Donnerstag, 27. Januar 2022

Zum Machtverlust der großen Nationen und die Macht des Ressentiments bei der Verführung der Massen


 

 

 

Kriegsspiele als Kompensation für verlorene Größe – Zum Machtverlust der „großen Nationen“ und die Macht des Ressentiments bei der Verführung der Massen Oder Wie nationaler Größenwahn das „Völkerrecht“ beerdigt

Demokratische Politiker sehen es gern, wenn ihre – oft fragwürdige, ja, gefährliche – Außenpolitik vom eigenen Volk mitgetragen wird.

Also tun sie alles, um gewisse, noch unerfüllte seelische Bedürfnisse und einer Sehnsucht nach alter, inzwischen verblichener Größe zu befriedigen, auch wenn diese auf Vorurteilen beruhen, auf Fehleinschätzen oder auf schlichtem Unwissen.

Die inzwischen eingebüßte einstige Größe ist eine solche Kategorie, die von Demagogen immer wieder aktiviert wird, um volksnah und patriotisch zu erscheinen, wobei, geschürt über Ressentiments aller Art, Nationalismus und Chauvinismus zu neuem Leben erwachen.

In Großbritannien ist das seit Margret Thatcher so, die mit Reagan aufstieg, und auf den Falkland-Inseln im Kurzkrieg gegen Argentiniens Hunta-Generäle zeigte, wer die Wellen bewegt, aber auch in Frankreich unter dem – kleinen Mann und Gauner – Sarkozy, der Gaddafis Millionen nahm, um den Gönner dann zu stürzen, oder im Italien des „Cavaliere“ Berlusconi, die - alle miteinander im unseligen Konsens – im Norden Afrikas Krieg spielten, militärische Macht demonstrierten nur um die längst verloren gegangene, einstige Größe zu reaktivieren, zu neuem Leben zu erwecken.

Wir sind wieder wer! Nach dem kleinen Mann Napoleon von der Insel Korsika, der Weltgeschichte schrieb, nun ein kleiner Ungar auf Abwegen, der keine kriminelle Energie scheut, um auch einmal groß herauszukommen, um zu brillieren – und mit ihm die Grande Nation!

Und wer folgt dem „Duce“, demagogisch und mit Teilen des italienischen Militärs? „Cavaliere“ Berlusconi, mehr Clown als Ritter, mehr grotesk als von trauriger Gestalt!

Ist der Krieg immer noch der Vater aller Dinge, ein Mittel zynischer Machtpolitiker, die Aufmerksamkeit auf das eigene Selbst zu lenken – und auf die große Nation dahinter. Oder sind das nur Chimäre, verlorene Illusionen!?

Was einmal war, ist nicht mehr! Das Empire ist zerfallen, das Commonwealth-Staaten-System längst zusammengebrochen, auch wenn Großbritannien in den – inzwischen unabhängigen - ehemaligen Kronländern Kanada und Australien sowie in Indien noch einen gewissen Einfluss hat, ähnlich wie Frankreich in den ehemaligen Kolonien Afrikas und Asiens.

Ein politischer Beobachter, der von Haus aus auch Historiker ist, muss lange und sehr genau hinsehen, wenn er die Folgen einer – oft verfehlten – Politik erkennen und in ihrem Wesen beurteilen will.

Aus dem politischen Kampf kommend, politisiert von Anfang an, sehe ich nunmehr seit vier Jahrzenten aufmerksam zu – und bin durchaus nicht amüsiert darüber, was aus dem Geist der Demokratie geworden ist, weder auf der Insel, noch auf dem Kontinent.

Großbritannien und Frankreich haben - über eine verwegene Außen- und Kriegspolitik völkerrechtswidrig - Nordafrika destabilisiert; und das Italien Berlusconis hat dabei geholfen. Mit den Konfliktherden in Syrien, in Libyen, in Ägypten, ja, selbst in Tunesien und dahinter in Algerien, Marokko bis hin nach Äthiopien, in den Sudan und Mali, von Afghanistan ganz zu schweigen, wurde die Welt destabilisiert.

Der prekäre Status von heute – mit dem neuen Konfliktherd an der ukrainischen Grenze zu Russland – ist auf die Großmannssucht der oben genannten westlichen Nationen zurückzuführen, die den Lauf der Geschichte nicht zur Kenntnis nehmen wollen, weil dieser mit der Vorstellung von einiger Größe kollidiert.

Die Grande Nation ist machtpolitisch ebenso klein geworden wie das Empire; also sollten sich diese Staaten - nicht anders als der „Gefallene Engel“ Deutschland, ein Staat, der historisch mehrfach versagt hat und gestrandet ist - sich realistisch definieren, vor allem als Kulturnationen über Geist, Wissenschaft und Kunst, ohne im Konzert der wirklich Mächtigen, der Supermächte, militärisch wie außenpolitisch mitmischen zu wollen. Bescheidenheit ist im guten alten Europa angesagt, keine neue Großmannssucht mit Flugzeugträgern, Atomwaffen und anderen destruktiven Mitteln, die Leben vernichten, statt Leben in vielen Formen zu fördern.

 

 

 

 


 

Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,

Naturfotograf, im Jahr 2021



Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/


 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.


Copyright: Carl Gibson 2022.

 

 

 

 

 

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