„Putins Freunde“ gehen auf Distanz – der reuige Depardieu auf seinem Gang nach Canossa als "Sänger" ebenso wie Diva Netrebko! – Und Schröder?
Verräter an der Freundschaft, am Vaterland?
Schalk Depardieu[1] glaubte einen Humanisten zum Freund gewonnen zu haben, damals, um 2013, noch vor der Krim-Annexion durch Putins Russland! Also packte der Schauspieler von Weltruf, der in Frankreich keine Steuern mehr abführen wollte, seine Habe in den Koffer und zog – nicht ganz so wagemutig wie Columbus im Film – nach Moskau, um dort, neben Edward Snowden[2] und dem ehemaligen deutschen Kanzler Schröder einem Despoten Gesellschaft zu leisten in guter Kumpanei, von einigen tristen Dingen des politischen Alltags wegsehend, von Terror nach innen wie nach außen.
Wer wird einen Clown moralisch messen wollen, dessen Tun politisch werten?
Wie Voltaire seinerzeit den kriegslustigen Friedrich den Großen auf wertete und diesen zu einem besseren Image verhalft, so rückte Depardieu Putin in ein sympathisches Licht, diesen Machtpolitiker, der, nicht weniger machiavellistisch ausgerichtet als ein Friedrich II., zur Macht griff und diese Macht mit allen Mitteln zu erhalten bereit war.
Die Welt nahm es und hin tolerierte es auch, als ein deutscher Kanzler aus der SPD, seine Nation vergaß und als guter Gas-Lobbyist die eigenen Interessen über die Interessen des deutschen Volkes stellte und Deutschland mit seinem Agieren im Energiesektor von Russland abhängig machte, es dem Zyniker der Macht Putin auslieferte.
Und Anna Netrebko, die Diva, längst in er Welt zu Hause und dem neuen Russlands Putins, entfremdet, glaubte noch bis zuletzt als gute Patriotin zu Russland stehen zu müssen, auch noch, als es Krieg gab und die Bilder dieses inhumanen Vernichtungskrieges um die Welt gingen.
Jetzt aber zog sie endlich die Reißleine und kehrte sich von dem Diktator ab, nicht anders als Depardieu in später Stunde, der von Haus aus und als guter Franzose ein aufgeklärter Kopf, ein Freigeist ist.
Bereuen es diese Künstler jetzt, sich – egoistisch motiviert und apolitisch-unsensibel - eine gute Weile im Sonnenlicht eines nicht ganz so hell aufstrahlenden Sonnenkönigs russischer Ausführung gesonnt zu haben? Einsichtig geworden, ist Depardieu ist jetzt zum Gang nach Canossa bereit: Nachdem er Einkehr gehalten und Einsichtig geworden ist, ja, vernünftig, will Depardieu, reuig nach Paris heimgekehrt seine Artischocken und Austern nun allein verzehren oder mit anderen – er will Buße zu tun für die Sünden und das falsche Beispiel, Sühnearbeit leistend, indem er singt – nicht ganz so begnadet wie Netrebko, dafür aber mit Humor und echtem Engagement für eine gute Sache! Drei Konzerte will Depardieu geben – und die Erlöse sollen der Ukraine-Hilfe zukommen und somit dem Volk, das von dem Freund der Künstler aus dem Kreml kriegerisch überfallen und in großes Unglück gestürzt wurde.
Nur Schröder, Repräsentant der Dichter- und Denker-Nation Luthers, Goethes und Kants, immer noch loyal an der Seite des Kriegsverbrechers, bleibt das, was er immer schon war, ein moralischer Versager und ein deutscher Verräter[3].
[1] Vgl. dazu auch die Beiträge, die ich über diesen interessanten Zeitgenossen in diesem Zusammenhang schrieb und hier auf dem Blog publizierte.
[2] Was wird jetzt aus Edward Snowden, fragte ich mich, als der Krieg ausbrach, ohne eine rechte Antwort zu finden. Der Beitrag, den ich dazu schreiben wollte, blieb ungeschrieben, auch, weil zuverlässige Informationen in dieser brisanten Sache fehlen.
[3] Moralisch kritisiere ich Schröders amoralische Kumpanei mit Putin – auch im Bund mit Merkel - seit Jahren. Jetzt aber wird vielen deutschen bewusst, was Schröders Lobbyismus auf dem Gebiet der Erdgasversorgung faktisch bewirkt hat: er hat Deutschland von Russlands Energie abhängig und somit diesen Staat einem rücksichtslosen Gewaltherrscher ausgeliefert.
Putins Schiff Russland wankend in schwerer See;
die Ratten fliehen - der Anfang vom Ende des Putin-Systems?
Berater Anatoli Tschubais, Reformer unter Jelzin, hat Russland verlassen und Schoigu ist abgetaucht!
Er war der Mann, auf den Jelzin setzte, der Reformer, der zusammen mit Boris Nemzow[1] das neue Russland auf Kurs bringen sollte, auf West-Kurs, in eine freie Marktwirtschaft und in eine offene Gesellschaft.
Es sollte nicht sein. Boris Jelzin, mehr um das Wohl der eigenen Nachkommen besorgt, als um das Wohl Russlands, vertraute sein Erbe einem gewissen Wladimir Putin an, nach guter sowjet-kommunistischer Tradition einem KGB-Mann, der es von kleinen Agenten in Dresden zum Chef des in FSB unbenannten russischen Geheimdienst gebracht hatte.
Aus dem Geheimagenten Putin, dem der – schon senile und von mehreren Herzinfarkten gezeichnete, von Wodka anhängige, so genannte „Radikalreformer“ Jelzin im Scheiden noch das volle Vertrauen aussprach – wurde der Präsident der Russischen Föderation; und bald darauf – über „demokratische“ Umwege, aber mit Lug und Trug und einer Reihe von schwer nachzuweisenden Verbrechen – ein Diktator, der jetzt, ungehemmt und längst zum Kriegsverbrecher geworden, in der Ukraine einen Vernichtungskrieg gegen das Volk der Ukrainer führt, aber auch gegen die Russen in der Ukraine, die zu ihrem Staat stehen – und nicht als Russen in Putins Russland leben wollen.
Boris Nemzow, der Oppositionelle überhaupt, der dem seinerzeit aufstrebenden Putin hätte gefährlich werden können, der potenzielle Erneuerer Russlands ist, schon lange tot – unweit der Kremlmauer auf einer Brücke beim Spaziergang mit der Partnerin einfach abgeknallt, exekutiert wie in einem Al Capone-Film. Aus der Welt geschafft vom wem[2]?
Tschubais[3], mit der Macht arrangiert, durfte weiterleben. Jetzt aber, wo der verbrecherische Krieg Putins in der Ukraine seit nunmehr einem Monat tobt, unzählige Opfer auf beiden Seiten fordernd, hat dieser noch als Regierungsbeauftragter Handlanger des Systems das sinkende Schiff verlassen und irgendwo in der freien Welt Zuflucht gesucht.
Ist das der Anfang vom Ende des Putins-Systems? Werden andere, die bisher willig mitmachten folgen?
Putins rechte Hand, der in Russland populäre und medial präsente Verteidigungsminister Schoigu[4], unter dessen Befehl die Invasion in der Ukraine begann, wurde angeblich seit zwei Wochen nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen! Ist er krank, anders krank als Putin, über dessen Geisteszustand nicht nur Geheimdienstler vieler Nationen Spekulationen anstellen, auf eine Ablösung hoffend, auf eine Entfernung Putins von der macht, so oder anders!
Putins Zerfall begann mit dem ersten Kriegstag. Er, der Lügner und Täuscher von Anfang an, der rücksichtslose Machtpolitiker, der – á la Cesare Borgia – alle politischen Rivalen aus dem Weg räumen ließ, der aber Wirken und an der Macht bleiben konnte, weil der in der Tat schwache, moralisch wankelmütige Westen das ermöglichte, hat viele Fehler begangen – der letzte, größte und verhängnisvollste aller Fehler aber ist dieser Angriffs- und Vernichtungskrieg mit „Genozid-Elementen“ gegen das Völkerrecht und die Charta der Vereinten Nationen.
140 Nationen der Welt missbilligen diesen Krieg zum zweiten Mal in der Vollversammlung und stellen sich solidarisch an die Seite der Ukraine, während Putin, der Russland zur Paria-Nation gemacht hat, am Pranger steht und dort, auf dem selbstgewählten Schafott, untergehen wird.
Völker, hört die Signale … auch diese, hier und heute!
Völker, hört auf das Menschenrecht … und stürzt den blutigen Tyrannen, bevor er – als Ungeheuer in Menschengestakt - noch mehr Leben fordert!
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Boris_Jefimowitsch_Nemzow
Boris Nemzow war ein überzeugter Demokrat, ein echter Mann aus dem Volk, ein geist und Idealist, aber auch ein mutiger Mann der Tat und eine Politiker „mit Charisma und Augenmaß“, der beinahe Präsident geworden und Russland – fern von Oligarchen und Korruption - in die Freiheit geführt hätte.
https://www.arte.tv/de/videos/062279-000-A/boris-nemzow-tod-an-der-kremlmauer/
Ein vielsagendes Porträt: Putin liquidiert alle Widersacher aus der Opposition, die ihm gefährlich werden können. Was seinerzeit noch schwerer zu deuten war, erscheint heute in klarster Sicht.
[2] Seinerzeit versuchte ich darauf zu antworten, hier, auf dem Blog, und im Buch: Vom Logos zum Mythos,
wobei ich, noch auf Putins Ratio und politische Vernunft setzend, an einen direkten Mordauftrag aus der Kreml-Spitze nicht recht glauben wollte, obwohl doch alles – gemäß dem „Cui bono“ der Römer – auf Putin hindeutete.
Vgl. dazu den Beitrag weiter unten.
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Sergei_Kuschugetowitsch_Schoigu
Russische Diamanten sind nun „Blutdiamanten“ und auf der Sanktionsliste des Westens gegen Putins Russland
Den Kaviar vom Stör soll der westliche Decadent auch nicht mehr essen! Kein großer Verlust – da bleibt mehr für Gèrard Depardieu übrig, der das schwarze Gold als Vorspeise verschlingt neben einer Garnitur von zwölf Austern. Der Mann der klaren Worte, die auch vulgär sein dürfen, kann dann seine Artischocken verzehren und etwas Wind ablassen, wo Kritik angesagt wäre – als wetternder Raputin gegen Putin!
Vgl. auch:
Rollen-Spiele – Depardieu spielt den Rasputin und vielleicht auch bald den Putin?
Gèrard Depardieu, französische Ikone des filmischen Schauspiels, einer der schon alle Rollen gespielt hat, spielte auch den Rasputin[1].
Wird der Witzbold, der - steuerflüchtig, sagt man – vergnügt in Putins Russland lebt und sein Leben wie Gott in Frankreich genießt, Kaviar vom Stör schlemmend mit dem Champagner von der Witwe, bald auch den Landesvater spielen, Putin, den Tyrannen, nachdem dieser in die Geschichte einging als das, was er ist – und hoffentlich würdevoller als sein wie sein visionärer Vorläufer, der asketische Mönch mit Lust auf Wodka und Frauen, der tragisch im Fluss landete, in einer Zeit der Gewalt eines gewaltsamen Todes sterbend, vergiftet zunächst und dann erschossen?
„Die singende Putzfrau“, Anna Netrebko, scheut die Distanzierung von dem Kindesmörder Putin – vielleicht sollten sich die „Kultur“- „Völker der Welt“ jetzt auch von der Diva distanzieren?
Dekadente Deutsche zahlen hunderte von Euro, um die rote Nachtigall singen zu hören. Was ist das mehr als modische Dekadenz?
Nun, wo sich die russische Patriotin, die gerade nur noch agiert wie ein Spielautomat, mittelmäßig und routiniert ihre Partien absingt – wie an der „Scala“ im „König Lear“ – neben echter Musikbegeisterung auch den Sinn für politische Realitäten verloren hat, also einen Verbrecher Putin stützt, sollten sich die „Kultur“- „Völker der Welt“ jetzt vielleicht auch von der Diva distanzieren?
Vgl. auch:
Gegen „Putins Krieg“ in Thesen – Appelle eines Ohn-Mächtigen aus der Matratzengruft[1]
Die Zeit der akademischen Abhandlungen ist vorüber,
endgültig passé – wie die Zeit der Dreckwerfer im ZDF.
Jetzt kommt es darauf an, Ideen in die Welt abzusenden wie feurige Pfeile, um Schafende zu wecken, um mobil zu machen für etwas, was die einst zivilisierte Welt, inzwischen dekadent geworden, längst eingebüßt hat, für Ethos und Moral, für eigentliche Werte.
[1] Verfasst – oft – am Rande der Erschöpfung.
Der Kampf für „europäische Werte“ tobt in der Ukraine – als „Stellvertreterkrieg“ der geistig-moralischen Art,
wobei die der Bund der Starken dem aufrechten Schwachen das Kämpfen und das Sterben überlässt.
Wenn der gute Schwache tot ist, in der Auseinandersetzung mit dem bösen Stärkeren unterlegen, wird man das edle Opfer würdigen und zur Tagesordnung übergehen, befriedigt darüber, von der Aggression nicht selbst betroffen gewesen zu sein.
Sean Penn, der Hollywood-Star, flüchtet zu Fuß aus der Ukraine, nachdem er sich dort vorbildlich für die Wahrheit engagierte
Anders als „Rambo“ alias Silvester Stallone, der, im wahren Leben viel feiger als auf dem Bildschirm, es seinerzeit nicht wagte, in ein Flugzeug nach Europa zu steigen, als Terroristen die Flugsicherheit bedrohten, dieser wagemutige Sean Penn[1]: er drehte vor Ort und musste fliehen, zu Fuß[2] wie viele tausend vor dem Krieg flüchtende Zivilisten auch; doch er vergaß nicht, der Welt zu berichten, was er erlebt, erfahren hatte, darauf hinweisend, worauf es in diesem Vernichtungskrieg gegen die Zivilbevölkerung der Ukraine ankommt.
Der aktiv vor Ort handelnde Sean Penn – ein Vorbild!
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, politischer Essayist,
Naturfotograf, im März 2022
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Copyright: Carl Gibson 2022.
Das russische Volk verspielt seine Zukunft! Putins Russland, inzwischen eine Diktatur im stalinistischen Geist der alten Sowjetunion mit Angst und Schrecken?
Wer eine Meinung hat und es wagt, diese öffentlich zu äußern, wird abgeführt, abgeurteilt, in ein Arbeits- oder Umerziehungslager gesteckt, ins Gefängnis geworfen, gefoltert, fertig gemacht, gesellschaftlich isoliert, vernichtet. Das gilt für alle, die es wagen, Kritik an der einen Person zu üben, die das Land regiert, die bestimmt, wohin die Reise geht, die über Russlands Zukunft bestimmt, die über Krieg und Frieden entscheidet.
Auch wenn die Struktur der Sowjetunion längst zerfallen ist - der alte Geist der Sowjetunion wieder da, macht sich breit, mit Angst und Schrecken, inkarniert in einem Machtmenschen, der inzwischen mit harter Hand regiert, gleich Stalin, verbrecherisch nach innen und – wie die ganze Welt seit dem Überfall auf den souveränen Bruder-Staat Ukraine weiß – genauso verbrecherisch nach außen.
Putin diktiert, Putin zwingt seinem Volk einen brutalen Willen auf, zieht es mit in den Sumpf des Niedergangs, verspielt auf inhumane, zynische Weise - einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führend - Russlands Zukunft!
Friedensnobelpreisträger Muratow, der wie durch ein Wunder noch auf freiem Fuß ist und noch irgendwie publizistisch agieren kann, hat diese Wahrheit - fast resignativ – ausgesprochen! Jetzt, nach dem Überfall!
Wer wird ihn hören? Ein paar Intellektuelle vielleicht? Junge, noch unverdorbene, nicht ideologisierte Menschen, die, gleich Dostojewski, mit Europa leben wollen und nicht gegen die freie Welt?
Putin, inzwischen zum lupenreinen Diktator mutiert, in einer sonderbaren Metamorphose des zuversichtlichen, sogar guten Anfangs zum offensichtlichen Bösen der Diktatur, duldet keine Opposition, keine Kritik, keinen Widerstand.
Selbstherrlich wie jeder verrückt gewordene Gewaltherrscher, will er der Welt sein krankes Welt- und Menschenbild aufzwingen – mit Terror nach innen, über Krieg und Vernichtung nach außen, drohend schimpfend, lügend, wobei nichts mehr heilig ist.
Putin zündet eine Kerze an und lässt die Waffen sprechen.
Die Popen der orthodoxen russischen Kirche, nicht besser als die Katholiken im Vatikan, segnen wohl auch noch die Waffen im Einsatz gegen das Brudervolk aus Kiew, die eigene Herkunft vergessend!
Ohne bewusst gepflegte Vergangenheit keine Zukunft!
Das russische Volk, teils hinters Licht geführt und verblödet, alter Größe nachsinnend und auf neue Größe, wenn auch unter einem neuen Stalin, hoffend, teils verängstigt und mit dem unmittelbaren Überleben im Alltag beschäftigt, macht mit, nicht viel anders, als die deutschen unter Hitler mitmachten, einen verbrecherischen Führer ermöglichten, um dann auch noch nach dem Zweiten Weltkrieg sich in der DDR der roten Despotie zu fügen, kuschend und sich duckend.
Wenn die Angst regiert, die Einschüchterung des Einzelnen in einem Staat der Geheimdienste und der Repressionen, wie wir sie heute auf Russlands Straßen gegen Menschen erleben, die gegen Putins Krieg auf die Straßen gehen, dann wird die Diktatur wieder möglich!
„Wehret den Anfängen“ kann man im Russland Putins nicht mehr sagen! Nichts anders als im roten China, mit dessen Machthaber Xi Jinping sich Putin inzwischen in einer unheiligen Allianz befindet und der diesen verbrecherischen Bruderkrieg gegen das Volk der Ukraine absegnet, ist die Diktator auf russischem Boden wieder vollendet.
Übermensch Putin - eine frühe Warnung des Philosophen Carl Gibson aus dem Jahr 2012, lange vor der Krim-Annexion, die nicht gehört wurde
Putin Superstar im "Wahlkampf" -
Pose, Assoziationen, Interkulturelles, Farce
Quo vadis, Russland?
Auf in die Demokratie
oder
in eine neue Form der Diktatur?
https://carlgibsongermany.wordpress.com/2012/03/01/putin-bilder-im-russischen-wahlkampf-selbstdarstellung-und-kult/
Eine Opposition gegen den übermächtigen Präsidentschaftskandiaten Putin formt sich, doch sie ist schwach und politisch irrelevat.
Der Wahlkampf des zweifachen Präsidenten Russlands bzw. dessen Regierungschef nimmt groteske Züge an - und kann nur noch humoresk-satirisch wahrgenommen werden.
Putin macht Wahlkampf für die Russen - doch, dem Internet und einigen journalistischen Freiheiten sei es gedankt, wird einiges auch im Westen wahrgenommen, Bilder, die für sich sprechen. Interkulturelle Phänomene, Eigenheiten, Unterschiede werden dabei deutlich.
Putin - in Pose!
Bei genauerem Hinsehen kommen da einige Aspekte zusammen,
die nachdenklich machen, die verdeutlichen,
was Putin ist und was er sein möchte.
Stimmt das Image?
Was machen seine mehr oder weniger professionellen PR-Berater daraus?
Assoziationen werden geweckt - Putin "who"?
Bestimmte Putin-Bilder drängen sich immer wieder auf und prägen sich ein:
Putin - der Kämpfer!
Wer im ehemaligen Restaurant des KGB in Moskau einen Wodka trinken wollte, konnte ihn dort bewundern, den starken Mann und Leistungssportler aus Leidenschaft, als Bild an der Wand mit schwarzem Karate-Gürtel.
Putin - mit der Flinte!
Nackter Oberkörper, Gewehr mit Zielfernrohr - so gefällt er sich - wie Hollywood-Star Rambo, nur in russischer Ausprägung - immer zum Kampf bereit!?
Stalin nahm einst seine Genossen auf's Korn und drückte gelegentlich ab - wenn auch mit dem Stift, während die Diktatoren Gaddafi und Saddam Hussein angeblich manches eigenhändig erledigten.
Putin - der Großwildjäger!
Diese Pose verbindet ihn mit dem roten Diktator Nicolae Ceausescu, der auch auf Bärenjagd ging und, so wird gemunkelt, den Bär erlegte, der vorher betäubt vor die Flinte getrieben worden war.
Putin - der Taucher!
Wer nach Höherem strebt, hat einen Sinn für Tiefe. Nur waren die Amphoren aus dem Meer, die Putin zu bergen vorgab, zu blank poliert, um alle zu überzeugen.
Putin - der Gipfelstürmer!
Wer einmal mit den Gemsen Luft getrunken, der atmet nicht mehr behalglich bei den Unken.
Putin - der Bescheidene.
Auch ein Wolf wirkt manchmal wie ein treuer Schäferhund.
Putin - der Kunstfreund.
Prominenmtenmaler dürfen ihn porträtieren - in Öl und als Zar Peter der Große! Das kündet von historischem Sendungsbewußtsein!
Putin - der Grinsende.
Richtig lachen sah ich ihn noch nie - vielleicht gibt es keinen Grund herzhaft zu aufzulachen?
Putin - der Naturfreund.
Wir erinnern uns: Kanzler Helmut Kohl und der sowjetische Staatschef Michael Gorbatschow im Kaukasus am Fluss - solche Bilder beeindrucken sofort und lange Zeit.
Putin - als Angler.
Ein Menschenfischer ist auch er.
Putin - mit Pferd.
Ein Sympathieträger strahlt auf sein Umfeld aus, auch auf den Reiter.
Putin - Oligarch unter Oligarchen.
Wie viele Milliarden Putin vor der globalen Finanzkrise hatte und wie viele danach ist ( mir) nicht bekannt - aber es kursieren hohe Zahlen.
Putin - der Freund Deutschlands?
Mit Kanzlerin Angela Merkel redet er angeblich deutsch und sie mit ihm gegegentlich russisch?
Das vertieft die deutsch-russische Freundschaft und stärkt den "Dialog"!?
Putin - mit wachem Auge und offenem Ohr.
Was wäre Russland ohne seinen deutschen Berater?
Putin - der Unflätige.
wenn es um die "Feinde Russlands" geht, um Tschtschenen, Georgier, Dissidenten, Auflärer, Oppositionelle, Blogger, Journalisten, dann sind Begriffe wie "Banditen", "Terroristen" noch euphemistische Umschreibungen.
Wer des Russischen mächtig ist, hört da noch ganz andere Ausdrücke des Zornigen heraus - wahre Perlen russischer Sprache.
Auch klare Worte können Freunde schaffen - und Wähler!
Putin - der Macho!
Halbnackt mit Tieren und Waffen in der Natur - wirkt das erotisch?
Auch Frauen dürfen wählen!
Putin - der Retter der Nation!
Was Staatschef Ortega kann, kann ich auch!
Auch wenn Russland keine Bananenrepublik ist, sondern eine wiedererstarkte Supermacht.
Und jeder andere Kandidat kann das nicht.
Schließlich hat US-Präsident Roosevelt auch mehrfach kandidiert und amtiert - aufgrund einer politischen Ausnahmesituation. Die haben wir auch heute - in Russland und in Nicaragua!
Die Auswahl der Posen des vielfachen Machers vor der Kamera könnte fortgesetzt werden. Alles scheint legitim, wenn es dem Endzweck dient - der Macht-Erhaltung über eine dritte Amtszeit als Prädsident Russlands.
Selten war der Wille zur Macht einer Einzelperson so ausgeprägt wie bei Wladimir Putin.
Manches, was über die Bildschirme flimmert und durch die Presse geht,
ist nur für russische Ohren gedacht, kommt aber auch im Westen an,
ungefiltert, für Verblüffung sorgend - wie einst bei Berichten über Diktator Kim in Nordkorea.
Solange kommunistische und pseudosozialistische Dikaturen einen hermetischen Raum darstellten, hatte der Personenkult der nationalen Führer Hochkonjunktur.
Mit Gorbatschow, Glasnost und Perestoika wurde einiges anders, offener, kritischer, transparenter. Liberalismus war auf einmal opportun, im Ökonomischen und im Politischen.
Der Lüge, der Korruption wurde der Kampf angesagt - auch in Russland, sogar unter Putin!
Und nun?
Fällt Russland in alte Strukturen zurück?
Inzwischen hat der russische Kapitalismus gar den westlichen überflutet - ganiert mit allen denkbaren Dekadenzbegleiterscheinungen.
Quo vadis, Russland?
Der Westen blickt geduldig zu und schweigt.
Man kennt Putin, den Staatsmann!
Schlimmere Lösungen wären denkbar.
Putin will drastisch aufrüsten und seiner Wählerklientel aus der Armee den Sold womöglich verdoppeln.
So gewinnt man Wahlen -
tolle Bilder sind nur das schmückende Beiwerk dazu.
Russische und sowjetische Geschichte - die Staatschefs
beginnend mit Lenin,
dann Stalin, Chruschtschow, Breschnew, Andropow, Tschernenko, Gorbatschow, Jelzin, Putin.
Michael Gorbatschow,
für viele Russen ist er der Totengräber der Sowjetunion.
Boris Jelzin, der Förderer Putins.
Jelzin setzte Putin als Nachfolger ein, dafür garantierte dieser Jelzins Sippe absolte Immunität, auch eigentumsrechtliche Unantastbarkeit.
Alles ein Geben und Nehmen, auch im neuen Russland.
Ehemaliger KGB- und Staatschef Andropow
Stalin, der Diktator und Menschheitsverbrecher -
die Stalinhymne erklingt wieder und manche Statue des finsteren Diktators steht wieder am alten Ort.
Restauration des Status quo ante?
Putin machte einiges möglich, auch im Symbolischen.
Die Matroschka-Figuren, Volkskunst vom Feinsten,
bringen manches auf den Punkt -
auch die Geschichte, die kritisch aufgearbeit und nicht verdrängt werden soll.
Harren wir der Dinge und Entwicklungen, die da noch kommen werden.
Die - ach so spannende - Wahl ist schon gelaufen - wie einst bei den Kommunisten.
Nur verzichtet man im Kreml inzwischen auf die magische Unzahl,
auf die 99%!
Fotos: Carl Gibson
Putin als „ethischer“ Philosoph … als Sophist im „Größenwahn“?
Der „große Zampano“ aus dem Kreml beherrscht die „große Klaviatur“, nützt alle Tricks, um in seiner „großen Verwirrung der Welt“ zu seinem Zweck zu gelangen, selbst die Philosophie, die Ethik, man höre und staune, das Gute, um rhetorisch zu glänzen.
Ein paar Einfältige wird er vielleicht täuschen, wenn er, sich auf das Gute berufend, die eigenen „Sicherheitsinteressen Russlands“ als erstrebtes politisches Ziel seines Macht- und Kriegsspiels der zynischen Art ausgibt.
Das Gute als Mittel zum Zweck, als legitimes Mittel zur Vernichtung?
Putin befindet sich mit dieser hochgradig perversen Denkweise des Zynikers des Willens zur Macht á la Machiavelli auf einer Stufe mit dem Papst, der seinerzeit im Namen Christi und der einzig wahren Religion die Katharer als Ketzer ausrottete und die blühende Kulturlandschaft Europas schlechthin, die Provence in eine Todeswüste verwandelte.
Putin, der Hasardeur, spielt inzwischen – enthemmt und mit Lust – wie einer, der nichts mehr zu verlieren hat.
Früher, vom überheblichen Westen – durchaus nicht ethisch - gedemütigt, erniedrigt, beleidigt, genießt er nun seine „große Stunde“ uneingeschränkter Machtdemonstration und somit die eigene, selbstgeschaffene „Größe“ im Wahn, während der – an dem aktuellen Debakel - mitschuldige Westen, allen voran die politisch naive USA, erfahren muss, wohin überhebliche Arroganz der provozierenden Art letztendlich führen kann.
Vgl. auch:
Putin, der Aufwerter – auch ein Großmeister im Schach!?
Die Welt ist eine Bühne – und Putin, der psychologische Kriegs-Führer, nutzt das vorexerzierte Theater, um sein Ding zu drehen, in einer langen Folge von Aufwertungen, die ihm helfen an der Macht zu bleiben und die eigene Machtposition nach innen zu konsolidieren.
Also wird die konfrontative Außenpolitik, die die Welt gerade erleben darf, zum Mittel der Innenpolitik, also ein nützliches Instrument, starke innere Kräfte, die Putins Macht bedrohen könnten, von dem Präsidenten fern zu halten.
Politisch klug und inzwischen machtpolitisch sehr erfahren, bindet Putin diese Kräfte ein, indem er sie öffentlich würdigt, erhöht, aufwertet, namentlich das Militär und den Geheimdienst, jene tragenden Säulen, auf denen die aktuelle Macht des Präsidenten beruht.
Hinter den beiden „Größen“ wird auch noch das Volk der Russen im „territorial größten Land der Erde“ und der „großen Armee“ mit der „großen Geschichte“ erhöht, was ankommt, nachdem der Westen, besonders die Akteure aus den USA, Russland über zwei Jahrzehnte klein zu reden suchten, mit abschätzigen, erniedrigenden Kommentaren, etwa aus dem Mund des US-Präsidenten Barack Obama, der selbst kein großer Präsident war, oder einer Hillary Clinton, die kaltkriegerisch gegen die russische Politik jener Tage agierte, immer bereit, den ideologischen Gegner und deklarierten Rivalen als Supermacht herabzuwürdigen.
Mit - dem politisch naiven Außenseiter - Trump, der, selbst ohne Moral, mit dem Außermoralischen aus dem Kreml „konnte“, gut zurechtkam, der, neben vielen anderen Dingen zum Schaden der USA auch irgendwo die NATO in Frage stellte, schwächte, schien sich das Blatt zu wenden, weg von der sturen Konfrontation, hin zu einer Art Partnerschaft, den neuen Aufkömmling als Supermacht, China, im Visier.
Biden aber stellte die alten – kaltkriegerischen – Verhältnisse wieder her, die Tradition der direkten Konfrontation und den Makrokonflikt, in welchem die europäischen Staaten - und nahezu unbedeutende Länder - wie Ukraine die schwächsten Schachfiguren sind, Bauern, die man gerne opfert, wenn das „große Spiel“ dahinter gewonnen wird oder wenigstens im Remis endet.
„Homo sovieticus“ Wladimir Putin Oder Die drei Gesichter des Januskopfs
Ein moderner Januskopf hat mindestens drei Gesichter, eingesetzt wie Masken, von Situation zu Situation und in wechselnder Gefahr sich wandelnd wie die Farben eines Chamäleons.
Wer ist Putin wirklich? Wo ist sein wahres Gesicht? Ist er doch ein „Sowjetmensch“ alter Schule, groß geworden in der „glorreichen Sowjetunion“ unter der roten Fahne mit Hammer und Sichel, den Klängen der Stalin-Hymne, die sich ihm tief eingeprägt, ihn mitgeprägt hat und die er deswegen restaurierte, aber auch, weil sie als klingendes Symbol das vielen anderen Gebeugten und Geknickten wiederbrachte, was einst die „Sowjetunion“ war? Hängt er noch an der starren Ideologie des Karl Marx, eines Engels und Lenin und einer all- wie übermächtigen Einheitspartei KPDSU, an alten Strukturen der Macht, am KGB als Schwert und Schild der Partei dahinter, an dem Geheimdienst, dem er alles verdankt?
Macht Putin heute in Russland dort wirklich weiter, wo Gorbatschow, der Möchtegernreformer, der „Schwächling“, und danach Jelzin kläglich versagten?
Will Putin, gleich allen Diktatoren, deren Machterhaltung und -ausübung auf dem Militär und dem Geheimdienst beruht, mit dem Geheimdienst, auch noch die Partei zurück, gar die Ideologie der Atheisten und Materialisten, die keinen Gott kennen, aber den rollenden Rubel ehren, wenn er einen Wert hat?
Von alledem will Putin, der der Sowjetunion viel verdankt, fast alles, manches nicht. Weniger von Emotionen, dafür mehr vom Verstand bestimmt, wenn auch nicht immer von der Vernunft, will dieser selbstherrlich über die roten Teppiche im Kreml schreitende Despot, der fast schon mit dem „Übermenschen“ Nietzsches, der Nazis und Stalins kokettiert, auch kein „neuer Mensch“ werden, kein „Homo novus“ des Expressionismus, noch ein „neuer Mensch des Sozialismus“, also ein Kommunist, der mit menschlichem Antlitz auftritt und antritt, um eine neue Gesellschaft zu Formen, in welcher die Ideale der Französischen Revolution doch noch umgesetzt werden. Putin, der in diesem Punkt sehr konservativ ist, erstrebt nur ein Endziel: die Macht! Die absolute Macht!
Der Staat – das bin ich!
Um diese absolute Macht endgültig zu erringen und vor allem auf Lebenszeit zu erhalten, sind ihm alle Mittel recht, innenpolitisch, aber auch außenpolitisch, so, wie er es im „Principe“ des Machiavelli gelesen - und seit seinem Machtantritt über Jelzins Macht-Verdikt auch umgesetzt - hat, bis zum heutigen Tag!
Der Westen, der jetzt mit vollendeten Tatsachen konfrontiert wird, hat Putin kräftig dabei geholfen!
Über krasse Fehleinschätzungen und grobe Fehler am laufenden Band! Das westen machte das Phänomen Putin möglich!
Ein gereizter Bär wird ungemütlich, hebt die Pranken und schlägt zurück, mit scharfen Krallen – Fakten schaffend. Das haben wir jetzt.
Putin ist ein Spieler. Er spielt Schach, im stillen Kämmerlein vielleicht gegen gute Spieler. Er spielt auch das Spiel der Amerikaner!
Er pokert öffentlich mit undurchdringlichem Pokerface und unverzagte Mine.
Und dieser Putin beherrscht auch das Schauspiel, die Selbstinszenierung im Propaganda-Stil und das versierte Schlüpfen in gute wie böse Charaktere je nach besserer oder schlechterer Makrokonstellation.
Kumpane wie Gerhard Schröder kennen das freundliche Erscheinungsbild des Despoten, der manchmal sogar lächelt, sanft und souverän wirkt, wenn er einen Stich gemacht hat. So zeigt sich Putin lächelnd im Umgang mit anderen Antidemokraten und machtverliebten Politikern aus Ost und West, Süd und Nord, mit den Ajatollahs und mit Erdogan, mit Assad und Netanjahu und mit Trump!
Gerne lächelt er im Umgang mit Staatschefs aus Afrika und Asien, wo man, wie zu Sowjet-Zeiten, immer noch neue Freunde finden kann, nützliche Partner, denen man was bieten kann, wenn schon nicht Gold und Geld, dann doch das, was man zur Genüge hat, Waffen, tödliche Waffen.
Selbst im Umgang mit China, dem Erzrivalen bei der Erringung der Weltmacht, im Dialog mit Xi, lächelt Putin, wenn es sein muss!
Es gab Zeiten, da versuchte der Westen in einem Anflug von Großzügigkeit den schwächelnden Zaren eines entstehenden Großreichs mit ins Boot zu nehmen, ins Lager der liberalen Demokratien und Rechtssysteme, gnädig, doch nicht als Gleicher und Gleichen, sondern als Bittsteller, als Minor-Partner, und von oben herab, was misslang. Jene Tage frommer Einsicht in die Notwendigkeiten der Koexistenz sind passé; und Putin, der aus eigener Kraft – noch mehr aber über westliches Versagen in der Weltpolitik – Wiedererstarkte will nun nicht mehr. Also zeigt er in der Auseinandersetzung mit den USA, den Verbündeten und der NATO dahinter, und damit allen, die ihn mehrfach provoziert, ja gedemütigt hatten – seit München 2007, wo er überhört, nicht ernst genommen wurde[1] - sein „ernstes Gesicht“, selbstbewusst und zu allem entschlossen, selbst zum Krieg.
Der auch lächelnd ewig ernste Putin hat noch ein weiteres Gesicht, eines mit „bösem Blick“, das er primär nach innen zeigt, aber auch nach außen, und das immer dann ganz natürlich zum Vorschein kommt, wenn er von den Feinden Russlands spricht, von Banditen, von Terroristen, von Kalten Kriegern aus dem Westen, die innere Kräfte zur Opposition aufstacheln, zur Zersetzung Russlands auf die eine oder andere offene wie subversive Art.
Ein Wesenszug führte Putin, den Zögling der Sowjetunion, der sehr wohl weiß, woher er stammt, in den KGB. Über den KGB wurde er wichtig, bald auch mächtig und groß. Diese alte Struktur, der Putin entstammt, ist – leider Gottes und ungeachtet aller Popen und Patriarchen, mit denen sich der neue Führer aller Russen öffentlich umgibt – immer noch die bestimmende in Russland, angeführt von einem mächtigen Geheimdienst, der sich umbenannt hat, und einem leistungsfähigen Militär, das wieder groß und einflussreich werden will.
Auf diesen beiden Pfeilern basiert Putins Macht! Und keiner weiß das besser, als er selbst.
Wo aber bleibt das Volk, wird sich mancher gute Demokrat fragen?
Abgesehen von den schwachen oppositionell Kräften und den wenigen klugen Intellektuellen, die Putin mit „harter Hand“ bekämpft und erfolgreich in die politische Bedeutungslosigkeit abgedrängt hat, steht die Mehrheit der Russen - vom ukrainischen Boden aus bis nach Kamtschatka - hinter der Machtpolitik Putins, eben, weil das Volk der Russen – nach den schwächelnden Pazifisten Gorbatschow und Jelzin - die „harte Hand“ eines Führenden gut findet, aber auch die Rückkehr zu alter Größe und zu weltpolitischem Gewicht, was in der etwas geschrumpften Grande Nation der Franzosen und in Großbritannien, die ihr Empire einbüßten, nicht viel anders ist.
Der Westen sollte das auch wissen und den Status quo endlich richtig einschätzen.
Auch sollten USA und NATO - bei aller Entschlossenheit, die sie Polen und den Balten schulden, nicht zu viel riskieren, aufs Spiel setzen. Denn Putin ist auch ein Hasardeur, einer, der mit dem Feuer spielt und im Kriegsspiel, gleich Rasputin vielleicht, im Bund ist mit dem Teufel, der ein Feind Gottes und der göttlichen Kreatur Mensch ist!
Eine Überreaktion ist fast schon erreicht – und wenn es dazu kommt, gibt es eine autodynamische Entfesselung destruktiver Kräfte, die nur in die allgemeine Vernichtung, in die apokalyptische Katastrophe führen wird[2].
[1] Mit dem Völkerrecht auf den Lippen, reagierte Putin seinerzeit auf die Völkerrechtsverletzungen der USA im Zweiten Irak-Krieg.
[2] Dieses früher schon verfassten Essay veröffentliche ich aus aktuellem Anlass jetzt schon – in der Entwurf-Form, behalte mir aber weitere Ausdifferenzierungen und Überarbeitungen vor.
Von Putin lernen, heißt siegen lernen
Der Westen hat Putin gedemütigt.
Der Westen hat Putin provoziert und so herausgefordert.
Der Westen hat Putin unterschätzt.
Und der Westen, arrogant, überheblich und politisch naiv, hat sich im Umgang mit Putin sehr viele Fehler geleistet. Fast von Anfang an.
Der Westen, das sind primär die maßgebenden Hauptakteure auf dem Gebiet der Außen- und Sicherheitspolitik, namentlich die USA und mit einem markanten Abstand dahinter, Großbritannien, Frankreich und schließlich – mehr ökonomisch-finanziell als politisch – Deutschland, der außenpolitische Zwerg ohne rechten Einfluss.
Machtpolitisch noch nicht recht im Sattel und noch weit von der Konsolidierung der Macht nach innen entfernt, war der undemokratisch ins Amt katapultierte Putin, der den Niedergang der Sowjetunion unter Gorbatschow und das Chaos im neuen Russland unter Jelzin sehr hautnah erlebt hatte, noch ein Voyeur, als die USA unter Bush, Cheney und Rumsfeld im Irak krieg führten, Saddam Hussein stürzten und die Region destabilisierten, richtungweisend für den so genannten „Arabischen Frühling“, der Jahre danach umgesetzt wurde.
Ohnmächtig und ohne Mittel war Putin dazu verdammt zuzusehen, wie andere Weltpolitik machten, wie Widersacher der alten Sowjetunion und eines neuen Russlands ihre Interessen durchsetzten, während das eigene Volk und der eigene Staat leer ausgingen.
Putin wurde auf globaler Ebene als Minor-Partner behandelt und nicht ganz ernst genommen bis zu dem Tag, als der russische Staatschef auf der Sicherheitskonferenz in München in vielen Fragen Klartext redete und den heuchlerischen Westen mit dem konfrontierte, was Sache war. Die Würfel waren gefallen – und Putin hatte zur Verblüffung des selbstverliebten Westens den Fehdehandschuh in den Ring geworfen, bereit, Farbe zu bekennen und konkret politisch wie militärisch dagegenzuhalten: im Kaukasus, in Georgien, im Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan, schließlich – mit Macht und Konsequenz – in Syrien vollendete Tatsachen schaffend, an denen der Westen, der sich Kriegsherren leistete wie Berlusconi und Sarkozy sowie einen Präsidenten Trump, heute noch laboriert.
Putin ist heute mächtiger denn je! Und wer ihm Respekt zollt oder gar – in Würdigung der erbrachten machtpolitischen Leistungen – diesen Respekt einfordert, der wird, ungeachtet aller bisherigen Meriten für Volk und Staat, in die Wüste geschickt – wie vor Tagen der unglückliche Admiral, der von Bord gehen musste, weil er es gewagt hatte, als Soldat eine Meinung zu haben und diese auch noch öffentlich auszusprechen – und das gegen den Geist, der gerade in Berlin im Lager der Regierenden herrscht.
Was zählt wirklich: das Faktum oder blinde Loyalität und Staatsraison? Der Vize-Admiral weiß es inzwischen!
Putin kann sich bestätigt fühlen, wenn der Gegner ihn wertschätzt. Noch mehr bestätigt ihn das machtpolitisch Erreichte. Nach innen steht er gut da – mit einer wieder aufgewerteten Armee hinter ihm. Und außenpolitisch ist es der neu geschaffene Status quo, wo es Putin gelungen ist, mit der ökonomisch-politischen Expansion Chinas – vor allem in Afrika – gleichzuziehen.
Die Fehler des Westens[1], die das Phänomen Putin überhaupt erst ermöglichten:
1. Der völkerrechtswidrige[2] Zweite Irak-Krieg der USA und der willigen Partner – das war eine Einladung an Russland, aber auch an China, in diesem Punkt gleichzuziehen und – die Bestimmungen des Völkerrechts ignorierend - machtpolitisch-strategische Positionen auszubauen.
2. Die Destabilisierung Nordafrikas im sogenannten „Arabischen Frühling“, wobei – neben Großbritannien – auch Frankreich und Italien über ihre selbstsüchtigen Staatschefs Sarkozy[3] und Berlusconi[4] im Fall Libyens unrühmlich – jenseits von Ethik, Moral und Völkerrecht und die gesamte EU-Außenpolitik diskreditierend – Geschichte der negativen Art schrieben.
Putin, der, bei Gott, kein Idiot ist, sondern ein kluger, sehr versierter Machtpolitiker, musste, um dem Westen die eigene Heuchelei vor Augen zu führen und diese auch immer wieder der gesamten Weltöffentlichkeit bewusst zu machen, nur eine Frage stellen: wer hat Nordafrika destabilisiert, mit welchen Mitteln und mit welchen Folgen?
3. Die Kaukasus-Politik und der Präzedenzfall Georgien als Vorspiel zum Ukraine-Konflikt. Der Kaukasus, eine Region, in der hundert Völker leben, ist seit je her ein „Hinterhof“, eine strategische Interessensphäre der ehemaligen Sowjetunion und nunmehr Russlands, nicht anders als die Staaten auf dem gesamten amerikanischen Kontinent für die USA. Wie die USA in Chile agierte, auf Grenada, in Nicaragua, Venezuela und auf Cuba, so schaltet und waltete Russland im Kaukasus, in Tschetschenien, in Georgien und – als „Friedenstifter mit Truppen“ im kriegerischen Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan. Ungeachtet dieser Machtkonstellation und des Status quo hat der Westen, ausgehend von einer Westorientierung Georgiens, den Beitritt dieses Kaukasus-Staates zum westeuropäischen Verteidigungsbündnis NATO ermutigt – und somit wurde eine politische Illusion ermutigt, die den Einmarsch russischer Truppen zur Folge hatte – und eine Zerstörung der unrealistischen Erwartungshaltung.
Nichtdestotrotz wiederholte sich das Modell im Fall der der politisch wie völkisch auseinanderdriftenden Ukraine, was zu der prekären Situation führte, die wir heute haben, zu einer Krise, die in einen Krieg münden kann.
Was eigentlich der Wissenschaft, aber auch der kritischen Presse Westeuropas auffallen müsste: die gravierenden politischen Fehler des Westens im Umgang mit Putins Russland werden – wie es heißt – „nicht transportiert“!
Über das eigene Versagen und über die Heuchelei dahinter spricht man nicht gern und zieht es vor, Putin zum Buhmann zu machen – und zwar auch noch auf höchst primitive weise, indem man gegen ihn hetzen lässt und Hassprediger[5] auf ihn ansetzt, die von Tuten und Blasen keine Ahnung haben.
[1] Von mir erörtert in dem kaum bekannten, wissenschaftlich nur spärlich rezipierten Werk zur Zeitkritik „Quo vadis, Germania“, publiziert im Januar 2016.
[2] Die Regierung Schröder hat das Problem erkannt, aber – aus Gründen der Staatsraison – trotzdem mitgewirkt.
[3] Die Franzosen leisteten sich einen Präsidenten, der, nicht ohne kriminelle Energie, angeblich 50 Millionen US-Dollar von Staatschef Gaddafi annahm, um damit den eigenen Wahlkampf zu finanzieren, um dann, Spuren der Korruption beseitigend und das eigene Versagen kaschieren wollend, den Wohltäter aus der Wüste mit militärischen Mitteln von der Macht zu entfernen.
[4] Das Schurkenstück des „Cavaliere“ in Libyen hingegen erinnert an das Vorgehen des „Duce“ im Zweiten Weltkrieg, der, um sich etwas von der Kriegsbeute zu sichern, in der Provence mit Eseln einmarschierte, angeblich, weil Panzer nicht zur Verfügung standen.
[5] Eine dieser vom System gemachten und ins zersetzende Rennen geschickten Figuren ist die Pseudo-Dissidenten mit Nobelpreis Herta Müller, eine aufgeblähte Null, die nichts ist und nichts kann als andere beschimpfen. Ich, der angeblich „eingefleischte Antikommunist“ hielt dagegen, als die seinerzeit, vor Jahren, die wilde Kampagne gegen Putin tobte, ohne rechtes Gehör zu finden.
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,
Naturfotograf, im August 2021
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Copyright: Carl Gibson 2022.
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