Freitag, 21. Januar 2022

Marken und Duftmarken

 

 Marken und Duftmarken

Der Hund kann nicht anders. Wenn er eine bestimmte Stelle erreicht, hebt er das Bein und setzt seine Duftmarke – wahrnehmbar für alle, die dort gerne schnuppern und ein vitales Interesse an Hunden haben.

Der Mensch aber, niederer als mancher Hund, markiert seinen Weg durch die Natur, indem er, wenn er nicht gerade an einem Brückenpfeiler uriniert, Marken wegwirft, immer die gleiche Zigarettenschachtel, nachdem er schon alles mit Zigarettenkippen übersäht hat.

An der Marke kann ich ihn erkennen, aber auch am Geruch, den er ausbläst, verströmt, aber selbst nicht mehr wahrnimmt.

Auf den Hund gekommen?

 

 


 

 

 

 

 



Kommt ein Beutel geflogen – „heile Welt", „verdreckte Welt“!

„Verdreckte Welt“ – überall und fast täglich treffe ich sie an, wenn ich durch die Natur gehe. „Hinterlassenschaften“ aller Art in „naturnaher Form“ als Kot am Wegrand vom Meschen und vom Pudel, garniert mit Papiertaschentüchern, Plastikverpackung, in roten Beuteln verstaut und dann durch die Luft geworfen[1], irgendwohin am Bachufer und für ewig lange Zeit, denn Kunststoffe verrottet nicht, als Bier-Schnaps- und Weinflasche oder Corona-Maske, die neuen Zwecken zugeführt wird.

Die Kamera scheut sich, das alles zu dokumentieren; und der Naturfotograf, der schon am Parkplatz - nahe des renaturierten Gebietes am Fluss - in den halbverborgenen Hundehaufen im Gras tritt, kann sich nur noch wundern, was die – über den Hund auf den Hund gekommene deutsche Wohlstandsgesellschaft – aus dem einstigen Land der Dichter und Denker gemacht hat.

Der Saustall ist überall – und selbst ein Philosoph, der gelernt hat, viel zu ertragen, der kein Misanthrop und kein Zyniker sein will, kann angesichts dieser Dekadenzerscheinungen nicht immer gelassen bleiben. Der Spießer, reinlich und vornehm daheim, in der guten Stube, vor der Haustür, auf dem Grund, wo er den Gartenzwerg aufgerichtet hat, um sein Bravsein und die edle Gesinnung allen kundzutun, die vorübergehen und staunen, wird zum Schwein, wenn er die Natur erreicht hat, sich selbst in die Büsche schlägt und öffentlich am Brückenpfeiler uriniert wie ein Hund, während die Begleiterin dabei zusieht – und der Naturfreund, der die pickenden Vögel an der Futterstelle beobachtet oder nur die Landschaft genießend am Fenster steht, auch.

Heile Welt?



[1] Vgl. zur Exponiertheit des Naturfreundes in der heimischen Natur auch meinen Beitrag „Kommt eine Flasche geflogen“, hier, auf dem Blog 2021 publiziert.

 

 

 

 Da liegt er, für lange Zeit ... keine 50 Meter vor meinem Fenster ...




Kommt eine Flasche geflogen ... 

trifft mich fast an dem Kopf!

So geschehen heute, am 23. April 2021, am alten Viadukt, am Brehmufer zu Tauberbischofsheim, dort, wo die lokale Umweltsau ihr Unwesen treibt und Nahrung in die Umwelt streut.

Dort, wo Hobby-Kletterer - weil die Eiger Nordwand weit ist - an der Wand des Viadukts das Klettern einüben und Jugendliche aus der Region ihren Alkohol austrinken, wenn sie nicht gerade Bäume ausreißen oder Steine und allen möglichen Unrat von oben in den Bach werfen.

Von der Tauber kommend, wollte ich - in einem fast obligatorischen Blick - nachsehen, ob die Bisamratte noch da ist, überhaupt noch lebt, nachdem vor Tagen einiges an schweren Steinen und sonstiger Müll in den Bach geworfen worden war.

Die Sumpfmeise flog vor mir auf und ab - und plötzlich sauste da noch etwas an meinem Haupt vorbei, haarscharf, und landete im Wasser, unmittelbar dort, wo die Bisamratte gebaut hat.

Die Kamera in der Hand, drückte ich auf den Auslöser und fing das Corpus delicti ein - eine Flasche, ausgetrunken und herabgeworfen aus der Höhe, ohne Rücksicht, wer da getroffen werden konnte oder ob die Flasche Schaden im Bach anrichtete ... und später im Fluss.

Ein schmaler, staubiger Pfad führt hoch, in den Bereich der stillgelegten Schienen. Also machte ich mich auf, kämpfte mich hoch, um herauszufinden, wer mich beworfen hatte.

Oben, noch gut mit Getränken munitioniert, eine junge Dame und ein Bursche jenseits der Pubertät?

Wer warf die Flasche, wollte ich wissen!

Ich nicht, ich auch nicht! Dann war es wohl der Heilige Geist oder ein deus ex machina?

Beide leugneten die Tat, die potenzielle Verletzung eines Menschen und den Umweltfrevel zunächst für Sekunden, dann, nach meiner bestimmten Intervention, folgte eine Entschuldigung, noch eine und schließlich ein dritte! 

Der junge Mann, gerade jetzt, in Zeiten wallender Hormone in der Tier- wie Menschwelt, vielleicht von einem Imponiergehabe angetrieben, hatte den Ernst der Lage schnell begriffen; er zeigte sich einsichtig, reumütig gar, wohl ahnend, dass eine Anzeige seht viel Ärger einbringen würde.

Selbst einmal ein Lausbub und nicht päpstlicher sein wollend als der Papst, gab ich mich mit der Entschuldigung zufrieden.

Bald darauf machte sich, während ein anderes Pärchen hochstieg, die jungen Leute auf den Heimweg, angeblich nach Wertheim, wo die Tauber in den Main fließt. Vielleicht war die in den Bach geworfene Flasche inzwischen auch schon dort und konnte – als gute, kompensierende Tat – wieder von den Verursachern aus der Flut gefischt werden.

 



Das Corpus delicti ein - eine Flasche, 

ausgetrunken

 

 

 

 

Von oben fliegen die Flaschen herab - ich stand am Geländer

 


 


 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.

Carl Gibson, Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker, 

im Dezember 2020


Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/



Copyright: Carl Gibson 2022.

 

 

 

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