Samstag, 10. September 2022

Ein Leben zwischen Pferden und Hunden – ein königliches Leben?

 

 

Ein Leben zwischen Pferden und Hunden – ein königliches Leben?

So hätte es die Queen gewollt – und so war es auch für sie vorgesehen gewesen: eine aristokratische Existenz irgendwo auf einem Landsitz in England, als Heimchen am Herd, gut deutsch oder auch englisch, mit den obersten Werten Kinder, Kirche, Küche und einer überschaubaren Zahl an Domestiken für sonstige Tätigkeiten, nur von Hunden umgeben und mit Pferden beschäftigt.

Pferde und Hunde standen der künftigen Monarchin vielleicht sogar noch näher als der Gemahl und große Schar der Kinder!? Ja, man konnte den Eindruck gewinnen, dass sie selbst am glücklichsten war, für einen kurzen Augenblickt enthemmt aufblühte, als ihr Pferd bei einem großen Rennen als erstes durchs Ziel lief!

Doch es sollte nicht sein, es kam anders. Der Vater König – und nach dem frühen Ableben des Vaters wurde aus Elisabeth, der Königstochter, mit der man vor Jahren in der Erbfolge noch nicht gerechnet hatte, eine leibhaftige Königin, Elisabeth II., eine Dienerin des Staates, die nunmehr das persönliche Glück und das Glücklichwerden der eigenen Familie den Interessen des Staates unterordnen sollte und musste.

Elisabeth II. hat dieser Erwartung entsprochen und sich den Geboten und Notwendigkeiten der Staatsraison unterworfen – das Ergebnis davon war eine unglückliche Familie und, als Privatvergnügen, ein verkümmert-kummerhaftes Leben mit Pferden und Hunden, wobei ihr der Prinzgemahl Philipp ihr ebenso loyal zur Seite stand wie die Schar der Kinder – alle gefügt in die Pflicht.

Ein Opfergang!? Ist dabei wenigstens Großbritannien glücklich geworden? Hat der Staat prosperiert? Und hat man es den Royals letztendlich gedankt – oder bleiben sie alle in ihrem Unglück allein?

 

 

 



 


Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, politischer Essayist,

Naturfotograf, im März 2022



Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2022.

 

 

 

 

Die Queen – moralische Instanz in unmoralischer Zeit

Das Volk braucht etwas, zu dem es hochblicken kann, gerade dann, wenn es niedergedrückt und hoffnungslos am Boden liegt, ohne Perspektive, ohne Hoffnung auf bessere Tage und eine glückliche Zukunft!

Religiöse Menschen haben einen Gott, zudem sie hochschauen; oder viele Gottheiten, verehren die Natur als Gottheit – und wenn sie keine Götter über sich dulden, dann schauen sie zu lebenden Göttern hoch, zu Staatschefs und Politikern, die sich friedlich geben, obwohl es Despoten, gar Diktatoren sind oder als „lupenreine Demokraten“ die sich martialisch geben und über souveräne Nachbarstaaten herfallen, um ganze Völker auszurotten wie einst im Alten Testament.

Zu wem schaut der Deutsche hoch, der geläuterte Deutsche nach Hitler, der nun gut ist und gut bleiben will, dem Ethos und der Moral verpflichtet, brav und folgsam in Dienst seines Staates unterwegs?

Schaut er zu Christian Wulff hoch, zu dem Präsidenten aus christlichen Reihen, der im hohen Amt und als erster Mann im Staat schnell reich werden wollte, um sich ein bescheidenes Häuschen zu leisten, das er mit seiner lieben Frau bewohnt?

Schaut er zu Horst Köhler hoch, den man – nach vielen guten Taten für Volk und Staat – schäbig aus dem Amt jagte, um ihn in die Wüste zu schicken, nur weil er den Stallgeruch nicht angenommen hatte, noch annehmen wollte, den Bocksgeruch der Politik, der auch gegen den Wind stinkt und den Wanderer zu Umwegen veranlasst?

Manche, die nicht genau hinschauten, schauten einst zu Richard von Weizsäcker hoch, selbst ich als Historiker, wobei auch ich immer den Vater des Präsidenten aus der CDU hätte sehen müssen, Ernst von Weizsäcker, den Staatssekretär im Auswärtigen Amt Hitlers, der dort – nach Ribbentrop – der mächtigste Mann im Ministerium war, wahrscheinlich mitverantwortlich für den hochgeheimen Hitler-Stalin-Pakt, der die Aufteilung Polens nach dem Überfall von beiden Seiten vorsah?

Nicht nur die Amerikaner haben es besser – auch die Briten hatten es besser als die - nach zwei verlorenen Weltkriegen - schwer gedemütigten und geknickten Deutschen!

Sie hatten eine Queen - und sie konnten zu einer Queen aufschauen, die – von der Herkunft her – eine Deutsche war, eine aristokratische Deutsche wie der Prinzgemahl Philipp auch, die aber ihr Deutschsein demonstrativ abgelegt hatte, um sich und ihrem Haus eine neue Identität zu geben unter dem Namen „Windsor“ – und das aus Gründen der Moral, sich von dem absetzend, was aus den Deutschen ein unmoralisches Volk gemacht hatte.

15 Premierminister hat Queen Elisabeth II. erlebt, teils ins Amt berufen – bis hin zu Liz Truss zwei Tage vor ihrem Ableben; und sie hat  diesen Politkern das Los der konstitutionellen Monarchie anvertraut, stets neutral, ohne Partei zu ergreifen, ohne sich in die politischen Abläufe und Alltagsgeschäfte einzumischen, stets im Vertrauen auf das Geschick der Premiers und auf deren Moral, die nicht immer gegeben war.

Was machte Boris Johnson aus der Downing Street Nr. 10 – eine „Jauchegrube“[1]? Waren die kriegführenden Premiers Margret Thatcher und Tony Blair immer moralisch und integer?

Die Queen aber zeigte Haltung und Flagge bis zuletzt, auch als die Politik des Königreichs versagte und sogar die eigene Familie, die auch nur aus Menschen bestand und besteht – sie hielt das Fähnchen der Moral aufrecht – über das „annus terribilis“ 1992 – hinaus, bis jetzt, auch in unmoralischer Zeit.

Das müssen auch die Kritiker des monarchischen Systems anerkennen – diese Haltung macht die Queen groß; und mit ihr die Insel und das Volk, für das sie steht. Eine moralische Nation ist immer, selbst im Niedergang, auch eine große Nation.

Die Vereinigten Staaten von Amerika, die Trump zum Präsidenten machten, haben das, woran sie sich ein Beispiel nehmen und sich künftig orientieren sollten, noch nicht so recht begriffen, aber auch die Deutschen nicht, die sich von Wendehälsen regieren und von Heuchlern international repräsentieren lassen, obwohl die ersten Figuren im Staat Ethos und Moral mit Füßen treten, indem die die Lügen fördern und kommunistische Stützen der Diktatur ehren!

Da lobe ich mir die Queen, die zwar auch einen Ceausescu empfangen hatte und durch Londons kutschieren ließ, als der kleinkarierte Schuster noch kein Diktator war, die aber doch zu unterscheiden wusste zwischen Mensch und Schuft oder Pferd und Hund.



[1] Vgl. dazu meinen Beitrag zu Boris Johnson.

 

Vgl. auch:

 

„In Liz We Truss“ – mit „englischem Humor“ in trister Zeit und Zweckoptimismus selbstmotiviert in Britanniens Zukunft – a fresh start?

In der Tat – die Engländer haben ihren sprichwörtlichen Humor bewahrt – und sie gehen sie nun an, die Zukunft nach dem Brexit in eine neue Zeit, die souverän sein soll und wieder groß! Neben dem wiedererstarkten „America“ nun ein auch wieder mächtiges „Britannia“?

Illusion oder Wirklichkeit? Was ist noch realistisch, machbar, in den USA und auf der grünen Insel?

Fakt ist: Liz Truss befindet sich in der gleichen Situation wie Olaf in Deutschland – sie hat die Hinterlassenschaften des jovialen Amoralisten Boris Johnson geerbt und muss nun alles ausbaden, so, wie Kanzler Schuf das auslöffeln muss, dass er – einige Zeit an der Seite der Kanzlerin – zusammen mit Merkel eingebrockt hat.

Auch Liz Truss war als Außenministerien im Kabinett Johnson mit involviert, als Steuermann Johnson die Wellen regierte, mehr schlecht als gut, mehr Hasardeur und Spieler als nach den Geboten des guten alten „common sense“, dem die Briten so vertrauten wieder der Moral, die sie – als traditionell der Stoa verpflichteten Staatleute und im Einklang mit der Haltung der Queen durch die Zeiten – sehr hoch ansetzen und auch politisch durchzusetzen suchten, bis zuletzt, an der Seite der USA und der EU in der Ukraine gegen Putins Angriffskrieg.

Liz Truss hat also verhindert, dass ein Inder Großbritannien regiert, was eine Ironie der Geschichte gewesen wäre und ein sehr später Triumph des Mahatma Gandhi, dessen Prinzip des gewaltlosen Widerstands sich somit über die mit Kriegsschiffen durchgesetzte Machtpolitik des Vereinigten Königreichs erhoben hätte. Also darf die unscheinbare Liz Truss, nach einer Metamorphose aus der Labour-herkunft zur strammen Konservativen, dort weiter machen, wo Boris Johnson, der schon an seiner Wiederkunft strickt, aufgehört hat. Wunder wird es geben – und man muss froh sein, wenn die Briten in dieser kritischen Zeit die Kurve kriegen und weite Teile der Bevölkerung, aus der Krise kommen, ohne zu verelenden, ohne zu scheitern an Energiekosten, die der kleine Mann dort nicht mehr stemmen kann. Die Queen, die moralische Instanz auf den britischen Inseln seit Jahrzehnten – auch in unmoralischer Zeit – ist tot. Also blicken die Briten zu Liz Truss hoch, hoffen auf Liz, im bitteren Ernst, aber auch mit Humor – ganz im Sinne jenes Wortes, dass ein feiernder „Cockney“ aus London zu Silvester 1991 in Eastbourne zu mir sprach, dem frisch Exilierten, damals, als ich wahrhaftig nichts zu lachen hatte:

„Solange du deinen Humor behältst, ist nichts verloren!“

Das gilt nun für die ganze grüne Insel, auf der nun mein Namensvetter als „Charles III.“ endlich König geworden ist.

 

 

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen