Der Kormoran, ein von Natur aus geschickter Fischer mit großem Appetit, inzwischen auch an der Tauber?
Es war an einem sehr kalten Wintertag; in meiner Behausung in Igersheim sitzend, genoss ich das Beste, was die Bude zu bieten hatte, den Ausblick in das Taubertal, als ich im kahlen Geäst der Uferbäume an der Tauber große, schwarze, etwas exotisch wirkende Vögel bemerkte, ein gutes Dutzend vielleicht, in Kauerhaltung der eisigen Kälte trotzend. Neugierig geworden, griff ich zur Kamera und machte mich auf den Weg, hinab, ans Wasser. Mich heranpirschend, gelangen mir einige Aufnahmen – und meine Vermutung schein sich zu bestätigen: es waren wohl Kormorane, auf der Durchreise vielleicht in wärmere Gefilde und auf der Suche nach den begehrten Fischen, die es in der eisfreien Tauber auch im Winter reichlich gab.
Einige Jahre gingen ins Land; und ich zog die Tauber hinab, nach Tauberbischofsheim, der Mündung entgegen. Dann sah ich ihn wieder, den Wasservogel aus dem fernen Asien, der inzwischen auch hier, in Deutschland heimisch zu werden schien, nachdem ich ihn fast schon vergessen hatte, hoch oben am Himmel fliegend. Die typische Silhouette verriet es mir – es musste ein Kormoran sein. Wochen später sah ich ihn wieder im Flug, dann in der Tauber schwimmend, dort, bei Impfingen in Richtung Hochhausen, wo auch die Graureiher nach Beute Ausschau halten. Er sah mich auch, erhob sich in die Lüfte und sauste davon, noch bevor ich die seltene Szene fotografisch festhalten konnte. Doch dann, nachdem ich das Thema, das mein Repertoire der beobachteten Wasservögel erweitert hätte, fast schon ausgegeben hatte, stellte sich dann doch noch Fotoglück ein. Den Reiher und die oft präsenten Nilgänse im Blick, dort, wo zwei Insel der Glücklichen aus dem Wasser der Tauber ragen, sah ich ihn wieder auf und ab fliegend und schließlich zur Landung ansetzend. Fast gemächlich installierte er sich auf einem kahlen Ast eines hohen Baumes, wo gelegentlich der rave sitzt und in die Gegend spät oder der Reiher die Fluten im Blick und schaute in die Tiefe, über mich hinweg, während ich im Schutz des hohen Grases näher und näher kommen konnte. Ja, er flog auch wieder weg, doch er kam zurück – und mir gelangen viele Aufnahmen an diesem eine sehr heißen Sommertag, Bilder, die mich nachdenken ließen über diesen Wasservogel auf dem Vormarsch, der da war wie die Nilgänse und andere „Invasoren“ aus fernen Erdteilen, weil der Klimawandel ihr Hiersein ermöglichte. Die Fische in der tauber ernährten also nicht nur den kleinen Eisvogel, sondern auch eine große Reiherkolonie oben am Waldrand und eben auch noch ein paar Kormorane, die sicher irgendwo in der Region nisteten.
„Von allem zu viel“, werden die Angler wohl sagen, wenn der neue Konkurrent im Bestand zunimmt. Nach dem Eisvogel, der schon die Brut wegfrisst und dem gierigen Fischreiher, der jeden Fisch anpickt, den er erwischen kann, auch wenn er ihn nicht verschlingt, nun auch noch der Kormoran, ein von Natur aus sehr geschickter Fischer mit großem Appetit!
Vor Jahren:
An der Tauber bei Igersheim im Februar 2017
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,
Naturfotograf, im Jahr 2020
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Copyright: Carl Gibson 2021.
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