Freitag, 31. Dezember 2021

Das Geschrei um die deutsche Souveränität beim „Tiergartenmord“ in Berlin

Das Geschrei um die deutsche Souveränität beim „Tiergartenmord“ in Berlin

Neue Töne aus Berlin? Deutschlands Souveränität ist plötzlich ein Thema im Tiergartenmord, während noch vor einigen Jahrzenten die gleiche Souveränität kein Thema war, damals, als ich als antikommunistischer Dissident in den freien Westen kam und als politisch aktiver Menschenrechtler den Killerkommandos östlicher Geheimdienste schutzlos ausgeliefert war.

Wen kümmerte es damals, als der bulgarische Geheimdienst hier, in der freien Welt, Regimegegner mit vergifteten, speziell mit Rizinus präparierten Regenschirmspitzen zu Leibe rückte und am helllichten Tag mitten auf der Straße ermordete wie im billigen Kriminalroman?

Wen scherte es groß, als Top-Terrorist Carlos[1] vor den US-Radio-Sender Freies Europa seine Bombe hochgehen ließ – angeblich für ein 1 000 000-Dollar-Honorar von der rumänischen Securitate?

Wer schrie auf, später, nach Gorbatschow und noch vor Putin, seinerzeit, während Russlands Umbruch und Jelzins Regentschaft, als ein Oligarch nach dem anderen, auch hier, im westlichen Exil, liquidiert wurde?

Jetzt aber, wo es opportun scheint, entdeckt das säbelrasselnde Deutschland plötzlich seine Souveränität, während andere, die Ungarn etwa, aber auch die Polen, den Eindruck haben, dass dieses Deutschland die Souveränität anderer Europäer durchaus missachtet.

Wenn es politisch gewollt ist und wenn die entsprechenden Signale erfolgen, darf die – sonst politisch ausgebremste -Justiz plötzlich loslegen, verurteilen – und das auch noch in Berufung auf die Souveränität Deutschlands, die sonst kein Thema war.



[1] Nicht zufällig veröffentlichte ich vor einigen Tagen hier auf dem Blog Berichte über meine beiden Interviews bei RFE, die ich im November 1979 kurz nach meinem Eintreffen im Westen gab, exponiert, nicht anders als der bald darauf im Securitate-Auftrag von französischen Killern ermordete Gesprächspartner und Moderator Emil Georgescu.

Kein deutscher Politiker verwies seinerzeit auf die „Souveränität“ dieses Landes!

 

 

 


 

Carl Gibson, 

Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,

Naturfotograf, im August 2021





Mehr zu Carl Gibson, Autor,  (Vita, Bibliographie) hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)

(Das Wikipedia-Porträt Carl Gibsons in englischer Sprache)


https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/

 Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.



Copyright: Carl Gibson 2021.



 

 Zur Exponiertheit der Dissidenten vergleiche die Beiträge, die ich jüngst zu RFE veröffentlichte bzw.


 

Freie Fahrt für Verbrecher aller Art durch Europa? –

Mahnendes Sendschreiben an den Innenminister des Landes Baden-Württemberg vor dem Beitritt Rumäniens zur Europäische Union und Gedanken zum Sicherheit deutscher Staatsbürger nach der Umsetzung des Schengener Abkommens.



Wie ernst nimmt der deutsche Staat die Sicherheit seiner Bürger?

Ohne dass eine angemessene Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit stattgefunden hätte, wurden der gesamte Repressionsapparat der ehemaligen DDR, Staatssicherheit, NVA und die Kader der totalitären SED in das Staatsgefüge des wiedervereinten Deutschland übernommen.

Heute vor 10 Jahren, als der Beitritt der neuen EU-Staaten Rumänien und Bulgarien anstanden, ehemalige Hochburgen stalinistischer Kommunisten mit ebenso berüchtigten Geheimdiensten („Securitate“) wie Stasi und KGB, formulierte ich meine Bedenken in mehreren Schreiben an die Organe des Inneren in dieser Republik.

Was ich damals zu Protokoll gab, gilt essenziell auch heute, in einer Zeit , in welcher zahllose, unbekannte Flüchtlinge aus Syrien nach Deutschland kommen, Flüchtlinge die, bei Gott, nicht alle Opfer des Bürgerkriegs sind, sondern auch Angehörige der Geheimdienste des Nahen Ostens – mit mehr an Verbrechen und Kriegsverbrechen auf dem Kerbholz, als der ahnungslose Deutsche oder Europäer vermuten mag.

Syrien war – ebenso wie die DDR, die Sowjetunion, Rumänien und Bulgarien – eine finstere, brutale kommunistische Diktatur. Dürfen wir deren Hypothek jetzt naiv außer Acht lassen? Oder haben Deutsche und Europäer ein Recht auf Sicherheit, auf ein Leben in Freiheit – und ohne Angst?

Am 26.12.2006 schrieb ich folgendes:

 

An den Innenminister von BW                           EILT SEHR

Dr. Rech

Stuttgart

Telefax 07112315000

 

Anfrage des ehemaligen politischen Häftlings Carl Gibson, Mitbegründer der Freien Gewerkschaft rumänischer Arbeiter (SLOMR) – über Telefax

 

  1. Wie sicher sind Leib und Leben ehemaliger Bürgerrechtler aus Rumänien nach dem Beitritt des Staates zur EU?

 

  1. Haben Mitarbeiter des ehemaligen verbrecherischen Geheimdienstes Securitate bzw. der Nachfolgeorganisation SRI ab 2007 in Deutschland und in Europa freie Fahrt?

 

  1.  Wie ist die potentielle Gefährdung ehemaliger Bürgerrechtler aus Rumänien aktuell aus offizieller Sicht zu beurteilen?

 

Sehr geehrter Herr Dr. Rech.

sehr geehrte Damen und Damen,

 

als ehemaliger politischer Häftling, der in den Gefängnissen des  Geheimdienstes Securitate mehrfach gefoltert wurde, verfolge ich den Beitritt Rumäniens – den ich als Historiker und bewusster Europäer begrüße – mit Sorge.

 

Vor meiner Ausreise im Jahr 1979 wurde ich mehrfach mit Morddrohungen der Securitate für den Fall konfrontiert, dass ich weiterhin politisch aktiv sein werde.

Ich war bis zum Sturz der Diktatur im Exil politisch aktiv und habe eine völkerrechtliche Klage gegen das Regime in Bukarest zwischen 1982-1984 auf den Weg gebracht. (Dokumentation im Internet).

 

Durch den Beitritt Rumäniens zur EU – verbunden mit einer möglicher Freizügigkeit der Mitarbeiter der Nachfolgeorganisation SRI erhält meine Bedrohung eine neue Aktualität.

 

Hinzu kommt die Tatsache, dass ich im letzten Jahr ein Sachbuch verfasst habe, in welchem  die oppositionellen Ereignisse aus der Perspektive des Zeitzeugen dargestellt werden.

 

In dem Werk Symphonie der Freiheit, das im Jahr 2007 in einem spezialisierten Verlag erscheinen wird, schildere ich die Verhör- und Folterpraktiken der ehemaligen Securitate und nenne konkrete Namen von Personen, die an Folter beteiligt waren.

 

Große Sorge bereitet mir der Gedanke, dass Personen aus jenem Umfeld nunmehr uneingeschränkt in der Bundesrepublik reisen und agieren können.

 

Im Rahmen von Recherchen habe ich erfahren, dass Personen, deren Namen mit jenen ehemaliger Folterknechte identisch sind, bereits in die Bundesrepublik einreisten bzw. als unbescholtene Aussiedler Unterschlupf fanden.

Es ist ein Faktum, dass der Demokratisierungsprozess in Rumänien noch nicht weit fortgeschritten ist bzw. dass die dortige Gauck-Behörde nicht funktioniert. Der Geheimdienst SRI bestimmt nach wie vor, wer Einsicht in Archive erhält und ob eine solche Einsichtnahme den Interessen des Staates dient oder nicht.

 

Im Eintreten für Recht und Freiheit, speziell für Menschenrechte und gewerkschaftliche Freiheiten und im Widerstand gegen das repressive System einer Diktatur habe ich zwischen 1976 und 1989 mehrfach mein Leben riskiert.

 

Ich glaube, ein Anrecht auf Aufklärung des Sachverhaltes zu haben – sowohl für mich und für meine Familie sowie für andere Betroffene.

Da diese Thematik von allgemeinem öffentlichem Interesse sein dürfte, behalte ich mir vor, damit auch an die Öffentlichkeit zu gehen.

 

mit freundlichen Grüßen

 

Carl Gibson

 

Der vielbeschäftigte Minister hatte natürlich keine Zeit, um sich der Sache, die ich persönlich im Detail vortragen wollte anzunehmen. Der ausweichenden Antwort aus dem Ministerium folgte bald eine ähnlich blauäugige Stellungnahme aus dem Landratsamt der Region, mit dem gut gemeinten Rat, bei potenzieller Bedrohung sei des Volkes Freund und Helfer, die Polizei um die Ecke, zuständig.

 

An den Landrat des Main-Tauber-Kreises

 

 

Sehr geehrter Herr Denzer,

verbindlichen Dank für Ihr Schreiben vom 14 d. M.. Mit dem Hinweis, ich solle mich an die hiesige Polizeidienststelle wenden, kann ich mich jedoch nicht anfreunden. Geheimdienste klingeln nicht, bevor sie zuschlagen. (Siehe die aktuellen Morde.)

Mein MS Symphonie der Freiheit nennt Ross und Reiter. Wie Ihnen vielleicht bekannt sein dürfte, bestehen die Netzwerke der Securitate fort, wobei viele Mitarbeiter in der Wirtschaft untergetaucht sind.

Verzeihen Sie, wenn ich mich mit der Bagatellisierung einer aus meiner Sicht existentiellen Angelegenheit so nicht zufrieden geben kann. Ich werde andere politische Stellen informieren und die Öffentlichkeit suchen.

Neben dem Aspekt meiner persönlichen Sicherheit, sehe ich auch die Sicherheitsinteressen des Landes und des Bundes durch die gegebenen Entwicklungen tangiert. Mein potentielles Gespräch mit Minister Dr. Rech wäre eine Information aus erster Hand gewesen, da ich die Demokratisierungstendenzen in dem ehem. Ostblickstatt nach wie vor beobachte.

Ich ging davon aus, dass zumindest der Verfassungsschutz sich der Materie annimmt - oder ist es inzwischen selbstverständlich, dass die Folterknechte von Gestern jetzt mitten unter uns leben, ohne für ihre verbrecherischen Taten zur Rechenschaft gezogen zu werden?


Zu Ihrer Information: Ich wurde von einem Deutschstämmigen gefoltert, der heute vielleicht mit Ihnen Tür an Tür lebt.

Ich bitte darum, den Minister zu informieren.

Im Kommunismus war es üblich, Audienzen zu verweigern.

Ich habe bisher noch nie davon Gebrauch gemacht und auch noch nie an politischen Einfluss appelliert, obwohl mir zahlreiche politische Persönlichkeiten von Rang, unter ihnen Altkanzler Kohl und Altbundespräsident Herzog bzw. zahlreiche Mitglieder ihres damaligen Kabinetts persönlich bekannt sind.

Diesmal ging es mir um eine Sache, die wichtig ist und die ich deshalb nach 28 Jahren als Zeitzeuge beschrieben habe.


Eine Demokratie, glaube ich, sollte in der Lage sein, die zu schützen, die für sie und ihre Werte Jahrzehnte lang eintraten – und für deutsche Identität auch außerhalb der deutschen Grenzen.

 
Ich bitte dringend um eine differenziertere Stellungnahme,

mit freundlichen Grüßen

Carl Gibson

 


Sind die Akteure der berüchtigten kommunistischen Geheimdienste, die früher regimekritischen Bürgerrechtlern und Dissidenten im westlichen Exil mit Rizinus-Regenschirmen zu Leibe rückten inzwischen gezähmt, an die Kette gelegt oder agieren sie auch heute noch, ohne dass man es mitbekommt? Freie Fahrt für freie Bürger, führ die Wirtschaft … und für Verbrecher aller Art in gesamten Schengener Raum?

Das Ganze erinnert fatal an die Geschichte jener Wölfe, die man in einer unbewachten Schafherde untergebracht hat. Wen wundert es, wenn dann und wann ein Schaf verschwindet. Ein Kollateralschaden eben.

Wenn die Wölfe, die jetzt kommen, ihr Schafsfell ablegen, ihre Zähne zeigen und zuschlagen, werden die naiven Politiker feststellen, wen sie, über die Köpfe der Deutschen hinweg, in diesem Land aufgenommen haben.

 







Auszug aus: Carl Gibson, Vom Logos zum Mythos !? Die Herta Müller-Maskerade im Brenn-SPIEGEL der ZEIT-Kritik, Neue Folge



Germania-Statue, Niederwalddenkmal bei Rüdesheim an Rhein


Germania-Statue, Niederwalddenkmal bei Rüdesheim an Rhein, Detail.

(Fotos: Carl Gibson)



Mehr :


Neu, seit Januar 2015 im Buchhandel:

Carl Gibson,

Vom Logos zum Mythos !? Die Herta Müller-Maskerade im Brenn-SPIEGEL der ZEIT-Kritik 


Ein forcierter Nobelpreis für Literatur (2009)!?

Wie eine Hasspredigerin und Systemprofiteurin der Ceausescu-Diktatur deutsche Politiker hinters Licht führt und die Werte des christlichen Abendlandes auf den Kopf stellt!

Abschied von der Moral - Umwertung aller Werte!?

Zum aktuellen politischen Wandel im Land des aufwachenden Deutschen Michel:
Renaissance des Kommunismus, Wille zur Macht oder neues Biedermeier in Deutschland?



Was ist los in Deutschland? 

Verabschiedet sich das neue Deutschland nach der Wende von der Moral? 

Weshalb werden in Berlin Kommunisten mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt? 

Weshalb setzen sich deutsche Politiker rücksichtslos über die Wahrheit hinweg und segnen in fragwürdigen Ehrungen Lügen ab, ohne auf berechtigte Einsprüche und Bürgerprotest einzugehen? 

Fallen die Deutschen, saturiert, apolitisch unkritisch in die Welt des Biedermeier zurück, den Blick abwendend, wenn Unrecht geschieht, während sich so in politischer Arroganz eine neue Form des Willens zur Macht ausbildet? 

Carl Gibsons zunehmend politischer werdendes Aufklärungswerk geht weiter. 

Nachdem bereits in den drei im Jahr 2014 publizierten Kritiken zum Leben und Werk Herta Müllers argumentativ dargelegt und philologisch-komparatistisch im Detail nachgewiesen wurde, wie die umstrittene Nobelpreisträgerin für Literatur (2009) systematisch lügt, täuscht und plagiiert, fragt der Zeitkritiker Gibson nun nach den Hintermännern der forcierten Abläufe und inszenierten Maskeraden sowie nach dem Endzweck des – für die demokratische Kultur fatalen - Zusammenspiels von Medienwirtschaft und Politik auf Kosten von Ethos und traditionellen Werten. Wohin steuert dieses Deutschland, das die „Tugenden des Kommunismus“, das Lügen, das Täuschen und das Stehlen, der Ehrung wert findet? In den antidemokratischen Berlusconi-Staat der Machtzyniker? Oder fallen die wiedervereinten Deutschen ethisch blind und politisch kurzsichtig in die verlogene Welt des Kommunismus zurück?

Carl Gibson, Zeitkritiker, Historiker, Literaturwissenschaftler, Gründer und Leiter des „Instituts zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa“, lieferte mit seinen autobiographischen Aufklärungswerken „Symphonie der Freiheit“ (2008) und Allein in der Revolte“ (2013), verfasst aus der Insider-Perspektive eines verfolgten Dissidenten während der kommunistischen Diktatur in Rumänien, die realistischen Vorlagen für Herta Müllers Selbst-Inszenierung als Oppositionelle. Gibsons scharfe, seit 2009 weltweit rezipierte Herta Müller Kritik ist in der bundesdeutschen „Forschung“ noch nicht recht angekommen. Mehr zur Materie in den –in Deutschland noch boykottierten, inzwischen aber an den US-Eliten-Universitäten vorliegenden - Studien: „Die Zeit der Chamäleons. Kritisches zum Leben und Werk Herta Müllers aus ethischer Sicht, 2014, in: „Ohne Haftbefehl gehe ich nicht mit“ – Herta Müllers erlogenes Securitate-Folter-Martyrium, 2014 bzw. in: „Plagiat als Methode – Herta Müllers „konkreative“ Carl Gibson-Rezeption“. Diese Studien - teils mit umfassender Dokumentation - bilden eine Basis für die noch ausstehende „kritische“ Herta Müller-Monographie  sowie für die systematische Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Rumänien.

ISBN: 978-3-00-048502-2








Carl Gibson: 

Plagiat als Methode - Herta Müllers „konkreative“ Carl Gibson-Rezeption


Wo beginnt das literarische Plagiat? Zur Instrumentalisierung des Dissidenten-Testimoniums „Symphonie der Freiheit“ – 

Selbst-Apologie mit kritischen Argumenten, Daten und Fakten zur Kommunismus-Aufarbeitung 

sowie mit  kommentierten Securitate-Dokumenten zum politischen Widerstand in Rumänien während der Ceaușescu-Diktatur.


Rezeption - Inspiration - Plagiat!?








Herausgegeben vom Institut zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa, Bad Mergentheim. Seit dem 18. Juli auf dem Buchmarkt.
399 Seiten.


Publikationen des
Instituts zur Aufklärung und Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Europa,
Bad Mergentheim











Zur Geschichte des Kommunismus,
zu Totalitarismus
und zum Thema Menschenrechte





 Aktuell in der Presse:

Die Bücher von Carl Gibson - 

und aktuelle Veröffentlichungen (2014/15) 










Ein weiteres Werk aus der Feder des Zeitkritikers Carl Gibson



Wahrheit oder Lüge - Fiktion oder Faktion?

Ex-Regimegegner kämpft weiter. Carl Gibson kontra Herta Müller: "Vom Logos zum Mythos !?",


 Bericht der Tauber-Zeitung vom 21. Februar 2015




Der antikommunistische Bürgerrechtler Carl Gibson mit seinem neuen Werk 
zur "Herta Müller-Maskerade im Brenn-SPIEGEL der ZEIT-Kritik" 

und einer Kopie seiner Securitate-Opfer-Akte, 

eingesehen im Oktober 2010 bei der rumänischen Gauck-Behörde CNSAS in Bukarest



Seit Juli 2015 im Buchhandel:

Pressebericht: Hans-Peter Kuhnhäuser, in: 

Fränkische Nachrichten, 11. August 2015.

http://www.fnweb.de/region/main-tauber/bad-mergentheim/in-single-gesellschaft-standige-begleiter-1.2376562








Copyright © Carl Gibson 2015

 

https://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/8598-radio-im-kalten-krieg-kreuzzug-fuer.html


 

 

Staatsterrorismus und Killerkommandos

Oder Weshalb Bürgerrechtler, Dissidenten, Regimekritiker und kritische Journalisten manchmal im sicheren Westen exekutiert und liquidiert werden

 https://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/10563-akteneinsicht-in-bukarest-sichtweise.html

 https://www.rferl.org/a/Critics_Say_Closure_Of_RFE_BBC_Romanian_Broadcasts_Coming_Too_Soon/1183851.html

Beim Radio-Sender "Freies Europa" in München:

Emil Georgescu,  

der bald darauf von Securitate-Killern ermordete Moderator der Sendung „Rumänische Aktualität“

 im Gespräch mit dem - frisch ausgereisten - Dissidenten Carl Gibson im Herbst 1979

 


Dokumentation II:


Securitate-Zeit-Dokumente zur antikommunistischen Opposition.


„Ich freue mich, dass ich die Gelegenheit hatte, Sie heute als Gast in „Rumänische Aktualität“ zu haben und ich kann Ihnen nur sagen, dass ich Ihnen alles Gute wünsche für Ihr neues Leben hier in der Bundesrepublik Deutschland, ich kann Ihnen nur wünschen, dass Sie viel Erfolg haben und bestimmt … haben Sie hier alle Möglichkeiten, sich offen zu äußern, genau wie Sie denken.

Vor allem, Ihre Anwesenheit vor diesem Mikrofon, mit allem, was Sie gesagt haben, ist ein vollkommener Beweis der Meinungsfreiheit, welche Sie in Deutschland haben.“

Der von Securitate-Killern bald darauf ermordete[1] RFE-Moderator Emil Georgescu zu dem interviewten jungen Dissidenten Carl Gibson drei Wochen nach dessen Ankunft in der Bundesrepublik, München, November 1979.
 
Beim Radio-Sender "Freies Europa" in Müchen: Der bald darauf ermoderte Moderator der Sendung

„Rumänische Aktualität“ im gespräch mit dem grisch ausgereisten Dissidenten Carl Gibson im herbst 1979

 

1.       Bei RFE in München: Emil Georgescu interviewt Carl Gibson[2] in der Sendung „Rumänische Aktualität“ von Radio Freies Europa (RFE) am 5. November 1979.


Ins Deutsche übertragene Fassung einer mit geschnittenen Tonband-Fassung der Securitate in Temeschburg, der “Securitate-Opfer-Akte” Carl Gibsons entnommen. Dienst „T”, Einziges Exemplar, Nr. 336 12 Note = Die Aktivität des Radiosenders „Freies Europa“ betreffend, vom 05.11.79, 19.15 Uhr bei der Sendung „Rumänische Aktualität“ / C.N.S.A.S. 04 OCT 2010, DIREKTION ZENTRALARCHIV,

Kommentator Emil Georgescu[3].

Emil Georgescu: „Gehen wir jetzt zum nächsten Thema: Man hat uns oft erzählt, in unserem Programm, von der „Freien Gewerkschaft der Werktätigen“ aus Rumänien und ihren Mitgliedern. Einer von ihnen ist heute zu Gast bei „Rumänische Aktualität“. Herr Gibson kam letzte Woche aus Rumänien, er ist ein Deutscher, daher bitte ich, ihm den leichten deutschen Akzent mit dem er spricht, zu entschuldigen. Herr Gibson ist ein junger Mensch, er ist 20 Jahre alt, 1959 geboren und lebte nur unter dem kommunistischen Regime. Er war nie im Ausland, so dass niemand ihn wegen bürgerlicher Ressentiments verurteilen kann oder eines entsprechenden Einflusses von außerhalb. Vor allem, er war UTC-Mitglied (Union der Kommunistischen Jugend) und hat als Arbeiter in der Fabrik „1. Iunie“ in Temeswar gearbeitet.

Emil Georgescu: Herr Gibson, herzlich willkommen in den Studios der „Rumänische Aktualitäten“! Gleich die erste Frage, die ich Ihnen stelle, und zwar: Wie haben Sie von der Existenz der SLOMR („Freie Gewerkschaft der Werktätigen in Rumänien“) gehört und was hat sie dazu bewogen, sich dieser Gewerkschaft anzuschließen?

Carl Gibson: Ja, was normal ist, von der „Freien Gewerkschaft der Werktätigen Rumäniens“ habe ich über den Radiosender „Freies Europa“ erfahren. Da ich auch gleich erkannte, welcher Art diese Gewerkschaft ist, vor allem, dass sie wahrlich eine freie Gewerkschaft ist und genau meine humanen Ideen und Prinzipien widerspiegelt, habe ich mich gleich entschlossen, dieser Gewerkschaft beizutreten und meine Unterschrift zu denen der anderen Unterzeichner zu setzen. Wie ich vorgegangen bin? Ich habe zuerst ein Schreiben, natürlich mit Einschreiben und Übergabe, an Herrn Cana nach Bukarest geschickt. Wissend, dass dieses Schreiben in die Hände der Securitate gelangt, habe ich den Umschlag nicht mal verschlossen, aber unten, durch P.S. habe ich notiert, sollte dieses Schreiben seinen Bestimmungsort nicht erreichen, sei ich gezwungen persönlich dahin zu fahren. Natürlich wurde mein Schreiben „beschlagnahmt“ … und bei der Post hieß es dann später, der Brief sei verloren gegangen. Also war ich gezwungen, persönlich nach Bukarest zu fahren.

Emil Georgescu: Ging das Schreiben verloren, als es das Büro des Herrn General Taurescu, Kommandant der Securitate in Temeswar, erreichte?

Carl Gibson: Nun, warum die Securitate in Temeschburg mich nicht gleich verhörte: Weil vor Ort ein Konflikt entstanden war. Konkret: Die arabischen Studenten vor Ort prügelten sich mit den rumänischen Arbeitern in einer Diskothek in Temeschburg. Die Securitate war an diesen Tagen beschäftigt und konnte mich nicht befragen. Wobei, andere Freunde von mir, die eine ähnliche Korrespondenz geführt hatten, waren jedoch befragt worden. In jener Zeit bin ich nach Bukarest gefahren und versuchte Herrn Cana zu kontaktieren. Die Wohnung von Herrn Cana war gut überwacht, so dass ich zu einem seiner Mistreiter ging, zu Herrn Nicolae Dascalu, der jetzt in Haft sitzt. Ich weiß nicht, welche Anschuldigungen man gegen ihn erhebt, was man ihm unterstellt. In dem Fall aber hat man später im Verhör auch von mir verlangt, eine Erklärung gegen ihn abzugeben. Das habe ich nicht gemacht. Dort, bei Herrn Dascalu, habe ich mit mehreren Mitgliedern von SLOMR - Freie Gewerkschaft rumänischer Werktätiger Bukarest gesprochen und habe sie gebeten mich auch auf die Liste der Bukarester Gewerkschaft zu setzen, auch habe ich mich freiwillig dazu verpflichtet, auch in meiner Heimatstadt Temeschburg eine freie Gewerkschaft zu gründen. Von Bukarest zurückgekehrt, habe ich alle notwendigen Möglichkeiten geschaffen, um eine Gewerkschaft zu gründen, habe mit sehr vielen Freunden gesprochen, und viele waren einverstanden.

Emil Georgescu: Ungefähr wie viele, Herr Gibson?

Carl Gibson: Über 20 Personen waren einverstanden, ihre Unterschrift unter dieses noble Werk zu setzen, aber, noch mehr Menschen waren eingeschüchtert, verängstigt und hatten, praktisch nicht den Mut, dieses „Temeschburger Statut“ zu unterschreiben, welches nur wenige Artikel umfasste, nur jene, die für einen opportunen Kampf, einen Arbeiterkampf, für die Respektierung der Rechte der Arbeiter eintraten.

Wir haben diese freie Gewerkschaft dann auch gegründet. Sie existierte einige Tage. Dann wurde ich verhaftet, von mehreren Securitate Offizieren befragt, von denen ich speziell Hauptmann Pele von der Militärstaatsanwaltschaft erwähnen möchte, von dem ich, in den letzten 3 Jahren, mehr Prügel bekommen habe als ich zuhause Brot gegessen, ferner Herrn Major Topliceanu[4], und meinen langjährigen „Befrager“ seit Jahren, Herrn Oberstleutnant ISTRATE. Diese Leute haben mich über zwei Tage lang verhört, natürlich, gleichzeitig mit mir noch andere 20 Personen.

Emil Georgescu: Sie entschuldigen, wenn ich Sie unterbreche, Herr Gibson, Sie haben gesagt, dass diese Befrager haben Sie über Jahre Verhören unterzogen?

Carl Gibson: Ja.

Emil Georgescu: Weshalb?

Carl Gibson: Bereits vor drei Jahren, im Alter von 17 Jahren, war ich ein „Illoyaler“, ein „Unzuverlässiger“, ja ein „Renitenter“ wie ich das auch heute (in den Augen der Kommunisten) immer noch bin. Immer schon hatte ich den Mut, meine Ideen und Anschauungen frei zu äußern, und ich kann sagen, dass ich mich stets diskriminiert gefühlt habe, und, da politisch noch unreif, beantragte ich sogar „politisches Asyl“ in der Bundesrepublik Deutschland – von Rumänien aus, eine verrückte Sache…. (er unterbricht ihn.) (Unleserlich). (Auch hier wieder der Stempel von C.N.S.A.S vom 04 OCT 2010 – Direktion Zentralarchiv)

Emil Georgescu: (Unleserlich).

Carl Gibson: Ja. Damals (in der Sache „politisches Asyl“) hatte ich den ersten Kontakt mit der Securitate.

Und danach, im Frühling des Jahres 1977, kam die Menschenrechtsbewegung des Paul Goma.

Damals, im April, am 7., wurde ich verhaftet, vor der Wohnung von Herrn Paul Goma, und natürlich zur Polizei abgeführt, und wieder einem Verhör unterzogen, und wieder und wieder befragt. Im Herbst 1977 habe ich, vor dem Ministerium des Innern, eine Protestaktion veranstaltet, in der ich die Einhaltung der Menschenrechte und der von Herrn Ceauşescu unterschriebenen Erklärungen bei der Konferenz von Helsinki, einforderte.

Das war, praktisch, die tragischste Zeitspanne in meinem Leben. Auf eine barbarische, sadistische Art und Weise wurde ich verprügelt, entstellt, verunstaltet, misshandelt, vor allem wurde ich nicht wie ein Mensch behandelt. Aber man hat mir nicht den Prozess gemacht, ich wurde nicht angeklagt, sondern freigelassen, weil ich seinerzeit schon bei den Vereinten Nationen bekannt war, Tatsache, dass …

 (hier fehlen mir 2-3 Phrasen, wo ich das Band gewechselt)[5]… aber, danach kommt er wieder und sagt:

Der Zuwiderhandelnde hat in letzter Zeit seinen Arbeitsplatz verlassen, hat die Gründung einer Gruppe initiiert, die sich gegen die gesetzlichen Bestimmungen und Öffentliche Ordnung richtet, dadurch, dass zu dieser Gruppe 16 Personen aus dem Kreis Timis gewonnen werden konnten. Die Gründung dieser Gruppe, die durch ihr Verhalten anarchische Anschauungen aufweist, ist dem Prinzip des sozialistischen Zusammenlebens fremd. Durch dieses Verhalten, hat der Zuwiderhandelnde die Bestimmungen des Art. 1 Buchstabe „d“ aus dem Dekret 153/70, welches die Abweichungen von … Natur … bestraft, verletzt, ihm, als Folge, eine Strafe von 6 Monate Gefängnis aufzuerlegen.

Emil Georgescu: Ja, meine Herren und Damen, Herr Gibson hat einen Auszug aus dem Urteil[6] des Temeschburger Gerichtes Nr. 26 fg Dosar 3758 / 79 vorgelesen, Urteil unterschrieben von Richter Nicolai Busuioc.

Sicherlich, Herr Gibson, Sie sind kein Jurist, was ich Ihnen aber sagen kann, als ein Mensch, der 20 Jahre lang in Rumänien diesen Beruf (als Jurist und Staatsanwalt) ausgeübt hat, dieses Urteil ist nicht legal und auch unbegründet.

In erster Reihe ist es illegal, weil das Dekret 153/70, wie es auch in seiner Präambel steht, die Aufgabe hat, die Öffentliche Ordnung der Staatsbürger zu sichern.

Es wurde in einer Zeit beschlossen, als sich die Fälle von Alkoholismus, Randalieren häuften, manche prügelten sich in den Restaurants … als manche randalierten, manche selbst an ihrem Wohnsitz, durch dieses Verhalten die Öffentliche Ruhe störten. Um nach diesem Gesetz verurteilt zu werden, waren zwei Bedingungen notwendig: die erste, dass man nicht einer Arbeit nachging, was „die „Sozialschmarotzer“ (parasitäre Elemente) nannten, was bei Ihnen allerdings nicht der Fall war, weil Sie, wie ich aus dieser Bescheinigung ersehe, auf welche Sie auch hingewiesen, und welche wir hier vor uns haben, ausgestellt vom Unternehmen „Electrobanat“ aus Temeschburg Bahnhofstr. Nr. 1, Sie sich in Arbeit befanden. Und in zweiter Reihe: Sie haben mit nichts die Öffentliche Ruhe gestört, indem Sie einer Gewerkschaft beigetreten sind oder eigens eine gegründet haben, weil die Verfassung Rumäniens Ihnen das Recht zugesprochen, eine Gewerkschaft gründen zu dürfen! Das heißt, Sie haben keine illegale, unerlaubte Aktion unternommen, dass man Sie in das Dekret 153/70 einstufen hätte können.

Carl Gibson: Ja: Praktisch, mit dem Art. 27 aus der Verfassung der Sozialistischen Republik Rumänien hat unser Statut begonnen, und mit der ausdrücklichen Betonung, dass unsere Gewerkschaft legal ist und…

Was ich noch sagen wollte, dass Herr Richter Busuioc mich des „parasitären Denkens“ beschuldigte. Dieser Ausdruck ist mir so noch nie begegnet. Sie als Jurist, kennen Sie diesen?

Emil Georgescu: – Es gibt keinen juristischen Begriff über „parasitäres Denken“. Einen solchen gibt es nicht, weder als Denken noch als parasitäre Anschauung.

Der Ausdruck „parasitäre Anschauung“ erscheint zum ersten Mal in einem rumänischen Gesetz in diesem Dekret 153, ich wiederhole, beschlossen, um die Betrunkenen zu beruhigen und jene, die zu der Zeit randalierten, aber nicht für diejenigen, die forderten ein Recht zu respektieren, oder diejenigen, die ein Recht umsetzten, welches ihnen durch die Verfassung oder andere Gesetze zugesichert worden war.

Es ist offensichtlich, dass der zuständige Richter einen Fehler gemacht, in dem was er entschieden. Ich will ihn jetzt nicht verteidigen, aber, Sie müssen wissen, dass auch die anderen Mitglieder der Freien Gewerkschaft der Werktätigen aus Rumänien, welche in Bukarest verurteilt wurden, z. B. durch das Gericht aus dem Sektor 7, wurden nach diesem Dekret 153 verurteilt.

Überall haben sie Urteile erlitten, im Rahmen dieses Dekretes, was beweist: Die Anweisungen, die Mitglieder der Gewerkschaften diesem Gesetz zuzuordnen, kommt von oben, vom Justizministerium!

Vielleicht wissen Sie nicht, noch nicht so lange, vor einigen Tagen, wurde der Justizminister Constantin Statescu seines Amtes enthoben. Ich weiß nicht, ob auch für diese Anweisung, die er gegeben, das weiß ich nicht genau, aber, gewiss ist, er wurde aus seinem Amt entlassen! Vielleicht müssten alle Richter, die solche Urteile ausgesprochen, mal richtig nachdenken, vielleicht vor ihrem Gewissen als Staatsbürger, vielleicht vor ihrer juristischen Ausbildung, der Mentalität, vor Missachtung von Recht und Rechte welche sie haben, vor allem, ob sie, in erster Reihe, laut Gesetz gehandelt, weil jeder von ihnen, inklusiv Herr Busuioc aus Temeschburg, müssten ein wenig über diese Dinge mal nachdenken.

Carl Gibson: Ich dachte immer, dass ein Mensch, der seine Ausbildung an der Parteihochschule „Stefan Gheorghiu“ abgeschlossen, anders sprechen müsste.

Emil Georgescu: Ja, er hätte wissen müssen, dass es keine katholischen Sekte gibt, dass sie alle nur eine einzige Religion haben.

Carl Gibson: Zum Beispiel andere Aktionen, welche nicht[7]  (…) wie diese chauvinistischen Aktionen, sondern sehr nationalistische, das waren die Sendungen des Herrn Adrian Paunescu … und in diesen Sendungen der Vergöttlichung einer Person und in dem Personenkult, habe ich nichts anderes gesehen, als ein (Un-)Phänomen, welches in der ganzen Welt, von jedem rationalen Menschen, mit einem reifen politischen Denken, bekämpft wird.

Emil Georgescu: – Herr Gibson, gehen wir zum letzten Punkt unseres heutigen Interviews über, vielleicht werden wir noch andere Gelegenheiten[8] haben, vor unseren Zuhörern zu reden, und zwar, sagen Sie mir, wie Sie in die Bundesrepublik Deutschland gekommen sind.

Carl Gibson: Ja. Nachdem ich ins Gefängnis in Temeswar, Popa Sapca Str. 7, kam, dort meine Strafe verbüßte, welche sehr streng war, hat man mir einen „Pass ohne Staatsbürgerschaft“ gegeben … mit dem Recht Rumänien zu verlassen. Meine Eltern waren gezwungen worden, das Land, schon ungefähr drei Monate zuvor, zu verlassen. Und so bin ich am 15.10.79 vom Flughafen Otopeni aus gestartet und 2 Stunden und 20 Minuten später bin ich auf dem Flughafen in Frankfurt am Main gelandet.

Emil Georgescu: Verzeihen Sie mir, dass ich Sie frage, Herr Gibson, wenn all dies, was Sie mir heute erzählt haben, nicht vorgefallen wären, wenn es all diesen Ärger nicht gegeben hätte, den Sie seit dem 17. Lebensjahr schon hatten, wenn man Ihnen die Möglichkeiten gegeben hätte, dass Sie in Rumänien das sagen können, was Sie denken, hätten Sie dann Rumänien auch verlassen?

Carl Gibson: Niemals!

Ich wäre niemals aus Rumänien weggegangen, ich hatte dort sehr viele Freunde, praktisch hätte ich mir dort ein ziemlich gutes Leben gestalten können, natürlich unter einem anderen politischen Aspekt und unter einem anderen ökonomischen Aspekt.

Trotzdem freue ich mich, dass all diese Dinge so geschehen sind … und ich glaube, zu aktueller Stunde, ist es mir sehr bewusst, und wenn ich meine Situation mit denen der anderen, aus anderen Ländern vergleiche, sehe ich, dass es gut ist, wenn man Menschen kennt … Dinge, verschiedene politische Zustände, und dass du in einem bestimmten Augenblick sagen kannst, dass dir das schon bewusst.

Emil Georgescu: Ich freue mich, Herr Gibson, dass ich feststellen kann, dass ein Jugendlicher wie Sie, mit nur 20 Jahren, geboren und aufgewachsen unter dem kommunistischen Regime, so viel politische Reife wie Sie besitzt.


Die Securitate hört mit und schreibt mit, gelegentlich auch ziemlich unleserlich – Auszug aus dem Mitschnitt des RFE-Interviews Georgescu –Gibson, aus Carl Gibsons Securitate-Opfer-Akte.



Ich freue mich, dass ich die Gelegenheit hatte, Sie heute als Gast in „Rumänische Aktualität“ zu haben und ich kann Ihnen nur sagen, dass ich Ihnen alles Gute wünsche für Ihr neues Leben hier in der Bundesrepublik Deutschland, ich kann Ihnen nur wünschen, dass Sie viel Erfolg haben und bestimmt…haben Sie hier alle Möglichkeiten, sich offen zu äußern, genau wie Sie denken.

Vor allem, Ihre Anwesenheit vor diesem Mikrofon, mit allem, was Sie gesagt haben, ist ein vollkommener Beweis der Meinungsfreiheit, welche Sie in Deutschland haben.

Ich danke auch Ihnen, meine Damen, meine Herren, für die Aufmerksamkeit, die sie mir geschenkt haben, und mit diesem Interview schließe ich die „Aktualität Rumäniens“ von heute.“



[1] DER SPIEGEL berichtete seinerzeit von dem Terror-Akt. Vgl. dazu:
den Bericht zum Anschlag im SPIEGEL-Online vom 21.09.1981:

EXIL-RUMÄNEN. Der Tod klopft an die Tür

Emigranten aus Balkanländern leben im Westen gefährlich: Morddrohungen und Anschläge nehmen zu - jetzt auch gegen Rumänen. Als Dr. Emil Georgescu am 28. Juli um 7.45 Uhr zu seiner Tiefgarage in München-Haar hinunterstieg, um an seinen Arbeitsplatz am Englischen Garten zu fahren, trat ihm ein Mann in den Weg. Ehe der Redakteur von "Radio Freies Europa" flüchten konnte, stach der Unbekannte 25mal mit einem Messer auf ihn ein, stieß Frau Lydia, die auf die Schreie ihres Mannes im Morgenmantel herbeigeeilt, unsanft beiseite und flüchtete in einem blauen Renault 5 mit französischem Kennzeichen. Noch während sich Ärzte auf der Intensivstation um das Opfer bemühten, erkannte Frau Georgescu bei einer Gegenüberstellung im Polizeipräsidium den Messerstecher: Gerard Freddy Layani, 25.“ Unter: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14347161.html
Emil Georgescu starb bald darauf an den Folgen des Anschlags.
[2] Statt immer wieder und Jahr für Jahr ein Stück zu ihrem Lebenslauf dazu zu lügen und anzupassen, hätte auch Herta Müller im Jahr 1987 bei RFE verkünden können, was sie in Rumänen konkret erlebte, dass sie Morddrohungen erhielt, gefoltert wurde, etc. etc. – Das hat sie nicht getan! Ihre „Legende“ wuchs – wie in diesem Werk vielfach nachgewiesen -in drei Jahrzehnten, gesteigert bis hinein in die Sphären der Absurdität, die historische Wahrheit eklatant verfälschend!

[3] Auf diesenin rumänischen Dissidenten und Hörerkreisen sehr populären - Kommentator wurde, nicht lange nach diesem Interview, im Auftrag der Securitate ein brutaler, blutiger Anschlag verübt.

Emil Georgescu wurde niedergestochen und starb bald darauf an den Folgen der Messerstecher-Attacke, zu einem Zeitpunkt, als ich als Sprecher der Freien Gewerkschaft (SLOMR) von Genf aus über die CMT und die ILO der UNO die Regierung von Präsident und Partei-Chef Nicolae Ceausescu verklagte – wie der Fall Georgescu verdeutlicht: unter Lebensgefahr.
[4] Während ich die anderen Folterknechte der Securitate und deren niedere Schergen später sehr ausführlich beschrieben habe, kann ich mich an diese Person überhaupt nicht mehr erinnern.
[5] Hinweis des Mitschneidenden bei der Securitate, die alle Sendungen von RFE mitverfolgte. Fielen Namen Oppositioneller, wurden diese kurz darauf verhaftet, verhört und oft auch abgeurteilt und ins Gefängnis geworfen.
[6] Während ich noch im Gefängnis war, ist es meinen Eltern, bevor sie im August 1979 Rumänien verließen, noch gelungen, eine Abschrift meiner – und Erwin Ludwigs - Verurteilung zu erlangen und dieses wichtige Dokument in den Westen zu schmuggeln.
[7] Einige der Passagen sind – aufgrund der in diesem Fall sehr unleserlichen Handschrift – nicht genau entzifferbar.

[8] Das Angebot des Radio-Senders RFE, noch mehrere Interviews aufzunehmen, ins Detail zu gehen, über die Einzelaktionen während der dreijährigen Opposition zu berichten, über den Fluchtversuch an der Donau, über U-Haft und Gefängnishaft und mehr, habe ich aus prinzipiellen Gründen abgelehnt, weil ich weder hetzen wollte, noch als Propaganda-Mittel missbraucht werden wollte. Ich beschränkte mich seinerzeit darauf, in einem zweiten, umfassenden und oft gesendeten Interview „über mein Leben“ mit RFE-Moderator Max Banus die einzelnen Etappen meines antikommunistischen Widerstands näher zu beleuchten.




Auszug aus:



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