Er ziert die Uniform der Krieger, die heute noch als nationale
Helden über die Leinwand huschen – illustre Namen: Bismarck, der
Reichskanzler, Feldherr Moltke, Feldmarschall Rommel, Hitlers Lieblingssoldat,
Jagdflieger Göring, schließlich Ernst Jünger, der Stoßtruppführer – sie
alle erwarben die besondere Auszeichnung Friedrichs des Großen für
herausragende Leistungen im Dienst am Vaterland, für kriegerische Taten,
Tapferkeit und Leistungen, kurz für echte Meriten, die – wie es der Fall
Voltaire unterstreicht - es auch auf nichtmilitärischem Gebiet, im Bereich von
Geist, Kunst und Wissenschaft geben kann.
Die Konsequenz aus dieser erhellenden Erkenntnis – das ist die
- nach Preußens Untergang - abgewandelte Form der Auszeichnung, der „Pour le
Mérite für Wissenschaft und Kunst“, ein Orden, der auch an weniger illustre
Charaktere der Zeit vergeben wird … und - in einer einmaligen Entgleisung -
auch der moralisch fragwürdigen Herta Müller zuerkannt wurde.
Wo liegen die eigentlichen Meriten dieser Person,
der man die Unbeugsamkeit, ja, selbst den Charakter angedichtet hat?
Kann sie besser lügen als andere aus der
schreibenden Zunft, die auch lügen?
Kann sie besser stehlen als andere Schriftsteller
Deutschlands, die auch plagiieren und fremdes Geistesgut als eigene Kreation
ausgeben und lukrativ vermarkten?
Kann diese Hasspredigerin in obskurer Mission besser
hetzen als andere Propagandisten an kaltkriegerischer Front?
In meinem wenig geliebten 1000-Seiten-Opus „Symphonie der
Freiheit“, aus dem Herta Müller abgekupfert hat, existiert ein Kapitel
unter der richtungweisenden Überschrift „Pour le Mérite“ - mit Passagen, in
welchen loyale Parteisoldaten der Ceausescu-Diktatur, die sich Schriftseller
deutscher Zunge nennen, vom großen Bruder, von der Kommunistischen Partei, die
ihnen angeblich zustehenden Privilegien einfordern – mit Stern“
Möglicherweise inspirierte das die Entscheidungsträger, die
heute in Deutschland über die Vergabe der Auszeichnung „Pour le Mérite für
Wissenschaft und Kunst“ bestimmen, die Hasspredigerin aus dem Banat auch
damit zu ehren, vielleicht, weil sie das Deutschtum recht bekämpft und mein
geliebtes Deutschland in den Dreck gezogen hat.
Vgl. auch:
Die
"Aktionsgruppe Banat", Herta Müller und ihr merkwürdiges Verhältnis zur
Rumänischen Kommunistischen Partei des Diktators Nicolae Ceausescu
- Leseprobe, aus Carl Gibson, Symphonie der Freiheit
Leseprobe, aus Carl Gibson, Symphonie der Freiheit
Aktionsgruppe ohne Aktion!
Literarische Dissidenz, Solidarität und Moral im Fall William Totok -
Zwischen geistiger Opposition und loyaler Kritik?
Das
Phänomen ist bekannt. Wenn die Schlachten geschlagen sind und die
Sieger feststehen, will jeder auf der Siegerseite sein. Nach dem
Zusammenbruch des Nationalsozialismus im Deutschen Reich waren Millionen
von NSDAP-Mitgliedern auf einmal nur noch unfreiwillige Mitläufer
- und diejenigen, die einst die Straßenseite wechselten, um nicht einen
Angehörigen exekutierter Widerstandskämpfer grüßen zu müssen,
entpuppten sich selbst als Kombattanten der Alten Ordnung, als redliche
Bürger und als Urdemokraten von Anfang an.
In postrevolutionären Rumänien, wo der erste Führer-Lobhudler im Staat postwendend gleich zum ersten Dissidenten in Land avancieren wollte,
war es nicht viel anders, nicht weniger grotesk - und genauso
heuchlerisch oder, milder ausgedrückt, so allzumenschlich wie sonst wo.
Die Feiglinge von heute hatten viel Verständnis für die Feigheiten von
gestern. Und weil sie gerne Helden gewesen wären, damals, als es
gefährlich war, ein Kämpfer zu sein, wollen sie sich wenigstens heute zu
Helden erheben, in vollendeter Selbstmythisierung, wenn es sein muss.
Die Welt will betrogen werden! Also helfen wir ihr dabei, den Schein des
Scheins aufrecht zu erhalten. Ungeniert wie Păunescu, Tudor und andere
ihres Schlages …“
Wer
war in Rumänien ein Dissident? Wer opponierte wirklich? Und reicht es
schon, einem Anwerbeversuch der Securitate widerstanden zu haben - wie
Herta Müller nach eigenen Angaben -um als Widerstandskämpfer zu gelten?
Dann hätte es viele Dissidenten gegeben im sozialistischen Rumänien des
Diktators Ceauşescu!
Die
Wirklichkeit sieht anders aus. Mit der Lupe hätte man sie suchen
können, die Oppositionellen im Land - und wäre kaum fündig geworden. Und
die Andersdenkenden unter den Literaten und Künstlern? Da wäre ein
Elektronenmikroskop angebracht gewesen, denn so gering war ihre Präsenz
im 22 Millionen-Einwohner-Staat!
Als
ich seinerzeit im Jahr 1977 in Temeschburg unter den Intellektuellen
vor Ort nach geistigen Allianzen suchte, fand ich wenig oppositionelles
Potential vor. Und selbst viele Jahre danach, in der analytischen
Rückschau, wurde es nicht besser. Wirkliche Dissidenten unter den
Kunstschaffenden damals blieben die Ausnahme. Und unter den Kreativen
deutscher Zunge war die Situation noch enttäuschender, ja fast nicht
existent, wenn man von seltenen Ausnahme-Charakteren absieht, die
bekanntlich die Regel bestätigen. Die Details der damaligen Situation,
die noch viel Raum für wissenschaftliche Aufarbeitung bietet, beschreibe
ich in Gegen den Strom. Die folgenden Kapitel daraus repräsentieren einen essentiellen Auszug, der auch das Verhältnis zu den rumänischsprachigen Autoren und Dissidenten markiert sowie Unterschiede hervorhebt.
Als
ich seinerzeit - wie Herakles am Scheideweg angekommen - dabei war,
meine künftige Positionsbestimmung vorzunehmen, festigte sich die
Gewissheit, dass ich im weitläufigen Bekanntenkreis linksorientierter
Literaturschaffender keine politische Heimat würde finden können. Die
meisten unter ihnen wollten primär nur Künstler
sein, Poeten, Schriftsteller, während ich nach gesellschaftskritischen
Charakteren, nach politisch denkenden Oppositionellen und nach
potentiellen Widerständlern Ausschau hielt. Darüber hinaus war meine
Absetzung von der selbstapostrophierten Avantgarde, die sich aus
historischer Sicht und vor allem aus politischer Sicht als nichtrepräsentative Minderheit in einer Minderheit
verstand, neben ethischen Kriterien und literaturästhetischen Faktoren
von weltanschaulichen Überzeugungen bestimmt, die eindeutig antikommunistischerNatur waren.
Systemimmanente Kritik
zu akzeptieren, Anregungsvorschläge aus der Partei, das System selbst
zu reformieren, fiel mir 1977/78 sehr schwer, weil ich das kommunistische System selbst weder für verbesserungswürdig, noch für verbesserungsfähig
hielt. Der Geschichtsverlauf seit der Oktoberrevolution, in welchem ein
totalitäres Regierungssystem in vielen Staaten zum Durchbruch gelangte,
sprach dagegen. Im real existierenden Sozialismus sah ich nur die
gescheiterte Utopie. Nach meiner damaligen Einschätzung waren die
linksorientierten Poeten vor Ort, die, wenn überhaupt, nur sehr zaghaft
aufmuckten, keine Dissidentenim eigentlichen Sinne des Wortes - bis auf einen vielleicht. Und
nach meinem Empfinden hatten sie bis zu einem gewissen Grad auch
moralisch versagt, weil sie den Kommunismus nicht nur als gottgegeben
hinnahmen, sondern ihn sogar begrüßten, der Partei zujubelten, sich mit
ihr arrangierten und sogar paktierten, um ihre Zwecke, Studium und
Publikationen, zu erreichen - und weil sie die verlogene Weltanschauung
über ihr Handeln, ja dort, wo es darauf ankam, durch ihr Nichthandeln
fast bis zuletzt billigend stützten.
Damals
urteilte ich - wie im Fall Berwanger deutlich wurde - aus der
radikalisierten, kompromisslosen Sicht des Einzelkämpfers, der
konsequent seinen Weg geht, vom Idealismus getragen, geradeaus, auch
wenn dieser in den Untergang führen sollte. Für rein existentielles
Verhalten hatte noch ich keinen Sinn - bis zu dem Zeitpunkt, wo mir
diese Haltung fast zum Verhängnis geworden wäre. Wie gestaltete sich die
konkrete und geistige Situation damals in Temeschburg?
Nach mehreren Jahren argwöhnischer Beobachtung hatte der Sicherheitsdienst in der Stadt an der Bega die so genannte Aktionsgruppe Banat
1975 schließlich verboten und aufgelöst - nachdem einige ihrer
Mitglieder, unter ihnen auch mein dichtender Nachbar Gerhard Ortinau,
zeitweise verhaftet und mehrtägigen Verhören unterzogen worden waren.
Die vermeintlich liberalen Vorgaben des Staates, über alle Themen des täglichen Lebens kritisch berichten zu sollen,
von rumänischen Intellektuellen ebenso missverstanden wie von
Angehörigen der Minderheiten, waren wohl aus dem Ruder gelaufen und
hatten sich selbstständig gemacht. Gegen die verhafteten Linken, die in
ihrer Überzeugung und inneren Wahrhaftigkeit vielleicht wirklich linker
waren, als es der Staat erlaubte, wurde der plakative Vorwurf erhoben,
sie hätten faschistische Literatur verbreitet, nachdem die Securitate
bei William Totok ein Exemplar von Hitlers Mein Kampf gefunden
hatte, vermutlich ein Propagandarelikt aus der Vorkriegszeit, das die
massenhafte Bücherverbrennung im Backofen vor dem Zusammenbruch des
Dritten Reiches überstanden hatte.
Im Anschluss an einen einwöchigen Aufenthalt im Untersuchungsgefängnis der Securitate in Temeschburg mit ausführlichen Vernehmungen waren dann Richard Wagner, der Spiritus rector der Aktionsgruppe, mein poetischer Nachbar Gerhard Ortinauund der landesweit ausgewiesene Literaturkritiker Gerhard Csejka wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Die gegen diese Vierergruppe erhobenen Vorwürfe, unter anderem ein ihnen unterstellter illegaler Grenzübertrittsversuch, die sich als weitgehend absurd erwiesen hatten, waren im Vorfeld fallen gelassen worden.
William Totok
hingegen, gegen den anderes Geschütz aufgefahren worden war, blieb
weiterhin in Untersuchungshaft, teils im Securitate-Bau, teils im
Gefängnis in der Popa Sapca-Straße, ganze acht Monate lang, bis er
aufgrund eines aufklärenden Berichtes der französischen Zeitung Le Monde freikam. In dieser Zeit bemühte sich der Securitate-Apparat in Temeschburg darum, William Totok, der einige zeitkritische Gedichte verfasst und in den Westen geschmuggelte hatte, antisozialistische Propaganda vorzuwerfen.
Hauptmann
Petru Pele, der Basilisk persönlich, hatte es auf ihn abgesehen,
unterstützt von wem? Vom Krokodil natürlich, vom gutmütigen Köppe, der
William Totok bereits seit dem Militärdienst im Visier hatte. Der
triviale Vorwurf, das Bewusstsein der Leser vergiften zu wollen, der in
der gleichen Art schon früher gegen jene fünf Siebenbürger
Schriftsteller vor Gericht erhoben worden war, stand nach weiteren
sechzehn Jahren sozialistischen Gesellschaftsaufbaus wieder im Raum; zu
einem Zeitpunkt, als die scheinbar etwas liberaler gewordene Republik
ihr früheres Unrecht bereits eingesehen und die sächsischen
Schriftsteller nach mehrjähriger Haft begnadigt und rehabilitiert hatte.
Nach
dem gleichen Schema wie damals, als Kollegen gegen Kollegen aussagten,
sollten auch diesmal systemloyale Gutachter aus dem akademischen Umfeld
der Universität Temeschburg zum subversiven Charakter der Dichtungen Stellung nehmen. Der Staat fürchtete Kritik, selbst die Kritik von links, eben weil er starr und nicht reformierbar war. William
Totok, wurde, repräsentativ für die moderaten Kritiker und vielleicht
auch zur Abschreckung anderer lyrischer Rebellen, ins Gefängnis geworfen
und dort ohne Urteil acht Monate festgehalten, allein auf den Verdacht gestützt, er hätte sozialismusfeindliche Literatur produziert.
Die
beiden anderen Studienkollegen, Wagner und Ortinau, aber kamen recht
glimpflich davon. Weshalb, fragte man mich damals in der Szene. Wie
hatten sie es geschafft, so schnell freizukommen? Wogen ihre
literarischen Vergehen weniger schwer als Williams Totoks Poesie?
Das
war ein kaum zu durchschauendes Geflecht, eine labyrinthische
Angelegenheit, die für Außenstehende damals noch nicht zu entwirren war.
Die Securitate, das wusste ich aus eigener Erfahrung, war nicht immer
kalkulierbar - und nicht alle ihre Handlungen waren logisch
nachvollziehbar. Gerhard hatte mir in unseren nächtlichen Gesprächen
zwar einiges angedeutet; doch erst als ich nach vielen Jahren William
Totoks Erinnerungen in der Hand hielt, jene Zwänge der Erinnerung, 1988, nach seiner Ausreise, in Deutschland erschienen, sah ich die Dinge etwas klarer.
Selbst
heute sind die damaligen Entwicklungen nur zum Teil aufgeklärt, weil
immer noch viele Dokumente unter Verschluss stehen und die Securitate –
anscheinend unter dem neuen Namen SRI wieder auferstanden und
quicklebendig – auch heute noch nach eigenem Ermessen selbst zu
bestimmen scheint, wer in ihre früheren Dossiers Einsicht nehmen darf
und wer nicht. Einige sonderbare Verhaltensweisen deuten darauf hin, die
CNSAS, die dortige Gauck-Behörde, sei eine Institution, die
offensichtlich mehr verstecke, als sie offen lege und aufkläre. Nur was
war damals wirklich los?
Weshalb
musste William Totok, wohl der einzige Poet des Kreises mit einem
wirklichen Sinn für politische Veränderung über aktive Opposition und
Dissidenz, für alle büßen als armer Sünder am Pranger? Mangelte es im Freundeskreis der Gruppean
zwischenmenschlicher und geistiger Solidarität? Hatten die Freunde den
in Not geratenen Mitstreiter hängen lassen oder gar belasten müssen?
Hatte man sie ausgequetscht, mit Drohungen überhäuft und dann erpresst
nach der alten Securitate-Vorgehensweise aus dem stalinistischen
Lehrbuch? Oder gab es überhaupt keine Möglichkeit, dem Bedrängten
irgendwie zu helfen?
William Totok hatte, wie wir es inzwischen aus Wagners Gesprächen wissen, tatsächlich provokative Lyrik in den Westen geschickt, was allerdings nicht explizit verboten war. Hatte er mit seiner Aktionindividueller und fahrlässiger agiert als andere Mitglieder der Aktions-Gruppe,
die sich strenger und präziser an die selbst definierten, mündlich
untereinander abgesprochenen Regeln und Statuten gehalten hatten? Und
was besagten diese Regeln der Festelegung und Selbstkastration? Wozu
noch aktiv als Aktionsgruppe ein
Weltverbesserertum anstreben, wenn man sich selbst den Maulkorb anlegt
und sich selbst beschneidet? In freiwilliger Selbstzensur! In servilem,
vorauseilendem Gehorsam? Aber ja, der Begriff Aktionsgruppe war schließlich von außen an den losen Freundeskreis herangetragen worden – als hermeneutischer Begriff –und war somit nicht Programm!
Wagner
hat inzwischen vieles eingesehen, eindeutig Stellung bezogen und etwas
reumütig Näheres zu dem unerquicklichen Ereignis von damals ausgesagt.
In einem Gespräch mit dem Literaturhistoriker Stefan Sienerth vom IKGS,
das dieser in den 1997 erschienenen und gerade neu aufgelegten Band Dass ich in diesen Raum hinein geboren wurde. Gespräche mit deutschen Schriftstellern aus Südeuropa aufnahm, betont Wagner im damals schon heißgeliebten, doch kaum praktizierten Klartext: Unsere
Entlassung damals nach einer Woche Untersuchungshaft war eine Blamage
für die Securitate. Das war der Hauptgrund, warum sie sich auf William
Totok konzentrierten, ihn dann wenigstens stellvertretend bestrafen
wollten. Dazu muss noch gesagt werden, dass wir, die anderen, ich
selber, uns zu unserem Kollegen nicht solidarisch verhalten haben. Wir
haben ihn fallenlassen. Wir waren auf die Situation nicht vorbereitet.
Totok war angreifbarer als die anderen aus der Gruppe, auch weil er sich
nicht an die Grupperegeln gehalten hatte. Hinter formalen Gründen regt sich ein Gewissen.Gruppenregeln? Wie vertragen sich diese Selbstbeschränkungen mit dem freien Willen freier Individuen?
Dann
aber formuliert Wagner den essentiellen Satz, der auch für die ideelle
Beurteilung und Interpretation seiner Werke aus jener Zeit
richtungsweisend sein dürfte: Wir strebten keine Dissidenz an, sondern eine Art loyaler Kritik.
Zuerst
kam das Literarische. Das war bei ihm nicht so. Er schickte
beispielsweise unveröffentlichte Gedichte in den Westen, wobei es einen
gegenteiligen Beschluss in der Gruppe gab. Ich erfuhr davon beim Verhör.
Und wollte damit auch nichts zu tun haben. Damit zeigte sich die
Befangenheit in der eigenen Perspektive. Ich wollte nicht ausreisen und
wollte auch kein verbotener Autor sein. Hätte ich zu Totok gestanden,
wäre ich 1975 ein Dissident geworden und wäre mit ein paar Gedichten im
Kopf nach Frankfurt am Main gekommen. Wollte ich aber nicht. Soweit Wagner im Rückblick.
Aus meiner Sicht war der Satz: Wir strebten keine Dissidenz an, sondern eine Art loyaler Kritik,dessen
ungeistige Botschaft mich leitmotivisch verfolgte wie eine böse
Schimäre, eine schlichte Katastrophe! Eine geistig-moralische
Bankrotterklärung! Denn
dahinter stand die indirekt passive, doch faktische Anerkennung des
Status quo und einer illegitim an die Macht gelangten Partei, deren
Wesen autoritär, ja sogar totalitär war, selbst nach der finsteren Zeit
des Stalinismus!
Viele Mitläufer, Historiker, Literaten, Journalisten, fast alle in irgend einer Führungsposition, haben diese später als verbrecherisch gebrandmarkte und moralisch verurteilte Partei praktisch anerkannt, gebilligt, geduldet, nur um den eigenen Weg des Kompromissesgehen zu können, um Karriere zu machen und im Rahmen des Systems gut zu leben!
Wagners
fataler Satz ist ein spätes partielles Schuldeingeständnis und auch
eine Selbstapologie. Aber er ist immerhin aufrichtig!
Ähnliches hatte ich nach der verheerenden Wirkung von Niederungen auch
aus dem Munde Herta Müllers erwartet, zumal sich ihre Angriffe gegen
die übel bedrängten und geschwächten Landsleute richteten - und nicht
gegen den Großen Bruder, um dessen Schutz sie sogar noch anhalten
sollte! Doch da kam nichts, was auch nur den Hauch von Einsicht,
Bedauern oder gar eine Entschuldigung für eigenes Fehlverhalten hätte erkennen lassen!
Die
Securitate frohlockte. Kommunikative Missverständnisse untereinander
nutzte sie gnadenlos aus. Offenbar war es der Securitate damals
gelungen, einen Keil in die Gruppe
zu treiben und ihre Mitglieder zu spalten und voneinander zu isolieren.
Nur: Wie kann eine Welt der Angst, des Terrors und der omnipotenten und
allpräsenten Heuchelei letztendlich mit einer Art loyaler Kritik verändert werden?
Und wie kann man eigentlich politisch denken wollen und zugleich apolitisch schreiben? Ich
konnte so etwas nicht! Weder damals noch heute! Heldentum und
Märtyrertum waren nicht einzufordern; das wusste ich längst. Doch man
hätte auch schweigen können - oder nichts veröffentlichen! So handelte
ich damals - dafür galt ich nicht als Dichter!
William
Totok, der erst im Jahr 1987 kurz vor dem Zusammenbruch des Kommunismus
in Rumänien nach Westberlin ging, zu einem Zeitpunkt, als alle anderen
schon gegangen waren, ist seinen weltanschaulichen Überzeugungen treu
geblieben. Als leidenschaftlicher Linker von Anfang an und militanter
Antifaschist bemüht er sich auch heute noch, der historischen Wahrheit
zum Durchbruch zu verhelfen. Zwischen Deutschland und Rumänien hin und
her pendelnd und im kontinuierlichen Dialog mit Zeitzeugen sowie
politischen Akteuren der Gegenwart ist Totok bestrebt, dort
Aufklärungsarbeit zu leisten, wo sie dringend notwendig ist - als Autor
und Publizist hier im Westen und dort im neuen EU-Staat Rumänien, um so
den Demokratisierungsprozess im Land seiner Geburt voranzutreiben; und
dies im permanenten Kampf gegen neu aufkommende totalitäre und
antisemitische Tendenzen gerade in Rumänien! Die nur über individuelle
und kollektive Vergangenheitsaufarbeitung und Vergangenheitsbewältigung
zu erarbeitende historische Wahrheit ist die Voraussetzung zur Implementierung demokratischer Strukturen schlechthin.
Weltanschauliche
Überzeugungen müssen nicht immer eine unüberwindbare Hürde sein. Wenn
Offenheit gegeben ist, ist Weltanschauung sekundär. Geleitet vom
gemeinsamen Ziel einer historischen Wahrheit können selbst ideologisch
divergierende Ansätze zu guten Ergebnissen führen. Das ahnte ich damals
1977 nur dunkel. Bestätigt fand ich es nach Jahrzehnten in der
publizistischen Zusammenarbeit mit William Totok, Johann Böhm und Dieter Schlesak bei der Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte und Literatur,
einer neuzeitlichen Publikation, die – mehrsprachig auch über das
Internet verbreitet – schnell und unmittelbar über aktuelle
Entwicklungen gerade in Rumänien informiert. Wir Dissidenten von einst,
geprägt von der Solidarität der Zelle, dachten und fühlten ähnlich. Der
Dichter erkennt den Dichter, der Geist den Geist - und der
Andersdenkende erkennt den anderen Dissidenten eben weil sie alle - mit
Tucholsky - die Freiheit und dahinter die Wahrheit sowie die
Gerechtigkeit anders fühlen als die Apologeten des Kompromisses. Totoks Forum ist heute primär das mehrsprachige, auch als Online-Edition verfügbare Blatt Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, kurz
HJS, eine Zeitschrift, in welcher auch einige meiner Beiträge zur
Geschichte der Oppositionsbewegung in Rumänien erschienen sind, nicht
zuletzt - und avant la lettre - ein Vorabdruck aus der Symphonie der Freiheit.
William
Totok ist der wohl am besten informierte Journalist im Westen, wenn es
um die rumänische Aktualität geht. Die damaligen Ereignisse rund um die
Verhaftung der befreundeten Autoren, die Untersuchungshaft und den
Gefängnisaufenthalt hat Totok in seiner ausführlichen Zeitbeschreibung
dokumentiert und als Buch veröffentlicht. Für sein detailgerechtes, gut
recherchiertes und mit vielen Quellen bestücktes Erinnerungswerk, für
seine konsequente Haltung über Jahrzehnte und für das engagierte
Eintreten für Demokratie hätte er einen besonderen Preis verdient!
Vielleicht einen jener Preise, die aus einem groben Missverständnis
heraus anderen zugesprochen wurden! Anderen, weil aus Unkenntnis der
Materie angenommen wurde, sie hätten opponiert! Dabei profitierten gerade diejenigen Akteure, die das Totalitäre billigten, indem sie es ohne zu widersprechen tolerierten, sich mit ihm arrangierten, ja es sogar öffentlich anerkannten und sanktionierten! Verkehrte Welt!?
Eine um weitere Quellen angereicherte Neufassung der Zwänge der Erinnerung mit Interviews historisch involvierter Personen erschien in rumänischer Sprache unter dem Titel Constrîngerea memoriei im Jahr 2001. William Totok hat in einem mutigen Akt der Vergangenheitsbewältigung, der Rumänien bitter Not tut, einige seiner früheren Peiniger in Zwiegesprächen zur Rede gestellt,
unter ihnen einen unmittelbaren Handlanger des Systems, einen
Militärstaatsanwalt Burca, der - frech und ungeniert auch heute - seine
damalige Arbeit nur aus Liebe zur Wahrheit
versehen haben will! Ein Unding - doch typisch für das ganze System!
Ebenso interviewte er einen hohen Securitate-Offizier, der Einblicke in
die Funktionsweise und in die Hierarchie des Geheimdienstapparates gab
sowie einen harmlosen Universitätsdozenten, dem es sehr peinlich war,
seinerzeit gedrängt von der Securitate als Gutachter und Interpret der
Lyrik Totoks mitgewirkt zu haben - und der heute, nach der Revolution,
in die gleiche Situation versetzt, gerne viel mutiger reagieren würde.
Letzterer starb nach bevor er Gelegenheit erhielt, Mut zu beweisen!
Alle
wurden mit den damaligen Ereignissen rund um seine Verhaftung und
Verurteilung konfrontiert. Allein schon die Art, wie die Akteure nach
Jahren der Demokratisierung über ihre einstigen Taten sprechen, gibt zu
erkennen, wie verlogen das gesamte System damals war;
und wie feige der einzelne Bürger. Totok lässt die Fakten sprechen und
verzichtet selbst auf Schuldzuweisungen. Dafür wird eine Materie so
umfassend aufgeklärt, dass sie auch vom westlichen Leser gut
nachvollzogen werden kann.
Der zweite der Totok-Brüder aus Großkomlosch, Gunter, prallte anders mit der Securitate zusammen. Die Freiheit der
Rede hatte es ihm angetan, das frei gesprochene Wort auf der Straße.
Gelegentlich traf ich Gunter in der Bastei, ohne zunächst zu wissen,
dass er ebenfalls von der Securitate politisch verfolgt, verurteilt und
durch berüchtigte Gefängnisse gezerrt worden war. Auch vom ihm erfuhr
ich damals keine Details über literarische Opposition und Widerstand
oder über das weitere Schicksal seines Bruders William. Gunter, von dem
ich nicht wusste, ob er sich überhaupt literarisch betätigte, hatte die
spleenige Art eines Dandys, der mit halbmisanthropisch verächtlichem,
halb elitärem Blick in die Welt schaut. Er war ein schöner Jüngling,
eine imposante Gestalt mit langen, blonden Haaren und einem mächtigen
ungarischen Schnurrbart, im hellblauen Markenjeansanzug und hohen
Wildlederstiefeln und wirkte, wenn er lässig daher trottete, wie ein
magyarischer Husar oder ein altgallischer Kämpfer, wie ein Vercingetorix
im zwanzigsten Jahrhundert, der als anachronistische Erscheinung aus
der Zeit der Völkerwanderung, provozierend in die Welt des Sozialismus
hineinragte. Seine äußere Protesthaltung ging sicher noch weit über die
meine hinaus. Wenn wir gelegentlich bei einer Tasse Kaffee beisammen
saßen, kam er auch auf die Berührungen mit dem Sicherheitsdienst zu
sprechen und die Verfolgungen, denen beide Brüder ausgesetzt waren. Er
kannte das Terrarium, den Basilisken und das Krokodil - und war nicht
gut darauf zu sprechen. Details über frühere Entwicklungen wurden jedoch
kaum erörtert und blieben mir auch sonst verborgen, vielleicht, weil
wir uns nur oberflächlich kannten. Trotzdem verband uns ein Band
gegenseitiger Sympathie, das auf unsichtbaren parapsychologischen
Schwingungen zu beruhen schien und auf einem Hauch gemeinsamen Protests.
Erst später, als ich Williams Lebensbeschreibung las, erfuhr ich, dass
auch Gunter massiv von der Securitate bedrängt worden war. Er war zwei
Jahre vor mir verhaftet worden und - unter dem an sich unhaltbaren
Vorwurf, er hätte faschistisches Gedankengut verbreitet - wegen ausgeübter antisozialistischer Propaganda zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.
Sein Leidensweg führte ihn in Ketten in das berüchtigte Gefängnis von
Aiud. Er kam erst mit frei, als William, der Dichter und Dissident, auf
internationalen Druck hin aus der Haft entlassen wurde.
Mir
fehlte seinerzeit der volle Durchblick der Entwicklungen um die
Aktionsgruppe, die ich nur gerüchtweise aufnahm. Konkrete Antworten
blieben damals aus … Aber sie interessieren auch heute noch, da sie die historische Wahrheit erhellen und damit dem Mythos entgegenwirken. Aufgrund der Unkenntnis der Fakten entzog sich mir die volle Dimension der literarischen Opposition vor
Ort, dieses unmittelbar neben mir abrollenden Martyriums weniger
Charaktere für freie Meinungsäußerung in Form von Poesie, bis auf die
Andeutungen Gerhards, die ich damals nicht alle richtig werten konnte.
Die anderen Literaten, fast alle Germanistik-Studenten an der Universität, wurden zwar auch immer wieder belästigt, doch blieben ihnen besondere Brutalitäten offensichtlich erspart. Ihre Kollision mit der Securitate,
die sich etwa bei Herta Müller zunächst akzidentiell gestaltete, später
aber, falls ihren fiktiv gestalteten Sujets auch etwas Wahrheit
zukommt, nachhaltiger wurde, ergab sich aus dem Umstand - wie der
Lyriker Dieter Schlesak es in den oben erwähnten Gesprächen mit
Professor Stefan Sienerthvom IKGS einmal treffend formulierte- dass einige aus der Aktionsgruppe die realsozialistische Gesellschaft links überholen wollten, also aus weltanschaulichen Gründen! Und wohl durch den unvermeidlichen Zusammenprall einer idealen sozialistischen Vorstellung mit dem real erlebten Sozialismus in der Gesellschaft.
Aus
heutiger Rückschau wird deutlich, dass das Repressionsinstrument des
Staates Securitate, die alle oppositionellen Regungen - die
linksprogressiven wie die rechtkonservativen- gleichermaßen vehement
bekämpfte, unser gemeinsamer Gegner war. Alle oppositionellen Kräfte
hätten sich schon damals gegen diesen Leviathan verbünden müssen.
Leider war das nicht möglich gewesen - und so blieb es beim singulären
Protest einzelner Individuen, bis auf wenige Ausnahmen. Eine davon
konstituierte sich in Temeschburg in unserem Dissidentenkreis OTB.
Temeschburg, Orthodoxe Kathedrale
Deutsche Dichter im Fadenkreuz der Securitate. Dissidenz oder Mythos – ethnische oder ideologische Diskriminierung?
Als
im Sommer 1979 einer meiner schwäbischen Mithäftlinge aus der Ortschaft
Marienfeld seine Haftzeit verbüßt hatte und wieder nach Hause durfte,
bat ich ihn, meine Eltern in Sackelhausen aufzusuchen. Das auf dem
Dachboden versteckte Romanfragment Die Flucht in die Heimat,
ein Manuskript über das Los zwangsdeportierter Deutscher in Russland,
machte mir Sorgen. Es müsste so schnell wie möglich verbrannt werden,
dachte ich, da ich bei einer möglichen Auffindung der Schriften durch
die Securitate massive Schwierigkeiten im Zusammenhang mit antisozialistischer Propaganda befürchtete; sprich: neue Untersuchungen, ein weiteres Urteil und ein paar Jahre mehr Haft!
Der Landsmann hielt sein Wort nicht - und schrieb nur eine Postkarte. Zufälligerweise blieb diese nicht
in den Filtern der Securitate hängen. Sie wurde zugestellt - mit der
Klartextbotschaft, das schon heiße Manuskript ins Feuer zu werfen. Das
war eine törichte Angelegenheit, die mich Kopf und Kragen hätte kosten
können. Doch ich hatte Glück. Mein eingeweihter Cousin Günther hatte das
halbfertige Opus bereits unmittelbar nach meiner Verhaftung vernichtet.
Andere
Dichter und Schriftsteller deutscher Zunge hingegen waren mit weniger
Fortune gesegnet. In ihren Schubladen fand die Securitate umfassende
Schriftstücke vor, intime Tagebücher, Entwürfe, Notizen, Ideen,
unvollendete Manuskripte, verbotene Literatur und anderes an geistiger
Konterbande, alles Materialien, aus welchen den Betroffenen schnell ein
Strick gedreht werden konnte. William Totok, einer der am eindeutigsten
Verfolgten, hat in seinen beiden Buchveröffentlichungen zahlreiche
Quellen zusammengestellt.
Opfer
von Hausdurchsuchungen und Verdächtigungen durch die Securitate sowie
von anschließenden Verhören wurden - neben Kunstschaffenden, die heute
kaum noch einer kennt wie den Poeten Botlung - selbst Personen aus dem
akademischen Umfeld. Hauptsächlich aber standen die Dichter aus dem
Freundeskreis der Aktionsgruppe im Fadenkreuz; unter ihnen mein Nachbar
Gerhard Ortinau, William Totok, Rolf Bossert und später auch Horst
Samson, der langjährige Sekretär des Adam-Müller-Guttenbrunn-Kreisessowie
Helmuth Frauendorfer. Jeder von ihnen galt als verdächtig, ungeachtet
der Tatsache, dass sie alle mit Fug und Recht dem linkssozialistischen
Spektrum zugeordnet werden konnten - der Aspekt, der deutschen Minderheit im Land anzugehören und ausschließlich in deutscher Sprache zu veröffentlichen, wog wohl schwerer.
Einerseits bemühte sich das offizielle Rumänien um eine vorbildliche Minderheitenpolitikund gönnte diesem kleinen Kreis Literaturschaffender eine an sich privilegierte Nischenexistenz
mit Bevorzugungen, von denen angehende rumänische Künstler nur träumen
konnten. Andererseits setzte das System ideologisch-nationalistisch
ausgerichtet in einer nichtdeklarierten ethnischen Diskriminierung auf die vollständige Assimilation der Minderheitenund
verdächtigte deshalb selbst Angehörige linksorientierter Gruppierungen,
weil sie in ihrer Art, Kunst zu produzieren, vielleicht weniger konform
auftraten, als erwünscht. Zumindest unterblieb bis zu meiner Ausreise
im Jahr 1979 die öffentlich erwartete primitive Form der Lobhudelei á la
Mihai Beniuc, Păunescu und Tudor. War doch schon der vorhandene
Konformismus der meisten Intellektuellen im Land überdominant.
Rumänische Schriftsteller, die sich mit dem Regime arrangiert hatten,
und das waren fast alle, konnten dafür gut leben.
Nur
wenige Idealisten im Land - unter ihnen eine Handvoll Deutsche aus dem
Banat und aus Siebenbürgen - wollten die Dinge weiterhin anders sehen
und ungeachtet der Zuckerbrot und Peitsche-Taktik der Partei
weitermachen. Sie hatten allesamt noch ein weitgehend gutes Gewissen und
arbeiteten geistig an einem eigenen Überlebensmodell; an dem aus meiner
Sicht nicht ganz konsequenten Zwischending, im Land bleiben und vor Ort wirken zu wollen,
während die meisten ihrer deutschen Landsleute nach den Erfahrungen vor
allem in der Zeit des Stalinismus sowie nach dem erneuten Rückfall in
diese schon überwunden geglaubte Zeit der Verdächtigungen, der Angst und
des Terrors ihre tatsächliche Existenz retteten und aus dem gleichen
Land flohen.
Ab 1981 ging es in Rumänien nicht mehr um persönliche Selbstverwirklichung, sondern nur noch um nacktes Überleben.
Der normale Werktätige musste sechs bis sechseinhalb Tage in der Woche
arbeiten und hatte trotzdem Mühe, an das tägliche Brot heranzukommen
oder seine Wohnung zu beheizen. In solchen Zeiten schwand auch der Sinn für Literatur.
Nur Herta Müller, die damals an der Zensur vorbei oder mit dem Plazet
der Zensur irgendwie ihr nestbeschmutzerisches Skandalbändchen
herausbringen konnte, sah die Gründe der Niederungen ihres
Umfelds nicht in der versagenden sozialistischen Gesellschaft, sondern
bei ihren engstirnigen Landsleuten. Also beleidigte sie diejenigen unter
ihnen, die noch lasen. Also beleidigte sie auch mich.
Ab
1983 häuften sich trotzdem die Schikanen, Belästigungen und Übergriffe
gegen die wenigen deutschen Dichter im Land, so als ob man sie in den
sich schon abzeichnenden finalen Exodus der Deutschen aus dem Banat und aus Siebenbürgen einreihen wollte, um auch sie, die selbst deklarierte geistige Vorhut, die nicht gehen wollte, aus dem Land zu treiben!
Bis zu jenem Zeitpunkt genossen die wenigen Schriftsteller
deutscher Zunge aus dem Banat und Siebenbürgen ihr weitgehend
privilegiertes Dasein, was das Veröffentlichen ihrer Werke betraf. Da es
nur wenige waren, die Literatur fabrizierten, konnten sie in der Regel
all das veröffentlichen, was sie schrieben, wenn es nicht gerade
offensichtlich politisch provozierte.
„Wenn
ich ein Angehöriger einer Minderheit gewesen wäre, hätte auch ich recht
früh mein Bändchen Gedichte haben können“, sagte mir ein rumänischer
Lyriker und Dramatiker aus Temeschburg später einmal, nicht ohne Neid
auf die bevorzugten deutschen Dichter im Banat.
Manch
einer ließ sich gerne fördern und von Leuten wie Berwanger
vereinnahmen, auch für die Sache der Partei. Doch war das nicht
kurzsichtig und illoyal im Verhältnis zu rumänischen Literaten? War die
Gesellschaft zu verändern, wenn jede system- und ideologiekritische
Haltung vermieden wurde? Wohl kaum!
Die
Securitate lauerte zwar überall mit Argwohn, lies die Kunstschaffenden
aber trotzdem gewähren, bis zu jenem Tag, als nicht nur apathischer
Konformismus, sondern auch deutliche Unterwürfigkeit eingefordert wurde.
Personen,
die jahrelang unter den Bedingungen des Systems agiert, geschickt die
Klippen umschifft und bewusst kulturell tätig gewesen waren, sollten
nunmehr demonstrativ das Kriechen und das Katzbuckeln einüben und an
ehrrührigen, schäbigen Vorgängen wie Infiltration, Ausspionieren und
Denunziation von Kollegen mitwirken.
Ab diesem Zeitpunkt des Rückfalls in stalinistische Praktiken übelster Art, etwa um 1985, gingen selbst die bis dahin systemloyalen Künstler vorsichtig auf
Konfrontationskurs und in die Gegenoffensive, passiv zunächst, nicht
aktionistisch, indem sie sich weigerten, die literarisch-moralische
Prostitution aktiv zu unterstützen, immer noch überzeugt, die führende politische Kraft im Land, die eine Partei, die immer recht hat, werde doch noch eine gütige Lösungherbeiführen.
Als Folge der Renitenz und leisen Protesthaltung kam es zu Hausdurchsuchungen. Zunächst bei Horst Samson, einem Dichter und Journalisten, der seit Jahren seiner Arbeit als Kulturredakteur bei der Neuen Banater Zeitung nachkam und gleichzeitig die Aktivitäten des Adam-Müller-Guttenbrunn-Kreises als Sekretär koordinierte.
Was
war in der Privatwohnung eines Dichters aufzufinden? Manuskripte,
Entwürfe, Skizzen, Ideen, Korrespondenz mit befreundeten
Geistesschaffenden aus der DDR und der Bundesrepublik, Fotos und
natürlich Bücher. Beschlagnahmt wurde dann, etwa bei Samson, vor allem
Dissidentenliteratur; ferner Subversives, Antisozialistisches, Werke von
Solschenyzin, von Goma und selbst Weltbestseller wie Doktor Schiwagovon
Nobelpreisträger Boris Pasternak. Die halbe Welt hatte bereits die
grandiose Hollywood-Verfilmung des Stoffes gesehen. In Temeschburg aber
konfiszierte die Securitate den Roman eines Russen, der zufällig ein
sehr humaner Literat von Weltformat war. Und dies dreißig Jahre nach
Stalins Tod. Ein zehnstündiges Verhör in den Räumen der Securitate
sollte Klarheit bringen. Es verlief glimpflich und führte zu keiner
Rechtsverfolgung.
Nicht besser erging es Samsons Kollegen Rolf Bossert, einem Dichter aus der Reschitzer Gegend, der sich schon 1972 dem Freundeskreis der so genannten Aktionsgruppe
angeschlossen hatte. Auch bei ihm wurden die Zimmer durchwühlt. Als in
seiner philatelischen Sammlung auch Briefmarken aus der Zeit des
Tausendjährigen Reichs gefunden wurden, Postwertzeichen, die den Kopf
des Führers und das Hakenkreuz abbildeten, musste er befürchten - wie
einst Totok - zum faschistischenDeutschen gestempelt und möglicherweise sogar verurteilt zu werden. Ein Alptraum, ausgerechnet für Linke.
Zum Tod eines Dichters
Es
ist nicht schwer auszumalen, dass ein sensibler Dichter, der eigentlich
nur Verse zimmern wollte, dem rohen Terror der Verfolgungsorgane nicht
gewachsen war. Unfähig, sich den permanenten Nachstellungen, die
teilweise Jagdcharakter annahmen, zu entziehen, entschloss sich auch
Bossert zur Ausreise in die Bundesrepublik. Die Folge davon war in
seinem Fall eine Intensivierung der vielfachen Belästigungen und
Schikanen durch die Securitate, die allesamt die Psyche des zarten
Poeten weiter angriffen und zerrütteten.
Von
Horst Bossert, der kaum zwei Monate nach seiner Ankunft in der
Bundesrepublik unter rätselhaften Umständen zu Tode kam, zitiert man
auch heute noch gerne sein symptomatisches Inserat: suche hund mit 2 mäulern/ der nicht schweigen muß / während er beißt.Sein
tragischer Tod schockte Teile der informierten westlichen
Öffentlichkeit und richtete fortan den Blick auf die Praktiken der
Securitate, die auch andere Künstler verfolgte. Herta Müller
konstruierte später daraus eine Fiktion.
Rolf
Bossert, ein Dichter mit leichtem Hang zur Melancholie, wie es Freunde
bezeugen, gab nach seiner Ankunft in der Bundesrepublik ein vielsagendes
Interview, welches am 20. Februar 1986 in der Frankfurter Rundschau erschien. Es steht unter dem Titel Der Exitus der deutschsprachigen Literatur Rumäniens, und ist, da es viel über die Situation der Schriftsteller in einer Diktatur aussagt, auch heute noch recht lesenswert.
Im
Jahr 1983 erhielt Rolf Bossert, der wohl begabteste unter den damals im
Banater Raum Dichtenden, den Preis des Müller-Guttenbrunn-Kreises. In
seiner Dankesrede nach der von Richard Wagner gehaltenen Laudatio sagte
Bossert einige komprimierte Worte, die auf die innere und äußere
Exponiertheit eines Dichters in einem totalitären System verweisen. Es
sind etwas verklausulierte Aussagen eines gehemmten Dichters, der noch
nicht ganz resigniert hat und der den schwierigen Bedingungen trotzend,
doch noch agierend eingreifen und die Gesellschaft, in der er leben
muss, gestalterisch verändern will.
Bossert spricht von der Poesie als Gegenentwurf zur Tagespolitik und von der Rolle des Dichters im Umgang mit der Macht: Ich
suche mir nicht Bausteine für einen Elfenbeinturm zusammen. Der
Schriftsteller, so wie ich ihn sehe, steht nicht über den Dingen,
sondern darunter. Im Doppelsinn des Wortes. Ich baue keinen negativen,
keinen umgestülpten Elfenbeinturm. Ich plädiere für eine Macht. Nicht
für jene des Schriftstellerpolitikers, sondern für die des
Politikerschriftstellers. Ich plädiere für die poetische Macht. Ich
glaube an ihre Brisanz. Auch diese Macht steht jenseits des Moralischen.
Ich plädiere für einen Gegenentwurf, für eine Utopie. Ich bin mir der
Gefahr, in die ich mich begebe, bewusst.
Ich weiß, gegen Vereinnahmung kann man sich nur bedingt schützen. Ich
weiß, dass die anarchisch-ordnungsliebende poetische Macht gefürchtet
wird, und deshalb kontrolliert, diskreditiert und pervertiert. Ich
vermute, dass der konsequenteste Schriftsteller jener ist, der aufhört
zu schreiben oder zu leben. Ich bin aber, wie alle Schriftsteller, zu
sehr Egoist, zu wenig Egoist. Ich will im Bewusstsein meiner
Inkonsequenz weitermachen. Wenn die Wellen über meinem Kopf
zusammenschlagen, greife ich nicht nach dem Strohhalm, sondern nach dem
Federkiel.“
Bossert
muss in die teilweise paradoxe Aussage flüchten, um die Ausweglosigkeit
des Künstlers zu beschreiben, die in letzter Konsequenz das Scheitern
impliziert. Wenn ein Schreiben in Freiheit nicht
möglich ist, dann ist das Nichtschreiben, eigentlich das
Nichtveröffentlichen, ein Rezept des geistigen Überlebens, eines, das
ich seinerzeit praktizierte, um anderswo konkret oppositionell zu
agieren. Ethisches und verantwortungsvolles Handeln hatte nach meiner
damaligen Auffassung Priorität vor der Kunst, auch weil es
existentieller war als die Welt des Schönen Scheins in einer Welt des
getrübten Scheins und der Täuschung.
Wenn
Bosserts tragisches Ableben ein Freitod war, Menschen, die ihn gut
kannten, schließen auch diese Möglichkeit nicht aus, dann ist die Tat in
den zitierten Worten bereits geistig antizipiert.
Die
Haltung, ich will nicht mehr, weil das Gegengewicht der Welt mich
erdrückt, das von Heine verdichtete und von mir selbst erlebte
Atlas-Syndrom, ist typisch für sensible Poeten, für Mimosen, die von
Panzern überrollt werden. Wenn der Druck der Welt zu groß wird, dann
bricht das Herz im Leibe und die Dichterseele, die darin wohnt,
verfliegt im Äther.
Trägt der gleichgültige Westen eine Mitschuld an der tragischen Entwicklung? Möglicherweise hat das Nicht-adäquat-Gehörtwerden in der westlichen Gesellschaft einen Prozess, den die Securitate auf den Weg gebracht hat, noch beschleunigt!
Nemo propheta in patria? Freund
Felix, die musische Mimose, war an der Ignoranz einer apathischen
Gesellschaft gescheitert - und selbst ich, mehr zäh als zerbrechlich,
hatte den Schmerz des einsamen Rufers in der Wüste vielfach erfahren
müssen. Hinter der massiven Enttäuschung lauert das individuelle
Scheitern - wie hinter dem tiefen Leiden die Verzweiflung lauert.
Künstlerseelen, angesiedelt am Rande der Melancholie, sind exponiert und
immer gefährdet. Die Dissidenz im Feinen wie im Groben fordert ihre
Opfer, selbst noch lange danach. Womöglich ist Rolf Bossert ein
warnendes Beispiel.
Doch
seine verkündete Vision war richtig. Die poetische Brisanz, die schon
bei Dichtern wie Sorescu und Blandiana, präsent war, brach später bei
Mircea Dinescu am eindeutigsten durch und erreichte selbst die Menschen
auf der Straße. Ab dem Jahr 1983 wurden auch Richard Wagner und Herta
Müller schikaniert, sagt man. Nur wurden sie auch konkret verfolgt,
verhaftet, verurteilt?
Wann,
wo und wie? Ihre spärlichen Biographien geben keine genaue Auskunft
über konkrete Verfolgungen durch die Securitate. Und Herta Müller
schweigt auf meine Fragen! Warum wohl?
Manchmal
konnte der Eindruck entstehen, die Securitate suche sich die
potentiellen Opfer geradezu aus - vielleicht nur, um die eigene
Ineffizienz zu überdecken. Der Kreis der Verfolgten wurde ausgeweitet.
Während sich Rolf Bossert wehrte, zur Feder griff und Petitionen an die
Parteiführung verfasste, in der Hoffnung auf diese Weise vor dem Zugriff
der Securitate Schutz zu finden - eine Prozedur, die ich selbst oft und
gerne praktiziert hatte, ganz nach dem Motto: divide et impera -
gerieten andere in deutscher Sprache publizierende Journalisten und
Schriftsteller in den Fokus der Sicherheit, unter ihnen Helmuth
Frauendorfer, ein Poet meines Jahrgangs.
Als im Jahr 1984 Nikolaus Berwanger,
der kontroversierte Mäzen des größten Literaturkreises in Temeschburg,
nach einer Erholungsreise in der kapitalistischen Hölle nicht mehr in
das Arbeiterparadies zurückkehren wollte und es überraschend vorzog, in
der von Revisionisten und alten Faschisten durchsetzten Bundesrepublik
zu verbleiben, fehlte plötzlich der übermächtige Protektor der linken
Literaten - und mit ihm die schützende Ägide.
Die
weitgehend kritischen Journalisten William Totok, Samson, Frauendorfer
standen nunmehr isoliert da - und mit ihnen auch Richard Wagner und bis
zu einem gewissen Grad wohl auch Herta Müller, die bis auf die
zwiespältig aufgenommenen Niederungenkaum etwas veröffentlicht hatte.
Pour le Mérite!
Appell an den Großen Bruder!
Von der Freiheit, die sie meinten …
Als dann Helmuth Frauendorfer
1985 spontan verhaftet, verhört und von der Securitate verprügelt
wurde, protestierten die fünf oben genannten Dichter, denen sich Johann Lippet, Dramaturg am Deutschen Staatstheater in Temeschburg und Balthasar Waitz, der in der gleichen Stadt einen weiteren Literaturverein leitete, anschlossen, in einem umfassenden Protestbrief an die Kommunistische Partei am Ort.
Der Protestbrief, den ich als wichtiges und vor allem decouvrierendes Beweisstück werte,
ist nicht an Staatsführer Ceauşescu gerichtet, wie gelegentlich
suggeriert wird, sondern namentlich an den Ersten Parteisekretär der
Kommunisten Cornel Pacoste adressiert; nomen est omen auch hier: Das rumänische WortPacoste bedeutet nichts anderes als Heimsuchungoder Unheil!
William Totok hat das aussagekräftige Dokument zusammen mit anderen Zeugnissen aus jener Zeit in seinen Zwängen der Erinnerungveröffentlicht.
Es ist gleichzeitig das erste Dokument, aus welchem hervorgeht, dass
sich auch Herta Müller, aus deren Feder ich bis dahin nichts Regimekritisches kannte, in Opposition begab, allerdings eingebettet in eine Gruppe von sieben Personen.
Das
ambivalente Verhältnis Kunstschaffender zur Partei und Securitate, von
Rolf Bossert noch in abstrakten, ja verschlüsselten Worten umschrieben,
erscheint in dem Schreiben der Literaten an den örtlichen
Parteisekretär, das allerdings noch vor Berwangers Flucht abgeschickt
worden war, als Klartext exponiert. Dort heißt es unmissverständlich: Am
19., 20. ,21.und 24. Juli und am 20. August dieses Jahres ist unser
Kollege Helmuth Frauendorfer, Absolvent der Philologischen Fakultät in
Temeswar (1984), der ein beachtliches literarisches Debüt sowie eine
vielseitige künstlerische Betätigung ( er hat die Theatergruppe des
Studentenkulturhauses betreut) und eine publizistische Tätigkeit (…)
aufzuweisen hat, vom Sicherheitsdienst und zwar von Oberstleutnant
Nicolae Păduraru und von Major Ioan Adamescu verhört worden. Während des
Verhörs ist unser Kollege beschimpft und beleidigt worden.
Er wurde aufgefordert, vorformulierte Erklärungen zu unterschreiben, in
denen er bestätigt, dass er„staatsfeindliche Gedichte“ schreibe und
ähnliche Aktivitäten betreibe. Ebenso hat man von ihm gefordert,
Erklärungen zu unterschreiben, die besagen, dass wir, die wir diese
Beschwerde unterzeichnen, ihn im Sinn dieser „staatsfeindlichen
Aktivitäten“ beeinflusst hätten. Dies, so der Sicherheitsdienst, sei
auch durch den Literaturkreis „Adam-Müller-Guttenbrunn“ geschehen, der
von Oberstleutnant Păduraru als „Räuberhöhle“ bezeichnet worden ist. Die
„Räuberhöhle“ wird vom Schriftsteller Nikolaus Berwanger, Sekretär des
Schriftstellerverbandes geleitet. Einige der Unterzeichner dieser
Beschwerde sind Mitglieder des Literaturkreises.
Während
die Securitate ganz nach den Gepflogenheiten in der breiteren
Gesellschaft nun auch Literaten mit Kriminalisierungsabsicht ins Visier
nahm, suchten diese den altbewährten Schutzschild zu aktivieren, ohne zu
ahnen, dass Mentor Berwanger de facto resigniert, ja sein Heil bereits
in Flucht und Absetzung gefunden hatte.
Die Kunst der Fuga - auch hier!
Der
stramme Antifaschist von gestern war sich plötzlich selbst der Nächste,
vor allem, als er merkte, dass seine Landsleute in großen Scharen und
hellster Panik davonliefen, Haus und Hof verschleuderten, nur um den
scheinbar ewig zementierten Kommunismus für immer zu hinter sich zu
lassen.
Der
kleine Lotse, der gleichzeitig der große Kapitän war, ging vom
sinkenden Schiff und lies die sich selbst überlassene Mannschaft zurück,
ohne Steuermann und Kompass, mitten im aufziehenden Sturm - und ohne
Beiboot! Das war Solidarität und Moral in der Form sozialistischer
Nächstenliebe. Zuerst komme ich! Und nach mir – die Sintflut!
Wir haben uns entschlossen,heißt es in der Solidaritätsbekundung der jungen Literaten weiter, diesen
Brief zu schreiben, da der Zwischenfall mit unserem Kollegen, der -
nebenbei gesagt - mit einem schriftlichen Verweis endete, nicht der
erste dieser Art ist. Seit Jahren werden wir von den Vertretern des
Innenministeriums aus Temeswar belästigt. Was wir schreiben, wird
tendenziös umgedeutet, um zu beweisen, dass unsere Tätigkeit subversiv
ist. Man verweigert uns Auslandsreisen, es fanden Hausdurchsuchungen und
Festnahmen statt. Einigen Kollegen wird die Aufnahme in den
Schriftstellerverband verweigert, obwohl sie die nötigen Bedingungen
dafür erfüllen. Junge Schriftstellerkollegen, die am Anfang ihrer
literarischen Laufbahn stehen, werden eingeschüchtert oder durch
Erpressungen gezwungen, mit dem Sicherheitsdienst zusammenzuarbeiten
u.a.m.
Dieses etwas aufmüpfig gehaltene Briefdokument verweist zwar auf gängige Praktiken der Securitate,
ist aber noch längst kein Beweis gezielter Dissidenz, da ihm, von der
erwähnten Verprügelung eines Dichters abgesehen, die eigentliche
Substanz fehlt.
Im
Grunde fordern die Literaten nur Marginales, das eigentlich
selbstverständlich sein müsste: Der sozialistische Staat möge ihnen- den
bisher weitgehend Privilegierten und Gehätschelten, die großzügig ihre
Büchlein drucken durften, weiterhin die Möglichkeit einräumen, nach
eigenem Geschmack und nach ihrer Fasson Literatur zu produzieren. Als
Lohn sollte auch ihnen die Aufnahme in den Olymp der Dichter, in den
Parnass von Bukarest, gestattet sein!
Freiheit
in der Kunst? Gleichberechtigung der Kunstschaffenden aller
Nationalitäten! Dagegen ist nichts einzuwenden. Überall auf der Welt
sollten diese Prinzipien eine Selbstverständlichkeit sein!
J’accuse!
Viel schwerwiegender allerdings ist die Tatsache, dass die Unterzeichner des Beschwerdeschreibens allesamt den Status quo im bereits geistig wie ökonomisch dahinsiechenden Rumänien nicht in Frage stellen - und dass sie sogar, und da rebelliert es in mir, die Führungsrolle der Kommunistischen Partei Rumäniens nichtanzweifeln, sondern diese merkwürdige Rolle der totalitären Monopolpartei sogar explizit anerkennen.
In dem Brief an Pacoste (Heimsuchung! Sic!) heißt es unmissverständlich weiter: Wir
haben uns an Sie gewandt, weil wir der Meinung sind, dass die
rumänische Kommunistische Partei die führende Kraft unseres Landes ist.
Ein Skandal! Und überaus erhellend! Doch es geht noch weiter:
Es wird immer behauptet, dass der Sicherheitsdienst eine der Partei untergeordnete Behörde ist, und nicht umgekehrt.
Wedelt
der Hund mit dem Schwanz - oder der Schwanz mit dem Hund? Und ist nur
der Schwanz verwerflich, nicht die gesamte Bestie? Dann stellen die
Dichter fest: Wir
meinen, dass die Einschätzung eines literarischen Textes und die
Äußerung eines Werturteils nicht den Offizieren des Sicherheitsdienstes
zugestanden werden darf, sondern nach literarisch-ästhetischen Kriterien
vorgenommen werden muß und der kompetenten Literaturkritik überlassen
bleiben muß. So weit, so gut! Im Klartext bedeutet dies aber aus der Sicht eines Dissidenten aus der Zelle weit mehr als die de facto Akzeptanz des Machthabers vor Ort! Es bedeutet leicht pointiert ausgedrückt nicht weniger als: Liebe Partei!
Beschütze uns vor deinen Bluthunden und pfeife, bitte, deine Rottweiler zurück, damit wir staatsloyalen Schriftsteller unsere Literatur nach unseren Vorstellungen produzieren können - als konstruktive Kritik bei uneingeschränkterAnerkennung
der Führungsrolle der Rumänischen Kommunistischen Partei unter der
weisen Führung von Diktator Nicolae Ceauşescu und seiner ebenso genialen
Gattin Elena Ceauşescu. Wir sozialistischen Schriftsteller der
neuen Generation werden dich dann weiter so lieben wie bisher und deine
Führungsrolle nie anzweifeln, obwohl wir deine verbrecherische Geschichte kennen und deine Art, Geschichte einfach umzuschreiben …
Ist das Dissidenz?
Ist das etwa jenes Regimekritische,
das - nach Wagners Auskunft- Gottvater Berwanger bis zum Tag seiner
Fuga in den verschmähten Westen ermöglicht haben soll? Und entsprach das
jener Vorstellung loyaler Kritik, jener Fiktion, von der Richard Wagner später ebenso sprach?
Verkannte
diese Haltung nicht die tatsächlichen politischen Bedingungen in einem
gescheiterten sozialistischen Staat, der inzwischen zur zynischen
Diktatur verkommen war?
Eine totalitäre Partei, die im späteren Bericht zur Analyse der kommunistischen Diktatur in Rumänien, als ungesetzlich und verbrecherisch eingestuft wurde, als integren Dialogpartner anzuerkennen und nur die böse Securitate als Schurken auszumachen, zeugt von einer fundamentalen Verkennung der tatsächlichen Machtverhältnisse im Land!
Die
Securitate war nur der Handlanger, das exekutive Repressionsinstrument
der Kommunistischen Partei, die den politischen Willen verkörperte und
die tatsächliche politische Macht.
Wie
konnte soviel gesellschaftspolitische Naivität möglich sein - in sieben
Köpfen, die allesamt in der sozialistischen Wirklichkeit lebten? Ein
Unding!
Wie konnte loyaleKritik im Umgang mit einer verbrecherischen Organisation möglich sein?
Während
den eigenen Landsleuten „latenter Faschismus“ vorgehalten wurde, vor
allen den vielen, die sich nicht wehren konnten, weil ihnen das
Instrumentarium fehlte, und den gleichen deutschen Landsleuten eine
Mitverantwortung am NS-Staat, an dessen Außenpolitik und Kriegsführung
angelastet wurde, vergaßen die gleichen Akteure des rechten Lichtes und
Apostel der Moral die Verbrechen des Stalinismus und Kommunismus vor
ihrer Haustür!
Das ist aus meiner Sicht tiefste Heuchelei! Ecrasez l’infame, kann ich da nur mit Voltaire ausrufen!
Es
fällt mir schwer zu glauben, dass kritische Köpfe wie William Totok
diesen Text damals so mittrugen. Und ich frage mich, wer ihn aufsetzte!?
Als
Kind Stalin bewundern und im Loblied der Partei für alles danken! Das
war etwas! Doch als reife Erwachsene zum Teil mit Hafterfahrung, als
Hochschüler und elitäre Avantgardisten den Totalitarismus von Rechts
bekämpfen zu wollen, um gleichzeitig den Totalitarismus von Links
billigend zu dulden, das war etwas fundamental anderes! Eine Haltung,
die ich nie verstehen konnte und werde: das war schlechthin Inkonsequenz
und schlechter geistiger wie politischer Stil!
Oder
neigten Intellektuelle und solche, die dieses Monopol nur für sich
reklamierten, a priori zur linken Seite - wie mir es mein aufgeklärter
Nachbar frühzeitig einschärfen wollte - und aus dieser Einseitigkeit
heraus auch zu mangelnder Ausgewogenheit und Kurzsichtigkeit?
Aus
meiner ankämpfenden wie kompromisslosen Sicht war diese damals schon
identische unkritische Haltung Gift und moralisches Versagen zugleich,
weil eigentliche Vorbilder die falsche Ikone anbeteten: das Götzenbild
von Hammer und Sichel auf rotem Hintergrund! Gleichzeitig
wertete ich die geistige Existenz in Kompromiss, Duldung und
Mitläufertum als einen mehr oder weniger gezielten Dolchstoß, der meine
Absetzung von dem menschenverachtenden System des Kommunismus
hintertrieb und die eigene Rebellion schwächte.
Polemica in nuce!? Kritik und Selbstkritik
Die
linken Idealisten und Utopisten waren im Gegensatz zu mir
offensichtlich immer noch bereit, den längst degenerierten
Staatskommunisten noch etwas Aufbruchseuphorie zuzugestehen, statt ihnen
nach eklatantem Versagen auf allen Ebenen die Führungskompetenzabzusprechen.
Das Rütteln an der politischen Macht war selbst im Jahr 1985, als
Rumänien bereits vor dem totalen Kollaps stand, für sie noch nicht
angesagt!
Auch stand für Herta Müller, Richard Wagner und andere aus dem Umfeld keine direkte Kritik an der Kommunistischen Partei Rumäniens zur Debatte, obwohl diese Kraft auf ihrem 9. Parteitag alle Intellektuellen im Land zum Üben von Kritik aufgerufen hatte - und indirekt zur Selbstkritik.
Offene
Dissidenz war selbst in dieser größeren Gruppe nicht gewollt, obwohl
das Land kurz vor dem Abgrund stand. Ceauşescu, der weitsichtige Führer,
hatte damals bereits sämtliche Nahrungsmittelvorräte gegen Devisen ins
Ausland verschachert, um die Fremdschulden forciert zu tilgen. Im einst
wohlhabenden Rumänien, wo, zumindest im Banat, Weizen, Mais und Gerste,
von den überfüllten Dachböden rieselten, war schon vor Jahren das Brot
knapp geworden. Menschen mussten hundert Kilometer anreisen, um in Temeschburg ein Baguette zu kaufen. Die
Kommunistische Partei unter Ceauşescu hatte inzwischen total versagt.
Ihren Führungsanspruch trotzdem anzuerkennen bedeutete eine eklatante
Verkennung der Gesamtsituation.
Wo blieben der Stolz der Kunstschaffenden und die geistige Revolte des Menschen
gegen Unrecht, von der Camus spricht? Indirekte Dissidenz und
kulturelle Opposition entstanden bestenfalls dadurch, dass sich die einzelnen Dichter weigerten, an Schandtaten wie Lobhudelei, konformistische Berichterstattung und Infiltration mitzumachen, als Individuen, während die Gruppe den Individualwillen aufhob und löschte.
Das Agieren innerhalb einer Gruppe - auch wenn es keine Aktionsgruppe
war - schützte zwar den Einzelnen vor Repressalien, weil niemand wusste,
wer was gesagt und formuliert hatte, aber die Einbettung exponierte das
Individuum auch, indem es einem Gruppenzwang unterworfen wurde, der
jede geistige Eigenständigkeit aufhob. Dahinter stand zusätzlich eine
mögliche Sippenhaftung, die – wie einst bei der Aktionsgruppe – im
Ernstfall den Untergang aller auslösen konnte. Aus
diesen Gründen zog ich es vor, über Jahre allein gegen den Strom zu
schwimmen, meine Protestschreiben allein zu verfassen, allein zu
unterzeichnen und allein mit den Folgen zu leben.. Auch in unserem offenen OTB-Kreis kamen und gingen wir als freie Individuen - fern von jedem Zwang!
Als
der oben zitierte Brief im Jahr 1985 an die Lokalpartei abgeschickt
wurde, nagten ein Großteil der zwanzig Millionen Menschen im Land
bereits an Knochen - an was wohl die Häftlinge nagten, die zu meinen
Zeiten noch Schlemmereien wie Schweinehufe vorgesetzt bekamen?
Es
fehlte überall an allem; an Energie, um zu kochen und zu heizen, an
Wasser, um sich zu waschen. Der Schritt zum Verzehren von Gras - wie
bald darauf in Nordkorea - war schon absehbar. Die Hälfte des
Bruttosozialprodukts, Milliarden, wurde nicht für die sträflich
vernachlässigte Daseinvorsorge investiert, sondern für einen Monsterbau verschleudert, der nur einem Größenwahnsinnigen, ja offensichtlich gänzlich verrückt gewordenen Despoten diente.
Doch der neue Turm von Babel mit dreitausend Räumen, dem Zehntausende Bukarester weichen mussten, um Platz zu machen für das Achte Weltwunder, stand nicht im fernen Banat, in der heilen Welt meiner Kindheit, wo Leute wie C.F. Delius nach der Niederungen-Lektüre
Herta Müllers Sodom und Gomorra vermuteten, auch nicht im fernen
Babylon zwischen Euphrat und Tigris bei Saddam Hussein, sondern im
Herzen der Walachei, in Bukarest, in Rumänien! In
einer solchen gesellschaftspolitischen Konstellation erteilten naive
Linke der für all das verantwortlichen Kommunistenpartei Absolution! Ein
Hohn!
In den Schriftstellerverband wollten einige aus ihren Reihen aufgenommen werden, nachdem die Partei ihnen wohlwollend ein Büchlein genehmigt hatte - als Krönung ihres Künstlerdaseins!
Das war ihre größte Sorge, während andere hungerten und ihre Landsleute von panischer Untergangsstimmung ergriffen alles dem Freikauf opferten und ohne Rücksicht auf Verluste nur das nackte Leben rettend aus dem Land flohen – wie bei drohendem Krieg!
Der die Meriten der Partei unkritisch anerkennende Appell endet mit der unverhohlenen Drohung, den Großen Bruder in Bukarest informieren zu wollen, falls eine lokale Lösung ausbleibe: Also, kleiner Pinscher Unheil, wenn du nicht spurst, dann holen wir den großen Wauwau!
Darüber vergaß Herta Müller später in der Bundesrepublik zu berichten!
Den Pour le Mérite auf dafür, noch vor dem Nobelpreis!!!
Polemica
in nuce? Vielleicht. Mein Ärger, der mir den Schlaf raubte, floss in
einige Essays - und Satiren. Doch das Lachen bleibt weg, wenn man an die
Opfer denkt, die das - wenn auch ungewollte - Stützen einer Diktatur
gekostet hat. Ein Endkampf auch hier - ohne Endsieg. Nur mehr Opfer.
Verbitterung kommt manchmal auf - und auch Verständnis dafür, dass aus
langjährigen demokratischen Dissidenten, Menschenrechtlern und freien
Geistern irgendwann nach langem Sisyphus- und Don Quichotte-Dasein der
Umschwung in den radikalisierten Zynismus erfolgt! Cioran, Goma … sind
Beispiele dafür!
Es
bedarf keiner besonderen Erwähnung, dass nicht jeder aus der Gruppe den
Text, so wie ihn vielleicht einer von ihnen aufgesetzt hatte, voll
stützte und mittrug - und dass einiges davon als plakativer Appell
verstanden wurde, der notwendig erschien, um überhaupt angehört zu
werden. Trotzdem ist die Aktion einstiger Mitglieder der ehemals anders gestarteten Aktionsgruppeeine Geste des Kompromisses, des Arrangements mit der Macht, die 1985, als die Zivilisation in Rumänien unterging, schwer deplatziert war - das war aus meiner Sicht unfreiwillige Kollaboration!
Und worin bestand die Alternative dazu?
Eben in dem von uns durchexerzierten Modell des konkreten politischen Widerstands, das Folter und Haft implizierte, aber auch andere Signale an die Gesellschaft sendete.Vielfacher Widerstand über Jahre machte die spätere Revolution möglich - und nicht die stille Duldung einer Weltanschauung, die sich selbst schon überlebt hatte!
Manche
Erfahrungen, die ich in unendlichen Variationen während der
dreijährigen oppositionellen Tätigkeit hatte auch machen müssen, tauchen
in dem gelinden Protestschreiben wieder auf, nur transponiert in den
Bereich des Literarischen -und mit anderen Akteuren. Das System dahinter
blieb gleich wie die Methoden, Menschen einzuschüchtern, sie psychisch
und selbst physisch zu vernichten. Unter diesen Umständen bot sich für
die Deutschen aus dem Banat und Siebenbürgen nur eine Alternative an -
die Ausreise, für mich und für andere - der Exodus!
Während ich schon früh dafür optierte und so schnell wie möglich die elysischen Gefilde verlassen wollte, entschlossen sich loyale Kritiker
sträubend erst später, nachdem sich selbst der stramme Antifaschist
Berwanger abgesetzt und das Banat so gut wie frei von Deutschen war.
Den Schriftstellern deutscher Zunge liefen die Leser davon! Bereits 1979 war ich gegangen, weil
ich die Führungsrolle der Kommunistischen Partei, die sich mit
vorgehaltener Pistole und einen legitimen Monarchen nötigend an die
Macht geputscht hatte, nie anerkannt hätte. Weder in Rumänien, noch
sonst in einem anderen totalitären Staat.
Statt
kleine Büchlein zu machen mit subjektiven Ergüssen und
antiimperialistischen Parolen von der Stange, Jugendsünden, die mancher
aus der Gruppe aus heutiger Sicht gerne ungeschehen machen und vergessen
würde, habe ich mit anderen ähnlich denkenden Opponenten das totalitäre
Regime bekämpft; und zwar selbst noch zwischen 1981 und 1984 über das Mittel der völkerrechtlichen Klage, obwohl ich meine Haut in den freien Westen gerettet und nichts mehr zu gewinnen hatte, aber alles verlieren konnte, nämlich das Leben!
Als
ich damals zum Zeitpunkt der Klageerhebung - für die Sache anderer
eintretend - nächtliche Drohanrufe erhielt und die zuständigen Behörden
darüber informierte, vergaß ich das öffentliche Aufschreien, das
Tamm-Tamm, das Trommeln, Schellen und Klappern. Das alles ertönte erst
1987, als die richtigen Dissidenten kamen!
Steht
es mir damit zu, anderen den Spiegel vorzuhalten, anderen, die die
Deutsche Minderheit in der Schuld sahen, sich von ihr absetzten und sie
bekämpften, statt gegen die Kommunisten anzutreten? Ist es nicht schon
zu spät für die Wahrheit?
Darauf mögen andere antworten!
Wer
- wie Herta Müller und ihre nicht immer konsequent-kritischen
Zeit-Genossen - eine kommunistische oder pseudokommunistische
Einheitspartei so undifferenziert bestätigt, sollte nie Preise, die für
Dissidenz vergeben werden, anfassen oder gar annehmen.
Und
wenn sie solche Preise, die für Widerstand, Zivilcourage und
bürgerliche Opposition in einer Diktatur vergeben werden, versehentlich
von Leuten zugesprochen bekommt, die von den inneren Verhältnissen in
einem totalitären System, von Dissidenz und von politischem
Andersdenkertum keine Ahnung haben, dann sollte die Dame jene Ehrungen
schleunigst zurückgeben, damit sie jenen Menschen zukommen, die für ihre
weltanschaulichen Überzeugungen wirklich im Gefängnis saßen - über eine
Woche hinaus.
Carl Gibson, Symphonie der Freiheit,
Dettelbach, 2008, 418 Seiten.
Pestsäule und Dom, Temeschburg,
OTB-Organisator Georg Weber, 1982 in Dortmund
Bürgerrechtler Carl Gibson zur Zeit der UNO-Beschwerde gegen Ceausescu (1981)
in Rottweil
ZK
Ceausescus Palast
Carl Gibson, Lesung
Mehr zum Thema Kommunismus hier:
Carl Gibsons neues Buch
zur kommunistischen Diktatur in Rumänien -
über individuellen Widerstand in einem totalitären System.
Allein in der Revolte -
im Februar 2013 erschienen.
Das Oeuvre ist nunmehr komplett.
Alle Rechte für das Gesamtwerk liegen bei Carl Gibson.
Eine Neuauflage des Gesamtwerks wird angestrebt.
Carl Gibson
Buchrückseite
Fotos von Carl Gibson: Monika Nickel
©Carl Gibson. Alle Rechte vorbehalten.
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