Freitag, 31. Dezember 2021

Putin ins Visier nehmen? Die klugen Sprüche der Ministerin Lambrecht … im Konzert antirussischer Töne

Säbelrasseln hat viele Formen – und manchmal kommt es zur Unzeit, dann, wenn die Lunte schon brennt …

Ministerin Lambrecht jüngst auf Auslandsbesuch an der NATO-Frontlinie zu Russland gibt in Litauen, wo 500 deutsche Soldaten stationiert sind, kecke Statements[1] ab, weitsichtige Statements wie: Putin ins Visier nehmen!

Man kann nur staunen, was da eine Frau recht unreflektiert von sich gibt, die schon einmal Ministerin war, Justizministerin!

Nun hat man ihr das Justizministerium genommen, und, weil sie wohl kompetent war und ist, hat man ihr ein neues Ministerium zugeschanzt, die Domäne der Frau kramp-Karrenbauer, speziell das für die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschlands zuständige Ministerium, also ein Haus, in dem man mit Säbeln gut vertraut ist, auch mit dem Kriegsgetöse, das die Bevölkerung wohl einstimmen soll auf das, was noch kommt, auf die Konfrontation mit Putins Russlands und auf einen möglichen Krieg, den es dann geben wird, wenn eine Seite überreagiert.

Putin ins Visier nehmen!

Der feinen englischen Art entspricht ist diese Formulierung, in der eine latente Drohung bereits mitschwingt, nicht.

Wenn eine verrückte Schriftstellerin gegen Putin schimpft, weil sie nichts kann außer andere beschimpfen und weil sie immer schon schimpfte, ohne Sinn und Verstand, nur so, boshaft, dann ist das eine Sache. Wenn eine Verteidigungsministerin aber verbal unsensibel, ja, grob agiert, dann muss man davon ausgehen, dass die Russen genau zuhören, wie Deutsche nun öffentlich über ihre Nachbarn im Osten reden, herziehen, kaltkriegerisch, so als ob in Zeiten, wo die Majestätsbeleidigung de facto abgeschafft ist, man auf den potenziellen ideologischen wie konkreten Feind keine Rücksicht mehr nehmen muss.

Mit den Russen leben – das war die Einsicht eines Helmut Schmidt, nachdem die Ost-West-Entspannungspolitik unter Willy Brandt bereits eingesetzt und Fahrt aufgenommen hatte. Das ist heute vergessen, obwohl man immer noch auf Russland angewiesen ist, im Energiesektor, aber auch sicherheitspolitisch, weil die Folgen eines echten Konfliktes kriegerischer Art, der aus der Ukraine-Krise erwachsen kann, unausdenkbar sind.

Also sollte eine Ministerin im strategischen Amt erst denken, dann reden – und sie sollte, wie auch bisher praktiziert, propagandistisches Posaunen im Hass- und Hetz-Stil verrückten Schriftsellern überlassen, die rücksichtlos losschreien, ohne zu wissen, was sie tun.

[1] Die deplatzierte Diktion ist nicht ganz untergegangen, die deutsche Presse berichtete, u. a.

https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/lambrecht-in-litauen-wir-nehmen-putin-ins-visier-17692368.html