Samstag, 5. Juni 2021

Nach der Tragödie im Bach - Das Leben geht weiter, beim Teichhuhn und in der Welt der Menschen

Am Tag nach der großen Tragödie sah ich morgens nur noch ein Küken im Nest? War es das? War die Brut praktisch gescheitert – acht Eier, sechs, sieben geschlüpfte kleine Teichhühner – und nun nur noch eines davon am Leben? Gegen Abend schritt ich über das inzwischen gemähte Kleefeld und redete mit dem Bauern, der das schnell trocknende heu wendete und es bald zu schweren Ballen pressen wird, Nahrung für die Kühe und Kälber im Stall um die Ecke. Kurz darauf schaute mich dort, wo einer der alten Heuballen weg ist, eine Waldeule an, die auf Mäuse auf war. Begeistert, diesen Vogel der Nacht wieder angetroffen zu haben, nachdem ich bei der letzten Begegnung nur den Schwanz hatte fotografieren können, drückte ich auf den Auslöser, mehrfach, bevor mir das seltene Motiv weghuschte. Das Aufatmen war nur, denn der instinktive Blick in den Fokus sagte mir in roter Warnschrift: „keine Karte“! Ein Fototag mit viel Glück vorher, am Fluss, wo mir gute Bilder gelangen, lag schon hinter mir – und nun doch noch etwas Pech!? Nichts auf der Welt ist wirklich vollkommen; ein Wermutstropfen ist immer dabei, um das Glück zu trüben.

Auf dem Rückweg der Blick ins Nest – es war leer, doch unweit hörte ich dann die lockenden Laute des Teichhuhns, die auf Aktivität hindeuteten. Sie klangen weniger aufgeregt als am turbulenten Vortag, an welchen die Mengenmenge die Vögel in alle Winde und Wellen gejagt hatten. Unten, im Bach, dort, am Refugium, wo sich Teichhuhn und Ratte hin flüchteten, wenn Gefahr droht, war einiges in Bewegung: ein, zwei, vielleicht sogar drei kleine schwarze Punkte huschten am Wasserrand ins schützende Ufergebüsch. Also hatten die Eltern doch noch zwei, drei Küken retten können? Die kommenden Tage werden Gewissheit bringen, wenn nicht neue Feinde, rücksichtslose Menschen mit Hunden, doch noch alles zunichtemachen.