Freitag, 18. Februar 2022

Alexej Nawalny - Eine russische Biografie!?

 

 

   Alexej Nawalny - "Eine russische Biografie"!?

Vier Jahrzehnte nach meiner oppositionellen Zeit in der kommunistischen Diktatur Ceausescus sitze ich da und sehe zu, wie Putin mit den oppositionellen Bestrebungen[1] – denn von „Kräften“ kann man nach wie vor nicht reden - im neuen Russland umgeht, mit Einzelkritikern wie  

Boris Nemzov [2]und später 

mit Alexej Nawalny - oder mit ganzen Organisationen der Bürgerbewegung, die für Menschenrechte und freie Historiographie eintreten wie „Memorial“[3].



[1] Vgl. dazu den Film-Beitrag:

 

https://www.arte.tv/de/videos/101350-000-A/russland-geknebelte-freiheit/

 

mit vielen Anregungen und Aspekten, eine Dokumentation, die ich sehr empfehle.

 

[2] Vgl. dazu meine Beiträge zu Alexej Nawalny bzw. „Zur Exekution von Boris Nemzov, u. a. in: Vom Logos zum Mythos, 2015.

 

[3] Vgl. dazu meinen Beitrag:

 

 

 

 

 Vgl. auch:

 

Der Fall Alexej Nawalny und die triste Prophetie eines Dissidenten aus kommunistischer Opposition – spielt der Westen mit dem Feuer?  

Ein Beitrag zum deutsch-russischen Propaganda-Krieg der heiß-kalten Art gegen gesunden Menschenverstand und politische Vernunft

 

Man muss kein Prophet sein, um bestimmte Entwicklungen vorauszusagen oder Ereignisse, die eintreten werden, weil sie absehbar sind. Das Gesetz von Ursache und Wirkung ist gnadenlos. Der Zufall spielt zwar manchmal mit und schafft neuen Verhältnisse; doch das sind Ausnahmen. In der Menschenwelt tritt das ein, was man selbst eingebrockt, von langer Hand planmäßig vorbereitet hat, im Guten wie im Bösen. Das Tier handelt spontan, situationsbedingt, instinktiv – der Mensch aber hat das vorausschauende Denken zur Verfügung, das vernünftige Denken, dessen er sich bedienen sollte, das er einsetzen sollte, um zu antizipieren, um Schlimmeres zu vermeiden.

Der Westen fährt seit Jahren einen Konfrontationskurs, jedoch nicht gegen den eigentlichen Feind, gegen das zur ökonomischen wie militärischen Supermacht angewachsene China, in dessen Abhängigkeit man sich längst befindet, sondern gegen Putin.

Dort, wo US-Präsident Trump sich noch zurückhielt, schüren die Westeuropäer ein gefährliches Feuer in einem eskalierenden Konflikt, der ins Augen gehen könnte. Und das auch noch recht schizophren, indem man Geschäftemachen und rechthaberisches Moralisieren miteinander zu verknüpfen versucht, dabei aber Russland, immer noch eine Großmacht im Militärischen, auf plumpe Weise brüskiert.

Putin, der kluge Machtpolitiker, hat bisher mit Langmut reagiert; aber er lässt mit den säbeln rasseln an der Grenze zur Ukraine, Präsenz zeigend und den Willen zur Machtdemonstration.

Und nun der Fall Alexej Nawalny – vom Westen instrumentalisiert und eingesetzt, um Putin zu blamieren, zu diskreditieren.

Mir, seinerzeit, unmittelbar nach meiner Ausreise aus dem kommunistischen Gefängnis als noch aktiver Dissident im Westen existenziell exponiert und mit dem Tod bedroht, erschien die gesamte Entwicklung in diesem Fall – vor allem aber die Rolle des Westens – als ungeheure Provokation, als ein Spiel, eine Herausforderung, in der man einen Menschen ins Feuer schickte, gezielt opferte, um einen propagandistischen, pseudo-moralischen Sieg zu erringen, um, recht billig, über Putin und dessen immer noch unerschüttertes Machsystem in Russland zu triumphieren.

Was prophezeite dieser Carl Gibson genau, was sagte er voraus, nein, nicht von Gott oder höheren Mächten inspiriert, sondern schlicht auf der Grundlage des gesunden Menschenverstandes, des bon sens, dessen sich aufgeklärten Westeuropäer sich nicht erst seit den Tagen von Descartes, Kant und Voltaire bedienen?

In einem knappen Essay, mit der müden Feder eines genesenden immer noch am Rand der Erschöpfung verfasst, schrieb ich, sanft mahnend, warnend, nur das auf, was absehbar war und was in zynischen Machsystemen überall auf der Welt umgesetzt wird, nicht nur in Putin Russland:

„Man wird Alexej Nawalny in einem Straflager umbringen – so oder anders.

Die Welt wird aufschreien, um dann schnell zur Tagesordnung überzugehen.

Alexej Nawalny – eine Nummer, ein geopferter im Namen der Freiheit, um eine Illusion am Leben zu halten.“

Dazu ergänzte ich im weiteren Kommentar:

„Alexej Nawalny hat nicht existenziell agiert, indem er zurückging. Er hat sich ausgeliefert – und die abstrakte Macht wird nach den Gesetzen der Macht agieren: der Einzelne ist nichts, das Volk ist alles – oder, gemäß der Staatsräson, der Staat, das kälteste alle Ungeheuer, an dessen Spitze ein Tyrann steht, ein Zyniker der Macht.“

Diese Situation ist jetzt eingetreten. Kreml-Kritiker Alexej Nawalny kann jederzeit ableben.

Was nutzen da die Drohungen der USA, des Westens? Putin wird unbeeindruckt bleiben und weiter Weltpolitik machen, mit China, mit Indien, mit den armen „blockfreien“ Ländern der Welt, auch auf die Gefahr hin, ganz mit Westeuropa zu brechen. Putin wird auch weiterhin Kriege führen, in Syrien und anderswo, weil es zu den Spielregeln der Weltmachtpolitik gehört, Kriege zu führen. 

 


Carl Gibson, Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, 

im Dezember 2020


Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2021.

 



Vgl. dazu auch meinen hier publizierten Beitrag vom 6. Februar:

Der – mehrfach instrumentalisierte – Fall des Putin-Kritikers Nawalny und die schizophrene Außenpolitik der EU: 

Was gilt: die universelle Respektierung der Menschenrechte oder das Prinzip der Nichteinmischung anderer in die inneren Angelegenheiten souveräner Staaten?  

Eine Analyse aus der Sicht des ehemaligen Dissidenten Carl Gibson


 

Damals, 1979, kurz vor dem Ende der Amtszeit des US-Präsidenten Jimmy Carter, als der Westen noch ein leuchtendes Gesicht und vor allem ein moralisches Antlitz hatte, wurden sie immer wieder eingefordert: die universelle Respektierung der Menschenrechte, allen voran von den USA, von den Demokratien Westeuropas.

Die Diktaturen des Kommunismus, die Sowjetunion, die Ostblockstaaten, Nordkorea, Kuba und die Volksrepublik China, die es auch heute noch so hält, reagierten alle im Gleichklang mit der völkerrechtlichen Parole von der „der Nichteinmischung anderer in die inneren Angelegenheiten souveräner Staaten.

Herren im eigenen Land, machten sie, was sie wollten. China exerziert diesen Zynismus der macht auch heute noch vor – und Putins Russland, wenn auch etwas gewandelt, ebenso, nur subtiler, nicht mehr ganz so krass wie in kommunistischen Zeiten. Schließlich ist Staatschef (de facto schon auf Lebenszeit wie Mao, Ceausescu, Kim oder Tito) Wladimir Putin – gemessen an den steril-unflexiblen Vorgängern im Amt Breschnew, Andropov, Tschernenko, ähnlich Gorbatschow fast schon ein Mann von Welt, einer, der Deutsch spricht, der Deutschland bis zu einem gewissen Grad kennt, aber auch mit der PR-, desinformations- und Deviationsstrategien der Geheimdienstsphäre vertraut ist, mit der professionellen Art, den Westen zu unterwandern, zu manipulieren. US-Präsident Trump war wohl ein Opfer! In den EU-Staaten, vor allem in Deutschland - über eine 5. Kolonne – geht die subversive Wühlarbeit weiter, ohne, dass der deutsche Bürger das recht merken und deuten kann.

Die Spitzen der EU wissen davon und versuchen, dagegen zu steuern doch plump, politisch linkisch, ja, dumm, so, dass der verwirrte EU-Bürger nicht mehr weiß, was eigentlich Sache ist. Ist der Kalte Krieg wieder ausgebrochen – oder was?

Früher, als die kommunistischen Diktaturen Dissidenten ziehen ließen, einen Solschenizyn aus der Sowjetunion in die USA, einen Paul Goma aus Ceausescus Rumänien nach Frankreich, mich nach Deutschland und später Ai Wei Wei und andere aus China, geschah das mit Kalkül, um sich unliebsamer Kritiker zu entledigen, für immer. Eine Rückkehr war nicht vorgesehen.

In Fall Nawalny war das ähnlich: Putin ließ ihn ziehen, in der Hoffnung, dass sein schärfster Kritiker im Westen bleibt – wie lange Zeit Solschenizyn, der erst in das neue Russland heimkehrte, oder Paul Goma, der jüngst in Frankreich verstarb, ohne sein im Jahr 1977 verlassenes Heimatland Rumänien wieder betreten zu haben.

Oder war die spontane Ausreise des – angeblich vergifteten – Dissidenten Andrej Nawalny nur ein Betriebsunfall im Land des Despoten Putin, der seinen Staat wohl nicht mehr ganz im Griff hatte?

Während der Zeit des Eisernen Vorhangs zwischen Ost- und Westeuropa hätte kein Dissident die Sowjetunion oder einen Ostblockstaat ohne das Plazet der Mächtigen aus Partei und Geheimdiensten verlassen dürfen. Und nun- ließ Putin die Ausreise gnadenvoll zu oder ist er am Ende jetzt doch schwach geworden, unfähig die Zügel in den Händen zu halten, das Ruder zu führen?

Wer kann es wissen?

Jedenfalls hat der Westen, nicht weniger machtzynisch als die kommunistischen Tyrannen bis heute, immer wieder versucht, ausgereiste Dissidenten für eigene Zwecke zu instrumentalisieren, sie zu antikommunistischen Propagandaaufgaben einzusetzen. Einige haben mitgemacht, Solschenizyn, auch Paul Goma, wurden bekannt, konnten ihre – literarisch nicht immer wertvollen – Bücher drucken und habe nicht schlecht davon gelebt, während andere wie ich selbst, den Lockruf des Goldes aus prinzipiellen Gründen ablehnten, sich nicht kaufen und einspannen ließen, dafür aber arm und unbekannt blieben, doch mit reinem Gewissen – und im fundamentalen Gegensatz zu obskuren Gestalten, die, aus dem Kommunismus als Kommunisten kommend, nichts zu verlieren hatten wie Scheindissidentin und Plagiatorin Herta Müller, die oppositionelle Tätigkeiten vortäuschten, die Deutschen nach Strich und Faden belogen, aber rücksichtslos absahnten unter stützt aus der Politik und von unredlichen Journalisten großer Medien.

Andrej Nawalny bekam seine Plattform – er konnte sagen, was er wollte, hier im Westen!

Doch wer schickte diesen Mann zurück?

Ging er selbst, weil er - nach der gesundheitlichen Wiederherstellung, der sich anschließenden Genesung und dem Urlaub im Schwarzwald – hier, in der westlichen Welt, mit sich und dem neuen Umfeld nichts mehr anfangen konnte? Das Gefühl kenne ich aus eigener Erfahrung: wenn der Feind wegfällt, entfällt auch der Gegenstand der Auseinandersetzung, die Dissidenz, die Opposition. Für den einzelnen Dissidenten, der sich als Ankämpfender definiert, wird das Leben in Untätigkeit sinnlos.

Lag Alexej Nawalnys Mission in Russland, im Kampf geben Putin?

Wurde er von anderen motiviert, zurückzugehen, um als David gegen Goliath zu kämpfen, um einen, mir gut bekannten, doch aussichtslosen Kampf zu führen? Wurde Nawalny manipuliert?

Wer die Verhältnisse im ehemaligen kommunistischen Machtbereich kennt, wenn mit den Machtstrukturen eines autoritären, ja, totalitären Systems vertraut ist, wird sich die Frage stellen:

Rennt Alexej Nawalny in ein offenes Schwert? Als Gesandter des Westens in höherer Mission? Oder doch nur als Instrument, als Vehikel und Zankapfel, manipuliert und instrumentalisiert, wobei der Tod des potenziellen Märtyrers für Freiheit, Recht, Ordnung, Demokratie vom Westen zynisch in Kauf genommen wird?

Putin ließ ihn schon mehrfach aburteilen von einer Justiz, die nicht anders als in Polen oder auch in Ungarn, der Führung gehorcht. (Auch das habe ich vor vierzig Jahren in der Ceausescu-Diktatur erlebt!)

Der im Schnellprozess Abgeurteilte hat – schon vorverurteilt – keine Chance.

Man wird Alexej Nawalny in einem Straflager umbringen – so oder anders.

Die Welt wird aufschreien, um dann schnell zur Tagesordnung überzugehen.

Alexej Nawalny – eine Nummer, ein geopferter im Namen der Freiheit, um eine Illusion am Leben zu halten.

Alexej Nawalny hat nicht existenziell agiert, indem er zurückging. Er hat sich ausgeliefert – und die abstrakte Macht wird nach den Gesetzen der Macht agieren: der Einzelne ist nichts, das Volk ist alles – oder, gemäß der Staatsräson, der Staat, das kälteste alle Ungeheuer, an dessen Spitze ein Tyrann steht, ein Zyniker der Macht.

 


 

Nawalnys Rückkehr nach Russland kommt einem Selbstmord gleich, denn echte Opposition ist in einer Diktatur unmöglich!  

Eine Analyse aus der Sicht des ehemaligen antikommunistischen Dissidenten Carl Gibson

Und das Land des "lupenreinen Demokraten" Putin ist eine Diktatur, auch wenn die Farbe des Russenstaates nicht mehr explizit rot ist.

Rot oder braun, links oder rechts ausgerichtet: Eine Diktatur ist überall auf der Welt eine Diktatur und die dort eingesetzten Mittel, da spreche ich aus eigener Erfahrung, sind die Instrumente einer Diktatur, zynisch, menschenverachtend, menschenvernichtend.

Putin regiert wie ein Zar, er ist ein Despot, nur klüger als die roten Vorgänger, der modernen Zeit angepasst.

Jetzt aber zeigt der „lupenreine Demokrat“ sein wahres Gesicht!

Er hetzt die Höllenhunde auf das Volk, der repressive Apparat schlägt zu, protestierende Bürger werden verprügelt, abgeurteilt, ins Gefängnis geworfen - wie bei Lukaschenko im Weißrussland, nicht anders als in China.

Nawalny - eine Schachfigur in dem Spiel der Macht!

Wie Putin es zugab: Wenn man ihn hätte umbringen wollen, dann hätte man ihn auch umgebracht, eliminiert, exekutiert, so, wie man alle in den Westen geflüchtete Oligarchen ermordet hat - aus Gründen der Staatsraison, natürlich.

Weshalb ließ Putin Nawalny ausreisen?

Weil er um sein Image besorgt war, nicht anders als Lukaschenko, der die oppositionellen seines Landes in Ausland abdrängte, nachdem er diese in brutalen verhören massiv eingeschüchtert und existenziell bedroht hatte.

Dieses Szenario habe ich mehrfach in Rumänien erlebt, damals, als der angehende Diktator Ceausescu um sein „liberales“ Image im Westen besorgt war.

Wer opponierte, sollte ausreisen und für immer im Ausland bleiben!

Eine Rückkehr war nicht vorgesehen!

Nawalny aber kehrte zurück, obwohl er die Verhältnisse in dem despotischen Russland Putins kannte, obwohl er über Justiz und die Gefängniswelt des GULAG Bescheid wusste.

Lebensmüde?

Wer hat Nawalny diesen Floh ins Ohr gesetzt, zurückzukehren, um den Despoten zu bekämpfen, um als Führungsfigur aufgebaut zu werden?

Eine Illusion!

Diktatoren dulden keine Opposition.

Diktatoren vollenden ihr Werk und lassen töten, von Experten, die die Tat später als Zufall erscheinen lassen.

In einem Gefängnis kann jeder Verbrecher, der nichts mehr zu verlieren hat, schon für eine kleine Gefälligkeit den Mord begehen- was kann der Westen dagegen tun?

Nichts!

Ein kurzer Aufschrei, moralische Entrüstung, dann business as usual!

Die Welt hat andere Sorgen, als über ein Einzelschicksal die Destabilisierung Russlands zu betreiben.

Es war unklug von Nawalny, zurück, in Putins reich zu reisen.

Man wird ihn isolieren, ins Straflager schicken ... noch schlimmeres kann jederzeit passieren.

Und der Westen kann sich nicht einmal mehr auf die Moral berufen, denn die echten Werte wurden längst verspielt.

Nawalny ist für viele aufrichtige Russen keine Identifikationsfigur, dessen politische Ansichten man teilen würde, aber ein Symbol des Aufrechten, der den Mut aufbringt, die Wahrheit zu sagen.

Wenn man dieses Symbol aus der Öffentlichkeit entfernt, zeitweise oder für immer, dann wird es wieder ruhiger werden im Despotenstaat Russland, der von den Diktatoren Lenin, Stalin und den Nachfolgern bis hin zu Breschnew geprägt wurde.

Sacharow wurde isoliert und starb fern der Welt in Gorki.

Der Westen wird Russland nicht verändern können; schon gar nicht durch plumpe Interventionen, indem ein potenzieller Putin-Gegner aufgebaut und ins Rennen geschickt wird.

Putin, der hier im Westen Unterschätzte, wird reagieren - mit Macht und mit den Mitteln der Macht, die ihm noch zur Verfügung stehen.

Darüber hinaus ist die Politik des Westens gegenüber Putins Russland schizophren, besonders die deutsche Haltung.

Entweder - oder!

Entweder

man entscheidet sich für einen Modus vivendi mit dem „lupenreinen Demokraten“ Putin, setzt strategische Prioritäten und erfreut sich gegenseitiger Vorteile im Wirtschaftsbereich, vor allem auf dem Gebiet der Energieversorgung und schafft Versorgungssicherheit durch importiertes russisches Erdöl und Erdgas - auch über die noch zu vollendende Pipeline Nordstream 2 -

oder man setzt auf ideologische Konfrontation, indem man sich einmischt und den Russen sagt, wer sie regieren soll und wie.

Vernünftig ist Merkels Politik in dieser Frage nicht, ja, sie steht im krassen Dissens zu den existenziellen Interessen der deutschen Wirtschaft, die auf die fossilen Energien aus Russland und an sich noch lange angewiesen sein wird.

Zynisch an der Gesamtangelegenheit: gleich einem Himmelfahrtskommando ohne Wiederkehr, schickt der Westen den etwas naiven russischen Oppositionellen in einen Kampf, den dieser nicht gewinnen kann. Denn Putin ist mächtig und noch lange nicht an Ende.

Wir opponierten seinerzeit wie die Neandertaler: sie, die Securitate und der Repressionsapparat, hatten alles - und wir hatten nichts. Der gewisse Rückhalt im Westen, für den ich im Vorfeld gesorgt hatte, unter anderem bei der UNO, war eine Illusion. Das wir davonkamen und - nach dem Gefängnis - überlebten und ausreisen durften, im Westen aber nicht eliminiert wurden, verdanke - ich zumindest - der Gnade und der Einsicht einer roten Diktatur, die nach außen hin mit humanem Antlitz auftreten wollte.

Ich befürchte, Nawalny, der in das Feuer geschickte – und nach meiner Auffassung gezielt verheizte - Held auf Zeit, wird keine zweite Chance bekommen, die „Charité“ in Berlin wiederzusehen, die dunklen Wälder des Schwarzwalds, wo er noch unlängst Urlaub machte und die vielen „netten“ Deutschen.

Wenn Nawalny letztendlich scheitert, dann liegt ein großer Anteil an diesem potenziellen Scheitern bei denen, die diesen neuen Sputnik - entgegen jeder politischen Vernunft - auf die Umlaufbahn brachten.

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