Alle Jahre wieder - und so, als wäre nichts geschehen!
Merkel in Bayreuth
Merkel in Bayreuth – vom Willen zur Macht zur Götterdämmerung in Berlin oder zu einer neuen Morgenröte?
Traulich und treu ist's nur in der Tiefe:
falsch und feig ist, was dort oben sich freut!
Richard Wagner, Rheingold
Merkel geht nicht nur ins Stadion, wo sie von Zehntausenden gesehen wird und von Millionen am Bildschirm. Sie mischt sich auch unter die Eliten, reist nach Bayreuth, dorthin, wohin es „Wolf“ einst zog, den Führer – und lange dem Führer und dem Reich, auch liberale Bundespolitiker wie den langjährigen Außenminister Hans-Dietrich Genscher, FDP, der oft auf dem Grünen Hügel weilte, um den Spielchen rund um die Macht zu folgen.
Antisemit hin, Antisemit her: wer etwas vom Willen zur Macht lernen will, kann Nietzsche lesen, den Antipoden Wagners auch in Fragen der Musik; oder er kann das verfolgen, was Wagner auf der Bühne in die Welt gesetzt hat, den „Ring des Nibelungen[1]“ in vier Teilen.
Wer die Geduld aufbringt – und Merkel hat diese von Kohl geerbte stoische Geduld, das Sitzfleisch, nach Nietzsche und auf Flaubert bezogen, das Sitzfleisch des Nihilisten – kann an einem Vorabend und drei Tagen viel über Ränkespiele erfahren, über Strukturen der Macht, über Untiefen und Höhen, und über fehlbare Götter, die stolpern, stürzen, die an der Macht scheitern, weil sie das verkannten, was wesenhaft ist und was das wahre Leben ausmacht.
Endzeit?
Götterdämmerung in Bayreuth und in der deutschen Kapitale, Berlin? Oder eine neue Morgenröte?
[1] In diesen Tagen konnte man in der „arte-mediatek“ die Jahrhundertinszenierung von Patrice Chereau aus dem Jahr 1976 bestaunen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Patrice_Ch%C3%A9reau
Nicht anders als Wagner seinerzeit in Dresden, befand ich mich – als in Bayreuth große Kunst dargeboten wurde – im tatsächlichen Kampf, auf den Barrikaden!
Vgl. auch:
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