Die Renaturierung der Tauber in zwischen Tauberbischofsheim und Impfingen - eine gute Maßnahme gegen Hochwasser, eine sehr vernünftige Investition in das Leben
Die Renaturierung der Tauber in zwischen Tauberbischofsheim und Impfingen
Es war am 26. Mai, als ich diesen Beitrag konzipierte und das Foto hochlud - inzwischen sind sieben Wochen ins Land gegangen; ich war fast täglich in jenem „renaturierten Bereich“ und habe dort halbe Tage verbracht, fotografierend und nachdenkend, nachdem ich mich mehrere Monaten intensiv mit der Flora und Fauna des Brehmbachs beschäftigt hatte, mit dem Mündungsbereich des Baches in die Tauber und mit der Tauber an jener Stelle, wo sie gerade ist wie eine Autobahn und wo das Wasser des Flusses schon bei schwachem Regen anschwillt und dahinschießt wie ein Wildbach.
Die Quintessenz meiner Erkenntnisse noch vor dem Hochwasser:
es sollte mehr „renaturierte Bereiche“ geben, nicht nur, weil das Leben dort einmalig pulsiert, Tiere und Pflanzen sich dort wohlfühlen, prächtig gedeihen, sondern auch als bewährtes Mittel gegen zerstörendes Hochwasser, das vernichtend wirkt, wenn es sich nicht in die breite Landschaft ergießen kann.
Was bedeutet „Renaturierung“ überhaupt?
„Renaturierung“ heißt: etwas von den großen Sünden wieder gutmachen, die man sich in der Vergangenheit mit den „Begradigungen“ der Flüsse selbstherrlich geleistet hat.
Gegen jede Vernunft hat man seinerzeit große, natürlich dahinfließende Flüsse gezähmt, eingeengt, den Rhein, den Neckar, um Land zu gewinnen, um die Flüsse schiffbar zu machen –
dann aber kam das Hochwasser ... und man sah an den Folgen, was man angerichtet hatte.
Die Bilder wiederholen sich, hier und dort:
Das Wasser sucht sich den kürzesten Weg, wenn es kommt und weiter will: ich sah Schneisen, die das Wasser im „renaturierten Bereich“ der Tauber geschlagen hatte, dann, weiter unten, zwischen Impfingen und Hochhausen, wo der Fluss seinen Weg verkürzte und über das Feld schoss, das Getreide unter sich begrabend.
Anderswo, wie jetzt im Ahrgebiet, in der Pfalz, werden Häuser mitgenommen, ganze Siedlungen, Menschen sterben, weil der Fluss wild geworden ist, die Wassermengen nicht mehr tragen kann und Dämme brechen.
Die Natursünden aus der Vergangenheit sind - neben den Auswirkungen des Klimawandels - der Grund dafür.
Zurück, zur Natur!
In früheren Jahren habe ich die Rheinauen besichtigt, auch die so genannte "Kleine Camarque" nördlich von Basel, im Elsass - das sind Rückzugsräume für das Wasser und für das Leben in vielen Formen.
Davon sollte es mehr geben.
Die Katastrophe macht uns klug - es kommt nicht immer auf den Profit an, auf maximale Leistung und Gewinn in einer industrialisierten Leistungsgesellschaft; es geht um das Leben selbst, denn, wenn dieses weg ist, durch Gier vernichtet, dann nutzen Geld und Wohlstand auch nichts mehr.
„Renaturierungsmaßnahmen“ werden von Ländern in Deutschland getragen und in Zusammenarbeit mit den Kommunen durchgeführt, wobei das Bundesland bis zu 90 Prozent der Kosten trägt. Also sollte man die Flächen ausdehnen, die Landwirte entschädigen und den Raum dem Wohl der Allgemeinheit unterordnen, damit das Leben für alle, auch für Pflanzen und Tiere, lebenswerter und sicherer wird.
Vgl. zur Thematik meinen Beitrag, den ich am 2. Februar 2021 hier auf dem Blog veröffentlichte, als zu befürchten war, dass ein gefährliches Hochwasser an der Tauber eintreten könnte:
Drohendes
Hochwasser an der Tauber - Bilder aus dem Umfeld von Tauberbischofsheim
sowie vom zuströmenden Brehmbach, Heimstätte des Eisvogels, der
Wasseramsel und der Flugenten
Vom Schicksal von Temeschburg, im Banat, ins Taubertal verschlagen, habe ich die Auswirkungen der Regenfluten innerhalb von fast drei Jahrzenten immer wieder beobachten können, die Veränderungen der Landschaft, die Folgen für Menschen und Tiere, beginnend mit dem oft heimgesuchten Wertheim, wo das Hochwasser ein existenzielles Problem ist, in Lauda, in Bad Mergentheim und schließlich jetzt in Tauberbischofsheim, wo die Tauber gerade anschwillt und bedrohlich gen Wertheim, zur Mündung hin, in den Main, fließt.
Ergibt sich dort ein Rückstau, hat die schöne Stadt Wertheim ein Problem!
Der
Brehmbach vor meiner Haustür - ein Lieblingsplatz der Wasseramsel und
auch des Eisvogels, jetzt überflutet, zeitweise verwaist
Treibgut - herbeigeschwemmtes Holz, Plastik, Wohlstandsmüll.
Viel von dem, was die Menschen acht- und rücksichtslos in die Natur werfen, kommt wieder zum Vorschein, ans Licht!
Die Brehmbach-Mündung in die Tauber
Der Brehmbach kurz vor der Mündung
Das ist das, was der Autofahrer von der Tauber sieht, wenn er auf der Bundesstraße über die Brücke saust
Am Bach -
Bilder einer Wegstrecke, die ich fast täglich abschreite, den Blick auf die sich verändernde Natur gerichtet und auf die immer beweglichen Akteure am Bach
Bischofsheim an der Tauber
Unter dem alten Viadukt - im Mühlkanal, ein abgezweigter Arm des Brehmbachs
ein Refugium für die Wasservögel, die den reißenden Bach während des Hochwassers meiden,
links unten im Bild:
die Wasseramsel!
Tosendes Wasser im Bach
Zufluss
Flugenten
Reiher und Eisvogel schätzen diese Kaskade
Die - von mir viel fotografierten - Akteure am Bach und am Fluss:
Der Eisvogel darf nicht fehlen:
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,
Naturfotograf, im Jahr 2020
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Copyright: Carl Gibson 2021.
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