Samstag, 23. September 2023

Absolute Freiheit? Arm, aber frei!

 

 

 

Absolute Freiheit? Arm, aber frei!

Immer wieder sehe ich Menschen, die ihre gesamte Habe in einem Supermarkt-Einkaufswagen vor sich herschieben; vor längerer Zeit in Worms, im Herzen der Stadt, und jüngst, hier, an der Tauber, wo eine Frau auf einer Brücke unterwegs war, wohin auch immer.

Wie stark muss der Freiheitswille dieser Obdachlosen sein, der sie in einer solchen Lage verharren lässt, immer exponiert, stets auf Wanderschaft, das - jederzeit mögliche - Scheitern im Sinn?

Oder ist es nur die nackte Not, die diese Ärmsten unter den Armen im elenden Sein gefangen hält?

 

 

 

 

 Vgl. auch:

 

Steinmeier und die Obdachlosen – politisches Mitleiden und viel Empathie in der die Zeit des Kaltduschens und in die Zeit der Waschlappen! Saubere Fernseh-Bilder für das Volk!

Es sah aus wie im Zirkus, auf der Bühne oder bei Ronald Reagan in Hollywood: Steinmeier, der Wiederwählte aus dem schoss Bellevue, steht hinter dem Tresen wie ein Wirt im Saloon und bewirtet, unterstützt von der liebenden Gattin, der er – publikumswirksam in Liebe und von Nächstenliebe erfüllt - eine Niere gespendet hat, eine – wohlhandverslese – kleine Gruppe Obdachloser aus Berlin und Umgebung!

Beeindruckende Bilder für die Kamera, gut inszeniert wie seinerzeit in Kalifornien, als Ronald Reagan, ein Ausbund des Guten und Gerechten, für Amerika und die selbstgefälligen Amerikaner der Sherriff spielte. Ronald Reagan wurde so populär und irgendwann ein strammer US-Präsident, der sich – dank Gorbatschow - vom Falken zur Friedenstaube wandelte.

Steinmeier, der Erste Mann im Staat der Deutschen, weiß, wie Bilder wirken – und einfühlsam, wie er nun einmal ist, lässt er den Bildern ihren gesteuerten Lauf und serviert Kaffee, nicht viel anders, als Joachim Gauck, der Mann Gottes, der Kommunisten ehren ließ, mit einer notorischen Lügnerin und grottenschlechten „Literatin“ mit zugeschanztem Nobelpreis auf Schloss Bellevue Tee trank! Für die Massen, für das Volk, das glauben soll, was von oben kommt, ganz egal, ob die Botschaft ethisch-moralisch fundiert ist, der historischen Wahrheit und den Fakten entspricht oder auch nicht!

Steinmeier, einfühlsam wie immer und von besonderer Empathie getragen, wenn es um das Leiden der armen Obdachlosen geht, hat als Schenk weiße Gummihandschuhe an, damit nicht eventuell ein Bakterium überspringt von den frisch Geduschten, die noch einmal warm duschen durften, bevor die Zeit des Kaltduschens anbricht in die Zeit der Waschlappen!

Steinmeier will rein bleiben, sauber und gesund – rein wie das Gewissen und die weiße Seele der Sünd-losen oder die gar lupenreine Weste der Politiker wie Pfaffen, der Kinderschänder und Päderasten, die Wasser predigen und Wein trinken!

Steinmeier, der Vielbeschäftigte mit den vielen Terminen, nimmt sich Zeit für die Ausgestoßenen, für die Geschundenen, für Menschen, die ohne Heim und Herd auskommen müssen, für Menschen auf der Straße, die dort sind, weil die Gesellschaft sie nicht auffangen konnte, weil es keine Wohnungen gibt für ein menschenwürdiges Leben für alle in diesem immer noch reichen Deutschland, das seit Jahrzehnten schlecht regiert wird, von Leuten wie Steinmeier, der unter Schröder an „Hartz IV“ verantwortlich mitwirkte[1].

Steinmeier nimmt sich die Zeit, einen Tag im Jahr, vielleicht aber auch nur einen halben, um sich in kleiner Runde mit den Betroffenen auszutauschen, um Sorgen aufzunehmen, um „wertvolle Anregungen“ zu geben wie einst Parteichef und Diktator Ceausescu im Kommunismus: schließlich will er aus erster Hand erfahren, was an der Front los ist – und auf der Straße!

Denn wenn die Revolte kommt, die Erhebung, der Aufruhr der Massen, wie seinerzeit in Paris am Vorabend der Revolution, dann wird sie dort ausbrechen, wo die Not am größten ist, gerade in einem Staat, dessen Grundgesetz verkündet: Die Würde des Menschen sei unantastbar![2]

Eine Chimäre, eine Fiktion, eine fromme Parole? Fromm wie der Gesichtsausdruck des Frank-Walter Steinmeier, der vielleicht Pfarrer hätte werden sollen – und der verlogene Gauck, Mann Gottes auf Erden und Prediger des Gotteswortes von der Kanzel herab, Politiker!?

Angeblich kennt sich Steinmeier mit Obdach-losen aus, auch mit Arbeits-losen, ist mit dem Los der vielen vertraut, die vom Staat leben und von dem Geld, das von anderen erwirtschaftet wurde und in der Solidargemeinschaft umverteilt wird, gerecht ungerecht, und, typisch für die Leistungsgesellschaft der freien Markwirtschaft, auch ohne jede Leistung und Gegenleistung für das empfangene Almosen-geld, das zur Führend einer würdevollen Existenz in einer reichern Gesellschaft mit vielen Verpflichtungen und Erwartungen nicht reicht.

Wie ich aus dem deutschen Fernsehen, das die wohl inszenierten Bilder für das Volk unkritisch transportiert hat, danach so nebenbei erfuhr, soll Bundespräsident Steinmeier über das Thema „Obdachlosigkeit“ promoviert haben.

Eine großgeistige Leistung? Über Themen diese Art kann jedermann schreiben, auch einer, der geisteswissenschaftlich nicht viel zu melden hat – und der sich verachtet von den Kommilitonen – ein leichtes[3] Thema wählt, um ohne Mühe – wie die Mediziner, denen man den Doktorgrad hinterherwirft – seine Promotion, eine Voraussetzung für einen guten und gut dotierten Job, hinter sich zu bringen.

Wie auch immer: Steinmeier hat gehandelt – und er hat ein Zeichen gesetzt, im Appell an das Miteinander, ohne jedoch darauf explizit darauf hinzuweisen, dass viele Menschen - in dem inzwischen 85 000 000 Einwohner zählenden Deutschland – die Zahl schwankt zwischen 300 000 und 400 000 - auf der Straße leben, arme Menschen, deutsche Staatsbürger und Fremde, die ohne Heizung und Dusche auskommen müssen, gerade in der nun anbrechenden kalten Herbst – und Winterzeit, geprägt durch die noch nicht überwundene Corona-Pandemie, Krieg und Krisen aller Art in allen möglichen Bereichen.

Merkel hat über eine Million Flüchtlinge[4] in dieses Land geholt, an den gültigen Gesetzen vorbei, und das, ohne dass ausreichend Wohnungen zur Verfügung gestanden hätten.

Die Flüchtlinge aus der Ukraine verschärfen jetzt die Wohnungsknappheit noch zusätzlich – und gerade in der Kapitale Berlin, wohin viele Ukrainer auf der Flucht streben, ist kaum noch eine bezahlbare Wohnung zu finden!

Gibt es noch Platz auf schloss Bellevue, wo Steinmeier inzwischen die Lichter löschen ließ – symbolisch für die düsteren Stimmung in Deutschland?

Wen wird er am Kamin aufnehmen?

Die Zahlen zur Obdachlosigkeit vernahm man erst nach den Fernsehbildern!

Viele Menschen werden noch ihre Wohnung verlieren, hieß es lapidar und wenig einfühlend!

Welch eine Erkenntnis!

Als ich gestern, am 16. September durch die Straßen dieser kleinen Stadt der Fechtweltmeister an der Tauber ging, im Begriff, nach zweijährigen Entbehrungszeit mir eine Wurst zum Abendessen zu besorgen, erspähte ich eine Frau am Straßenrand in einer überdachten Bus-Haltestelle kauernd, ihr ganzes Hab und Gut um sich geschart, eine Obdachlose[5] unter vielen.

Neben dem Burschen, der seit Jahren hier in der Stadt aus dem Mülleimer isst, ungeniert, ja demonstrativ, um auf seine Weise der Wohlstandsgesellschaft den Spiegel vorzuhalten, [6]hatte ich diese Frau bereits in der Stadt gesehen, beim Kaffee-Trinken, vor dem Supermarkt, wo ich meine Milch einkaufe, die teure Butter und das – beim Bäcker schon unerschwingliche – tägliche Brot[7].

Hatte Steinmeier diese Frau vergessen, so, wie Gauck, der Kommunisten-Ehrer und Aufspalter der Deutschen in helle und dunkle Gestalten, die echten Opfer des Kommunismus vergaß?

Politiker und Pfaffen – einsame Meister der Heuchelei, auch in Tagen, wo die Not groß ist und das Unrecht zum Himmel schreit!

Philosophen, auch solche, die in Würde leben wollen, nachdem sie über Würde schrieben und mehrfach unverschuldet ihre Wohnung verloren, um – als gute deutsche Staatsbürger - beinahe im Container zu landen, wie ich seinerzeit an meinem langjährigen Wirkungsort Bad Mergentheim, sollen angesichts solcher Entwicklungen schweigen!

Mir wurde eine Audienz im Bundespräsidialamt seinerzeit verwehrt – nicht anders als bei den Kommunisten in Bukarest während der Ceausescu-Diktatur!

Geredet habe ich trotzdem, arm, doch immer noch frei wie damals in Ketten, in einem Buch[8] zu sozialen Fragen, in einer Kampfschrift auch über drohende Obdachlosigkeit und Würde, die man in deutschen Bibliotheken kaum finden wird.

Was heute in Deutschland wirklich zählt, das ist nicht die Meinung eines Außenseiters, den man in eine Ecke verbannt hat wie den bösen Buben im Kindergarten – heute zählt nur die Wahrheit des Bundespräsidenten, die über das deutsche Fernsehen unters Volk gebracht wird.

 

 

 

 

 



[1] Darüber schrieb ich mehrfach – als Rufer in der Wüste.

[2] Auch darüber schrieb ich mehrfach – ebenfalls als Rufer in der Wüste.

[3] Ich persönlich setzte im Akademischen auf sehr arbeitsintensive Themen, legte Aufsätze und ein weltweit verbreitetes Buch vor – und trotzdem wurde mir an der Universität Würzburg die Promotion verweigert, aus formalen Gründen, weil ich durch die Vorab-Buchveröffentlichung angeblich die Promotionsordnung verletzt hatte.

Steinmeier, seinerzeit in „Gammler-Pose“, ich schrieb darüber, war wohl in der richtigen Partei!?

 

[4] Mein Buch darüber (Quo vadis, Germania, 2016) wird geächtet und ausgegrenzt, auch, indem der Titel unvollständig – politisch korrekt zusammengestrichen du im vorausseilenden gehorsam gekürzt – bibliographiert wird. Eine Form der Zensur?

 

[5] Lebte Victor Hugo heute, würden seine Ausführungen über die „Miserablen“ und das Elend der Frau in der Jetztzeit sicher anders ausfallen.

 

[6] Wie kann einer, der selbst arm ist, helfen – ohne in die Freiheit des Anderslebenwollenden einzugreifen?

 

[7] Notgedrungen kaufe und verzehre ich die billigen Industrie-Teiglinge aus dem Supermarkt, die politisch subventioniert, während der kleine Bäcker an der Ecke ohne staatliche Förderung auskommen muss. (Darüber mehr auf diesem Blog.)

[8] Armer Poet im reichen Deutschland – Leben ohne Würde, 2018. Den Krebs trug ich damals schon in mir. Den Umzug nach Tauberbischofsheim schaffet ich noch im kleinen Personenwagen aus eigener Kraft. Einen weiteren Umzug aber werde ich nicht mehr schaffen.

 

 

Wie schnell man obdachlos wird, 

gerade als Künstler in der Not, 

auch im reichen Westen: 

 

Mehr dazu in:

Carl Gibson, 

Leben ohne Würde -  Armer Poet im reichen Deutschland!? 





Carl Gibson



Leben ohne Würde -

Armer Poet im reichen Deutschland!?



Die neuen Elenden heute: Diogenes, Lumpen-Akademiker, Intellektuelle ohne Job, „brotlose Künstler“ … und die verordnete Gleichmacherei in der „Leistungsgesellschaft“ für alle -

„J‘ accuse…!“



Das Hartz IV-Monster - eine „Reform“, die Menschen zu Aussätzigen macht, die stigmatisiert, ausgrenzt und abstraft!



Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot in der saturierten Wohlstandsgesellschaft - Die sozialen Probleme Deutschlands - tabuisiert, kaschiert, versteckt, verdrängt!?


Selbst-Apologie und Kampfschrift - Beiträge zur sozialen UngerechtigkeitGesellschaftskritik - Beobachtungen, Analysen und Essays aus dem Blickwinkel eines Betroffenen.


Herausgegeben vom Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa.







ISBN: 978-3-947337-04-0



1.         Auflage, 2018.

Copyright © Carl Gibson, Tauberbischofsheim. Alle Rechte vorbehalten. Umschlaggestaltung: Titelbild, Bilder im Innenteil und Bild Buchrückseite, Layout und Satz: Carl Gibson, Copyright © Carl Gibson.










Aus der Reihe: Schriften zur Literatur, Philosophie, Geistesgeschichte und Kritisches zum Zeitgeschehen, Bd. 2, 2018



Herausgegeben vom Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa.



Arm am Beutel, krank am Herzen

Schleppt' ich meine langen Tage.

Armut ist die größte Plage,

Reichtum ist das höchste Gut!

Goethe, Der Schatzgräber



Bin ich der Flüchtling nicht, der Unbehauste

J. W. von Goethe, Faust



Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus,

Wilhelm Müller, Franz Schubert „Winterreise“



Nun ist's aus, wir müssen wandern!

Nikolaus Lenau, Herbstentschluß



Die Welt – ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.
Friedrich Nietzsche, Vereinsamt.








Inhalt
Leben ohne Würde im anderen Deutschland - der vergessene, gesellschaftlich isolierte Arme im Staat der Saturierten. An den Rand der Gesellschaft gedrängt - Stigmatisierung und Ausgrenzung der Andersdenkenden, der Idealisten und Künstler nonkonformer Prägung
Vorwort: Ein Dasein in Würde auch für geistig-künstlerisch Schaffende?
Prolog: Der „materielle“ Absturz und das „Leben ohne Geld“
Teil I: Arm am Beutel, krank am Herzen
Armut und soziale Ungerechtigkeit in Deutschland. Wer den Job verliert, verliert auch bald die Wohnung.
Der deutsche Staat stigmatisiert, grenzt Menschen aus - ein Missstand, der vom höchsten Gericht der Deutschen aus der Welt geschafft werden sollte, denn er verstößt gegen Buchstaben und Geist des deutschen Grundgesetzes und gegen Europäisches Recht! Fragen an die Politik - Grundsätzliches:
1.     Die Ausgrenzung der Bedürftigen durch den Staat und das daraus resultierende Scheitern der gesellschaftlichen Integration - ist die „Diskriminierung des Einzelnen“ nur „subjektiv gefühlt“ oder eine “objektive Tatsache“? Hohe, kaum zu überwindende „Hürden“ und gezielte „Schikanen“ am Werk?
2.     Sind deutsche Langzeitarbeitslose Aussätzige, Stigmatisierte, Ausgegrenzte der Gesellschaft, ohne Würde? Offene Frage an Kanzlerin Merkel und an Bundespräsident Steinmeier! „J‘ accuse…!“
3.     „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Gilt der Verfassungsgrundsatz für alle Bürger Deutschlands? Ein Wohnungssuchender, der sich als Langzeitarbeitsloser outet, als so genannter „Hartz-IV-Empfänger“, ist von Anfang an stigmatisiert und der Letzte und Aussichtsloseste auf der Liste der Bewerber für eine Wohnung.
4.     Die Unberührbaren - Der Hartz IV-Status grenzt aus, undifferenziert!
Individuelle Leistung, künstlerische Leistung, Lebensleistung - „Gleichheit“, wo Unterscheidung angebracht ist!?
Leistung oder besser keine Leistung? Wie „konservative Politik“ in Berlin über „sozialistische Gleichmacherei“ den staatsbürgerlichen Einsatz des Einzelnen - auch in Wissenschaft und Kunst - ad absurdum führt und dabei das Leistungsprinzip auf den Kopf stellt. Leistung oder besser keine Leistung?
1.     Die große Gleichmacherei der Sozialisten - Weshalb würdigt die so genannte „Hartz- IV“-„Reform“ nicht auch die „Lebensleistung“ der in Not geratenen Bürger?
2.     Sozialistische Gleichmacherei“ der CDU - Die Kanzlerin, die das Renten-System nicht ändern kann und der „Gerechtigkeitssinn“ der SPD – Lebenslange Leistung und lebenslanges Nichtstun zählen gleich viel!?
3.     Wie viele deutsche Akademiker sind auf „Hartz IV“-Zahlungen angewiesen? Fragen an Merkel und Schulz zur „sozialen Gerechtigkeit“!
4.     Scham und Schande - In Berlin oder Bremen gehört es zum guten Ton, von Hartz IV-Leistungen zu leben, in der deutschen Provinz aber nicht!
Teil II: Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus …Bin ich der Flüchtling nicht? Der Unbehauste? - Flüchtling im eigenen Land!?
Nach Heinrich Heine und Carl Spitzweg - der arme Poet heute.
Die neue „Matratzengruft“ und das Siechtum des freien Geistes in materialistischer Gesellschaft - Auch „brotlose Künstler“ sind Menschen mit menschlichen Bedürfnissen …  mit einem - streng definierten - „Recht auf ein Leben in Würde“!
1.     Der arme Poet in Merkels Deutschland - Gedanken zum „Tag der Poesie“
2.     Der Lumpen-Akademiker
3.     Luthers Matratzenwechsel … und die Leidensfähigkeit des Philosophen
4.     Im Kampf - Mit dem Messer am Hals schreibt man besser!
5.     „Matratzengruft“ oder Der hohe Preis der Wahrheit - Die neuen Miserablen! Zur Verelendung der Intellektuellen in Merkels Deutschland
6.     Die „Wollsteppdecke“ - das Bett für unterwegs!
Diogenes im freiwilligen Martyrium - arm, alt und krank auf der Suche nach einer Spelunke! Der „brotlose Künstler“ in Konfrontation und auf Kollisionskurs mit dem biedermeierlichen „Spießerstaat“, der sich - fern jeder Humanität - als materialistische „Leistungsgesellschaft“ definiert!
1. Wie erklärt man Leuten, die nie ein Buch lesen, was es bedeutet, ein Buch zu schreiben?
2. „Weshalb nehmen Sie das Geld vom Staat?“ - Die moralische Entrüstung des materialistischen Spekulanten und die Autodynamik der Habgier
3. „So haben Sie drei Jahre hindurch gelebt?“ - Der genügsame Philosoph in der Spelunke und die „Selbstauskunft“ des potenziellen Mieters als Absicherung des Vermieters gegen „Messis“ und „Mietnomaden“ aller Art!
Im Geist von Victor Hugo und Émile Zola - Soziale Missstände diagnostizieren, analysieren, literarisch thematisieren und an den Pranger stellen!
1.     Mit bebendem Herzen – Triebfeder Ungerechtigkeit.
2.     „Wallraffen“ in eigener Sache oder aus prinzipiellen Gründen? Bis zur Grenze gehen und noch darüber hinaus - nur die „Insider-Perspektive“ bringt die Wirklichkeit ans Licht!
Wohnungsnot auch in der deutschen Kleinstadt. Schlusskampagne gegen Merkel kurz vor der Bundestagswahl im September 2017.
1.     Habgierige Vermieter wählen Merkel!
2.     Mietwucher in der deutschen Provinz!
3.     Das Spekulanten-Gesindel fühlt sich wohl in Merkels Deutschland! Trotz „Mietpreisbremse“ geht der Reigen munter weiter!
Fehlender Wohnraum in Merkels Spekulanten-Republik - und das große Geschäft mit der Armut.
Eine Kampagne gegen Ungerechtigkeit … nicht nur in eigener Sache!
1.     Der neue Unbehauste in Merkels Deutschland - Die unfreiwilligen Abenteuer eines armen Wohnungssuchenden im reichen Land
2.     Merkels Flüchtlingspolitik macht den deutschen Wohnungsmarkt kaputt - Arme, Alleinerziehende, Hartz IV-Empfänger können kaum noch eine bezahlbare Wohnung finden: Dafür triumphieren Spekulanten und rücksichtslose Vermieter
3.     Mieter in Merkels Deutschland - Die Kanzlerin brockt ein, das Volk löffelt aus!
4.     „Vielleicht hilft Gott!“
5.     Bei lukrativer Vermietung hört der Patriotismus auf
Teil III: Nun ist’s aus, wir müssen wandern …
Von Obdachlosigkeit und Heimatlosigkeit bedroht - Abgeschrieben und frei zum Tode?
1.     Leben ohne Würde!? Je perverser die Vorgaben der Politik, desto unverschämter die Vermieter: Absteigen, Ghetto-Buden zu Horrorpreisen!? Ein Dasein in Würde bedarf einer angemessenen Wohnung!
2.     Philosoph Carl Gibson demnächst obdachlos … und erneut heimatlos?
3.     Wenn der Vermieter zum Dieb und Betrüger wird!
4.     Der Wille zum Werk und die Krankheit
5.     „Eigenbedarf“ im Deja-Vu-Erlebnis
6.     Der boshafte Vermieter und die Zeit der Schikanierung - wenn der ungeliebte Mieter aus dem Haus geekelt werden soll!
Zwischen Dachstube und Keller - Kollateralschäden - Wenn das Unheil naht, kommt es oft haufenweise und knüppeldick! Aus dem Erlebnisbericht eines „genügsamen“ Kynikers, der kein Zyniker sein wollte!
1.     Aus Schaden wird man klug!
2.     Vom „Dachschaden“ über den „Wasserschaden“ zur Schadensbegrenzung! Eine Geschichte aus dem wahren Leben.
3.     Eine „Winterreise“ im Nachthemd - Der Auszug … aus der Dach-Spelunke! Künstlerdasein heute!
4.     Donauschwäbischer Fatalismus“ - „Wenn der Wolf die Kuh gefressen hat,
Recht und Ungerechtigkeit
1.     Der Anwaltsberuf als ultima ratio?
2.     „Kannst Du Dir einen Anwalt leisten?“ - Fiktion „Gleichheit“ im Willkür-Staat
3.     Gute Anwälte, schlechte Anwälte
Teil IV: Zur Winterwanderschaft verflucht? Ganz tief unten - letzte Station, unterste Stufe des sozialen Abstiegs - das Obdachlosenheim und die Straße!
Die neuen Miserablen - Von der Mansarde in den Container!?
1.     Ein Blick ins Ghetto … am „schönen Ort“ Bad Mergentheim - Das Asyl für Idealisten und andere Gestrandete!
2.     Undank ist der Welt Lohn! „Verheizt“ in Bad Mergentheim!?
3.     Idol Bin Laden - Im Obdachlosenasyl gibt es keine Gardinen!
4.     Unter Ratten - Ein deutscher Philosoph ist hier gut aufgehoben! Jedem das Seine?
Teil V: Heim und Heimat - Menschenrechte?
1.     Der neue Diogenes von Bad Mergentheim - Carl Gibson, vom VIP zum Paria!? Eine philosophisch-künstlerische Protestaktion gegen die Wohnungsnot in Deutschland!
2.     Wer sucht und nichts findet - Grenzerfahrungen … an der Grenze zur Verzweiflung!
3.     „Teure Heimat“ - Von der Politik der „Heimat“ beraubt: „Ent-Mietung“ in den Metropolen Berlin, Hamburg, München, aber auch in der deutschen Provinz, auf Sylt und in Bad Mergentheim!
4.     Gibt es ein Recht auf Heimat?
5.     Heimatliches - im Alltag! „Langosch“, „Banater Wurst“ und „Boeuf-Salat“!
6.     Wohnungsnot in der baden-württembergischen Großen Kreisstadt Bad Mergentheim
Glück im Unglück - ein neuer Anfang?
1.     Die glückliche Lösung unmittelbar vor dem Zusammenbruch und der Katastrophe! In der Krise liegt die Chance … zum Neuanfang!
2.     En garde! Der Schriftsteller und Philosoph Carl Gibson lebt seit Oktober 2018 am neuen „Wirkungsort“ Tauberbischofsheim: Die Weltstadt der Fechter - ein guter Standort auch für scharfe Geistesgefechte!?
3.     Der Unbehauste
Teil VI: Das neue Elend
Tabu „Armut“ und das Geschäft mit den Armen in Deutschland
1.     Arm und im reichen Land - Die Kontraste der kapitalistischen Welt
2.     Die Wegwerfgesellschaft und der Müll - Ist „Besitz“ ein Irrtum?
3.     Reiche Leute - Arme Leute … in Merkels Spekulanten-Republik! Deutschlands Gesellschaft driftet auseinander, angetrieben von der asozialen Politik der Kanzlerin, die „systemrelevante“ Banken rettet, die Armen aber in die Gosse stößt!
Die Rücksichtslosen im Lebensmittelhandel - Profit kommt vor der Gesundheit!
1.     Supermarkt Kaufland verkauft verdreckte Hähnchenschlegel aus Frankreich - Eine deutsch-französische Angelegenheit der unappetitlichen Art und eine Sache des Prinzips! Was isst der arme Deutsche, der keine „Tafel“ hat?
2.     Mit Escherichia coli-Bakterien verseuchte Hähnchenschlegel in Deutschland im Handel - Ein neuer Lebensmittel-Skandal? „Kaufland“ ziert sich, Verantwortung zu übernehmen!
3.     Einzelfall oder Regel? Die Gefahr für Leib und Leben des Verbrauchers wird zynisch hingenommen, kaschiert, ignoriert - die Anprangerung der Missstände soll nicht sein - Supermarkt Kaufland wimmelt ab!
4.     Die achtlose Zerstörung von Lebensmitteln sollte unter Strafe gestellt werden - Die „Tafel“ ist keine Lösung!
5.     Massentierhaltung - Milch, Eier, Schweinefleisch und Hähnchen in ungesunder Billigproduktion?
Existenzielles - Gedanken - Mensch und Gesellschaft
1.     Verlust führt zu Schwermut
2.     Experimentalexistenz - Das Leben am Abgrund
3.     Verinnerlichte Heuchelei
4.     Schreiben am Rande der Verzweiflung
Die Metamorphosen des Sisyphus Oder Frei wird, wer den Geist der Schwere überwindet - Verluste, Raffsucht, Habgier
1.     Ein halber Hiob
2.     Der Steinreiche im Verarmungswahn
Zynisches, lange nach Diogenes
1.     Der Mensch - oft nur ein Haufen Müll?
Der „verarmte Bürger“ im Überleben in der „neuen Situation“
1.     „Scham und Schande“ lange nach Hebbel
2.     Jammern auf hohem Niveau?
Teil VII: Der arme Poet heute - Desillusion: Ich bin zu Ende mit meinen Träumen …
1.     Der arme Poet heute - kann und darf er in Würde leben?
2.     Künstlerdasein - die selbst erwählte Armut
3.     Authentische Armutsbeschreibung - die Sicht des Betroffenen!
4.     Wenn die Kraft zur Neige geht
5.     „Wie hast Du das alles geschafft?“ - Eine Danksagung an alle Unterstützer!
Schlussfolgerungen und erste Bilanz - ein „Leben in Würde“, das gilt für die Langzeitarbeitslosen und Bedürftigen nicht! Der Staat selbst sorgt durch eine inhumane Gesetzgebung dafür, dass es so ist!
1.     Die „Scheiß-Reform“ diskriminiert, grenzt aus - „J‘ accuse…!“
Was kommt auf den Arbeitslosen und Langzeitarbeitslosen zu, wenn er sich dazu durchringt, ALG II-Leistungen zu beziehen, dazu genötigt ist, weil er keine Arbeit finden kann?
2.     Ein Leben im Verzicht im Grenzbereich von Anstand und Würde! Alltagsprobleme - Was ein Bedürftiger sich nicht mehr leisten kann!
Eine Wohnung finden:
Kaltmiete und Nebenkosten:
Gesunde Ernährung, Tafel oder Fastfood:
Soziale Kontakte, Gäste und Freunde
Dichten und Denken bei eingetrübter Weltsicht - auch Poeten und Philosophen sind Menschen!
Der Verlust sozialer Kontakte und die Vereinsamung
Gesunder Leib und gesunde Seele - psychosomatische Wechselwirkungen der negativen Art, ausgelöst durch chronische Armut und Verelendung
Der Mensch lebt nicht nur von Brot allein,
Epilog: Ein Ausweg aus dem Tal der Tränen - Selbstmotivation und tägliche konstruktive Tätigkeit, Arbeit … am Werk
Nachwort: Vom „Furor poeticus“ angetrieben - Noch ein „brisantes“ Buch, das nie geschrieben werden sollte?
Bibliographie:
Publikationen des Instituts zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa - aus der Reihe:
Schriften zur Literatur, Philosophie, Geistesgeschichte und Kritisches zum Zeitgeschehen.
Bzw. Publikationen zum Thema Herta Müller.

292 Seiten, Preis: 23,65 Euro.

Überall im Buchandel.

Bestellungen bevorzugt direkt beim Autor, 
über E-Mail: 



Anschrift des Autors:

Carl Gibson
Taubenhausweg 41
D- 97941 Tauberbischofsheim




Die „Scheißreform“, wie der Ausnahme-Barde Reinhard Mey diese Errungenschaft der deutschen Sozialgesetzgebung mehr als treffend nennt, ist nicht nur „nicht ganz perfekt“diese „Scheiß-Reform“ ist eine wahre Katastrophe - von realitätsfremden Technokraten konzipiert und ausformuliert und von noch realitätsfremderen Politikern abgesegnet und zur Umsetzung gebracht. Die Segnungen dieser „Reform“ erleben täglich Millionen deutsche Staatsbürger auf der eigenen Haut - und noch mehr auf der eigenen Seele! Ähnlich wie die „Resozialisierungsmaßnahmen“ des Staates in deutschen Gefängnissen Häftlinge noch mehr ins Verbrechen treiben und aus Menschen, die Fehler begingen, gegen Gesetze verstießen, richtig „böse Menschen“ machen, so macht die „Scheiß-Reform“ aus Menschen, die - nicht zuletzt durch vielfaches Versagen des Staates, nicht nur in der Finanzkrise - arbeitslos wurden, Aussätzige und Ausgestoßene! Ja, die „Scheiß-Reform“ der Sozialdemokraten, bis zum heutigen Tag mitgetragen von den - man höre und staune - „christlichen“ Parteien CDU und CSU, macht aus „Bürgern ohne Arbeit“ Menschen zweiter Klasse! Doch, was noch viel schlimmer ist: Der „ALG 2-Status“ macht die Betroffenen krank! Nach zehnjähriger - mehr oder weniger intensiven - „Berührung“ mit diesem System, wenn auch nicht ganz typisch und vollkommen exponiert, kann ich - empirisch - auf einige menschenunwürdige, unzumutbare Zustände hinweisen, die dringend aus der Welt zu schaffen sind durch neue Gesetzedie im Einklang sind mit dem Diktum in der Präambel des deutschen Grundgesetzes: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Not, Elend, Armut, Wohnungsnot - In diesem Werk wurden „unschöne“, unbequeme Themen erörtert, so, wie das Leben sie anbot, „ungeschönt“, eben, weil die Erörterung notwendig erscheint - bestimmt für die empathischen Menschen der Jetztzeit, aber auch für die Nachwelt, deren Historiographie auf echte Fakten zurückgreifen wird, nicht auf fantastische Fiktion.
Auch wenn es einigen Zeitgenossen nicht gefällt - dieses weitere „Buch gegen gesellschaftliche Missstände und spießbürgerliche Heuchelei“ wurde geschrieben - vom „Furor poeticus“ bestimmt - mit scharfer Zunge und spitzer Feder; und es wird auch wieder - ohne das Plazet der Mächtigen, die in der Auswahl der Manuskripte und Autoren wie Zensoren agieren - veröffentlicht, aus eigener Kraft heraus verlegtnicht auf den „Markt“, sondern ans Licht gebracht, in der Hoffnung, dass über das Werk etwas mehr Gerechtigkeit möglich wird!


Hauptwerke: Lenau. Leben – Werk – Wirkung, 1989. Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie und Dichtung, 2015Politische Bücher: Symphonie der Freiheit, (2008), Allein in der Revolte (2013), Vom Logos zum Mythos, 2015. Quo vadis, Germania, wohin steuert Europa, 2016. „AMERICA FIRST“, Trumps Herausforderung der Welt – Wille zur Macht und Umwertung aller Werte“, 2017. Merkels Deutschland-Experiment, 2017. Faustinus - der glückliche Esel und die Revolution der Tiere. Kommunismus-Parodie und Totalitarismus-Kritik in Humoresken und Satiren. 2018.
 

 

 

 Der Pfaffe als Präsident

Wer aus dem Christentum kommt, aus der Religion einen Beruf macht, der wird ein Leben lang lügen, ganz egal, ob von der Kanzel herab oder im Schloss Bellevue.

Er hat sich mit der Lüge arrangiert, wohl wissend, dass Lug und Trug erfolgreicher sind als der steinige Pfad der Wahrheit, den nur wenige gehen, während die Mehrheit der Schafe dem Hirten folgt, dem Esel und dem Hund, der alle zusammenhält, auch als Schweinehund.

 

 

Zwei Hunde - der deutsche Schäferhund und der deutsche Schweinehund

Unterschiedlicher könnten diese beiden Hunderassen nicht sein: 

der deutsche Schäferhund, ein Ausbund an Treue, 

ein Hund mit Charakter! 

Nicht jedem Herrn dient er!

Der deutsche Schweinehund aber, hündisch, wie er nun einmal ist,  

dient der Diktatur.

 

 


    In hoc signo

Man kann „unter Hammer und Sichel“ lügen, aber auch im Zeichen des Kreuzes.

Wer einen Pfaffen zum Präsidenten macht, muss davon ausgehen, dass der Mann Gottes, der das Lügen und Täuschen von der Pike auf erlernt hat, als guter Christ auch als Politiker im höchsten Amt weiter lügen wird.

Die jüngste deutsche Geschichte liefert manches Beispiel[1] dafür.



[1] Immer wieder sprach ich einzelne Aspekte an, verwies auf Diskrepanzen, auf die Kluft zwischen faktischer Wahrheit und lügenhafter Verfälschung von Tatsachen und Geschichte – vergebens, das leise Dichter- und Denkerwort geht in der lauten Gesellschaft der Abgelenkten unter, weil es – nach dem Willen der Mächtigen – untergehen soll.

 

 

 

 

 

Steinmeier in Sorge um die Würde des Menschen, um das Los der Hungernden weltweit – doch was wird aus der Würde der Armen und Kranken in Deutschland?

Diese Sorge ehrt das deutsche Staatsoberhaupt, ebenso wie der Gestus, diesen eklatanten Missstand angesprochen, bekannt gemacht, ins Bewusstsein der Wohlstandbürger in diesem Land versetzt zu haben, verbunden mit der Bitte, Geld zu spenden, den Hunger zu lindern, über die „Welthungerhilfe“ und auch sonst über gute Taten, die die menschliche Existenz mit Würde erfüllen, den Menschen zum eigentlichen Menschen machen.

Vielen deutsche geht es gut, sehr gut sogar; sie können etwas von dem, was sie haben, was sie oft nicht selbst durch eigenes Tun erwirtschaftet, sondern nur geerbt haben, weitergeben, die Not der Welt lindernd.

Von den 8 Milliarden Menschen auf diesem Planeten ist bestimmt eine ganze Milliarde zum täglichen Hungern verdammt, im Madagaskar, wo die verzweifelten Menschen in ihrem Elend Baumrinde essen oder Gras wie Kim Untertanen in Nordkorea oder die Deutschen während des Dreißigjährigen Krieges.

Noch mehr Menschen müssen ohne sauberes Trinkwasser auskommen, wühlen auf Mülldeponien herum wie Raben und Möwen, um Essbares zu finden oder weggeworfene Wertstoffe zum Verkauf: wie viele Notleidende werden krank und müssen sterben, nicht nur in den Tagen der Pandemie, weil ganze Staaten in Süd- und Mittelamerika, in Asien und vor allem in Afrika schlecht und von Diktatoren regiert werden?

Doch wie ist es mit der Würde des Deutschen, Herr Steinmeier?

Wie viele Deutsche werden nicht satt, weil sie das wenige Geld zum Wohnen brauchen?

Wie viele deutsche Wohnungen bleiben kalt, wie, der Arme zuerst etwas trinken muss, essen muss, um über den Tag zu kommen?

Wie viele Kranke in Deutschland müssen an Wohnung, Heizung, an Mobilität und an kulturellen Bedürfnissen sparen, weil sie ihr Geld in die Apotheke tragen müssen für Mittel, die die Krankenkasse nicht bezahlt, für Hygieneartikel und notwendige Salben ohne – auf lange Dauer krankmachende – Wirkstoffe?

Wie viele freie Geister, Kunstschaffende, nach deren Würde kein deutscher Bundespräsident fragt, landen im von Ratten umschwirrten Container[1] wie mancher Flüchtling und Unbehauste, nicht besser als Diogenes von Sinope in der Tonne?

Deutschland hat in Afghanistan in den zwanzig Jahren militärischer Präsenz angeblich 17 Milliarden Euro ausgebeben, um Krieg zu führen, um, mit diesem kriegerischen Agieren in der fernen Fremde, angeblich Schaden von Deutschland abzuwenden, islamistischen Terror und was auch immer!

Krieg ist also wieder ein Mittel der Politik!?

Wieviel Reis und Weizen hätte man mit der Unsumme kaufen können? Wie viele hungernde Menschen hätte man sattmachen, gesund erhalten und ausbilden können, in der fernen Welt, wo die Not groß ist, aber auch in Deutschland, wo es viel Armut gibt, Menschen, die nicht mehr in würde existieren können, weil auch dieser deutsche Staat unter Merkel[2] im sozialen Bereich große Fehler gemacht, zahlreiche Fehlentscheidungen getroffen hat.

Steinmeier, der unter Schröder an dem Hartz-IV-Ungeheuer mitgestrickt hat, war kein schlechter Präsident, wenn auch nicht immer überparteilich. Er hat seine Sache recht gut gemacht, besser als der deutlicher polarisierende Joachim Gauck, der die Deutschen in zwei Lager aufspaltete, in helle und in dunkle Gestalten, dabei aber – wider besseres Wissen und als Mann Gottes – die Lüge tolerierte, die Saat des Bösen, wie andere Christenmenschen auch Wasser predigend und Wein trinkend.

Nun will der Sozialdemokrat Frank-Walter Steinmeier, der sich selbst nominiert hat, von der Bundesversammlung wiedergewählt werden, erneut zum ersten Mann im Staat aufsteigen – als Vorbild, al moralische Instanz!?

Die Würde des Menschen, über die Pico de la Mirandola schrieb, der Grundsatz des deutschen Grundgesetzes, festgefügt nach den Erfahrungen während der Zeit von Terror und Gewalt in der brauen Diktatur Hitlers, ist ihm ein Anliegen, eine Herzensangelegenheit - die Würde aller Menschen!

Edel ist das! Doch ist es auch hilfreich und gut, wenn der Nächste, der Deutsche in der Nachbarschaft, vergessen wird, um dem Fernsten zu helfen? Ist die Fernstenliebe der Nächstenliebe vorzuziehen?



[1] Darüber schrieb ich ein ganzes Buch, ein Werk, dass ich fortschreiben könnte, denn nichts hat sich geändert und vieles ist für die Armen, für die Menschen ganz unter in der Gesellschaft, schlechter geworden.

[2] Dazu liegen aus meiner Feder mehrere zeitkritische Bücher vor, teils auch aus der Perspektive des Betroffenen geschrieben, der, mit der Wahrheitsfindung als Geist und Autor beschäftigt, seine Wohnung mehrfach verlor, beinahe im Ratten-Container gelandet wäre und dabei – in all dem Stress – an Krebs erkrankte, abhängig von einem staatlichen Apparat, dem die Kategorie „Würde des Menschen“ fremd ist. Die Leiden des Genesenden halten an; doch ich bin noch da und beziehe Position – als Bürger, Wähler und mit spitzer Feder nicht anders als Heine in den Tagen der Matratzengruft zu Paris, genau hinsehend, was der deutsche Politiker tut und was er – den Willen des Volkes missachtend - in zynischer Machtausübung unterlässt.

 

 

  


Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, politischer Essayist,

Naturfotograf, im März 2022



Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2022.

 

 

 

    Geht es auch ohne Steinmeier?

Hat Deutschland ein moralisches Recht auf unbelastete Politiker, auch wenn diese nicht ganz bekannt sind?

Neue Besen kehren gut, während in alten Besen der Schmutz der Vergangenheit klebt, Staub und Dreck verflossener Jahre, die Hypotheken von alten Seilschaften und politischen Zielsetzungen der obskuren Art, die heute nicht mehr zeitgemäß sind?

Steinmeier ist eine Gestalt von gestern, einer, der sich selbst überlebt hat und der deshalb seinen Hut nehmen sollte, aus der Einsicht heraus, dass er gefehlt hat, schlechte Politik machte – und das, obwohl ihm weite Teile des Parlaments und Delegierte aus dem Volk der Deutschen das Vertrauen ausgesprochen haben, doch ohne alle Details zu kennen.

Schröder, inzwischen eine Unperson, Steinmeier, der Stratege und Minister schon unter dem Parteifreund aus der SPD und DDR-Wendehals Merkel, haben Deutschland Putin ausgeliefert, ein ganzes Volk erpressbar gemacht.

Muss das ohne Konsequenzen länger so hingenommen werden?

  



Botschafter Melnyk hat gute Arbeit geleistet und wird abberufen - nach dem Motto: „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“

Der Präsident der Ukraine Selenskyj hat sich bisher hervorragend geschlagen und - fast - alles gut gemacht, auch, als er versuchte, die NATO in den „bewaffneten Konflikt“ mit Russland hineinzuziehen und die Truppen der westlichen Allianz an der Seite der ukrainischen Armee gegen die Übermacht des russischen Aggressors kämpfen zu lassen.

Dass misslang aus vielen Gründen.

Aber auch der ukrainische Botschafter in Deutschland hat wacker gekämpft und manches durchgesetzt, was ohne die vehement an den Tag gelegte Rhetorik und auch Polemik nicht geschehen wäre.

Er hat vielen deutschen Politkern ins Gewissen geredet - und er hat auch den Pseudo-Pazifismus der immer schon „Guten und Gerechten“ in Deutschland aus dem linken Lager eingedämmt.

Jetzt darf er abtreten, weil er den ukrainischen Faschisten und Nazi-Kollaborateur Bandera[1] einen Freiheitskämpfer genannt hat.

Wer ist ein Freiheitskämpfer- und wer nur ein Terrorist?

Die Perspektive entscheidet - bei Erdogan, in Israel, bei den Taliban, die einmal Alliierte der USA waren, als es gegen die Sowjetunion ging - wo auch immer auf der Welt.

Hauptsache aber ist: die Opfer von gestern, die betroffenen Polen, haben der Ukraine verziehen - und sie haben die Ukrainer als „neues Brudervolk“ auserkoren und – an der Seite den Balten - große Solidarität mit den Bedrängten demonstriert. Das zählt!

Mit Melnyk[2] geht ein guter Mann, einer, der aus Gründen der Staatsraison geopfert wurde.

 



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Stepan_Bandera

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Andrij_Melnyk_(Diplomat)

 

 

 Vgl. auch:

 

     Die Ukrainer, das sind die Guten! Und das neue „Brudervolk“ der Ukrainer, das sind nun die Polen! 

Das optimierte Ukraine-Bild im Westen und die simplistisch-instrumentalisierte „Faschismus“-Deutung des Ideologen Putin

 


In diesem ganz schlimmen, bitterbösen Vernichtungskrieg Putins gegen die einstige Brudernation der Russen müssen, wenn die Einigkeit der Völker gegen den finsteren, blutrünstigen und psychisch verwirrten Diktator aus dem krem Bestand haben soll, Prioritäten gesetzt werden, auch im Hinblick auf das Ukraine-Bild im Westen, das heute, im zwischenstaatlichen Konflikt existenziellen Ausmaßes, höchst positiv gemalt wird, wenn auch nicht ganz historisch korrekt.

Die Ukrainer, das sind die Guten!

Das muss jetzt so sein, sonst verstehen die Menschen im Westen, die vor Jahren noch nichts über die Ukraine wussten, diesen Krieg nicht mehr und die Haltung des Westens in diesem Krieg, der Menschheit bedroht und der die Menschheit mit der Tat eines Wahnsinnigen ganze Jahrzehnte zurückgeworfen hat.

Was lehrt uns die Geschichte? Nicht alle Ukrainer waren immer gut! Und es gab, was selbst der deutsche Historiker kaum weiß, tatsächlich ukrainische Faschisten, die gegen das Land und Volk der Polen kämpften und viele Polen töteten, nicht viel anders als die Russen in den Verbrechen von Katyn.

Heute, im Krieg, haben die Polen sich in einer bemerkenswerten Solidarisierung mit dem Volk der Ukraine, über diese mörderischen Schatten der Vergangenheit hinweggesetzt – und sie nehmen ihre neue Rolle als „Brudervolk“ der Ukrainer an, beginnend mit dem Staatspräsidenten und dem Ministerpräsidenten bis hinein in einfache Bevölkerungsschichten, aus dem gefühl und aus der Einsicht heraus, dass das Jetzt und die perspektive mehr zählt, wichtiger ist, als das historische Detail mit mörderischen Faschisten, die Ukrainer waren – und, was dem ideologisierten Putin zuspielt – immer noch sind.

Wie es in Deutschland, in Italien, in Spanien, in Chile, Argentinien und sonst wo auf der Welt Rechtsradikale, Faschisten, Nazis, Antisemiten, linke Extremisten und Terroristen aller Art geben wird, so werden auch in der Ukraine solche Überzeugungen von Übermenschentum und nationaler Superiorität nie aussterben.

Man darf jedoch nicht, was auch in Deutschland bei Linken und Pseudo-Linken, die sich die Guten nennen, oft der Fall ist, in vorauseilendem Gehorsam und „politischer Korrektheit“ die Ausnahme zur Regel machen – wie es Putin vor dem Krieg tat, der die wenigen „ukrainischen Faschisten“, die es durchaus noch geben mag, mit dem gesamten Volk der Ukrainer gleichgesetzt hat.

Alle Ukrainer sind Faschisten!

Und alle, allen voran die Kolonialmacht USA, die die Völker der Welt „kolonisieren“ will - so Putin vor dem Krieg in jener denkwürdigen Muppet-Show und heute, nach mehr als hundert Tagen Krieg, auf dem Forum in Sankt Petersburg, sind auch Faschisten!

Es ist eine Wohltat mit anzusehen, wie die Polen – im Bekenntnis zu uneingeschränkter Humanität – die Dinge der Vergangenheit ruhen lassen und dem Bedrängten die Hand reichen – und mit den Völkern Litauens, das einmal größer war als das Land des kleinen Völkchens Rus, mit Estland und Lettland auch Waffen hinüberreichen, zur Selbstverteidigung. Ein Beispiel für – das nicht weniger exponierte - Deutschland?

 

 

 

Ist die Merkelsche-Steinmeiersche Russland-Politik für die Toten des Ukraine-Krieges mitverantwortlich?

So sehen es die Ukrainer, viele Ukrainer, Präsident Selenskyj, der undiplomatische Diplomat Melnyk, die Vizeministerpräsidentin Irina Wereschtschuk[1], die als Frau der klaren Worte gerade mit Kanzler Scholz ins Gericht geht, den Deutschen vorwerfend, sie würden in diesem „bewaffneten Konflikt, wie ihn das Völkerrecht nennt, Geld verlieren, die Ukraine aber Menschenleben!

Die helfenden Deutschen sind irritiert! Schließlich zeigen sie sich doch solidarisch und helfen, wo es nur geht!

Undankbare Ukrainer! Vielfache Empörung wird laut, gerade, wenn es um die Ausladung des populären Bundespräsidenten geht!

Ja, die Ukrainer leisten sich Emotionen – berechtigte Emotionen, denn sie sind im Krieg, existenziell exponiert und haben unzählige Opfer zu beklagen, Opfer des Krieges, den es vielleicht nicht gegeben hätte, wenn die deutschen Spitzenpolitiker, Merkel als Kanzlerin und Frank-Walter Steinmeier als Außenminister, eine andere, eine realistischere vorausschauende, eine auf nationale wie internationale Sicher bedachte Politik verfolgt hätten, im deutschen Interesse, aber auch im Interesse der Minor-Partner, der verschaukelten Völker wie jenes der Ukraine; wenn Merkel und Steinmeier die die warnenden Stimmen aus Polen, Estland, Lettland und Litauen gehört und beherzigt hätten.

Putin werde Öl und Erdgas nicht als Waffe einsetzen, verkündete die politisch naive Merkel damals!

Wo ist die Vielgeehrte jetzt? Auf Tauchstation!

Und Steinmeier, ein sichtig geworden, entschuldigt er sich und will weiter machen, noch bevor die Schuldfrage ausgearbeitet ist! Ist das legitim?

Trifft der Schuldvorwurf der Ukrainer?

Wohin es führt, wenn der Große Bruder für den Kleinen Bruder verhandelt, hat man gesehen, damals, 1994, als die Ukrainer auf ihre Atomwaffen verzichteten, dann, nach der Krim-Annexion, als Deutschland und Frankreich mit Russland das Minsk-Abkommen aushandelten, das zu dem Status quo der Gegenwart im Krieg führte, wobei die – verschaukelte – Ukraine immer noch auf sich selbst gestellt ist.

Inzwischen hat man miteinander telefoniert – und man hat sich arrangiert: die Ukraine stellt ihre Prinzipien vorerst zurück und hofft auf einen pragmatischen Modus Vivendi mit Berlin, der im Augenblick Vorteile bringt, Geld, Waffen, diplomatische Unterstützung auch in der EU.

Kanzler Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dürfen jetzt, wo der Konflikt vorerst begraben ist, nach Kiew reisen und weiter tatkräftig mithelfen, Putins Krieg zu beenden.

Hat die – schon im Zweiten Weltkrieg von Deutschen heimgesuchte - Ukraine ein moralisches Recht auf Wiedergutmachung, nun, nach den gravierenden Fehlern deutscher Russland-Politik?

Wird man endlich in Deutschland daran gehen, Merkels Politik aufzuarbeiten, ebenso die Verstrickungen der SPD über Altkanzler Schröder und Steinmeier, der nicht unbedingt und um jeden Preis Bundespräsident bleiben muss?[2]

 



[2] Vgl. dazu meinen Beitrag mit der Rücktrittsforderung.

 

 

 

 

     Steinmeier soll zurücktreten! – 

Die Ausladung des Bundespräsidenten seitens der Regierung in Kiew zeugt von hoher Moral und ist konsequent, denn es gibt eine deutsche Mitschuld an diesem Krieg

Vor einigen Tagen forderte ich öffentlich den Rücktritt des Bundespräsidenten, als Bürger, der eine Meinung hat, überzeugt von Steinmeiers Mitschuld an der aktuellen Situation in der Ukraine, aber auch in dem exponierten, Russland im Energiesektor auslieferten Deutschland. Steinmeier, seit Schröders Kanzlerschaft als Kanzleramtsminister im politischen Geschäft, später auch als Außenminister, war ganz wesentlich an der Ausgestaltung der Beziehungen zu Putins Russland beteiligt; ja, man nennt ihn gar den Architekten der Russland-Kontakte. Und als solcher hat er – mit Schröder und Merkel dafür gesorgt, dass Deutschland an einer Pipeline hängt, abhängig wie der Junkie an der Nadel, und so einem Putin ausgeliefert ist, einem Schurken von Anfang an, dessen Herkunft aus dem KGB man kannte und dessen Blutspur für alle gut sichtbar durch Jahre der Präsidentschaft verfolgt werden konnte. Von Kurzsichtigen regiert, schlecht regiert, in Kumpanei regiert, steht Deutschland heute ohne LNG-terminales da, und dass auch nach der Krim-Annexion, als kleine Staaten wie Litauen damit begannen, ihre Energie zu diversifizieren und Flüssiggasterminals zu bauen, um nicht – im Falle eines Falles – von einem Banditen abhängig zu sein, von einem Erpresser, der sehr wohl Erdöl und vor allem das leitungsgebundene Erdgas als Waffe einsetzt. Merkel wollte das nicht wahrhaben und tappte in die Falle, führte Deutschland in die Sackgasse, aus der es jetzt keinen schnellen Ausweg geben wird.

Schröder, Steinmeier und Merkel haben diese nationale Notlage zu verantworten. Die Kanzler sind vorerts abgetaucht, wohin auch immer; Steinmeier aber ist noch da, hat sich für frühere Fehler und Fehleinschätzungen in der Russland-frage entschuldigt und will, als Politiker nicht weniger abgebrüht als der ungenierte Schröder damals wie heute, will nun zur Tagesordnung übergehen, statt in Überschuld abzutreten, weitermachen als Erster Mann im Staat und – nach gutem Frontenwechsel – gegen Russland agieren, an der Seite der Ukraine, die man bisher vergessen, ja, auf dem Altar der eigenen Wirtschaftsinteressen geopfert hat.

Abertausende Menschen müssen jetzt sterben, Opfer eines Angriffskrieges, weil Deutschland, das selbst in der Falle sitzt, mit gebundenen Händen nicht helfen kann. Kanzler Scholz erscheint schwach, zwischen den Stühlen sitzend, ohnmächtig im Agieren, weil die Zwänge des Faktischen in binden, lähmen. Steinmeier aber, der geborene Pfaffe mit Wendemantel, der, wie ich einmal schrieb, durchaus auch Papst hätte werden können, wenn er denn als Katholik das Licht der Welt erblickt hätte, entdeckt nun die Moral und die Solidarität mit den geschundenen in der Ukraine – und würde sogar dorthin reisen, um ein starkes Zeichen zu setzen, begleitet von dem polnischen Präsidenten und den Staatschefs der drei baltischen Staaten, also von Mahnern, die Putins Machtpolitik seit je her kritisch sahen, weil sie – anders als der Westler Steinmeier – wussten, was Kommunismus ist und wen Kommunismus hervorbringt.

Doch die Ukrainer, die leiden und bluten mussten, wollen die Solidarität dieses Mannes nicht, dieses Genossen, der in Sachen Moral ein Wendehals ist, als Politiker aber ein politischer Versager, nicht nur in beim – inzwischen verfilmten - Thema Guantanamo.

Steinmeier ist ein Heuchler. Da Deutschland inzwischen ein höchst moralisch verkommenes Land ist, mit Lügner und Täuscher aller Art auch in der hohen Politik, fällt ein Heuchler mehr oder weniger nicht mehr auf, auch dann nicht, wenn er das höchste Amt im Staat innehat.

Ja, ich bleibe dabei: Steinmeier soll zurücktreten!

Die Ukraine braucht keine Gesten, keine Frömmler dieser Art, die mit Worten helfen – die Ukraine braucht Waffen, denn gewaltbereite Schurken wie Putin verstehen nur die Sprache der Waffen!

 

 

 Vgl. auch:


   Die verschaukelte Ukraine: 

Deutschlands Russlandpolitik am Pranger - Präsident Selenskyj und Botschafter Melnyk mit – berechtigten (?) – Vorwürfen an Steinmeier und Merkel!  

Gibt es eine deutsche Mitschuld an der aktuellen Kriegssituation mit Kriegsverbrechen und Genozid wie im „Massaker von Bucha" (Butscha)?

 

 

Weil man in Kiew immer noch viel von Deutschland erwartete, nicht nur politischen Beistand und zwischenmenschliche Solidarität bei der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen, sondern auch tatsächliche militärische Unterstützung über konkrete und substanzielle Waffenlieferungen, blieb eine direkte Kritik an Deutschland über Wochen aus; Präsident Selenskyj schwieg dazu ebenso wie der ukrainische Botschafter in Berlin, Melnyk. Jetzt aber, wo das Zaudern der Regierung Scholz anhält, wo weiterhin mit Moskau telefoniert und im eigenen Interesse[1] taktiert wird, ohne echte Fortschritte zu erreichen, geben, ungeduldig geworden, die im Stich Gelassenen und an die Wand gedrängten Ukrainer jede diplomatische Zurückhaltung auf und lassen endlich die Katze aus dem Sack – und das, ohne Rücksicht auf Tabus.

Deutschlands Mitschuld an der gegenwärtigen Misere der Ukraine im Krieg und Not wird jetzt offen angesprochen, nicht unbedingt als Vorwurf, sondern mehr faktisch, damit die Welt begreift, weshalb sich Deutschland so lange zierte und weshalb auch diese Regierung unter Scholz aus der SPD so schwach und unentschlossen agiert, wie das nach fünf Wochen Angriffs- und Vernichtungskrieg der Fall ist.

Deutschlands wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Verstrickung mit Russland ist plötzlich ein Thema wie auch das „Spinnennetz[2]“, das Steinmeier nach Russland geknüpft hat, jener Steinmeier, der – nahezu unangreifbare - Bundespräsident der Deutschen in zweiter Amtszeit, dessen politischer Aufstieg als Kanzleramtsminister Schröders begann, des Putin-Freunds, der – in unmoralischer Kumpanei - dieses Land im Energiebereich Russland ausgeliefert hat. Tatsächlich muss man davon ausgehen, dass die deutschen Kontakte nach Russland aus der Schröder-Steinmeier-Zeit auch heute noch bestehen, dubiose, obskure, für die Öffentlichkeit intransparente Beziehungen, die heute mehr hemmen und bremsen, als der Sache des Friedens zu dienen.

Merkel, die Machtpolitikerin im Stil von Helmut Kohl, hat an die Vorgaben der Schröder-Steinmeier-Zeit angeknüpft und, zynisch, doch machtpolitisch sinnvoll, die Interessen Deutschlands weiter verfolgt, auch im Bund mit Frankreichs Präsidenten Sarkozy, wobei die politischen Belange der – wohl als unwichtig erachteten – Ukraine übergangen wurden, unter den Tisch fielen, ja, bewusst geopfert wurden, um das „gute“ Verhältnis zu Russland zu erhalten, zu einem Russland, das – nach Jelzin – von einem mehr und mehr zum Despoten heranwachsenden KGB-Mann geführt wurde.

Selensky verweist heute auf das, was Merkel und Sarkozy in der Sache Ukraine angerichtet[3] haben.

Während Sarkozy, der inzwischen verurteilte Staatsmann der Franzosen, heute wie ein kleiner Gauner mit elektronischer Fußfessel durch sein Land läuft, dieses wohl aber nicht verlassen kann, wird Merkel nach Kiew eingeladen, um die Früchte der Saat zu bestaunen, die sie als Kanzlerin – kurzsichtig – in die Welt gesetzt hat, namentlich Krieg und Verwüstung mit Genozid und Gräueltaten[4], wie man diese zuletzt in Europa während der Jugoslawien-Kriege[5], in Srebrenica, erlebt hat.

Wo ist Merkel jetzt?[6] Dach fragte ich bereits mehrfach – und danach fragen auch andere!

Wird Scholz etwas von dem korrigieren können, was die SPD-Genossen unter Schröder und Steinmeier an falscher Weichenstellung einfädelten und was die Zynikerin der Macht, Merkel, getragen von einer heuchlerischen Christen-Partei CDU mitgetragen hat?



[1] Da diese Eigeninteressen nicht immer auf moralischem Boden stehen, kommt es zu nationalen Egoismen und zu Entwicklungen wie in der Ukraine, wo – bei dem Verzicht auf Atomwaffen – seitens des Westens Sicherheitsgarantien gegeben und noch 2008 Erwartungen im Hinblick auf einen NATO-Beitritt geweckt wurden, ohne später das – de facto mündlich – Zugesagte konkret zu erfüllen.

 

[4] Die von russischen Belagerungstruppen verübten Kriegsverbrechen in dem Vorort von Kiew, Bucha, schockiert die gesamte zivilisierte Welt: in den Straßen liegen Leichen von ermordeten Zivilisten, von gequälten, gefolterten Kindern, Frauen, altem Menschen, die von Soldaten erschossen wurden. In den jetzt entdeckten Massengräbern wurden angeblich bis zu 300 Opfer unwürdig entsorgt. Russland leugnet diese abscheulichen Kriegsverbrechen und spricht von „Fakes“.

 

[5] Betroffen, doch ohnmächtig und hilflos wirkend, steht der US-Außenminister Blinken da und muss angesichts des Massenmordes in Bucha feststellen: „Wir können nicht helfen“, am 4. April, ausgestrahlt bei CNN; und NATO-Chef Stoltenberg kann nur bestätigen, dass Europas solche Schreckensbilder seit „Jahrzehnten“ nicht mehr gesehen hat.

 

[6] Da ich in keiner Partei bin und auch mit keiner Partei in Deutschland sympathisiere, kritisierte ich Merkels Innen- und Außenpolitik in drei Büchern an sich, oft auch das abhängige Verhältnis zu Russland im Blickfeld. Vgl. u. a. auch meinen jüngsten, hier publizierten Beitrag: Wo ist Merkel jetzt?

 

 

 Zum Thema Armut und Einsamkeit:



 Da war ich der Zeit etwas voraus!

Damals, 2015 im Buch

und kurz davor, 2014, im

Deutschlandfunk:

https://www.deutschlandfunk.de/lebensfuehrung-wie-viel-alleinsein-tut-gut-100.html

 

 


 

https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/einsamkeit-121.html

 

Entwurf:

 

Alt, krank, arm, allein – über Einsamkeit und Verlassenheit im unsozialen Staat Deutschland, in dem schon lange vieles nicht mehr stimmt – 

Weihnachtliche Gedankengänge von Carl Gibson

Während einerseits die obersten Heuchler der Nation, denen es scheinbar noch ganz gut geht, Durchhalteparolen ins Volks streuen und zum Ausharren aufrufen in der unerquicklichen Situation, die von kurzsichtigen, wenig vorausschauend, ja, gar unverantwortlich agierenden Politikern verursacht wurde, von selbstgefälligen Zynikern der Macht, die sich jetzt wegducken und für nichts von dem haften wollen, was sie angerichtet haben; während andererseits Bürger dieses Staates, die sich zum Teil als „Patrioten“ definieren und gegen diesen Staat opponieren, in obskuren Groß-Razzien verhaftet und weggebracht werden, ohne dass das Gros der 85 Millionen Deutschen, darunter angeblich 25 Millionen mit Migrationshintergrund, Näheres über das Los der Lehrerein, der Richterin, der Offiziere, die allesamt nicht den 7 Millionen Analphabeten Deutschlands angehören, erfahren würde, müssen viele Alte, Kranke, Arme allein in Einsamkeit und Verlassenheit ihre Tage verleben, in einer für viele verzweifelten Situation, die der – in sehr vielen Punkten versagende – Staat geschaffen hat.

Wen darf es wundern, wenn viele – einst höchst loyale Staatsbürger – sich von diesem Deutschland abwenden, sich in einer einsamen Ecke verkriechen oder – in vielen Bereichen aus sich selbst gestellt und vom Staat alleingelassen – sich irgendwo, auch im Esoterischen du Radikalen, eine neue geistig-politische Heimat suchen!?

Die hauptsächlich mit sich selbst und den eigenen Schandtaten beschäftigten, hochgradig dekadenten und durch und durch heuchlerischen Kirchen werden die Not der Menschen mit ihrem Eiapopeia vom Himmel, das regelmäßig zu christlichen Feiertagen abgespult wird, nicht lindern!

Die große Heuchelei, mitgetragen von pseudo-christlichen Parteien, ist längst durchschau – die Maskerade wirkt nicht mehr!

Der Einzelne bleibt allein, auf sich gestellt, ganz egal, ober er arm ist oder krank, und ob er mit der „Einsamkeit“ umzugehen weiß oder nicht.

Auch ich verlebte die letzten Tage, Wochen und Jahre allein, doch ohne groß an dieser Form des Alleinseins zu leiden, da ich über eine langjährige Beschäftigung mit der Materie, mit „Melancholie“ und Einsamkeit in vielen Formen, mit den Phänomenen, die nicht nur eine Last sind, sondern auch vielfache Chancen zur Selbstentfaltung bieten, umzugehen gelernt hatte.

Über 2000 Jahre Einsamkeit im Abendland!? Von den Vorsokratikern bis hin zu Nietzsche und in unsere Tage, die, belastet durch Pandemie und Krieg, für viele Schwache und Kranke sehr einsame Tage sind!

Das Buch, das ich darüber schrieb, es steht in der Französischen Nationalbibliothek, vielleicht weit wichtiger noch als mein Werk über den Dichter der „Melancholie und Einsamkeit“ Lenau, 1989 erschienen, das um die Welt ging oder mein – mit Herzblut verfasstem- Testimonium “Symphonie der Freiheit“, 2008, hat viele Einsame in Deutschland erreicht und ist seit Jahren ausverkauft, während mir die Möglichkeiten und Mittel[1] fehlen, es neu, erweitert aufzulegen.

Ja, die Wüste wächst in Deutschland. Auch, weil viel auf dem Kopf steht, weil bewährte „Werte“ heute keine Werte mehr sind, abgeschafft von Politikern, die nicht wussten was sie tun, von den falschen Leuten am falschen Ort zum falschen Zeitpunkt!

Wenn der bayerische Gesundheitsminister heute[2], an Weihnachten 2022 aufschreit und an die Einsamkeit erinnert, in der viele Bayern und Nichtbayern gefangen sind, dann vergisst er, dass nicht nur „vaterlandslose Gesellen“ aus der SPD zu dieser kritisch-exponierten Situation der Leiden beitragen, amoralische Gestalten wie Schröder und Gabriel, Zyniker der Macht, die am Eigenwohl stricken und dabei das Vaterland vergessen, dessen Ruf sie schaden, oder pseudo-christliche Figuren mit kommunistischer Sozialisation wie Angela Merkel, deren Fehler man erst heute erkennt und anspricht, die sich aber ungeniert weg duckt und für nichts haften will, sondern dass auch die CSU – als politischer Arm der grob versagenden, kinder- und nonnenschändenden katholischen Kirche – einen ganz wesentlichen Anteil an der Abkehr der – einst gläubigen – Menschen und Bürger von der auf breiter Front moralisch absinkenden Gesellschaft der Deutschen hat.

Der Intellektuelle, der Rationalist, der – von Idealen getragen und motiviert, sich des gesunden Menschenverstandes bedient, wissenschaftlich arbeitet, aufklärt, wird dabei nicht sehr glücklich werden; er führt eine lustlose, sauertöpfische Existenz ohne Höhepunkte, frustriert, da oft verkannt; und er wird schnell altern, vor seiner Zeit zerfallen, vor allem, wenn eine schwere Krankheit den Niedergang noch beschleunigt. Die Welt wird sich von ihm abwenden – und er wird einsam sein, um seinen letzten Gang allein anzutreten, um anonym zu sterben, nachdem schon alle Freunde und Bezugspersonen tot sind. Erasmus von Rotterdam[3] verweist vielfach darauf, betonend, dass es irrational im Wahn lebenden Narren weitaus besser geht, dionysisch abgelenkt von der traurigen Realität unter der nicht nur – was auch Schopenhauer[4] auch weiß und hervorhebt – intellektuelle Zeitkritiker leidet, den Politikern auf die Finger schauend, doch ohnmächtig zusehen muss, was die Rücksichtslosen anrichten!

Mir ergeht es nicht anders, wo ich dahinsterbe in einer sterbenden Stadt, die für mich nur Wohnort ist, doch kein geistiges Refugium und gar kein Wirkungsort.

Was mir noch blieb in meiner „Einsamkeit“, die – ungeachtet eines gewissen melancholischen Hauchs – noch längst keine Vereinsamung, keine endgültige Verlassenheit und schon gar keine Verzweiflung ist, ist der Trost der Musik, der Trost der Natur, der Bücherhaufen, der noch viel Neues birgt und das geistige Schaffen, das ich – mit neu aufkommender Kraft und konsequent kritisch wie bisher – der zerfallenden Welt entgegensetze.

 



[1] Darauf verwies ich hier, auf dem Blog, schon mehrfach.

 

[2] Am 25. Dezember 2022 im Bayerischen Rundfunk, am Morgen um 6 Uhr, von mir gehört.

[3] Lob der Torheit

 

[4] Aphorismen zur Lebensweisheit

 

 Vgl. auch: 

 

Altersarmut - 

Weil ich meine letzten Groschen, mein Altersruhe-Geld, in die Wahrheit investierte, weil aber in Deutschland die Lüge regiert, gehöre ich seit 2008 zur großen Schar der Armen im reichen Staat

Arm am Beutel,

Krank am Herzen ...

Goethe, Der Schatzgräber

 

 

Der Wahrheit verpflichtet und an die Wahrheit glaubend, dahinter auch noch an mein Vaterland, das nach 1945 in einigen Bereichen dazugelernt hat, speziell was das Lügen und das Täuschen betrifft, auch die Volksverblödung von oben herab, investierte ich meine Altersversorgung, ca. 60 000 Euro, in ein Projekt, das der Wahrheitsfindung dienen sollte, das, als Beitrag zur „historischen Wahrheit“ gedacht war, und somit in das Verfassen eines 1000-Seiten Buches in drei Jahren Lebenszeit im schreiben quasi rund um die Uhr. So entstand die „Symphonie der Freiheit“, ein vielbekämpftes Buch, das mich zum armen Mann machte, zum Ausgestoßenen, zum Stigmatisierten, zum Vielfach-Bestohlenen, bald auch zum alten Kranken, der heute allein dasteht, weil die guten Freunde, Bezugspersonen und Ansprechpartner alle tot sind, der sich – bei einer Schwerbehinderung von 80 Prozent – noch selbst versorgt, sich im Supermarkt mit den Geschäftspraktiken der Milliardäre herumschlägt und in der Gesellschaft als Mensch und Autor mit den Zynismen der Realpolitik, die den reichen zuarbeitet, die aber die vielen Armen vergisst.

Mein „J‘ accuse[1]“, noch vor meiner schweren Krebs-Erkrankung verfasst, liegt seit 2018 vor, als Buch!

Bewirkt hat auch dieses Werk aus meiner Feder nichts, gleich den 3333 Blog-Beiträgen, die wie Eintagsfliegen absterben, schon nach einem Tag verpuffen, so, als wären sie nie verfasst und veröffentlicht worden!

Also ändert meinen das Arbeiten des noch nicht Genesenen, der seine Schaffenskraft – gerade für das Verfassen wissenschaftlicher Werke – noch nicht ganz wiedergefunden hat, wenig an der Armut-Situation des auch sonst Exponierten, auch, weil Pandemie, Krise und Krieg viele andere Autoren auch seit Jahren ohne Einkommen dastehen lassen.

Gefördert werden einige „Lieblinge des Staates“, Systemlügner, Marionetten, die das tun, was korrupte Politiker und Zyniker der Macht von ihnen erwarten.

Verbittert bin ich trotzdem nicht, da im Einklang mit meinem Gewissen und mit höheren Sphären - wie andere schon vor mir, die sich redlich abmühten, nichts erreichten und Armut starben.

 

 



[1] Leben ohne Würde.

 

 An Neueditionen in zweiter Auflage interessierte Fachverlage bitte melden!

Aus Überlastungsgründen wäre ich bereit, einige dieser Werke zur Neu-Veröffentlichung freizugeben.

 

 

Im Herbst 2021 schrieb ich hier:


Carl Gibsons Werk 

„Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie und Dichtung“" 

ist ausverkauft 

und kann in absehbarer Zeit nicht nachgedruckt werden

auch deshalb nicht, weil mein Partner, der das Werk vor Jahren gedruckt hat, inzwischen vom Markt verschwunden ist.

Ein Exemplar ist noch übrig, das geliefert werden kann.

Das vorletzte Buch ging nach Berlin, wo die Einsamkeit zunimmt, das letzte aus dieser Ausgabe fand heute den Weg nach München.

Wenn die Bedingungen besser werden und meine Kraft ausreicht, wird es eine zweite Auflage dieses sehr forschungsintensiven Werkes geben, an dem ich über zwei Jahrzehnte arbeitete.

Ein Exemplar findet sich an der Französischen Nationalbibliothek, vielleicht, weil viele - von mir rezipierte - Franzosen - im Gefolge der Antike - über die Einsamkeit nachdachten und schrieben, Montaigne, Rousseau etc.

An folgenden Standorten kann man mein Werk einsehen:

https://www.worldcat.org/title/koryphaen-der-einsamkeit-und-melancholie-in-philosophie-und-dichtung-aus-antike-renaissance-und-moderne-von-ovid-und-seneca-zu-schopenhauer-lenau-und-nietzsche-motivik-europaischer-geistesgeschichte-und-anthropologische-phanomenbeschreibung-existenzmodell-einsamkeit-als-conditio-sine-qua-non-geistig-kunstlerischen-schaffens/oclc/921920398

 

Wie ich gelegentlich feststellte, war das Buch in Stuttgart oft und lange ausgeliehen - auch ein Hinweis darauf, dass die Einsamkeit zunimmt, nicht nur jetzt, in der Pandemie, wo viele allein und krank überleben müssen - aus eigener Kraft, ohne Hilfe!

 

 

Die besten Bücher von Carl Gibson sind vergriffen

„Lenau. Leben – Werk - Wirkung“. 1989, Carl Winter Universitätsverlag, 

die gebundene Ausgabe eines Buches, das um die Welt ging, 

 

die „Symphonie der Freiheit“, 2008, ein Werk, für das antiquarisch Horrorpreis gefordert werden,  

 

„Plagiat als Methode“, 2014, 

 

ein Werk über Herta Müllers Art, sich geistige Güter anderer Autoren anzueignen, und schließlich  

„Koryphäen der Einsamkeit“, 2015 - 

 

diese Bücher wird man in absehbarer Zeit nicht mehr erwerben können, weil mir die Kraft und auch die Mittel fehlen, sie in bewährter Form oder in einer Neuauflage der Leserschaft zur Verfügung zu stellen.

Wenn die Gesundheit mitmacht, wird es trotzdem noch weitere Bücher aus meiner Feder geben.

 

 

Auszug:

Michelangelo Buonarroti, Gesamt-Kapitel, 

Leseprobe aus: 

Carl Gibson, Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie und Dichtung aus Antike, Renaissance und Moderne, von Ovid und Seneca zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche.



6. Einsamkeit, Melancholie und künstlerisches Schaffen während der Renaissance in Italien.

 

Für nahezu alle kreativen Tätigkeiten, besonders für die Künste, ist der Daseinszustand der Einsamkeit die Schaffensbedingung par excellence. Das schaffende Subjekt ist sich selbst am nächsten, die Seele ist ruhig und der Geist kann konzentriert, geordneten Denkbahnen folgend ungeahnte Höhen und Tiefen anthropologischer, intellektueller und künstlerischer Möglichkeiten ausloten. Unzählige Beispiele aus der mehrtausendjährigen Geistesgeschichte der Menschheit sprechen dafür. Doch wohl zu keinem Zeitpunkt ist der direkte Zusammenhang zwischen Einsamkeit und geistig-künstlerischem Schaffen deutlicher hervorgetreten als in der Renaissance, speziell bei den beiden genialen Ausnahmekünstlern Michelangelo und Leonardo.

6.1. Geniale Werke der Einsamkeit bei Michelangelo Buonarroti und Leonardo da Vinci - Einsamkeit als die künstlerische Schaffensbedingung schlechthin, als „conditio sine qua non“ des kreativen Subjekts.

 

Beide Künstler galten schon in ihrer Zeit als große Einsame – und als Melancholiker, eben als geniale Melancholiker. In ihnen schien sich die aristotelische These, alle großen Geister seien Melancholiker, am eindeutigsten und treffendsten zu bestätigen. Romain Rollandein seinerzeit vielgelesener Autor, hat in seiner am Anfang des 20. Jahrhunderts erschienenen Michelangelo-Monographie die Frage aufgeworfen, welcher der beiden Renaissance-Genies wohl der größere Einsame gewesen sei, Michelangelo oder Leonardo - und dabei das Genie aus Vinci favorisiert. Die vielen Quellen jedoch, vor allem die literarischen, neigen eher zu Michelangelo, wobei Michelangelo nicht nur zurückgezogen lebte und aus der Einsamkeit heraus Kunstwerke schuf: Er war darüber hinaus auch konstitutionell ein Melancholiker reinster Prägung. Das Wort „Einsamkeit“ ist ein Schlüsselbegriff seiner Existenz und führt - weit über das profane Alleinsein hinausreichend - als roter Faden durch sein gesamtes Leben und Schaffen.
 

6.2. Michelangelo Buonarroti - „Wer kann, wird niemals willig sein.“ – 

Individuelle Freiheit und künstlerische Selbstbestimmung


“La mia allegrezz’ è la maninconia.”
Michelangelo.

Michelangelo, 1475 in Caprese im Apennin geboren, wuchs in einem kunstfeindlichen Haus auf[28]. Die ersten Malversuche belohnte der engstirnige Vater, dem die Malerei zudem auch noch verhasst war, mit einer kräftigen Tracht Prügel. Trotz der Anlehnung eines künstlerischen Lebensweges konnte der Vater es aber nicht verhindern, dass sein begabter Sohn bereits im zarten Alter von vierzehn Jahren im Garten des Lorenzo di Medici das Meißel schwang und bald schon an der Tafel des Prächtigen, dem der vielfältig Talentierte aufgefallen war, speisen durfte.

Michelangelo, bald die Verkörperung des italienischen Nationalgenies, entwickelte sich in seiner fast neunzigjährigen Lebenszeit zu einem nahezu übernatürlichen Giganten der Kunst, zu einem einzigartigen Bildhauer, Maler und Architekten, dem kein Projekt zu gewaltig gewesen oder vor dem er gar zurückgeschreckt wäre. Ungeachtet aller Anflüge von Misanthropie war er ein Humanist erster Ordnung, ein wahrhaftiger Aristokrat des Geistes, ein souveräner Charakter, der sich stets des eigenen Wertes bewusst war und der das Selbstsein auch gegen die Mächtigsten der Zeit zu verteidigen wusste, durchdrungen von der Idee der Freiheit im Politischen wie im Religiösen, stets nach der Weisheit seiner Vorväter lebend: „Wer kann, wird niemals willig sein.“[29]
Michelangelo war, über Bildhauerei und Malerei hinaus, ein Dichter und ein Philosoph, eben ein Homo universalis gegen seine Zeit, der bis in die letzte Stunde seiner Tage, um Erkenntnis rang, der die Wahrheit, wie bitter sie auch war, ungeschminkt und nüchtern aussprach. Einer, der das Wahre über alles stellte; zudem ein Geist, der von der Idee des Schönen erfüllt wie kaum ein anderer, auch das Ästhetische über die Kunst mit einer ethischen und religiösen Lebensführung verknüpfte. Er fühlte das Höhere, die ewige Wahrheit, und richtete den Blick stets nach oben.

6.3. Große Kunst ist gottgewollt


Michelangelo war ein Genie, um dessen Kunst Päpste und Könige bettelten. Zugleich war er aber auch ein Künstler von erlesener Bescheidenheit. In einem seiner Sonette, die Michelangelo, der zufällig auch noch ein großer Dichter war, so ganz nebenbei verfasste, heißt es:

„Es kann der beste Künstler nichts erdenken,
Was nicht der Marmor schon in sich enthielt,
und der allein erreicht, worauf er zielt,
Dem Geist und Sinne seine Hände lenken.“[30]

Hinter der Kunst und hinter der gesamten Natur steht nach Michelangelos Vorstellung, vor allem in der Zeit der Reife und der Spätzeit, ein höheres Prinzip, eine Gottheit, durchaus in christlicher Auffassung, die alles lenkt und leitet. Kunst und Künstler sind der göttlichen Autorität unterworfen.
Mit dieser Auffassung von Gott und Welt nähert sich Michelangelo stark den Positionen des Reformators und Bußpredigers Savonarola, den er verehrte und in dessen Bann nicht nur große Geister wie Giovanni Pico della Mirandola und Sandro Botticelli, sondern auch sein eigener Bruder Lionardo standen.
Der religiöse Erneuerer Savonarola, ein charismatischer Dominikanermönch mit besonderem Ausstrahlungsvermögen ausgestattet und mit politischen Ambitionen, die ihm alsbald zum Verhängnis werden sollten, war wie Michelangelo staatspolitisch ein Demokrat, ein - von der Notwendigkeit der politischen Einigung Italiens erfüllter - Patriot und vehementer Befürworter republikanischer Verhältnisse im Fürstentum Florenz. Gleichzeitig war dieser Missionar im eigentlichen Sinne des Wortes ein christlicher Purist und, aus dieser Konsequenz heraus, dann auch ein deklarierter Bilderstürmer und Kunstfeind - eine Haltung, die den Anhänger und Maler Sandro Botticelli schließlich veranlassen sollte, eine Reihe seiner künstlerisch freizügig gestalteten Gemälde zu verbrennen. 

Ungeachtet einzelner Phasen aufkommender Kunstskepsis oder gar eines religiösen Mystizismus, Krisenerscheinungen, die Michelangelo auch kannte, war der Bildhauer zu keinem Zeitpunkt ein blinder Gefolgsmann des italienischen Reformators. Michelangelo war bestenfalls ein Bewunderer der von Savonarola verkörperten und partiell umgesetzten politischen wie religiösen Erneuerung, die in der Zeit lagen, fasziniert von der Sendung des Charismatikers in der Art, wie es ein luzider Pico della Mirandola letztendlich auch war. Trotzdem: Über aller Begeisterung für politische Einigungs- und Demokratisierungsbestrebungen thronte die Kunst. Im Bereich menschlicher Endlichkeit bedeutete Michelangelo Kunst alles: Sie war sein Leben. Schließlich war große Kunst in allen ihren Formen ein Hinweis auf die Göttlichkeit des Menschen, ein Bindeglied zu Gott, ja der unmittelbare Ausdruck des göttlichen Willens, der diese Kunst inspirierte, ermöglichte und zuließ.

6.4. Der Schaffende ist das Maß aller Dinge - oder die Lust, mit dem Hammer neue Werte zu schaffen


Zwar ist große Kunst gottgewollt, nicht nur in der Sixtinischen Kapelle und am St. Peter; und auch ein von genialer Meisterhand geschaffener David ist göttlich – doch ist es der Schaffende, der kraft seiner Vision und dank seines Könnens die Idee aus dem Marmor schält und sie in Form bringt:

„Schlägt hart mein Hammer aus dem harten Stein
Bald dieses und bald jenes Menschenbild,
Ist er des Meisters Willen nur gewillt:
Bei jedem Schritt muss er gehorsam sein.“[31]

Zweitausend Jahre nach Protagaras ist der Mensch wieder das Maß aller Dinge, der Schaffende, der seiner Zeit den Stempel aufdrückt. Es ist sein schöpferischer Wille, der, über die göttliche Inspiration hinaus, bestimmt, was überhaupt an Kunstwerken geschaffen wird. Es ist sein Geist, seine Kraft, die alles wirkt und schafft. Hinter der Plastik, dem Fresko steht stets das selbstbewusste Individuum, der Homo faber, der Kraftmensch der Renaissance, der alte Gesetze durchbricht, um neue Werte zu setzen - das Renaissancegenie Michelangelo Buonarroti, Bildhauer in Rom. Es ist nicht mehr die finstere germanische Gottheit des Nordens, die den Hammer schwingt – es ist der Meister selbst, im sonnigen Italien, der, lange vor Nietzschemit dem Hammer philosophiert, alte Tafeln zerschlägt, um neue zu formen. 
Gerade David, der von dem Riesen Michelangelo aus dem Stein gehauene Zwerg, verkörpert, wie keine andere Plastik das Gefühl der Renaissance, den Ausdruck von Kraft und Zorn.
David war seinerzeit – ganz im Einklang mit der testamentarischen Heldenfigur, die den mächtigen Goliath bezwang – auch eine Identifikationsfigur des souveränen Florenz, welches sich permanent politisch-existenziell sowohl gegen den Vatikan-Staat, gegen Neapel und Venedig als auch gegen die hegemonialen Bestrebungen ausländischer Mächte, namentlich des französischen Königs, behaupten musste.

6.5. Weltflucht und Weltverachtung.


Doch eben dieser gewaltige Übermensch Buonarroti hat noch eine zweite Seite, eine menschliche, eine leidende, eine unglückliche, ja eine tragische, mit vielen Nuancen und feinsten Facetten durchsetzt. Michelangelo – oder Michelagniolo, wie er in den Briefen unterzeichnet, war als Mensch extrem bescheiden und lebte, am Ideal der Genügsamkeit antiker Philosophen oder christlicher Mönche ausgerichtet – obwohl er stets recht vermögend war - auf dem Niveau seiner Gehilfen, mit spärlicher Nahrung, oft von Krankheiten heimgesucht, in Askese und vielfachem Verzicht in Einsamkeit und Melancholie. Im Gegensatz zu dem von ihm hochgeschätzten Petrarca, der inmitten einer intakten Natur den „Locus amoenus“ suchte und – mit Laura im Herzen und im Sinn – sogar den Mont Ventoux bestieg, betrieb Michelangelo, als Maler von der konkreten Natur und ihren uninspirierten Abbildungen unbeeindruckt, bewusste Weltflucht und Weltverachtung. Die von Leonardo da Vinci stets genau beobachtete und beschriebene Natur bedeutete Michelangelo nur wenig. Selbst als Kulisse äußerer Einsamkeit faszinierte sie ihn erst im späten Alter. 
Michelangelo verachtete selbst den Ruhm, den er als Eitelkeit durchschaute. Der langweilige Umgang mit den Mächtigen, mit den Päpsten, Königen und Fürsten, interessierte ihn nicht. Ebenso wenig begeisterte ihn das gesellschaftliche Leben in Florenz oder Rom. Ein Zeitgenosse, Francesco de Ollanda, zitiert ihn mit den Worten: „Wenn ein Mensch durch die Natur und die Erziehung so geschaffen ist, dass er die Zeremonien haßt und die Heuchelei verachtet, hat es keinen rechten Sinn, ihn nicht so leben zu lassen, wie es ihm behagt. Wenn er nichts von euch verlangt und eure Gesellschaft nicht sucht, warum sucht ihr dann die seine? Warum wollt ihr ihn zu den Nichtigkeiten erniedrigen, die seiner Weltflucht widerstreben? Der ist kein höher veranlagter Mensch, der lieber den Dummköpfen gefallen will als seinem Genie.“[32]

Wie später der Melancholiker Burton, dem die derben Zoten mit den Themsefischern mehr bedeuteten als gesellschaftlicher Umgang, zog es auch Michelangelo vor, sich mit originellen, armen Schluckern zu umgeben, die auf ihre Weise unverfälscht und interessant waren, mit denen er seine makabren Späße treiben und deren Humor er ungehemmt genießen konnte, statt sich mit den gesellschaftlichen und intellektuellen Autoritäten seiner Zeit abzugeben, deren permanente Heuchelei er – wie aus den anklagenden Sonetten zu erkennen ist – auf allen Ebenen längst durchschaut hatte. Diese konsequente, ein ganzes Leben hindurch aufrecht erhaltene Haltung brachte ihm nicht nur viele Feindschaften ein und Gegner, die selbst nach seiner künstlerischen wie existenziellen Vernichtung trachteten; Sie führte auch dazu, dass Michelangelo, existenziell verbittert und von  Misanthropie erfüllt, andere Genies der Kunst mied, auch wenn sie praktizierende Apologeten der Einsamkeit waren wie Leonardo da Vinci, dessen Werke er – aus einer artistischen Rivalität heraus – entsprechend ungerecht beurteilte.

6.6. Der sinnende Melancholiker „Micha Ange bonarotanus Florentinus sculptor optimus“.


Einsamkeit und Melancholie sind Phänomene, die der Wesenheit Michelangelos am eindeutigsten entsprechen. Die „dunkle Schwermut“ ist, wie Herbert von Einem es ausdrückte, „seine persönlichste Signatur“.[33] Michelangelos gesamtes Leben vollzieht sich als Sein zwischen selbst gewählter Einsamkeit und bedrohender Vereinsamung. Einsamkeit und Melancholie sind die Schlüsselbegriffe seiner Existenz und gleichzeitig auch der Schlüssel zu seiner Werkinterpretation. Michelangelos Werke sind Werke der Einsamkeit und müssen auch so verstanden werden, auch wenn sie sich nicht unbedingt sofort als solche zu erkennen geben.
Die Einsamkeit war Michelangelos Wesenselement und der kontemplative, melancholische Gesichtsausdruck sein charakteristischstes Merkmal. Ein zeitgenössischer Kupferstich zeigt bereits den dreiundzwanzigjährigen „Micha Ange bonarotanus Florentinus sculptor optimus“ als sinnenden Melancholiker, das geneigte Haupt auf den Handrücken gestützt und in sich versunken. Die Bronzebüste von Daniele da Volterra, heute im Louvre, stellt ebenfalls einen von Trauer und Nachdenklichkeit erfassten Michelangelo dar, ebenso sein Selbstbildnis im Alter als Nikodemus in der Pieta.
Schon in der viel gelesenen und von manchen Geistesgrößen rezipierten Darstellung von Hermann Grimm, dem Sohn des Märchensammlers Wilhelm GrimmLeben Michelangelos, wird die Melancholie als einer der bezeichnenden Wesenszüge ausgemacht und teils auf die wenig attraktive Erscheinung Michelangelos mit dem Makel einer in jugendlicher Kunstauseinandersetzung zertrümmerten Nase zurück geführt: „Vielleicht war es die Entstellung seines Gesichtes, die Michelangelos natürliche Neigung zu Melancholie und Einsamkeit erhöhte und ihn herb und ironisch machte. Er war im höchsten Grade sanft, duldsam und gutmütig, er hatte eine natürliche Scheu, den Leuten wehe zu tun aber in Sachen der Kunst duldete er keine Kränkung seines guten Rechtes. (...) Er besaß ein gewaltiges Selbstgefühl.“[34]

Michelangelo war im Zeichen der Fische geboren – für manche ein Hinweis auf eine sonderbare, leidenschaftliche Persönlichkeit. Der einst hoch gehandelte Dichter und Essayist Romain Rolland hat die markanten Wesenszüge des Künstlers, Einsamkeit und Melancholie, in seinem partiell heute noch lesbarem, teilweise aber von vielfachen Fehlinterpretationen und ganz wesentlichen Verkennungen bestimmten Michelangelo-Portrait ähnlich formuliert und auf den Punkt gebracht: „Er war einsam.“[35]

Andere Interpreten folgen ihm in der Einschätzung. So schreibt etwa Heinrich Koch gleich zum Auftakt seiner Darstellung recht direkt: Michelangelo war einsam. Er blieb einsam auch in seinem Ruhm. (...) Dieses Bekenntnis fixiert die Grundsituation seines Lebens. Er konnte nur in Einsamkeit tätig sein. Der Hang zu ihr war ihm angeboren. Die Umwelt, gegen die er sich abschloss, oft rücksichtslos und grob, konnte ihn nicht verstehen. Sie sah in ihm einen launenhaften Sonderling, einen hochmütigen Phantasten, einen zornigen Missvergnügten.“[36]

6.7. – „La mia allegrezz’ e la maniconia” – “Meine Lust ist die Melancholie!” – Existenzbewältigung im “Amor fati“ oder eine ins Positive transponierte „Melancholie als Mode“?


Michelangelo empfand sich selbst als Melancholiker und seinen Lebensmodus, stets von ewiger Unruhe bestimmt, als ein „Zustand von Melancholie, oder besser von Tollheit“[37].
In verschiedenen Briefen[38], die für das tiefere Verständnis des Künstlers unverzichtbar sind, umschreibt Michelangelo seine momentane Stimmung als malinconico“, also als melancholisch, oft in Verbindung mit einer gewissen Andersartigkeit und individuellen Verrücktheit. Vieles, oft sind es banale Dinge des Alltags, stimmt ihn traurig. Michelangelo findet sich aber recht früh mit seiner Melancholie, unter der er manchmal extrem leidet, ab und findet sogar einen - masochistisch anmutenden - Genuss am Leidenszustand. Dank seiner ausgeprägten Willensstärke und kraft seiner gewaltigen Persönlichkeit, die der gesamten Gesellschaft zu trotzen vermag, ohne unterzugehen, lehnt er sich gegen die Melancholie als pathologisches Negativphänomen auf und deutet sie - in einem Akt besonderer Willensanstrengung - ins Positive um. Das Leiden wird zur Freude! 
Das Resultat - dieser psychologisch realisierten Umwertung im Rahmen eines existenziell notwendigen Bewältigungsprozesses - gipfelt in dem poetisch sublimierten Ausruf:

“La mia allegrezz’ e la maniconia” –
“Meine Lust ist die Melancholie”!

Es ist gut vorstellbar, dass Michelangelo mit seiner Neubewertung des Melancholie-Empfindens eine Entwicklung in Gang gesetzt hat, die im gesamten europäischen Umfeld zu einer Positivinterpretation des Melancholie-Phänomens geführt haben könnte - allerdings ist es eine Wertung, die zu keinem Zeitpunkt das eigentliche Phänomen der Melancholie als Situation des Leidens verdrängen konnte. 
Michelangelo formuliert seine Verherrlichung des gefürchteten Phänomens als Dichtung vielfach in anspruchsvollster Form, im Sonett, das er perfektionistisch angeht wie eine große Skulptur. Die Verbalisierung und Ästhetisierung vollzieht sich somit aber auch über ein Medium, das zunächst ungedruckt von Hand zu Hand Verbreitung fand und - mit dem sich verbreitenden Ruhm des genialen Künstlers aus Florenz und Rom - wahrscheinlich auch im Ausland aufgenommen wurde. 

Melancholie als Mode, kultiviert von Poliziano, Ficino, Pico, Lorenzo de‘ Medici und letztendlich auch von Michelangelo erreichte die Geister[39] Europas, speziell im elisabethanischen England und wirkte sich dort unmittelbar aus – zunächst, bis zu einem gewissen Grad, bei dem Melancholie-Motive sammelnden Robert Burton ebenso wie, literarisch weitaus anspruchsvoller umgesetzt, in den Werken von William Shakespeares beziehungsweise bei Christopher Marlowes[40], der möglicherweise einige Werke seines weltberühmten Landsmanns aus Stratford-upon-Avon verfasst oder mit verfasst haben könnte, sowie in deren Umfeld.

6.8. Hypochondrie und Misanthropie in burlesker Entladung – bei Michelangelo und Leonardo.


„Es gibt Menschen, die man nicht anders als Durchgang von Speisen, Vermehrer von Kot und Füller von Abtritten nennen muß, weil durch sie nichts anderes auf der Welt erscheint, keine Tugend sich ins Werk setzt und von ihnen nichts übrig bleibt als volle Latrinen.“[41]
Leonardo da Vinci

Seine letzten Jahre verlebte das Menschheitsgenie Michelangelo aus freier Entscheidung in ärmlichen Verhältnissen in seinem alten Domizil unweit der Trajans-Säule im Herzen der Weltstadt Rom, manchmal gar verbittert und einsam. Was damals oft innerlich in ihm vorging, was er in Augenblicken des Überdrusses, des Zweifelns und fast Verzweifelns dachte und fühlte, hat der Universal-Künstler in einer burlesken Gelegenheitsreimerei festgehalten:

„Eng eingeschlossen wie in seine Rinde
Des Baumes Mark, leb einsam ich und ärmlich,
gleich einem Geist, gebannt in die Phiole.

Mein Grab ist dunkel und ist schnell durchflogen,
darin die Spinnen emsig, tausendfach
am Werk, sich selbst als Weberschiffchen nützen.

Ein Berg von Kot türmt sich vor meiner Pforte.
Wer Trauben aß, wer Medizinen schluckte,
dem dient der Platz hier zur Erleichterung.

Hier lernte ich des Harnes Wasser kennen
Und auch ihr Ausflussrohr durch jene Ritzen,
die mich vor Tagesanbruch schon erwecken.

Wer Katzen, Aas, Lockvögel, Mist in seinem
Hausstand führt, bringt sie zu mir. Stört es mich,
darf ich sogar mit ihnen Umzug halten.

Das Innerste ist mir derart zerwühlt,
dass, selbst wenn der Gestank verduften sollte,
kein Brot und Käse mir im Magen blieben.

Husten und Schnupfen hindern, dass ich sterbe.
Weicht mir die Blähung unten leicht von hinnen,
so geht der Atem mühvoll aus dem Munde.

Ich bin erlahmt, geborsten und zerbrochen
durch meines Lebens Qualen. Und die Schenke,
in der auf Borg ich lebe, ist der Tod.

Den Frohsinn finde ich in dumpfer Schwermut,
und meine Qualen spenden mir Erholung.
Wer mag, dem möge Gott dies Elend schenken.

Wer am Dreikönigstage mich gewahrte,
wohl ihm, und mehr noch, sehe er mein Haus
inmitten hier der prächtigen Paläste!

Der Liebe Flamme ist in meinem Herzen
erloschen. Größre Not verjagt geringe.
Der Seele Flügel hab ich scharf gestutzt.

Ich brumm wie eine Hummel in dem Kruge.
In einem Ledersacke trage Knochen
ich und Sehnen, drei Steine in der Blase.

Des Blickes sichres Richtmaß ist zerbrochen.
Die Zähne sind wie einer alten Zymbel Tasten,
sie klappern, wenn die Stimme tönt.

Ein Bild des Schreckens zeigt sich mein Gesicht.
Die Kleider scheuchten ohne andre Waffe,
vom Wind bewegt, wohl Raben aus der Saat.

In meinem einen Ohr hockt mir die Spinne,
im andern zirpt in der Nacht die Grille,
und der Katarrh macht schnarchen mich, nicht schlafen.

Und Amor und die Musen, blühende Lauben,
was sind sie als Gekritzel und Gelumpe,
in Schenke, Gosse, Abort nun zu finden!

Hab ich so viele Puppen angefertigt,
damit mir’s schließlich geh wie jenem Mann,
der’s Meer bezwang und dann im Schlamm erstickte?

Die hochgepriesne Kunst, die einst mir Ruhm
Geschenkt, hat mich dahin gebracht, dass ich
In Armut alt und Fremden untertan.

Ich bin vernichtet, kommt nicht schneller Tod.“[42]

Das ist nicht mehr die selbst gewählte Einsamkeit des souveränen Renaissancekünstlers, der sich zurückzieht, um in adäquatem Umfeld große Leistungen zu vollbringen. Das ist vielmehr die Einsamkeit eines Menschen, eines vielfach Unverstandenen, der sich ausgestoßenen fühlt, eines Stigmatisierten, der Probleme mit einer teilnahmslosen, geistig sterilen Gesellschaft hat, mit Ignoranten die weder seine Persönlichkeit schätzten, noch seine besondere, in vielen Bereichen entfaltete Kunst zu würdigen wissen. 
Vergänglichkeit, das Altern, der Zerfall, Amor fati, Klage, Leiden, Todessehnsucht, Erlösung, Umwertung der Melancholie zur Lust, extreme Weltflucht und Misanthropie, Welt-Ekel, Überdruss und Übertreibung – das alles sind Elemente, die das klagende Genie, nicht anders als der ähnlich fühlende und leidende Leonardo da Vinci an anderer Stelle, der vielgepriesenen Zeit mit ihren gleichgültigen, wenig kunstsensiblen, intellektuell abgestumpften Menschen zum Vorwurf macht. Das einsame Genie muss leiden – Doch als Dichter wird Michelangelo, lange nach Seneca und weit vor Goethe, unverblümt zu sagen wissen, was er erleidet, nicht ganz realistisch, dafür umso grotesker und obszöner in einem Akt des Protestes und der seelenreinigenden Selbstbefreiung. 

Wie hat sich die Melancholie-Auffassung inzwischen verändert? Was ist anders geworden seit der Zeit des Minnesangs und des frühen Humanismus? Während ein Walter von der Vogelweide sich in die Melancholie-Haltung versetzt, ja die Melancholie-Pose kultiviert, um dann - weder tief traurig noch sonst existenziell betroffen - recht nüchtern rational über die richtige Lebensführung nachzudenken oder ein Francesco Petrarca sein Loblied auf die Einsamkeit gelegentlich gar poetisch zelebriert, die tieferen Schmerzen melancholischer Heimsuchungen aber der Welt vorenthält, um sie, nur für sich selbst bestimmt, in sein „Secretum“ zu bannen, lässt Michelangelo seinem Welt-Ekel und seiner Misanthropie freien Lauf – zur Melancholie stehend, deren Schmerz, mehr apodiktisch als sublim, zur Lust erhöht wird. Die verachtete Welt soll wissen, dass aus tiefstem Leiden auch Lebensfreude werden kann, wenn der starke Wille eines souveränen Individuums, das sich geistig-spirituell über das profane Leben erhebt, es so will.

Michelangelos kongenialer Zeitgenosse und Rivale in den Künsten wie Ideen, Leonardo da Vinci, der in seinem ebenfalls langen Leben manche Wüste der Einsamkeit durchschreiten musste, hat, die Gesellschaft geißelnd, seine Enttäuschung am Menschen in ähnlich dramatische Worte gefasst. In den „Philosophischen Tagebüchern“ Leonardos ist lakonisch vermerkt: „Es gibt Menschen, die man nicht anders als Durchgang von Speisen, Vermehrer von Kot und Füller von Abtritten nennen muß, weil durch sie nichts anderes auf der Welt erscheint, keine Tugend sich ins Werk setzt und von ihnen nichts übrig bleibt als volle Latrinen.“[43]

Es ist frappierend, dass auch dieser zweite große Geist der Hochrenaissance zur Fäkalsprache greifen muss, um seiner Verbitterung Luft zu machen. Frustrationen müssen abgearbeitet werden, damit es künstlerisch wie existenziell weiter gehen kann, frei in der Selbstbehauptung in einem Umfeld, das mehr gnadenlos als sozial war.
Letztendlich beweisen Michelangelos und Leonardos Gelegenheits-Zynismen, wie schnell gelebter Altruismus über künstlerisches Schaffen und Philanthropie in Misanthropie umschlagen können. Gerade Menschen, die ein Leben hindurch viel Idealismus investierten, um das Höhere im Menschen zu fördern und zum Durchbruch zu führen, verlieren irgendwann nach zahlreichen Enttäuschungen den Glauben an eben diesen Menschen, der keine Krönung der Schöpfung ist und ziehen sich, mehr souverän und einsichtig als „gekränket von dem Schwarme“ (Lenau, „Der einsame Trinker“), in die Einsamkeit ihres Selbst zurück.

Die oben zitierte Burleske, in der die Motive Einsamkeit, Melancholie, Trauer und Tod gezielt eingestreut werden, hat natürlich nicht viel mit den großen Sonetten Michelangelos zu tun, aus denen ein ganz anderes Künstlertum zu vernehmen ist, dafür aber umso mehr mit der tatsächlichen Existenz. Es ist nicht einmal eine Stilübung; es ist eine Art stilisierte Marotte in Versen, teils aus eigenem melancholischen Vergnügen heraus verfasst, mit dem Ziel, sich selbst und den Adressaten, an den es sich wendet, ungeachtet der Bitterkeit zum Lachen zu bringen. Michelangelo, der Künstlergigant überhaupt, als Vogelscheuche! Der „uomo universale“ als gebrochenes Individuum, kraftlos, sich nach dem Erlöser Tod sehnend! 

Das Genie ein Hypochonder? Einer, der sich genau beobachtet und alle möglichen Symptome und Krankheiten an sich feststellt, der an sich die Spuren des Verfalls und der Vergänglichkeit registriert; der schließlich selbst an seinem Lebenswerk, an den von ihm geschaffenen Kunstwerken, die ihm alles bedeuteten, zweifelt. Inmitten dieser trostlos destruktiven Sichtweise erhebt sich die Melancholie als ambivalentes Phänomen. Obwohl sie ein Elend ist, das keiner erleiden soll, spendet sie auch Trost, weil der Leidende in seinem Leiden aufgeht:

„Den Frohsinn finde ich in dumpfer Schwermut,
und meine Qualen spenden mir Erholung“.

Gedichte dieser Art, einerseits mit tiefer Aussagekraft zur Melancholie-Thematik, müssen andererseits so gelesen werden, wie man die enthusiastischen, von Pathos durchdrungenen Briefe des Mediceer-Kreises liest – unter Beachtung der zahlreichen Übertreibungen, der rhetorischen Floskeln, der Ironie und des Sarkasmus’. Nicht alles, was verkündet wird, ist echt und ernst gemeint. Und doch schwingt existenzielle Bitterkeit mit, eine Verbitterung, aus der die innere Wahrhaftigkeit hervor leuchtet.

Michelangelos von vielen künstlerischen Höhepunkten bestimmtes Leben hatte sicher auch traurige Phasen. Als sensiblen Künstler irritierten ihn die Trivialitäten des Alltags, die vergeudete Energie in der Auseinandersetzung mit Auftraggebern, die ihre Honorare endlos hinauszögern, mit unzuverlässigen Banken, Betrügern im Steinbruch, Dieben aller Art und mit den immer wieder sich einstellenden Geldsorgen, die den künstlerischen Schaffensprozess unterbrachen und den Künstler lähmten. In einem Brief aus dem Jahr 1509, also zu einem Zeitpunkt, als er schon ein berühmter Bildhauer war, schreibt Michelangelo aus Rom an seinen Bruder Buonarroto in Florenz: „Ich bin genötigt, mich mehr als die Anderen zu lieben, und kann nicht einmal mir mit den notwendigen Dingen dienen. Ich lebe hier in großer Sorge und unter den größten körperlichen Anstrengungen und habe keinen einzigen Freund, will auch keinen, und habe nicht soviel Zeit, um das Notwendige essen zu können; drum soll man mir nicht noch mehr Not machen, ich könnte doch nicht eine Unze mehr davon ertragen.“[44] Drei Jahre später klagt er dem gleichen Bruder, der, neben dem Vater, das Bindeglied zur Familie darstellte: „Ich teile Euch mit, daß ich nicht einen Groschen besitze und gleichsam barfüßig und nackt bin und das, was mir noch zukommt, nicht eher als bis ich mein Werk vollendet habe, erhalten kann; und ich erdulde sehr große Mühen und Unbequemlichkeiten.“[45]

Da Michelangelo weitgehend wie ein Asket lebte, brauchte er kaum etwas für den persönlichen Bedarf. Das meiste Geld aus seinen nicht geringen Honorarzahlungen investierte er in Materialien, in Wachs, Papier, Leinwand, Farbe, vor allem aber in teure Marmorblöcke, die er auf eigenes Risiko erwarb und transportierte. Erwies sich ein solcher Marmorblock, den Michelangelo in den Brüchen von Carrara oder Pietrasanta bei Aufenthalten von bis zu acht Monaten im Bruch selbst aussuchte, als mangelhaft, so war der Schaden für den Künstler enorm. Darüber hinaus war die Zahlungsmoral der Päpste schlecht. In einem Brief an Fatucci aus dem Jahr 1525 klagt Michelangelo: „Ich habe die Provision, schon ist’s ein Jahr her, nicht genommen und kämpfe mit der Armut. Ich bin ganz allein in meinen Nöten und habe davon so viele, daß sie mich mehr beschäftigt halten als die Kunst.“[46]

Der Künstler wird in die Einsamkeit zurückgeworfen und verfällt zeitweise der Melancholie, während der künstlerische Schaffensprozess stockt. Obwohl er leiden muss, vermeidet es Michelangelo, bei Freunden um Geld zu betteln. Dazu ist er zu stolz. Er sucht vielmehr sein Recht, indem er jeden der fünf Päpste, mit denen er es zu tun hatte, zur Rede stellt und sie an ihre Zusagen erinnert. Wenn Michelangelo größere Zahlungen erhielt, ließ er einen nicht unbeträchtlichen Teil seiner Familie zukommen, investierte in Bürgerhäuser in Florenz, erwarb viel Grundbesitz und deponierte ansehnliche Summen bei Banken. Da er im Grunde reich war, musste er auch befürchten, gerade die deponierten Gelder könnten von Bankiers, Verwalter, Notaren veruntreut werden, ebenso wie er Sorge hatte, im alltäglichen Bereich betrogen und bestohlen zu werden. Neben seinen sonstigen Wertsachen, waren vor allem seine Kunstwerke, die in großer Zahl in seinem Atelier herumlagen, begehrt.
Als 1542 eine Bestätigung eines angelegten Betrags, mit dem sich Michelangelo die Freiheit des Alters sichern wollte vorerst ausblieb, jammerte er in einem Schreiben an seinen Verwalter de Riccio: „Ich habe mir die 1400 Dukaten aus dem Herzen gezogen; und die hätten mir für sieben Jahre Arbeit gedient (...) Nun stehe ich da, ärmer an Geld und mit mehr Kampf und Nöten denn je“.[47]

Obwohl Michelangelo immer wieder zur Übertreibung neigte und seine vermeintliche Armut inszenierte, wird aus den Briefen eines deutlich: Die Existenz des Individuums ist stets gefährdet - als Mensch und Künstler. Das Leben bleibt in mehrfacher Hinsicht exponiert.
Neben den materiellen Sorgen litt der sonst selbstbewusste, aristokratisch geprägte Michelangelo unter der politischen Unfreiheit der despotischen Zeit und unter dem Zwang, den Päpsten dienen zu müssen, während sein großer Rivale Leonardo da Vinci in seiner Gesamtentfaltung mobiler und somit viel freier war. Auch quälte Michelangelo die Vorstellung, seine großen Kunstwerke könnten die Zeiten nicht überdauern und der Vergänglichkeit anheimfallen. Da er recht lange lebte, verlor er viele Freunde, ihm nahestehende Menschen, ferner Ideale. Vielfache Desillusion machte sich breit – doch er hielt am Leben fest. Michelangelo war zwar oft krank, doch lehnte er jede ärztliche Hilfe ab, da er, nicht anders als sein dichterisches Vorbild Petrarca, die wissenschaftliche Autorität des Berufsstandes nicht anerkannte. Entgegen seiner Jammer-Darstellung in der Burleske, musste der anerkannte Künstler nicht in Lumpen leben. Michelangelo war vermögend, sogar so begütert, dass er seinen treuen Mitarbeiter Urbino durch eine einzige, geradezu fürstlich ausfallende Schenkung reich machte.
Michelangelo, der in der Selbstbehauptung gegenüber den Päpsten stets Rückgrat, Mut, ja sogar bewusste Gegnerschaft zeigte, war im Umgang mit seinen engsten Mitarbeiter höchst wohlwollend, mild und von zarter Güte erfüllt. Er dachte sozial, verteilte viel an wirklich bedürftige Menschen, vor allem an jene, die es ablehnten, öffentlich zu betteln. Einfache, ursprüngliche, unverfälschte Menschen bedeuteten ihm sehr viel. Kurz nachdem Michelangelo seinem langjährigen Mitarbeiter Urbino, der ihm mehr als zwanzig Jahre assistierte, ein kleines Vermögen hatte zukommen lassen, um dessen Tage im Alter abzusichern, verstarb jener nach mehrmonatiger Krankheit in den Armen des Meisters. Für Michelangelo war dies ein Schlag, der ihn nachhaltig berührte. Aus einem Schreiben an seinen späteren Biografen Giorgio Vasari, dem Begründer der weltberühmten Gemälde-Galerie „Uffizien“ in Florenz, ist der gesamte existenzielle Schmerz vernehmbar: „Ihr wißt, daß Urbino gestorben ist. Darin ist mir von Gott größte Gnade geschehen, aber auch zu meinem schweren Schaden und unermesslichem Schmerze: Die Gnade hat darin bestanden, daß, wie er mich im Leben lebend erhielt, er sterbend mich sterben gelehrt hat, nicht mit Unlust, sondern mit Verlangen nach dem Tode. Ich habe ihn sechsundzwanzig Jahre gehalten und habe ihn äußerst redlich und treu befunden; und nun, da ich ihn reich gemacht hatte und erwartete, daß er meinem Alter Stab und Erholung wäre, ist er mir entschwunden, und keine andere Hoffnung ist mir geblieben, als ihn im Paradiese wieder zu sehen. Und dafür hat Gott ein Zeichen in dem so überaus seligen Tode, den er gestorben ist, gegeben. Und weit mehr als das Sterben hat ihn betrübt, daß er mich lebend in dieser verräterischen Welt, unter solchen Nöten zurückließe; und da der beste Teil von mir mit ihm dahingegangen ist, bleibt mir für den anderen nur grenzenloses Elend.“[48]

Geld spielte für Michelangelo in der Tat keine Rolle. Sein anderer Biograph, Condivi, der schon zu Lebzeiten eine Lebensbeschreibung des berühmten Künstlers herausgab, zitiert Michelangelo mit den Worten, er sei eigentlich ein vermögender Mensch gewesen, er habe nur arm gelebt. Aus diesem Grund sind die vielen Hinweise auf Armut in Briefen und in der oben zitierten Burleske objektiv nicht haltbar. 

Die Burleske selbst entstand wohl aus einer üblen Laune heraus, aus Missmut und Verdruss, Gestimmtheiten, wie sie der Melancholiker immer wieder erlebt, wenn das Euphorisch-Enthusiastische verfliegt und Trauer, Vereinsamungsschmerz und Verzweiflungsanfälle sich breit machen.

6.9. Michelangelos „Sonette“: Kreationen reiner Eitelkeit?


Das wüst-zynische Klagelied ist als Momentaufnahme zu betrachten, ohne die Potenz, die gesamte geniale Künstlerexistenz in Frage zu stellen. Michelangelos eigentliche poetische Leistung wird erst in den Sonetten erbracht, in jener anspruchsvollen Lyrik, die er in reiferen Jahren, in der Lebensphase ab Sechzig bis ins hohe Alter, verfasste.
Die Sonette sind Altersdichtungen, aus denen – typisch für den spirituellen Wandel - nunmehr die Weltanschauung dieser Jahre hervorleuchtet: Der Geist künstlerischer Skepsis verbunden mit christlicher Innerlichkeit tritt an die Stelle des zukunftsgläubigen Lebensoptimismus des frühen Renaissancegenies. Die christliche Spiritualität des reiferen Michelangelo Buonarroti ist jedoch nicht, wie gelegentlich von Interpreten hervorgehoben, Verrat an der Kunst und den Idealen der Renaissance, sondern sie entspricht einer inneren geistigen und seelischen Entwicklung des Künstlers, die auch ihm zugebilligt werden muss. Michael Engelhard, der 79 dieser Sonette – nach Rilke und anderen Nachdichtungen – ins Deutsche übertragen hat, sieht in Michelangelos Dichtungen „poetische Bewältigungen existenzieller Erfahrungen. Jede dieser Erfahrungen steht gleichberechtigt neben jeder anderen. Sie werden zusammengehalten durch den Wesenskern dieses einzigartigen Menschen, der sich in jedem Gedicht offenbart.“[49]

Gemessen an den Sonetten Michelangelos erscheinen die Sonette seines früheren Förderers Lorenzo de’ Medici wie holprige Gehversuche. Auf manches der Sonette Michelangelos, die zu den schönsten gehören, die in der italienischen Literatur des 16. Jahrhunderts hervorgebracht wurden, lässt sich der Ausspruch anwenden: Ecce poeta!

Und dabei kam es Michelangelo nicht einmal darauf an, diese lyrischen Perlen drucken zu lassen. Ihm, der auf das Unvergängliche und Ewige im Kunstwerk großen Wert legte, der daran glaubte und die Identität eines höheren Menschen daraus ableitete und rechtfertigte, erschien eine Veröffentlichung seiner Sonette als reine Eitelkeit. Er wollte seinem Publikum, das ihn als Bildhauer, als Maler und als Baumeister bewunderte, nicht noch den Dante-Kenner zumuten. Es reichte ihm, wenn die artikulierten Gefühle, das Pathos der Freundschaft, des Schönen und des Göttlichen, Freunde erreichten, Menschen, wie den innig verehrten römischen Edelmann Tomasso dei Cavalieri oder seine in Anbetung geliebte Vittoria Collona, die selbst eine Intellektuelle von Rang und eine begnadete Lyrikerin war. Kernthemen der Sonette Michelangelos sind das Verhältnis des Künstlers zum Kunstwerk, des Menschen zum angebeteten Subjekt, des Individuums zum Ideal und zu Gott. Hymnen oder Lobgesänge auf Einsamkeit und Melancholie wird man in jener Sammlung vergeblich suchen. Dort, wo beide Phänomene marginal in Erscheinung treten, geschieht es indirekt im Kontext. Michelangelo arbeitete gern nachts, fasziniert von der Ruhe und Stille der Nacht. In einem der Sonette wird diese besondere Stimmung eingefangen:

„O süße, wenn auch schwarze Zeit, o Nacht,
Die jedes Werk in ihren Frieden reißt,
Gut von Verstand und Aug‘ ist, wer dich preist,
Und wer dich ehrt, hat heilen Geists gedacht.

Dem müden Denken hast du Ruh‘ gebracht,
Das in der schattenfeuchten Stille kreist,
Und aus der Tiefe trägst du meinen Geist
Im Traum empor, wohin ich hoffend tracht’.

O Schattenbild des Todes, in dir endet
Die böse Not der Seelen und der Herzen,
Du allen Leids letzter Heilungsborn,

Du bist’s, der krankem Fleisch Gesundheit spendet
Du trocknest Tränen, linderst alle Schmerzen
Und raubst den Guten Überdruß und Zorn.“[50]

Hinter der dunklen Nacht steht die trostspendende Melancholie, die das Individuum mit dem Schicksal versöhnt.
Dreihundert Jahre später wird ein anderer Dichter und großer Melancholiker, der sich im Rahmen seiner Vorstudien zum „Savonarola“-Epos mit Michelangelo, Leonardo da Vinci, Lorenzo de’ Medici und der Renaissance als Epoche intensiv auseinandergesetzt hat, in einem seiner schönsten lyrischen Gedichte überhaupt, das Phänomen der Melancholie aus einer vergleichbaren Stimmung heraus mit nahezu identischen Worten erfassen - Nikolaus Lenau in „Bitte“:

„Weil‘ auf mir, du dunkles Auge,
Uebe deine ganze Macht,
Ernste, milde, träumerische,
Unergründlich süße Nacht!

Nimm mit deinem Zauberdunkel,
Diese Welt von hinnen mir,
Daß du über meinem Leben
Einsam schwebest für und für.“[51]

Komm, heilige Melancholie – Komm, Trost der Welt, du stille Nacht! Andere Dichter anderer Zeiten haben ähnlich gefühlt. Michelangelo steht am Anfang einer Auffassung, die das Phänomen der ernsten Melancholie sublim veredelt.






[28] Näheres zu den Anfängen in Florenz bei: Forcellino, Antonio: Michelangelo. Eine Biographie. Aus dem Italienischen von Petra Kaiser, Martina Kempter und Sigrid Vagt. München 2006.

[29] „Signor, se vero è alcun proverbio antico/ questo è ben quel, que qui può mai non vuole.“ „Wenn jemals, Herr, ein Sprichwort Wahrheit sprach, / So dies: Wer kann, wird niemals willig sein. In: MichelangeloGedichte. Italienisch und deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Michael Engelhard. Frankfurt und Leipzig 1999. S. 14f. Dieser Sonett-Auftakt ist richtungweisend für Michelangelos gesamte Schaffensexistenz. Er, der stets der Wahrheit verpflichtet war und – trotz allen redlichen Schaffens von höheren Mächten „ganz allein“ gelassen wurde, während Lügen und Geschwätz triumphierten, sollte sich nur beugen und sich dem Papst unterwerfen, wenn es unbedingt sein musste; nicht für Geld, aber um das erstrebte Kunstwerk zu realisieren.

[30] Michelangelo, Gedichte. Italienisch und deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Michael Engelhard. Frankfurt und Leipzig 1999. S. 205.

[31] Ebenda, S. 61.

[32] Romain Rolland, Michelangelo, S. 150.

[33] Einem, Herbert vonMichelangelo. Bildhauer, Maler, Baumeister, Berlin 1959. S. 92.

[34] Michelangelo. Sein Leben in Geschichte und Kultur seiner Zeit, der Blütezeit der Kunst in Florenz und Rom. Berlin 1967.

[35] Romain Rolland, Michelangelo .

[36] Heinrich Koch, Michelangelo, Reinbek 2001. S. 7. „Fett“ markiert – hier vom Autor hervorgehoben.

[37] Romain Rolland, Michelangelo, S.15.

[38] Die Briefe des Michelagniolo Buonarroti. Übersetzt von Karl Frey. Dritte Auflage, mit erweiterten Anmerkungen neu herausgegeben von Herman-Walter Frey. Berlin 1961.

[39] Es ist denkbar, dass auch Albrecht Dürer während seiner Studien in Italien mit diesem „modischen“ und zugleich tiefsinnigen Sujet konfrontiert wurde, bevor er, inspiriert wohl auch durch Pico und Ficino, seine allegorische Darstellung „Melencolia I“ anging.

[40] Für beide Dramatiker sind Einsamkeit und Melancholie charakteristische Themen. Gestalten wie „Faust“ oder „Hamlet“ sind „Einsame“ mit ausgeprägt melancholischen Zügen. 

[41] Leonardo da Vinci, Philosophische Tagebücher. Italienisch und Deutsch. Zusammengestellt, übersetzt und mit einem „Essay zum Verständnis der Texte“ und einer Bibliographie herausgegeben von Giuseppe Zamboni. Hamburg 1959. S. 113.

[42] Vgl. dazu auch die Übersetzung von Engelhard, in: MichelangeloGedichte. Italienisch und deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Michael Engelhard. Frankfurt und Leipzig 1999. S. 317ff.

[43] Leonardo da Vinci, Philosophische Tagebücher. Italienisch und Deutsch. Zusammengestellt, übersetzt und mit einem „Essay zum Verständnis der Texte“ und einer Bibliographie herausgegeben von Giuseppe Zamboni. Hamburg 1959. S. 113.

Vgl. auch: Leonardo da Vinci: Tagebücher und Aufzeichnungen. Hrsg.: Theodor Lücke. 3. Auflage. Leipzig 1953, S. 113.

[44] Die Briefe des Michelagniolo Buonarroti. Übersetzt von Karl Frey. Dritte Auflage, mit erweiterten Anmerkungen neu herausgegeben von Herman-Walter Frey. Berlin 1961. S. 44. Unterzeichnet: „Michelagniolo, Bildhauer in Rom“. Die Briefe des Künstlers sind auch im Internet abrufbar: http://www.gutenberg.org/files/15813/15813-h/15813-h.htm

[45] Ebenda, S. 52.

[46] Ebenda, S. 91.

[47] Ebenda, S. 116f.

[48] Ebenda, S. 176f.

[49] Vgl. dazu das sehr lesenswerte, mit vielen speziellen Einblicken gespickte Nachwort des Übersetzers, S. 367ff. (Erste Neuauflage der Gedichte 1999) bzw. S. 144, Erstauflage 1992, aus welcher das Zitat oben stammt.

[50] MichelangeloGedichte. Italienisch und deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Michael Engelhard. Frankfurt und Leipzig 1999. S. 151.

[51] In: Nikolaus Lenau. Werke und Briefe. Historisch-kritische Gesamtausgabe. Herausgegeben im Auftrag der Internationalen Lenau-Gesellschaft von Helmut Brandt, Gerard Kozielek, Antal Mádl, Norbert Oellers, Hartmut Steinecke, András Viskelety, Hans-Georg Werner, Herbert Zeman. Wien 1995 ff. Bd. 1, S. 98. 



Leseprobe aus: Carl Gibson, Koryphäen der Einsamkeit und Melancholie in Philosophie und Dichtung aus Antike, Renaissance und Moderne, von Ovid und Seneca zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche.







Inhalt des Buches: 


Carl Gibson


Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca


zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche







Das 521 Seiten umfassende Buch ist am 20 Juli 2015 erschienen. 

Carl Gibson

Koryphäen
der
Einsamkeit und Melancholie
in
Philosophie und Dichtung
aus Antike, Renaissance und Moderne,
von Ovid und Seneca
zu Schopenhauer, Lenau und Nietzsche


Motivik europäischer Geistesgeschichte und anthropologische Phänomenbeschreibung – Existenzmodell „Einsamkeit“ als „conditio sine qua non“ geistig-künstlerischen Schaffens


Mit Beiträgen zu:

Epikur, Cicero, Augustinus, Petrarca, Meister Eckhart, Heinrich Seuse, Ficino, Pico della Mirandola, Lorenzo de’ Medici, Michelangelo, Leonardo da Vinci, Savonarola, Robert Burton, Montaigne, Jean-Jacques Rousseau, Chamfort, J. G. Zimmermann, Kant, Jaspers und Heidegger,


dargestellt in Aufsätzen, Interpretationen und wissenschaftlichen Essays

1. Auflage, Juli 2015
Copyright © Carl Gibson 2015
Bad Mergentheim

Alle Rechte vorbehalten.


ISBN: 978-3-00-049939-5


Aus der Reihe:

Schriften zur Literatur, Philosophie, Geistesgeschichte
und Kritisches zum Zeitgeschehen. Bd. 2, 2015

Herausgegeben vom
Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa, Bad Mergentheim


Bestellungen direkt beim Autor Carl Gibson,

Email: carlgibsongermany@gmail.com

-         oder regulär über den Buchhandel.

„Fliehe, mein Freund, in deine Einsamkeit!“ – Das verkündet Friedrich Nietzsche in seinem „Zarathustra“ als einer der Einsamsten überhaupt aus der langen Reihe illustrer Melancholiker seit der Antike. Einsamkeit – Segen oder Fluch?

Nach Aristoteles, Thomas von Aquin und Savonarola ist das „zoon politikon“ Mensch nicht für ein Leben in Einsamkeit bestimmt – nur Gott oder der Teufel könnten in Einsamkeit existieren. Andere Koryphäen und Apologeten des Lebens in Abgeschiedenheit und Zurückgezogenheit werden in der Einsamkeit die Schaffensbedingung des schöpferischen Menschen schlechthin erkennen, Dichter, Maler, Komponisten, selbst Staatsmänner und Monarchen wie Friedrich der Große oder Erz-Melancholiker Ludwig II. von Bayern – Sie alle werden das einsame Leben als Form der Selbstbestimmung und Freiheit in den Himmel heben, nicht anders als seinerzeit die Renaissance-Genies Michelangelo und Leonardo da Vinci.

Alle großen Leidenschaften entstehen in der Einsamkeit, postuliert der Vordenker der Französischen Revolution, Jean-Jacques Rousseau, das Massen-Dasein genauso ablehnend wie mancher solitäre Denker in zwei Jahrtausenden, beginnend mit Vorsokratikern wie Empedokles oder Demokrit bis hin zu Martin Heidegger, der das Sein in der Uneigentlichkeit als eine dem modernen Menschen nicht angemessene Lebensform geißelt. Ovid und Seneca verfassten große Werke der Weltliteratur isoliert in der Verbannung. Petrarca lebte viele Jahre seiner Schaffenszeit einsam bei Avignon in der Provence. Selbst Montaigne verschwand für zehn Jahre in seinem Turm, um, lange nach dem stoischen Weltenlenker Mark Aurel, zum Selbst zu gelangen und aus frei gewählter Einsamkeit heraus zu wirken.

Weshalb zog es geniale Menschen in die Einsamkeit? Waren alle Genies Melancholiker? Wer ist zur Melancholie gestimmt, disponiert? Was bedingt ein Leben in Einsamkeit überhauptWelche Typen bringt die Einsamkeit hervor? Was treibt uns in die neue Einsamkeit? Weshalb leben wir heute in einer anonymen Single-Gesellschaft? Wer entscheidet über ein leidvolles Los im unfreiwilligen Alleinsein, in Vereinsamung und Depression oder über ein erfülltes, glückliches Dasein in trauter Zweisamkeit? Das sind existenzbestimmende Fragen, die über unser alltägliches Wohl und Wehe entscheiden. Große Geister, Dichter, Philosophen von Rang, haben darauf geantwortet – richtungweisend für Gleichgesinnte in ähnlicher Existenzlage, aber auch gültig für den Normalsterblichen, der in verfahrener Situation nach Lösungen und Auswegen sucht. Dieses Buch zielt auf das Verstehen der anthropologischen Phänomene und Grunderfahrungen Einsamkeit, Vereinsamung, Melancholie und Acedia im hermeneutischen Prozess als Voraussetzung ihrer Bewältigung. Erkenntnisse einer langen Phänomen-Geschichte können so von unmittelbar Betroffenen existentiell umgesetzt werden und auch in die „Therapie“ einfließen.

Carl Gibson, Praktizierender Philosoph, Literaturwissenschaftler, Zeitkritiker, zwölf Buchveröffentlichungen. Hauptwerke: Lenau. Leben – Werk – Wirkung. Heidelberg 1989, Symphonie der Freiheit, 2008, Allein in der Revolte, 2013, Die Zeit der Chamäleons, 2014.






ISBN: 978-3-00-049939-5



Inhalt:


Einleitung: „Einsamkeit“ heute – Segen oder Fluch?
Der Mensch der Single-Gesellschaft – Leben im uneigentlichen Sein?

Teil I: Griechisch-römische Antike

1. Waren die heiteren Griechen auch einsam? Das Verständnis von Einsamkeit und Melancholie bei Vorsokratikern und Aristoteles.
1.2. Der Melancholiker – ein Genie? - Empedokles, Demokrit und eine nicht authentische, missverstandene Aristoteles-Sentenz
1.3. Im Garten des Epikur – Lebe zurückgezogen! Das naturgemäße Leben im Verborgenen.
2. Marcus Tullius Cicero - Einsamkeit und Gesellschaft: Musischer Rückzug in den ruhigen Hafen – „otio“ - „Gespräche in Tusculum“
3. Ovidius Naso in Verbannung in Tomis, am Schwarzen Meer – Vereinsamung und Melancholie im Spätwerk, in den Elegien „Tristia“ und in den Briefen „Epistulae ex Ponto“.
3. 1. „einsam lieg’ ich am Strande des äußersten Endes der Erde“ - Zur Einsamkeit verdammt am Ende der Welt: Ovids melancholische Dichtung vom Pontus
3. 2. Nemo propheta in patria?
3. 3. Kummer, „aegritudo“, „mania“, „melankolia“ in Ciceros „Disputationes Tusculanae“ - Bellerophon, der antike Einsame, Unbehauste; Einsamkeit und Melancholie in der mythisch-analytischen Zeitdiskussion.
3. 4. Psychosomatik
3. 5. Das „Schwarze Meer“ und „Tomis“ – antike Unort(e)?
3. 6. Künstlerisches Schaffen in Einsamkeit an sich und als Selbsttherapie
3. 7. Melancholie und Versöhnung – Concordia und Amor fati
4. Lucius Annäus Seneca - Lebe zurückgezogen - „solitudine“ und „in otio“
4. 1. „exsilium“, Senecas Verbannung auf Korsika – Unfreiwillige, äußere Einsamkeit und innere Freiheit, dargestellt im „Epigramm“
4. 2. Existenzbewältigung über Poesie bei Ovid und ethisches Philosophieren bei Seneca
4. 3. Ruhe der Einsamkeit - Apathie, Ataraxie, Eudämonie, „constantia“
4. 4. „De constantia sapientis“ – Die „Unerschütterlichkeit des Weisen“
4. 5. „Jeglicher Ort ist für den Weisen Heimatland.“ – Oder: „Patria est, ubicumque est bene“
4. 6. Senecas Klage als Anklage – Gesellschaftskritik und Dekadenz-Kritik aus der Einsamkeit des Exils heraus in der Auseinandersetzung mit den Tyrannen Caligula und Nero
4. 7. „De otio“ – Von der „Zurückgezogenheit“; Zwischen stiller Muße (otio) und hektischer Geschäftigkeit (negotio)
4. 8. In „secreto“ – „Menschen (…) leisten in der Einsamkeit Größtes“- Ethische Haltung und Charakterbildung entstehen in der Stille der „Zurückgezogenheit“. Die Funktionen des einsamen Lebens und der Nutzen für die Gesellschaft
4. 9. Selbsterkenntnis und die Idee des Selbstseins erwachsen dem Alleinsein - Das Existieren in der Eigentlichkeit. Psychologische und soziologische Aspekte erfahrener Einsamkeit
4. 10. Die Gefahren des Alleinseins – Einsamkeit als Last
4. 11. Das Alleinsein in den eigenen vier Wänden – Chance und Risiko. Freiwilliger Rückzug in die Einsamkeit, statt Weltflucht aus Enttäuschung und Überdruss
4. 12. Typen und Charaktere – introvertiert oder extrovertiert? Senecas Beschreibung der Melancholie-Symptomatik
4. 13. Geselligkeit – Senecas Plädoyer für ein ausgewogenes Wechselverhältnis zwischen freiwilligem Sein in Einsamkeit und sozialem Austausch
4. 14. Schöpferische Einsamkeit - Medium des Kreativen
4. 15. Die Apotheose des einsam-kontemplativen Lebens in der Schrift „De brevitate vitae“, „Die Kürze des Lebens“
4. 16. Im „Jetzt“ leben, nicht erst morgen und am Leben vorbei! Hic et nunc und Memento mori!
4. 17. Der ruhige Hafen als Endziel - Individuelles Leben oder Massen-Existenz?
5. Mark Aurel - Der Weg zum Selbst in Zurückgezogenheit
5. 1. Gelebter Stoizismus als Vorbild
5.2. „Alleinsein“ bei Epiktet – Individualität und Selbsterkenntnis

Teil II: Vom frühen Mittelalter bis zur Scholastik

1. „Einsamkeit“ und „Melancholie“ im frühen Mittelalter. Anachoreten im frühen Christentum - „anachoresis“ und „monachoi“.
1.1.         Eremitentum und monastisches Leben um 300 – 400 n. Chr. Antonius, (der Ägypter), Evagrius Ponticus und Augustinus: DerWeg zu Gott vollzieht sich in der Einsamkeit
1.2. Antonius, der Ägypter – Einsiedlertum, Wüstenspiritualität und Mystik
1.3. Aurelius Augustinus in „reiner Einsamkeit“ - „Alleingespräche“ aus Cassiciacum - Früchte des Schaffens in der Einsamkeit des Selbstgesprächs
1.4. „Acedia“ seit Evagrius Ponticus, bei Thomas von Aquin und Bonaventura
1.5. Die „Wirkscheu“ des Johannes Cassian
1.6. Thomas von Aquin - Wirkscheu ist Todsünde – Acedia oder „Tristitia“
2. Deutsche Mystik
2.1. Meister Eckhart: Die absolute Freiheit des Gottsuchenden - Der unmittelbare, mystische Weg zu Gott. „Abgeschiedenheit“ und „innerliche Einsamkeit“ neu definiert
2.2. In der Abgeschiedenheit – Das Aufgeben des Selbst, das Ledigwerden, als Voraussetzung der Unio mystica und die Gottesgeburt
2.3. „innerliche Einsamkeit“ – Zum Wesen der Dinge!
2.4. „Unio mystica“ und Buddhismus – Stufen und Wege des Rückzugs aus allgemein philosophischer, christlicher Sicht bzw. aus der Perspektive der Zen-Meditation - Exkurs
2.5. Heinrich Seuses „Weg in die Innerlichkeit“ und die Beschreibung der Mönchskrankheit (Acedia) in der Schrift „Das Leben des Dieners“
2.6. „Das Büchlein der ewigen Weisheit“ - „Wie man innerlich leben soll“, „lautere Abgeschiedenheit“ und Entwerdung (Selbst- bzw. Ich-Auflösung)
2.7. Theresa von Avila - „Der Weg zur Vollkommenheit“ und „Die Seelenburg“.

Teil III: Humanismus

1. Francesco Petrarcas Loblieder auf die Einsamkeit. Der zentrale Stellenwert der „Einsamkeit“ im Werk der Humanisten
1.1. Zur Vita Petrarcas – Von der Vita activa zur Vita contemplativa im mundus aestheticus
1. 2. „De otio et solitudine“ - Von Freiheit (Muße) und Einsamkeit
1.3. „De vita solitaria“: Francesco Petrarcas Hymnus in Prosa auf das Leben in Einsamkeit. Die Begründung der Auffassung von der „schöpferischen Einsamkeit” als elitäre Phänomen-Definition
1.4. „felix solitarius“ contra „miser occupatus“ – besser allein, frei und glücklich als vielbeschäftigt, gestresst und in permanenter Disharmonie – Einsamkeit: die „conditio sine qua non“ einer ethisch fundierten Lebensführung und Existenzbewältigung
1.5. Zur Modernität des Existenzmodells „Leben in der Eigentlichkeit“
1.6. Das schaffende Subjekt … und die Ahnenreihe der Einsamen
1.7. „Secretum“ – Melancholie und Misanthropie
1.8. „Gespräche über die Weltverachtung“: Petrarcas negativer Melancholie-Begriff und Dante
1.9. Melancholie und Selbst-Therapie – Ist die „unheilvolle“ „Seelenkrankheit“ „Weltschmerz“heilbar?
1.10. Dante weist die Muse Melancholie zurück

Teil IV: Renaissance

Einsamkeit und Melancholie während der Renaissance in Italien - Die „Saturniker“ des Mediceer-Kreises
1. Angelo Poliziano – Der Dichter am Kamin als personifizierte Melancholie und eine Melancholie-Beschreibung im Geist der Zeit.
2. Marsilio Ficino – Therapierte Melancholie. Das Bei-sich-Selbst-Sein der Seele führt zu Außergewöhnlichem in Philosophie und Kunst
2.1. Marsilio Ficino in freiwilliger Zurückgezogenheit in Carreggi - Einsamkeit als „conditio sine qua non“ des künstlerischen Schaffens
2.2. Im Zeichen des Saturn - Marsilio Ficinos Werk, „De vita triplici“, eine Diätetik des saturnischen Menschen. Ficinos astrologisch determinierter, antik physiologischer Melancholie-Begriff.
2.3. Definition der Melancholie und des Melancholikers in „Über die Liebe oder Platons Gastmahl“ - Die Liebe als melancholische Krankheit?
2.4. Krankheit „Melancholie“ - Therapeutikum Musik
3. Pico della Mirandolas Entwurf des Renaissancegenies in „De hominis dignitate“ – Von Einsamkeit und Freiheit
3.1. Die „dunkle Einsamkeit Gottes“
3.2. „Die Freiheit des Menschen“ und der „Geniebegriff der Epoche“ in „Oratio“
3.3. Die ethisch eingeschränkte Freiheit des Genies und das Humanum als Endziel
4. Lorenzo de’ Medicis „melancholische“ Dichtung
4.1. War der Prächtige ein Melancholiker? Vanitas, Wehmut und Schwermut
4.2. Der Typus des „Inamoroso“ als Melancholiker - Liebeslyrik im Sonett
4. 3. Melancholia - Lorenzo de’ Medici rezipiert Walter von der Vogelweide
5. Die Familie der Melancholiker oder die Metamorphose des sinnenden Geistes zur Plastik und zum Gedicht - Exkurs
6. Einsamkeit, Melancholie und künstlerisches Schaffen während der Renaissance in Italien.
6.1. Geniale Werke der Einsamkeit bei Michelangelo Buonarroti und Leonardo da Vinci - Einsamkeit als die künstlerische Schaffensbedingung schlechthin, als „conditio sine qua non“ des kreativen Subjekts.
6.2. Michelangelo Buonarroti - „Wer kann, wird niemals willig sein.“ – Individuelle Freiheit und künstlerische Selbstbestimmung
6.3. Große Kunst ist gottgewollt
6.4. Der Schaffende ist das Maß aller Dinge - oder die Lust, mit dem Hammer neue Werte zu schaffen
6.5. Weltflucht und Weltverachtung
6.6. Der sinnende Melancholiker „Micha Ange bonarotanus Florentinus sculptor optimus“
6.7. – „La mia allegrezz’ e la maniconia” – “Meine Lust ist die Melancholie!” – Existenzbewältigung im “Amor fati“ oder eine ins Positive transponierte „Melancholie als Mode“?
6.8. Hypochondrie und Misanthropie in burlesker Entladung – bei Michelangelo und Leonardo
6.9. Michelangelos „Sonette“: Kreationen reiner Eitelkeit?
7. Leonardo da Vinci – Ein Einsamer, aber kein Melancholiker. Die Wertschätzung der „vita solitaria e contemplativa“.
7.1. Leonardo und Michelangelo – ein geistesgeschichtlicher Vergleich. Der verbindende Hang zur Einsamkeit … und viele Kontraste!
8. Girolamo Savonarola – Der melancholische Reformator vor der Reformation
8.1. Gott geweihtes Leben in stiller Einkehr und früher Protest aus der Klosterzelle
8. 2. Zeitkritik und Fragen der Moral in „Weltflucht“ und „De ruina mundi“- Vom Verderben der Welt
8.3. Kritik des Christentums sowie des dekadenten Papsttums im poetischen Frühwerk - „De ruina Ecclesiae“ oder „Sang vom Verderben der Kirche“, (1475)
8.4. „Poenitentiam agite“! – Buße , Einkehr, Rückbesinnung, Katharsis
8.5. Savonarolas Humanismus-Kritik und seine Zurückweisung der Astrologie – ist die Philosophie eine Magd der Theologie?
8.6. Sozialreformer Savonarola - „De Simplicitate vitae christianae“ - Von der Schlichtheit im Christenleben.
8.7. Savonarola setzt politische Reformen durch – Über die demokratische Verfassung in Florenz zum Fernziel der Einheit Italiens
8.8. Niccolo Machiavelli und Die Schwermut der Tyrannen
8.9. Einsamkeit, Kontemplation und rhetorischer Auftritt – Savonarola Volkstribun und Redner nach Cicero?
8.10. Einsamkeit und Gesellschaft bei Savonarola
8.11. Christliche Ethik als geistige Basis der Staatsform – Contra Tyrannis
8.12. „Der Tyrann“ trägt „alle Sünden der Welt im Keim in sich“ - Melancholie als Krankheit: Savonarolas Typologie, Definition und Phänomen-Beschreibung des Renaissance-Macht-Menschen und das Primat des Ethos im Leben und im Staat.
8.13. Genies des Bösen – Lorenzo de’ Medici und der Borgia-Clan
8.14. Thomasso Campanellas idealer Gegenentwurf zum Typus des Tyrannen in seiner christlich-kommunistischen Utopie „Città del sole“
8.15. Golgatha - Traurigkeit und Verlassenheit in der Todeszelle und auf dem Scheiterhaufen
8.16. Hybris und Zuflucht zu Gott – „in Schwermut und voll Schmerz“!
8.17. Melancholia - „In te, Domine, speravi“, letzte Einsamkeit und existenzielle Traurigkeit - Hoffnung gegen Melancholie?
8.18. Auch Päpste irren! Schweigepflicht, Exkommunikation, Inquisition, Folter – Reformator Savonarola stirbt den Flammentod in Florenz
8.19. Giordano Bruno und die Flammen der Inquisition – Der Märtyrer-Tod auf dem Scheiterhaufen wiederholt sich … doch
9. Michel de Montaignes Essay „De la solitude“- Das Leben in Abgeschiedenheit zwischen profaner Weltflucht und ästhetischer Verklärung
9.1. Süße Weltflucht in den Turm – Melancholie als Habitus
9.2. War Michel de Montaigne ein Melancholiker?
9.3. Einsamkeit, ein Wert an sich, ist nie Mittel zum Zweck, sondern immer Selbstzweck.
9.4. „Nichts in der Welt ist so ungesellig und zugleich so gesellig als der Mensch“ – Einsamkeit und Gesellschaft
9.5. Vanitas - Der Rückzug aus der Gesellschaft ist auch historisch bedingt
10. „The Anatomy of Melancholy“ - Der extensive Melancholie-Begriff bei Democritus junior alias Robert Burton
10.1. „Elisabethanische Krankheit“ oder „maladie englaise“ – Melancholie als Mode!? Von der Pose zur Posse?
10.2. Demokritos aus Abdera – Der lachende Philosoph als Vorbild und Quelle der Inspiration
10.3. „sweet melancholy“ - Burtons Verdienste bei der Umwertung und Neuinterpretation der grundlosen Tieftraurigkeit zur „süßen Melancholie“
10.4. „Göttliche Melancholie“: „Nothing’s so dainty sweet as lovely melancholy“ - Zur positiven Melancholie-Bewertung vor, neben und nach Burton

Teil V: „Einsamkeit“ und Melancholie in der Moderne

1. Jean-Jacques Rousseau – Alle großen Leidenschaften entstehen in der Einsamkeit. Die Apotheose der Einsamkeit im Oeuvre des Vordenkers der Französischen Revolution
1.1. Rückzug, „Schwermut“ und „Hypochondrie“
1.2. „Zurück zur Natur“! im „Discours“ - Plädoyer für das einfache Leben und harsche Gesellschaftskritik. Macht die „Sozialisierung“ den an sich guten Menschen schlecht?
1.3. Im Refugium der Eremitage von Montmorency: Kult der Einsamkeit – Landleben, Naturgenuss und geistiges Schaffen
1.4. „Sanssouci“ – Asyl: Ein Einsamer, Friedrich der Große unterstützt einen anderen Einsamen, den verfolgten Wahlverwandten Jean-Jacques Rousseau
1.5. „Les Rêveries du promeneur solitaire“ - Träumereien eines einsamen Spaziergängers
1.6. Einsamkeit ist im Wesen des Künstlers selbst begründet - «Toutes les grandes passions se forment dans la solitude»!
2. Einsamkeit und Gesellschaftskritik im Werk der Französischen Moralisten La Rochefoucauld, Vauvenargues und Chamfort
2.1. Rekreation im Refugium – die bücherlesende Einsamkeit des Herzogs La Rochefoucauld
2.2. Einsamkeit – Katharsis, Chance und Gefahr
2.3. Chamfort - „Vom Geschmack am einsamen Leben und der Würde des Charakters“ - „Man ist in der Einsamkeit glücklicher als in der Welt.“
2.4. Abkehr von der Gesellschaft, melancholische Heimsuchungen, Vereinsamung und Menschenhass
2.5. „Ein Philosoph, ein Dichter, sind fast notwendig Menschenfeinde“ – Chamforts Rechtfertigung von Misanthropie und Melancholie.
3. „Ueber die Einsamkeit“ - Johann Georg Zimmermanns Monumentalwerk aus dem Jahr 1784/85 - Einsamkeit als Lebenselixier – Die Gestimmtheit im deutschen Barock – Inklination zur Melancholie?
3.1. Von den „Betrachtungen über die Einsamkeit“ zur Abhandlung „Von der Einsamkeit“ – Thema mit Variationen
3.2. Die Ursachen von wahrer und falscher Einsamkeit - Müßiggang, Menschenhass, Weltüberdruss und Hypochondrie
3.3. „gesellige Einsamkeit“ - eine „contradictio in adjecto“?
3.4. Aufklärer Immanuel Kant definiert den zur „Melancholie Gestimmte(n)“, „Melancholie“ als „Tiefsinnigkeit“ und die „Grillenkrankheit“ Hypochondrie richtungweisend für die Neuzeit. Exkurs.
4. Arthur Schopenhauers „elitäres“ Verständnis von Einsamkeit - nur wer allein ist, ist wirklich frei!
4.1. Der Ungesellige - „Er ist ein Mann von großen Eigenschaften.“
4.2. Die „Einsamkeit ist das Los aller hervorragenden Geister“ - Ist der Mensch von Natur aus einsam? Ist „Einsamkeit“ ein Wert an sich?
4.3. Das Sein in der Einsamkeit als existenzielles Problem - Einübung in die zurückgezogene Lebensführung.
5. Lenau, Dichter der Melancholie. „Einsamkeit“ und Schwermut (Melancholie) im Werk von Nikolaus Lenau – Anthropologische Phänomenbeschreibung und literarisches Motiv
5.1 Lenaus Verhältnis zur Philosophie. Entwicklung und Ansätze
5.2. „Einsamkeit“ und „Vereinsamung“ als existenzielle Erfahrung
5.3. Nikolaus Niembsch von Strehlenau, genannt „Lenau“ vereinsamt in Wien
5.4. Das „melancholische Sumpfgeflügel der Welt“ - Vereinsamt in Heidelberg und Weinsberg. Therapeutikum Philosophie: Lenau setzt der „Seelenverstimmung“ die „Schriften Spinozas“ entgegen!
5.5. Amerika – Lenaus Ausbruch in die Welt der Freiheit
5.6. Schwermut und Hypochondrie – Therapeutikum: Philosophie und Sarkasmus
5.7. „Einsam bin ich hier, ganz einsam. Aber ich vermisse in meiner Einsamkeit nur dich.“
5.8. „wahre Menschenscheu“ - „Die Geselligkeit“ „ist ein Laster“ - „Mein Leben ist hier Einsamkeit und etwas Lyrik.“
5.9. Die „äußere Einsamkeit“– Vom „Locus amoenus“ zum „Locus terribilis“
5.10. Situation und Grenzsituation – präexistenzphilosophisches Gedankengut bei Lenau auf dem Weg zu Karl Jaspers. Exkurs.
5.11. „Einsamkeit“ als ontische Dimension - Menschliches Dasein ist nicht Gesellig-Sein – Mensch-Sein bedeutet ein Sein in Einsamkeit.
5.12. „Einsame Klagen sinds, weiß keine von der andern“ - Monologische Existenz in dem existenzphilosophischen Gedicht „Täuschung“
5.13. In „dunklen Monologen“ - „Jedes Geschöpf lebt sein Privatleben“ - Mitsein in existenzieller Gemeinschaft erscheint unmöglich
5.14. „O Einsamkeit! Wie trink ich gerne / Aus deiner frischen Waldzisterne!“ Dionysisch „zelebrierte Einsamkeit“ im Spätwerk
5.15. „Der einsame Trinker“ - Das dionysische Erleben der Einsamkeit im Fest
5.16. „Fremd bin ich eingezogen/Fremd zieh ich wieder aus“ - Der „Unbehauste“, ein „Fremdling ohne Ziel und Vaterland“
5.17. „Nun ist’s aus, wir müssen wandern!“ - In-der-Welt-Sein ist Einsamkeit
5.18. Lenaus melancholische Faust-Konzeption - „metaphysische Vereinsamung“.
5.18.1. Der „Unverstandene“, das ist der „Einsame“.
5.18.2. Endlichkeit und Ewigkeit
5. 18. 3. Die Geworfenheit des existenziellen Realisten „Görg“
5. 18. 4. Das Unbewusste als Antrieb - Die tragisch konzipierte Faust-Figur in Disharmonie mit dem Selbst und in der Uneigentlichkeit
5.18.5. Gott ist tot - existenzielle Exponiertheit des metaphysisch Vereinsamten vor Nietzsche und Rilke
5.19. Im dunklen Auge – ein „sehr ernster, melancholischer Knabe“„hochgradig zur Melancholie disponiert“  und hinab gestoßen in die „Hohlwege der Melancholie“„Mein Kern ist schwarz, er ist Verzweiflung.“ – Melancholie-Symptomatik und Definitionen der Krankheit bei Lenau
5.20. „Lieblos und ohne Gott! Der Weg ist schaurig“ – „Die ganze Welt ist zum Verzweifeln traurig.“ „Melancholie“ und „absolute Vereinsamung“ in Lenaus Doppelsonett „Einsamkeit“
5.21. Der Werte-Kampf in Lenaus Ballade „Die nächtliche Fahrt“ - Von darwinistischer Selektion über den „Kampf um das Dasein“ nach existenzphilosophischen Kategorien zur Ethik des Widerstands im Politischen - Exkurs
5.21.1. Wettkampf und Werte-Kampf
5.21.2. Lenaus Imperialismus-Kritik in seinem „anderen“ Polenlied
5.21.3. Ethik des Widerstands - Der Existenz-Kampf der Individuen entspricht dem Souveränitätsstreben der - tyrannisierten - Völker
6. Friedrich Nietzsche, der einsamste unter den Einsamen? Absolute Einsamkeit, extreme Vereinsamung und schwärzeste Melancholie
6.1. Wesensgemäße Daseinsform und  Schaffensbedingung der Werke der Einsamkeit.
6.2. „Also sprach Zarathustra“ - Nietzsches großer „Dithyrambus auf die Einsamkeit“
6.3. Strukturen der „Einsamkeit“ in „Also sprach Zarathustra“
6.4. „Fliehe, Fliehe mein Freund, in deine Einsamkeit!“ - „Wo die Einsamkeit aufhört, da beginnt der Markt.“
6.5. Die Auserwählten – Nietzsches kommende Elite: Der „Einsame“ als Brücke zum Übermenschen
6.6. Der Einsame – das ist der Schaffende! „Trachte ich nach Glück? Ich trachte nach meinem Werke!“
6.7. Nietzsches „Nachtlied“ - das einsamste Lied, welches je gedichtet wurde!
6.8. „Oh Einsamkeit! Du meine Heimat Einsamkeit!“
6.9. „Jede Gemeinschaft macht irgendwie, irgendwo, irgendwann – ‚gemein’“ – Zum Gegensatz von individuellem Leben in Einsamkeit und gesellschaftlichem Massen-Dasein.
6.10. „Einsam die Straße ziehn gehört zum Wesen des Philosophen.“ Fragmentarische Aussagen zur „Einsamkeit“
6.11. Therapeutikum Einsamkeit – schlimme und gefährliche Heilkunst! „In der Einsamkeit frisst sich der Einsame selbst, in der Vielsamkeit fressen ihn die Vielen. Nun wähle.“
6.12. Die „siebente letzte Einsamkeit“ - Nietzsches „Dionysos-Dithyramben“
6.13. „Vereinsamt“ – Düstere Melancholie und metaphysische Verzweiflung
7. „Einsamkeit“ bei Jaspers und Heidegger - Exkurs
8. Der „Neue Mensch“ – eine Konsequenz der Einsamkeit? „selbstestes Selbst“ und Apologie des Selbst bei Lenau und Nietzsche - Exkurs
8.1. Die Suche nach dem „Humanum“ – Absage an den Irrweg „Übermensch“
8.2. Lenaus „Homo-Novus-Konzeption“ nach Amalrich von Bene
8.3. „Idemität“ und „Konkreativität“ – Der „menschliche Mensch“! Zur Strukturanthropologie Heinrich Rombachs. Exkurs

Teil VI: Essays zur Thematik und kleine Beiträge

9. Stufen der Einsamkeit – Auf dem Weg vom Alleinsein in die Vereinsamung, Melancholie und Verzweiflung – Zur Metamorphose eines anthropologischen Phänomens
9.1. Von der existenziellen Situation „Einsamkeit“ zum Krankheitsbild „Melancholie“ in der Erscheinungsform „Acedia“ und Hypochondrie
9.2. Melancholie als Charakteristikum des genialen Menschen.
9.3. Die Phänomene „Einsamkeit“, „Alleinsein“, „Vereinsamung“ und „Melancholie“ („Schwermut“, „Depression“) – im Wandel der Zeiten: Anthropologische Konstanten und Grundbefindlichkeiten des Daseins oder zeitbedingte Entwicklungsphänomene? Zur Begriffsbestimmung.
9.4. Strukturen der Einsamkeit - Zum Bedeutungswandel der Begriffe Einsamkeit und Melancholie durch die Zeiten
9.5. Existenzbewältigung: Angewandte Philosophie in philosophischer Praxis – Zur Konzeption und Intention der Studien zur Einsamkeit.
9.6. Zur Einsamkeit verflucht? – Alleinsein zwischen gesellschaftlicher Pest und segensreicher Schaffensbedingung –Selbsterfahrungen und Autobiographisches
9.7. Das Existenzmodell „Alleinsein“ zwischen Weltflucht und verklärender Utopie: Abgeschiedenheit, Einkehr, Selbstfindung, Eigentlichkeit - Selbst erfahrene und selbst beobachtete Phänomene – Einsamkeit, ein Zeitproblem?
9.8. Ein Einsamer von heute – In memoriam Theo Meyer.

 
Nachwort:
Inhalt:
Namenregister:
Bibliographie
Primärliteratur
Anthologien, Aufsatz-Sammelwerke zur Thematik:
Sekundärliteratur:
Bilder-Verzeichnis:
Bücher von Carl Gibson
 

 

 

 


 

Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,

Naturfotograf, im August 2021





Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2021.




 

 

 Vgl. auch:

 

  Der Einzelne und die Übermacht der Milliardäre 

Oder 

Die Launen und der Wille zur absoluten Macht des Elon Musk

Was machen die vielen Milliardäre mit ihren angehäuften Milliarden in einer Zeit, in welcher Millionen Menschen Hunger leiden, nie richtig satt werden, ohne gesunde Nahrung und ohne sauberes Trinkwasser auskommen müssen?

Bei den Lidl- und Aldi- Milliardären, die die Verborgenheit dem Licht der Öffentlichkeit vorziehen, weiß man es nicht so genau!

Bei Bill Gates aber oder George Soros, den Vieldämonisierten, schießen die Spekulationen ins Kraut! Kaum ein Tag vergeht, ohne dass neue Verdächtigungen in die Welt gesetzt werden, sonderbare Thesen aus der Welt der Verschwörungstheoretiker, die kein Mensch überprüfen kann und will, weil diese sich – oft im Bereich des Irrationalen und des Esoterischen angesiedelt – dem Verstand ebenso entziehen wie der Logik und der Vernunft.

Nun, eigentlich seit ein paar Jahren schon, kommt ein weiterer Name hinzu, Elon Musk, inzwischen der reichste Mann der Welt, der Mann, der Elektro-Autos baut und Starlink-Satelliten aus Himmel aufsteigen lässt, der Mann, der „Twitter“ aufkauft und dabei Aktionäre wie die Welt zum Narren hält, und der, in der rücksichtslosen Ausübung des Willens zur Macht, nach den Sternen greift, mit Space X-Raketen, die alle in den Himmel tragen, die das Kleingeld für die Reise mitbringen, im Dienst großer Staaten, ja, der Supermacht USA, deren NASA nicht mehr ganz mithalten kann, und anderer Milliardäre!

Wie gefährlich ist die Macht in den Händen eines Einzelnen? Wie gefährlich ist der Milliardär Musk, der dort investiert, wo es für ihn Sinn macht, auch in Brandenburg und Deutschland, der aber auch – über das von Trump[1] mit promulgierte und etablierte Medienunternehmen „Twitter“ – die Meinung der Welt mit beeinflusst, also auch nach eigenem Gusto und nach speziellen unternehmerischen Bedürfnissen wie selbstischen Macht-Allüren steuert, manipuliert!?

Soros, der ungarische Jude und Weltbürger, der sein vieles Geld in Spekulationen gegen die Bank of England machte und dabei – ethisch suspekt – superreich wurde, steuert angeblich die Meinungsbildung in Osteuropa, speziell in Orbans Ungarn, um die Völker politisch dorthin zu geleiten, wo er sie haben will, sagen die Verschwörungstheoretiker.

Und Bill Gates, der vielbeschimpfte andere „Philanthrop“, investiert angeblich in Pharma- und Biotech-Start-Ups, fördert über Forschung und „Venture Capital“, was in den USA üblich ist, gute Tradition hat, auch neue Impfstoffe und Technologien.

Und selbst der gerade verstorbene Red Bull- Milliardär Mateschitz, der reichste Mann der Alpenrepublik Österreich mit einem geschätzten Vermögen von circa 25 Milliarden Euro oder US-Dollar, hat – gleich Soros und Gates – nur Irdisches im Sinn, während Musk, mehr als zehnmal reicher als der bescheidene Mateschitz, zu den Sternen greift, um auch dort, im All, das der gesamten Menschheit „gehört“, zugesprochen wurde, noch mehr Geld zu verdienen!

Wann ist Schluss mit dem uneingeschränkten Gelderwerb und mit der Anhäufung von „Besitz“ in den Händen ganz weniger Individuen, die inzwischen mächtiger geworden sind als große Staaten, von deren obskuren wie intransparenten Zielsetzungen man heute nicht weiß, ob diese dem Wohl der Menschheit dienen oder gar geartet sind, die Menschheit für immer vom Planeten Terra zu vertilgen.



[1] Trump, mit hundert Prozessen am Hals und als Person wie Kandidat eine große Gefahr für die Gesellschaft der USA, ist auch kein armer Mann, doch gemessen an Musk, Gates und anderen Milliardären fällt Trumps Vermögen kaum ins Gewicht.

 

  Vgl. auch:

 

Auch Milliardäre müssen einmal sterben … Zum Tod des Red Bull-Erfinders Mateschitz

Sie scheiden für immer wie andere arme Leute auch – und sie können nichts mitnehmen von all dem Geld und Gut, das sie in einem erfolgreichen unternehmerischen Leben angehäuft haben.

Das Leben ist endlich und oft auch sehr kurz. Vorhandene Milliarden können es nicht verlängern.

Vor Tagen flimmerte eine Meldung über den Bildschirm. Der reiche Mann[1] aus Fuschl am See sei in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Der Namen sagte mir nichts; das Produkt aber, den Energy-Drink, kannte ich auch nur vom Duft her, der aus weggeworfenen Red-Bull-Dosen aufsteigt, die ich manchmal aufklaube, wenn sie demonstrativ am Wegrand stehen oder auf der Straße liegen, weil ich es nicht dulden will, wenn in Zeiten der Not und des Elends auch in reichen Staaten des Westens Geld und Gut einfach verschwendet werden.

An den Milliarden des Österreichers hatte ich keinen Anteil, nicht anders als am Vermögen von Steve Jobs, eines anderen Steinreichen, der mit 56 gehen musste, weil – bei all den Milliarden - er keine Tage mehr hatte. Nie erwarb ich ein Appel-Produkt, noch kaufte ich die Aktie.

Dafür aber blieb ich Bill Gates ausgeliefert über ein Betriebssystem für Computer, für das Europa keine Alternative fand und über eine Schreib-Software, die ihre Tücken und Mängel hat. Seit Jahrzehnten an Computer gebunden, ausgeliefert, verdiente Gates, der immer schon ein kleiner Schurke war, an mir kräftig mit – wie die Milliardäre von LIDL und ALDI, wo ich einkaufen musste, um zu überleben.

Wie ist das also mit der freien Selbstentscheidung? Beim Einzelprodukt kann man wählen – wenn es aber um Systeme geht, wird derEinzelne unfrei, er muss sich fügen, sich unterwerfen, dem Staatssystem ebenso wie den Monopolstrukturen der Wirtschaft!

Wie viele Steaks isst ein Milliardär am Tag? Fragt man sich vielleicht und tröstet sich damit, dass auch die Superreichen nur Menschen sind, der Krankheit und dem Tod unterworfen wie andere arme Schlucker auch.

Im Tod sind alle gleich!? Oder doch nicht? Wer weiß,

vielleicht erschafft man eines Tages auch noch eine Kapuzinergruft für Milliardäre?

  

 

 

 Vgl. auch:

 

https://www.ruhr24.de/service/aldi-lidl-krise-discounter-erhoehung-preis-geld-inflation-supermarkt-einkaufen-lebensmittel-91784934.html

https://www.ruhr24.de/service/verdachtsfaelle-einkaufen-r24-kassenbon-betrug-mkr-verbraucherzentrale-supermarkt-masche-91795446.html