Dienstag, 31. Mai 2022

Der greise Henry Kissinger will angeblich die Krim Putin überlassen!? Alterstorheit oder machtpolitischer Pragmatismus in Davos?

 

Der greise Henry Kissinger will angeblich die Krim Putin überlassen!?

    Alterstorheit oder machtpolitischer Pragmatismus in Davos?

 

Alter schützt vor Torheit nicht! Und nicht jeder, der älter wird, wird auch weiser?

Ist das auch bei Henry Kissinger so, dessen Wirken lange Jahre hindurch die Weltpolitik entscheidend mitbestimmt hat?

Wenn Alzheimer, Demenz und Alterssenilität sich einstellen, kommt es – wie in Deutschland im Fall Walter Jens erlebt - nicht selten zu tragischen Entwicklungen des mentalen Abbaus. Der Geist zerfällt; und sonderbare folgen stellen sich ein, Wahrnehmungen der Welt und Beurteilungen bestimmter Situationen, Sachlagen, die nicht mehr der Realität entsprechen. Dem kann sich auch kein Harvard-Professor entziehen, auch Henry Kissinger nicht, der Einflussreiche, der nun, in Davos, wo die Mächtigen der Welt unter der Regie von Schwab[1] zusammenkommen, dem Aggressor Putin die Früchte der Aggression zugestehen will. Also lohnt sich Machtpolitik doch, wenn auch durchgesetzt mit Gewalt, Täuschung und Krieg?

Hat Henry Kissinger die international gültigen und verbindlichen Prinzipien des Völkerrechts und der UNU-Charta vergessen oder nur temporär ad acta gelegt, um einen Status zu sanktionieren, der 2014 mit der Krim-Annexion eintrat und nun im Vernichtungskrieg Putins gegen die gesamte souveräne Ukraine zementiert wird?

Henry Kissinger ist nicht senil[2] geworden; er spricht nur aus, was der Situation entspricht, die durch die Schwäch des Westens 2014 und danach gegenüber Putins Russland herbeigeführt wurde. Damit steht Henry Kissinger in der Tradition, die er selbst mitbegründet hat, indem er das Primat der Machtpolitik über die humanen Prinzipien der Völker stellte, damals, als Diener der Mächtigen, als Vollender der Politik Nixons in Vietnam und auch noch danach unter dem US-präsidenten Gerald Ford.

Konsequent wie damals, rechtfertigt Henry Kissinger das eigene politische Handeln, wobei der Schwarze Peter der Westpolitik zugeschoben wird, die sich nun mit dem selbstverursachten Schaden abfinden muss, speziell mit territorialen Zugeständnissen an den Aggressor Putin, dem auch nun – nach Henry Kissingers Verständnis vom Recht des Stärkeren auf Kosten des Schwächeren, namentlich der Ukraine – auch die Industrieregionen des Donbass Luhansk und Donezk zufallen werden.

Henry Kissinger sanktioniert also erneut die Fakten, die die nackte Aggression im brutalen Angriffs- und Vernichtungskrieg geschaffen hat.

Das nennt man dann euphemistisch verbrämt einen machtpolitischen Pragmatismus, ein politisches Handeln der kurzsichtigen Art jenseits der Moral.

Die geschichtlichen Abläufe, die Hitler 1938 vorexerziert hat, wiederholen sich heute, im Jahr 2022, doch, nur blutiger – das Kriegsverbrechen wird auch noch belohnt!

 



[1] Ein Buhmann der Verschwörungstheoretiker neben Bill Gates und dem Vatikan.

Zu Schwab, der angeblich jüngst Drohungen erhalten haben soll, vergleiche:

https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Schwab

 

[2] Lebt Henry Kissinger eigentlich noch, fragte ich mich vor Monaten, als ich Kanzler Schmidts Werk über „Menschen und Mächte“ las, der Henry Kissinger zu seinen langjährigen Freunden zählte. Der „Secretary of state“ ist noch unter den Lebenden, inzwischen 99 Jahre alt, quicklebendig, und geistig rege, wie es sich in Davos zeigte – und, nicht anders als seinerzeit im Amt, geistig-politisch unbequem, da er dem Westen kritisch den Spiegel vorhält.

 

 

 

 Vgl. auch:

 

 

Erpressung als Methode der Politik, auch in westlichen Bündnissen, in der EU und bei der Nato – 

Von Putin zu Erdogan und Orban 

Oder 

Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt!

Die Machtpolitik folgt eigenen Gesetzen: wenn es um Interessen geht, um existenzielle Nationalinteressen oder auch nur um vorgeschobene außenpolitische Ziele, die eingesetzt werden, um innenpolitisch zu punkten, die eigene Hausmacht zu stabilisieren[1], dann sind inzwischen alle Mittel recht, der Krieg, de facto rehabilitiert als Mittel der Politik – und auch die „Erpressung“ in vielen Formen, weit entfernt von moralischen Grundsätzen und humanen Prinzipien – und dies zweihundert Jahre nach der Aufklärung sowie nach den Erfahrungen in zwei verheerenden Weltkriegen mit Millionen Opfern auch unter Zivilisten.

Putin, nach innen ein repressiver Diktator, nach außen ein Zyniker der Macht und inzwischen ein Massenmörder, der vielleicht Stalins Verbrechen noch in den Schatten stellen wird, hat es vorgemacht mit seinem Überfall auf den souveränen Staat Ukraine, gestartet mit der Absicht - neben territorialen Gewinnen wie 2014 bei der Krim-Annexion durch Russland - möglichst viele Ukrainer zu töten, in einer Neuauflage des Genozids mit Bomben und Raketengeschossen feige[2] abgefeuert aus dem fernen Gebüsch.

Putin ist ein Erpresser von Anfang an – und der Westen, vor anderen die deutschen und französischen Politiker, die mit diesem undemokratisch an die Macht katapultierten KGB-Mann redeten und handelten, hätten es wissen müssen; und sie hätten, insofern moralisch ausgerichtet, zu keinem Zeitpunkt mit einem „Erpresser,“ mit einem Schurken und Banditen, paktieren dürfen – denn, dass dieser kriminell wie pathologisch gesteuerte Machtmensch der ganz üblen Sorte die Mittel der Erpressung einsetzen wird, namentlich Erdöl, Erdgas und andere Rohstoffe als Waffe, um politische Ziele zu erreichen, war sehr wohl absehbar[3].

Jetzt folgt Erdogan im gleichen Stil; und als guter Antidemokrat und ausgewiesener „Erpresser[4]erzählt er dem – auf das Mitziehen der Türkei bei der aktuellen NATO-Erweiterung angewiesenen Westen – wer als „Terrorist“ anzusehen ist und aus dem freien Westen an die despotische Türkei ausgeliefert werden muss, wenn er denn sein „Veto“ bei der Aufnahme Finnlands und Schwedens nicht einlegen soll.

Wedelt da der Schwanz nicht mit dem Hund?

Der autoritär regierende Autokrat Erdogan, der Zehntausende verhaften[5] und einsperren ließ, der nach innen wie ein antiker oder feudaler Tyrann regiert, nicht viel anders als die Sultane im Osmanischen Reich, diktiert den Demokratien des Westens die Spielregeln seines Machtpokers, selbst der Führungsmacht USA, weil er Waffen will, die er sonst nicht kriegen würde, hochmoderne Kampflugzeuge[6] und auch die Munition dazu, damit er in Syrien oder auch anderswo nach seiner Fasson Kriege austragen kann, gegen Kurden[7] und andere, die in Erdogans Augen Banditen und Terroristen sind.

So, mit pejorativen Abkanzelungen und Beschimpfungen, argumentierte Putin, bevor er seinerzeit in Tschetschenien zuschlug und Grosny dem Erdboden gleich machte wie Scipio Africanus einst das Karthago des Hannibal.

Also folgt ein erpresserisch schachernder[8] Erdogan dem Erfolgsrezept. Sich seiner strategisch wichtigen Stellung in der NAOT bewusst, spielt er diesen Trumpf aus - er droht, erpresst, um zu seinen Zwecken zu gelangen, ohne Rücksicht auf Prinzipien oder Werte, die für zivilisierte Nation gelten und richtungweisend sind.

Es ist erbärmlich mit anzusehen, wie sich der freie Westen mit diesem Werteverächter abgibt, herumschlägt, ohne ihm die Meinung zu geigen und die vermessenen Ambitionen entschieden zurückzuweisen. Das zeugt von Schwäche! Und es ist die gleiche Schwäche, die Putin den Wahnsinn wagen ließ!

Ist der Westen- wie Putin annimmt – in der Tat dekadent?

Ist die freie Welt, die nun dem Kriegsherrn und Menschheitsverbrecher Putin entschlossen begegnen will, nicht stark genug, um den Autokraten Erdogan, der sich nur über Machtausübung an der Regierung hielt, prinzipiell zu begegnen?

Das Erpresserische macht Schule!

Noch vor dem NATO-Fall jetzt, in der EU bei Orban, der, - gleich Erdogan[9], bei dem anstehenden Ölembargo der EU - mit seinem Veto droht und dabei riskiert, die Einheit der Europäischen Union zu torpedieren, die EU zu spalten – zur großen Freude Putins, der aus Spaltung setzte und von dem Spalten lebt.

Die triste Bilanz dieser Entwicklungen aus ethischer Sicht: die freien Demokratien des Westens arbeiten immer noch – jenseits der Prinzipien – bei aller den Völkern vorgeplauderten Einheit[10] - mit Despoten zusammen, pragmatisch ausgerichtet, weil sie auf die Mitwirkung der Antidemokraten angewiesen sind; und sie nehmen dabei Mittel in Kauf, die sonst in der Gesellschaft strafrechtlich geahndet werden: Erpressung ist salonfähig geworden!

Der beste Erpresser triumphiert!

Also darf der größte Erpresser der Zeit, Putin, der, schlimmer noch als der „kleine Raketenmann“ aus Nordkorea, die Welt atomar erpresst, noch hoffen?



[1] Das gilt für Putin, aber auch für Erdogan und ökonomisch für Orban ebenso.

 

[2] Vgl. dazu meinen Beitrag zu Putins perfider Kriegführung.

[3] Auch für Kanzlerin Merkel, die daran nicht glauben wollte, und für den damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der sich in Putin täuschte, heute aber keine Konsequenzen daraus ziehen will.

 

[4] Man erinnert sich vielleicht noch an die Deals mit der EU und über Merkel, als der türkische Präsident Erdogan nach Europa strömende „Flüchtlinge als Waffe“ einsetzte, um Milliardenzahlungen der EU herauszuschinden. Lukaschenko hat später diese Methode kopiert und – über Polen – die EU brüskiert.

 

 

[5] Die nach den so genannten Putschversuch Verhafteten wurden von einer Justiz, die nicht unabhängig ist und die nur das tut, was Erdogan vorgibt, zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt und sind heute noch in Haft, darunter auch unpolitische Kulturschaffende und Angehörige von Minderheiten. Das ist in Deutschland und in der EU fast schon vergessen.

 

[6] Die USA machen das Spiel bis zu einem gewissen Grad mit, nach außen moralisch, indem der Kongress Erdogans Türkei die leistungsfähigen Waffen verweigert; dann aber doch, weil der Verkauf der teuren Flugzeuge – nicht anders als das schmutzige Flüssiggas an die Deutschen – Milliarden einbringt, für die Rüstungskonzerne, aber auch über Steuern für den Staat.

 

[7] Die Sache der Kurden, die Schaffung eines souveränen Staates für ein Staatsvolk, das an der Seite des Westens den IS bekämpft hat, ist schon wieder vergessen.

[8] Die „Basar-Mentalität“ des großen Türkenführers nach Atatürk hat sich bereits herumgesprochen in der EU. Erdogan feilscht, er fordert viel, um letztendlich Weniges zu bekommen, mehr als nichts, dafür aber viel Aufmerksamkeit und Resonanz in den internationalen Medien, während die betroffenen Finnen und Schweden sich aus gutem Grund vornehm zurückhalten. Dabei aber bleiben die Prinzipien auf der Strecke, während der Schurke die Maßstäbe bestimmt und die Paradigmen neuzeitlicher Politik.

[9] Orban will Ersatzzahlungen in Milliardenhöhe von der EU herauspressen, falls er bei dem Embargo mitmacht. Ungarn zuerst! Die Ungarn sollen die Kriegsrechnung nicht bezahlen! Damit nützt er Putin, nicht anders als Erdogan, dessen zynisches Handeln Putin gefällt und der Sache Russlands hilft.

 

[10] Putins Krieg hat die 30 Nationen der EU nicht echt „zusammengeschweißt“, wie von der EU-Spitze gerne behauptet; der zerstrittene Haufen wurde nur zusammengetrieben, in die Ecke gedrängt wie die Schafherde vom Hirtenhund.

 

 

 

 

 

 



 

 

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