Donnerstag, 27. Juli 2023

Roman eines "Romans" - eine moderne Kriminalgeschichte aus Deutschland - Weshalb Carl Gibsons „Symphonie der Freiheit“ totgeschwiegen wurde und „Allein in der Revolte“– gar ganz verhindert werden sollte!? Kritische Kommunismus-Aufarbeitung schwer gemacht

 Staats- und Partei-Chef Nicolae Ceausescu, uneingeschränkter Führer aller Rumänen in besseren Tagen, als er noch kein böser Diktator war, sondern ein "Dissident" im roten Lager und eine "Freund" des Westens wie Israels und der Araber

https://carl-gibson-essays.blogspot.com/2015/02/die-so-genannte-herta-muller-forschung.html?m=0

 


Roman eines "Romans" - eine moderne Kriminalgeschichte aus Deutschland

 Hintergrund, Dokumentation, Auszüge und Blogbeiträge, die später in die Buchpublikationen aufgenommen wurden:

 

Kritische Kommunismus-Aufarbeitung schwer gemacht - 

Weshalb Carl Gibsons „Symphonie der Freiheit“ totgeschwiegen wurde und „Allein in der Revolte“– gar ganz verhindert werden sollte!?


Was ebenfalls gesagt werden muss!

Beim Autor nachgefragt - ein längst überfälliges Interview, das so hätte stattfinden können.

Vorbemerkung: 

Von den vielen, in den letzten Jahren an Carl Gibson herangetragenen Fragen sollen die wesentlichen in dieser Form beantwortet werden.

Frage:

Herr Gibson, vor wenigen Wochen erschien der zweite Band ihres Aufklärungswerks „Symphonie der Freiheit“ unter dem Titel „Allein in der Revolte“. Das Gesamtwerk ist nunmehr komplett, ihr Testimonium als Zeitzeuge und Mitwirkender an historischen Ereignissen aus der Sicht eines Bürgerrechtlers in der kommunistischen Diktatur Ceausescus ist somit  erbracht.

Weshalb kam der seit Jahren angekündigte zweite Band ihrer Erinnerungen so spät – und weshalb erschien der zweite Band, der faktisch doch der „Symphonie der Freiheit“ hätte vorausgehen müssen, erst jetzt, mehrere Jahre verspätet?

Carl Gibson: 

Gut Ding will Weile haben, sagt man. Doch in diesem Fall verhielt es sich ganz anders. Die „Symphonie der Freiheit“ kam zuerst, weil die darin präsentieren Fakten zur Gründung und Niederschlagung der ersten größeren freien Gewerkschaft in Osteuropa – ein gutes Jahr vor Solidarnosc in Polen – absolute Priorität hatten.
Doch dann kam ein Literatur-Nobelpreis (2009)  dazwischen – und neuer Aufklärungsbedarf zum Thema Dissidenz, kulturelle und politische Opposition bzw. Opportunismus. 
Die Edition des zweiten Bandes, angekündigt als „Gegen den Strom. Deutsche Identität und Exodus“ verzögerte sich, obwohl das Gesamtwerk abgeschlossen vorlag.

Der Verlag wollte nicht so, wie ich es wollte. Die Gegner des Buches, in welchem - neben anderen mehr oder weniger engagierten Propagandisten und Mitläufern des Kommunismus in Rumänien - auch die Nobelpreisträgerin für Literatur 2009 Herta Müller scharf kritisiert wird, wappneten sich und machten gegen mein Werk und meine Person mobil, teils öffentlich, teils anonym im Internet oder über Druckausübung auf mir nahe stehende Personen und Unterstützer – und dies aus dem Verborgenen heraus und mit moralisch fragwürdigen Methoden strafrechtlich gesehen an Rande der Legalität.

Es gab zahlreiche Diskreditierungs- und Diffamierungsaktionen gegen mich, einfach deshalb, weil die von mir präsentierten Wahrheiten einigen Kreisen nicht ins Konzept passten.

Frage:

Sie haben den jüngst erschienenen Band in letzter Minute umbenannt. Gab es triftige Gründe dafür?

Carl Gibson:

Im Titel eines Buches stecken in der Regel seine gesamte Botschaft und die ihm zu Grunde liegende Konzeption.

Während der mehr als dreijährigen Entstehungsphase (2005 – 2008) stand mein Werk  unter der Überschrift: „Gegen den Strom“ - mit dem Untertitel „Eine Symphonie der Freiheit“
So wurde das Manuskript auch Verlagen angeboten.

Der Abschnitt „Allein in der Revolte“ war nur ein Satz der symphonischen Komposition in Worten.
Da der Titel „Gegen den Strom“ auf dem Buchmarkt nicht singulär dasteht, sondern sogar weit verbreitet ist, schließlich kann man in vielen Bereichen gegen den Strom schwimmen, setzte ich in der Tat in letzter Sekunde auf „Allein in der Revolte“, nicht zuletzt auch deshalb, weil der nonkonformistische Weg eines Andersdenkenden während der Epoche des Kommunismus in Osteuropa mit diesen Worten ebenso trefflich eingefangen wird.

Der philosophisch Gebildete erkennt in dem Titel, der zugleich Programm ist, eine Hommage an Albert Camus und an den Existenzialismus:
Der Einzelne besinnt sich auf die conditio sine qua non menschlicher Existenz, auf die Freiheit und erhebt sich bewusst ankämpfend gegen staatliche Obrigkeit, in meinem Fall gegen den roten Totalitarismus.

Frage:

Nochmals, konkret nachgefragt: Weshalb erschien Ihr Buch, das 2008 bereits abgeschlossen war, vollständig erst im Februar 2013, also fast fünf Jahre später? 
Und weshalb musste der Druck des zweiten Bandes „Allein in der Revolte“, wie es heißt, rechtlich durchgesetzt werden?

Carl Gibson:

Verleger Dr. Röll aus Dettelbach, dem mein Werk durch mein Hinzutun praktisch zugefallen war und der es ohne Unternehmerrisiko mit Hilfe eines Druckkostenzuschusses des IKGS problemlos drucken konnte, hatte bereits 2007 angeregt, das voluminöse, über achthundert Seiten starke Werk in zwei Teilen herauszubringen.

Er ließ die „Symphonie der Freiheit“ drucken, tat aber dann nichts mehr, um das Werk bekannt zu machen.

Möglicherweise hielt ihn die Angst vor dem angeblich immer noch aktiven, vergeltend agierenden rumänischen Geheimdienst „Securitate“ ab, mehr für mein antikommunistisches Aufklärungswerk zu tun.

Herta Müller hatte in ihren zahlreichen literarischen und öffentlichen Mythisierungen und Vendetta-Kampagnen zur eigenen Image-Pflege das Zerrbild der Securitate in die Welt gesetzt, eine reine Fiktion, und mit ihrem Racheengelfeldzug gegen mutmaßliche Informanten jener ominösen Securitate im Westen viele, die nichts von der Materie verstanden oder nachprüfen konnten, arg verunsichert, Journalisten, Wissenschaftler und eben auch Verleger.

Vielleicht fürchteten einige exponierte Zeitgenossen, jene Assassinen, die angeblich seit zwei Jahrzehnten hinter Herta Müller her sind, könnten auch Dritte existenziell gefährden. Überprüft hat Herta Müllers Schauer-Legenden niemand.

Vielleicht war Dr. Josef Röll auch die in der „Symphonie der Freiheit“ präsentierte Materie, vor allem meine Kritik an Herta Müller, deren moralische Integrität ich dort und anderswo öffentlich massiv in Frage stellte, zu brisant, um sich mit meinem Werk zu identifizieren, es gar zu verteidigen, offen hinter ihm und seinem Autor zu stehen?

Als ich ihm - nach langem Hin und Her-  im Juli 2010 das druckfertige Manuskript von „Allein in der Revolte“ – wie vorab vereinbart fristgerecht vorlegte, ließ mich dieser „Verleger“ zunächst sechs Wochen warten und zappeln, um mich dann endgültig auflaufen zu lassen, indem er vertragsbrüchig wurde und den Druck von Band zwei der „der „Symphonie der Freiheit“ verweigerte.

Die Erwartung der Leserschaft und der vielfache Schaden für den öffentlich exponierten Autor waren ihm egal.

In einem sogar beleidigenden Schreiben teilte mir Verleger Röll, der als Alleiniger von dem Verkauf meines geistigen Eigentums, meiner jahrelangen Arbeit und Investition profitiert hatte, lediglich lapidar mit, mit einer Nobelpreisträgerin wolle er sich nicht anlegen.

Basta!

Dabei unterstellte er, der mein Werk zum kostenlosen Abruf zu großen Teilen über books. google ins Internet gestellt hatte, mir auch noch, ich wolle seinen Verlag instrumentalisieren.

Nachdem der Verleger Monate lang jede Kommunikation mit mir verweigerte, doch den erlösten Ertrag einstreichen und sich einseitig aus dem Vertrag ausklinken wollte, musste ich notgedrungen den Rechtsweg beschreiten.

Die rechtlichen Auseinandersetzungen zogen sich so lange hin, bis der Verleger schließlich einsah, dass geschlossene Verträge auch eingehalten werden müssen. 

Letztendlich wurde das Manuskript genau in der Textfassung gedruckt, die der Verleger Röll Jahre zuvor (September 2010) aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen abgelehnt hatte.

Wie sollte ich das der Leserschaft erklären?

Ich rechtfertigte mich im Internet und veröffentlichte umfassende Leseproben aus dem zweiten Band auf meinen Blogs, um der Leserschaft die vorenthaltene historische Aufarbeitungs-Materie bekannt zu machen.
Doch nicht jeder potentielle Leser nutzt das Internet.

Nach dem Erscheinen von „Allein in der Revolte“ jetzt im Februar 2013 im J. H. Röll Verlag löste ich das für mich bisher höchst nachteilige Geschäftsverhältnis mit dem J. H. Röll Verlag endgültig auf.

Alle Rechte für das Gesamtwerk „Symphonie der Freiheit“ bzw. „Allein in der Revolte“ liegen nur wieder beim Autor Carl Gibson.

Auf eine Überarbeitungen des zweiten Bandes – etwa unter Berücksichtigung der Erkenntnisse beim Studium meiner Securitate-Opfer-Akte (und jener Herta Müllers) bei der rumänischen Gauck-Behörde CNSAS während meiner Bukarest-Reise 2010 – habe ich diesmal verzichten müssen, da nur ein Ergänzen des Gesamtwerkes sinnvoll ist.

Wenn ich demnächst einen engagierten Verleger für das Gesamtwerk finden sollte, werde ich mich wieder an die Arbeit machen.

Frage:

„Allein in der Revolte“ liegt nun vor- wie hoch ist die Auflage und sind Sie mit der Ausstattung zufrieden?

Carl Gibson:

Für einige Verleger zählt immer nur die Gewinnmaximierung. Obwohl der Band zum gleichen Preis verkauft wird wie die wesentlich besser ausgestattete „Symphonie der Freiheit“ hat der Verleger nur eine kartonierte Fassung gedruckt, was bei dem Textvolumen nicht ratsam ist. 
Außerdem fehlen die dem Verlag angebotenen Illustrationen des  Illustrators Michael Blümel beziehungsweise zahlreiche Dokumente zur Opposition, die von Anfang an vorgesehen waren.

Die äußerst knappe Auflage war so mit mir nicht abgestimmt. Das Buch war praktisch schon wenige Wochen nach der Edition vergriffen und musste nachgedruckt werden. Auch deshalb bemühe ich mich gerade um neue Verlagskontakte.

Frage:

Auf dem erlittenen materiellen und immateriellen Schaden bleiben Sie wohl sitzen?

Carl Gibson:

Das ist leider so. Man könnte ständig klagen, Anwälte und Gerichte beschäftigen, statt sich um geistige Dinge zu kümmern.
Um meine konkreten Verluste kümmert sich niemand.

In der ganzen Angelegenheit, einen kritischen Beitrag zur Geschichte des Kommunismus in einer der repressivsten Diktaturen Osteuropas vorzulegen, wurde ich nicht nur als Autor massiv geschädigt und von obskuren Kräften in Verruf gebracht, sondern auch substanziell im Materiellen, da ich viel investiert, um das fast tausendseitige Opus in jahrelanger Arbeit möglich zu machen – mit gravierenden existenziellen Auswirkungen, auf die ich an dieser Stelle nicht näher eingehen will.

Wer Kreise stört, muss mit dem erbitterten Widerstand etablierter Kräfte rechnen, mit Netzwerken und Seilschaften, die mit viel Geld und Macht kleine Aufmucker, Rebellen, Nonkonformisten, freie Geister und kritische Autoren gnadenlos zerstören, ganz egal, ob sie die Wahrheit vertreten oder nicht.

Es soll nicht sein, was nicht sein darf. Wenn politisch ein großes Rad gedreht wird, dann sollen kleine Saboteure ihre Holzpantoffeln nicht ins Räderwerk schmeißen.


Frage:

Also gilt das Prinzip David gegen Goliath – so wie Sie es als freier Blogger im Internet oft angesprochen haben?
Kämpfen Sie nicht gegen ein übermächtiges Netzwerk aus politischer Macht, Protektion und Geld?

Carl Gibson:

In der Tat, doch das ist ein Thema für sich, ein großes Thema mit Variationen, das diesen Rahmen eindeutig sprengen würde.
Vorerst stehe ich wieder allein da, als Einzelkämpfer wie früher am Anfang der Rebellion – und bin mein eigenes Netzwerk.

Dank der Möglichkeiten des Internets kann ich trotzdem weiter agieren und weltweit gelesen werden, ich kann einiges kompensieren und dagegen halten, auch wenn ich oft gedungene Mehrheiten gegen mich habe, die die Positionen der anderen Seite durchzusetzen versuchen.

Frage:

Das Institut für südosteuropäische Geschichte und Literatur (IKGS) stand doch von Anfang an hinter Ihrem Werk und wollte das Buch auch verlegen?
Weshalb hat sich diese Forschungseinrichtung an der Universität München letztendlich doch noch von Ihrem Werk – wie es heißt –  „distanziert“. Gab es inhaltliche, konzeptionelle oder editorische Differenzen?

Carl Gibson:

Ob sich das IKGS von der „Symphonie der Freiheit“ bzw. von „Allein in der Revolte“ und definitiv auch von mir distanziert hat, weiß ich nicht. 

Jedenfalls hat man dort, nachdem man die Entstehung des Projekts wohlwollend einige Jahre begleitet hat, nach der Edition im J. H. Röll Verlag nicht mehr viel oder fast gar nichts für die Popularisierung des Werkes getan, in welchem immerhin eine wichtige  antikommunistische Bürgerbewegung (SLOMR) beschrieben wird. Das Gegenteil ist eher der Fall.

In der IKGS-Zeitschrift "Spiegelungen" wurde das Erscheinen der „Symphonie der Freiheit“ nicht einmal erwähnt, geschweige denn - wie zugesagt - bersprochen,
Die feine englische Art ist das nicht!

Ja, man hat mir seinerzeit im Vorfeld allerlei Versprechungen gemacht, mündlich natürlich - wie bei den Kommunisten, damit man nachträglich nichts einfordern kann.

So sollte der bekannte Übersetzer Gerhard Csejka das umfangreiche und komplexe Buch "lektorieren" – der Schriftsteller Hans Bergel sollte es in „Spiegelungen“ besprechen.

Der Preis dafür: 

Ich hätte in der „Symphonie der Freiheit“ und in „Allein in der Revolte“ die Linken schonen sollen, namentlich die Agitatoren und Mitläufer der Rumänischen Kommunistischen Partei, die Akteure aus der so genannten Aktionsgruppe Banat
Wendehälse und Chamäleons, rote Saulusse, aus welchen über Nacht nach ihrer Ausreise in die früher verachtete Bundesrepublik Deutschland - jenseits von Canossa - wertkonservative Paulusse wurden, zum Teil mit Heiligenschein – allen voran Herta Müller, die sich schon einen meines Erachtens höchst fragwürdigen  Namen gemacht hatte.

Vor allem an diesem einen Nimbus der Kandidatin im Nobelpreisrennen sollte ich nicht kratzen, damit der große Coup einiger Macher aus der Polit-und Verlagsszene nicht in Gefahr kommt – und ihre Marionette ans Ziel.

Da ich die Linken nicht schonte, wurde ich fallen gelassen!

Grundsatzfrage:

Hätte ich in meinem Buch alle Altkommunisten und Opportunisten verschonen sollen, ohne ihre Verstrickung in das KP-und Securitate-Terror-System kritisch anzusprechen?

Dann hätte ich mir das gesamte Aufklärungs-Werk und die Phänomen-Beschreibung des Kommunismus währen der Ceausescu-Diktatur vollkommen ersparen können!

Wozu noch Kommunismus-Aufarbeitung, wenn diese durch und durch verlogen und zutiefst unaufrichtig ist?

Mit der Aufklärung verhält es sich so wie mit der Schwangerschaft – ein bisschen davon geht nicht.

Entweder man ist konsequent und betreibt sie ganz – oder man lässt die zermürbende Arbeit endgültig bleiben und verlegt sich – wie Herta Müller -  auf fiktionale Belletristik, wo jeder machen kann, was er will, sei es noch so verrückt.

Meine heftige Kritik an Herta Müller in der „Symphonie der Freiheit“  wurde in den Kreisen des IKGS wohl als Illoyalität ausgelegt - und mir schweigsam entgegen handelnd zum Vorwurf gemacht.

Schließlich war man in großen Reigen bis über die Ohren mit involviert und betroffen.

Schließlich war man auch einmal in der Kommunisten-Partei und wollte nunmehr auch nicht noch den guten Job riskieren, nur um einem Prinzip zu genügen.

So ist das mit der Moral – und den Lügen, die gedeckt werden.

Ergo - Wenn ich schon nicht ganz ausgebremst und gestoppt werden konnte, dann sollte ich wenigstens totgeschwiegen werden.

Die Pontius Pilatus-Akteure vom IKGS wollten sich fein ausklinken und ihre Hände in Unschuld waschen.

Also –vergaß man Prinzipien Anstand und Würde und nahm man dafür ein kleines Opfer in Kauf.

Carl Gibson - ein Kollateralschaden?

Noch ein Wort zum Ausklinken des IKGS aus dem Vergangenheitsaufarbeitungs- und Vergangenheitsbewältigungsprojekt „Symphonie der Freiheit“ bzw. „Allein in der Revolte“, das als eine komplexe Phänomenbeschreibung des Kommunismus in Rumänien angesehen werden kann.

Als die Betreuer merkten, wohin die Reise konzeptionell ging, wollten sie eine Schmalspurlösung, eine konventionelle Abhandlung über die freie Gewerkschaft SLOMR auf circa 300 Seiten mit Dokumentation, mehr nicht.
Keine philosophischen Exkurse, keine Essays, keine Literatur – nur eine realistische Sachbeschreibung. 

Da es mir aber um mehr ging, nämlich um die künstlerische Konzeption, die ich in dem Nachwort zur „Symphonie der Freiheit“ , abgedruckt in „Allein in der Revolte“ auf über 20 Seiten erläutert habe, musste eine Konsens-Lösung her, nämlich die Entscheidung, das schließlich mit einem Druckkostenzuschuss geförderte Buch im J. H. Röll Verlag erscheinen zu lassen.

Frage:

Was wäre anders gekommen, Herr Gibson, wenn ihr Werk fristgerecht und wie angekündigt erschienen wäre?

Carl Gibson:

Ja, was wäre wenn!?

Darüber kann man nur spekulieren. 

Einige Landsleute, Banater Schwaben, Siebenbürger Sachsen aber auch Repräsentanten des rumänischen Exils im Westen hätten das Werk von Alpha bis Omega lesen können, so wie es erwarteten und so wie es von Anfang an konzipiert und ausgearbeitet worden war. 

Einige Leser wandten sich nach Jahren des Wartens enttäuscht ab, wohl ahnend, dass „Allein in der Revolte“ überhaupt nicht mehr folgen werde.
Die von der deutschen Presse unkritisch mitgetragene Einschüchterungskampagne Herta Müllers hat also ihr Ziel fast erreicht.
Die Angst vor ihrem Einfluss und ihren mächtigen Freunden aus der Verlagswirtschaft und Politik hat meinen Verleger wohl verunsichert und zurückgeschreckt. Eine klärende Aussprache darüber gab es nicht.

Ja, was wäre wenn!?

Der Welt wäre vielleicht eine „Nobelpreisträgerin Herta Müller“ erspart geblieben.

Denn wenn die „Symphonie der Freiheit“ und. „Allein in der Revolte“ der kritischen Wissenschaft und investigativen Journalisten vorgelegen hätte, dann hätten kompetente Leute herausfinden können, dass Herta Müller schamlos aus meinem Werk abgekupfert hat.

Als Plagiatorin entlarvt, wäre sie aus der Runde der Nobelpreis-Kandidatin für Literatur sicherlich ausgeschieden.

Nun kommt die ganze Wahrheit halt etwas später – schlimm für die kontrovers diskutierte Kandidatin aus dem Banat und noch schlimmer für ihre „Nominierer“ Michael Naumann und die Bundesrepublik Deutschland.

Der Skandal, der bereits 2008 einsetzte und 2009 im Lügenartikel der Herta Müller in der ZEIT gipfelte, trotzdem aber mit Macht von den Mächtigen unter dem Teppich gehalten werden konnte, indem man mir einen Maulkorb verpasste, meine Argumente aus der Debatte drängte, mich ausgrenzte und stigmatisiert an den Pranger stellte, wird nicht mehr zu vermeiden sein.

Jetzt, wo mein Werk komplett vorliegt und jeder Student, jeder aufrichtige, kritische Geist der Sache auf den Grund gehen kann, dürfte es nur noch eine Frage der Zeit sein, wann Herta Müller unehrenhaft aus dem Parnass der Gegenwartsliteratur verabschiedet wird und vom usurpierten Podest stürzen wird wie Ikarus, der sich frevelhaft in Hybris der Sonne näherte.

Alles hat seine Zeit.

Lügen wirken nur kurzfristig. Die Wahrheit aber, das ist gewiss, wird sich durchsetzen und ist auf Dauer nicht aus der Welt zu bannen.


Frage:

Wo stehen Sie mit ihrem Werk in Absetzung von Herta Müller?

Carl Gibson:

Mein eigenes Werk will ich nicht selbst bewerten, trotzdem sehe ich es als einen radikaler Gegenentwurf zu dem, was Herta Müller literarisch angeboten hat. 

Zwei grundverschiedene Auffassungen von Kultur, Bildung, Kunst, Geist, Literatur prallen aufeinander. 
Fast alles ist ihrem Angebot diametral entgegengesetzt. 

Wo ich auf differenzierte, realistische Beschreibung setze, auf objektiv und empirisch Überprüfbares, das hermeneutisch bzw. methodenpluralistisch vermittelt und partiell im Essay in Kunst (Literatur) umgesetzt wird, bietet Herta Müller der Welt hauptsächlich irrationale Fiktion, jenseits jeder Logik und Literaturtheorie. 

Ein vielschichtiges Werk in der Komplexität von „Symphonie der Freiheit“  wird weder Herta Müller noch jemand aus ihrem Unterstützer-Umfeld je vorlegen, denn dazu fehlen die Voraussetzungen.

Ihre Literatur lehne ich – als ausgewiesener Literaturwissenschaftler ab – und zwar von Anfang an. 

Doch das ist auch eine subjektive Angelegenheit. 
Wesentlich problematischer ist ihre „moralischen Integrität“, die ich als Zeitzeuge und als authentisches Opfer des Kommunismus  seit Jahren öffentlich in Frage stelle.

Herta Müller hat nicht nur einmalig dreist aus der „Symphonie der Freiheit“ sowie aus „Allein in der Revolte“ abgekupfert wie ein Schulmädchen im Aufsatz, sie ist auch in meine Opfer-Haut geschlüpft und hat das, was ich an Folter, Demütigungen, Entwürdigungen und Psychoterror in Haft und Gefängnis erlebt habe, als eigene Erfahrungen mit dem rumänischen Geheimdienst Securitate ausgegeben.

Inzwischen habe ich den Plagiatsvorwurf öffentlich bekannt gemacht, unter:

http://vs-baden-wuerttemberg.blogspot.de/2013/09/vs-mitglied-und-carl-gibson-erhebt.html

Die Ankündigung meiner Plagiatsvorwürfe an die Adresse von Herta Müller durch den Schriftstellerverband (VS) Baden-Württemberg hielt sich eine ganze Woche (vom 5. September bis zum 12.09.) im Internet, wurde dann aber wird vom Netz genommen.

Der lange Arm d...

Das kennt man aus der verbrecherischen Geschichte des Kommunismus ...

Gab es in dieser Sache Interventionen, Druck ....???


Herta Müller Vorgehen ist freche Hochstapelei, mehr nicht.

Herta Müller hat bisher alle getäuscht, die ihr vertraut haben – und alle haben sich willig täuschen lassen, aus vielen Gründen.

Das ureigenste Metier des Journalisten und des kritischen Forschers auch in der Literatur- und Geisteswissenschaft ist die Recherche.
Im Fall Herta Müllers wurde noch nie wirklich recherchiert – ganz im Gegenteil: Während die deutsche Presse sich bemühte, ihre Sicht der Dinge stützend zu transportieren, wurde Aufklärern wie mir ein Maulkorb verpasst wie bei Honecker, Ceausescu und Stalin.

Wir Aufklärer wurden stigmatisiert, ausgegrenzt, an den Pranger gestellt, systematisch gemobbt und verleumdet – unsere Werke sollten totgeschwiegen werden.

Die freche Lügnerin und Täuscherin Herta Müller aber wurde mit dem Nobelpreis geehrt und erhielt zusätzlich noch das Große Bundesverdienstkreuz des Staates, den sie einst verschmähte, den Maximiliansorden der Bayern und noch einen „Ehrendoktor“ der Universität Paderborn obendrauf!

Also klage ich an und mache die Sache öffentlich.

Ehre wen Ehre gebührt?

Darf eine Lügnerin mit dem Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet werden?

Als Ethiker habe ich etwas dagegen! Aber auch als mündiger Bürger, der es nicht hinnehmen will, dass Herta Müller, die wissentlich mehrfach die Unwahrheit gesagt und so die breite Öffentlichkeit getäuscht hat, sich mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik schmückt.

Nach meiner Auffassung wird auf diese Weise das Bundesverdienstkreuz an sich entwertet. 

Alle Bürger ohne Tadel, die diese hohe Auszeichnung  berechtigt tragen, werden so herabgewürdigt.

Die aus meiner Sicht unberechtigten „Ehrungen“ Herta Müllers sind ein Hohn auf alle Werte und auf die Opfer totalitärer Systeme weltweit!


Ja, auch das musste einmal gesagt werden!






 Carl Gibson, Philosoph, Historiker,  Bürgerrechtler -

seine Kritik an der  Nobelpreisnominierung und der Nobelpreisehrung Herta Müllers ging um die Welt - bewirkt hat sie nicht viel.


 Herta  Müller - von ihren Förderern zur Ikone stilisiert





Noch 1984 publizierte die angeblich verfolgte Schriftstellerin Herta Müller

im "Neuen Weg", in deutscher Sprache

in Bukarest zur Zeit der Ceausescu-Diktatur


1978 - Richard Wagner, seit  1982 mit Herta Müller verheiratet,
liefert hier seine Propaganda-Aufbau-Lyrik ab,
aus der Sicht eines Genossen der Rumänischen Kommunistischen Partei





Richard Wagners Partei-Genosse
aus der
Rumänischen Kommunistischen Partei
Nicolae Ceausescu




Hier veröffentlichten Richard Wagner und Herta Müller mit dem Segen der KP
- ist das alles schon vergessen?





Carl Gibson - ein Opus über Widerstand im Ceausescu-Kommunismus

Hier bediente sich schamlos Herta Müller.

Die Germanisten aus Paderborn und Würzburg werden die plagiatsverdächtigen Textstellen sicher bald eruieren und in die Diskussion stellen.








Copyright: Carl Gibson
Fotos von Carl Gibson: Monika Nickel











  Widerstand gegen die Ceausescu-Diktatur

Leseprobe aus: Carl Gibson, Symphonie der Freiheit, 2008

 zum Thema kulturelle und politische Opposition im kommunistischen Rumänien.

Vor Lausanne:

 

Gedanken an Ion Caraion -

Stimme der Freiheit und nationales Gewissen?

 

Eine Apologie!

 
            Zum Glück brauchst du Freiheit, zur Freiheit brauchst du Mut.
             Perikles

 

Hier lebte seit einiger Zeit Ion Caraion, einer der großen Lyriker und Essayisten Rumäniens, der gerade erst zum Verlassen seiner Heimat gedrängt worden war. Nachdem wir uns vor einiger Zeit im literarisch-politischen Umfeld kennengelernt hatten, tauschten wir jetzt Briefe aus und Ideen.

Caraion war gerade damit beschäftigt, einen Essay für die von mir mitkonzipierte und kaum erst in die Welt gesetzte Kulturzeitschrift nomen zu verfassen. Mir schwebte ein Beitrag vor, in welchem die großen, schon etablierten Namen des rumänischen Exils im Mittelpunkt stehen sollten; von der Koryphäe Mircea Eliade, dem auch die Hauptlast der Kulturrepräsentanz der Rumänen im Westen aufgebürdet worden war, über den eigenwilligen Cioran, der nicht mehr rumänisch schrieb und sich auch von den Geschicken seines Herkunftslandes innerlich gelöst hatte, bis hin zu dem schwer greifbaren, doch sympathischen und politisch für die Sache des Ostens sehr engagierten Ionesco. Aus diesen Vorgaben schuf Caraion den Essay Der Konflikt zwischen dem Bleibenden und dem Vergehenden und somit den gemeinsamen Versuch, mit einem entsprechenden Auftakt den Kulturbeitrag der Rumänen zur europäischen Geistesgeschichte der Neuzeit in das Bewusstsein einer breiteren Allgemeinheit zu rücken - als Paukenschlag.

Wie andere Schriftsteller, Dichter und Kulturschaffende aus dem ehemaligen Ostblock verstanden auch wir uns als Brückenbauer und Mediatoren zwischen den Kulturen und konzentrierten uns dabei auf die Vermittlung von Themen, die im Westen nicht ganz präsent waren. Mein frühes Lenauporträt in nomen tendierte in die gleiche Richtung. Caraion, ein Meister des literarischen Essays, ging noch über meine Anregungen hinaus und plante die Ausweitung seines Beitrags zu einem größerem Projekt als Serie mit einem vertieften literaturhistorischen Einstieg, beginnend mit Tristan Tzara und anderen frühen Exilsschriftstellern bis hin zu Paul Celan, den er mit entdeckt und als Freund gefördert hatte. Über den Protagonisten des Absurden Eugène Ionesco, über den Mythenforscher Mircea Eliade und den Radikalskeptiker Emil Cioran, der aufgrund früherer reaktionärer Denkweisen bei vielen Intellektuellen in Ungnade gefallen war, also über weitgehend etablierte Namen, die als Persönlichkeiten der Geistesgeschichte, doch nicht als Rumänen bekannt waren, wollte er später noch vertieft eingehen.

 Dracula - Mythos und Geschichte




 Am Präsidentenpalast in Bukarest



 

Brückenbauer und Apostel der Freiheit - Tzara, Celan …


 

Seinerzeit hatte ich speziell diese wohlklingenden Namen gewählt, weil jeder von ihnen das teilweise äußerst bittere Leben im Exil dem geistig ohnmächtigen Leben unter totalitären Verhältnissen vorgezogen hatte. Statt sich der geistigen Knechtschaft zu unterwerfen, hatten sie alle den Weg der Freiheit eingeschlagen, um im Westen ein Werk zu schaffen, das ideell unterschiedlich, doch in seinem Wesen frei war. Ihre Werke wurden seit Jahrzehnten in unterschiedlichen Sprachen im Westen verlegt, vor allem in Deutschland und Frankreich - und jedermann konnte ihre Bücher im Buchhandel an der Straßenecke erwerben oder in der Bücherei ausleihen. Sie waren inzwischen Teil der freien Welt geworden. Wer war prädestinierter über diese Autoren und ihre Werke zu schreiben als Ion Caraion, ihr Zeitgenosse und Wegbegleiter, der selbst viele Jahre für das freie Wort eingetreten war und dafür bitter gebüßt hatte. Ein Grund, an Caraions Integrität zu zweifeln, hatte ich damals nicht.

Doch was verband mich mit den großen Namen? Was schätzte ich an ihrer Haltung, an ihrem Ethos, an der Botschaft ihres Werkes?

Tsara - das war der unbedingte Mut zum Experiment.

Celan - das war die Kraft, an der deutschen Sprache fest zu halten, nach dem Unfassbaren, an der Tradition der Dichter und Denker festzuhalten.

Cioran - der Nietzsche-Enthusiast und notorische Neinsager, über Schopenhauer hinaus, der gefährliche Denker und Provokateur - er widerstand den Verlockungen der bürgerlichen Gesellschaft und ihren Preisen und Ehrungen, ohne sich vereinnahmen zu lassen. Dafür lebte er konsequent über Jahrzehnte in bitterster Askese zwischen Einsamkeit und Melancholie wie nur noch Diogenes der Hund, um seine Freiheit zu wahren und die Freiheit seines Denkens, und somit eine Haltung, die vielen gegen den Strich geht, eben weil sie kompromisslos und gnadenlos ist.

Etwas von dieser Kompromisslosigkeit in geistigen Dingen hatte ich selbst durchlebt und dabei auch den Schmerz des Verzichts kennengelernt. Ihn zu ertragen, indem vielen Eitelkeiten widerstanden wurde, empfand ich als bewusstes Leben. Und Eliade?

Ein Bekannter aus Heidelberg, mit dem ich in kurzer Zeit einige hundert Briefe austauschte, über Literatur und über Gott und die Welt, übersetzte gerade eines seiner Bücher über einen Hasenmythos der Indianer; was faszinierte mich an ihm? Er war fast am gleichen Tag geboren wie ich; ein Fisch, der es mit allen konnte; er war ein Bücherwurm, wie auch ich einer war, ohne damals je seinen Namen gehört zu haben; er rezipierte Papini mit der gleichen Begeisterung, wie ich es tat - und er praktizierte die Alchemie des Wortes - die seltene Kunstfertigkeit, aus Stroh Gold zu spinnen, wie ich sie so oft im Leben auch anwenden musste, um nahe an der Literatur in Würde zu überleben.

Eliade war eine faustische Natur; einer, der alles wissen wollte, von den Untiefen des Alchemischen und dem Urgrund der Wesenheit bis in die höchsten Sphären der Metaphysik. Er war ein Erkenntnis suchender Geist und zugleich eine archaischer; er war ein äußerst produktiver Schriftsteller, der gerne und viel schrieb, der im Rausch schrieb, der in einer Woche einen Roman verfasste, während andere ein Exposé entwarfen, der zwanzig Werke plante, während andere über Jahre an einem herumdokterten; ein Dionysiker, ein Mann des Ekstatischen, der auch im Taumel Werke schuf - aber er war auch ein Forscher von Weltruf, ein Wissenschaftler par excellence und ein offener Freigeist, der ging, als er die Freiheit bedroht sah - wie ich auch ging und Caraion und andere.

Eliades Erinnerungen klingen mit den Worten aus: Und trotzdem spürte ich, dass wir uns der Periode näherten, die ich vorausgesehen und seit meiner Studienzeit gefürchtet hatte, die Periode, die ich in meinem Innern „die Zeit, in der wir nicht mehr frei sein werden zu tun, was wir wollen,“ nannte. Es handelte sich dabei nicht um die Sehnsucht nach einer anarchischen und asozialen Freiheit, sondern um die Freiheit, gemäß unser eigenen Berufungen und Möglichkeiten schöpferisch tätig zu sein. Im Grunde genommen ging es um die Freiheit, „Kultur zu machen“, die einzige Freiheit, die ich vorläufig ausschlaggebend hielt für uns Rumänen. Zu dem Zeitpunkt, als sich der Himmel über Rumänien verfinsterte, um lange Jahre der Diktaturen einzuleiten, einer monarchischen, einer braunen und einer blutroten, im Jahr 1937, versiegte auch die Freiheit. Eliade ging - und ihm folgten viele.

Mich selbst sah ich als vorläufigen Endpunkt einer langen Tradition freiheitlicher Bestrebungen, die anhalten und unbedingt weiter geführt werden mussten. Die Freiheit sollte auch für alles Künftige das Leitmotiv werden, die Bedingung, ohne die nichts geht und aus der alles emaniert. Denn 1981 standen die Reihen der Kommunisten noch eng geschlossen; und von der nahen Freiheit war noch kein Windhauch zu spüren. Rumänien war fern, isoliert, für viele unbedeutend und wurde genauso ignoriert wie die dort erbrachten intellektuellen Leistungen der wenigen wahren, aufrechten Intellektuellen, die noch nicht resigniert hatten und unter den Bedingungen eines totalitären Systems weitermachten.



 Kirche, Bukarest
 






 

Der Wahlverwandte


 

Caraion hatte sich kaum erst mit Frau und Kind in den Westen abgesetzt, verweilte kurz in Frankreich und fand dann rasch in der Schweiz politisches Asyl. Er kam, knappe zwei Jahre nach meiner Ausreise, der eine Verurteilung wegen anarchischer und asozialer - sprich nichtsozialistischer Umtriebe vorausgegangen war.

Zunächst sah ich in Caraion nur den homo litteratus, den Dichter, den virtuosen Literaturanalytiker und Vermittler, weniger den politischen Menschen, der zunehmend mehr in die Rolle des antikommunistischen Dissidenten schlüpfte. Als Poet und Literat litt Caraion darunter, dass die poetischen Leistungen, die in einer engen, schwach verbreiteten Sprache erbracht werden, nicht adäquat rezipiert und gewürdigt wurden. Als Mensch kränkte es ihn aber noch mehr, dass auch die Botschaft, die aus den Diktaturen des Ostens herüber schallte, genauso wenig gehört wurde wie das literarische Wort: Ich schreibe aus der Überzeugung heraus und für die Überzeugung, dass keine Kunst innerhalb der Grenzen des Kompromisses konzipiert werden kann - und außerhalb der Freiheit. Wenn wir nicht in der Lage sind, für unseren Glauben zu sterben, bedeutet dies, dass wir überhaupt keinen Glauben haben und dass wir innerhalb unserer Kunst nicht mehr zählen als geweißte Grabsteine, sagte er in einem Gespräch mit Vahé Godel, das im Februar 1982 in der Tribune de Genève erschien. Die Temeschburger Linken um Herta Müller und Richard Wagner, die im Kompromiss verweilten und dort, wo sie kritische Akzente setzen wollten, den falschen Feind fokussierten, hätten diese Haltung beherzigen können. Und die meisten etablierten Schriftsteller im Land ebenso.

Die Freiheit der Kunst war Caraion ein hohes Anliegen, weil aus ihr die Freiheit und Selbstbestimmung des Individuums resultieren. Lenau hatte seinerzeit am französischen Vorbild orientiert genauso argumentiert. Und ich fühlte in den Jahren der politischen Opposition ebenso. Diese Haltung, die Caraion schon während der Zeit der rechten Diktatur aufrecht erhielt, damals als Pazifist mit klarer Poesie gegen den Krieg; dieses Ethos, das ihn bald darauf, nachdem der erste Enthusiasmus des Ausbruchs in eine neue Zeit, die ihn erfasst hatte, verflogen war, auch mit den Kommunisten in schwere Konflikte brachte, bestimmte unsere Wesensverwandtschaft. Wir verstanden uns, wie es den Anschein hatte, auf Anhieb, weil wir von den gleichen Ideen und Aspirationen getragen wurden. Ion Caraion, ein Männlein mit einem enigmatischen Blick, schwach und zerbrechlich, der eher dafür geschaffen schien, einen Federkiel zwischen den Fingern zu halten als auf den Barrikaden zu kämpfen, war ein Linker, der zum Teil von Repräsentanten der rechten Exillandschaft, die schon lange im Westen lebten, argwöhnisch beäugt wurde. „Was willst du eigentlich mit diesem Caraion?“ hielt mir eines Tages ein Konservativer vor und ergänzte verächtlich: „Das ist doch ein Kommunist, ein Ultralinker und dazu noch privilegiert … er war einer der wenigen Schriftsteller, die je in den Westen reisen durften, er, als Repräsentant der Sozialistischen Republik … “

Aus dem antifaschistischen Widerstand kommend hatte Caraion an der Begründung der Zeitung Scînteia - der Funke - mitgewirkt und war einige Zeit Redakteur dieses Sprachorgans der Kommunistischen Partei. Das machte ihn einigen konservativen Exilanten suspekt. Trotzdem war er gleichzeitig ein scharfer Kritiker jener selbst erklärten Kommunisten gewesen, die sich inzwischen sehr weit von dem einst erstrebten idealistischen Weg entfernt und das Land in totalitäre Verhältnisse gesteuert hatten.

Während andere ihn auch als potentiellen Informanten des rumänischen Geheimdienstes Securitate mieden, denn eine Absetzung mit Frau und Kind war alles andere als alltäglich, sah ich in ihm damals nur den Verfolgten, den stigmatisierten Literaten und Humanisten, der elf Jahre Gefängnishaft hinter sich hatte. Für welches Vergehen oder Verbrechen? Gesinnungshaft für das Verfassen von zwei Essays, Die Krise des Menschen und die Krise der Kultur, skurrilerweise auch für die Weigerung, überhaupt nicht mehr publizieren zu wollen und bald darauf für die Edition einer als kosmopolitisch verschrienen Edition sowie für die offen formulierte ideologische Gleichsetzung von Nationalsozialismus und Kommunismus: sprich - für eine scharfe Zunge, für freie Gedanken und für ein freies Wort. Der Dichter hatte mir damals eine Selbstcharakterisierung zukommen lassen - in seiner unverwechselbaren und deshalb auch nur schwer fälschbaren Handschrift, deren Aussagen ich glaubte.

Als der ehemalige Illegalist Caraion, nach 1945 kaum über Zwanzig, von einer Stimmung des allgemeinen Neuanfangs getragen, als Kommunist agierte, war er, etwas naiv vielleicht wie manch andere Künstler auch, von Weltverbesserertum erfüllt. Die kommunistischen Machthaber dankten ihm sein Engagement für die gute Sache mit langen Jahren Freiheitsentzug, der ihn in nahezu alle berüchtigten Gefängnisse des Landes führte. Aus eigener Erfahrung wusste ich, was ein Tag im Gefängnis bedeutet, wie schwer eine Woche vergeht und gar ein Monat. Was waren da ganze Jahre in einem Vernichtungslager am Schwarzmeerkanal oder bei Schwerstarbeit unter Tage? Wer viele Jahre seines Lebens in stalinistischen Gefängnissen verbringen musste, konnte kein Freund des totalitären Regimes in Bukarest sein, kein Kollaborateur, als den man Caraion in den letzten Jahren präsentierte. Das Faktische wog schwerer als die von der Securitate in Umlauf gebrachten Verdächtigungen und Gerüchte, gegen deren verheerende Wirkung sich Caraion bereits 1982 öffentlich zur Wehr setzte.

Damals fand er noch Gehör. Heute ist er tot und kann sich gegen späte Anschuldigungen, die von bestimmten Kreisen am Leben gehalten werden, nicht mehr wehren. Er berichtete mir von einer groß angelegten Kampagne der Sicherheitsleute um Eugen Barbu in der Zeitung Săptămăna gegen ihn mit dem Ziel, ihn im Westen zu diskreditieren und zu isolieren. Săptămăna, deutsch Die Woche, war das inoffizielle Sprachorgan der Securitate, das Insidern wie Barbu und Tudor zur Verfügung stand, um vor allem Repräsentanten des Exils zu kompromittieren, wobei die Securitate zu diesem Zweck großzügig ihre Archive öffnete und bereitwillig kompromittierendes Material zur Verfügung stellte.

Caraion verwies darauf - und ich glaubte ihm. Elf Jahre ärgsten Stalinismus überlebt zu haben - das genügte mir, um das Vertrauen zu Caraion aufrecht zu erhalten. Andere bürgerliche Demokraten aus der Bundesrepublik, Frankreich bis hin nach Israel sahen die Dinge ebenso. Caraion war ein eindeutiges Systemopfer, dem man unbedingt vertrauen musste. Er war das redende Gewissen seiner Nation, ein Gewissen überhaupt. Keiner aus dem weiten Kreis jener, die ihn schätzten, hätte ihm einen Januskopf zugetraut, ein zweites Gesicht.

Ion Caraions erster großer Wurf als Publizist war das Agora-Projekt; eine internationale Lyrik-Anthologie mit sehr bekannten Namen, die er bereits 1947, in den finsteren Jahren des Stalinismus, zusammen mit Virgil Ierunca in Bukarest ins Leben gerufen hatte. Nobelpreisträger Eugenio Montale wirkte mit und steuerte unveröffentlichte Manuskripte bei. Und neben ihm seine nicht minder bekannten Landsleute Umberto Saba und Salvatore Quasimodo. Drei Gedichte von Paul Celan wurden hier erstmals einem internationalen Publikum vorgestellt.

Caraion war als Dichter ein erstrangiger rumänischer Lyriker von europäischem Format. Manche hielten ihn für den bedeutendsten rumänischen Lyriker der Gegenwart und nannten seinen Namen gleich nach Tudor Arghezi und auf einer Ebene mit Lucian Blaga. Hingegen ignorierten ihn sein Vaterland und die Literaturwissenschaft der DDR ganz. In dem Sammelband Literatur Rumäniens 1944 bis 1980 in Einzeldarstellungen, der 1983 in Berlin erschien, fehlt das Portrait Caraions. Dagegen sind alle systemkonformen Dichter und Schriftsteller aufgeführt bis hin zu Caraions Intimfeind, dem Securitatemann Eugen Barbu und dem Ceauşescu-Lobhudler Adrian Păunescu, der später Caraion als Verräter denunzieren sollte. Eugen Barbu und sein Ziehsohn Vadim Tudor gründeten nach der Revolution die Großrumänienpartei, ein Hort für Hass und Hetze, und betreiben auch heute noch von jener Plattform aus das Spaltungswerk, das die Securitate nicht mehr vollenden konnte. Caraion hingegen, eines ihrer ersten Opfer, galt im sozialistischen Rumänien des Jahres 1981, nachdem sein fluchtartiges Absetzen bekannt geworden war, nur noch als Unperson. Nur wenigen Beobachtern ist überhaupt bekannt, dass Barbus Diskreditierungskampagne in dem Wochenblatt die Ausreise des Dichters erst erzwungen hatte.

Ab jenem Zeitpunkt war er als Literat genauso abgeschrieben wie Goma und alle anderen im Exil lebenden Dissidenten und Geistesgrößen der Rumänen. Seine Bücher wurden aus den Regalen genommen und sein Name durfte nicht mehr erwähnt werden. Seitdem er sich dann im Radiosender Freies Europa öffentlich gegen die Machthaber im Land gestellt und das selbstherrliche Diktatorenpaar in scharfer Polemik gegeißelt hatte, galt er als Staatsfeind, der unbedingt ausgeschaltet werden musste. Das Risiko, welches er dabei einging, indem er sich und seine Familie gefährdete, sahen seine späteren Kritiker nicht mehr.






 George Enescu Museum, Bukarest




 
 

Januskopf und Chamäleon oder Opfer des langen Arms der Revolution?


 

Als der Fall Artur publik wurde, jene Akte, die Caraion als angeblichen Kollaborateur der Securitate seit 1964 entlarvte, waren fast alle gegen ihn - das Pro wurde nicht mehr gesehen. In seinem Fall, der wirklich ein Fall ist, ein sehr interessanter sogar, weil aus ihm die gesamte sozialistische Wirklichkeit hervorscheint, gibt es vorerst nur ein Kontra. Während dieses Buch geschrieben wurde, musste ich, um der Tendenz Rechnung zu tragen, zumindest ein Fragezeichen über mein Kapitel setzen - ohne Überzeugung! Unsicher geworden fragte ich bei Kollegen herum, die Caraion schon vor Jahrzehnten näher gekannt hatten und an deren Wort ich nicht zweifelte. Genaues wusste keiner. Doch einiges erschien plötzlich plausibel und belastend für den Dichter. „Ja, Caraion!“ schrieb mir Dieter Schlesak, der an der Seite des Repräsentanten des Rumänischen Schriftstellerverbandes Caraion etwa im Jahr 1968 zum ersten Mal in den Westen gereist war: „Wahnsinn, dass ich mich erinnern muss. Artur? Kannte den Namen erst seit 2001. Damals, ich hatte meine erste Westreise mit ihm nach Mondorf gemacht, war er ein Held für mich. Dann irgendwie in den Trinknächten, gab er was preis, ja, schien beichten zu wollen. Jedenfalls war es seltsam, dass er alle rumänischen Exilintellektuellen treffen wollte. Aber seltsam auch, dass er aushorchte. Und vorher und später mich mehrfach zu sich einlud, den Edlen spielte, den Verfolgten, mein „Freund“ wurde, schon in Bukarest, o Gott, o Gott, welch ein Monstrum. Jetzt erst kommt alles raus. Und 1945 war er mit Ceauşescu befreundet, sie wollten eine Zeitschrift herausgeben. Er war ja auch Illegalist gewesen. Vielleicht muss ich mal was darüber schreiben! War auch angesetzt auf mich.“ Soweit die Stimme eines möglichen Opfers aus der Rückschau.

Was kannte ich von Caraions Kunst, bevor wir uns im Exil begegneten? Nicht viel. Einige seiner expressionistischen Gedichte hatte ich überflogen, die ihn fern mit Baudelaire und den französischen Symbolisten verbanden, über die er vertieft gearbeitet hatte. Und einen langen Essay über Tudor Arghezi als Einleitung in dessen Werk, in welchem er auch über sich sprach und über das Agora-Projekt. Dann einen weiteren Essay Bacovia. Das sich fortsetzende Ende,  ein Beitrag über den großen Einzelgänger im rumänischen Expressionismus, zu dem ich - als sechzehnjähriger Schüler mit seinen depressiven Blei-Versen konfrontiert, noch keinen angemessenen Zugang hatte.

Caraion war zudem ein Meister des komplexen Essays, wie ich ihn liebe. Als Essayist verkörperte er den inzwischen zur raren, ja aussterbenden Spezies gewordenen poeta doctus par excellence, der seinen Übersetzer mehr forderte als viele andere Geistesgrößen der Zeit. Davon konnte ich als Übersetzer seines nomen-Beitrags, den ich nur mit viel Mühe ins Deutsche übertrug, ein Lied singen. Als Poet war er ein auch an Bacovia geschulter Expressionist, der die Tiefe des Poetischen, die der rumänischen Sprache und Kultur innewohnt, zu höchster Kunstfertigkeit steigern konnte - leider, wie so oft, unübersetzbar, schon gar nicht in eine germanische Sprache. Von allen Lyrikern der Gegenwart hat er die Möglichkeiten des Rumänischen vielleicht am weitesten ausgelotet.

Und heute wird der tote Dichter mit dem Vorwurf konfrontiert, angesichts seines ethischen Versagens verblasse die ästhetische Leistung! Welch ein Hohn? Doch die textimmanente Interpretation wird anders urteilen. Als politisch Denkender und als Mensch erschien er mir als ein aufgeklärter Idealist, ein unerschütterlicher Himmelsstürmer, der für seine antitotalitäre Haltung auch zu leiden bereit war: „Meine Feststellung, Faschismus und Kommunismus seien im Prinzip die gleiche Sache, hat mir eine Verurteilung zum Tode eingebracht“, sagte er mir eines Tages in einem Gespräch, als wir am Ufer des Genfer Sees promenierten und etwas von der Freiheit genossen, die uns das Leben doch noch geschenkt hatte: „Für sie war ich schon damals ein obskurer Vaterlandsverräter, ein Freund des Westens, der mit bürgerlichen Decadents Umgang pflegte, der im Reich des Kapitals seine Gedichte zu veröffentlichen trachtete, ein Klassenfeind und Kosmopolit, der das eigene Schicksal und das Schicksal der Welt über das Vaterland stellt … und sie haben es mich büßen lassen, in ihrem Vernichtungslager am Donau - Schwarzmeerkanal und dann in den Bleiminen von Cavnic und Baia Sprie, wo wir, tausend Meter unter der Erde, bei nackten Leibe und heißen Dämpfen schuften mussten wie Galeerensklaven und auch wie jene krepierten … Als dann im Jahr 1964 die große Amnestie kam und nahezu alle politischen Häftlinge entlassen wurden, war ich nur noch Haut und Knochen. Wenn es noch eine Weile so weitergegangen wäre, hätte ich nicht überlebt.“ Ion Caraion wurde kurz vor der Amnestie aus der Haft entlassen, nachdem er fünf von fünfundzwanzig Jahren verbüßt hatte.

Seine Story erschien mir authentisch und über jeden Zweifel erhaben, während andere in späterer Rückschau zur Auffassung neigten, Caraion hätte damals, unmittelbar vor der Entlassung am Ende seiner Kräfte angelangt, psychisch in die Enge getrieben und unmittelbar vor der Verzweiflung stehend, einen Pakt mit dem Teufel unterschrieben, um überhaupt frei zu kommen. Der Preis der eigenen Freiheit sei nicht die überantwortete Seele gewesen, sondern die eindeutige Kollaboration mit der Geheimpolizei und die spätere Denunziation von regimekritischen Schriftstellerkollegen.

War Caraion eine tragische Gestalt, ein Opfer, das aus existentieller Not handelt und dabei sein Gewissen in die Waagschale wirft, wegwirft - ein Heros, aus dem ein Antiheld wird? Solchen Überlegungen hätte ich damals nicht folgen können. Sie wären mir abstrus und literarisch forciert erschienen. Und auch heute kann ich die nicht voll substanziierten Thesen kaum ernst nehmen. Unveröffentlichte Manuskripte aus den Archiven der Securitate, die um 1995 von der Nachfolgeorganisation SRI der Familie zurückgegeben wurden, entlasten Caraion. Denn daraus spricht kein verhätschelter Zögling und Informant des Systems, sondern ein fast mittelloser, in die Enge getriebener Autor, der sich mit der Zensur herumschlägt, weil diese ihm die Interpretation seines Preda-Essays vorgeben will und ein verzweifelter Familienvater im Zwist mit seiner Frau, weil er nicht weiß, woher er die 100 Lei nehmen soll, um das fiebernde Kind ärztlich behandeln zu lassen. Es wurmt ihn mit ansehen zu müssen, wie servile Diener der Partei, Stalinisten von gestern, ihr Süppchen kochen, ihn verlachen und die Straßenseite wechseln, wenn er kommt; und dass diese Leute, deren Poesie sich verbreitet wie die Fliegen, Worte wie Ethik und Moral im Munde führen, dabei ihre kaum erst begangenen Verbrechen vergessen. Das war im Jahr 1971, also zu einer Zeit relativer Liberalität und Aufwärtsentwicklung im Land.

Darüber hinaus spricht alles, was Caraion im Westen unternahm, was er an antikommunistischer Dissidenz und Agitation entfaltete, gegen eine Vereinahmung durch die Staatskommunisten. Konnte ein potentieller Agent der Securitate, der in den Westen geschickt wurde, um das geistig-literarische Exil zu destabilisieren, über Radio Freies Europa vehement und zynisch gegen Bukarest wettern und den Menschen ins Gewissen reden, nur um eine perfekte Tarnung aufrecht zu erhalten? Caraion hat das Diktatorenehepaar wüst beschimpft, für meinen Geschmack sogar zu wüst! War das etwa die Tarnung des Chamäleons, eine Maske unter vielen?

Auch daran weigerte ich mich zu glauben. So etwas war theoretisch denkbar, in der Praxis aber höchst abwegig. Caraions Gesundheit war nach langjähriger Schwerstarbeit unter Tage bei hoher Strahlenbelastung und permanenter Vergiftung stark angeschlagen, ja zerstört. Nach der Entlassung wies er physische Verletzungen auf und war mit Tuberkulose infiziert - nur sein Geist war noch immer rege und der Wille, die verlorene Zeit wettzumachen und poetische Werke zu schaffen. Trotzdem war er ein Gezeichneter.

Die schwere Haft, die unzähligen Verhöre über dreißig Jahre, teils innerhalb, teils außerhalb der Gefängnismauern und das immer unerträglicher werdende Dasein eines Verfolgten, eines Exponierten und Angefeindeten außerhalb der Zelle, doch innerhalb weiterer Schranken und Grenze, überlebt man nicht ohne Schäden an Leib und Seele. Wusste ich doch selbst, was politische Häftlinge alles erdulden müssen und was es bedeutet, den sozialistischen Alltag zu Tag für Tag zu meistern. Wie oft hatten wir die RFE-Sendung Die Geschichte der Rede - Vergessene Seiten, Zensierte Seiten, Exilierte Seiten, verfolgt, die Caraions literarischer Kompagnon von einst Virgil Ierunca aus dem Pariser Exil moderierte? Hundertfach waren die stalinistischen Haftbedingungen dort geschildert worden, plastisch und realitätsnah aus der Sicht von Augenzeugen. Politische Freunde, die ähnliches durchgemacht hatten, erhärteten die Fakten zusätzlich. Bis 1964 hatte Caraion diese von Alexander Solschenizyn in die Weltliteratur eingebrachte Schreckenszeit stalinistischer Haft voll miterlebt. Doch er ließ sich nicht unterkriegen und fand, wieder in relative Freiheit gelangt, zu ungeheuer Produktivität, so als wollte er in kurzer Zeit all die Jahre des Stumpfsinns und des Nichtstuns wieder aufholen. Nahezu jährlich legte er einen Gedichtband vor.

 Ienei-Kirche, Bukarest

Wie kam es aber, dass er, der lange Zeit Stigmatisierte, nun doch so großzügig veröffentlichen durfte? Das fragte auch ich mich später einmal, als ich die bibliographischen Auflistungen überflog, die er mir geschickt hatte. Was führte dazu, dass er zum Chefredakteur einer literarischen Zeitschrift aufstieg? Und dass er im Rumänischen Schriftstellerverband seine Position ausbaute, immer einflussreicher wurde und den Verband auch im Westen als Aushängeschild repräsentieren durfte? Waren es nur die talentierten Gedichte, die zu enigmatisch waren, um vom Zensor gestoppt zu werden, die seinen Ruhm als Dichter begründeten? War es allein die Fachkompetenz, die seinen Aufstieg förderte? Oder waren es ganz andere Faktoren, die seinen Stern kometenhaft aufsteigen ließen?

Protegierte und begünstigte ihn jetzt gar der Geheimdienst - oder hatte er einen noch mächtigeren Mentor, ganz oben vielleicht?

Spätere Gerüchte, die der Literaturkritiker Nicolae Manolescu im Jahr 2006 anlässlich der Buchpräsentation zum Fall Artur, Caraions Pseudo-Pseudonym, verbreitete, unterstellen ihm, er hätte den oft geschmähten, späteren Staatschef Nicolae Ceauşescu persönlich sehr gut gekannt. Angeblich wollten die drei Linken Caraion, Ierunca und Ceauşescu in frühstalinistischer Zeit eine gemeinsame Zeitschrift herausgeben, ein kommunistisches Propagandablatt! Eine Legende? Nicolae Manolescu, als kulturelle Autorität zum Mitglied der späteren Präsidialkommission zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien berufen, dürfte kein Interesse haben, abenteuerliche Thesen und Gerüchte in die Welt zu setzen. Wenn seine Informationen, die allerdings nirgendwo belegt sind, tatsächlich stimmten, würden sie manches erklären.

War Caraion doch ein Chamäleon? Ein Proteus der Literatur, der einen eigenen Modus vivendi gefunden hatte, um im sozialistischen Alltag doch noch zu überleben? Darauf konnte ich damals nicht kommen, weil seine Vita dagegen sprach. Also vertraute ich ihm weiter und schob leise Bedenken anderer arglos beiseite. Über die konsequent kommunismuskritische Haltung hinaus hatte das Geschaffene in meinen Augen absolute Priorität, das vorliegende Werk, zahlreiche Gedichtbände und die Essays. Teilweise wurde ihr Erscheinen sicher auch durch die Liberalisierungstendenzen der späten Sechziger und frühen Siebziger Jahre, die noch mit einem Anstieg des allgemeinen Lebensniveaus im Land einhergingen, begünstigt, bevor die einsetzende Minikulturrevolution in Bukarest das Rad der Geschichte noch einmal massiv zurückzudrehen suchte.


 In Bukarest




 

 

Existenz und Ethos - Haltung und Botschaft


 

 

Ion war ein leiser, desillusionierter Skeptiker, dem der freie Gebrauch des Wortes in den Jahren des Stalinismus viel Leid beschert hatte. Als Persönlichkeit entsprach er genau dem Typus, nach dem ich während meiner Dissidenz immer wieder Ausschau gehalten hatte, ohne ihn in der Provinz zu finden. Hier in Lausanne, wo ich ihn in seinem Appartement besuchen und auch seine Frau Valentina und Tochter Marta kennen lernen sollte, hatte er nach vielfachen Auseinandersetzungen mit den Zöglingen des Systems und manchen Schikanen im Land, nach Anfeindungen und Diffamierungen, Zuflucht gefunden und verlebte, ganz dem literarisch-publizistischen Schaffen gewidmet, in höchst bescheidenen Verhältnissen - doch in Freiheit und Würde - die letzten Tage seines Schweizer Exils.

„Ich kämpfe mit der Armut“, schrieb er mir damals in einem Brief, in welchem er mich gleichzeitig vehement aufforderte, ungeachtet der Enttäuschungen, die ein geistiger Mensch in einer geistfeindlichen Welt erleben muss, unbeirrt weiter zu machen. Traduttore, tradittore? Diesen Ezra Pound gemachten Vorwurf konnte ich nicht auf Caraion beziehen. Zu viel sprach dagegen. Er hatte viel erlitten, ohne zu resignieren - und er wusste, wovon er sprach.

Eines seiner letzten Projekte war die Zeitschrift Correspondances, die nominell an Baudelaire erinnerte und sich wiederum der Veröffentlichung lyrischer Texte widmete. Es war der späte Versuch einer Wiederbelebung des Agora-Paradigmas, das die Dichter der Welt, darunter viele Exilierte, in ihrer heimatlichen Sprache vereint - in der Art eines symphonischen Zusammenklangs in Versen und Rhythmen. Im ersten Heft gab es noch Texte von Ernst Jünger und Michel Butor. In den beiden weiteren Nummern fehlten aber die ganz großen, international bekannten Namen, jene big names, die in der modernen Welt den kommerziellen Erfolg garantieren. Unter dem Titel Don Qichotte gab er eine Anthologie heraus; und eine weitere Zeitschrift war, wie er mir schrieb, noch geplant - 2 Plus 2, eine Art Fortsetzung von Correspondances.

Viele gute Aussprüche und treffliche Zitate erinnerten mich an Ion und manch deftige, tiefgründige Anekdote, die er, sub rosa, bei gelegentlichen Treffen nur mündlich zum Besten gab. Allein schon der Name, der, was ich zunächst nicht wusste, ein Pseudonym war, amüsierte mich - denn er klang wie eine pointiert ironische Selbstparodie, und er war gleichzeitig Programm. Früher waren mir in Temeschburg Schriftsteller begegnet, die die Decknamen wechselten wie die Chamäleons die Farben, Dichter, die unter den Faschisten unter einem Namen schrieben, später unter den Stalinisten und Kommunisten unter neuen Namen; die die Farben wechselten und ihre Überzeugungen wie andere die Unterhosen - mich zu einer Satire inspirierend, die ich mit Club der Chamäleons überschrieb. Hatte sich auch Ion in der Auseinandersetzung mit Braunen und Roten einen Bazillus eingefangen und als Mittel gegen die Infektion eine zeitspezifische Überlebensstrategie entwickelt? Darüber dachte ich vor fünfundzwanzig Jahren nicht nach! Ion war in unseren Begegnungen nett, recht witzig - und immer mild human mit einem leichten Zug von desillusionierter Misanthropie: „Was kann ich dafür“, meinte er eines Tages, als wir über das Walten des Bösen in der Welt sprachen, recht verbittert darüber, dass die von den Kommunisten zementierten Machtstrukturen noch lange anhalten werden, „wenn die Läuse den Platz der Menschen eingenommen haben!“

Er hatte das Gefühl, niedere, gehirnlose Geschöpfe würden die Geschicke der Zeit bestimmen. Im Jahr 1982 erschien in München eine seiner letzten Buchpublikationen in rumänischer Sprache. In dem Band Die Insekten des Genossen Hitler sind kleinere Aufsätze und Interviews enthalten, in welchen der Literat zurückblickt, Bilanz zieht und auch abrechnet. Viele Rechnungen, die in einer Diktatur nicht beglichen werden konnten, waren noch offen. Und jetzt war der Maulkorb weg. Einiges an Hass hatte sich wohl angestaut in all den Jahren des nicht immer würdigen Überlebenskampfes. In dem Begriff Genosse Hitler, ein Synonym ehemaliger Häftlinge für den Partei und Securitate-Apparat ihrer Zeit, laufen die beiden großen totalitären Ideologien des 20. Jahrhunderts zusammen, rote Genossen und braune Genossen.

Auch in mir sah Caraion ein Opfer der Insekten, das früh angeknabbert worden sei. Eine Widmung von damals, die er mir in eines seiner Bücher schrieb, erinnert mich daran. Es wäre Zeitvergeudung, die Insekten des Sozialismus bekämpfen zu wollen, meinte er voller Resignation. Nicht ist es unser Los, ein Fliegenwedel zu sein, argumentierte einst Nietzsche ganz allgemein in Zarathustra. Caraion, der übrigens als junger Dichter mit der Zeitschrift Zarathustra debütierte, steigerte den verachtenden Sarkasmus noch indem er die besonders niederträchtigen unter den intellektuellen Handlangern der Partei mit den Worten geißelte: „Schmeißt nicht mit Steinen auf sie - ihr beschmutzt die Steine!“





 

Gigantomanie?
Zu groß für eine gewöhnliche Kamera.
Stalinistische Baukunst.
 

Libertate - Freiheit in meiner Sprache …


 

Sein wohl letzter Band ist das Bekenntnis eines Zeitzeugen, der scharf ins Gericht geht, und der erstmals vor einem großen Auditorium frei sprechen darf. Der vom US amerikanischen State Department finanzierte Sender Radio Freies Europa mit dem Sitz im Englischen Garten von München bot ihm diese Plattform. Er konnte nun vor einer ganzen Nation sprechen. Eine Verlockung. Zwei Jahre vor Caraion saß ich an der gleichen Stelle und sprach vor dem gleichen Publikum - mit einer gewissen Genugtuung, doch  nicht im Triumph und so sachlich wie möglich. Caraion, dem dort auch ein Mitarbeiter-Vertrag angeboten worden sein soll, ging weit darüber hinaus und sprach sich nicht nur frank und frei den angestauten Ärger und Stress von der schon schwerkranken Leber weg; er steigerte die Abrechnung mit der kommunistischen Welt, die er verlassen hatte, zu einer Orgie von polemischen Beschimpfungen, wie ich sie kaum für möglich gehalten hätte.

Alles, was sich in den elf Jahren Haft und in den unfreiwilligen, unwürdigen Jahren danach an Hass und Ressentiments festgesetzt hatte, schien sich in jenen Interviews zu entladen, eruptiv und unkontrolliert, wie beim plötzlichen Ausbruch eines Vulkans. Dabei wurde der stammelnde Diktator genauso aufs Korn genommen wie seine stets übergelaunte Gattin, der Caraion die Boshaftigkeit und den Verstand eines Affen attestierte. Nicht verschont blieben natürlich die Helfer und Helfershelfer des Systems, die Speichellecker und Hofdichter, die Schergen des Geheimdienstes, für die Caraion die übelsten Epitheta fand, die seine Sprache hervorzubringen im Stande war.

Handelte so ein Agent der Securitate, der in den Westen reiste, um die geistige Struktur des Exils zu unterwandern? Jegliche Logik sprach dagegen. Oder handelte die Securitate nach der Chaostheorie, den Gesetzen des Irrationalismus und des Absurden folgend? Caraions hochgradig von Bitterkeit bestimmter Abrechnungsfeldzug, der vielleicht auch darauf abzielte, sein neues Image als antikommunistischer Dissident zu schärfen, war eine direkte Antwort auf die Diskreditierungskampagne, die das totalitäre Regime gegen ihn gestartet hatte. Das bloßgestellte Imperium schlug nunmehr zurück - bereit, ihn zu treffen und zu vernichten. Doch Caraion kämpfte seit je her einen ungleichen Kampf. Der Staat hatte ihm und seiner mitgeflohenen Familie alles genommen, bis auf den Inhalt von zwei Koffern und sie dem harten Los des Exils überantwortet. Seine Bitterkeit überraschte mich nicht. Denn es gab Gründe dafür, viele Gründe.

„Weshalb haben Sie sich doch noch zum Absprung in den Westen entschlossen?“ fragte ich ihn einmal fast beiläufig; ich siezte ihn, während er mich duzte, auch in den vertrauten Briefen. Die Antwort des verjagten Dichters war vielsagend: „Meine Frau, die seinerzeit verurteilt und für Jahre ins Gefängnis gesteckt worden war, weil sie mir geholfen und meine Manuskripte abgetippt hatte und ich haben lange gerungen, bevor wir uns zu diesem schweren Gang entschlossen haben. In Verbannung leben war nie einfach. Aristoteles, Cicero, Seneca, sie alle waren zeitweise verbannt worden und schließlich der große Ovid, der bei uns in Tomis an Schwarzen Meer elend zugrunde gehen musste. Keiner von ihnen lebte gerne in der Fremde. Keiner gab je seine Heimat freiwillig auf. Wenn wir uns trotzdem entschlossen, alles zurückzulassen, was wir hatten, immaterielle Werte, Freunde, Bücher, Erinnerungen, Gefühle, dann taten wie dies aus Rücksicht auf unser Kind Marta. Für sie haben wir hier in der Schweiz, im christlich-katholischen Umfeld, eine Bleibe gefunden, die ihr Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Sie soll eine bessere Zukunft haben, als wir sie hatten.“

Wie oft hatte ich ähnliche Ausreiseargumente vernommen, auch bei Deutschstämmigen. Eine Generation, die gelitten hatte, war bereit das eigene Martyrium für das Wohl der künftigen Generation fortzusetzen.

Mitte 1982 übersandte mir Caraion den Essay. Nachdem ich ihn mit Mühe übertragen hatte, wurde er auch noch gesetzt. Doch dann war es aus mit unserer Zeitschrift nomen. Mein Nachruf auf das idealistische Projekt unter dem Titel Wo liegt der Kulturverlag begraben, erschien bald darauf in einer Literaturzeitschrift aus Berlin mit dem signifikanten Namen Tabula Rasa. Das Geld war uns ausgegangen. Mein Studienortwechsel nach Wien stand damals gerade an - und ich redete mit Caraion darüber: „Wien?“, wunderte er sich, „da bist du ja mitten im Ostblock! Unterschätze nicht die Gefahr. Alle östlichen Geheimdienste treiben sich dort herum. Sie können dich jederzeit um die Ecke bringen, ohne dass ein Hahn nach dir kräht!“

So glaubte er warnen zu müssen. Aber ich ignorierte die Mahnung und ging trotzdem. Während dieser Zeit in Wien verlor ich im Spätjahr 1983 Caraions Spur. Dann wurde es ruhiger um den Dichter. Einiges von ihm las ich noch in der Exilzeitschrift Dialog, die Ion Solacolu mit viel Mühe aus eigenen Mitteln herausgab. Solacolu war fast bis zu seinem Sterbetag um ihn und half ihm dabei, etwas Ordnung in seine Manuskripte zu bringen. Schwerkrank konnte Caraion kaum noch zehn an Stück Minuten arbeiten.

Als Caraion im Sommer 1986 recht vereinsamt und selbst im Exil exiliert starb, verlor sein Land eine komplexe Kulturpersönlichkeit, die einige Rätsel mit ins Grab nahm. Ob er ein Gewissen war, wie lange angenommen wurde? Oder ob er doch als eines jener vielen prominenten Opfer der Diktatur angesehen werden konnte, die auf dem Weg in die Freiheit scheitern mussten, bevor sie noch etwas von dem helleren Licht eines bald freier werdenden Alten Kontinents hatten sehen können? Ich weiß es immer noch nicht!

Doch ich bleibe bei meiner Apologie!

Ion Caraion war lange Jahre seines aktiven Lebens eine Stimme der Verfolgten; in der Zeit der Illegalität vor 1945 ebenso wie in den späten Tagen seines Exils. Er liebte sein Volk, seine Sprache und er vergaß sein Volk, an dessen Befreiung vom Kommunismus er glaubte, nie.

Einer seiner letzten Appelle, die über den Äther gingen, ist der Freiheit gewidmet. In einem Aufruf zur Selbstfindung appelliert Caraion in Rückbesinnung auf die Leiden und das Vorbild Christi an das rumänische Volk, den Glauben an die politische Emanzipation niemals aufzugeben. Mit dem ihm eigenen romanischen Pathos setzt er auf die inneren Werte jedes Menschen, wenn er verkündet: Eingesperrt könnt ihr noch freier sein als die, die euch einsperrten; die jetzt vor Angst zittern, obwohl ihr unbewaffnet seid und sie in voller Rüstung dastehen. Die Peitsche vermodert wie die Mauern verfallen. Das Licht der Freiheit leuchtet aus eurer Wesenheit hervor, eine Freiheit, die sie nicht sehen, die sie aber fürchten. Sie wird bald die Sprache des Sieges finden, weil der Samen der Freiheit, wie ihr wisst, ewig ist und ewig unüberwindbar sein wird. Er sprießt nach zehn Jahren, nach hunderten von Jahren, ja nach tausenden von Jahren unter tausend labyrinthischen Wirrungen wieder hervor.“

Es ist eine Eloge auf die Freiheit, ein Hymnus! Es sind Worte der Selbstbesinnung auf die eigene innere Freiheit, auf die Selbstbestimmung des Subjekts, die auch von Mark Aurel oder anderen stoischen Philosophen hätten stammen können. Sicher wurden sie im kommunistischen Rumänien gehört und fielen vielleicht auf fruchtbaren Boden. Wer nur diese evozierenden Worte hörte, der interpretiert sie, fern von jeden biographischen Implikationen, textimmanent wie ein Gedicht. Er hört, ohne den Autor zu kennen, auf die unmittelbare Botschaft, versucht diese zu verstehen und zu deuten - und viele Botschaften Caraions, der heute am moralischen Pranger steht, waren keine Botschaften der Niedertracht, sondern Botschaften der Freiheit.




 Atheneul Roman - Rumänisches Athenum




 

Die Jagd auf den toten Dichter - und moralische Entrüstung


 

Heute, mehr als zwanzig Jahre nach Ion Caraions Tod im Exil, scheint sein Ruhm als Geist und Dichter weiter zu verblassen. Neue alte Dokumente sind in den Securitate-Dossiers aufgetaucht, die seine Informantentätigkeit angeblich bestätigen. Es sollen schwerwiegende Dinge sein, die ihn belasten und seine moralische Integrität in Frage stellen.

Caraion soll den schreibenden Kollegen Nicolae Steinhardt verraten haben. Und er soll einen Agentenlohn erhalten haben und sonstige Privilegien, um andere regimekritische Dichter und Schriftsteller aus seinem Umfeld auszuspionieren. Es fällt mir auch heute noch schwer, all dies zu glauben, nicht zuletzt deshalb, weil die rumänische Gauck-Behörde, die CNSAS, unglaubwürdig arbeitet, mehr hemmt und verschleiert als sie zu Tage fördert und enttarnt. Nach neuesten einschlägigen Veröffentlichungen schützt diese Einrichtung - ein fiktives Interesse der Staatsicherheit vorgaukelnd - sogar die Aktivitäten der inzwischen in SRI umbenannten Securitate.

Die Dokumente, die heute vorliegen, könnten aus vielen beschlagnahmten Manuskripten zusammenkompiliert worden sein wie eine Collage. Nichts von dem, was ich bisher zitiert fand, belastet Caraion eindeutig. Vieles ist zweideutig und, da es aus dem Kontext gerissen ist, sehr fragwürdig. Deshalb wundere ich mich, mit wie viel Lust und Überzeugung er von offensichtlich zu jungen Moralisten belastet wird, die selbst weder je etwas von ihm gelesen haben, noch über seine Gefängniserfahrungen angemessen urteilen können.

Caraion war als Dichter in einem totalitären Staat abhängig, erpressbar. Doch ein Verräter im eigentlichen Sinne war er kaum. Jedenfalls nicht aus freien Stücken! Natürlich hat er mit der Securitate kommuniziert. Doch ging es anders?

Auch ich hatte immer wieder mit ihren Mitarbeitern zu reden, selbst auf der Straße, ohne kontrollieren zu können, was nachher sie über mich in ihren Berichten festhielten oder was sie als Gerücht streuten. Der Mensch Caraion, den ich kannte, spricht gegen die Verdächtigungen und Unterstellungen sowie gegen eine gezielte Kooperation aus eigenem Antrieb. Was ist Dichtung? Was ist Wahrheit? Und was ist schlechthin gezielte Manipulation des Geheimdienstes?

Ist am Ende alles nur ein geschickter Schachzug der Gegner von einst, der Verantwortlichen aus den höheren Etagen der Securitate, die mit einem solchen Nebenkriegsschauplatz von den eigenen Untaten ablenken wollen?

Während die Berufsverbrecher der Securitate in Ruhe ihre Pension verleben, wird zur Hetzjagd auf ein leichtes Opfer geblasen. Der Angriff wird auf einen toten Dichter gelenkt - und kaum einer merkt etwas davon. Fast alle folgen der moralischen Fährte und gehen dabei den Gerissenen auf den Leim.

Es ist unbegreifbar, wie viel politische Naivität immer noch möglich ist. Nicht ein verzweifelter Dichter ist das Problem der neuen, nach Europa ausgerichteten Gesellschaft, ein hochsensibler Künstler, der nach Jahren psychischer Folter und Grausamkeiten aller Art nicht mehr konnte und zusammenbrach - nicht über sein moralisches Versagen gilt es zu richten.

Das Problem sind die immer schon verbrecherischen Verbrecher, die immer schon unmoralischen Speichelecker, Lobhudler und Hofdichter, Leute wie Vadim Tudor, der heute die Großrumänien Partei anführt und mit Leidenschaft gegen Juden, Zigeuner, Intellektuelle und andere Minderheiten hetzt und dabei von Millionen Rumänen gewählt und von Europas Politikern akzeptiert wird. Es ist der gleiche Vadim Tudor, der in einer nie gekannten Unterwürfigkeit Ceauşescu über den grünen Klee lobte, in der Hoffnung, so zum einzigen Hofdichter aufzusteigen, der, um Karriere zu machen, durch das eigene Tun nicht nur die Dichtung pervertierte, sondern als Denunziant auch noch die wahren Dichter in Misskredit brachte. Dieser Tudor, der selbst ein Ultrarechter Antisemit ist, ein Produkt des kommunistischen Regimes, wie man heute weiß, denunzierte Ion Caraion wie den Dissidenten Dorin Tudoran bei der Securitate als rechtsextreme Elemente, und verwies die Securitate auf den feindlichen Gehalt von Caraions Poesie.

Ist das der neue Mann für Europa? Das sind die Fragen, die nicht nur die Rumänen beantworten sollten, sondern auch die Verantwortlichen in der EU. Manch einer aus der Reihe der plötzlich moralisch wertenden Zeitgenossen, die nie eine Gefängniszelle von innen gesehen haben, sieht heute in Caraion vorschnell den Verräter, den Ängstlichen und Feigen, der andere ans Messer lieferte, um selbst zu überleben. Und nur wenige Stimmen, darunter kaum Exilautoritäten, verteidigen Caraion als das tragische Opfer eines möglichen Komplotts, einer revanchistischen Verschwörung alter Kräfte, die sich gegen alle antikommunistischen Widerständler richtet, doch mit schwacher Stimme. Ganze Materialsammlungen wie die Sipos-Dokumentation, in denen dargelegt wird, mit welchen Maßnahmen die Securitate den Dichter im Exil unter Druck setzte, ihn kompromittierte, diskreditierte und Fakten, die für Caraion sprechen, fallen dabei unter den Tisch. Das Resultat davon ist, dass die Gesamtsituation, die eigentlich klar offen legt, wie ein exponiertes Individuum aufgrund makropolitischer Konstellationen instrumentalisiert und zum tragischen Opfer reduziert werden kann, vorerst ambivalent bleibt wie auch ihre endgültige Bewertung.




 Regierungssitz in Bukarest

 




 



Das Stockholm-Syndrom und ein Pakt mit dem Teufel?


 

Caraion, der einen beachtlichen Teil seines Lebens im Gefängnis für eine ideelle Haltung gelitten hat, ist, auch wenn er zerbrach, immer noch mehr Opfer als Täter. Neuerdings, wo die Phantasien der Schreiber immer neue Blüten hervorbringen, sieht man in ihm einen Kranken, der am Stockholm-Syndrom litt. An jener Wesensveränderung, die beim Opfer zur Solidarisierung mit dem Täter führt und es veranlasst seine Denkperspektive zu übernehmen. Auf diese Weise hätte sich Caraion in die Sicht der Securitate versetzt, sie gestützt, beraten und anderen unschuldige Kollegen und Freunden im Land und im Exil großen Schaden zugefügt. Das klingt plausibel, doch ist die Problematik vielschichtiger und komplexer. Caraions konspiratives Tun und Handeln, insofern es wirklich so gewesen sein sollte, steht trotzdem in keinem Vergleich zu den Taten der eigentlichen Täter, die seine seelische Not ausbeuteten.

Caraion erzählte mir einmal, Marin Preda hätte biographische Details aus seinem Gefängnisdasein im Roman verarbeitet. Jetzt bietet sich der ganze Caraion an - als Sujet eines psychologischen Romans, aus welchem die Fratze der kommunistischen Diktatur hervorschaut. Wer den Fall Caraion begriffen hat, versteht auch die Machterhaltungsmechanismen einer Diktatur. Die Steinewerfer unter den selbsterklärten Moralisten dieser Tage sollten sich zurückhalten.

Auch darf eines auf keinen Fall verkannt werden - jenseits von Schuld und Unschuld: wer in der Hölle sitzt, und Caraion saß nicht nur in der Vorhölle, sondern am tiefsten Punkt im letzten Kreis der Hölle unter ärgsten Teufen, der paktiert auch mit Luzifer und Satan! Und dies nicht nur aus Angst, nicht nur aus Schwäche und nicht aus freiem Willen, sondern aus einen Selbsterhaltungstrieb heraus, der zutiefst existentiell ist, und der aus sich selbst heraus agiert, ohne nach moralischen Kategorien zu fragen!

Selbst wenn Caraion schuldig geworden sein sollte, dann habe ich viel Verständnis für ihn, mitfühlendes Verständnis, hatte ich doch eine ähnliche Situation unter Folter selbst erlebt.

Selbst wenn Caraion als angeblich schwacher Charakter versagt haben sollte, wenn er sich verstellte, wenn er schauspielerte, wenn er viele, die fest an ihn und seine Botschaft glaubten, bitter enttäuschte, dann bleibt immer noch der Künstler in ihm bestehen - und mit diesem sein erstrangiges poetisches Werk, das nicht nach moralischen Kriterien beurteilt werden darf. Die moralische Entrüstung, die so lange tot zu Eis erstarrt dalag, schlägt im erwachenden Rumänien hohe Wellen - als Mode? Die Kunst aber ist beständiger als der Zeitgeist. Warten wir es ab …  

 

Das Nachdenken über den Dichter, der sich mir gegenüber immer geistig solidarisch, menschlich, ja freundschaftlich verhalten hatte, der, genau betrachtet, ein später, väterlicher Freund war, ließ mich die Schönheiten der Seenwelt vergessen. Gerne hätte ich seine Sache noch tiefergehend ausgelotet und verteidigt, doch nicht profan wie im Gerichtssaal, sondern existentiell philosophisch. Ein weites Feld, ein Schicksal, in welchem sich ein politisches System spiegelt und aus dem etwas deutlich hervor scheint: Das Wesen der Diktatur!

Im Vorausblick auf die noch anstehenden Herausforderungen drängten sich wieder andere Reflexionen auf, mit vielen selbstkritischen Fragen, die ich mir stellte und die berechtigterweise auch andere stellen durften.






Hotel Intercontinental in Bukarest- zur Zeit Ceausescus gebaut






Gegen das Vergessen


 

Das menschliche Leben ist viel zu kurz, um alle Erfahrungen selbst machen zu können. Deshalb sollte wenigstens etwas von dem Wesentlichen, das man selbst erlebt hat, aufgeschrieben werden, auch wenn Skepsis und aufkommende Misanthropie eher dazu verleiten, die Intimität in das Selbst zu verschließen - und, vielleicht für immer, zu schweigen. Manchmal wird das Schreiben zur Selbstüberwindung, manchmal aber zur Pflicht. Ich unterwarf mich weiterhin der Pflicht.

Schon wenige Tage nach meiner Einreise in die Bundesrepublik hatte ich mit der aufklärenden Öffentlichkeitsarbeit begonnen. Zunächst beschrieb ich meine politischen Erfahrungen, informierte die Medien über Hintergründe der Dissidenz in Rumänien und veröffentlichte einiges, obwohl ich langsam an dem Sinn eines öffentlichen Agierens zu zweifeln begann. Früher, in der Enge sozialistischer Gefängnismauern, hatte ich gefühlt wie Tantalus und Sisyphus. Jetzt im weiten Land uneingeschränkten Freiseins kam ich mir allmählich vor wie ein melancholischer Don Quichotte, der, an Idealen festhaltend, gegen die Windmühlen kämpft - gleich einer tragischen Figur auf der Weltbühne und wie ein Protagonist des Absurden.

Ungeachtet des aufziehenden Politikekels, der mich, nach dem Tiefschlag bei Amnesty international in London, mehr und mehr zum Rückzug in die Philosophie, Musik und Literatur drängte, folgte ich dem Pflichtgebot und machte weiter. Doch die meisten Informationen, die ich an die Öffentlichkeit brachte, verpufften weitgehend ungehört in der Flut anderer Meldungen und versiegten nahezu wirkungslos. Selbst die sonst gründliche wissenschaftliche Forschung, die auch nicht alles rezipieren kann, ignorierte so wichtige Phänomene, wie das einer größeren freien Gewerkschaftsgründung im Ostblock lange vor Solidarnosc, was dazu führte, dass historische Ereignisse über Jahrzehnte unbekannt blieben.

Neben dem chronischen Desinteresse Deutschlands an den Entwicklungen in Rumänien wurde unsere Aktion gerade durch die weltgeschichtlichen Ereignisse in Polen massiv überlagert. Als auswärtiger Sprecher der Freien Gewerkschaft rumänischer Werktätiger SLOMR verfasste ich noch 1981 im Namen der Vereinigung ein Solidaritätsschreiben an Lech Walesa, in welchem ich die Sympathie und die moralische Unterstützung der rumänischen Arbeiter und des westlichen Unterstützungskomitees bekundete. Der ausbleibende Rückschein signalisierte mir jedoch, dass der Brief bereits in den Auswirkungen des Kriegsrechts untergegangen sein musste, das General Wojciech Jaruzelski im Dezember über Polen verhängt hatte, um Solidarnosc zu stoppen. Durch die Ereignisse in Polen wurden die schon weitgehend abgewürgten und erstickten Gewerkschaftsbewegungen in Rumänien vollständig überlagert und in den Hintergrund gedrängt.

Was ich damals veröffentlichte, erreichte in der Regel nur eine Handvoll Menschen im Westen - und sensibilisierte Charaktere aus der Exillandschaft. Am 1. März 1981 erschien in der Freien Rumänischen Presse in London mein Zeitzeugenbericht Ein Schritt zur Freiheit, der die Frage nach dem Verbleiben der SLOMR mit den Hinweis beantwortet, die Freie Gewerkschaft wäre noch relativ intakt anzutreffen, wenn ein freier Zugang zu den Gefängnissen des Landes gegeben wäre. Und mein Bericht klingt mit den visionären Worten aus: Seien wir nicht skeptisch. Die Idee hat überlebt und trägt Früchte. Die Errungenschaften, die Mahatma Gandhi, Luther King und Lech Walesa kennzeichnen, werden auch wir in Rumänien erreichen. Das war Zweckoptimismus, doch auch eine insgeheim gehegte Vision. Wer an eine Idee glaubt und von ihr über Jahre erfüllt ist, zählt auch auf ihre Vollendung. Hinter meinem Bericht stand der spätere Präsidentschaftskandidat Ion Raţiu aus London. Mit dem anderen demokratischen Kandidaten Radu Câmpeanu, unserem Mistreiter aus Genf, hatte Raţiu gegen den Altstalinisten und Wendehals Iliescu die erste halbdemokratische Wahl nach dem Sturz von Diktator Ceauşescu verloren. Als wir über Vladimir Krasnosselski aus Genf im Dialog standen, glaubte er an die Möglichkeit eines demokratischen Umbruchs und ermutigte mich weiter zu machen. Im Gegensatz zu anderen Schriftstellern deutscher Zunge, etwa zu Herta Müller, die sich später rühmte, nie ein Wort in rumänischer Sprach geschrieben zu haben, schrieb ich auch in Rumänisch - und eben für jene, die später die Demokratie in Rumänien mit aufbauen sollten. Die Sache zählte, nicht die Mittel. Kurz darauf, im Herbst des gleichen Jahres, veröffentlichte ich in der Zeitschrift Menschenrechte zwei Berichte über politische und religiöse Verfolgungen in Rumänien: Die Arbeiterbewegung in Rumänien - Anders als in Polen und Christen in rumänischen Gefängnissen, in welchen ich auch auf unsere Vorreiterrolle einging.

Menschenrechte war das Publikationsorgan der, wie es sich später herausstellte, etwas rechtslastigen Gesellschaft für Menschenrechte, der immerhin einige bekannte Völkerrechtler angehörten wie mein späterer Lehrer Blumenwitz. Zu dieser Gesellschaft hatte ich schon vor Jahren von Rumänien aus Kontakt aufgenommen, ohne ihre ideologische Ausrichtung objektiv einschätzen zu können. Als ich dann gedrängt wurde, über die politischen Verfolgungen und religiösen Diskriminierungen zu berichten, beschrieb ich die selbst erlebte Zeit von den Minenarbeiterstreiks im Schiltal bis zur Niederschlagung der freien Gewerkschaftsbewegung SLOMR und der angestrebten CMT-UNO-Klage sowie die religiöse Dissidenz vor allem der neoprotestantischen Glaubensrichtungen. Aus dem Kontakt mit der späteren Internationen Gesellschaft für Menschenrechte wurde mir ein Aspekt bewusst, der auch heute noch präsent ist und manche Geister irritiert. Ein Dissident, der ehemalige SLOMR-Begründer Ionel Cană aus Bukarest ist ein Beispiel dafür, nutzt nahezu jede publizistische Plattform, um seine Informationen, Ideen und Thesen bekannt zu machen, auch auf die Gefahr hin, instrumentalisiert zu werden.

Später folgten sechs ausführliche Interviews über die Entwicklung der Opposition in Rumänien und über die Rolle des rumänischen Exils, die in den folgenden Jahren in dem Publikationsorgan des Demokratischen Kreises der Rumänen in Deutschland, in der von Ion Solacolu redigierten Zeitschrift Dialog, erschienen. Der promovierte Chemieingenieur formte in dieser Zeit mit persönlichem Einsatz und mit spärlichsten Mitteln Dialog zu einer der substantiellsten Exilzeitschriften in rumänischer Sprache. Im Rahmen meiner Möglichkeiten half ich ihm dabei als Mitwirkender. Das alles - bis hin zur angestrebten Klage in Genf - war weniger als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Aber es war immerhin mehr als nichts.

Nach dem Abitur nahm ich in Erlangen ein Universitätsstudium auf mit dem Ziel, im völkerrechtlichen Umfeld im Bereich der internationalen Organisationen tätig zu werden, möglicherweise als Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes. Das Außenministerium hatte in schweren Zeiten nicht nur Kollaborateure der Macht wie Ribbentropp geformt, sondern auch eine Reihe von Widerständlern hervorgebracht. Vorbilder wie Trott zu Solz, die mich genauso beeindruckten wie der schwedische Diplomat Raul Wallenberg, der sich persönlich in Gefahr brachte und wohl auch opferte, um unzählige Verfolgte zu retten. Ungeachtet zunehmender kultureller Prioritäten und aufkommenden Überdrusses an politischen Dingen gab ich das menschenrechtliche Engagement nie auf und machte weiter, solange ich gebraucht wurde.

Dringend gebraucht wurde ich seinerzeit als Zeitzeuge gerade in Genf, wo CMT und UNO dabei waren, das zunehmend despotischer agierende Regime von Präsident Ceauşescu dem Verdikt der Völkergemeinschaft zu unterwerfen. Also musste ich in die schöne Stadt am See, wo mich ein Herr Ganea und ein Monsieur Robert erwarteten. An dieser Stelle biss sich die Schlange in den Schwanz. Finis tragoediae?


 

Das Gebäude der rumänischen Gauck-Behörde CNSAS

 






 

Von der Freiheit der Lüge - 

 

Die UNO-Klage. Eine völkerrechtliche Disputation


 


„Nun, Monsieur Robert, habe ich Ihnen diese lange Geschichte vorzutragen! So habe ich die Dinge erlebt - aus der Sicht eines Dissidenten, der ein Handelnder war, bevor er zum Schreiben kam. Nun hoffe ich, die exponierten Fakten können dazu beitragen und der Confederation dabei helfen, eine umfassende Materialsammlung zu erstellen, die den Vereinigten Nationen zur Erstellung der Klageschrift vorgelegt werden kann!“

Es klang wie ein Schlussplädoyer in einem äußerst verfahrenen Verfahren. Damit schloss ich und atmete entlastet auf. Uff - geschafft! Kurz darauf klappte ich im Sessel zusammen wie ein Luftballon, aus dem das Gas entweicht.

„Lassen Sie uns optimistisch bleiben“, lächelte der freundliche Herr aus Madagaskar ebenso erlöst, um dann zu betonen:

„Sie haben uns nicht nur Fakten geliefert, die für sich sprechen. Sie haben ferner manche Hintergründe erleuchtet, die auch mir, der ich die Situation in jener Gegend der Welt überhaupt nicht kannte, einiges näher brachten. Manches wurde so ausführlich geschildert, dass selbst verdeckte Zusammenhänge erkennbar werden. Sie haben uns Interpretationshilfen vermittelt, indem die unterschiedlichen ethischen und völkerrechtlichen Aspekte der Materie beleuchtet wurden. Das ist uns eine große Hilfe bei der Wertung. Ebenso ist die erörterte Minderheitenproblematik, die auch bei uns in Afrika ein gewaltiges Problem darstellt, hilfreich. Das stimmt mich zuversichtlich, was die öffentliche Wirkung der Klage betrifft. Sie wird als solche schon ein Zeichen setzen. Wir werden nunmehr alle Fakten zusammenstellen und sie der Internationalen Organisation für Arbeit der Vereinten Nationen vorlegen. Dann werden wir als Völkergemeinschaft die rumänische Regierung in Bukarest offiziell mit den Vorwürfen, die substantiell sind, konfrontieren - als Klage, als öffentliche Anklage, die jeder Interessierte weltweit wird verfolgen können. Die Regierung in Bukarest wird sich äußern müssen … Ceauşescu selbst wird Farbe bekennen müssen … Die Entwicklungen in Polen legen es offen … Die Zeit der Parolen ist endgültig vorbei. Ich glaube, wir dürfen zuversichtlich der Zukunft entgegen sehen!“

Nach diesem hoffnungsvollen Ausblick, den ich mit großer Genugtuung entgegen nahm, verabschiedete ich mich von dem verständnisvollen Mitarbeiter, der mir nun tagelang zugehört hatte, ohne meinen Redefluss entscheidend zu hemmen. Zufriedenheit kam auf - bescheidener Lohn für mein Engagement, eine Zufriedenheit nach erfüllter Mission, die den Rückschlag von London wieder wettmachte.

In den letzten Tagen hatte ich tatsächlich erzählt wie Scheherezade in einem Märchen aus Tausend und einer Nacht; nur war der Grund nicht Zeitvertreib und Unterhaltung des Zuhörenden, sondern ein weitaus ernsthafterer. Der Eiserne Vorhang war nach wie vor ein stabiler antiimperialistischer Schutzwall, der noch einige lange Jahre bis zum Auftreten von Michael Gorbatschow als Staatschef der Sowjetunion seinen Zweck erfüllte. In Polen brodelte es zwar immer noch heftig und eine neue Freiheitsbewegung schien sich unaufhaltbar ihren Weg bahnen zu wollen. In der Tschechoslowakei murrten die Intellektuellen, doch in anderen Teilen Osteuropas herrschte noch sibirischer Winter. Kadar, Schivkov, und Honecker befanden sich auf dem Gipfel ihrer Macht - und in Rumänien regierte immer noch uneingeschränkt der zunehmend seniler und realitätsfremder werdende Diktatur Ceauşescu.

Es dauerte dann noch ein paar Monate bis CMT und die ILO der UNO die Klage auf den Weg brachten und damit die selbstherrlichen Regierungsvertreter in Bukarest wachrüttelten. Während ich meinen Studien nachging und abwartete, nahmen die Mühlen der Bürokratie ihr Werk auf und mahlten das, was schon gedroschen war. Nur mahlten sie zur Zeit des Kalten Krieges langsamer.


 Der Triumphbogen in Bukarest



 

Klage vor der Klage - Diskreditierung, Diffamierung und Kriminalisierung


 

Wie im zwischenmenschlichen Bereich gibt es auch im Zusammenleben der Völker Prinzipien und Gesetze, an die sich alle halten müssen. Das ist die Grundlage des internationalen Rechts, das man im Deutschen unter dem Begriff Völkerrecht kennt.

Wer im zivilisierten Konzert der Völker mitspielen will, wer bereit ist, diese höhere Form der Ethik anzuerkennen und sich an die vorgegebenen Maßstäbe und Spielregeln zu halten, wird Mitglied der Vereinten Nationen und ihrer Organisationen und ratifiziert die entsprechenden Abkommen. Das sozialistische Rumänien hat, wie andere totalitäre Staaten auch, manches ratifiziert - und wenig eingehalten. Trotzdem wollte das Land immer international gut dastehen und das schwer erworbene liberale Image wahren. Der Schein wurde stets über das Sein gestellt.

Ceauşescu selbst gefiel sich in der Rolle, ein Dissident im Lager der Kommunisten zu sein, der selbstständig eigene Wege ging, ein Visionär, der sein Land in eine glückliche Zukunft führt.

In Wirklichkeit jedoch war er nur ein ehrgeiziger Machtpolitiker von hervorstechender Mittelmäßigkeit in allem, was er tat. Da er nach außen hin immer den Schein wahren wollte, war auf seinen Befehl hin alles zu vermeiden, was das positive Erscheinungsbild des sozialistischen Rumänien unter seiner Führung hätte stören können. Das war eine der Leitlinien seiner Politik, die sich selbst schon in den Köpfen der Sicherheitsorgane so festgesetzt hatte und die von diesen in Servilität und vorauseilendem Gehorsam schon im Vorfeld erfüllt wurde.

Als man uns Gründern der Freien Gewerkschaft im Gerichtssaal von Temeschburg einen sprichwörtlich kurzen Prozess machte und uns wegen der Konstituierung einer Gruppe mit anarchischem Charakter verurteilte, war die eigentliche Bezeichnung in weiser Voraussicht bewusst vermieden worden, weil man sich der völkerrechtlichen Implikationen sehr wohl bewusst war. Was vermieden werden sollte, trat nun doch ein. Jetzt, zwei Jahre nach unserer Verurteilung, war es soweit. Auf Ceauşescus Regierung in Bukarest kam eine Klage zu, die von der Confederation vorbereitet und von den Vereinigten Nationen eingereicht wurde. Es war wohl die erste dieser Art in ganz Osteuropa!? Monsieur Robert und seine Mitarbeiter hatten innerhalb von einigen Wochen nach unserem Gespräch gute Arbeit geleistet.

Am 2. April 1981 machte die Brüsseler Tageszeitung La Libre Belgique in dem Bericht von Nicolette Franck unter dem Titel Rumänien unter Anklage vor seinem Gewerkschaftskongress die anstehende UNO-Klage gegen Bukarest publik. Die kritische Haltung der Confederation im Hinblick auf die Unterdrückung der gewerkschaftlichen Freiheiten in Rumänien wird akzentuiert. Statt eine Einladung zur Teilnahme am Kongress der offiziellen Gewerkschaft in Bukarest anzunehmen, habe sich die Confederation entschlossen, eine Klageschrift aufzusetzen und die Einhaltung der zugesagten Vereinbarungen einzufordern.

Die Confederation wartete noch den Verlauf des Kongresses in Bukarest ab. Nachdem aber feststand, dass mit keinen neuen Erkenntnissen gerechnet werden konnte, nahm dieser lange und mühsam vorbereitete Prozess seinen Lauf. Die Klageschrift wurde der UNO-Unterorganisation International Labour Organisation, ILO, übergeben, die das Verfahren einleitete und die Regierung in Bukarest mit den Vorwürfen konfrontierte.

Es begann eine langwierige und bürokratische Auseinandersetzung zwischen der Völkergemeinschaft aus Genf und den totalitären Machthabern in Bukarest, ein ewiges Hin und Her, eine unendliche Konfrontation von These und Antithese fern von jeder Dialektik, die sich fast vier lange Jahre hinzog. Wer unter den Sterblichen konnte da noch folgen? Gelegentlich erhielt ich aus Genf einige Zwischenberichte, die nicht viel mehr aussagten, als dass die Angelegenheit weiter verfolgt wurde, Genf nicht locker lies und Bukarest sich massiv zur Wehr setzte.

Allmählich steigerte sich die Klage dann doch zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei ideologisch entgegengesetzten Systemen, einem freiheitlichen und einem diktatorischen, sowie zu einer Konfrontation von Paragraphen und Interpretationen völkerrechtlicher Aspekte - oder kurz: Es war ein Kampf zwischen Wahrheit und Lüge, wobei die zynisch vorgetragenen Unwahrheiten aus Bukarest sogar noch schriftlich fixiert wurden und heute noch im Internet nachgelesen werden können.!

Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, wenn er auch dann die Wahrheit spricht! Solche Lebensweisen hatte man uns im Kindergarten eingehämmert, als die ersten Grundsteine einer Ethik und Moral gelegt wurden. Was war davon zu halten, wenn nun Regierungen frech logen und wider besseres Wissen jede Wahrheit verdrehten?

Kommunismus - das war freche die Lüge von Anfang an bis zum Niedergang, nur aus Gründen des Machterhalts. So lange auch nur etwas von den Scheinbild gewahrt werden konnte, sollte es gewahrt werden.

Die politisch-juristische Auseinandersetzung zwischen der ILO der UNO und der Regierung in Bukarest vollzog sich fern der Augen der Öffentlichkeit in irgendwelchen Glaspalästen, ohne dass viel über den Fortgang der Sache bekannt wurde. Das bürokratische Auf und Ab der Argumente beschäftigte lediglich eine größere Anzahl von trägen Funktionären, ferner hoch bezahlte Juristen, Beamte, Übersetzer bis hin zu Geheimdienstaktivisten, die weitere Menschen schikanieren und Informationen herbei karren mussten, um die Pseudoargumentationen, die auch durch häufiges Wiederholen nicht wahrer wurden, untermauern zu können. Selbst ich, der positive Kronzeuge der Klage, erfuhr zum Fortgang des Verfahrens, das weiterhin mit meinem Namen verknüpft war und mich hohen Sicherheitsrisiken aussetzte, in der Folgezeit nur noch wenig.





 In Bukarest




Die „so genannte Freie Gewerkschaft“ - eine Fiktion?


 


Der Fall Nr. 1066 wurde am 10 Juli 1981 auf den Weg gebracht. Erst im Jahr 1984 lag mit der Veröffentlichung des Berichts Nr. 236, heute noch als ILO-Dokumentation im Internet abrufbar, eine endgültige Bewertung der Auseinandersetzung vor. Es war ein Resultat, wenn man es so bezeichnen will, das der makropolitischen Situation der Zeit entsprach - es war ein klassisches Remis. Die moralische Konfrontation gegensätzlicher Weltauffassungen endete so, wie sie begonnen hatte, mit einem Patt.

Jede Seite beharrte auf ihrer Position. Die Regierung in Bukarest stellte sich stur und negierte einfach alles. Damit befand sie sich im Einklang und auf der Schiene des großen Führers Ceauşescu, der inzwischen jeden Sinn für die Realität verloren hatte und zunehmend zum Ultrastalinisten nordkoreanischer Prägung mumifizierte. Jeder Hauch von Liberalität nach innen wie nach außen wich einem retrograden Urkommunismus, der nicht mehr in die aufziehende Zeit von Glasnost und Perestroika passte. Der sture Ceauşescu wurde für den erst antretenden Gorbatschow zunehmend zum ernsten Problem. In dieser verschärften Situation war es nahezu unmöglich, mit Rumänien vernünftig zu kommunizieren. Die Regierenden schotteten sich ab und igelten sich ein im Bewusstsein, in ihrer Souveränität vom Westen bedroht zu sein. Die Realitätsfremdheit in allen Lebensbereichen wurde zum zeitspezifischen Phänomen – auch über Rumänien hinaus von Berlin bis Bukarest.

Das Dokument mit den so genannten Antworten des Regimes ist ein authentisches Zeugnis aus dieser Zeit und gleichzeitig ein grotesk-absurder Beweis einer angewandten Vogel-Strauß-Politik nach dem Motto: Alles, was nicht hätte sein dürfen, war nicht! In dem Papier wird schlechthin alles geleugnet, was sich im oppositionellen Umfeld der Arbeiterbewegung in den letzten Jahren ereignet hatte, beginnend mit dem Minenarbeiterstreik im Schiltal, an dem viele Tausend Kumpel beteiligt waren. Nach der Auffassung der Regierung hat es in Rumänien nie einen Minenarbeiterstreik gegeben - und auch keine Freie Gewerkschaft.

Der Gründer dieser Bürgerbewegung in Bukarest, der Arzt Ionel Cană, sei wegen der Verbreitung faschistischer Propaganda verurteilt worden, die meisten so genannten Sympathisanten der Gewerkschaft wären frei erfunden oder wüssten nichts davon, andere seien gemeine Verbrecher und gescheiterte Existenzen mit unsittlichem Lebenswandel, teils an Alkoholvergiftung gestorben.

Der offizielle Bericht der rumänischen Behörden beginnt mit einer breiten Beschreibung des wirtschaftlichen Fortschritts im Land während der letzten Jahrzehnte. Dann wird auf die alte Gewerkschaftstradition des Landes verwiesen, die bis in das Jahr 1872 zurückreichen soll. Neunundneunzig Prozent aller Arbeiter, mehr als 7. 500. 000 Mitglieder, gehörten der offiziellen Gewerkschaft an, die eigenständig sei und sogar Gesetze vorschlagen könne. Alle formulierten Anschuldigungen beruhten auf missverständlichen, irreführenden Angaben, die von Personen stammen, die nichts mit dem Land gemeinsam hätten.

Eine dieser landesfeindlichen Personen machten sie in meiner Person aus. In der Klagesschrift des Westens wird unter Punkt 96 die Regierung in Bukarest aufgefordert, zu meinen Aussagen Stellung zu nehmen:

Im Februar 1983 hat das Komitee die Regierung ebenfalls aufgefordert, präzise Informationen über die Gründe der Verhaftung und Verurteilung einer bestimmten Zahl genannter Personen in der Stadt Temeschburg mitzuteilen, die an der Gründung der Freien Gewerkschaft Rumänischer Arbeiter in jener Stadt beteiligt waren. Der Kläger hat später auch die Namen und Anschriften anderer Gewerkschaftsanhänger in Temeschburg mitgeteilt, aber die Regierung hat dem Komitee weder Informationen noch Erklärungen als Antwort auf seine Anfrage zukommen lassen.“

Soweit die englische Textfassung. Da die Angelegenheit selbst heute von besonderer Brisanz ist und als zeitgeschichtliches Thema noch auf eine wissenschaftliche Aufarbeitung wartet, stellt die UNO gleichzeitig auch eine französische und spanische Textfassung der Dokumentation bereit, damit nach Möglichkeit eine weltweite Rezeption und Differenzierung zwischen Wahrheit und Lüge stattfinden kann.



 Ienei-Kirche, Bukarest





 

Verleumderischer Steckbrief und noch ausstehende Rehabilitation


 

Neben meiner Person, die mehrfach und für längere Zeit in Genf präsent war und konkret wie ausführlich über die Ereignisse aussagte, standen noch eine Reihe weiterer Persönlichkeiten aus anderen Ländern Europas mit ihrer gesamten Integrität und Verantwortung hinter der Klage und verliehen ihr die notwendige Glaubwürdigkeit.

Darüber hinaus hielt ich ein Urteil in der Hand, das Bände sprach; und bei zusätzlichem Bedarf hätten noch zahlreiche weitere Zeugen, die Teil des Geschehens waren und inzwischen im Westen lebten, befragt werden können. Erwin lebte inzwischen in Freiburg, ebenso seine nahen Verwandten und die so genannten Zeugen der damaligen Gerichtsverhandlung.

Deshalb musste die Regierung irgendwie ausweichend antworteten, um die Angelegenheit der Temeschburger Personen mehr zu verschleiern als aufklären. Sie nannte mehrere der Unterzeichner beim Namen, auch in diesem Werk namentlich nicht erwähnte Personen, die sich nach dem Eintreffen im Bundesgebiet ins Privatleben zurückzogen, ferner Erwin, Edgar, Wolf und mich und führte dann jede Wahrheit verhöhnend aus: Die Regierung stellt fest, dass diese Personen das Recht verlangt haben, in Übersee zu leben, was in vielen Fällen auch gewährt worden sei. Sie waren in keine Aktion verwickelt, die mit der so genannten Freien Gewerkschaft verknüpft gewesen wäre.“

Nach Übersee wollte keiner von uns; außer vielleicht nach Übersee in Bayern!

Dann kommt die Regierung Ceauşescus auf mich zu sprechen und stellt lapidar fest: Die Kontakte, die diese Personen mit den Gerichten hatten, betrafen nicht Gewerkschaften, sondern das allgemeine Recht.

Carl Gibsons Fall zeigt dies: seine Familie hatte das Land verlassen - und bis zu dem Tag, wo er das Land legal verlassen durfte, musste er sich wegen seines sozialen Verhaltens vor Gericht verantworten, das im Gegensatz zu den rechtlichen Regeln stand (Versuche, illegal die Landesgrenze zu überschreiten).

So konnte man gewisse Dinge auch interpretieren. Man negierte sie einfach nach dem Motto: Was nicht sein darf, war nicht!

Es gab also keine Freie Gewerkschaft in Rumänien! Weder in Bukarest, noch in Temeschburg!

Alles Fiktion, alles phantasiebegabten Gehirnen entsprungen? Alles war somit erstunken und erlogen! Und auch das, was ich künftig vielleicht noch zu Papier bringen würde, war a priori romanhaft fiktiv, Literatur eben, unwirkliche Realitätsverzerrung und Verunglimpfung eines souveränen Staates!

Nach der Auffassung der Regierung in Bukarest hatte ich nur gegen geltendes Recht verstoßen!? Wohlan!

Weshalb verschonte die Diktatur gerade mich? Jeder rumänische Bürger, dem bereits versuchte Republikflucht vorgeworfen werden konnte, landete umgehend für Jahre im Gefängnis! Mir war nie ein Grenzübertrittsversuch vorgeworfen worden; nie wurde ich dafür vor Gericht gezerrt oder gar verurteilt, obwohl ich an der Donau aufgegriffen worden war. Versuche, hatte ich unternommen! Wie viele denn?

Nun aber, wo ein Delikt formal gebraucht wurde, zauberten sie als Rechtfertigung a posteriori ein Häschen aus dem Hut, weil es sonst nichts gab, was man mir hätte vorwerfen können! Selbst die Lügen waren dilettantisch aufgemacht!

Trotzdem, die Sache ist ernst; denn neben der emotionalen Betroffenheit und der ethischen ist da noch eine faktische, die existentielle Relevanz hat und ins Auge gehen kann: Meine Verleumdung durch Ceauşescus Handlanger ist auch heute, fast zwei Jahrzehnte nach dem Sturz des Diktators, im Internet nachzulesen, ohne gleich als Verleumdung erkannt zu werden - in drei Weltsprachen, einem Steckbrief gleich, den man um die Welt schickt. Für Ceauşescus Freunde in der Welt bin immer noch ich der Schurke - und deshalb in anderen Einflusssphären weiterhin exponiert!

Da die rumänische Regierung von heute das Unrecht von gestern noch nicht aufgehoben hat, bin auch ich heute noch ein Vogelfreier - und meine Mitstreiter sind es ebenso. Und dies, obwohl dreißig Jahre ins Land gegangen sind und die Rumänen seit zwei Jahrzehnten den Weg in die Demokratie einüben!

Unsere Rehabilitierung, auf die ich mit Erwin immer noch hoffe, für die es aber aus vielen pragmatischen wie moralischen Gründen noch keine gesetzliche Grundlage gibt, steht auch noch aus. Schläft Präsident Băsescu - oder will er und darf nicht?





Mahnmal für die Opfer der antikommunistischen Revolution von 1989
bzw.

Mahnmal, Detail -
der Sockel bröckelt wie die Erinnerung an die Helden der Revolution




 

Tragik und Opfer am Wegrand – Klage nach der Klage


 

Auf solche Weise und mit infamen Lügen aller Art reduzierten die kommunistischen Machthaber in Bukarest die völkerrechtliche Disputation zu einer Farce. Ceauşescu witterte überall nur Feinde, imperialistische Kräfte, die sein Land destabilisieren wollten. Wir waren in seinen Augen nur Agenten fremder Mächte, die das Zerstörungswerk der Amerikaner zu erfüllen halfen.

Also musste alles, was nicht sein durfte, konsequent negiert werden, auch gegen jede Logik. Und jede objektive, vielfach verifizierbare Wahrheit sollte als Lüge ausgelegt werden. Selbst in bestellten Machwerken williger Ghostwriter, die es allerdings vermieden, auf jene Bereiche einzugehen, wo die Beweislast erdrückend war - wie im Fall der hier ausgiebig beschriebenen Freien Gewerkschaft in Temeschburg! Sie war keine Fiktion!

Diskreditierung, Diffamierung und Kriminalisierung waren Teil des Systems. Wen wunderte es, wo doch jedermann wusste, welche Werte im so genannten Reich des Bösen die Tagespolitik bestimmten. Der Kalte Krieg tobte noch in den Köpfen - und Michael Gorbatschow war noch nicht im Amt.

Wir alle aus Temeschburg hatten in dieser Groteske noch Glück gehabt und profitierten überproportional von der Vertuschungspolitik Ceauşescus, der unseren speziellen Fall als deutsche Minderheitler mit einer vielleicht schützenden Hand dahinter nicht an die große Glocke hängen wollte. Deshalb wohl kamen wir mit einer nur halbjährigen Haft davon und durften allesamt Rumänien verlassen.

Das Wahren des Scheins rettete uns das Leben und versetzte uns in die Freiheit, während genuine Rumänen aus dem Landesinneren für ganz bescheidene Oppositionsinitiativen in der Folgezeit zu drakonischen Haftstrafen von fünf bis zu zehn Jahren verurteilt wurden. In ihrem Fall griff das Repressionsorgan Securitate hart durch und wütete nach allen Regeln der Unterdrückungskunst.

Viele Andersdenkende, die weniger bekannt oder ganz unbekannt waren, verschwanden für lange Zeit in psychiatrischen Anstalten, Gefängnissen oder kamen bei rätselhaften Unfällen ums Leben. Offizielle Nachforschungen waren wie in jeder Diktatur illusorisch.

Andere Dissidenten und Gewerkschaftssympathisanten wie Carmen Popescu und Nick Dascălu scheiterten - mit dem Bestreiten des alltäglichen Lebens beschäftigt oder aus sonstigen Gründen, die keiner ergründen wird, weitgehend anonym in der Verbannung.

Zu Nick Dascălu hatte ich 1981 noch Kontakt. Nachdem er New York erreicht hatte, berichtete er in einer rumänischen Exilzeitung sehr umfassend über die SLOMR-Gründungen in Bukarest und Temeschburg. Auf meine Anregung hin teilte er auch der Confederation und über diese der UNO seine Sicht der Gründungsabläufe mit, ferner alles, was er zusätzlich zu dem Oppositionsthema wusste, um so die Klage faktisch weiter zu untermauern.

Dascălu blieb in New York noch einige Zeit aktiv und begründete dort im Exil ein Komitee der Wahrheit über Rumänien, das vor allem die amerikanische Öffentlichkeit über Menschenrechtsverletzungen unterrichten sollte. Doch dann verlor sich plötzlich seine Spur in den Weiten Nordamerikas für immer. Auch er - ein Opfer? Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, denn das klanglose Abtauchen entsprach weder seinem Wesen noch seinem Charakter.

Viele aufrichtige Bürger, die ihre Gesellschaft verändern wollten, die aufmuckten und über SLOMR gegen das totalitäre System ankämpften, scheiterten in ihrem Aufruhr. Der Weg zur politischen und individuellen Freiheit ist mit bekannten und unbekannten Opfern gepflastert. Das macht den tragischen Zug dieser - nicht nur in eigener Sache beschriebenen - Protestbewegung aus.



 Das ZK der RKP - Machtzentrale der Kommunisten Ceausescus


 

Ein Signal - Bilanz, Wertung und Konsequenzen der UNO-Klage aus heutiger Sicht


 


 

Nach einigen Jahren des relativen Stillstands verlief die völkerrechtliche Auseinandersetzung, in der ich nur eine Figur auf dem Schachbrett war, nahezu im Sande, ohne konkrete, greifbare Ergebnisse. Die Klage, der noch viel vom Geist des Kalten Krieges anhaftete, konnte die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen, die wir Dissidenten in sie gesetzt hatten.

Um 1984, als in Europa noch politische Eiszeit herrschte, verloren auch wir Zeitzeugen sie gänzlich aus den Augen. Erst Jahre später, nach der Veröffentlichung der Dokumentation im Internet, stellte ich fest, dass mit einigen unserer Angaben nicht ganz sorgfältig umgegangen worden war und dass die Betreuer doch einige Zusammenhänge nicht voll erfasst hatten.

Gegen große Resultate sprach die nach wie vor unveränderte makropolitische Konstellation, die vom Kreml bestimmt wurde. Bewirkt hat die Klage aber immerhin einiges für die inhaftierte Gewerkschaftsaktivisten, die zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden waren. In einem Artikel, den ich seinerzeit in Ion Raţius Presseorgan in London veröffentlichte, beantwortete ich die von der Gegeninformation der Securitate in den Raum gestellte Frage, wo denn die freie Gewerkschaft geblieben sei, mit dem Hinweis, wir würden sie intakt vorfinden, wenn uns die Tore der Gefängnisse geöffnet würden.

Dank der UNO-Klage gegen Bukarest öffneten sich einige Gefängnistore. Prominente Gewerkschaftsgründer, unter ihnen vermutlich der Priester Calciu-Dumitreasa, der Arzt Ionel Cană und der Ökonom Gheorghe Braşoveanu, dessen Name auch auf dem Gründungsdokument des Komitees zur Verteidigung des Glaubens der Baptisten auftauchte, wurden vorzeitig aus der Haft entlassen. Vermutlich wussten die Betroffenen nichts von der Klage. Selbst in der informierten Fachwelt wurde generell nur von internationalem Druck gesprochen, ohne genau differenzieren zu können, wie dieser Druck entstehen konnte.

Während der Klagezeit durften weitere Sympathisanten der freien Gewerkschaftsbewegung SLOMR in den Westen ausreisen. Die Tatsache, mit meinem Engagement nochmals Menschen zu einem würdigen Leben in Freiheit verholfen zu haben, tröstet mich auch heute noch. Fortgesetzte Dissidenz machte also Sinn.

Darüber hinaus war die öffentliche Klage der UNO gegen eine der finstersten osteuropäische Diktaturen von immenser ideeller Bedeutung, denn sie war weitgehend einzigartig, hatte Präzedenzfallcharakter und vermittelte - über die kleine Schar der Eingeweihten hinaus und tief in den kommunistischen Machtbereich hinein eine deutliche Botschaft: Die Kommunisten im Osten Europas mussten ab 1981 damit rechnen, differenzierter beobachtet zu werden. Sie mussten wissen, dass nicht alles, was in ihrem Machtbereich an Verbrechen geschah, auf immer verborgen bleiben würde - und dass auch sie  eines Tages vor dem Gericht in Den Haag für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden konnten, gleich den NS-Schergen in Nürnberg!

Persönlich verbuchte ich die völkerrechtliche Auseinandersetzung als einen weiteren Sieg von Freiheit, Wahrheit und relativer Gerechtigkeit, als einen ethischen Triumph und darüber hinaus als einen weiteren, kleinen Schritt hin zur Auflösung der Starrheit zwischen den Blöcken.


 Springbrunnen im Zentrum von Bukarest




















 



 

Kurzer Abriss vorrevolutionärer Opposition seit 1979


 

                                     Das Wort Freiheit darf nur selten verwendet werden.

                            Rolf Bossert über die Praktiken der inoffiziellen Zensur

 

„Wenn du nicht schweigst, kommst du nach Dachau“ - das war schon zu Beginn der 30er Jahre in Bayern zu hören, lange bevor die Nationalsozialisten die Macht in Berlin übernommen hatten. Auch im Stalinismus behielt die Aussage ihre Gültigkeit. Wer aufmuckte, wurde weggesperrt und für lange Zeit mundtot gemacht. Dichter und Schriftsteller waren genauso betroffen wie einfache Menschen, die nur ihre Meinung kundtaten.

Bis zum Zusammenbruch der Diktatur im Winter 1989 war das kommunistische Regime Rumäniens bestrebt, die eigene Bevölkerung von den politischen Entwicklungen in Osteuropa seit Gorbatschows Machtantritt abzuschneiden. Rumänien befand sich auf einem extremen Weg der Selbstisolation in die so genannte Albanisierung. Trotzdem ging der Protest im Land weiter und erfasste immer breitere Kreise der Gesellschaft bis hinein in die Reihen der Nomenklatur.

Die Formen des Widerstands und der Auflehnung waren vielfältig. Sie reichten vom stillen Protest bis zur inszenierten Verzweiflungstat. Antikommunistische Parolen heraus schreiend, soll sich Liviu Babeş auf einer Skipiste bei Kronstadt - gleich Jan Palach in Prag - angezündet und als leuchtende Fackel ins Tal gestürzt haben. Es war, wie erst später bekannt wurde, ein individueller Akt der Rebellion, die Tat eines Menschen, der an der Feigheit, der Lethargie und der politischen Apathie seines Umfelds verzweifelte, nachdem sich seine Hoffnung, über den Glauben dem Labyrinth entrinnen zu können, zerschlagen hatte. Sein spektakulärer Protest verhallte. Kaum jemand vernahm etwas davon im Westen.

Intellektuelle wie Ana Blandiana, Doina Cornea, Mircea Dinescu und auch andere, weniger bekannte Dichter und Schriftsteller wie Bujor Nedelcovici versuchten weiterhin, an der Zensur vorbei ihre Werke zu veröffentlichen; sie wurden aber eben von dieser Zensur massiv ausgebremst. Statt sich der Auseinandersetzung mit der realen Gegenwart zu stellen und diese anzuerkennen, wie sie war, versuchten die Zensoren, die Schriftsteller zur Abänderung ihrer Sujets zu veranlassen und diese so weit zu entschärfen, bis jede Ähnlichkeit mit der tatsächlichen Realität verwischt war. Ion Caraion, der die meisten kritischen Dichter persönlich gut kannte, hatte mir selbst Fälle geschildert, wo Romanciers von Zensoren gezwungen worden waren, ihre Werke mehrfach zu überarbeiten, solange, bis von den ursprünglichen Konzeptionen und Ideen nicht mehr viel übrig blieb.

 Ovid-Büste in Bukarest

 

Freiheit und künstlerische Selbstbehauptung: Ana Blandiana und Doina Cornea -  


 

Dissidenz und literarische Produktion waren kaum noch von einander zu trennen. Bis in den Westen drangen jedoch nur wenige Namen durch; Ana Blandiana ist einer von ihnen.

Die 1982 mit dem Herder-Preis geehrte Dichterin wurde einem größeren Publikum bekannt, als eines ihrer satirischen Poeme, das Ceauşescu als Kater Arpagic karikiert, nahezu in alle großen Sprachen des Westens übersetzt wurde. Mit ihren pamphletartigen Travestien wagte sie es als eine der wenigen, den Diktator persönlich herauszufordern und seinen Schergen vom allmächtigen Sicherheitsdienst zu trotzen.

Ana Blandiana, die Tochter eines so genannten Volksfeindes, den man für viele Jahre in stalinistische Kerker geworfen hatte, wurde unter dem bürgerlichen Namen Otilia Valeria Coman in Temeschburg geboren. Ihr Pseudonym geht auf den Ort Blandiana zurück, wo ihre Mutter herstammte. Von sich selbst sagte die Dichterin, der es trotz massiver Diskriminierung gelang, ein bedeutendes poetisches Oeuvre zu schaffen, sie sei bereits als verbotene Dichterin bekannt gewesen, noch bevor man sie als eigentliche Dichterin kannte.

Nachdem sie 1988 mit einem Publikationsverbot belegt worden war, gelang es ihr erst nach der Revolution auch als Bürgerrechtlerin zu wirken. Sie übernahm die Präsidentschaft der Akademie für bürgerliche Freiheiten und leitet auch heute noch das Memorial Sighet - eine Gedenkstätte, die als ehemaliges Gefängnis für Gesinnungshäftlinge an die Opfer des Stalinismus und Kommunismus in Rumänien erinnert und heute als Ort der Begegnung und politischen Bildung dient.

Bei Doina Cornea, einer Philologieassistentin an der Universität Klausenburg, standen von Anfang an Dissidenz und antikommunistische Opposition im Vordergrund. Ihre gesellschaftskritischen Schriften verbreitete sie ab 1980 als Samisdat, als kleine, selbst gefertigte Heftchen und Büchlein mit originellen Ideen und ethischen Anregungen, die sie unter Freunden verteilte und die dann weiter kursierten - bis in die Finger der Sicherheit. Als Radio Freies Europa 1982 beim Ausstrahlen einer ihrer kritischen Stellungnahmen versehentlich ihren richtigen Namen nannte, in der Annahme es sei ein Pseudonym, begann für die damals Fünfzigjährige ein Leben der Verfolgung, Stigmatisierung und vielfacher Leiden.

Während unsere Klage gegen das totalitäre Regime in Bukarest gerade ihren Lauf nahm und in der Hauptstadt minutiös analysiert wurde, um dann zynisch beantwortet zu werden, wurde Doina Cornea systematisch verfolgt, arg schikaniert und praktisch bis zum Sturz des Diktators unter Hausarrest gestellt. Nur gelegentlich gelang es ihr die Isolation zu durchbrechen, um sich dann, wie 1987 beim Aufruhr von Kronstadt, zusammen mit ihrem Sohn auch physisch in die Schlacht zu werfen. Als in den Tagen revolutionärer Auseinandersetzung in Klausenburg die Kugeln auf die Straßen prasselten, war sie ebenfalls mittendrin. Während ihrer strammen Dissidenz wurde die Französischassistentin, die de Gaulle bewunderte und Frankreich sehr verbunden war, von der Französischen Botschaft in Bukarest, mit der sie wöchentlich kommunizierte, förmlich beschützt. Der heute noch im Internet abrufbare Bericht Rumänien: Dossier 666, den Mirel Bran in Le Monde veröffentlichte, fängt ihre Odyssee, deren Dimension erst nach der Öffnung der Akte deutlich wurde, treffend ein.

Doina Corneas Fall ist symptomatisch. Er ist ein gutes Beispiel dafür, wie aus einem bewussten Staatsbürger, der sich kritisch mit seinem Umfeld und dem politischen Regime auseinander setzt und an dieser Haltung konsequent Jahre hindurch festhält, ein Dissident und Bürgerrechtler wird.

Dank ihrer Initiativen entstand nach der Revolution das Antitotalitäre Demokratische Forum und andere Organisationen der Kultur und des sozialen Dialogs, die einzelne Strömungen der Opposition zur Demokratischen Konvention Rumäniens zusammen führten. Doina Cornea legte neben unzähligen journalistischen Beiträgen auch einige Buchveröffentlichungen vor, unter anderen das 1990 in Paris und Bukarest edierte Werk Freiheit?

 Orthodoxe Kirche in Cotroceni, Bukarest



 

Intellektuelle Distanzierung - Tudoran und Tismăneanu


 

Vieles an politischem Machtmissbrauch vollzog sich über den uneingeschränkt agierenden Sicherheitsdienst im Verborgenen. Nur die Opfer nahmen Kenntnis davon. Von der Dissidenz junger Dichter um Dan Petrescu in Iaşi, von Dorin Tudoran, Norman Manea und von dem Wirken des lange verfolgten Philosophen Constantin Noica, der ebenfalls viele Jahre seines Lebens in Kerkern verbracht hatte, erfuhr kaum jemand etwas.

Dorin Tudoran, gleich Blandiana in Temeschburg geboren, Jahrgang 1945, war ein leiser Dissident, ein sanfter Lyriker, der im stillen Kämmerlein seine Verse zimmerte und auf eigene Weise an der heuchlerischen Umgebung litt. Als er die Diskrepanz zwischen Schein und Wirklichkeit nicht mehr ertragen konnte, entschloss er sich wie viele andere geistige Menschen zur Ausreise und versuchte dann, vom Gefühl des leisen Verzweifelns geleitet, mit der minderjährigen Tochter diesen Ausbruch in die Freiheit zu forcieren. In seinem Sendschreiben an Staatschef Ceauşescu schrieb Tudoran: Als Schriftsteller, Bürger und Vater bin ich endgültig überzeugt davon, dass zwischen meinem tiefsten Glauben an den Menschen und an seine unverzichtbaren Rechte, an Freiheit und Demokratie, an Dialog und Meinung, an Ehrlichkeit und Ethos, an Patriotismus und Opfergeist usw. und den rumänischen Wirklichkeiten von heute eine unüberwindbare Kluft besteht.

Ähnliches hatte ich über Jahre selbst durchgemacht, von den gleichen Beweggründen getrieben. Und viele Intellektuelle und weniger intellektuelle Aufrichtige und wahrhaftig Fühlende sollten noch folgen. Nachdem ihm ein Strafprozess angedroht wurde, trat der Poet, der immerhin bereits mehrere Gedichtbände vorgelegt hatte, in einen Hungerstreik und erzwang über diesen Protestakt die Ausreise in die Vereinigten Staaten.

Im amerikanischen Exil traf er auf den bereits 1981 geflohenen Vladimir Tismăneanu, der dem Regime um Ceauşescu bewusst den Rücken gekehrt hatte, obwohl er zu jener Gruppe Privilegierter im Land gehört hatte, zur Nomenklatur. Als Sohn jüdischer Linksintellektueller, die im Spanienkrieg auf der Seite der Antifaschisten gekämpft hatten, hätte Vladimir Tismăneanu, der spätere Koordinator der Präsidentenkommission zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien, durchaus in Ceauşescus Diktatur überleben können, wenn nicht auch er von ideellen Wertvorstellungen geleitet worden wäre, die ihn gezielt auf Distanz gehen ließen. Das Fehlen der Freiheit gerade im Denken wurde ihm, dem gleich nach dem Studium Kaltgestellten, irgendwann unerträglich: Ich konnte die permanente Aggression gegen den freien Geist einfach nicht mehr aushalten. Gleich anderen Kollegen und Freunden, hatte im Bezug auf den grotesken Personenkult, auf die öffentliche und tatsächliche Lüge, in der wir lebten, ich die Grenzen der Geduld erreicht. Wie ich in meinem späteren Büchern festhielt, fragte ich mich immer wieder, weshalb nicht auch wir einen Michnik, einen Havel oder einen Sacharow haben. Grenzenlos bewunderte ich jene, die sich dem System widersetzten - und ich bewundere sie immer noch; und ich kann es nur beklagen, dass es in Rumänien keine kollektive Dissidentenbewegung gab. Es gab allerdings Einzeldissidenten - und sie sollten ihrem Wert entsprechend geschätzt werden, sagte er in einem Gespräch, im welchem er auf die Beweggründe seiner Flucht nach Amerika einging.

Die These Tismăneanus von einer fehlenden Dissidentenbewegung, der ich als drei Jahre lang aktiver Dissident in Rumänien schon aufgrund eigener Erfahrungen widersprechen muss, verweist darauf, dass die dissidenten Bewegungen im Land, allen voran die SLOMR-Bewegung noch nicht wirklich wissenschaftlich aufgearbeitet und analysiert wurden.

Die Freie Gewerkschaft war keine reine Arbeiterbewegung, wie oft angenommen, und wurde auch nicht, wie ebenfalls von Analytikern betont, von Intellektuellen für die Arbeiterschaft konzipiert, sondern sie ist darüber hinausgehend ein freier Zusammenschluss von Werktätigen aller Berufe und Arbeitsverhältnisse - und als freie Überorganisation verkörperte sie ein Sammelbecken für dissidente Strömungen aller Art, die einen Fokus suchten. Das Fehlen einer prominenten Führungspersönlichkeit war nur ein kleiner Nachteil, wie das Beispiel in der Danziger Werft beweist - Walesa war kein Intellektueller! Die SLOMR-Bewegung, die eindeutig organisierte und somit kollektive Dissidenz verkörpert, scheiterte an den äußerst repressiven Bedingungen der Diktatur in Rumänien. Im späteren Dialog mit Tismăneanu, der geführt wurde, als die erste Fassung der Analyse bereits veröffentlicht war, habe ich mehrfach darauf hingewiesen und Wert darauf gelegt, diese Argumente in die Forschung einfließen zu lassen. Was davon noch in den Endbericht zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien an präsentierten Fakten und Interpretationen eingeflossen ist, in ein enges Kompendium, das keine differenzierte Diskussion erlaubt, entzieht sich meiner Kenntnis.

Norman Manea, ein anderer Schriftsteller jüdischer Herkunft, der sich dem Emigrationsdruck, dem die Juden wie die Deutschen im Land ausgesetzt waren, nicht entziehen konnte, fand erst Gehör, als seine Bücher in den Vereinigten Staaten veröffentlicht wurden. Der Philosoph Noica hingegen, der unbequeme Literat Caraion und andere wurden als ehemalige und künftige Zuchthäusler diffamiert und geschnitten.

Auch manche der nicht gerade linientreuen Dichter und Schriftsteller, die in deutscher Sprache veröffentlichten, konnten sich den Schikanen des Geheimdienstes nicht entziehen und wurden als unbequeme Zeitzeugen zum Teil gegen ihren Willen aus dem Land gedrängt – selbst auch diejenigen, die nur loyale Kritik üben und keine Dissidenten sein wollten!

  Am Präsidentenpalast in Bukarest


 
 

Der Tod geht um - Marin Preda, prominentestes Securitate-Opfer?


 

Ab 1980, zu einem Zeitpunkt, als ich kaum erst den Westen erreicht hatte, kam es in rumänischen Schriftstellerkreisen zu rätselhaften Todesfällen. Dan Deşliu, ein ehemaliger Systemlobhudler, dessen Lobeshymnen auf die Partei ich noch in meinen Schulbüchern ertragen musste, ein eindeutiger Profiteur der kommunistischen Verhältnisse, durchlief in seiner letzten Lebensphase ein Saulus-Paulus-Erlebnis und wandelte sich zu einem Kritiker der einst verherrlichten Ideologie. Noch bevor er seine Glaubwürdigkeit als Dissident begründen konnte, verstarb er nach einem Verkehrsunfall. Ein Zufall? Man weiß es nicht genau.

Doch Marin Preda, ein über die Grenzen seines Landes hinaus bekannter Romancier, war das wohl prominenteste Opfer. Er starb, vermutlich mit einem Kissen erstickt, in einem Dichterrefugium im Palais Mogoşoia - wahrscheinlich von Geheimdienstschergen ermordet, weil er ein Werk verfasst hatte, das nicht mehr so ganz in die Welt des sozialistischen Realismus passen wollte: Der geliebteste der Irdischen. War doch in diesem Werk eine bewusste Absetzung vom Titan der Titanen, vom allerliebsten Sohn des Vaterlandes, nicht zu verkennen. Schon der mutige Umgang mit einer Apposition, die nur dem Conducător - dem Führer vorbehalten war, konnte selbst einem etablierten Schriftsteller zum Verhängnis werden. Nach außen hin war Predas Abgang ein frei gewählter Tod, bedingt durch Drogen und Alkohol. Ion Caraion, der selbst befürchtete, der nächste auf der Exterminierungsliste zu sein, berichtete mir in Lausanne von der Genese des Werks und verwies darauf, dass Preda, mit dem er lange befreundet war, zahlreiche Passagen aus Caraions Gefängnisaufenthalten in das Mammutwerk von weit über tausend Seiten eingearbeitet hatte. Hatte nun Preda, der es in Delirium schon gewagt hatte, ein Tabu zu berühren, seiner Unantastbarkeit vertrauend wiederum unvorsichtig agiert? Oder handelte er nach langem Überdruss und in innerer Dissidenz gleich Caraion und anderen - letztendlich doch noch mutig? Die indirekte Rehabilitation von Marschall Antonescu in dem Werk Delirium hatte seinerzeit Moskau provoziert und auf den Plan gerufen. Mit welcher Konsequenz? Viele Fragen sind nach wie vor unbeantwortet. Preda, ein großes Talent unter den Romanciers der Gegenwart, nahm sein Geheimnis mit ins Grab. Intellektuelle Courage war nicht immer erfolgreich.



Ecce poeta! Mihai Eminescu-Büste vor dem Rumänischen Athenuäm in Bukarest





Der Mord an Gheorghe Ursu


 

Es gab manche Opfer. Darunter viele unbekannte Namen. Im Jahr 1985, als die Gesamtsituation in Rumänien zunehmend spürbar verfiel und das Leiden weite Teile der Bevölkerung erfasste, wurde der rumänische Ingenieur und Dichter Gheorghe Ursu in Securitate-Haft ermordet. Wer wusste etwas davon?

Ursu, der auch literarisch tätig war, hatte bis dahin kaum etwas veröffentlichen können - bis auf den Band Immer zu zweit, der von seiner Freundin Nina Cassian, einer Dichterin jüdischer Herkunft, die zunächst als Proletkultistin debütiert hatte, eingeleitet worden war. Nach der Verfolgung und letztendlichen Ermordung ihres guten Bekannten im Gefängnis zog es Nina Cassian, die auch als Komponistin hervorgetreten war, vor, von einer Reise in die Vereinigten Staaten nicht mehr zurückzukehren.

Ursu, der Verfasser eines bis heute unauffindbaren intimen Journals, war von einem systemloyalen Arbeitskollegen, der von seinem kritischen Projekt wusste, verraten und an die Securitate ausgeliefert worden. Der Schriftsteller Gheorghe Ursu starb schließlich an den Folgen einer brutalen Tätlichkeit eines Mithäftlings, eines kriminell geworden Securitate-Offiziers, die in der Calea Rahovei durchgeführt worden war - genau an jenem Ort, wo ich einst die Konfrontation mit dem inkarnierten Bösen hatte erleben müssen, ohne zu wissen, dass sich unter mir auch noch Folterverliese befanden, wo Menschen zu Tode gemartert wurden.

Ausgleichende Gerechtigkeit, die den toten Dichter aber nicht mehr wiedererwecken konnte, kam erst spät - und dann nur halbherzig als letztendlich verhöhnende Farce. Zwar wurden nach den vielfältigen Bemühungen der Familie in den Jahren 1999 bis 2003 Gheorghe Ursus Mörder formal zu zwanzig Jahren Gefängnishaft verurteilt. Doch diese Verurteilung, die schon nach wenigen Jahren erledigt sein sollte, traf nur einen gemeinen Verbrecher, den als Spitzel eingesetzten Mithäftling, der Ursu getreten und tödlich verletzt hatte. Die eigentlichen Auftraggeber, mehrere bekannte Securitate-Offiziere höheren Rangs, kamen ungeschoren davon – genau wie diejenigen, die später die Öffentlichkeit auf das angebliche moralische Versagen eines Ion Caraion, eines toten Dichters, lenkten.

Gegen die vielen Schreibtischtäter aus den hohen Etagen der Securitate, die in Ursu nur einen Routinefall sahen, an den sie sich nicht mehr erinnern wollten, wurde nicht einmal Anklage erhoben. Das war Vergangenheitsbewältigung neuester Art. Auch eine Petition führender Intellektuellen im Land, die einem moralischen Aufschrei gleichkommt, brachte keine Veränderung.

  Mahnmal für die Opfer der antikommunistischen Revolution von 1989

 
 

Die Weiße Rose von Bukarest - individuelle und kollektive Protestaktionen


 

Nach Ursus Tod ging der Protest weiter. Je mutiger die Menschen wurden und je deutlicher sich die Lebensbedingungen der Menschen verschlechterten, desto brutaler wurde die Vorgehensweise der Geheimpolizei und der Justiz.

Als der junge Ingenieur Radu Filipescu - vielleicht nach dem Vorbild der Geschwister Scholl und der Weißen Rose - Anti-Ceauşescu-Flugblätter in die Briefkästen seiner Bukarester Landsleute steckte und zum offenen Protest gegen die Diktatur aufrief, wurde er dafür kurz darauf zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Die Diktatur wehrte sich nun immer massiver und ließ radikal durchgreifen. Jede auch noch so kleine oppositionelle Bewegung war mit drakonischen Maßnahmen zu stoppen. Der Befehl dazu, der in unserem etwas delikateren Fall noch die Empfehlung von Samthandschuhen nahe legte, kam vermutlich von ganz oben.

Im Jahr 1983, also zu einem Zeitpunkt, als das Regime in Bukarest sich bereits gegen die in Genf auf den Weg gebrachte Klage öffentlich zur Wehr setzen musste, gründete der Fernsehtechniker Dumitru Iuga zusammen mit sechs weiteren Jugendlichen die Organisation Bewegung für Freiheit und soziale Gerechtigkeit. Im Verhältnis zur Freien Gewerkschaft rumänischer Werktätiger SLMOR, die in weiten Teilen des Landes Verbreitung fand, war diese Bewegung für Freiheit sicher nur eine kleine Gruppierung. Das Regime jedoch ahndete dieses erneute Aufbegehren gleich mit dem zwanzigfachen unseres Strafmaßes, nämlich mit zehn Jahren Haft.

Jeder Widerstand musste um jeden Preis vermieden werden. Die Repression verschärfte sich zunehmend. Während einzelne regimekritische Intellektuelle das Land für immer verlassen mussten und Kunstschaffende wie Doina Cornea, Ana Blandiana und Mircea Dinescu mundtot gemacht wurden, griff der Protest allmählich auf die breite Arbeiterschaft über.

Im Jahr 1987 kam es anlässlich einer Lokalwahl zu einer großen Arbeiterkundgebung in dem Kronstädter Werk Steagul Rosu. Bevor viele Dutzend Arbeiter verhaftet und die Rebellion niedergeschlagen wurde, war es zu verheerenden Übergriffen auf Einrichtungen der Partei gekommen - als Spontanreaktion der jahrelang Hungernden und Darbenden und inzwischen zu Lumpenproletariern reduzierten Menschen. Was daraufhin folgte, konnte selbst im Westen nicht mehr ignoriert werden: die Revolution von Temeschburg, die den Anfang vom Ende der Diktatur einleitete.
 
 










Auszug aus: Carl Gibson,

Symphonie der Freiheit

Widerstand gegen die Ceauşescu-Diktatur


Chronik und Testimonium einer Menschenrechtsbewegung

in autobiographischen Skizzen, Essays, Bekenntnissen und Reflexionen,

Dettelbach 2008, 418 Seiten

 

 
Weitere Bilder aus Bukarest:

 


 


 


Mihai Eminescu - poeta laureatus




 

 
 


Namen der Gefallenen - beim Sturz des Diktators Ceausescu






Foto: Michael Blümel

Antikommunistischer Bürgerrechtler Carl Gibson vor dem ehemaligen
Zentralkomitee der Rumänischen Kommunistischen Partei







Ienei-Kirche


Blick in eine orthodoxe Kirche in Bukarest






Blick auf das Athenäum vom Königsschloss aus





Blick auf ein kapitalistisches Bauwerk


 

 






Die alte Ienei-Kirche


 



In der Ienei-Kirche




Ienei-Kirche



 



 

Foto: Michael Blümel

Zwei Exilierte



Ein Parteigebäude im Diplomatenviertel



 







Casa Gorjara - ein rumänisches Spezialitätenrestaurant
mit traditionellem Ambiente


 



Wasserspiel


Die rumänische Trikolore


CEC-Gebäude (Bank)


Das städtische Krankenhaus in Bukarest
an der Dimbovita



Bibliotheksneubau







Mein Bericht in der "Siebenbürgischen Zeitung" nach dem Einblick in meine Securitate-Opfer Akte




Technologischer Fortschritt





Strom-, Telefon- und Internetleitungen




Kabelsalat

Foto: Michael Blümel

Gesicherte Baustelle.
Im Mittelalter warf man Leute ins Loch,
heute fallen sie selbst hinein.



Der ehemalige Königspalast - heute Kunstgalerie


 




 






Flohmarkt - hier findet man auch die Publikationen jener Schriftsteller deutscher Zunge,
die angeblich im Kommunismus verfolgt wurden.




Blick von Hotelzimmer aus auf eine sich wandelnde Architektur weg vom sozialistischen Einheits-Plattenbau hin zum Individuellen.
 
 
Fotos: Carl Gibson
 
 
Mehr zum Thema Kommunismus hier:

Carl Gibsons neues Buch

zur kommunistischen Diktatur in Rumänien -

über individuellen Widerstand in einem totalitären System.




Allein in der Revolte -

im Februar 2013 erschienen.

Das Oeuvre ist nunmehr komplett.
Alle Rechte für das Gesamtwerk liegen bei Carl Gibson.

Eine Neuauflage des Gesamtwerks wird angestrebt.


Carl Gibson

Buchrückseite
 
 
Pressefotos von Carl Gibson:
 
 
 




Fotos von Carl Gibson: Monika Nickel

©Carl Gibson. Alle Rechte vorbehalten.


 

 

„schwäbisches Arschkappelmuster“ – „schwäbisch“ als Schimpfwort:

Identität-Suche oder billige Effekthascherei bei Herta Müller?


 © Illustrationen und Graphiken: Michael Blümel



Herta Müller hat die Erfahrung gemacht, dass es Menschen „auf die Palme bringt“, wenn man an ihrer Identität rüttelt und ihre Werte-Welt in Frage stellt, verhöhnt und verspottet.

Ihre als „Satire“ konzipierte Kurzgeschichte „Das schwäbische Bad“ polarisierte heftig und rüttelte vor allem die Banater Schwaben  wach, die, weitaus peinlicher als andere Volksgemeinschaften oder Völker auf ihre Reinlichkeit und Sauberkeit bedacht, sich plötzlich als im braun-schmutzigen Badewasser sich suhlende Schmutzfinke wiederfanden.

Herta Müller hatte durch die Überbetonung eines national-charakteristischen Aspekt einen wunden Punkt getroffen, der Aufruhr und Empörung versuchte, der Gegenwehr aufflackern ließ und der sie – fast über Nacht – mehr berüchtigt als berühmt machte, als „Skandalnudel“ und als „Nestbeschmutzerin“.

Das „Das schwäbische Bad“ war eine der Negativ-Kurzgeschichten aus dem Debüt-Bändchen „Niederungen“, den Herta Müller in Ceausescus Reich  - mit dem Segen der Kommunisten-Partei  - in dem Minderheiten-Verlag „Kriterion“ – man höre und staune – in deutscher Sprache hatte veröffentlichen können.

Das war im Jahr 1982, im gleichen Jahr als Herta Müller den Schollen-Dichter aus der Rumänischen Kommunistischen Partei, Richard Wagner, zum Standesamt begleitete und dort auch ehelichte – und mit ihm die totalitäre Partei des Führers aller Rumänen Nicolae Ceausescu.

Die Kommunisten ihres Gatten Richard aus Perjamosch im Banat und des Genossen Ceausescu fanden es bald darauf im Jahr 1983 würdig, richtig und gerecht, Herta Müller den Preis der Jung-Kommunisten zu überreichen, vielleicht auch deshalb, weil sie in dem Band nicht den real sozialistischen Realismus oder gar den Kommunismus als Welterlösungsideologie kritisch aufs Korn genommen hatte, sondern eben – mehr oder weniger politisch korrekt - die eigene „Familie“, die „deutsche Gemeinde“ und somit die „deutsche Geschichte“ dahinter.

Trotzdem nahm der rumänische Geheimdienst Securitate die durch das „Das schwäbische Bad“ und andere ähnliche Geschichten entfachte Unruhe in der deutschen Bevölkerung im rumänischen Banat zum Anlass, um sich den Grund der öffentlichen Empörung näher anzusehen.

Die Securitate wollte in Erfahrung bringen, was die – mitten im Exodus sich befindenden - Deutschen im Land so aufbringt, was de facto die offizielle, auf Harmonie und Koexistenz der Minderheiten mit dem Staatsvolk ausgerichtete „Minderheitenpolitik“ des im Westen noch als liberal eingestuften Präsidenten und KP-Chefs Nicolae Ceausescu torpedierte.

Ab diesem Zeitpunkt (1983) wurde eine Beobachtungs-Akte über Herta Müller angelegt, über eine angehende Autorin, die bis dahin weder aufgefallen, noch beobachtet und schon gar nicht verfolgt, gequält, bedroht oder gar gefoltert worden war, wie sie ein Jahrzehnt später und bis heute in eitler Selbststilisierung schildert.

1994, in „Herztier“, hielt Herta Müller die Zeit für gekommen, um noch einmal nachzulegen, um noch einmal das „schwäbische“ Element auf den Plan zu rufen, das gleiche „schwäbische“ Element als Vorwurf, das schon in der Überschrift „Das schwäbische Bad“ alle Schwaben in der gesamten Welt vor den Kopf gestoßen und grob beleidigt hatte.
Der Versuch, die Sache zu forcieren, fällt höchst bescheiden aus.
Herta Müller schildert die gegenseitige Kränkung der damaligen Akteure ihres Umfelds, indem sie einige dumme Ausdrücke, Redewendungen und Zoten aus dem dialektalen Umfeld mit dem – provozierenden - Attribut „schwäbisch“ versieht:

„Wir mussten uns kränken.
Du mit deiner schwäbischen Vergesslichkeit. Du mit deiner schwäbischen Eile und Warterei. Mit deinem schwäbischen Geldzählen. Mit deiner schwäbischen Klobigkeit. Du mit deinem schwäbischen Schluckauf oder Niesen, mit deinen schwäbischen Socken und Hemden, sagten wir.

Du schwäbisches Arschkappelmuster, du schwäbisches Mondskalb, du schwäbisches Kampelsackel.
(…) Der Haß durfte treten und vernichten. (…) Edgar sagte einmal, als er mir die Schlüssel zum Sommerhaus gab: Du mit deinem schwäbischen Lächeln. Ich spürte die Krallen und weiß nicht, wieso mir damals der Mund nicht aus dem Gesicht fiel. (…)

Ein schwäbisches Lächeln war wie der Vater, den ich mir nicht aussuchen konnte. Wie die Mutter, die ich nicht haben wollte.“

 © Illustrationen und Graphiken: Michael Blümel



Herta Müller fühlt sich also unwohl im „schwäbischen“ Element, also als Deutsche, weil Vater und Mutter eben Deutsche sind – mit ihrem Lebenslauf, ihrem bescheidenen Werdegang und ihrer Geschichte.


Nur zufällig ist dieser „Edgar“, den sie heiraten wird, auch ein Banater Schwabe und somit ein Deutscher aus der Gegend, auch wenn er sich über sein rotes Parteibuch von seinen deutschen Landsleuten distanziert, um sich opportunistisch, verräterisch oder aus marxistischer Überzeugung auf die Seite der rumänischen Kommunisten zu schlagen.

So erfährt der werte Leser aber auch, worüber sich drei linksorientierte, deutschskeptische „Literaten“ im Gespräch mit ihrem weiblichen Konterpart im Alltag unterhielten.

Nein, nicht über Goethe und Schiller, nicht über Mozart und Schubert, auch nicht über Stalin, Mao und Ho-chi- Min, sondern über die festgestellte, doch zurückgewiesene „schwäbische“ Identität, zunächst noch weitgehend harmlos, an anderer Stelle in Herta Müllers Folgetext mehr und mehr  aggressiv, hetzerisch, pejorativ und diffamierend.
Wer was sagt und wer was wem vorwirft, nur um ihn zu kränken, ist dem Text Herta Müllers nicht zu entnehmen.

Ferner ist die Sache auch nicht genuin, ganz im Gegenteil:

Die meisten Ausdrücke, die ich im „Rumänischen Banat“ so nie zu Gehör bekommen habe, sind vielmehr synthetisch konstruiert, willkürlich zusammengesetzt.
So redete keiner im Banat.

Der „Schwabe“, genauer gesagt der „Banater Schwabe“ und dahinter der in weiten Teilen des ungarischen Königreichs angesiedelte „Donauschwaben“ ist bei Herta Müller ein Synonym des – verachteten - Deutschen, des deutschen Landsmannes ihrer Heimat.

In meinem Werk „Allein in der Revolte“, 2013, das ursprünglich unter der Überschrift „Gegen den Strom. Deutsche Identität und Exodus“ angekündigt war, untersuche ich das Phänomen „deutsche Identität“ in Rumänien ausführlich und verweise darauf, dass die unter dem Übergriff „Banater Schwaben“ zusammengefassten deutschen Siedler aus unterschiedlichen Herkunft-Gebieten deutscher Zunge herstammen, unter anderen Regionen – wie aus den Straßenbezeichnungen etwa in meinem Heimatort Sackelhausen zu ersehen ist – aus Luxemburg, Lothringen, Mainz sowie aus dem Schwarzwald.

Obwohl der „Banater Schwabe“ also kein „echter Schwabe“ ist, forciert Herta Müller weiterhin das „schwäbische“ Element, eben um weiter zu provozieren, um so erneut in die bewährte Kerbe zu hauen und in die noch schmerzende Wunde neues Salz zu streuen.

Vendetta? Vergeltung?

Ihr habt mich genug gequält! Jetzt schlage ich zurück! Jetzt quäle ich euch!
Was ich früher als „diskrepantes Sein“ beschrieb und „Hass als Motor literarischen Schaffens“, kommt bei Herta Müller immer wieder zurück – leitmotivisch wie eine Obsession!
Und da ihr bestimmte Kreise in Deutschland recht gaben und sie sogar ermutigten, auf diesem Pfad der Anschuldigungen und der Hetze weiter zu machen, macht sie auch munter weiter, ohne Hemmungen, ohne Skrupel, ohne Rücksicht auf Implikationen, Kollateralschäden, Verluste und das Leid, das sie in ihrem Rachefeldzug anderen Unbeteiligten zufügt.

Schwäbisch sein, deutsch sein, wird zum Vorwurf – die Begriffe „ schwäbisch“ und dahinter auch „deutsch“ werden zu Schimpfwörtern erhoben und entsprechend pejorativ eingesetzt wie bei der Charakterisierung der Verwandten – ihres zweiten Mannes – also, des „Edgar“, jene „Onkel“, die als „heimgekehrte“ bzw. in die Fremde geflohene  SS-Soldaten  - wie der eigene Vater  auch - als Primitive, als Untermenschen dargestellt werden:
„Edgars Onkel waren ferngebliebene SS-Soldaten. Der verlorene Krieg trieb sie in fremde Richtungen. Sie hatten bei den Totenkopf-Verbänden Friedhöfe gemacht und trennten sich nach dem Krieg. Sie trugen im Schädel die gleiche Fracht. Sie suchten einander nie wieder. Sie griffen nach einer Frau aus der Gegend und bauten mit ihr in Österreich und Brasilien ein spitzes Dach, einen spitzen Giebel, vier Fenster mit grasgrünen Fensterkreuzen, einen Zaun aus grasgrünen Latten. Sie kamen der fremden Gegend bei und bauten zwei schwäbische Häuser. So schwäbisch wie ihre Schädel, an zwei fremden Orten, wo alles anders war. Und als die Häuser fertig waren, machten sie ihren Frauen zwei schwäbische Kinder.

Nur die Bäume vor dem Haus, die sie jedes Jahr schnitten wie zu Hause vor dem Krieg, wuchsen über das schwäbische Haus hinaus, dem anderen Himmel, Boden und Wetter nach.“
Große Literatur, fürwahr! In der Tat nobelpreiswürdig!

Schade nur, dass der „Schwabe“ und dahinter der Deutsche mit seiner Vergangenheit eine so schlechte Figur abgeben.

Einen „schwäbischen“ Literaturpreis hat Herta Müller dafür noch nicht erhalten, oder?
Es ist frappierend, wie empathisch die an sich durch und durch verlogene Herta Müller, die völlig abstruse Geschichten und Dummheiten aller  Art in die Welt gesetzt hat, mit dem Begriff „schwäbisch“ umgeht, ein nationales Charakteristikum, das für viele Menschen identitätsbestimmend ist.

Sie schimpft einfach darauf los, umgangssprachlich salopp, ohne Sinn für die Betroffenheit  der Personen, die sich jederzeit wiedererkennen können, und dies in minderwertiger Gestaltung.

„Sie griffen nach einer Frau aus der Gegend“ – sehr einfühlsam!

Man muss sich das einmal vorstellen:

Die österreichische Tante des Genossen Richard Wagner aus der KP geht in den Buchladen und liest nach wie ihre – inzwischen weltberühmte – auf Zeit eingeheiratete Nichte aus dem entlegenen Kuh-Dorf im Banat über sie schreibt. Welch ein Malheur!
Eine österreichische oder brasilianische Frau ist also – nach Herta Müllers Gossen-Jargon ein Ding, ein würdeloses Objekt, das man sich so greift!?

Darüber hinaus ist die „Fremde“ in Österreich für „deutsche Soldaten“  also Ausland, ohne spitze Häuser mit spitzen Giebeln, grünen Fensterläden und grünen Lattenzäunen?

Der „Schwabe“, den es, was Herta Müller nicht weiß und auch nie interessierte, nicht ganz zufällig in die SS-Verbände verschlug, schon gar nicht freiwillig, sondern aufgrund  staatsrechtlicher Bestimmungen und auf Befehl aus Berlin, ist also der Prototyp des dummen Menschen, über den sich eine Herta Müller erhebt, sie, die den dümmsten aller Dummheiten wahrhaftig die Krone aufgesetzt hat … und dafür den Nobelpreis erhielt?

Wer im „diskrepanten Sein“ lebt, wer uneins ist mit sich selbst, wer sich selbst hasst, der hasst auch die ganze Welt um sich herum – und er beschimpft sie, wie Herta Müller alle beschimpft, die eigenen Angehörigen und die fremden.
So entsteht ein Werk der Destruktivität und Negativität, das keinen und nichts gelten lässt.
Und doch kam sie damit zu höchsten Ehren!


Das spricht für unsere Zeit.



Humor und Satire zum Leben und Werk Herta Müllers - 


Michael Blümel illustriert "Die Zeit der Chamäleons" von Carl Gibson


























































Aus: Carl Gibson, Die Zeit der Chamäleons -



Aphorismen, Reflexionen, Maximen, Sentenzen, Ideen, Essays
Schriften zur Literatur, Philosophie und Geistesgeschichte und Kritisches zum Zeitgeschehen
Motto:

Zum Sinn der Philosophie heute

Philosophen müssen öffentlich agieren.
Sie sollen sich einmischen,
sie sollen reden und schreiben.
Philosophen müssen Fragen aufwerfen, aber auch Antworten anbieten,
sonst ist ihr Denken umsonst!
Das sprichwörtliche Schweigen der Philosophen ist ein Irrweg, 
denn es nützt nur den Mächtigen.
Carl Gibson



Carl Gibson

Die Zeit der Chamäleons

    


Kritisches zum Leben und Werk Herta Müllers
aus ethischer Sicht

Mit Tuschezeichnungen von Michael Blümel


Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa





 © Monika Nickel



Carl Gibson, Philosoph, Schriftsteller (VS), Bürgerrechtler

aktiv als Lenau-Forscher, kritischer Publizist (Blogger) und Herta Müller-Kritiker. 

Wichtige Buchveröffentlichungen:

 „Lenau. Leben – Werk – Wirkung“, Heidelberg 1989, 

„Symphonie der Freiheit“,2008,

 „Allein in der Revolte“,2013. 


Die Zeit der Chamäleons -  
 
Carl Gibsons seit Jahren intensiver werdende Kritik an Herta Müllers Leben (Selbstmythisierung) und Werk aus ethischer, ästhetischer und politischer Sicht bei Hinterfragung der „moralischen Integrität“ der umstrittenen Nobelpreisträgerin.

Vom Logos zum Mythos? 
Was wird aus den Werten der Demokratie, wenn im Namen der
Wahrheit gelogen wird und falsche Ikonen Ehrung finden, fragt der Bürgerrechtler und
Dissident während der Ceausescu-Diktatur in seiner essayistisch-aphoristischen Auseinandersetzung mit den Medien, der Politik und dem Werk der höchst umstrittenen, doch massiv protegierten Nobelpreisträgerin für Literatur, Herta Müller.

Seit 2013 bezichtigt Carl Gibson Herta Müller des Plagiats. Er wirft der Nobelpreisträgerin vor, aus seinen Werken abgeschrieben, ihre Folter und Verfolgung im Kommunismus
erfunden, die Nobelpreisnominierung erschlichen, mehrfach wissentlich die
Unwahrheit gesagt und somit die internationale Öffentlichkeit vielfach getäuscht
zu haben.
Seine viel diskutierten, hier differenziert ausgeweiteten Argumente gingen bereits
um die Welt. Konsequenzen sind bisher ausgeblieben. Ein Skandal?








Mehr zur "Philosophie" von Carl Gibson in seinem zweibändigen Hauptwerk:
in: "Symphonie der Freiheit", (2008)


sowie in dem jüngst erschienenen

"Allein in der Revolte. Eine Jugend im Banat", (2013)




Weitere Aphorismen, Reflexionen, Maximen, Sentenzen, Ideen und Essays werden auf diesem Blog folgen.


 Carl Gibson, 

Die Zeit der Chamäleons -

Kritisches zum Leben und Werk Herta Müllers aus ethischer Sicht 


Herausgegeben vom Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa, Bad Mergentheim











Die Auflage erscheint unter der ISBN-Nummer:

ISBN 978-3-00-045135-5

und ist über den Buchhandel bestellbar.








Die Zeit der Chamäleons - 

Kritisches zum Leben und Werk Herta Müllers aus ethischer Sicht 

das neue Buch 


von Carl Gibson, 


illustriert

von Michael Blümel 

(Im Buch enthalten sind 32, zum Teil ganzseitige Tuschezeichnungen) 


liegt vor.

Hardcover, DINA 4 -Format, 359 Seiten,
Editionsort: Bad Mergentheim



Bestellungen (zum Preis von Euro 39,90) auch über Michael Blümel, Bad Mergentheim,

http://www.michael-bluemel.de/





Blick in das Buch:

            

                         







































© Carl Gibson

© Illustrationen und Graphiken: Michael Blümel



Mehr zum Thema: 

Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit 
aus der Feder von Carl Gibson 
in diesen Publikationen:









Carl Gibson:

„Ohne Haftbefehl gehe ich nicht mit“ - Herta Müllers erlogenes Securitate-Folter-Martyrium

Mit Hass, Hetze, Täuschung und politischer Protektion plagiatorisch bis zum Nobelpreis – ein Skandal?


Ein Pamphlet



ISBN: 978-3-00-045364-9

Titelbild sowie Illustrationen im Innenteil: Michael Blümel


Herausgegeben vom Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa, Bad Mergentheim


Inhalt:

Carl Gibson

„Ohne Haftbefehl gehe ich nicht mit“ - Herta Müllers erlogenes Securitate-Folter-Martyrium

Mit Hass, Hetze, Täuschung und politischer Protektion plagiatorisch bis zum Nobelpreis – ein Skandal?
Prolog: Befinden wir uns auf dem Weg in eine Meinungsdiktatur?

Herta Müller und die Securitate – Dichtung oder Wahrheit? – Wie Herta Müller sich selbst neu erfindet

Vorwort: Fragen, Fragen, Fragen …
Reden oder Schweigen?

1. Grundsätzliche Vorfragen:
Darf eine „moralische Instanz“ lügen?

2. Herta Müller erfindet sich selbst neu – Von „Fiktion“ und „Faktion“

Herta Müllers ZEIT-Artikel „Die Securitate ist noch im Dienst“ in kritischer Relecture fünf Jahre nach der Nobelpreisverleihung 2009.
Über „unsauberen Journalismus“ als Mittel zum Zweck in Deutschland und über das fragwürdige Ethos mancher Redakteure und Autoren

3. Aufklärung als Verschleierung? Der Pseudo-Aufklärer täuscht, indem er geschickt lügt.

4. Eine Frage der Ehre

Zum „Circulus viciosus“ der Verleumder als Denunzianten und Ankläger anderer Verleumder.
Geheimdienste, Instrumentalisierung und Deviation

5. „Die Verleumdung gehört zum Brauchtum der Banater Schwaben“ – wer hat das gesagt? Zur Botschaft der Hasspredigerin und den Machenschaften DER ZEIT

6. Eine kompromittierende Email – Herta Müller lügt in alle Richtungen, nur um die eigene Haut zu retten und belastet dabei die ZEIT-Redaktion schwer

7. Das Geschäft in einer Welt ohne Moral?
Cui bono?

8. „Darf gegen Teile des Deutschen Volkes gehetzt werden, verehrter Herr Bundespräsident?
Vom Hass als Antrieb literarischen Schaffens zur offenen Hetze!

9. Cui honorem honorem!
David gegen Goliath … und Leviathan?

10. „Ohne Haftbefehl gehe ich nicht mit“ – zur nachhaltig erschütterten Glaubwürdigkeit der Herta Müller

11. Ein „gedankenloses Versehen“-
Oder:
Wie die ZEIT-Redaktion versucht, mit einer „Richtigstellung“, die keine ist, sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf zu ziehen, im krampfhaften Versuch, gleich zwei Gesichter zu wahren!

12. Wieder „ fährt ein Zug nach nirgendwo“ …
- Herta Müllers wundersam abstruse Sonder-Zug-Fahrt … ins rumänische Pankow.

13. Post festum-Lügen in unheiliger Allianz und im „Komplott“?

14- Ein Hauch von James Bond – 007 in Draculas Transsylvanien

15. Der ominöse Brief an „amnesty international“?
Herta Müller lügt – aber sie lügt schlecht!

16. „Plagiat“ als Methode! Ist wirklich alles Plagiat – alles „geklaut“ und alles erlaubt?

17. Der „Verhörer“ – „Konkreativität“ im Teamwork – Herta Müllers helfende Hände und Köpfe

18. Die wundersame Mär, wie Herta Müller harte Eier essen musste, um „kotzen“ zu können! –
„Authentische Lebensgeschichte“ oder Münchhausiade und Plagiat der geschmacklosen Art?

19. „Selig sind, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen“!
Über Opfer mit Opfer-Bonus und Opfer-Abo

20 . Wenn in deutschen Medien Mythen und Märchen als Fakten verkauft werden –
Unprofessioneller, unkritischer Journalismus zwischen politischer Naivität und bewusster Desinformation
oder gezielte Instrumentalisierung zwecks politischer Einflussnahme und Deviation?

21. „April, April!?“ Die Pseudo-Dissidentin rudert zurück!
Mythen, Puppenspieler und Puppe

22. Zu Herta Müllers „Lebenslauf“ und der Securitate- Beobachtungsakte „Cristina“ –
Chronologie einer großen Lüge und Volksverdummung nach Maß –
Wie Lügen salonfähig gemacht werden

Nachwort












Carl Gibsons Buch - und Anklageschrift ist eine kritische Auseinandersetzung mit Herta Müllers gröbsten Lügen, ebenso mit der unrühmlichen Rolle, die das Wochenmagazin DIE ZEIT bei der Verbreitung dieser Lügen und der Behinderung der Richtigstellung durch Aufklärer spielt.

Für die wissenschaftliche Zitation verbindlich ist die am 12. März 2014 erschienene Druckfassung der Darstellung.

Frühere, im Internet veröffentlichte Fassungen einzelner Beiträge zur Thematik verbleiben trotzdem online auf meinen Blogs, da sie die Genese der Materie verdeutlichen.



Der Untertitel dieser Studie, die zwischen der jüngst publizierten, weiter führenden Essay- und Aphorismensammlung "Die Zeit der Chamäleons" und dem eigentlichen, noch unveröffentlichten Plagiatsnachweis entstand,

 ist zugleich Programm:


Mit Hass, Hetze, Täuschung und politischer Protektion plagiatorisch bis zum Nobelpreis – ein Skandal?

Ich antworte mit meinem "J'accuse!" - denn alle relevanten Fragen sind noch unbeantwortet; und alle plumpen Lügen Herta Müllers und ihrer Macher wirken weiten, ohne dass es Konsequenzen gegeben hätte.



Auszug aus der Streitschrift:

 

1. Grundsätzliche Vorfragen:

Darf eine „moralische Instanz“ lügen?

Darf eine Nobelpreisträgerin für Literatur öffentlich lügen?

Darf eine Trägerin des Großen Bundesverdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland öffentlich lügen?

Darf eine „geistige Autorität“, die den Anspruch erhebt, eine „moralische Instanz“ darzustellen, lügen?

Darf eine Kandidatin für politische Preise und für den Nobelpreis ihre Verfolgung und Martyrium frei erfinden?

Dürfen deutsche politische Persönlichkeiten und Institutionen offensichtliche Unwahrhaftigkeiten und Unwahrheiten decken oder machen sie sich dadurch mitschuldig?

Oder wurden bundesdeutsche Persönlichkeiten und Institutionen wie Bundespräsident a. D. Horst Köhler, Bundespräsident Joachim Gauck bzw. die Konrad-Adenauer-Stiftung nur gezielt getäuscht, bewusst instrumentalisiert, um politische oder pekuniäre Interessen bestimmter Kreise durchzusetzen?

Wurde die internationale Öffentlichkeit ebenfalls getäuscht?

Diese berechtigten Fragen, die ich seit Jahren öffentlich stelle, Fragen, die schon vor mir im Prinzip auch von anderen Personen gestellt worden waren, sind heute noch offen.

Ein Skandal?

Auch heute kann noch nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden, wer – im ominösen Fall Herta Müller - wen täuscht: Die kontrovers diskutierte Literatin aus dem rumänischen Banat die deutsche und internationale Öffentlichkeit und Politik oder machen bestimmte Kreise aus Politik, Literaturbetrieb und Medienwirtschaft ihr böses Spiel, nur um noch mehr Macht zu erreichen oder und Geld zu erwirtschaften, wobei die Literatur und Literatin zur Magd machiavellistischer Machtentfaltung reduziert werden?

Fakt ist:
Bisher wurde sehr viel Druck ausgeübt, um mich, den antikommunistischen Dissidenten und Widerstandskämpfer aus den Folterzellen der Ceausescu-Diktatur, von der Beantwortung der oben formulierten Fragen abzuhalten:

Der Zeitzeuge, der das totalitäre Regime der Kommunisten auf der eigenen Haut erlebt hat, soll ebenso schweigen wie der kritische Journalist, Buchautor und Bundesbürger, der – als studierter Philosoph – ein moralisches Problem von besonderer politischer Tragweite aufwirft und öffentlich diskutiert sehen möchte.

Da es aus meiner Sicht – allein schon aus moralischen Gründen - nicht hingenommen werden kann, dass diese schamlosen, werteverzerrenden Lügen einer Person weiter gehen, da die Politik bisher ebenso untätig blieb wie die etablierte deutsche Presse, und dies, obwohl zahlreiche Ungereimtheiten, Abstrusitäten, ja viele schamlose Lügen in den Darstellungen Herta Müllers bekannt wurden, sehe ich mich gezwungen, publizistisch aufklärend weiter machen zu müssen, quasi aus einer legitimen Notwehr heraus, angetrieben vom verfassungsrechtlich garantierten Widerstands-recht des deutschen Bundesbürgers, der nicht bereit ist, Entwicklungen hinzunehmen, die geeignet sind, die Grundwerte der europäischen Demokratie zu zerstören.

Wehret den Anfängen, besonders nach den bitteren Erfahrungen mit der braunen und roten Diktatur auf deutschem Boden!



 










 

 

 
 
 
 







 
 







 
 













Copyright: Carl Gibson


© Carl Gibson


© Illustrationen und Graphiken: Michael Blümel


 

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