Neue Töne aus Berlin?
Deutschlands Souveränität ist plötzlich ein Thema im Tiergartenmord, während
noch vor einigen Jahrzenten die gleiche Souveränität kein Thema war, damals,
als ich als antikommunistischer Dissident in den freien Westen kam und als
politisch aktiver Menschenrechtler den Killerkommandos östlicher Geheimdienste
schutzlos ausgeliefert war.
Wen kümmerte es damals, als der
bulgarische Geheimdienst hier, in der freien Welt, Regimegegner mit
vergifteten, speziell mit Rizinus präparierten Regenschirmspitzen zu Leibe
rückte und am helllichten Tag mitten auf der Straße ermordete wie im billigen
Kriminalroman?
Wen scherte es groß, als Top-Terrorist
Carlos vor
den US-Radio-Sender Freies Europa seine Bombe hochgehen ließ – angeblich für
ein 1 000 000-Dollar-Honorar von der rumänischen Securitate?
Wer schrie auf, später, nach
Gorbatschow und noch vor Putin, seinerzeit, während Russlands Umbruch und
Jelzins Regentschaft, als ein Oligarch nach dem anderen, auch hier, im westlichen
Exil, liquidiert wurde?
Jetzt aber, wo es opportun
scheint, entdeckt das säbelrasselnde Deutschland plötzlich seine Souveränität,
während andere, die Ungarn etwa, aber auch die Polen, den Eindruck haben, dass
dieses Deutschland die Souveränität anderer Europäer durchaus missachtet.
Wenn es politisch gewollt ist und
wenn die entsprechenden Signale erfolgen, darf die – sonst politisch
ausgebremste -Justiz plötzlich loslegen, verurteilen – und das auch noch in
Berufung auf die Souveränität Deutschlands, die sonst kein Thema war.
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,
Naturfotograf, im August 2021
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Copyright: Carl Gibson 2021.
Zur Exponiertheit der Dissidenten vergleiche die Beiträge, die ich jüngst zu RFE veröffentlichte bzw.
Freie Fahrt für Verbrecher aller Art durch Europa? –
Mahnendes
Sendschreiben an den Innenminister des Landes Baden-Württemberg vor dem
Beitritt Rumäniens zur Europäische Union und Gedanken zum Sicherheit
deutscher Staatsbürger nach der Umsetzung des Schengener Abkommens.
Wie ernst nimmt der deutsche Staat die Sicherheit seiner Bürger?
Ohne
dass eine angemessene Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit
stattgefunden hätte, wurden der gesamte Repressionsapparat der
ehemaligen DDR, Staatssicherheit, NVA und die Kader der totalitären SED
in das Staatsgefüge des wiedervereinten Deutschland übernommen.
Heute vor 10 Jahren, als der Beitritt der neuen EU-Staaten Rumänien und Bulgarien
anstanden, ehemalige Hochburgen stalinistischer Kommunisten mit ebenso
berüchtigten Geheimdiensten („Securitate“) wie Stasi und KGB,
formulierte ich meine Bedenken in mehreren Schreiben an die Organe des
Inneren in dieser Republik.
Was
ich damals zu Protokoll gab, gilt essenziell auch heute, in einer Zeit ,
in welcher zahllose, unbekannte Flüchtlinge aus Syrien nach Deutschland
kommen, Flüchtlinge die, bei Gott, nicht alle Opfer des Bürgerkriegs
sind, sondern auch Angehörige der Geheimdienste des Nahen Ostens – mit
mehr an Verbrechen und Kriegsverbrechen auf dem Kerbholz, als der
ahnungslose Deutsche oder Europäer vermuten mag.
Syrien war – ebenso wie die DDR, die Sowjetunion, Rumänien und Bulgarien – eine finstere, brutale kommunistische Diktatur. Dürfen wir deren Hypothek jetzt naiv außer Acht lassen? Oder haben Deutsche und Europäer ein Recht auf Sicherheit, auf ein Leben in Freiheit – und ohne Angst?
Am 26.12.2006 schrieb ich folgendes:
An den Innenminister von BW EILT SEHR
Dr. Rech
Stuttgart
Telefax 07112315000
Anfrage
des ehemaligen politischen Häftlings Carl Gibson, Mitbegründer der
Freien Gewerkschaft rumänischer Arbeiter (SLOMR) – über Telefax
- Wie sicher sind Leib und Leben ehemaliger Bürgerrechtler aus Rumänien nach dem Beitritt des Staates zur EU?
- Haben Mitarbeiter des ehemaligen verbrecherischen Geheimdienstes Securitate bzw. der Nachfolgeorganisation SRI ab 2007 in Deutschland und in Europa freie Fahrt?
- Wie ist die potentielle Gefährdung ehemaliger Bürgerrechtler aus Rumänien aktuell aus offizieller Sicht zu beurteilen?
Sehr geehrter Herr Dr. Rech.
sehr geehrte Damen und Damen,
als ehemaliger politischer Häftling, der in den Gefängnissen des Geheimdienstes
Securitate mehrfach gefoltert wurde, verfolge ich den Beitritt
Rumäniens – den ich als Historiker und bewusster Europäer begrüße – mit
Sorge.
Vor
meiner Ausreise im Jahr 1979 wurde ich mehrfach mit Morddrohungen der
Securitate für den Fall konfrontiert, dass ich weiterhin politisch aktiv
sein werde.
Ich
war bis zum Sturz der Diktatur im Exil politisch aktiv und habe eine
völkerrechtliche Klage gegen das Regime in Bukarest zwischen 1982-1984
auf den Weg gebracht. (Dokumentation im Internet).
Durch
den Beitritt Rumäniens zur EU – verbunden mit einer möglicher
Freizügigkeit der Mitarbeiter der Nachfolgeorganisation SRI erhält meine
Bedrohung eine neue Aktualität.
Hinzu kommt die Tatsache, dass ich im letzten Jahr ein Sachbuch verfasst habe, in welchem die oppositionellen Ereignisse aus der Perspektive des Zeitzeugen dargestellt werden.
In dem Werk Symphonie der Freiheit,
das im Jahr 2007 in einem spezialisierten Verlag erscheinen wird,
schildere ich die Verhör- und Folterpraktiken der ehemaligen Securitate
und nenne konkrete Namen von Personen, die an Folter beteiligt waren.
Große
Sorge bereitet mir der Gedanke, dass Personen aus jenem Umfeld nunmehr
uneingeschränkt in der Bundesrepublik reisen und agieren können.
Im
Rahmen von Recherchen habe ich erfahren, dass Personen, deren Namen mit
jenen ehemaliger Folterknechte identisch sind, bereits in die
Bundesrepublik einreisten bzw. als unbescholtene Aussiedler Unterschlupf
fanden.
Es
ist ein Faktum, dass der Demokratisierungsprozess in Rumänien noch
nicht weit fortgeschritten ist bzw. dass die dortige Gauck-Behörde nicht
funktioniert. Der Geheimdienst SRI bestimmt nach wie vor, wer Einsicht
in Archive erhält und ob eine solche Einsichtnahme den Interessen des
Staates dient oder nicht.
Im
Eintreten für Recht und Freiheit, speziell für Menschenrechte und
gewerkschaftliche Freiheiten und im Widerstand gegen das repressive
System einer Diktatur habe ich zwischen 1976 und 1989 mehrfach mein
Leben riskiert.
Ich
glaube, ein Anrecht auf Aufklärung des Sachverhaltes zu haben – sowohl
für mich und für meine Familie sowie für andere Betroffene.
Da
diese Thematik von allgemeinem öffentlichem Interesse sein dürfte,
behalte ich mir vor, damit auch an die Öffentlichkeit zu gehen.
mit freundlichen Grüßen
Carl Gibson
Der
vielbeschäftigte Minister hatte natürlich keine Zeit, um sich der
Sache, die ich persönlich im Detail vortragen wollte anzunehmen. Der
ausweichenden Antwort aus dem Ministerium folgte bald eine ähnlich
blauäugige Stellungnahme aus dem Landratsamt der Region, mit dem gut
gemeinten Rat, bei potenzieller Bedrohung sei des Volkes Freund und
Helfer, die Polizei um die Ecke, zuständig.
An den Landrat des Main-Tauber-Kreises
Sehr geehrter Herr Denzer,
verbindlichen
Dank für Ihr Schreiben vom 14 d. M.. Mit dem Hinweis, ich solle mich an
die hiesige Polizeidienststelle wenden, kann ich mich jedoch nicht
anfreunden. Geheimdienste klingeln nicht, bevor sie zuschlagen. (Siehe
die aktuellen Morde.)
Mein MS Symphonie der Freiheit
nennt Ross und Reiter. Wie Ihnen vielleicht bekannt sein dürfte,
bestehen die Netzwerke der Securitate fort, wobei viele Mitarbeiter in
der Wirtschaft untergetaucht sind.
Verzeihen
Sie, wenn ich mich mit der Bagatellisierung einer aus meiner Sicht
existentiellen Angelegenheit so nicht zufrieden geben kann. Ich werde
andere politische Stellen informieren und die Öffentlichkeit suchen.
Neben
dem Aspekt meiner persönlichen Sicherheit, sehe ich auch die
Sicherheitsinteressen des Landes und des Bundes durch die gegebenen
Entwicklungen tangiert. Mein potentielles Gespräch mit Minister Dr. Rech
wäre eine Information aus erster Hand gewesen, da ich die
Demokratisierungstendenzen in dem ehem. Ostblickstatt nach wie vor
beobachte.
Ich ging davon aus, dass zumindest der Verfassungsschutz sich der Materie annimmt - oder ist
es inzwischen selbstverständlich, dass die Folterknechte von Gestern
jetzt mitten unter uns leben, ohne für ihre verbrecherischen Taten zur
Rechenschaft gezogen zu werden?
Zu Ihrer Information: Ich wurde von einem Deutschstämmigen gefoltert, der heute vielleicht mit Ihnen Tür an Tür lebt.
Ich bitte darum, den Minister zu informieren.
Im Kommunismus war es üblich, Audienzen zu verweigern.
Ich
habe bisher noch nie davon Gebrauch gemacht und auch noch nie an
politischen Einfluss appelliert, obwohl mir zahlreiche politische
Persönlichkeiten von Rang, unter ihnen Altkanzler Kohl und
Altbundespräsident Herzog bzw. zahlreiche Mitglieder ihres damaligen
Kabinetts persönlich bekannt sind.
Diesmal ging es mir um eine Sache, die wichtig ist und die ich deshalb nach 28 Jahren als Zeitzeuge beschrieben habe.
Eine
Demokratie, glaube ich, sollte in der Lage sein, die zu schützen, die
für sie und ihre Werte Jahrzehnte lang eintraten – und für deutsche
Identität auch außerhalb der deutschen Grenzen.
Ich bitte dringend um eine differenziertere Stellungnahme,
mit freundlichen Grüßen
Carl Gibson
Sind
die Akteure der berüchtigten kommunistischen Geheimdienste, die früher
regimekritischen Bürgerrechtlern und Dissidenten im westlichen Exil mit
Rizinus-Regenschirmen zu Leibe rückten inzwischen gezähmt, an die Kette
gelegt oder agieren sie auch heute noch, ohne dass man es mitbekommt? Freie Fahrt für freie Bürger, führ die Wirtschaft … und für Verbrecher aller Art in gesamten Schengener Raum?
Das
Ganze erinnert fatal an die Geschichte jener Wölfe, die man in einer
unbewachten Schafherde untergebracht hat. Wen wundert es, wenn dann und
wann ein Schaf verschwindet. Ein Kollateralschaden eben.
Wenn
die Wölfe, die jetzt kommen, ihr Schafsfell ablegen, ihre Zähne zeigen
und zuschlagen, werden die naiven Politiker feststellen, wen sie, über
die Köpfe der Deutschen hinweg, in diesem Land aufgenommen haben.
Auszug aus: Carl Gibson, Vom Logos zum Mythos !? Die Herta Müller-Maskerade im Brenn-SPIEGEL der ZEIT-Kritik, Neue Folge
Germania-Statue, Niederwalddenkmal bei Rüdesheim an Rhein
Germania-Statue, Niederwalddenkmal bei Rüdesheim an Rhein, Detail.
(Fotos: Carl Gibson)
Mehr :
Neu, seit Januar 2015 im Buchhandel:
Carl Gibson,
Vom Logos zum Mythos !? Die Herta Müller-Maskerade im Brenn-SPIEGEL der ZEIT-Kritik
Ein forcierter Nobelpreis für Literatur (2009)!?
Wie
eine Hasspredigerin und Systemprofiteurin der Ceausescu-Diktatur
deutsche Politiker hinters Licht führt und die Werte des christlichen
Abendlandes auf den Kopf stellt!
Abschied von der Moral - Umwertung aller Werte!?
Zum aktuellen politischen Wandel im Land des aufwachenden Deutschen Michel:
Renaissance des Kommunismus, Wille zur Macht oder neues Biedermeier in Deutschland?
Was ist los in Deutschland?
Verabschiedet sich das neue Deutschland nach der Wende von der Moral?
Weshalb werden in Berlin Kommunisten mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt?
Weshalb
setzen sich deutsche Politiker rücksichtslos über die Wahrheit hinweg
und segnen in fragwürdigen Ehrungen Lügen ab, ohne auf berechtigte
Einsprüche und Bürgerprotest einzugehen?
Fallen die Deutschen, saturiert, apolitisch unkritisch in die Welt des Biedermeier zurück, den Blick abwendend, wenn Unrecht geschieht, während sich so in politischer Arroganz eine neue Form des Willens zur Macht ausbildet?
Carl Gibsons zunehmend politischer werdendes Aufklärungswerk geht weiter.
Nachdem bereits in den drei im Jahr 2014 publizierten Kritiken zum Leben und Werk Herta Müllers argumentativ dargelegt und philologisch-komparatistisch im Detail nachgewiesen wurde, wie die umstrittene Nobelpreisträgerin für Literatur (2009) systematisch lügt, täuscht und plagiiert, fragt
der Zeitkritiker Gibson nun nach den Hintermännern der forcierten
Abläufe und inszenierten Maskeraden sowie nach dem Endzweck des – für
die demokratische Kultur fatalen - Zusammenspiels von Medienwirtschaft
und Politik auf Kosten von Ethos und traditionellen Werten. Wohin
steuert dieses Deutschland, das die „Tugenden des Kommunismus“, das
Lügen, das Täuschen und das Stehlen, der Ehrung wert findet? In
den antidemokratischen Berlusconi-Staat der Machtzyniker? Oder fallen
die wiedervereinten Deutschen ethisch blind und politisch kurzsichtig in
die verlogene Welt des Kommunismus zurück?
Carl Gibson, Zeitkritiker, Historiker, Literaturwissenschaftler, Gründer und Leiter des „Instituts zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa“, lieferte mit seinen autobiographischen Aufklärungswerken „Symphonie der Freiheit“ (2008) und „Allein in der Revolte“ (2013), verfasst aus der Insider-Perspektive eines verfolgten Dissidenten während der kommunistischen Diktatur in Rumänien, die
realistischen Vorlagen für Herta Müllers Selbst-Inszenierung als
Oppositionelle. Gibsons scharfe, seit 2009 weltweit rezipierte Herta
Müller Kritik ist in der bundesdeutschen „Forschung“ noch nicht recht
angekommen. Mehr zur Materie in den –in Deutschland noch boykottierten,
inzwischen aber an den US-Eliten-Universitäten vorliegenden - Studien: „Die Zeit der Chamäleons. Kritisches zum Leben und Werk Herta Müllers aus ethischer Sicht, 2014, in: „Ohne Haftbefehl gehe ich nicht mit“ – Herta Müllers erlogenes Securitate-Folter-Martyrium, 2014 bzw. in: „Plagiat als Methode – Herta Müllers „konkreative“ Carl Gibson-Rezeption“. Diese Studien - teils mit umfassender Dokumentation - bilden eine Basis für die noch ausstehende „kritische“ Herta Müller-Monographie sowie für die systematische Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Rumänien.
ISBN: 978-3-00-048502-2
Plagiat als Methode - Herta Müllers „konkreative“ Carl Gibson-Rezeption
Wo beginnt das literarische Plagiat? Zur Instrumentalisierung des Dissidenten-Testimoniums „Symphonie der Freiheit“ –
Selbst-Apologie mit kritischen Argumenten, Daten und Fakten zur Kommunismus-Aufarbeitung
sowie mit kommentierten Securitate-Dokumenten zum politischen Widerstand in Rumänien während der Ceaușescu-Diktatur.
Rezeption - Inspiration - Plagiat!?
Herausgegeben vom Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa, Bad Mergentheim. Seit dem 18. Juli auf dem Buchmarkt.
Publikationen des
Instituts zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa,
Bad Mergentheim
Zur Geschichte des Kommunismus,
zu Totalitarismus
und zum Thema Menschenrechte
Aktuell in der Presse:
Die Bücher von Carl Gibson -
und aktuelle Veröffentlichungen (2014/15)
Ein weiteres Werk aus der Feder des Zeitkritikers Carl Gibson
Wahrheit oder Lüge - Fiktion oder Faktion?
|
Ex-Regimegegner kämpft weiter. Carl Gibson kontra Herta Müller: "Vom Logos zum Mythos !?",
Bericht der Tauber-Zeitung vom 21. Februar 2015
Der antikommunistische Bürgerrechtler Carl Gibson mit seinem neuen Werk
zur "Herta Müller-Maskerade im Brenn-SPIEGEL der ZEIT-Kritik"
und einer Kopie seiner Securitate-Opfer-Akte,
eingesehen im Oktober 2010 bei der rumänischen Gauck-Behörde CNSAS in Bukarest
Seit Juli 2015 im Buchhandel:
Pressebericht: Hans-Peter Kuhnhäuser, in:
Fränkische Nachrichten, 11. August 2015.
http://www.fnweb.de/region/main-tauber/bad-mergentheim/in-single-gesellschaft-standige-begleiter-1.2376562
Copyright © Carl Gibson 2015
https://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/8598-radio-im-kalten-krieg-kreuzzug-fuer.html
Emil Georgescu,
der bald darauf von Securitate-Killern ermordete Moderator der Sendung „Rumänische Aktualität“
im Gespräch mit dem - frisch ausgereisten - Dissidenten Carl Gibson im Herbst 1979
Dokumentation II:
Securitate-Zeit-Dokumente zur antikommunistischen
Opposition.
„Ich
freue mich, dass ich die
Gelegenheit hatte, Sie heute als Gast in „Rumänische Aktualität“ zu haben und
ich kann Ihnen nur sagen, dass ich Ihnen alles Gute wünsche für Ihr neues Leben
hier in der Bundesrepublik Deutschland, ich kann Ihnen nur wünschen, dass Sie
viel Erfolg haben und bestimmt … haben
Sie hier alle Möglichkeiten, sich offen zu äußern, genau wie Sie denken.
Vor
allem, Ihre Anwesenheit vor diesem Mikrofon, mit allem, was Sie gesagt haben,
ist ein vollkommener Beweis der Meinungsfreiheit, welche Sie in Deutschland
haben.“
Der von Securitate-Killern
bald darauf ermordete[1]
RFE-Moderator Emil Georgescu zu dem interviewten jungen Dissidenten Carl Gibson
drei Wochen nach dessen Ankunft in der Bundesrepublik, München, November 1979.
Beim Radio-Sender "Freies Europa" in Müchen: Der bald darauf ermoderte Moderator der Sendung
„Rumänische Aktualität“ im gespräch mit dem grisch ausgereisten Dissidenten Carl Gibson im herbst 1979
1. Bei RFE in München: Emil Georgescu interviewt Carl
Gibson[2] in der Sendung
„Rumänische Aktualität“ von Radio Freies Europa (RFE) am 5. November 1979.
Ins Deutsche übertragene Fassung einer mit geschnittenen
Tonband-Fassung der Securitate in Temeschburg, der “Securitate-Opfer-Akte” Carl Gibsons entnommen. Dienst „T”, Einziges Exemplar, Nr. 336 12 Note = Die Aktivität
des Radiosenders „Freies Europa“ betreffend, vom 05.11.79, 19.15 Uhr bei der Sendung „Rumänische Aktualität“ / C.N.S.A.S. 04 OCT 2010, DIREKTION ZENTRALARCHIV,
Kommentator Emil Georgescu[3].
Emil
Georgescu:
„Gehen wir jetzt zum nächsten Thema: Man hat uns oft erzählt, in unserem
Programm, von der „Freien Gewerkschaft
der Werktätigen“ aus Rumänien und ihren Mitgliedern. Einer von ihnen ist heute zu Gast bei „Rumänische Aktualität“. Herr Gibson kam letzte Woche aus Rumänien,
er ist ein Deutscher, daher bitte
ich, ihm den leichten deutschen Akzent mit dem er spricht, zu entschuldigen. Herr
Gibson ist ein junger Mensch, er ist 20 Jahre alt, 1959 geboren und
lebte nur unter dem kommunistischen Regime. Er war nie im Ausland, so
dass niemand ihn wegen bürgerlicher Ressentiments
verurteilen kann oder eines entsprechenden
Einflusses von außerhalb. Vor
allem, er war UTC-Mitglied (Union der Kommunistischen Jugend) und hat als
Arbeiter in der Fabrik „1. Iunie“ in Temeswar gearbeitet.
Emil
Georgescu:
Herr Gibson, herzlich willkommen in den
Studios der „Rumänische Aktualitäten“! Gleich die erste Frage, die ich
Ihnen stelle, und zwar: „Wie haben Sie von der Existenz der SLOMR
(„Freie Gewerkschaft der Werktätigen in Rumänien“) gehört und was hat sie dazu
bewogen, sich dieser Gewerkschaft anzuschließen?
Carl
Gibson:
Ja, was normal ist, von der „Freien Gewerkschaft der Werktätigen Rumäniens“
habe ich über den Radiosender „Freies Europa“ erfahren. Da ich auch gleich erkannte, welcher Art diese Gewerkschaft ist, vor
allem, dass sie wahrlich eine freie Gewerkschaft
ist und genau meine humanen Ideen und Prinzipien widerspiegelt, habe ich mich
gleich entschlossen, dieser Gewerkschaft beizutreten und meine Unterschrift zu
denen der anderen Unterzeichner zu setzen. Wie ich vorgegangen bin? Ich habe zuerst ein Schreiben, natürlich mit
Einschreiben und Übergabe, an Herrn Cana nach Bukarest geschickt. Wissend, dass
dieses Schreiben in die Hände der Securitate gelangt, habe ich den Umschlag
nicht mal verschlossen, aber unten, durch P.S. habe ich notiert, sollte dieses
Schreiben seinen Bestimmungsort nicht erreichen, sei ich gezwungen persönlich
dahin zu fahren. Natürlich wurde mein Schreiben „beschlagnahmt“ … und bei der Post hieß es dann später, der Brief
sei verloren gegangen. Also war ich gezwungen, persönlich nach Bukarest zu
fahren.
Emil
Georgescu:
Ging das Schreiben verloren, als es das
Büro des Herrn General Taurescu,
Kommandant der Securitate in Temeswar, erreichte?
Carl
Gibson:
Nun, warum die Securitate in Temeschburg mich nicht gleich verhörte: Weil vor
Ort ein Konflikt entstanden war. Konkret: Die
arabischen Studenten vor Ort prügelten sich mit den rumänischen Arbeitern in
einer Diskothek in Temeschburg. Die Securitate war an diesen Tagen beschäftigt
und konnte mich nicht befragen. Wobei, andere Freunde von mir, die eine
ähnliche Korrespondenz geführt hatten, waren jedoch befragt worden. In jener Zeit bin ich nach Bukarest
gefahren und versuchte Herrn Cana zu kontaktieren. Die Wohnung von Herrn
Cana war gut überwacht, so dass ich zu einem seiner Mistreiter ging, zu Herrn Nicolae
Dascalu, der jetzt in Haft sitzt. Ich weiß nicht, welche
Anschuldigungen man gegen ihn erhebt, was man ihm unterstellt. In dem Fall aber hat man später im Verhör
auch von mir verlangt, eine Erklärung gegen ihn abzugeben. Das habe ich
nicht gemacht. Dort, bei Herrn Dascalu, habe ich mit mehreren Mitgliedern von
SLOMR - Freie Gewerkschaft rumänischer Werktätiger Bukarest gesprochen und habe
sie gebeten mich auch auf die Liste der Bukarester Gewerkschaft zu setzen, auch
habe ich mich freiwillig dazu verpflichtet, auch in meiner Heimatstadt
Temeschburg eine freie Gewerkschaft zu gründen. Von Bukarest zurückgekehrt, habe
ich alle notwendigen Möglichkeiten geschaffen, um eine Gewerkschaft zu gründen,
habe mit sehr vielen Freunden gesprochen, und viele waren einverstanden.
Emil
Georgescu:
Ungefähr wie viele, Herr Gibson?
Carl
Gibson:
Über
20 Personen waren einverstanden, ihre Unterschrift unter dieses noble Werk zu
setzen, aber, noch mehr Menschen waren eingeschüchtert, verängstigt und
hatten, praktisch nicht den Mut, dieses „Temeschburger Statut“ zu
unterschreiben, welches nur wenige Artikel umfasste, nur jene, die für einen
opportunen Kampf, einen Arbeiterkampf, für die Respektierung der Rechte der
Arbeiter eintraten.
Wir
haben diese freie Gewerkschaft dann auch gegründet. Sie existierte einige Tage. Dann wurde ich verhaftet, von mehreren Securitate Offizieren befragt,
von denen ich speziell Hauptmann Pele
von der Militärstaatsanwaltschaft erwähnen möchte, von dem ich, in den letzten 3
Jahren, mehr Prügel bekommen habe als ich zuhause Brot gegessen, ferner
Herrn Major Topliceanu[4],
und meinen langjährigen „Befrager“ seit Jahren, Herrn Oberstleutnant
ISTRATE. Diese Leute haben mich
über zwei Tage lang verhört, natürlich, gleichzeitig mit mir noch andere 20
Personen.
Emil
Georgescu:
Sie entschuldigen, wenn ich Sie
unterbreche, Herr Gibson, Sie haben gesagt, dass diese Befrager haben Sie über
Jahre Verhören unterzogen?
Carl
Gibson:
Ja.
Emil
Georgescu:
Weshalb?
Carl
Gibson:
Bereits vor drei Jahren, im Alter von 17 Jahren, war ich ein „Illoyaler“, ein
„Unzuverlässiger“, ja ein „Renitenter“ wie ich das auch heute (in den Augen der
Kommunisten) immer noch bin. Immer schon hatte ich den Mut, meine Ideen und
Anschauungen frei zu äußern, und ich kann sagen, dass ich mich stets
diskriminiert gefühlt habe, und, da politisch noch unreif, beantragte ich sogar
„politisches Asyl“ in der Bundesrepublik Deutschland – von Rumänien aus, eine verrückte
Sache…. (er unterbricht ihn.) (Unleserlich).
(Auch hier wieder der Stempel von C.N.S.A.S vom 04 OCT 2010 – Direktion
Zentralarchiv)
Emil
Georgescu:
(Unleserlich).
Carl
Gibson:
Ja. Damals
(in der Sache „politisches Asyl“) hatte ich den ersten Kontakt mit der
Securitate.
Und danach, im Frühling des Jahres 1977,
kam die Menschenrechtsbewegung des Paul
Goma.
Damals, im April, am 7., wurde ich
verhaftet, vor der Wohnung von Herrn Paul Goma, und natürlich zur Polizei
abgeführt, und wieder einem Verhör unterzogen, und wieder und wieder
befragt. Im Herbst 1977 habe ich, vor dem Ministerium des Innern, eine
Protestaktion veranstaltet, in der ich die Einhaltung der Menschenrechte und
der von Herrn Ceauşescu unterschriebenen Erklärungen bei der Konferenz von
Helsinki, einforderte.
Das
war, praktisch, die tragischste Zeitspanne in meinem Leben. Auf eine barbarische, sadistische Art und
Weise wurde ich verprügelt, entstellt, verunstaltet, misshandelt, vor allem
wurde ich nicht wie ein Mensch
behandelt. Aber man hat mir nicht den Prozess gemacht, ich wurde nicht
angeklagt, sondern freigelassen, weil ich seinerzeit schon bei den
Vereinten Nationen bekannt war, Tatsache, dass …
(hier
fehlen mir 2-3 Phrasen, wo ich das Band gewechselt)[5]… aber, danach
kommt er wieder und sagt:
Der
Zuwiderhandelnde hat in letzter Zeit seinen Arbeitsplatz verlassen, hat die
Gründung einer Gruppe initiiert, die sich gegen die gesetzlichen Bestimmungen
und Öffentliche Ordnung richtet, dadurch, dass zu dieser Gruppe 16 Personen aus
dem Kreis Timis gewonnen werden konnten. Die Gründung dieser Gruppe, die durch
ihr Verhalten anarchische Anschauungen aufweist, ist dem Prinzip des sozialistischen
Zusammenlebens fremd. Durch dieses Verhalten, hat der Zuwiderhandelnde die
Bestimmungen des Art. 1 Buchstabe „d“ aus dem Dekret 153/70, welches die
Abweichungen von … Natur … bestraft, verletzt, ihm, als Folge, eine Strafe von
6 Monate Gefängnis aufzuerlegen.
Emil
Georgescu:
Ja,
meine Herren und Damen, Herr Gibson hat einen Auszug aus dem Urteil[6]
des Temeschburger Gerichtes Nr. 26 fg Dosar 3758 / 79 vorgelesen, Urteil
unterschrieben von Richter Nicolai Busuioc.
Sicherlich,
Herr Gibson, Sie sind kein Jurist, was ich Ihnen aber sagen kann, als ein Mensch, der 20 Jahre lang in
Rumänien diesen Beruf (als Jurist und Staatsanwalt) ausgeübt hat, dieses Urteil ist nicht legal und auch unbegründet.
In
erster Reihe ist es illegal, weil das Dekret 153/70, wie es auch in seiner
Präambel steht, die Aufgabe hat, die Öffentliche Ordnung der Staatsbürger zu
sichern.
Es
wurde in einer Zeit beschlossen, als sich die Fälle von Alkoholismus,
Randalieren häuften, manche prügelten sich in den Restaurants … als manche
randalierten, manche selbst an ihrem Wohnsitz, durch dieses Verhalten die
Öffentliche Ruhe störten. Um nach diesem Gesetz verurteilt zu werden, waren zwei
Bedingungen notwendig: die erste, dass man nicht einer Arbeit nachging, was
„die „Sozialschmarotzer“ (parasitäre
Elemente) nannten, was bei Ihnen allerdings
nicht der Fall war, weil Sie, wie ich aus dieser Bescheinigung ersehe, auf
welche Sie auch hingewiesen, und welche wir hier vor uns haben,
ausgestellt vom Unternehmen „Electrobanat“ aus Temeschburg Bahnhofstr.
Nr. 1, Sie sich in Arbeit befanden.
Und in zweiter Reihe: Sie haben mit nichts die Öffentliche Ruhe
gestört, indem Sie einer Gewerkschaft beigetreten sind oder eigens eine gegründet haben, weil die Verfassung Rumäniens Ihnen
das Recht zugesprochen, eine Gewerkschaft gründen zu dürfen! Das heißt, Sie haben keine illegale,
unerlaubte Aktion unternommen, dass
man Sie in das Dekret 153/70 einstufen hätte können.
Carl
Gibson:
Ja: Praktisch, mit dem Art. 27 aus der
Verfassung der Sozialistischen Republik Rumänien hat unser Statut begonnen, und
mit der ausdrücklichen Betonung, dass
unsere Gewerkschaft legal ist und…
Was ich noch sagen wollte, dass Herr
Richter Busuioc mich des „parasitären
Denkens“ beschuldigte. Dieser Ausdruck ist mir so noch nie begegnet. Sie
als Jurist, kennen Sie diesen?
Emil
Georgescu:
– Es gibt keinen juristischen Begriff
über „parasitäres Denken“. Einen solchen gibt es nicht, weder als Denken noch als parasitäre
Anschauung.
Der
Ausdruck „parasitäre Anschauung“ erscheint zum ersten Mal in einem rumänischen
Gesetz in diesem Dekret 153, ich wiederhole, beschlossen, um die
Betrunkenen zu beruhigen und jene, die zu der Zeit randalierten, aber nicht für diejenigen, die forderten ein
Recht zu respektieren, oder diejenigen, die ein Recht umsetzten,
welches ihnen durch die Verfassung oder andere Gesetze zugesichert worden war.
Es
ist offensichtlich, dass der zuständige Richter einen Fehler gemacht, in dem
was er entschieden.
Ich will ihn jetzt nicht verteidigen, aber, Sie müssen wissen, dass auch die anderen Mitglieder der Freien
Gewerkschaft der Werktätigen aus Rumänien, welche in Bukarest verurteilt
wurden, z. B. durch das Gericht aus dem Sektor 7, wurden nach diesem Dekret 153
verurteilt.
Überall
haben sie Urteile erlitten, im Rahmen dieses Dekretes, was beweist: Die Anweisungen, die Mitglieder der
Gewerkschaften diesem Gesetz zuzuordnen, kommt von oben, vom Justizministerium!
Vielleicht
wissen Sie nicht, noch nicht so lange, vor einigen Tagen, wurde der Justizminister Constantin Statescu seines
Amtes enthoben. Ich weiß nicht, ob
auch für diese Anweisung, die er gegeben, das weiß ich nicht genau, aber, gewiss ist, er wurde aus seinem Amt entlassen! Vielleicht müssten alle Richter, die solche Urteile
ausgesprochen, mal richtig nachdenken, vielleicht
vor ihrem Gewissen als Staatsbürger, vielleicht vor ihrer juristischen
Ausbildung, der Mentalität, vor
Missachtung von Recht und Rechte welche sie haben, vor allem, ob sie, in erster Reihe, laut Gesetz
gehandelt, weil jeder von ihnen, inklusiv Herr Busuioc aus Temeschburg, müssten ein wenig über diese Dinge mal nachdenken.
Carl
Gibson:
Ich dachte immer, dass ein Mensch, der seine Ausbildung an der Parteihochschule
„Stefan Gheorghiu“ abgeschlossen, anders sprechen müsste.
Emil
Georgescu:
Ja, er hätte wissen müssen, dass es keine katholischen Sekte gibt, dass sie
alle nur eine einzige Religion haben.
Carl
Gibson:
Zum Beispiel andere Aktionen, welche nicht[7] (…) wie diese chauvinistischen Aktionen,
sondern sehr nationalistische, das waren die
Sendungen des Herrn Adrian Paunescu … und in diesen Sendungen der Vergöttlichung einer Person und in dem Personenkult, habe ich nichts anderes gesehen, als ein (Un-)Phänomen,
welches in der ganzen Welt, von jedem rationalen Menschen, mit einem reifen
politischen Denken, bekämpft wird.
Emil
Georgescu:
– Herr Gibson, gehen wir zum letzten Punkt unseres heutigen Interviews über, vielleicht werden wir noch andere
Gelegenheiten[8]
haben, vor unseren Zuhörern zu reden, und zwar, sagen Sie mir, wie
Sie in die Bundesrepublik Deutschland gekommen sind.
Carl
Gibson:
Ja. Nachdem ich ins Gefängnis in
Temeswar, Popa Sapca Str. 7, kam, dort meine Strafe verbüßte, welche sehr
streng war, hat man mir einen „Pass ohne Staatsbürgerschaft“ gegeben … mit dem Recht
Rumänien zu verlassen. Meine Eltern waren gezwungen worden, das Land, schon
ungefähr drei Monate zuvor, zu verlassen. Und
so bin ich am 15.10.79 vom Flughafen
Otopeni aus gestartet und 2 Stunden und 20 Minuten später bin ich auf dem
Flughafen in Frankfurt am Main gelandet.
Emil
Georgescu:
Verzeihen Sie mir, dass ich Sie frage, Herr Gibson, wenn all dies, was Sie mir
heute erzählt haben, nicht vorgefallen wären, wenn es all diesen Ärger nicht
gegeben hätte, den Sie seit dem 17.
Lebensjahr schon hatten, wenn man Ihnen die Möglichkeiten gegeben
hätte, dass Sie in Rumänien das sagen können, was Sie denken, hätten Sie dann
Rumänien auch verlassen?
Carl
Gibson: Niemals!
Ich wäre niemals aus Rumänien weggegangen,
ich hatte dort sehr viele Freunde, praktisch hätte ich mir dort ein ziemlich
gutes Leben gestalten können, natürlich unter einem anderen politischen Aspekt
und unter einem anderen ökonomischen Aspekt.
Trotzdem freue ich mich, dass all diese
Dinge so geschehen sind … und ich glaube, zu aktueller Stunde, ist es mir sehr
bewusst, und wenn ich meine Situation mit denen der anderen, aus anderen
Ländern vergleiche, sehe ich, dass es gut ist, wenn man Menschen kennt … Dinge,
verschiedene politische Zustände, und dass du in einem bestimmten Augenblick
sagen kannst, dass dir das schon bewusst.
Emil
Georgescu:
Ich freue mich, Herr Gibson, dass ich
feststellen kann, dass ein Jugendlicher
wie Sie, mit nur 20 Jahren, geboren und aufgewachsen unter dem kommunistischen
Regime, so viel politische Reife wie Sie besitzt.
Die Securitate hört
mit und schreibt mit, gelegentlich auch ziemlich unleserlich – Auszug aus dem
Mitschnitt des RFE-Interviews Georgescu –Gibson, aus Carl Gibsons Securitate-Opfer-Akte.
Ich
freue mich,
dass ich die Gelegenheit hatte, Sie
heute als Gast in „Rumänische Aktualität“ zu haben und ich kann Ihnen nur
sagen, dass ich Ihnen alles Gute wünsche für Ihr neues Leben hier in der
Bundesrepublik Deutschland, ich kann Ihnen nur wünschen, dass Sie viel Erfolg
haben und bestimmt……haben Sie hier alle Möglichkeiten, sich
offen zu äußern, genau wie Sie denken.
Vor
allem, Ihre Anwesenheit vor diesem Mikrofon, mit allem, was Sie gesagt haben,
ist ein vollkommener Beweis der Meinungsfreiheit, welche Sie in Deutschland
haben.
Ich
danke auch Ihnen, meine Damen, meine Herren, für die Aufmerksamkeit, die sie
mir geschenkt haben, und mit diesem Interview schließe ich die „Aktualität
Rumäniens“ von heute.“
[1] DER SPIEGEL
berichtete seinerzeit von dem Terror-Akt. Vgl. dazu:
den
Bericht zum Anschlag im SPIEGEL-Online vom 21.09.1981:
EXIL-RUMÄNEN. Der Tod klopft an die Tür
Emigranten aus Balkanländern
leben im Westen gefährlich: Morddrohungen und Anschläge nehmen zu - jetzt auch
gegen Rumänen. Als Dr. Emil Georgescu am 28. Juli um
7.45 Uhr zu seiner Tiefgarage in München-Haar hinunterstieg, um an seinen
Arbeitsplatz am Englischen Garten zu fahren, trat ihm ein Mann in den Weg. Ehe der Redakteur von "Radio
Freies Europa" flüchten konnte, stach der Unbekannte 25mal mit einem
Messer auf ihn ein, stieß Frau Lydia, die auf die Schreie ihres Mannes im
Morgenmantel herbeigeeilt, unsanft beiseite und flüchtete in einem blauen
Renault 5 mit französischem Kennzeichen.
Noch während sich Ärzte auf der Intensivstation um das Opfer bemühten,
erkannte Frau Georgescu bei einer Gegenüberstellung im Polizeipräsidium den
Messerstecher: Gerard Freddy Layani, 25.“ Unter:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14347161.html
Emil
Georgescu starb bald darauf an den Folgen des Anschlags.
[2] Statt
immer wieder und Jahr für Jahr ein Stück zu ihrem Lebenslauf dazu zu lügen und
anzupassen, hätte auch Herta Müller im Jahr 1987 bei RFE verkünden können, was
sie in Rumänen konkret erlebte, dass sie Morddrohungen erhielt, gefoltert
wurde, etc. etc. – Das hat sie
nicht getan! Ihre „Legende“ wuchs – wie
in diesem Werk vielfach nachgewiesen -in drei Jahrzehnten, gesteigert bis hinein in die Sphären der
Absurdität, die historische Wahrheit
eklatant verfälschend!
[3] Auf diesen – in rumänischen Dissidenten und Hörerkreisen sehr populären - Kommentator wurde, nicht lange nach
diesem Interview, im Auftrag der
Securitate ein brutaler, blutiger Anschlag verübt.
Emil Georgescu
wurde niedergestochen und starb bald darauf an den Folgen der
Messerstecher-Attacke,
zu einem Zeitpunkt, als ich als Sprecher
der Freien Gewerkschaft (SLOMR) von Genf aus über die CMT und die ILO der UNO die Regierung von Präsident und
Partei-Chef Nicolae Ceausescu verklagte – wie der Fall Georgescu
verdeutlicht: unter Lebensgefahr.
[4] Während ich die
anderen Folterknechte der Securitate und deren niedere Schergen später sehr
ausführlich beschrieben habe, kann ich mich an diese Person überhaupt nicht
mehr erinnern.
[5] Hinweis des Mitschneidenden bei der Securitate, die
alle Sendungen von RFE mitverfolgte. Fielen
Namen Oppositioneller, wurden diese kurz darauf verhaftet, verhört und oft auch
abgeurteilt und ins Gefängnis geworfen.
[6] Während ich noch
im Gefängnis war, ist es meinen Eltern, bevor sie im August 1979 Rumänien
verließen, noch gelungen, eine Abschrift meiner – und Erwin Ludwigs -
Verurteilung zu erlangen und dieses wichtige Dokument in den Westen zu
schmuggeln.
[7] Einige der
Passagen sind – aufgrund der in diesem
Fall sehr unleserlichen Handschrift – nicht genau entzifferbar.
[8] Das
Angebot des Radio-Senders RFE, noch mehrere Interviews aufzunehmen, ins Detail zu gehen, über die Einzelaktionen
während der dreijährigen Opposition zu berichten, über den Fluchtversuch an der
Donau, über U-Haft und Gefängnishaft und mehr, habe ich aus prinzipiellen Gründen abgelehnt, weil ich weder hetzen wollte, noch als
Propaganda-Mittel missbraucht werden wollte. Ich beschränkte mich seinerzeit darauf, in einem zweiten,
umfassenden und oft gesendeten Interview „über mein Leben“ mit RFE-Moderator Max Banus die einzelnen Etappen meines antikommunistischen
Widerstands näher zu beleuchten.
Auszug aus:
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