Montag, 31. Januar 2022

Kriegsspiele als Kompensation für verlorene Größe – Zum Machtverlust der „großen Nationen“ und die Macht des Ressentiments bei der Verführung der Massen Oder Wie nationaler Größenwahn das „Völkerrecht“ beerdigt

 

Kriegsspiele als Kompensation für verlorene Größe – Zum Machtverlust der „großen Nationen“ und die Macht des Ressentiments bei der Verführung der Massen Oder Wie nationaler Größenwahn das „Völkerrecht“ beerdigt

Demokratische Politiker sehen es gern, wenn ihre – oft fragwürdige, ja, gefährliche – Außenpolitik vom eigenen Volk mitgetragen wird.

Also tun sie alles, um gewisse, noch unerfüllte seelische Bedürfnisse und einer Sehnsucht nach alter, inzwischen verblichener Größe zu befriedigen, auch wenn diese auf Vorurteilen beruhen, auf Fehleinschätzen oder auf schlichtem Unwissen.

Die inzwischen eingebüßte einstige Größe ist eine solche Kategorie, die von Demagogen immer wieder aktiviert wird, um volksnah und patriotisch zu erscheinen, wobei, geschürt über Ressentiments aller Art, Nationalismus und Chauvinismus zu neuem Leben erwachen.

In Großbritannien ist das seit Margret Thatcher so, die mit Reagan aufstieg, und auf den Falkland-Inseln im Kurzkrieg gegen Argentiniens Hunta-Generäle zeigte, wer die Wellen bewegt, aber auch in Frankreich unter dem – kleinen Mann und Gauner – Sarkozy, der Gaddafis Millionen nahm, um den Gönner dann zu stürzen, oder im Italien des „Cavaliere“ Berlusconi, die - alle miteinander im unseligen Konsens – im Norden Afrikas Krieg spielten, militärische Macht demonstrierten nur um die längst verloren gegangene, einstige Größe zu reaktivieren, zu neuem Leben zu erwecken.

Wir sind wieder wer! Nach dem kleinen Mann Napoleon von der Insel Korsika, der Weltgeschichte schrieb, nun ein kleiner Ungar auf Abwegen, der keine kriminelle Energie scheut, um auch einmal groß herauszukommen, um zu brillieren – und mit ihm die Grande Nation!

Und wer folgt dem „Duce“, demagogisch und mit Teilen des italienischen Militärs? „Cavaliere“ Berlusconi, mehr Clown als Ritter, mehr grotesk als von trauriger Gestalt!

Ist der Krieg immer noch der Vater aller Dinge, ein Mittel zynischer Machtpolitiker, die Aufmerksamkeit auf das eigene Selbst zu lenken – und auf die große Nation dahinter. Oder sind das nur Chimäre, verlorene Illusionen!?

Was einmal war, ist nicht mehr! Das Empire ist zerfallen, das Commonwealth-Staaten-System längst zusammengebrochen, auch wenn Großbritannien in den – inzwischen unabhängigen - ehemaligen Kronländern Kanada und Australien sowie in Indien noch einen gewissen Einfluss hat, ähnlich wie Frankreich in den ehemaligen Kolonien Afrikas und Asiens.

Ein politischer Beobachter, der von Haus aus auch Historiker ist, muss lange und sehr genau hinsehen, wenn er die Folgen einer – oft verfehlten – Politik erkennen und in ihrem Wesen beurteilen will.

Aus dem politischen Kampf kommend, politisiert von Anfang an, sehe ich nunmehr seit vier Jahrzenten aufmerksam zu – und bin durchaus nicht amüsiert darüber, was aus dem Geist der Demokratie geworden ist, weder auf der Insel, noch auf dem Kontinent.

Großbritannien und Frankreich haben - über eine verwegene Außen- und Kriegspolitik völkerrechtswidrig - Nordafrika destabilisiert; und das Italien Berlusconis hat dabei geholfen. Mit den Konfliktherden in Syrien, in Libyen, in Ägypten, ja, selbst in Tunesien und dahinter in Algerien, Marokko bis hin nach Äthiopien, in den Sudan und Mali, von Afghanistan ganz zu schweigen, wurde die Welt destabilisiert.

Der prekäre Status von heute – mit dem neuen Konfliktherd an der ukrainischen Grenze zu Russland – ist auf die Großmannssucht der oben genannten westlichen Nationen zurückzuführen, die den Lauf der Geschichte nicht zur Kenntnis nehmen wollen, weil dieser mit der Vorstellung von einiger Größe kollidiert.

Die Grande Nation ist machtpolitisch ebenso klein geworden wie das Empire; also sollten sich diese Staaten - nicht anders als der „Gefallene Engel“ Deutschland, ein Staat, der historisch mehrfach versagt hat und gestrandet ist - sich realistisch definieren, vor allem als Kulturnationen über Geist, Wissenschaft und Kunst, ohne im Konzert der wirklich Mächtigen, der Supermächte, militärisch wie außenpolitisch mitmischen zu wollen. Bescheidenheit ist im guten alten Europa angesagt, keine neue Großmannssucht mit Flugzeugträgern, Atomwaffen und anderen destruktiven Mitteln, die Leben vernichten, statt Leben in vielen Formen zu fördern.

 

 

 

 


 

Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,

Naturfotograf, im Jahr 2021



Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/


 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.


Copyright: Carl Gibson 2022.

 

 

 

 

 

„Kriegsgefahr“ - medial herbeigeredet treibt sie den Ölpreis und fördert die Inflation: 

Diktatoren und Konzerne freuen sich darüber, der kleine Mann aber, der seine Heiz- und Stromkosten kaum noch bezahlen kann, muss die Suppe auslöffeln –  

Säbelrasseln mit Kalkül?

NATO-Chef Stoltenberg, der Teile seines üppigen Salaires vielleicht nutzte, um sich rechtzeitig mit heimischen Norsk Hydro-Aktien einzudecken, wird die Suppe nicht auslöffeln, die er gerade auf dem Feuer hat. Der kleine Mann wird es tun, jener vielfach geschröpfte Bürger, der seine Stromrechnung und seine Heizkosten nicht mehr bezahlen kann und der überlegen muss, wenn er krank wird, ob er noch sein Geld in eine gesunde Nahrung investiert oder ob er es in die Apotheke trägt der zum Arzt, für notwendige Medikamente und medizinische Leistungen, die ihm keine Kasse erstattet.

Die großen Erdöl- und Erdgasnationen Europas freuen sich, wenn die preise für die schon totgesagten fossilen Energieträger dramatisch steigen, Staaten wie Norwegen, Holland und Großbritannien mit mächtigen Energieproduzenten wie BP und Shell; die Saudis, die an mehreren Orten der Welt mit dem schnellen Geld Stellvertreterkriege führen und führen lassen, freuen sich auch, ebenso die die vereinigten Arabischen Emirate und da fußballfreudige Katar, wenn es wieder in der Kasse klingelt; ja, selbst die Ajatollahs im – mit Sanktionen belegten - Iran würden sich freuen, wenn sie ihr reichlich vorhandenes Erdöl und Erdgas auf dem Weltmarkt verkaufen dürften.

Am meisten aber dürfte sich der russische Machthaber Putin freuen, wenn er für sein Hauptexportgut Energieträger heute mehr als das Vierfache einnehmen kann, als noch vor Monaten.

Der Truppenaufmarsch lohnt sich – so dreht man an der Energiespirale, am Ölpreis. Und das an der Grenze zur Ukraine auf und ab spazierende Militär mit schwerem kriegsgerät ist die Wunderwaffe dazu, eine Angst schürende Wunderwaffe, die den Westen dort trifft, wo er am verwundbarsten ist, am Geldbeutel.

Die Massen der Europäer, kleine Leute, müssen die Politik ihrer Vertreter, gestützt von den propagandistischen Auswüchsen unverantwortlicher Medien, ausbaden.

Also schimpft man im Westen weiter auf Putin, während dieser sich vergnügt ins Fäustchen lacht und Kasse macht. Putin wird weiter Pokern, weil es ihm und dem finanziell maroden Russland, das neben Waffen und Rohstoffen kaum etwas zu verkaufen hat, nutzt.

So bekommt auch das – bisher nutzlose – Militär einen neuen Sinn; und Putin, der starke Mann, zeigt Flagge nach innen.

Der Narr in der Posse – das ist der Westen, der, ganz egal ob er agiert oder nur reagiert, den Interessen Russlands zuspielt – und dahinter auch noch den Interessen der USA, die, ganz nebenbei bemerkt, viel Erdöl und Erdgas fördern und auch ihr Flüssiggas aus dreckiger „Fracking-Förderung“ nach Europa verkaufen wollen.

Würde das Nordstream II-Projekt, das Europas Versorgungssichert im Energiebereich auf lange Sicht garantiert, scheitern, dann würden sich auch die Amerikaner ins Fäustchen lassen – und Putin, der Machtmensch, würde sein Öl[1] und Gas an die Supermacht aus der Nachbarschaft verkaufen, an das aufstrebende China.



[1] Putin, heute nicht mehr der ideologische, dafür aber der machtpolitische Gegner, ja, Feind, braucht das Geld des Westens nicht. Er dreht am Ölpreis – und indem er diesen Preis von 20 Dollar um über vierhundert Prozent hinauf katapultiert, auf inzwischen über 80 US-Dollar pro Barrel, sackt er das Geld des energieabhängigen Westens ein und schont dabei auch noch die eigenen Öl- und Erdgasreserven.

 

 

Putins Kriegs-Spiel - Mit dem „völkischen“ Element von Bismarck ins neue Russland  

Im Elsaß und in Lothringen lebten neben Franzosen seit je her Deutsche. Also wollte Bismarck nach dem Sieg über Frankreich beide Landstriche als Kriegsbeute, das Elsaß und Lothringen, die Region meiner Ahnen, die zu Maria Theresias Zeiten ohne besondere Gründe an Frankreich gefallen war.

Bismarck, der spätere deutsche Reichskanzler, hatte stets die „großdeutsche“ Lösung im Sinn, die Aspiration der Deutschen seit den Befreiungskriegen gegen Napoleon, eine Vereinigung des deutschen Volkes in einem Staat, was am Widerstand des Hauses Habsburger und der k. u. k. Monarchie scheiterte.

Ein Großdeutschland vor Hitlers Großdeutschem Reich?

Der Erste Weltkrieg wäre vielleicht so verhindert worden, Versailles und auch Hitler! Es sollte nicht sein!

Jetzt wagt der russische Nationalist Putin ähnliches: Er will das neue Großrussland überall dort, wo Russen leben; auch in Weißrussland, das ihm zufallen wird, wenn er den Zeitpunkt für gekommen hält - und Putin will auch die Krim, weil dort – mehrheitlich - Russen leben: und weil die dort existierenden Russen in der Mehrheit wohl zum neuen Russland gehören wollen, zu einer - immer noch starken - Super-Macht, nicht aber zu einer maroden Ukraine, die nicht viel hat und auch in Zukunft nicht viel hermachen wird, weder ökonomisch, noch militärisch.

Vox populi?

Womit will der heuchlerische Westen, namentlich die in sich zerstrittene EU, eine politische geschwächte USA und die nicht recht handfähige NATO, dagegenhalten?

Mit Parolen? Mit Drohungen?

Einst „Agent“ der Sowjetunion in der DDR, hat Putin als kleiner Spion den Westen studiert, gründlich studiert - jetzt pokert er als Präsident; und er pokert gut, gerade mit dem „völkischen“ Faktor, der in Deutschland verpönt ist, mit dem man in Russland aber punktet.

Putin hat in seinem Machtspiel in der Ukraine gegen den Westen den Rückhalt im eigenen Volk - und er lenkt damit von inneren Problemen ab, die ihm als Präsident gefährlich werden können.

Ja, vom autoritären Staat zum totalitären, zur Diktatur, ist es nur ein kleiner Schritt, eine Nuance für Interpreten.

Putin ist das egal - er macht sein Spiel, auch auf die Gefahr hin, dass es Krieg geben wird, denn er steht oder fällt mit dem Ausgang des Spiels.

 

 
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen