https://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/kultur/10563-akteneinsicht-in-bukarest-sichtweise.html
Die CNSAS in Bukarest:
Wasch mir den Pelz, doch mach mich nicht nass – "bleierne Zeit" der Mythen Oder Weshalb die Kommunismus-Aufarbeitung in Rumänien stillsteht, aber auch in Deutschland
Seinerzeit schüttelte ich den Kopf, als ich diesen – scheinbar dummen - Spruch zum ersten Mal vernahm. Und doch habe ich ihn mir in Gedanken oft wiederholt, denn er trifft das Phänomen, das Phänomen der Inkonsequenz und der allgegenwärtigen Heuchelei dahinter.
Man hat etwas erkannt, durchschaut – und doch fehlt die Kraft, die Konsequenzen daraus zu ziehen, Maßnahmen durchzuführen, die das korrigieren, was falsch lief. Bei der – inzwischen abgeschafften – Gauck-Behörde ist das so; noch eindeutiger aber bei der CNSAS in Bukarest, wo die Räder stillstehen und wo sich bei der Kommunismus-Aufarbeitung nicht viel tut, fast nichts, weil es – ähnlich wie in Deutschland – politisch und gesellschaftlich nicht gewollt ist.
Die Verstrickungen einzelner Akteure aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sind noch nicht aufgearbeitet, manches wird verdrängt, bleibt tabuisiert; also weshalb sollte man nach der „Noch-nicht-Bewältigung“ der braunen Diktatur Hitlers und der roten Lenins und Stalins nun die verbrecherische Geschichte der Kommunisten-Parteien im ehemaligen Ostblock angehen?
Im Jahr 2010 trat ich an, diesen - historisch wie politisch unbefriedigenden - Zustand über Aufklärung und Publizistik zu verändern: erreicht und bewirkt habe ich in zehn Jahre aktiver Publizistik fast nichts.
Was in dem eigens dafür gegründeten Institut[1] online und in Büchern publiziert wurde, ging ins Leere, wurde hauptsächlich passiv rezipiert, ohne dass es in der Forschung oder gesellschaftlich zu einer echten Debatte gekommen wäre.
Viele Gegenkräfte sind in Aktion und daran interessiert, dass die Aufklärung der kommunistischen Vergangenheit stockt, stagniert, in vielen Bereichen auf der Stelle tritt; denn es wurden bei der angestrebten Aufarbeitung doch grobe Fehler gemacht, die keiner heute verantworten will. Statt die historischen Wahrheiten herauszuarbeiten, wurden tatsächliche Ereignisse verdrängt; dabei wurde wissentlich „umgewertet“, die Welt wurde auf den Kopf gestellt, Mitläufer und aktive Kollaborateure der Diktaturen wurden als Helden gefeiert, als Aufrechte, Unbeugsame geehrt, während die realistischen Begebenheiten, Abläufe und Fakten – da unerwünscht - unbekannt blieben.
Die Folge dieser „bleiernen Zeit“ auf dem Gebiet der Kommunismusaufarbeitung in vielen Staaten Europas ist das Fortbestehen konstruierter Mythen, gepaart mit neuen Formen der Irreführung und Hetze, die sich – so, en passant – fast unaufdringlich über Belletristik und Spielfilm in die Welt schleichen und neues Unheil anrichten, weil das schon überwunden Geglaubte noch längst nicht überwunden ist.
Ein „einsamer Rufer in der Geisteswüste“ einer apathisch-lethargischen Gesellschaft kann aus seiner Ecke heraus und im Kampf gegen ein zynisches Machtsystem, das der Lüge das Wort redet, faktisch nicht ankommen – und doch muss er weiter schreiben, mahnen, wie es die echten Kämpfer gegen ihre Zeit immer schon taten, weil diese Wenigen, als das Salz der Erde, mit ihren Taten und Werken auf das Tun der Vielen verweisen, die sich eigennützig und überall auf die Seite des Etablierten schlagen und so damit dazu beitragen, dass die Lügen weiter wuchern und Wahrheiten unter dem Teppich bleiben wie der Dreck, den man dort versteckt.
[1] Das als Blog besteht und als Herausgeber meiner Studien zur Sache fungiert. Da die eigentlichen Aufgaben eines Philosophen, aber auch eines politisch-historisch ausgerichteten Schriftstellers nicht darin bestehen, ausschließlich Vergangenheitsbewältigung zu betreiben, wollte ich bereits vor Jahren dieses Institut zwecks Weiterführung in meinem Sinne in andere Hände übergeben. Ein geeigneter Nachfolger für die Vielarbeit ohne Lohn hat sich jedoch noch nicht gefunden.
Vgl. auch:
In der "Höhle des Löwen" - Bukarest (2010) zwischen Pflicht und Kür im Intermezzo mit einer Herta Müller-Lesung
Nach mehr als 30 Jahren!
Die marxistisch- leninistische Hochschule "Stefan Gheorghiu" -
Karriere machen wollte, musste hier studiert haben.
Davor: "Der Löwe"!
In dem kommunistisch-nationalistischen Hymnus "Pui de lei" werden die Rumänen
als "Junge Löwen" glorifiziert, die, aus dem Fels gebrochen, überall wachsen und gedeihen -
vivat, crescat, floreat!?
nicht sehr weit entfernt …. „Cartierul Primaverii“, das „Stadtviertel des Frühlings“,
wo Ceausescu und sein Clan lebten
und wo heute immer noch die Bonzen hausen,
die Nomenklatura der Neuzeit, Wölfe im Schafsfell, Wendehälse und Chamäleons aller Art, Demagogen der Sonderklasse, oft als lupenreine Demokraten kaschiert.
In der "Höhle des Löwen" -
Bukarest zwischen Pflicht und Kür im Intermezzo mit einer Herta Müller- Lesung
Nach mehr als 30 Jahren!
Wer in einem Land entwürdigt, gedemütigt, misshandelt, gefoltert und ohne Grund in ein Gefängnis geworfen wurde, der wird es sich gut überlegen, ob er sich noch einmal exponiert, ob er noch einmal die schwer errungene "Freiheit" aufs Spiel setzt, sich in Gefahr begibt und riskiert, aufs Neue "alles" zu verlieren.
Die anschließende Fahrt zur CNSAS in die "Höhle des Löwen" nach Bukarest, an den Ort,
wo ich mehrfach verhaftet, verprügelt, gedemütigt worden war?
Ein kluger Kopf begibt sich nicht ohne Grund in die Höhle des Löwen,
wenn er denn Äsops Fabel gelesen und die Botschaft auch verstanden hat?
Der "Horror-Trip" in das "Land aller Möglichkeiten", Rumänien, das auch heute noch ein von Polizei durchsetzter Staat ist, begann mit einer ersten Polizei-Kontrolle und dem Ruf nach einer "Vignette".
Das moderne Wegelagerertum der Weststaaten,
ausgerichtet, den Autofahrer überall zur Kasse zu bitten und zu melken, wo es nur geht (Maut, Toll!!!) via "Vignette"
hat nun auch den EU-Staat Rumänien erreicht. Abkassieren ist angesagt in Zeiten knapper Kassen.
Wer keine Vignette hat, riskiert sehr hohe Geldstrafen.
Dann fuhren wir in eine der zahlreichen Radar-Falle!
Der Dorfpolizist in Traian Vuia auf dem Weg vom Banat nach Siebenbürgen wollte gleich den Wagen stilllegen, nachdem wir die "Grüne Versicherungskarte" nicht auf Anhieb finden konnten, die in einem EU-Land nicht einmal benötigt wird, oder?
Ein Horrorszenario - mit Angstschweiß und viel Adrenalin!
Was hätten wir getan in der Einöde vor Transsylvanien "ohne Auto"?
Mit "Furcht und Zittern" ging es weiter,
durch Roma-Siedlungen bei Tirgoviste und neue Polizei-Kontrollen, bis nach Bukarest in das alte "Miliz- Ghetto" im Umfeld der Matei Basarab-Straße.
In dieser Stress-Konstellation erlebte ich Bukarest - nach mehr als 30 Jahren!
Es wurde ein Deja- Vu mit hoher emotionaler Belastung!
Trotzdem begaben wir uns auf Spurensuche - ich wollte die Stellen sehen,
damals als einige meiner deutschen Landsleute noch hier an der
Partei-Kaderschmiede "Stefan Gheorghiu" studierten.
- ihren Opportunismus von einst, als sie noch mit den "roten Wölfen" heulten,
haben sie längst verdrängt, ja vergessen.
die Aufrechten des Widerstands gegen die Diktatur, als Helfershelfer der Securitate und als "nützliche Idioten",
was in der Ceausescu-Diktatur Alltag war.
In dem kommunistisch-nationalistischen Hymnus "Pui de lei" werden die Rumänen
als "Junge Löwen" glorifiziert, die, aus dem Fels gebrochen, überall wachsen und gedeihen -
vivat, crescat, floreat!?
nicht sehr weit entfernt …. „Cartierul Primaverii“, das „Stadtviertel des Frühlings“,
wo Ceausescu und sein Clan lebten
und wo heute immer noch die Bonzen hausen,
die Nomenklatura der Neuzeit, Wölfe im Schafsfell, Wendehälse und Chamäleons aller Art, Demagogen der Sonderklasse, oft als lupenreine Demokraten kaschiert.
und der Pawlowsche Hund auf der Straße,
der fügsam den Schweif absenkt und nach dem Knochen schnappt,
den man ihm gnädig zuwirft – für gute Dienste!
Carl Gibson,
Natur- und Lebensphilosoph, ethisch ausgerichteter Zeitkritiker,
Naturfotograf, im August 2021
Mehr zu Carl Gibson, Autor, (Vita, Bibliographie) hier:
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://de.zxc.wiki/wiki/Carl_Gibson_(Autor)
https://www.worldcat.org/identities/lccn-nr90-12249/
Bücher von Carl Gibson, zum Teil noch lieferbar.
Copyright: Carl Gibson 2021.
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