Die Nutria-Mutter und ihre vier Kinder – in der Welt der Nutria am Fluss (Tauber), Nutria 1
Die Mutter schwimmt zum Bau
Unter dem quer liegen Baumstamm ist die Höhle und Geburtsstätte die vier Nutria-Nachkommen
Die Nutria-Mutter und ihre vier Kinder – in der Welt der Nutria am Fluss (Tauber)
Es war eine Mutter
die hatte vier Kinder
den Frühling, den Sommer
den Herbst und den Winter
Der Frühling bringt Blumen
der Sommer den Klee
der Herbst, der bringt Trauben
der Winter den Schnee.
Kinderlied.
Das Lied, ein altes Lied, ein Kinderlied, kam mir wieder in den Sinn, als ich während meiner Naturbeobachtungen im frühen Lenz des Jahres 2022 eine Nutria[1]-Familie an der Tauber erspähte.
Zunächst sah ich die Kinder: ein, zwei, drei, ja, vier kleine Wesen tummelten sich am Flussufer, in einer Einbuchtung, wo es still war, in der Sonne.
Junge Bisamratten, spekulierte ich und versuchte, einige Bilder zu schießen, aus der Ferne, ohne die Kleinen zu stören. Arglos bewegten sie sich und her, sprangen ins Wasser, kletterten wieder hoch, schwammen hin und her, zu ihrer Behausung in der Nähe unter einem quer im Wasser liegenden Baumstamm. Sie hatten dort ihr Erdloch, ihre Höhle, Ein- und Ausgänge, so, wie ich es bei den Bisamratten oft beobachtet hatte. Doch diese Tierchen waren irgendwie anders. Tage und Wochen vergingen. Ich sah näher hin, viele Stunden an einem Tag, um bald darauf zu kommen, dass hier Nutria hausten. Freundliche Wesen, nahbare Wesen, friedliche Wesen.
Wenn ich etwas näherkam, und ich kam täglich näher und näher an die jungen Geschöpfe heran, flohen sie nicht wie die Bisamratten, die sehr scheu sind und sofort abtauchen, wenn sich jemand naht. Sie blieben und gingen ihren Beschäftigungen nach, knabberten an Wurzeln, fraßen grünstes Gras, spielten miteinander und erfreuten sich des Daseins, arglos, ohne Angst, er könnte jemand kommen, sie stören oder gar umbringen, weil der Mensch sie – nicht anders als die Bisamratte – als Schädling eingestuft und sie alle somit zum Abschuss freigeben hatte.
Während ich das Leben der jungen Nutria-Kinder studierte und in drei langen Monaten viele Tausend Fotos machte – in dieser und in jener Situation, stieß ich in der Presse auf merkwürdige Schlagzeilen über die Nutria-Dezimierung[2] in Deutschland, die mich nachdenklich machten, mich aber auch veranlassten, zusätzlich motivierten, genauer hinzusehen und die freundlichen Wesen aus der fernen Welt des südamerikanischen Kontinents noch genauer zu studieren.
Man hatte diese Gattung vor längerer Zeit hier in Europa angesiedelt, weil man den begehrten Pelz haben wollte, um Mäntel oder Mützen herzustellen. Jetzt waren sie da, sympathisch und dem Menschen kein Feind, lebten ihr Leben, solange sie es konnten, bevor sie, arglos, wie sie nun einmal waren, in eine Falle tappten, die der zivilisierte Mensch und Tierfreund ihnen gestellt hatte, der Jäger oder der Förster, die auch Heger sind – und Nutria-Killer!
Es dauerte einige Zeit, dann entdeckte ich auch die Mutter, und, für einen Augenblick nur, glaubte ich auch den Vater der Kinder gesehen zu haben. Viele, viele Aufnahmen entstanden, während ich über diese Spezies gründlicher nachdachte, im Vergleich und in Absetzung von der so genannten „Bisamratte“, die keine „Ratte“ ist und den Biber, der hier, an der tauber auch haust, herumschwimmt, Mais erntet, Baumrinde und Schilfwurzeln frisst, den man aber nur ganz selten zu Gesicht bekommt und noch viel, viel seltener vor die Kamera.
[2] Niedersachsens Jäger erledigten angeblich 40 000 Nutria in Norddeutschland, weil diese angeblich die Deiche unterwühlten.
Mutter und Kind
Die Mutter ruht aus
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, politischer Essayist,
Naturfotograf, im März 2022
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Copyright: Carl Gibson 2022.
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