Entwurf:
Gute Tiere, böse Tiere – gute Völker, schlechte Völker?
Aus jüdisch-christlicher Sicht ist das wohl so? Was dem Menschen nützt, ist gut, was dem Menschen schadet, ist schlecht.
Weil das im Alten Testament so festgelegt wurde, von wem auch immer, und die Autoren des Neuen Testaments die hierarchischen Vorgaben der alten, „heiligen“ Schriften in diesem Punkt nicht korrigierten, blieb der selbstherrliche Sünder Mensch die Krone der Schöpfung. Also werden alle als nicht gut eingestuften Tiere, die es in der Schöpfung auch gibt, von Gott geschaffen, bekämpft, dezimiert, ausgerottet wie böse Krankheiten und Seuchen – und böse Menschen auch, Abtrünnige, Andersdenkende, ganze Glaubensrichtungen, Stämme und Völker, vor allem Naturvölker, von der Welt der Kultur und Zivilisation „der Natur entnommen“.
Weil andere, für die das Bibelwerk keine Gültigkeit hat und keinen Wert, manches anders sahen, etwa die Indianer, die nicht grundlos töten und kein Leben sinnlos vernichten wie etwa die Büffeljäger in Nordamerika oder die Krokodile abknallende Briten in Kenia, wurden diese Ureinwohner des gesamten amerikanischen Kontinents gleich mit ausgerottet, so, wie man heute die Nutrias und Bisamratten bei uns ausrottet, im guten alten Europa.
Abschuss, Fallen, Gift – jedes Mittel ist recht, um vermeintliche Gegner und Feinde aus der Welt zu schaffen in selbstgerechter Arroganz.
Der jüdisch-christliche Mensch – und mit ihm alle aus dieser Weltsicht emanierenden Sekten: sie alle glauben, im Geiste Gottes zu handeln, versündigen sich aber, gottlos geworden, an der höchsten Gottheit überhaupt, an der Natur, Tiere vernichtend und andere Menschen wie Völker mit den „bösen“ Tieren.
Gift gegen Fluss- und Teichbewohner?
Über das Fressen und das Gefressenwerden
Die - noch - Überlebende :
Junge Bisamratte im Teich.
Das Überleben dauerte einen Tag. In den Folgetagen sah ich sie nicht mehr.
Leben und Sterben am Teich:
Vergänglichkeit - Tod und Leben liegen in der Natur eng beieinander
Tote Bisamratte - vergiftet?
Fressen und gefressen werden
Während ich der Fährte des Bibers zu folgen glaube, stoße ich auf ein braunes Fell im Gras.
„Ein junger Biber?“
Das frage ich mich - und sehe den Schwanz! Also eine „Bisamratte“, ein ausgewachsenes Exemplar.
Ist es die Mutter der junge n Bisamratte, da unten, im Teich, jenes scheuen Geschöpf, das die ich gelegentlich sah, wenn ich vorbeikam?
Bedächtig taste ich mich heran. Noch liegt sie gut gekühlt im grünen Gras, fast überdeckt von Grün. Noch sind keine Aasfliegen zu sehen; nur eine rotbraune Schnecke klebt am toten Leib, eine Nacktschnecke die auch Aas vertilgt alles, was verrottet und verfault, auch Hundekot. Sie hat den Kadaver vor mir entdeckt und versucht nun, etwas davon abzubekommen. Tod und Leben im Kreislauf. Der Tod der einen Kreatur fördert das Leben der anderen, der kleineren Brüder. Indianer und Buddhisten hätten kein Problem mit diesem Absterben – und deutsche Jäger und Fallensteller auch nicht!
Der Tod kam plötzlich - während des Nagens. Makaber: Der Pflanzen-Stiel steckte noch zwischen den Zähnen! Einer Wilden Möhre oder Schierling? Vergiftet? Die Wilden Möhre aber ist nicht giftig! Der Schierling schon! War auch hier Menschenhand am Werk, wie einst bei Sokrates?
Mit einem Stock wende ich den Kadaver, sehe die Glieder, die Füße des emsigen Wasserbewohners mit den scharfen Nägeln, die ebenso geschliffenen Zähne, die bei den Nutrias und den Bibern orangefarben sind.
Woran starb das Tier?
Wohl werde ich es nicht herausfinden; es wird ein Rätsel bleiben.
Nachsinnend sehe ich mich um, sondiere die grün-bunte Wiesenlandschaft mit dem gelben Löwenzahn und den lila aufblühenden Brennnesseln – nicht weit vor mir, kaum fünf schritt entfernt,
die Kanada-Gänse, die, wieder mit der Welt versöhnt, friedlich grasen. Bald schon werden sie ihre zweite Balz aufnehmen nach der verlorenen Brut durch das Hochwasser, ein Nest bauen Eier legen, brüten, ihre Art erhalten.
Dann ein kurzer Blick nach unten, in den Teich, wo sich gerade etwas regte.
Wer schwimmt dort unten?
Eine junge Bisamratte - das Kind der Mutter?
Vielleicht, sogar wahrscheinlich!?
Es wird jetzt allein zurechtkommen müssen!
Das geht!
Die Natur hat alles gut eingerichtet, hier, auf der fetten Wiese. Das Gras wächst prächtig - und der Tisch ist gedeckt, für die Gänse und für die Bisamratten, die Gras fressen wie die Nutrias.
Nur Nutrias kann man durchaus auch verzehren!
Was man schon lange in Ostdeutschland wusste, hat sich inzwischen auch im Westen herumgesprochen!
Wurden die Nutrias also deswegen so vollständig „der Natur entnommen“, wie es - mehr pervers als euphemistisch - in verblödeten Journalistenkreise heiß!?
Die Bisamratte isst niemand!
Also darf da scheue Tier weiterleben, während die nahbaren, menschenfreundlichen Nutrias längst gekocht, gebraten, mit Genuss verzehrt und verdaut sind, ganz im Geist der Biodiversität und der Artenvielfacht in einer - im Bereich der Fauna - nicht unbedingt üppig ausgestatteten Region Tauberfrankens.
Stunden später, während die Gänse ihre Balz aufgenommen haben, sind inzwischen auch die Aasfliegen vor Ort - und am Werk.
Wird ein Fuchs das tote Tier davontragen? Eine Krähe, die Elstern? Ich werde nachsehen!
Ein Trost: unten, im Teich, geht das Leben weiter.
An einem anderen Teich, kaum drei Dutzend Schritte weiter, hat eine Stockente sechs Küken ausgebrütet und sucht jetzt Schutz in der wilden Flut des Flusses, der viel zu schnell fließt und alles mitreißt, die Insel und die Kreation, Gelege, Eier, Entenküken!
Vgl. auch:
Neues Leben am Bach und am Fluss
Die Bisamratte errichtet einen Damm gegen das Hochwasser im Bach und schützt so den Eingang zur Behausung
Kanada-Gänse
12. März 2023
Die kleine Nutria vor der eigenen Haustür ... unter der alten Weide am Fluss
Junge Nutria der zweiten Generation an der Tauber
Die Nutria und der Naturbeobachter.
Nutria[1] – Hundert Tage Nutria-Beobachtung am Fluss: Von den ersten Tagen nach der Geburt bis in die Selbstständigkeit oder in die Falle
Nutria[1] I – Hundert Tage Nutria-Beobachtung am Fluss: Von den ersten Tagen nach der Geburt bis in die Selbstständigkeit oder in die Falle
Im Hintergrund - die Nutria
Die Entgegenkommenden
Die Mutter und die Kinder
Mehr:
Die Nutria und der Biologe
Biologen gibt es, deutsche Biologen, studierte Leute mit Diplom, die eine Nutria[1] nicht von der Bisamratte unterscheiden können.
Wenn man sie fern im Fluss dahinschwimmen sieht, geblendet von der Abendsonne vielleicht, dann ist es in Tat nicht einfach festzustellen, wer sich da fortbewegt, eine Bisamratte, die keine Ratte ist, eine Biberratte, also eine Nutria aus Südamerika oder gar ein Biber, der aus Kanada kam, aus Sibirien oder der die Rhone heraufschwamm bis hierher an die Tauber.
Bei näherer Betrachtung jedoch, was bei den scheuen Bisamratten nicht oft möglich ist, werden die Unterschiede sehr deutlich, über Merkmale, die ein akademisch ausgebildeter Biologe kennen sollte, auch wenn er sich seit langer Zeit anders betätigt und sich von der echten Natur inzwischen entfernt hat.
Eine Entschuldigung ist schnell gefunden: Nutria sind nun einmal keine heimischen Tiere, gehören nicht zur Fauna der Region und Deutschlands; und schließlich bekommt man sie so selten zu Gesicht, vor allem dann, wenn man nie an den Fluss geht, sondern sich die Natur im Fernsehen ansieht, so, wie sie von anderen erlebt wurde.
Der Biber während des Hochwassers in der Tauber - 3 Jahre Biber-Beobachtung bei Wind und Wetter: ein gutes Dutzend Bilder!
Hochwasser in der Tauber - der Biber hat die Burg verlassen und schwimmt durch die Wogen
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, politischer Essayist,
Naturfotograf, im März 2022
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Copyright: Carl Gibson 2022.
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