erholen oder um gleich umgebracht zu werden, denn der vollkommen von Putin abhängige weißrussische Diktator macht doch nur das, was Putin anordnet.
Ein Kuhhandel der üblen Sorte? Wer verhandelte mit Putin und somit mit dem obersten aller Banditen, der, fern von jeder Ganovenehre, sich doch an keine Abmachung hält?
Offene Fragen zu dem Coup treten nun auf, Fragen über Fragen, die wohl erst in den Ereignissen der nächsten Tage beantwortet werden, wenn feststehlt, wie lange dieser „Kriegsheld“ Prigoschin, der, bei Gott, keine sittliche Gestalt ist, noch leben wird und was aus seiner Truppe wird, die Putin gerne ganz in die russische Armee integrieren würde, auch ohne Prigoschin.
Was lief da ab?
Ist das alles nur ein abgekartetes Spiel zwischen dem Diktator und dem kriminellen Handlanger, in dem einige sogar einen Helden sehen, einen russischen Patrioten, der mittelbar zu Sturz Putins aufrief sowie der Putingetreuen, die alle hochkorrupt sind?
So kann man die Dinge auch sehen; und so werden sie auch von einigen gesehen, die nicht glauben wollen, dass Putin den Todfeind und Verräter, den er am Morgen noch in Prigoschin ausgemacht hat, am Abend als freien Mann wird ziehen lassen, ohne Rache zu üben, ohne Vergeltung und Bestrafung, was lauthals angekündigt war, ab nach Belarus, zu Lukaschenko, dem Vasallen, einfach so, nur, um selbst an der Macht und noch eine Weile im Sattel zu bleiben!?
Ein Coup also, um Kiew und der Ukraine doch noch das Genick zu brechen?[1]
Der Flurschaden, den Putin bei diesem Coup erlitt und der ihn die Macht, gar den Kopf kosten wird, spricht dagegen![2]
Zeitbeobachter und Zeitexperten wissen es: nach dem gescheiterten Coup gegen Gorbatschow landeten alle Putschisten im Gefängnis. Gorbatschow überlebte den Coup, doch die Sowjetunion zerfiel.
Nach dem Coup gegen den neuen starken - und fast immer betrunkenen - Mann Jelzin landeten ebenso alle Putschisten im Knast – und ein gewisser Putin wurde bald mir der Wahrnehmung russischer Interessen beauftragt, vorausgesetzt, er schützte Jelzins Familie und alles, was die Jelzins in kurzer Zeit an Vermögen zusammengerafft hatten.
Und heute – heute will derselbe Putin den offensichtlichen „Landesverräter Prigoschin“ zur Rechenschaft ziehen für den großen „Landesverrat“: doch das am frühen Morgen – und am Abend ist Prigoschin, der doch streng bestraft werden sollte, wieder ein „freier Mann“ – und die „meuternden Truppen“ gehen auch unbestraft[3] aus!
Das verstehe, wer will!
Also ist alles doch nur eine Show, wie in Russland überhaupt alles Show ist, seitdem Putin bestimmt?
Ganz egal, was man im Westen über die Ereignisse denkt: die – bisher arg gegängelten und hinters Licht geführten - Russen werden ihre Antworten finden und die Konsequenzen aus den Abläufen ziehen, auch wenn man in den Medien zum Alltag überzugehen sucht – wie bisher auch!
Vielleicht wird Diktator Putin, der Bandit aller Banditen, der auf Kinder und Frauen schießen lässt, den in Deutschland aber trotzdem gewisse Leute für einen guten Menschen halten, dann doch noch sein blaues Wunder erleben, trotz Kyrill und Kerze!
[1] Militärische Beobachter sehn vor allem strategische Aspekte, die sehen den „verdeckten Aufmarsch“, das schnelle Vorrückten großen Truppen-Kontingente, ohne dass es Widerstand gibt, ohne, dass auch nur ein Schuss fällt!
[2] Meine Bedenken und Folgerungen finden sich hier bestätigt:
Der politische Schaden ist enorm, zeigt er doch einen Schwachen Diktator, der nicht weiß, wie er reagieren und der wohl Gegner im System zu befürchten hat, die einige Abläufe ermöglichen. US-Außenminister Blinken sprach deshalb – und bei aller Zurückhaltung, weil man nicht zur Eskalation beitragen wollte – von „Rissen“ im System Putin, von „cracks“ in der Fassade.
[3] Regierungssprecher Peskow hat diese alle verblüffende Kehrtwendung seines Chefs Putin offiziell bestätigt.
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, politischer Essayist,
Naturfotograf, im März 2022
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Copyright: Carl Gibson 2022.
Vgleiche dazu meine Beiträge, die ich hier am
18. Februar 2022
publizierte:
"Oligarch" Prigoschin, eine Straftäter-Laufbahn der Extraklasse vom Niemand zum Millionär -
Der Restaurator und der Koch
Oder
Weshalb lässt Putin und den angeblichen Koordinator der Söldner- Truppe "Wagner" und andere „Kriminelle“[1] für sich arbeiten?
Alles, was dem Endzweck dient, ist legitim, sagt sich der Machtpolitiker, der auf die Moral pfeift. Am Ende zählt nur der Sieg, der Endsieg!
Es war im Jahr 1979 – die Sowjetunion marschierte in Afghanistan ein, und der antikommunistische Dissident Carl Gibson verließ, unmittelbar nach der Entlassung aus dem Gefängnis, das von dem roten Diktator regierte Rumänien in Richtung Bundesrepublik Deutschland. Zur gleichen Zeit wurde irgendwo in den Tiefen des Sowjetreich ein Krimineller verurteilt, ein gewisser Prigoschin[1], der später für eine Reihe weiterer schwerer Straftaten ganze 14 Jahre in einem russischen Gefängnis verbringen sollte.
Wer währen der Zeit des Kommunismus im Osten Europas in einem kommunistischen Gefängnis einsaß, der weiß, welche Menschen jener Strafvollzug hervorbringt: oft sind es Straftäter, die nach der Abbüßung ihrer Strafe und der erfolgten „sozialistischen Umerziehung“ – wie von mir beschrieben[2] - noch boshafter und schlechter geworden auf die Gesellschaft losgelassen werden, um sich dort so zu behaupten, wie man es ihnen im Bau, im Knast, beigebracht hat, roh und skrupellos, nach den Gesetzen des Dschungels und nach dem recht des Stärkeren, der sich rücksichtlos das nimmt, was der schwächere nicht verteidigen kann.
Ein solches in sozialistischer Haft geläutertes Individuum dient nun Putin, leistet gute Dienste im In- und Ausland, im Internet, koordiniert Söldner-Einsätze, steuert Kampagnen - und wurde reich dabei.
Mit Putins Hilfe, protegiert und bevorzugt von einem – inzwischen selbstherrlichen – Despoten, der als Zyniker der Macht auf westliche Werte pfeift, bereit, seine Zwecke mit allen Mitteln zu verfolgen, wurde Knastbruder Prigoschin aus der kommunistischen Strafkolonie über Nacht wichtig und zum reichen Mann, gar zum Milliardär?
Wer weiß es? Putin hatte den Oligarchen den Krieg erklärt und schaffte - auf seine Weise mit eigenen Methoden - einige dieser Neureichen, die das Volksvermögen des Riesenreichs unter sich aufgeteilt hatten, aus der Welt. An anderer Stelle – wie im Fall Prigoschin – schuf Putin neue Oligarchen.
So ticken die Uhren der Macht.
Ganz nach dem Motto, das auch in der Ukraine seine Gültigkeit hat, dort, wo andere Oligarchen den Präsidenten Selensky möglich machten: Oligarchen sind gut, wenn sie dem Präsidenten, dem starken Mann im Kreml, dienen, also nützlich sind! Dann dürfen sie bleiben und leben!
Oligarchen aber, die zur Macht streben, kritisch sind und liberal wie Chodorkowski und andere, die sind schädlich, müssen bekämpft und ausgerottet werden, selbst wenn sie es noch rechtzeitig ins westliche Exil schafften - wie Beresowski, der aber trotzdem gehen musste.
Sage mir, wer dein Freund ist, und ich sage dir, wer du bist!
Diese alte Weisheit gilt immer noch – und Putin, der Machtmensch, der den Westen verachtet, und – mit Lenin und Stalin vielleicht auch davon überzeugt ist, dass der Westen an der eigenen Dekadenz scheitern und zu Grunde gehen wird – sollte eigentlich wissen, dass eine Figur mit krimineller Sozialisation wie Prigoschin ihn mit hinabzeiht in den Sumpf und sein Image als Macher – nach innen wie nach außen – belastet. Wer Kriminelle für sich arbeiten lässt, billigt, autorisiert die Mittel und Methoden der Kriminellen, die man im Westen „Mafia“ nennt, inzwischen aber auch schon im Osten und weltweit.
Man kann nicht einerseits „Banditen“ und „Terroristen“ bekämpfen und anderseits andere „Banditen“ und „Terroristen“ als Söldner, Saboteure, Erpresser für sich arbeiten lassen. Wer so weitermacht, untergräbt die eigene Glaubwürdigkeit an andere Stelle und kultiviert einen Banditismus, aus dem ein Staatsbanditismus wird, ein Staatsterrorismus, der das - zur Floskel reduzierte und somit verschmähte, verhöhnte – Völkerrecht auch in der Kriegsführung missachten wird.
Putins Köche Oder das Söldner-Unwesen am Werk
Die Großmächte agieren heute prinzipiell und methodisch nicht anders als seinerzeit, in der Renaissance, der verruchte Papst Rodrigo Borgia und dessen noch verruchterer Sohn Cesare – nur die Mittel haben sich gewandelt. Der gedungene Mörder, der Auftragskiller und Assassine hat heute nicht mehr den „Dolch im Gewande“ und die Giftmischung im kleinen Flacon – heute arbeitet man, wenn es gegen Dissidenten und Regimekritiker geht, mit Plutonium, mit Rizinus im Regenschirm, mit Killerkommandos im durchtrainierten Team, um Probleme[1] aus der Welt zu schaffen. Im Präventiv-Schlag werden unliebsame Feinde aus der Welt geschafft, vor den Augen der Welt aus profanen Gründen der Staatsraison und um angeblich Opferzahlen zu minimieren.
Im Feld sind Söldner-Verbände unterwegs, überall dort, wo es etwas zu erledigen, zu zerstören, zu sabotieren gilt, in Kiew auf dem Maidan, im Donbass, an der Grenze, aber auch in Afrika, in Syrien, in Libyen und anderswo. Putin lässt seine „Köche“ über die ominöse Truppe „Wagner“ alles so ausführen, wie es ihm die von den USA angeheuerten und im Irak eingesetzten Profis seinerzeit vorführten, gut getarnt, ohne Hoheitszeichen. Der auftraggebende Staat bleibt fein und sauber, jenseits der Verantwortung, hat den Nutzen, oft ohne Kosten. Nach Opfern und Kollateralschäden fragt niemand. Wer solche Praktiken jenseits des Völkerrechts anprangert, erleidet das Los eines Julian Assange von Wikileaks und wird – obwohl ein Aufklärer und freund der Wahrheit gleich vielen Dissidenten - selbst zum Opfer.
[1] Vgl. dazu meinen Beitrag zur Exekution von Boris Nemzov.
"Kriegshysterie" – tobender Desinformationskampf bei divergierenden Interessen: wer glaubt welchem Geheimdienst?
Nach zwei Jahren Pandemie sind viele Menschen verunsichert, existenziell erschüttert, gelähmt – und nun auch noch das, ein drohender Krieg, der, besonders in Europa sehr viel verändern würde. Ungezählte Opfer nicht nur an der Front wären die Folge, sondern tiefe Einschnitte in allen Lebensbereichen.
Ein gewisser Trost in Deutschland: der Kanzler und der wiedergewählte Bundespräsident agieren und reagieren noch besonnen auf die Entwicklungen, obwohl auch die deutsche Politik sich dem inzwischen heißen Desinformationskampf nicht ganz entziehen kann und das weitergibt, womit sie aus diesen oder jenen Quellen „munitioniert“ werden.
Fakten oder Fake-News? Wer sagt die Wahrheit? Wer glaubt wem? Die Medien, immer auf der Suche nach einer Story, einer neuen Schlagzeile, teils eifrig, teils unverantwortlich unterwegs, tun ein weiteres, um die Menschen zu verunsichern, die Bürger, die schon lange nicht mehr wissen, wenn sie glauben sollen und wem sie noch glauben können.
Wo kommen die Nachrichten her? Wer fabriziert diese und zu welchem Zweck? Ist der russische Propaganda- und Desinformationsapparat hinter Putin, der, beginnend mit Außenminister Lawrow, das ausführt, was dem starken Mann im Kreml nutzt, glaubwürdiger als das, was die vielen großen und kleinen Geheimdienste der USA an „Sachinformation“ beisteuern?
Der kritische oder fügsame Bürger kann sich seinen Reim darauf machen und – wie in Glaubensfragen religiös-weltanschaulicher Art – an den einen Gott glauben oder an den anderen, an Götzen und Dämonen! Letztendlich wird er es nicht herausfinden, wer ihn belügt, täuscht, hinters Licht führt, manipuliert, gängelt – und zu welchem Zweck.
Da taucht ein US-U-Boot angeblich in russischen Gewässern auf und wird verjagt, sagen die Russen. Die USA widerspricht postwendend.
Wer verdreht die Dinge, jetzt, in Krisenzeiten, wo man doch weiß, dass schon ein verrückt gewordener Kapitän eines Atom-U-Boots die gesamte Welt in Brand stecken kann?
Die Westeuropäer, allesamt mehr oder weniger in die NATO eingebunden, glauben natürlich eher den Freunden aus Übersee, als dem „Aggressor“, der „völkerrechtswidrig“ die Krim eingesackt, mit Macht „annektiert“ hat, dessen Propagandamaschine gerade auf Hochtouren läuft, teilweise koordiniert und gesteuert von einem Kriminellen, der, nach langen Knastaufenthalt mit dubiosen Geschäften und wohl protegiert vom neuen Zar der Russen Karriere gemacht hat – als „Putins Koch[1]“, heute zuständig für Dreck-Arbeiten aller Art, vor Ort, in Afrika, in Syrien, aber auch in den weiten des Internets über Trolle, Hacker und Saboteure aller Art.
In einer querdenkerisch verseuchten Welt wirken Desinformationskampagnen wahre Wunder!
Was in Europa vergessen wird – und das betrifft auch Deutschland in hohem Maße: die machtpolitischen Interessen der USA, die heute die Ukraine mit Waffen aufrüsten, entsprechen – und das wurde bei Trumps Verhältnis zur NATO überdeutlich - nicht immer den Interessen der europäischen Staaten!
Ja, selbst Frankreich, das sich mit Atomwaffen noch eine recht eigenständige Außenpolitik leistet, denkt im Falle eines Falles – und nach guter historischer Tradition- wahrscheinlich zuerst an sich selbst, dann erst an Bündnisse und Freundschaften.
Was will Putin, der ein knallharter Machtpolitiker der besonders zynischen Art und dazu auch noch ein Spieler, genauer ein „Hasardeur“ ist, wirklich? Will er den Status quo in Europa, den er mit der Krim-Annexion de facto schon verändert hat, weiter verändern? Will er die Uhr zurückdrehen und die Bündnisstruktur der NATO verändern? Greift er nach der „Weltmacht“, wobei die Ukraine nur ein erstens Opfer ist? Verwirrende Schlagzeilen gibt es zuhauf, Gerüchte, die von Fakten ablenken. Die Bürger sollten mehr darüber erfahren, und sie sollten wissen, um welches Bärenfell gestritten wird – denn sie alle werden als Leidtragende mit den Früchten dieses unseligen Machtpokers leben müssen, wenn es nicht anders kommt.
Welche Kriegsziele verfolgt Putin im Ukraine-Konflikt – Welche Konzessionen verweigern ihm NATO und der Westen und zu welchem Preis?
In deutschen Medien redet man darüber, ob Putin seine Truppen in die Ukraine einmarschieren lässt oder nicht. Über die Kriegsziele einer Invasion aber schweigt man sich aus.
Was bringt eine Besetzung der Gesamtukraine Russland ein?
Sollen Kernbereiche der untergegangenen Sowjetunion wieder hergestellt werden? Treibt es „Wladimir“ zurück zum Ursprung, nach Kiew, in die Stadt der Städte, wo die Geschichte der „Rus“ begann?
Sind Invasion und Annexion nur sentimentale Angelegenheiten eines romantischen Träumers, der sich, immer noch verliebt in die alte Sowjetunion, in ein Großreich zurücksehnt, in dem „Klein- Russland“, also die Ukraine, wieder integraler Teil von „Groß-Russland“ ist?
Putin ist ein Verstandesmensch, ein pragmatischer Machtpolitiker, ein Realist, kein Träumer!
Also weshalb sollte er mit einer vollzogenen kompletten Invasion, wie das aktuell in den Medien suggeriert wird, einen Zustand herbeiführen, den er doch gerade und mit viel Vehemenz vermeiden will; nämlich: das Heranrücken Russland an die NATO- Staaten, von den es sich allmählich eingekreist und bedroht fühlt!
Entspricht das der Logik? Oder soll so die direkte Konfrontation gesucht werden – mit Rumänien, Polen, den baltischen Staaten?
Ein Deutscher, der von den Folgen einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Russland und dem westlichen Verteidigungsbündnis NATO unmittelbar betroffen wäre, sollte sich diese Fragen stellen, und zwar jetzt, wo es noch politisch-diplomatische[1] Möglichkeiten einer Konfliktvermeidung gibt.
[1] Worüber diskutieren Spitzendiplomaten beider Seiten neun Stunden lang, ohne dass es Fortschritte gibt? Welche Konzessionen will der Westen nicht machen? Weshalb erfährt der Bürger nichts über des Pudels Kern, über den eigentlichen Grund der Konfrontation?
Am Vorabend des Dritten Weltkriegs – Frühlingsmanöver?
Ein Weltkrieg beginnt nicht immer mit einem Paukenschlag; die Ursachen, denen bald übergroße Wirkungen folgen, lassen sich heute, im Zeitalter der Satelliten-Aufklärung, auch nicht mehr so plump inszenieren wie seinerzeit der Überfall auf den Gleiwitzer Sender – heute schlittert man in den Weltkrieg, der der letzte sein wird, den die Menschheit austrägt, über einen Anlass, nach dem später keiner mehr fragen wird, weil keiner mehr da ist, der noch Fragen aufwerfen könnte.
Endzeit? Danach fragte ich vor Jahren in einem Buch, ohne recht an eine mögliche Apokalypse in naher Zukunft glauben zu wollen – doch inzwischen, wo die befürchtete Ausrottung der Menschheit durch einen Virus in der aktuell grassierenden Seuche der Neuzeit Corona Pandemie schon Gestalt angenommen hat, verdüstern sich die Himmel weiter; auch militärisch in Grenzkonflikten, Bürgerkriegen, Spannungen zwischen den Großmächten der Zeit und „Frühlingsmanövern“ hier und dort, mit unkontrollierbaren Funkenschlägen, die schnell einen Großbrand entfachen können und in den, von vielen Menschen für unmöglich gehaltenen, letzten Weltkrieg[1] führen können – und das nur, weil die Politik, unfähig bestehende Konflikte friedlich zu lösen, wieder versagt.
Der Normalbürger, das ewige Opfer, wird dabei zusehen, wie Gewaltherrscher, Despoten auf der einen Seite und starre, rechthaberische Kalte Krieger auf der anderen ihm sein Grab schaufeln, den endgültigen Untergang aller besiegeln.
Was bleibt dem Ohnmächtigen, der aus eigener Kraft das Walten der Dinge über das Walten des Bösen in einer inzwischen verkommenen Welt von Lug und Trug nicht aufhalten kann anderes übrig als eine Ergebenheit in das Schicksal, ein Fatalismus, der dem kommenden Tod bewusst ins Auge sieht?
[1] Das US-Präsident Biden, heute, am 11. Februar, seine amerikanischen Landsleute in der Ukraine aufruft, das Land zu verlassen – und dies mit einem Hinweis auf einen „Dritten Weltkrieg“ ist ein schlechtes Zeichen und muss mit Besorgnis aufgenommen werden, gerade in dem exponierten Deutschland.
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