Mittwoch, 19. Januar 2022

Der leere Rucksack - er kam über das Meer und mit dem Hochwasser

Das Hochwasser in der Tauber an Dreikönig brachte das Ding mit. Dem Fluss entlang schlendernd und mit den Blicken dem Treibgut folgend, erspähte ich es - aus dem Uferdreck herausragend - am Tag nach der Flut, auffällig rot wie die Hundebeutel, die sich inzwischen überall in Bächen und Flüssen finden.

„Ein Kleidungsstück“, dachte ich, zog das Objekt zu mir herauf und erkannte, dass es ein Rucksack war. Ich drehte ihn hin und her. Schätze barg er nicht, noch Ausweise oder anderes, was Auskunft gab. Er war gänzlich leer. Nur ein kleines Emblem verwies auf die mögliche Herkunft hin, auf Nordafrika, genauer auf Tunesien und dahinter auch auf denjenigen, der den Rucksack übers Meer getragen hatte – ein Flüchtling vielleicht, ein Fremder ohne Ziel und Vaterland, ein Mensch, der eine neue Heimat suchte, ein Einsamer auf Wanderschaft?

Später, am Abend, erzählte ich die rätselhafte Geschichte weiter.

„Der hat jetzt einen neuen, einen Marken-Rucksack“, antwortete man mir.