Ein Vielschreiber im Dienst des Herrn und des Mammon, der Menschen erreicht … und ein paar Schafe!?
Bestseller-Autor Anselm Grün aus dem Kloster Münsterschwarzach in Franken schreibt über Musik
Mein Haussender, Bayern 4 Klassik, ein Sender, in dem man nicht nur – fast rund um die Uhr – gute Musik hören kann, sondern auch – neuerdings – penetrante Werbung, namentlich von obskuren Anlageberatern aus der Schweiz mit entsprechendem Akzent und das Gesudel eines größeren Müsli-Herstellers hier aus der Region in breitestem Schwäbisch – hat dem schon recht bekannten Benediktinermönch, der, zum Wohl des Klosters, an der Börse spekuliert und sich auch gelegentlich verspekuliert[1], eine volle Sunde Sendezeit zur Verfügung gestellt, damit der Bruder in göttlicher Mission auch über Musik[2] reden kann, für ein Publikum, das all das kauft, was der alte Herr, der viel Zeit zu haben scheint, in seiner einsamen Klosterzelle denkt und niederschreibt.
Er erreiche Menschen, meinte der Bruder im Gespräch mit der übertoleranten Moderatorin, die eingesetzt schien, um dem von der Kirche getragenen Manager die Bälle zuzuwerfen. Damit markierte dieser Erfolgsautor, der über 300 Bücher geschrieben hat, den Unterschied zu mir, und somit zu einem – nicht religiös, sondern philosophisch ausgerichteten - Buchautor, der nur 23 Titel vorzeigen kann, wobei fünf Titel Auftragsarbeiten sind, Werke, deren Themen ich mir nicht ausgesucht hatte.
Auf den Wogen der katholischen Kirche segelnd und getragen von den Netzwerken dieser Institution, vom Benediktiner-Orden bis hin zu christlichen Verlagshäusern, zudem vom Papst empfohlen, erreicht der Mönch mit seinen angeblich 20 Millionen Büchern[3] in mehreren Sprachen in der Tat viele Gutgläubige, während ich, der Ethiker im Untergrund, kaum noch ein Publikum habe. Also schreibe ich für die Kommenden, wenn sie denn noch kommen werden, mit Augen, um zu lesen, mit Ohren, um hören zu können und mit einem Gehirn, um Hirngespinste, Wundertaten, Ammenmärchen, Mythen und Legenden von Vernünftigem zu unterscheiden.
Grün, inzwischen 76 Jahre alt und in der Gewissheit lebend, dass das Leben schnell zu Ende sein kann und er, der gläubige Christ, vor seinen Schöpfer treten wird, um Rechenschaft abzulegen über alle Spekulationen mit Russen-Anleihen und anderen christlichen Geldgeschäften, die er guten Gewissens tätigte, auch etwas erfolgreicher als Erzbischof Marcinkus[4] seinerzeit bei der Vatikanbank.
Wer alle Themen abgehandelt hat, schreibt irgendwann auch über Musik und redet über eine Begegnung mit Konstantin Wecker – der Bayerische Rundfunk, ein christlicher Sender, bietet ihm, der schon alles hat, wie in solchen Fällen üblich, dann auch noch das Forum dazu, um noch mehr Menschen und geduldige Schafe in der Herde des Herrn zu erreichen, während die unbekannten Philosophen, die auch über Musik schreiben, aber nicht von der Amtskirche protegiert werden, dort bleiben, wo sie sind, in einer Ecke! Die Gerechtigkeit Gottes ist auf dieser Erde noch nicht ganz angekommen!
Was hat Vielschreiber[5] Anselm Grün, der Musik hört, der genießt Musik, der sich in Musik vertieft, der sogar Mozart kennt, den Komponisten des Absoluten, der der geoffenbarten Sprache Gottes eine eigene Dignität verliehen hat, überhaupt über Musik auszusagen?
Nicht viel!
Aber ein Buch mehr, das verkauft wird, konsolidiert die Finanzen des Klosters Münsterschwarzach hier um die Ecke, ein durchaus auch irdisches Bollwerk des Glaubens, das den schriftstellerisch hochbegabten Bruder Anselm[6] schmerzlich vermissen wird, wenn er scheidet. Im Himmel wird der schreibfreudige Bruder vielleicht weiterschreiben, wenn Petrus ihn einlässt.
Ora et labora, sagten die Benediktiner immer schon! Und pecunia non olet, sagen die Christen auch heute noch, das Neue Testament – mit dem Plazet aus dem Vatikan - etwas eigenwillig deutend, davon überzeugt, Jesus, den sie Christus nennen, irre in diesem Punkt:
Man kann sehr wohl seinem Gott dienen und dem Mammon!
Der christgläubige Anselm, nein, nicht der aus Canterbury, sondern der aus Franken, ist dafür der lebende Beweis!
[1] Über die sonderbare Art Grüns, sich nach Gusto eine pragmatische Ethik zurechtzustutzen, schrieb ich bereits früher. Wenn Jesus mittellos war, müssen es die Katholiken nicht auch sein, oder?
[2] Sie Sendung wurde an einem Samstag am Anfang des Juni 2021 zwischen 11 und 12 Uhr ausgestrahlt.
[3] In dem durch und durch harmonistischen Gespräch ohne kritische Untertöne hätte man auch fragen können, ob diese „Bücher“, die eigentlich oft nur „Büchlein“ sind, dünne Heftchen wie die „Bücher“ von Herta Müller, bebildert, ohne Forschungsaufwand verfasst, überhaupt als Bücher gelten können.
Wie viele helfende Hände waren daran beteiligt, über 300 dieser „Bücher“ in die Welt zu schicken, oft in einem Eigenverlag herausgebracht, in dem Verlag des Klosters „Vier Türme“.
Wenn ich meine Bücher selbst publiziere, namentlich über mein eigens dazu gegründetes Institut, heißt es in Wikipedia trotzdem - den Autor diskreditierend - „Selbstverlag“, bei Grün hingegen nicht.
Grün ist eine "Marke", unter der ein echter Bücherproduktionsapparat Bücher produziert, verlegt, ins Volk gestreut werden, leichte, eingängliche Kost für schlichte Gemüter, die bezahlen und glauben, was der Mann Gottes ihnen schriftlich vorpredigt und zusätzlich noch in modernen Tonträgern. Die DNB führt fast 3000 Einträge an, während ich, ein Einzelkämpfer ohne Netzwerke, der lange geforscht und „dicke“ Bücher geschrieben hat, mich mit 25 Einträgen begnügen muss.
Was vergessen wird: Die vielgelesenen Bücher Grüns sind, über die Anschauungen des sehr irdisch agierenden Benediktinermönchs hinaus, ein indirektes, unauffälliges Sprachrohr des Papstes und der katholischen Kirche, also ein Propagandainstrument und ein Mittel zusätzlicher Volksverdummung, das die Schafe in der Herde hält.
[5] Näheres zu dem in der Tat sympathischer Pater, der auch als Schriftsteller seinen Ton gefunden hat und den Zugang zu Menschen, denen er sagt, was sie gerne hören wollen, unter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Anselm_Gr%C3%BCn
[6] Der promovierte Pater, der auch etwas Philosophie studiert hat, diese Weltwissenschaft aber wohl auf bewährte Weise der Religion unterordnet, sie, wie im Mittelalter üblich zur Magd degradiert, ist der Buchproduzent schlechthin – ein Phänomen! Er schreibt über die Liebe, das Glück, die Engel, über Jesus, Wege und Wunder, er hält zahlreiche Vorträge, füllt Säle, macht enormen Umsatz und verwaltet auch noch die Anlagen des Klosters – ein Tausendsassa des Irdischen in göttlichem Namen, der ein Loch hinterlassen wird, wenn er geht. Was dem Kloster und der Kirche bleibt, sind die Tantiemen, auf die ein echter Philosoph, der zudem auch noch in Würzburg auf dem Index steht, vergebens wartet.
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,
Naturfotograf, im Jahr 2020
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Copyright: Carl Gibson 2021.
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